Cranach und die Kunst der Renaissance unter den Hohenzollern: Kirche, Hof und Stadtkultur

Stiftung Preussische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg

Gebundene Ausgabe / Hardcover: 368 Seiten – Verlag: Deutscher Kunstverlag; Auflage: 1. Auflage 2009 (29. Oktober 2009) -  Sprache: Deutsch - Größe und/oder Gewicht: 29,7 x 21 x 3,3 cm

ESSAYS: Elke Anna Werner, Die Renaissance in Berlin. Lucas Cranach d. Ä. und die höfische Repräsentation der brandenburgischen Hohenzollern

Maria Deiters, Hof- und Stadtgesellschaft im Kirchenraum Gedächtnismale residenzstädtischer Eliten in der Berliner Nikolaikirche

 Andreas Cante, Maler und Bildhauer am Hof der Kurfürsten Joachim I. und Joachim II. im Spiegel der Quellen

Dieter Koepplin, Höllenfahrten. Warum belieferten Cranach und seine Schüler die altgläubigen Auftraggeber Kardinal Albrecht und Kurfürst Joachim II. von Brandenburg mit traditionellen Altarbildern?

Martin Warnke, Cranachs "Wiedererwachsung". Bemerkungen zum Berliner "Jungbrunnen"

Werner Schade -- Bollandt als Nachbildner Cranachs -- Mechthild Most / Anja Wolf/Jens Bartoll / Peter Klein / Undine Köhler / Eva Wenders de Calisse Zur Maltechnik der beiden Cranach und ihrer Werkstatt - Ergebnisse der technologischen Untersuchung der Bildtafeln der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten

Matthias Müller, Architektonische Spurenlese in einer untergegangenen Residenzlandschaft. Eine Annäherung an die brandenburgische Residenz-architektur des 16. Jahrhunderts und ein Ausblick auf Cranachs gemalte Schlossdarstellungen -- Guido Hinterkeuser, Funktion und Prestige: Der Ausbau des Berliner Schlosses im 16. Jahrhundert

Sven Hauschke, Grabdenkmäler der Nürnberger Vischer-Werkstatt für die Hohenzollern -- Horst Bredekamp / Eva Dolezel, Die Berliner Kunstkammer und die Utopie von Tangermünde

Wolfgang Neugebauer, Politik und Residenzbildung in Kurbrandenburg 1:415-1619

Manfred Rudersdorf / Anton Schindling Reformation und Konfessionalisierung in Berlin und Brandenburg

Der Katalog und die Ausstellung im Schloss Charlottenburg und in der Marienkirche widmen sich erstmalig der Kunst der Renaissance in Berlin und insbesondere Cranachs d.Ä. Deutlich wird einerseits, wie Kunst Repräsentationszwecken dient, andererseits werden auch die künstlerischen und theologischen Debatten der Zeit auf höchstem Niveau veranschaulicht. Die Ausstellung widmet sich erstmals der Kunst und Kultur der Renaissance in Berlin.

Als Kurfurst Joachim II. (1505–71) im Frühjahr 1542 den Grundstein für sein Jagdhaus zum Gruenen Wald legte, war nicht absehbar, dass hier noch knapp 500 Jahre später an ihn, die Kunst seiner Zeit und die Jagdbegeisterung der Hohenzollern erinnert wurde. Zur Erbauungszeit war die Anlage mit Wasserschloss und umgebendem Gehöft nur eine von mehreren Jagdstationen, die der Kurfürst im Land errichten ließ. Viele dieser Schlosserwurden abgebrochen oder erhielten durch spätere Umbauten ein neues Gepräge. Auch das Jagdschloss Grunewald wurde von den Nachfahren Joachims II. verändert – am nachhaltigsten durch den barocken Umbau unter Friedrich I. zwischen 1705 und 1709. Weitere knappe 300 Jahre später entdeckte man eher zufällig, dass sich im Erdgeschoss des Gebäudes noch die Anlage der Hofstube, des größten Raums zu Zeiten Joachims II., erhalten hatte. 1973 wurde die Hofstube rekonstruiert und ist heute einer der wenigen Orte in Berlin, der die Zeit der Renaissance noch erlebbar macht.

Nach einer umfassenden Sanierung in den Jahren 2006 bis 2008 und der Ausstellung Von Angesicht zu Angesicht – Berliner Porträtmalerei aus drei Jahrhunderten öffnet das Jagdschloss Grunewald nun mit einer neu konzipierten Dauerausstellung.

Im Erdgeschoss werden künstlerische Zeugnisse der Jagdleidenschaft der Hohenzollern von Joachim II. bis zur Aufgabe des Hofjagdreviers Grunewald im Jahr 1904 gezeigt. Darunter befinden sich Darstellungen von Hofjagden, Jagdstillleben, Trophäen und wertvolles Kunsthandwerk, das im Zusammenhang mit der Jagd entstand.

Im ersten Obergeschoss präsentiert die Stiftung Preußische Schlosser und Garten Berlin-Brandenburg einen besonderen Schatz: Die zahlreichen Gemälde Lucas Cranachs des Älteren (1472–1553) und seines Sohnes (1515–86) aus dem Bestand der Stiftung stellen eine hochkaratige Sammlung dar. Fast zwei Drittel der Tafeln, die in Grunewald zu sehen sind, stammen aus Auftragen Joachims II. und verwandter Hohenzollern. Weitere qualitätvolle altdeutsche und altniederlandische Gemälde, die im Jagdschloss Grunewald die Epoche vervollständigen, kaufte das Königshaus im frühen 19. Jahrhundert größtenteils aus der Sammlung des Kaufmanns Edward Solly.

