Der 1. Weltkrieg Die Ur-Katastrophe des 20. Jahrhunderts

Stephan Burgdorff (Herausgeber), Klaus Wiegrefe (Herausgeber)

Gebundene Ausgabe mit Schutzumschlag: 352 Seiten - Verlag Deutsche Verlags-Anstalt (2004) - Sprache: Deutsch - Größe und/oder Gewicht: 22,4 x 13.5 x 3.3 cm 

Der Krieg von 1914 bis 1918 hat die Welt grundlegend verändert: Das Osmanische Reich, das Zarenimperium und der Vielvölkerstaat Österreich-Ungarn zerbrachen, der Aufstieg Hitlers, Lenins und Stalins hat hier seine Wurzeln, die Kolonialmächte England und Frankreich begangen zu wanken. Als erster weltumspannder Waffengang kostete dieser Krieg fast 15 Millionen Menschen das Leben.

Autoren des Spiegel und bekannte Historiker wie Hew Strachan und Hans-Ulrich Wehler beleuchten die vielfältigen Aspekte dieser "Urkatastrophe" des 20. Jahrhunderts. Sie analysieren die Vorgeschichte mit dem Höhepunkt des Attentats von Sarajevo und der Juli-Krise. Sie beschreiben die verbissenen Kämpfe in Frankreich, Belgien, Italien und im Osten Europas sowie die globale Dimension der Auseinandersetzung. Sie schildern Hungersnot und Mangelwirtschaft und werfen einen neuen Blick auf die so weitreichenden Folgen dieses Krieges. Ergänzt wird der Band durch kürzlich gefundene Farbaufnahmen.

Über den Autor und weitere Mitwirkende

Stephan Burgdorff, geboren 1944, ist seit 1974 Redakteur des Spiegel und leitet seit einigen Jahren das Ressort Sonderthemen. Er ist Mitherausgeber mehrerer SPIEGEL/DVA-Bücher, darunter "Die Flucht. Über die Vertreibung der Deutschen aus dem Osten" und "Der 1. Weltkrieg. Die Ur-Katastrophe des 20. Jahrhunderts".

Klaus Wiegrefe, geboren 1965, ist Autor beim SPIEGEL und dort seit 1997 zuständig für den Bereich Zeitgeschichte. Der promovierte Historiker veröffentlichte „Das Zerwürfnis. Helmut Schmidt, Jimmy Carter und die Krise der deutsch-amerikanischen Beziehungen“. Er ist Mitherausgeber der SPIEGEL/DVA-Bücher „Der 1. Weltkrieg“, „Der 2. Weltkrieg“ und „Die 50er Jahre“.

Leseprobe. Abdruck erfolgt mit freundlicher Genehmigung der Rechteinhaber. Alle Rechte vorbehalten.

Der Marsch in die Barbarei

Der Weltkrieg von 1914 bis 1918 war der erste totale Krieg in der Geschichte der Menschheit. Er verhalf Wladimir Iljitsch Lenin an die Macht und legte den Keim für den Aufstieg des Postkartenmalers Adolf Hitler zum verbrecherischen Diktator.

VON KLAUS WIEGREFE

Am Abend vor dem Abbruch der diplomatischen Beziehungen zum Deutschen Reich stand der britische Außenminister Edward Grey am Fenster seines Amtszimmers und blickte auf den Londoner St. James's Park, in dem gerade die Lampen angezündet wurden. Grey befiel an diesem 3. August 1914 eine dunkle Vorahnung. „In ganz Europa gehen die Lichter aus", sagte er zu einem Freund und fügte hinzu: „Wir werden es nicht mehr erleben, dass sie wieder angezündet werden."

Der Erste Weltkrieg dauerte bis 1918, und doch erwiesen sich Greys Worte als schreckliche Prophezeiung: Einen stabilen Frieden sollte es in Europa 31 Jahre lang - bis 1945 - nicht mehr geben.

Der Friedensvertrag von Versailles, der Deutschland um mehr als ein Zehntel seiner Fläche verkleinerte und zu gigantischen Reparationszahlungen verpflichtete, beendete zwar offiziell das Gemetzel auf dem Schlachtfeld. Aber der „Krieg in den Köpfen", so der Historiker Gerd Krumeich, tobte noch Jahrzehnte weiter.

