PREUSSEN, Adalbert Prinz von (1811-1873). Sohn von Prinzessin Marianne und Prinz Wilhelm, des jüngsten Bruders König Friedrich Wilhelms III. Er galt als Experte für Marine-Angelegenheiten. 1854 Admiral der preußischen Küsten und Oberbefehlshaber der Marine. Begründer von Wilhelmshaven. – Eigenhändiger Brief m. U. als Kind (im Alter von 14 Jahren) an seinen Lehrer Johann Marius Friedrich Schmidt (1776-1849).

DESSAU, 12. April 1826. 2 S. in 4°. – Großartiger, früher Brief.

 

Lieber Herr Schmidt

Sie äußerten den Wunsch daß ich Ihnen doch auf der Reise schreiben möchte und so wollte ich diesem zuerst hier in Dessau, Ihrem Geburtsorte zuvorkommen. Sie können gar nicht glauben, wie alles mir hier so wohl gefällt. Ich wohne parterre im Palais meiner Tante Amellie [Amalie von Hessen-Homburg, 1774-1846, durch Heirat Erbprinzessin von Anhalt-Dessau], und habe aus meinen Fenstern die Aussicht in den Garten. Wi rwaren vorvorgestern genöthigt uns bei Coswig über die Elbe setzen zu laßen, weil dieselbe uns verhinderte durch ihr Austreten über Wittenberg zu reisen. Vorgestern aßen wir auf dem Schloße des Herzoges zu Mittag und am Nachmittage waren wir in Louisium. Gestern hingegen speiseten wir in Wörliz [Wörlitz] und gingen darauf im schönen Garten spazieren. Des Morgens fuhren wir uns gewöhnlich in Kähnen auf dem Teiche im hiesigen Garten. – Sie können gar nicht glauben wie mir Wörliz gefallen hat, aber es soll noch schöner sein wenn die großen Wiesen nicht überschwemmt sind, welches leider gestern nicht der Fall war, denn sie waren alle voll Wasser. Heute Mittag reisen wir schon wir ab und nun will ich auch Ihnen “lebe wohl” sagen. Meine Aeltern, Friederike, meine Geschwister und Graf Egloffstein laßen Sie grüßen. Epfehlen Sie mich Ihrer Familie, leben Sie recht wohl und vergeßen Sie nicht Ihren Sie herzlich liebenden und achtenden Freund und Schüler

Pr(inz) Adalbert.

 

 

SCHMIDT, Johann Marius Friedrich (Dessau 1776 – Berlin 1849). Königlicher Professor zu Berlin. 1791 Lehrer der Handlungsschule des J.MF. Schulze zu Berlin, wo er Johann Ernst Plamann (1771-1834) kennenlernte, mit dem er 1805 die Pestalozzi-Knabenanstalt in Berlin gründete. Da er bereits in vielen der angesehensten Familien Berlins Geographie, Geschichte, Statistik etc. unterrichtete, wurde er 1810 auch zum Lehrer der königlichen Prinzessinnen bestimmt. Er leitete deren Unterricht in besagten Fächern bis zu deren Vermählung. Die Zuneigung, die diese ihm entgegenbrachten, äußerte sich in einem langjährigen Briefwechsel. Aus Schmidts geographischen Studien gingen mehrere Kartenwerke hervor, die z.T. große Auflagen erfuhren. 1833 wurde er Inspektor des Landkarten-Kabinetts und Kustos für Geographie und Statistik an der königlichen Bibliothek. Als Anerkennung seiner Dienste verlieht ihm König Friedrich Wilhelm III. den Professorentitel und später den Roten-Adler-Orden dritter Klasse. 1806 in Dessau verheiratet mit Henriette Baumann (1781-1860), Tochter eines Schuhmachermeisters. Das Paar hatte zehn Kinder, von denen allerdings nicht alle das Erwachsenenalter erreichten: Julius (1807-1880), wurde Prediger zu Schöneberg bei Stargard in Pommern; Rudolph (1809-1818); Wilhelm (1810-1826); Waldemar (1811-1812); Friederike (1813-?); Adelheid (1815-?); Marie (1817-1845); Luise (1819-?); Agnes (1822-?) und Hedwig (1824-?).

Meine Artikel unterliegen alle der Differenzbesteuerung nach §25a Umsatzsteuergesetz.