Angeboten wird ein Aquarell von Hellmut Steinebach
TITEL: ohne Titel [älterer Mann (Fischer, Jäger?) an einem Weiher im Herbst;
verso o.l. (wohl) vom Künstler in schwarzer Tinte nummeriert „31“ ]
TECHNIK: Aquarell und Tuschfeder; auf sandfarbenem faserigem
Aquarellkarton
ENTSTEHUNGSJAHR: undatiert [um 1934-35]
BLATTGRÖSSE: 50,7 x 33,6 cm
SIGNATUR: unsigniert [+Ich garantiere, dass es sich bei dem
angebotenen Werk um eine authentische Arbeit von Hellmut Steinebach
(1916-1942) handelt.+]
ERHALTUNGSZUSTAND: in der Blattmitte
durchgehende horizontale Knickspur; am oberen Rand mittig Einriss (Länge
etwa 2cm); Ränder mitunter etwas unsauber beschnitten; recto am oberen
und linken Rand Reste früherer Befestigung (braunes Klebeband); partiell
Druckstellen im Blatt; insgesamt leicht nachgedunkelt; partiell leicht
fleckig; Ecken etwas bestoßen; verso Lagerspuren (etwas beschmutzt)
---Der Terminus der
‚verschollenen Generation' wurde von Rainer Zimmermann vornehmlich an
den Künstlerjahrgängen zwischen 1890 und 1905 herausgearbeitet, obgleich
Zimmermann etwas relativierend darauf hinweist, dass „eine Generation
innerhalb starrer Jahreszahlen nie ganz erfaßt [wird]. Deshalb wurden
geringe Abweichungen in Geburtsjahrgängen in wenigen Fällen hingenommen,
sofern es die künstlerische und biographische Zugehörigkeit gebot“
(Rainer Zimmermann (1980): Die Kunst der verschollenen Generation; Econ;
Düsseldorf – Wien; S. 26).
Bei dem 1916 in Düsseldorf geborenen Hellmut
Steinebach fällt es einerseits sicherlich schwer von einer ‚geringen
Abweichung' was das Geburtsjahr anbelangt zu sprechen, andererseits
finden sich doch Anknüpfungspunkte zu Typiken von Vertretern der
‚verschollenen Generation', wenn man an Steinebachs künstlerische
Ausbildung (bei Bindel, Heuser), seine expressiv-realistische
Ausdrucksweise, sowie nicht zuletzt den mit dem Tode endenden
biographischen Bruch des Zweiten Weltkriegs betrachtet.
Hellmut
Steinebach begann sein Studium an der Kunstakademie Düsseldorf im
Oktober 1935. Aufgrund der rückseitigen (verhältnismäßig) niedrigen
Werksnummerierung ist anzunehmen, dass das vorliegende Aquarell kurz vor
bzw. kurz nach dem Studienantritt entstand. Lässt man vorerst den
rechts stehenden Mann außer Acht, dann präsentiert sich das Bild beinahe
als eine monochrome Arbeit in grau-braunen Farbtönen. Die dadurch
erzeugte, schemenhaft nebulöse, trübe Atmosphäre gibt dem Betrachter
unweigerlich Bilder des Herbstes in den Sinn. Die an den rechten unteren
Rand platzierte Person eines älteren Mannes – wohl ein Fischer oder ein
Jäger – fällt durch seine ultramarin-schwarz gehaltene Kleidung aus
diesem farblichen Klang heraus. Ob gewollt oder ungewollt tritt die
blaue Aquarellfarbe auch etwas über die mit Tuschfeder gezogenen
Konturen des Mannes und verstärkt so nochmals das nebulöse, beinahe
mythische, Element der Komposition. Anhand der (niederrheinischen) Natur
und sehr dezent, zumeist vereinzelt, gesetzten Menschen, thematisierte
Steinebach immer wieder Topoi der Einsamkeit, der Tristesse, aber auch
der Ruhe und der Zeitlosigkeit. Dieses Aquarell ist in diesem Kontext
ein verhältnismäßig frühes, farblich wunderbar herausgearbeitetes
Werk!---
Zu Hellmut Steinebach (18.02.1916 Düsseldorf – 22.08.1942 in Russland):
Sohn
von Studienrat Dr. Karl Steinebach (25.02.181 Koblenz – 27.07.1950
Düsseldorf), 1946-50 Direktor des Städtischen Museums Düsseldorf, und
Frieda, geb. Stegemann (27.04.1884 Ehrenbreitstein - ?); wohnhaft am
Fürstenwall 236, Düsseldorf; zum Wintersemester 1935-36 an die
Kunstakademie Düsseldorf aufgenommen (nach Vorlage einer Arbeitsmappe
bei den Professoren Paul Bindel und Werner Heuser); vier Semester
Kunststudium an der Kunstakademie Düsseldorf; ab 08.05.1937 gemeldet in
der Lakronstraße 81, Düsseldorf; das fünfte Semester des Kunststudiums
war geplant für das Wintersemester 1937-38 an der Kunstakademie Berlin,
wurde jedoch durch eine Teilnahme an einer militärischen Übung
unterbrochen (am 11.11.1937 Abmeldung zum Infanterie-Regiment 39); die
angespannte, bedrohliche Lage und schließlich der Kriegsausbruch
unterbrechen das Studium vollends; Kriegsdienst in Frankreich und
Russland; während des Kriegsdienstes weiterhin künstlerisch tätig (es
entsteht ein „französisches Skizzenbuch“ (Abbildungen hiervon in s/w in
Eva Steinebach (1975): Weltinnenstunde (Lesebuch für Marieluise); J.G.
Bläschke; Darmstadt), sowie ein „russisches Skizzen- und Tagebuch“); am
22.08.1942 gefallen (im Melderegister MF 815 vermerkt als
„Kriegssterbefall“); Steinebach schuf vor allem Landschaften,
Stillleben, Tierdarstellungen, vereinzelt Portraits in farbintensiver,
expressiv-realistischer Manier --- LITERATUR/QUELLEN: STEINEBACH, Eva
(1975): Lebenslauf von stud. artium Hellmut Steinebach, in: Dies.:
Weltinnenstunde (Lesebuch für Marieluise); J.G. Bläschke; Darmstadt; S.
200-202 --- Einwohnermelderegistratur (MF 815), Stadtarchiv Düsseldorf --- Hausbuch „Lakronstraße 81“, Stadtarchiv Düsseldorf