Zwei Zyklen großformatiger Bilder bilden den Kern der neuen Präsentation im Jagdschloss Grunewald: Der Passionszyklus und die Exemplum-Tafeln, die 1537/38 für die Stiftskirche, bzw. 1540/45 wahrscheinlich für den Saal im Stechbahnflügel des Cöllner Schlosses entstanden. Beide Aufträge an die Cranach-Werkstatt gehen auf den jungen Kurfürsten Joachim II. zurück, der damit gleich in den ersten Jahren seiner Regierung Cölln/Berlin als Residenzstandort aufzuwerten versuchte.

Das Cöllner Stadtschloss der Hohenzollern wurde im Stil der Renaissance umgestaltet und mit einem zusätzlichen Flügel versehen, Stechbahnflügel  oder Joachimsbau genannt. Joachim II. zog mit Konrad Krebs (1492–1540) und Kaspar Theiss (um 1510–50) Bauleute heran, von deren Arbeit er sich bereits in Sachsen überzeugt hatte. Auch mit der künstlerischen Ausstattung seiner Projekte beauftragte Joachim II. versierte und bereits hoch geschätzte Künstler. Die bekanntesten Maler unter ihnen waren Lucas Cranach und sein gleichnamiger Sohn.

Von 1537 bis 1538 fertigten die Cranachs und ihre Mitarbeiter die Tafeln zur neuen Ausstattung der Stiftskirche an. Ein Jahr vorher hatte Kurfürst Joachim II. dazu die Dominikanerkirche in der Nähe seines Schlosses zur Familiengrablege und Stiftskirche umgewidmet. Zur Ausschmückung wählte er eine Folge von Szenen aus der Passion Christi und Heiligendarstellungen. In der Themen- und Künstlerwahl sowie bei der Ausstattung seiner Kirche mit Reliquien folgte er dem Vorbild seines Onkels: Albrecht von Brandenburg (1490–1545), seit 1514 Erzbischof von Magdeburg und Mainz und seit 1518 Kardinal, hatte in Halle über 350 Reliquien als Heiltum zusammengetragen. Der rege Ablasshandel, den der Kardinal unterstützte und der unter anderem dazu dienen sollte, seine ehrgeizigen Bauprojekte zu finanzieren, war für Martin Luther Anlass für seine 95 Thesen, die die Reformation einläuteten.

Lucas Cranach d.Ä., seit 1505 als Maler am kursächsischen Hof angestellt, war ein persönlicher Freund Luthers und bekennender Anhänger seiner Lehre. Der Maler schaffte es dennoch, sowohl reformierte Landesherren zufriedenzustellen als auch weiterhin Auftrage von Herrschern zu erhalten, die sich explizit gegen die neue Lehre stellten. Unter diesen sogenannten Altgläubigen befand sich sowohl Kardinal Albrecht von Brandenburg als auch sein Bruder JoachimI. (1484–1535), der Vater Joachims II.

Trotz der anderslautenden Weisung des Vaters setzte Joachim II. in seiner Regierungszeit die Reformation in der Mark ein, allerdings in einer gemäßigten Form. Zwar nahm der Kurfürst selbst 1539 das Abendmahl nach lutherischem Ritus ein und erließ ein Jahr darauf eine neue Kirchenordnung, doch hielt er mit der Verehrung von Reliquien und der Passionsfrömmigkeit gleichzeitig an altgläubigen Traditionen fest. Öffentlich bekannte sich Joachim II. erst 1563 zum reformierten Glauben.

Diesen Jahren der frühen Reformation in Brandenburg verpflichtet sich das Jagdschloss Grunewald in der Auswahl seiner neuen Präsentation besonders. Die Gemälde verdeutlichen exemplarisch, wie Lucas Cranach und seine Werkstatt reformatorische Gedanken durch nuancierte Veränderungen der Ikonografie zu vermitteln wussten. Die Bilder spiegeln die Umbruchzeit zu Beginn der Reformation in Brandenburg wider und Verschließen sich eindeutigen Kategorisierungen. In ihrer Vielschichtigkeit fordern sie die Betrachter auf, neue Aspekte in vermeintlich althergebrachten Bildthemen zu suchen.

Anlasslich der Ausstellung Cranach und die Kunst am Hof der Hohenzollern, die 2009/10

im Schloss Charlottenburg und in der Marienkirche gezeigt wurde, sind die Gemälde bereits umfangreichwissenschaftlich und restauratorisch untersucht worden. Es erschien dazu ein Katalog, der die künstlerischen und kulturhistorischen Wurzeln der Renaissance in Brandenburg aufzeigte. Eng damit verbunden war eine neue Auseinandersetzung mit der Geschichte der Reformation im Umfeld des Berliner Hofes und auch mit der Frage, inwieweit die Gemälde zur Legitimation der Herrschaft und des neuen Glaubens beitrugen. Auf den Ergebnissen dieses interdisziplinar ausgerichteten Projekts aufbauend, wird die jetzige Dauerausstellung im Jagdschloss Grunewald die Gemälde und ihren historischen Kontext neu präsentieren.

Pressestimmen

Beide Ausstellungen sind zweifellosein Höhepunkt im Ausstellungsjahr. Einmal mehr zeigen Sie das hohe Niveau der Berliner Kunst im 16. und 17. Jahrhundert und spiegeln die geistige Entwicklung und theologischen Debatten dieser Zeit. (Preußische Allgemeine Zeitung)  

 

 





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