TITEL: „Borgholzhausen“ [so u.r. auf dem Passepartout vom Künstler in
Blei betitelt]
TECHNIK: Kohle und Aquarell auf Aquarellkarton
[Wasserzeichen „JWZanders“]; verso an den vier Ecken durch Klebestreifen
unter Passepartout gesetzt
ENTSTEHUNGSJAHR: o.A. [wohl um 1915]
PASSEPARTOUTGRÖSSE: 49,4x38,5cm
BLATTGRÖSSE: 47,8x29,8cm
SIGNATUR:
u.r. auf dem Blatt in Blau signiert „Wallenius“, sowie nochmals u.r. auf
dem Passepartout in Blei signiert
ERHALTUNGSZUSTAND: verso an den vier
Ecken durch Klebestreifen unter Passepartout gesetzt; im Bereich o.r.
partiell leicht fleckig/beschmutzt; am Blattrand rechts mittig mit
kleinem Papierverlust (vom Passepartout verdeckt); Passepartout an den
Ecken minimal bestoßen; verso leichte Lagerspuren
---Die vorliegende Arbeit zeigt einen Teil der im
Teutoburger Wald gelegenen, kleinen Ortschaft Borgholzhausen. Obgleich
die Betitelung eine vornehmliche Stadt-, Dorfansicht vermuten lassen
könnte, platziert Wallenius die Ortschaft in die Landschaft, so dass die
Landschaft beinahe als Priorität erscheint, in welcher Borgholzhausen
aufgeht. Die zart gewählten und fein harmonisch ausgeführten Farben
vermitteln dem Betrachter eine Atmosphäre der Ruhe, Zurückgezogenheit
und des Friedens. Herausragende Landschaftskomposition!---
Zu Hugo Wallenius (27.09.1892 Hamburg - 31.01.1948 Wattenscheid):
Hugo Wallenius (zeitweise auch Valenius geschrieben) wurde am 27. 9.
1892 in Hamburg geboren. Hier besuchte er die Passmannschule und wurde
anschließend in der Druckerei Broschek zum Lithographen ausgebildet. Von
Ostern des Jahres 1907 bis April 1911 war Wallenius als
Lithographielehrling in der lithographischen Kunst-Anstalt Emil Falke in
Hamburg tätig. Im Anschluß arbeitete er bis Juli 1912 als Lithograph
für Schriftplakate und kleine Zeichnungen in der Lithographischen
Kunst-Anstalt der Gebrüder Pilz in Schlettau im Erzgebirge. Es folgte
eine Ausbildung zum Maler an der Hamburger Kunstgewerbeschule bei Arthur
Illies (1870-1952). Anstellungen als Lithograph fand Wallenius zwischen
1912 und 1914 in rascher Folge bei Druckereien in Mainz, Magdeburg und
in Schmiedeberg/Riesengebirge. Von 1916 bis 1925 war er als Zeichner für
Entwurf und Schrift im Verlag des Hamburger Fremdenblattes beschäftigt.
1918 fand seine erste Ausstellungsbeteiligung im Hamburger Kunstsalon
Bock statt. Auf der 16. Ausstellung des deutschen Künstlerbundes in
Hamburg, zu deren Jury Ahlers-Hestermann, Georg Kolbe, Otto Mueller u.
a. zählten, war Wallenius mit dem Pastell „Nächtliche Großstadt“
vertreten. Weitere ausstellende Künstler waren u. a. Böckstiegel,
Corinth, Heckel und Pechstein. Der Katalog der Ausstellung aus seinem
Nachlaß weist handschriftliche Kommentare zu den Hamburger
Künstler-Kollegen, besonders aus dem Sezession-Kreis auf. Zwei Jahre
später, 1923, ist Wallenius an der Ostermesse der Vereinigung Hamburger
Kunstfreunde im Museum für Kunst und Gewerbe beteiligt. Im Jahr darauf
finden seine ersten Einzelausstellungen in Hamburg im Kunsthaus Karl
Heumann und in der Kunst- und Rahmenhandlung Harnisch statt.
Von 1925 bis 1928 arbeitete Wallenius als Entwerfer und Lithograph für
die Hamburger Druckereigesellschaft Köbner & Co. und im nächsten
Jahr in der Reklame-Abteilung der Rudolph Karstadt AG Hamburg.
1929 reiste der Künstler nach Brasilien, wo er bis Februar 1933 als
Schriftlithograph und Entwerfer in Recife tätig war. Aus
gesundheitlichen Gründen mußte er dann nach Deutschland zurückkehren.
1935 war er für einige Monate bei der Behörde für Technik und Arbeit in
Hamburg als Kartenzeichner und Kolorist beschäftigt.
1936 übersiedelte Wallenius nach Kolumbien, dort war er für bis 1938 als
Lithograph tätig, bis ihn die Erkrankung seiner Mutter zur Rückkehr
zwang. Von 1938 bis 1941 arbeitete er als Grafiker und Lithograph in der
Großdruckerei Carl v. d. Linnepe in Lüdenscheid, anschließend war er
technischer Leiter der Wohnung Heimstätten in Bochum. Ab ca. 1942 war
Wallenius freischaffender Künstler und beteiligte sich 1943 und 1944 an
den Großen Westfälischen Kunstausstellungen in Dortmund und an der
Großen Deutschen Kunstausstellung in München. 1946 zog Wallenius nach
Wattenscheid und nahm neben Levedag, Meistermann, Schumacher und Mense
an der Ersten großen Kunstausstellung Rhein/Ruhr in Arnsberg teil. Wie
in den vorausgegangenen Ausstellung konnte er hier etliche Bilder
verkaufen. Im gleichen Jahr wurde er Mitglied im Hagenring und im
Düsseldorfer Künstler-Verein „Malkasten“. Ausstellungsbeteiligungen in
Hagen und Essen folgten. 1947 zählte er zu den ausgewählten Künstlern,
die sich an der Ersten Landesausstellung „Künstlerbekenntnisse unserer
Zeit“ in der Kunsthalle Düsseldorf beteiligen durften. Die Jury,
darunter Mataré, Otto Pankok und Böckstiegel, lehnte von 2500
Einsendungen 2225 ab. Es waren u. a. Werke von Hofer, Schumacher und
Nolde zu sehen.
Am 31.1.1948 starb Hugo Wallenius in Wattenscheid. Anläßlich seines 60.
Geburtstages wurde ihm hier 1952 eine Gedächtnisausstellung gewidmet.
1959 wurden seine Werke hier, wie auch in der Galerie Falazik in Bochum
gezeigt. Seitdem ist der Künstler in Vergessenheit geraten.