Nichts machte Adolf Hitler, 1914 Kriegsfreiwilliger im bayerischen Reserve-Infanterie-Regiment 16, so populär wie seine Drohung, die „Schmach von Versailles" auszulöschen. Für Krumeichs Kollegen Hans-Ulrich Wehler ist der Erste Weltkrieg daher der Beginn eines „zweiten Dreißigjährigen Krieges" (siehe Seite 23).

Die gute alte Friedenszeit - für die Eltern, Großeltern und Urgroßeltern der heute lebenden Europäer waren dies die Jahre vor 1914. Mit boomendem Optimismus hatten viele Menschen auf dem alten Kontinent das neue Jahrhundert begrüßt. Sie glaubten an eine goldene Zukunft mit mehr Freiheit, Fortschritt und Wohlstand.

Der Erste Weltkrieg zerstörte unwiederbringlich dieses Vertrauen. Millionen Männer erlebten und erlitten Gewalt von solch massiver Brutalität, wie sie bis dahin in der Geschichte der Menschheit unvorstellbar war - ein idealer Nährboden für Faschisten und Kommunisten mit ihren Wahnvorstellungen vom Rassen- oder Klassenkampf.

Es war der Krieg, der dem Rechtsanwalt Wladimir Iljitsch Lenin 1917 die Gelegenheit gab, in Russland jene Diktatur zu errichten, unter deren Nachwirkungen Osteuropa noch lange leiden wird. Ohne die Erschütterungen des Weltkriegs wäre auch dem einstigen Postkartenmaler Hitler der Griff nach der Macht nie gelungen.

In der blutigen Auseinandersetzung zwischen den Mittelmächten Deutschland und Österreich-Ungarn sowie der Entente aus Großbritannien, Frankreich und Russland zeigte die Moderne ihr anderes Gesicht - es war eine hässliche Fratze.

Die industrielle Dynamik, welche die Europäer zu den Herrschern der Welt hatte werden lassen, wandte sich erstmals gegen die Bewohner des alten Kontinents. Der Erste Weltkrieg war der erste totale Krieg. Die Eisenbahn - Sinnbild des Fortschritts - brachte Millionen Soldaten an die Front, dort gerieten sie in eine gigantische, hoch technisierte Tötungsmaschinerie von bislang unbekannten Ausmaßen.

Terrorwaffen wie das deutsche „Parisgeschütz" schleuderten ihre tödliche Last über eine Distanz von 130 Kilometern; Maschinengewehre der amerikanischen Marke Maxim feuerten bis zu 600 Kugeln pro Minute ab. Allein am 12. September 1918 verschossen die Amerikaner bei einem Angriff in vier Stunden 1,1 Millionen Granaten.

Mehr als 60 Millionen Soldaten aus fünf Kontinenten kämpften zwischen China und den Falkland-Inseln, auf knapp 4000 Meter Höhe in den Alpen und in den Tiefen des Atlantischen Ozeans um den Sieg und ihr Leben. Beinahe jeder Sechste fiel - im Durchschnitt 6000 Mann täglich -, schätzen die Autoren des neuen Standardwerks „Enzyklopädie Erster Weltkrieg"*. Millionen kehrten als Kriegsversehrte heim.

Das Grauen von Bombenterror, Flucht und Vertreibung, welches die Deutschen erst gegen Ende des „Dritten Reichs" erlebten, wirkt heute wie ein vielfach verstärktes Echo jenes Schreckens, den deutsche und österreichische Truppen 30 Jahre zuvor nach Frankreich, Belgien oder Serbien getragen hatten.

Über 800 000 Belgier flohen 1914 vor den Deutschen ins Ausland; mindestens 60 000 Belgier ließ Wilhelm II. aus den besetzten Gebieten verschleppen. Diese sowie 15 000 osteuropäische Juden mussten im Reich Zwangsarbeit verrichten. Städte wie das belgische Ypern bestanden 1918 nur noch aus Ruinen.

