Aus Kreuzberger Grafik Mappe

Atelier Handpresse

Linol Druck  von Klaus Franken auf hellgrünes Papier (was auf dem Foto nicht zu erkennen ist.)

"So ein Gedicht"

Handsigniert 1975  78/250 er Auflage

61 X 43 cm

Sehr guter Zustand, da immer in der Mappe gelagert

Klaus Franken (* 1946):

 

Berliner Schaumkrone oder: Kriege gucken Tagesschau

Januar 9, 2020 von Heiner Frost

Klaus Franken bei der Arbeit. Foto: Rüdiger Dehnen

„Poems on Linoleum“– ja, was denn jetzt? Dichtet da einer auf dem Fußboden? Weit gefehlt. Klaus Franken ist – ja was ist er denn eigentlich?

Eigentlich …

… liest man auf dem Beipackzettel zur Mappe „Worte – Poems on Linoleum“ ist Franken in Kleve aufgewachsen. 1964 hat er zusammen mit Rolf-Dieter Koll und Kuno Ververs „in den Kellerräumen der Stadthalle Kleve Gedichte gelesen“. Na – das ist doch mal ein Anfang. 1964 … schnell mal rechnen … da war ich UZ. Unter zehn. Und der schreibt schon: Geschichte.

Teilungen

Franken ging später nach Berlin. Die Stadt: Geteilt. Frankens Leben auch. Ein bisschen. Mitglied im Kreuzberger Künstlerkreis, Betreiber der Moabiter Druckwerkstatt, Herausgeber von sieben Moabiter Linolkalendern. Die eine Seite. Und die andere? Über 30 Jahre Arbeit als Diplom-Pädagoge in einem Weddinger Kinderladen. Herstellung von vielen Büchern mit je einer Geschichte, sowie Zeichnungen und Malarbeiten von Kindern. Kaspertheaterspieler.

Schaumkrone

So eine Biografie hätte man selber gern. Niederrhein mit Berliner Schaumkrone. Frankens Frau: Berlinerin. Ausgerechnet die wünscht sich, gar nicht so lange ist das her, ein Leben auf dem Land. Falsch: Kein Leben auf dem Land. Was sollen die Klever, bitte schön denken? Frankens Frau wünschte sich ein „naturnahes Leben“. Warum nicht in Kleve? Das kannte frau schon. 2018: Rückkehr und Wiederaufnahme der Arbeit mit und im Linol. Berlins Teilung: Geschichte. Frankens Teilung: anhaltend. Lyrik – Grafik. Er rückt die Dinge ins Verhältnis: „Mehr Lyrik, weniger Grafik.“ Okay. Dekoriert da einer seine Buchstaben mit Hochdruck? Eher nicht. Obwohl: Man gibt dem Künstler recht. Seit er‘s gesagt hat, ahnt man ein winziges Übergewicht auf Seiten der Buchstaben. Ginge es um die schlanke Linie – man würde sagen: schwere Knochen.

Erster Anlauf

Frankens erste Anlaufstation in Kleve: Das Café Samocca. Cafés können Kunstschnittpunkte sein. Im Samocca hängt – immer mal wieder – auch Kunst an der Wand. Vielleicht also mal nachfragen, ob man nicht ausstellen kann. Man kann. Vor der Ankunft an Caféwänden die Ankunft im Grafikkalender der ArtConnection in Goch. Franken ist 2019 und 2020 mit je einem Blatt vertreten. Er erstellt eine Mappe mit „7 + 1 Drucken in einer Auflage von 30 numerierten und signierten Exemplaren“ und druckt das Ganze „auf einer Korrex-Andruckpresse bei Konrad Stüven in Goch“.

Franken-Teilung

Wer die Mappe aufschlägt, wird schnell zum Zeugen der Franken-Teilung: Lyrik – Grafik. Diagnose: Da denkt einer über die Welt nach und erstellt ein Zustandsprotokoll. Vielleicht sollte man nicht von einem Protokoll sprechen. Das klingt so abseitsstatistischtheoretisch. Franken lässt – zumindest bei den meisten Arbeiten – farbige Grafik im Duett mit Buchstaben aufmarschieren. Nein – es sind nicht Buchstaben. Es ist ja Lyrik – so, wie Frankens Grafik mehr ist als Punkt und Strich.
Aus der Entfernung sieht alles irgendwie friedvoll aus. Fast idyllisch geht es zu. Dann taucht man in die Buchstaben: „Die goldenen Sternlein schimmern“ und wähnt sich in Claudius‘ Mondscheinlyrik getunkt: „Die goldenen Sternlein schimmern die Herzen aber sind gepflockt die Menschen unten wimmern sie haben sich verzockt.“ Eine art gestreichelte Ohrfeige. Frankens Lyrik spart an Zeichensetzung. Nicht nötig – sie ist ja selbst ein Zeichen. Da pendelt die Sprache zwischen Zynismus und schwarzem Humor. Wer Franken möchte, muss mit der Teilung leben. Die aber funktioniert nur in der Addition. Wer nicht zusammenfügt, was angeboten wird, bleibt im Einseitigen stecken.

mäandern

Die Franken-Lyrik mäandert herrlich und nur scheinbar unentschlossen zwischen den Polen. Mal „morgensternt“ es heftig zwischen den Zeilen[Ein Reiher steht unten am Kermisdahl und blickt übers Wasser stumm, da fliegt ein anderer Reiher heran und stakst um den ersten herum …] – mal wird man ins Denken geschubst [Der Fahrstuhl zum Himmel steht still. Die Erde geht durch die Hölle. …]

Zum Unbequemen

Franken tut eines aber nicht: Zeigefingern. Aber fest steht: Der Lyriker und der Grafiker lassen die Welt nicht kommentarlos dahinleben. [Alltag 2018: Autos fahren auf den Flüssen. Menschen küssen ihre Arbeit. Alle Tassen stehn im Schrank. Unterm Teppich blitzt es blank. Kriege gucken Tagesschau. Menschen flüchten vorm Programm …] Neid flackert auf: Das ist einer von den Gedanken, die man gern selbst formuliert hätte: Kriege gucken Tagesschau. Einer wie Franken macht also nicht Halt am Grenzstein des Unbequemen – so viel steht fest. Gemütlichkeit ist anderswo. Und ja – die Selbstverortung stimmt: Mehr Lyrik. Weniger Grafik. Aber da sind die kleinen Pointen: „Der Herr vergibt uns unsere Schuld, er bittet nur um viel Geduld“, heißt es am Ende eines Textes und aus den beiden Senkrechtbalken des großen H lässt Franken Kirchturmspitzen sprießen.

Am Ende von „Poems on Linoleum“ möchte man, dass die Welt noch zu retten ist und kann, wenn man möchte, begreifen – ach was … einfach mal selber drauf kommen und sehen, wohin die Teilung führt.

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