Wunderkind (Auftritt mit Clara Schumann): "Souvenirs d'Afrique. Rondo original." Schönes eigenhändiges Albumblatt des Violinisten und Komponisten August Möser (1825-1859), der 1837 im Königlichen Schauspielhaus am Berliner Gendarmenmarkt zusammen mit seinem Vater, dem Geiger und Kapellmeister Carl Möser (1774-1851), und der 17-jährigen Pianistin Clara Schumann aufgetreten ist. Gerichtet an seinen Freund J. Schuberth, d.i. wohl der Musikverleger Julius Schuberth (1804-1875), der in Hamburg ein Musik- und Landkartengeschäft mit angegliedertem Verlag leitete.

 

Hamburg 1846

 

Deutsche Handschrift auf Papier (23 x 18,3 cm; halbseitig beschrieben), datiert Hamburg, den 19. April 1846. Gewidmet "Seinem Freunde J. Schuberth zur Erinnerung an Aug. Moeser." Mit zwei eigenhändigen Notenzeilen. Geschrieben auf sehr kräftigem Papier.

 

Zustand: Papier gebräunt und etwas fleckig; linker Rand unregelmäßig (das Blatt stammt anscheinend aus einem Album).

 

August Möser wurde am 25. April 1825 in Berlin geboren und starb 1859 während einer Konzertreise in den USA. Er war dänischer und hannoverscher Kammervirtuose. Einige Werke von ihm erschienen gedruckt, u.a. eine Freischütz-Phantasie (op. 4). Er galt als Wunderkind und "zeigte früh ausgezeichnetes Talent zum Violinspiel und liess sich bereits 1835 in Berlin und kurz darauf auf einer Kunsttreise in Dresden vor dem Könige von Sachsen mit großem Beifalle hören. Im Jahre 1837 unternahm sein Vater mit ihm eine zweite Kunstreise nach Paris und London, und 1842 ward er nach Brüssel geschickt, um unter Leitung Beriot's seine Violin-Studien zu vollenden. Nachdem er im Jahre 1845 nach Berlin zurückgekehrt war, trat er bald darauf Kunsreisen an, die er später in alle Welttheile hin ausdehnte, so dass er nur selten in seiner Vaterstadt verweilt; er ist ein 'wandernder Virtuose'." (Quelle: Tonkünstler-Lexicon Berlin’s von den ältesten Zeiten bis auf die Gegenwart, Berlin 1861, S. 379.) -- August Möser trat am 27. Februar 1837 im Königlichen Schauspielhaus am Berliner Gendarmenmarkt zusammen mit seinem Vater und der 17-jährigen Pianistin Clara Schumann auf (damals noch: Clara Wieck), die nach stehenden Ovationen von Carl Möser von der Bühne gezerrt wurde.

 

Über seinen Vater (Quelle: wikipedia): Carl Moeser (* 24. Januar 1774 in Berlin; gest. 27. Januar 1851 ebenda), auch Karl Möser oder Carl Möser, war ein deutscher Geiger und Kapellmeister. Leben: Moesers Vater war Hautboist (Militärmusiker) im Ziethenschen Husarenregiment. Er erteilte seinem Sohn Carl auch den ersten Musikunterricht. Später wurde er von dem Kammermusiker Johann Böttcher auf der Violine unterrichtet und gab bereits April 1784 sein erstes eigenes Konzert. 1788 empfahl ihn König Friedrich Wilhelm II. an den Markgrafen Friedrich Heinrich von Schwedt, der ihn in seine Kapelle aufnahm, aber kurz darauf verstarb. Moeser kehrte nach Berlin zurück, fand in dem Baron Bague aus Paris einen reichen Mäzen und ließ sich von dem Konzertmeister Carl Haack weiter ausbilden, um schließlich am 1. Januar 1792 Mitglied der Königlichen Kapelle zu werden. Aufgrund seiner überragenden Fähigkeiten zog ihn der König zu seinen privaten Streichquartett-Abenden hinzu, in denen er selbst Violoncello spielte. Mehrere Liebesverhältnisse, teilweise zu Angehörigen des Hochadels, führten dazu, dass Moeser aus Preußen verbannt wurde und seinen Wohnsitz in Hamburg nahm. Dort machte er die Bekanntschaft von Ignaz Fränzl, Pierre Rode und Giovanni Battista Viotti. Gastspiele führten ihn nach Kopenhagen und London, wo ihn Johann Peter Salomon engagieren wollte. Dazu kam es jedoch nicht, da Moeser eine Liebesbeziehung mit einer Italienerin einging und mit dieser London wieder verließ. 1797, nach dem Tode Friedrich Wilhelm II., durfte Moeser nach Berlin zurückkehren und erhielt wieder seine frühere Stelle in der Königlichen Kapelle. Zu seinen engsten Freunden gehörte schon bald Prinz Louis Ferdinand, mit dem er häufig musizierte. 1803/04 unternahm er eine längere Reise nach Wien und konnte mit seinem Spiel Haydn und Beethoven begeistern. Daneben lernte er dort die Geiger Ignaz Schuppanzigh und George Polgreen Bridgetower kennen und trat am 26. April 1803 in einem Privatkonzert des Fürsten Joseph Lobkowitz auf - zusammen mit dem Harfenisten François-Joseph Naderman sowie Ferdinando Paër am Klavier. Als der Krieg 1806 eine Reduzierung der Kapelle erforderte, verließ er Berlin wieder und reiste über Warschau nach St. Petersburg. 1811 kehrte er nach Berlin zurück. 1813 begründete er ein eigenes Streichquartett, mit dem er insbesondere die Werke Haydns, Mozarts und Beethovens aufführte. Am 22. April 1813 heiratete er die italienische Harfenistin Caroline Delphine Longhi. Die Ehe scheint nicht glücklich gewesen zu sein, denn 1825 verließ sie Berlin wieder, vermutlich nach vorausgegangener Scheidung. Seine zweite Gattin wurde die Sängerin Louise Moeser. Mit ihr zusammen hatte er den Sohn August Moeser, der am 25. Dezember 1825 geboren wurde. Moeser wurde 1825 zum Königlichen Musikdirektor und ersten Konzertmeister ernannt und übernahm die Leitung der Instrumentalklasse der Königlichen Kapelle. 1842 feierte er sein 50-jähriges Dienstjubiläum und wurde pensioniert, behielt jedoch die Leitung der Instrumentalklasse. Zu Moesers Schülern gehören sein Sohn August Moeser, Karl Müller und August Zimmermann. Trivia: In der Erzählung Der Baron von B. von E. T. A. Hoffmann, die 1820 in der Sammlung Die Serapionsbrüder erschien, taucht Moeser in der Gestalt des jungen Violinvirtuosen Carl auf.