Rochus Gliese (* 6. Januar 1891 als Paul Wilhelm Rochus Gliese in Berlin; † 22. Dezember 1978 ebenda) war ein deutscher Bühnenbildner und Filmregisseur.

Knabe im Schwimmbad. Original Radierung auf festem Papier. ca. 36 x 45 cm (Blatt), ca. 21 x 27 cm Abb.

An den Rändern kleinere Läsuren und Einrisse. (vgl. Fotos)

rechts unten signiert und datiert 1929

Äusserst seltene Arbeit des Künstlers zum Thema Homoerotik/Knabenliebe aus seiner Zeit in Berlin.


Gliese studierte von 1909 bis 1911 in Berlin Malerei und Theatergeschichte. Er arbeitet zunächst als Kostümbildner und ab 1913 als Bühnenbildner an verschiedenen Berliner Theatern: Von 1913 bis 1914 am Deutschen Künstlertheater, 1914 am Lessingtheater, von 1915 bis 1917 an den Meinhard-Bernauer-Bühnen, 1918 am Residenztheater und von 1922 bis 1932 am Staatlichen Schauspielhaus. Er war anfangs vom Expressionismus beeinflusst, fand aber später zu einer auf die szenischen Anforderungen abgestimmte Raumgestaltung. Im Jahr 1933 ging er an das Theater in Essen, kehrte jedoch bereits im darauffolgenden Jahr nach Berlin zurück, wo er bis 1944 Theaterarbeit betrieb. Nach dem Krieg war er von 1947 bis 1949 in Potsdam tätig.

Film

Neben seiner Theaterarbeit war Gliese seit 1913 auch als Filmarchitekt, Kostümdesigner und Filmregisseur engagiert. Für Der Student von Prag entwarf er 1913 die Kostüme. Mit dem Hauptdarsteller dieses Films Paul Wegener entwickelte sich eine enge schöpferische Zusammenarbeit und Gliese war bei dessen Märchenfilmen sowohl Filmarchitekt als auch Regisseur. Bei Der Yoghi und Rübezahls Hochzeit assistierte er Wegener in dessen Funktion als Regisseur. Gliese war außerdem an allen drei Golem-Filmen Wegeners beteiligt; für den letzten, Der Golem, wie er in die Welt kam, war Gliese für die Kostüme verantwortlich.

Im Mai 1921 gründete er seine eigene Produktionsfirma, die Rochus Gliese Film GmbH (1921–1924).

Sein Filmdesign war nun vom Filmexpressionismus geprägt. Er arbeitete für vier Filme Friedrich Wilhelm Murnaus und ging mit diesem 1927 in die USA, wo er zwar für seine Arbeit für Sonnenaufgang – Lied von zwei Menschen 1929 für den Oscar nominiert war, sonst jedoch zwei Jahre eher erfolglos als Filmarchitekt arbeitete. Glieses letzte Regiearbeit war 1930 Die Jagd nach dem Glück. Nach dem Krieg arbeitete er auch für die DEFA (Ein Polterabend, 1955, Regie: Curt Bois).

Rochus Gliese erhielt 1973 das Filmband in Gold für sein Lebenswerk.” (Wikipedia)


schwules

museum

lützowstraße 73

10785 berlin

Rochus Gliese – Regisseur, Schauspieler, Bühnenbildner: eine Hommage zum 30. Todestag 19. Dezember 2008 – 16. März 2009

Das Los auch der genialsten Bühnenarchitekten ist, dass sie mit ihren Entwürfen viel zum Gelingen von Aufführungen beitragen, aber von der Kritik nur mit Nebensätzen „wunderbar, das Bühnenbild von Rochus Gliese“ abgespeist werden. Bühnenbildner gehören zu den schnell Vergessenen, ihr Ruhm welkt rasch. Nur Theater- oder Filmhistoriker kennen heute noch Rochus Gliese.

Rochus Gliese gehört zu den Pionieren der Filmkunst. Bereits in den 1910er Jahren arbeitet er mit Paul Wegener, der den phantastischen Film zu künstlerischen Höhepunkten führte. Er war für die Ausstattung und die optischen Tricks verantwortlich, trat auch als Schauspieler auf und übernahm für den Star Paul Wegener die Regie. In den frühen zwanziger Jahren wechselt er zu Friedrich Wilhelm Murnau und ging mit ihm 1927 in die USA, wo sie den Film SUNRISE – A SONG OF TWO HUMANS realisieren. In Hollywood haben sie alle Freiheiten und nutzen diese auch extensiv. An einem entlegenen und schwer zugänglichen Stausee lässt Gliese ein ganzes deutsches Dorf mit Kirche errichten. Bäume werden umgesetzt und mühsam mit künstlichen Blättern ausgestattet. Alle Mühe nur, damit die Ankunft der Feriengäste vom See aus gefilmt werden kann. Dafür wird Gliese für den ersten Ausstattungs-Oscar nominiert. Ein von Gliese in den 1950er Jahren rekonstruiertes Modell des Marktplatzes der Stadt steht im Mittelpunkt der Ausstellung. Hier kann man die verschiedenen Kameraperspektiven nachvollziehen. Fotos zum Film und eine Hörstation, in der Gliese selbst das Wort ergreift, ergänzen die Präsentation.

Über Glieses Privatleben ist wenig überliefert. Aus Briefen und anderen Dokumenten lässt sich seine homosexuelle Neigung erahnen. Zwei homoerotische Kunstwerke, die Gliese seinem Mentor Paul Wegener verehrte, sind in der Ausstellung zu sehen.

In den 1930er Jahren arbeitet er vorwiegend als Bühnenbildner am Theater. Die Ausstellung zeigt seine langjährige Zusammenarbeit mit Gustaf Gründgens anhand von Fotos, Kostümen, Bühnenbild- und Kostümentwürfen. Hier sind auch zwei Bühnenmodelle zu Gründgens’ Inszenierung DER BLAUE BOLL von Ernst Barlach zu sehen, die Gliese in den 1950er Jahren für eine Theaterausstellung in Stuttgart rekonstruierte. Die Modelle stammen aus der Theatersammlung des Stadtmuseums Berlin. Mit Leihgaben aus der Akademie der Künste, des Deutschen Historischen Museums, des Theaterinstituts der Freien Universität, mit Briefen aus dem Gründgens Nachlass der Staatsbibliothek und mit vielen Exponaten der Deutschen Kinemathek kann Glieses Werk neu entdeckt werden.”

(Kurator: Wolfgang Theis)