Im belgischen Tamines oder in Dinant wurden Hunderte von Zivilisten als Vergeltung für vermeintliche Partisanenangriffe erschossen. Deutsche Soldaten benutzten beim Kampf um Lüttich oder Namur Geiseln als menschliche Schutzschilde. Fotos aus Serbien zeigen österreichische Soldaten vor gehenkten Zivilisten - ähnlich den umstrittenen Aufnahmen in der Hamburger Wehrmachtsausstellung über die Verbrechen deutscher Militärs im Zweiten Weltkrieg.

Noch gab es Barrieren, die erst bei Hitler fielen. Am 4. September 1914 schlug Kaiser Wilhelm II. vor, 90000 russische Kriegsgefangene auf der Kurischen Nehrung verhungern zu lassen, wogegen der preußische Kriegsminister Erich von Falkenhayn sich sofort verwahrte. Fünf Tage später freilich plädierte der 55-jährige Monarch dafür, die von Belgien und Frankreich nach einem Sieg zu annektierenden Gebiete ethnisch zu säubern und das dann frei gewordene Land an verdiente Unteroffiziere und Mannschaften zu vergeben. Niemand widersprach. Die Niederlage ließ aus Wilhelm sogar einen radikalen Antisemiten werden, der von der Vergasung der Juden fabulierte.

Der erste Dreißigjährige Krieg - zwischen 1618 und 1648 - hinterließ ein verwüstetes Mitteleuropa und traumatisierte die Menschen für Jahrhunderte. Es ist wahrscheinlich, dass der zweite eine ähnliche Langzeitwirkung entfaltet. Allerdings ist die Erinnerung an das damit verbundene Grauen unterschiedlich ausgeprägt. Der Osten Europas sieht im Holocaust und im Vernichtungskrieg zwischen 1939 und 1945 die zentralen Katastrophen des 20. Jahrhunderts. Im Westen des alten Kontinents hingegen ist der „Große Krieg" (La Grande Guerre) jener zwischen 1914 und 1918 geblieben.

In der Knochenmühle von Verdun oder auf den Killing Fields von Flandern starben viermal so viele Franzosen, dreimal so viele Belgier, doppelt so viele Briten wie im Zweiten Weltkrieg. Allein am 1. Juli 1916 verloren die Briten rund 60000 Soldaten.

Die Erinnerung an die Opfer wird bis heute hochgehalten. Am 11. November - zum Jahrestag des Waffenstillstands 1918 - gedenken die gut 35 000 französischen Gemeinden in Feierstunden der Toten; der Präsident legt einen Kranz am Pariser Arc de Triomphe nieder. Reisen zu den belgischen Schlachtfeldern gehören in vielen englischen Schulen zum Pflichtpensum. Briten stellen über die Hälfte der 500 000 Besucher, die jährlich in Flandern die Minenkrater bei Menin oder den Soldatenfriedhof Tyne Cot besuchen.

Diesseits des Rheins hat die Beschäftigung mit Auschwitz die Erinnerung an Verdun schon vor Jahren verdrängt. Die Bilder, die Helmut Kohl und Frangois Mitterrand 1984 Hand in Hand an den Gräbern von Verdun zeigen, entfalteten in der Bundesrepublik nicht annähernd jene symbolische Kraft wie in Frankreich.

Konrad Adenauer saß noch im Palais Schaumburg in Bonn, als der Erste Weltkrieg das letzte Mal die breite Öffentlichkeit der alten Bundesrepublik beschäftigte. Das war Anfang der sechziger Jahre. Der Historiker Fritz Fischer hatte behauptet, das Kaiserreich trage die Hauptschuld am Ausbruch des Ersten Weltkriegs. Fischer zerstörte damit die Lebenslüge der Generation, die in Hitlers Weltkrieg bloß einen Betriebsunfall der deutschen Geschichte sehen wollte und nicht etwa die Endstation eines lange zuvor eingeschlagenen Sonderwegs.

Nach der so genannten Fischer-Kontroverse erlahmte die öffentliche Anteilnahme allerdings rasch. Erst 2004, zum 90. Jahrestag des...


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