Angeboten wird eine Tuschzeichnung von Hans Orlowski

TITEL: o.T. [Stadtansicht mit Hafen (u.U. Gent?)]

TECHNIK: blaue Tusche auf sandfarbigem Karton

ENTSTEHUNGSJAHR: u.l. datiert bzw. innerhalb des Jahres nummeriert „19/59“; SIGNATUR: unsigniert

GRÖSSE: 40 x 30cm

ERHALTUNGSZUSTAND: Ecke u.r. leicht bestoßen; im linken Blattbereich leicht farbfleckig (kleine schwarze Farbspritzer); oberer Rand mittig sehr leicht bestoßen; rechter Rand mittig minimaler Einriss (Länge etwa 0,2cm); verso sehr leicht fleckig

PROVENIENZ: Hans-Werner Schwarzenberger (1943-2015, Sohn von Fritz Schwarzenberger (Bearbeiter des Werkverzeichnisses zu Hans Orlowski), (Werbe-)Grafiker, Kunstsammler)




---Hans Orlowski hatte eine enge Beziehung zu Belgien. 1953 wurde er zum Mitglied der Königlich Flämischen Akademie der Wissenschaften, Literatur und Schönen Künste in Brüssel gewählt. 1962 erfolgte die Ernennung zum Offizier im Orden Leopold II. von Belgien und noch in demselben Jahr wurde ihm die Ehrenmedaille des Ministeriums für nationale Erziehung und Kultur von Belgien verliehen. Nach seinem Tod vermachte seine Witwe den Nachlass dem Freilichtmuseum Bokrijk bei Hasselt.
In seinem künstlerischen Schaffen tauchen gerade in den 1950er und 1960er Jahren immer wieder Motive aus Belgien auf. Und dabei ist es besonders die beeindrucke Stadt von Gent, die ihn zu mehreren Arbeiten anregte. Bezogen auf den Zeitraum der vorliegenden Zeichnung (1959), lassen sich beispielhaft nennen der Holzschnitt „Gruß aus Gent“ (WV: 1958/607), sowie die beiden Gemälde „Sint Niklaas in Gent I“ (WV: 1960/191) und „Sint Niklaas in Gent II“ (1960/192). In den folgenden Jahren entstanden noch Gemälde mit Motiven aus u.a. Antwerpen und Mechelen. Möglicherweise zeigt auch die vorliegende, studienhafte Zeichnung eine Ansicht aus Gent mit dem dortigen Hafen im Hintergrund.---

 

 

Zu Hans Orlowski (01.03.1894 Insterburg / Ostpreußen – 03.05.1967 Berlin):
Maler, Zeichner, Grafiker, Illustrator; Sohn eines Schneiders; 1899 Umzug der Familie nach Königsberg; 1905 Umzug der Familie nach Potsdam und später nach Charlottenburg; 1911-15 Besuch der Kunstgewerbeschule Berlin-Charlottenburg (bei Harold Bengen, Edmund Schaefer); 1914 zum Kriegsdienst eingezogen und Soldat in Serbien; 1915 aufgrund einer Verwundung Einsatz als Zeichner im Kriegsministerium; zu dieser Zeit entstehen erste Linol- und kurze Zeit später erste Holzschnitte; 1918 erste Ausstellungsbeteiligung bei der Berliner Sezession; 1918-19 Besuch der Staatlichen Kunstschule Berlin (bei Philipp Franck); 1919 Abschluss des Studiums mit dem Diplom als Kunsterzieher; 1921-45 Lehrer an der Kunstgewerbeschule Charlottenburg; 1924 Reise nach Paris und Abkehr vom Expressionismus; Orlowski selbst zerstörte ein Großteil seines bis dahin entstandenen Werks; 1931 Ernennung zum Professor; es entstehen zahlreiche Holzschnitte und Illustrationsfolgen; 1934 erste Einzelausstellung in der Galerie Gurlitt (Berlin); 1935, 1937, 1939 Beteiligungen an der Ausstellung „Ostpreussenkunst. Kunstausstellung des Kunstvereins Königsberg“ (Kunsthalle am Wrangelturm, Königsberg); 1936 Beteiligungen an der Ausstellung „Deutsche Graphik-Schau“ (Museum der bildenden Künste, Leipzig); 1937 werden bei der Aktion „Entartete Kunst“ sieben Werke Orlowskis beschlagnahmt; 1937 Beteiligung an der Ausstellung „Graphik und Kleinplastik“ (Haus der Kunst, Berlin); 1940 Beteiligung an der Ausstellung „Deutsche Graphik“ (Kunstverein Hamburg); 1943 Kollektivausstellung  mit Otto Niemeyer-Holstein, Otto Manigk, Arno König und Anny Schröder (Anhaltischer Kunstverein, Dessau); Orlowskis Atelier in der Kunstgewerbeschule wird ausgebombt, wobei alle Holzstöcke, sowie 65 Gemälde vernichtet werden; 1945 wird seine Wohnung durch Bombenangriff zerstört; nach 1945 zahlreiche Ausstellungsbeteiligungen; 1945 Leiter einer Klasse für Wand- und Glasmalerei an der Hochschule für bildende Künste Berlin; 1953 Wahl zum Mitglied der Königlich Flämischen Akademie der Wissenschaften, Literatur und Schönen Künste, Brüssel; 1954 Kunstpreis der Stadt Berlin (West); 1959 Gründung des Hans-Orlowski-Kreises durch Fritz Schwarzenberger (Berlin); 1962 Ernennung zum Offizier im Orden Leopold II von Belgien; 1962 Verleihung der  Ehrenmedaille des Ministeriums für nationale Erziehung und Kultur von Belgien; 1963 Verleihung des Kulturpreises für Bildende Kunst der  Landsmannschaft Ostpreußen; 1964 Ernennung zum Ehrenmitglied der Accademia delle Arte del Disegno von Florenz; die Witwe Orlowskis vermachte den Nachlass dem Freilichtmuseum Bokrijk bei Hasselt; Orlowski schuf Illustrationen zu über 120 Büchern (u.a. zu Werken von Heine, Hölderlin, Rilke, Schiller) --- LITERATUR: JESSEWITSCH, Rolf / SCHNEIDER, Gerhard (Hrsg.) (2008): Entdeckte Moderne; Kettler; Bönen; S. 507 --- OSMAN, Silke: Dem Alltäglichen enthoben. Gedenken an den Graphiker Hans Orlowski aus Insterburg, in: „Das Ostpreußenblatt“ (v. 27.02.1999) --- ZIMMERMANN, Rainer (1994): Expressiver Realismus. Malerei der verschollenen Generation; Hirmer; München; S. 427 --- Hans-Orlowski-Kreis (Hrsg.) (1965-72): Werkverzeichnis Hans Orlowski (6 Bände, bearb. V. Fritz Schwarzenberger); Berlin