Interessanter Vorphila-Brief der Seehandlungs-Societät in Berlin, gerichtet an den bedeutenden Kaufmann Frederick Huth (1777-1864) in London. Betrifft finanzielle Transaktionen mit Firmen in Havanna, Rio de Janeiro, New York, New Orleans, Manchester, Vera Cruz und Mexico. -- Signiert von zwei Mitgliedern des Generaldirektion: August Friedrich Wilhelm Kayser (1782-1855), Geheimer Oberfinanzrat und Seehandlungs-Direktor, sowie Henri Mayet (1781-1848). Geheimer Hofhandlungs-Rat.

 

Berlin 1842

 

Deutsche Handschrift auf Papier, datiert Berlin, den 28. November 1842. Umfang: eine Textseite und eine Adressseite (26,8 x 22 cm). Postalisch gelaufen; mit mehreren Poststempeln, handschriftlichem Vermerk "p. Hamburger Dampfboot" und Taxvermerken in rot.

 

Zustand: Etwas stärker fleckig, größere Ausrisse durch Brieföffnung im Adressblatt (ohne Textverlust); das Siegel fehlend.

 

Über die Seehandlungs-Societät und Frederik Huth (Quelle: wikipedia): Die Seehandlungsgesellschaft war ein 1772 gegründetes Staatsunternehmen für den Aufschwung des Außenhandels des Königreiches Preußen. Sie wandelte sich im Verlaufe des 19. Jahrhunderts zur Bank und wurde 1918 in Preußische Staatsbank umbenannt. Gründung: Die preußische Seehandlungsgesellschaft wurde auf Veranlassung von Friedrich dem Großen am 14. Oktober 1772 unter dem Namen "Generaldirektion der Seehandlungs-Sozietät" in Berlin gegründet. Der preußische König erwarb 2100 Aktien dieser Gesellschaft und 300 Aktien wurden an Privatpersonen verkauft. Die Seehandlung genannte Gesellschaft erhielt das alleinige Recht des Handels mit Seesalz und das Stapelrecht auf alles Wachs, welches zehn Meilen weit von den Ufern der Weichsel im preußischen Gebiet erzeugt wurde. Die Gesellschaft sollte mit ihren Schiffen unter preußischer Flagge einen Handel hauptsächlich nach Spanien, aber auch nach allen anderen Ländern treiben und in Cádiz einen Handelsagenten unterhalten. Ebenfalls am 14. Oktober 1772 wurde auch eine besondere Seesalzhandlungsgesellschaft, die Preußische Compagnie, gegründet, welche das von der Seehandlung eingeführte Seesalz nach Polen und Litauen verkaufte. Beide Gesellschaften hatten ihre Privilegien bis 1796 erhalten. Die Seehandlungsgesellschaft war als Seefahrtsunternehmen auch im Schiffbau tätig und baute zum Beispiel 1776 zwei Werften in Stettin. Sie besaß bis zu 14 eigene Schiffe. Die Königliche Seeschiffswerft in Havelberg lieferte von 1779 bis 1785 mehrere Seeschiffe an die Seehandlung. -- Frühe Geschichte: Trotz der Privilegien liefen die Geschäfte zunächst schlecht. Unter der Leitung von Graf von der Schulenburg-Kehnert wurde die Preußische Compagnie mit der Seehandlungsgesellschaft vereinigt. Die Geschäfte liefen danach besser und wurden bedeutend erweitert. Die Seehandlung hatte Agenten in Hamburg, Amsterdam, Warschau und Cadiz. Insbesondere führte sie Leinwand aus. 1791 wurden die Sonderrechte der Seehandlung bis zum 1. Januar 1808 verlängert. Sie verlor zwar am 4. März 1794 das Stapelrecht auf Wachs, erhielt dafür jedoch das Recht, mit allen Waren zu handeln und Geschäfte aller Art zu betreiben. Die bald darauf erfolgte dritte Teilung Polens (1795) beschränkte das Absatzgebiet für Salz und auch die napoleonischen Kriege beeinträchtigten den Handel der Seehandlungsgesellschaft. Diese wandte sich nunmehr finanziellen Operationen zu und erhielt die Verwaltung der Staatsschulden. Nach dem 1806 von Preußen gegen Frankreich verlorenen Krieg zahlte sie die Kontributionen an Frankreich, wodurch sie hohe Schulden anhäufte, da der Staat die ihm von der Seehandlung vorgestreckten Gelder nicht zurückzahlen konnte. Nach Napoleons Niederlage 1815 zog sie die von Frankreich zu zahlenden Kontributionsgelder ein. Dadurch konnte sich die Seehandlung wieder stabilisieren. Langsame Wandlung zur Bank: Seit 1807 unterstand die Seehandlung dem preußischen Finanzministerium. Am 17. Januar 1820 wurde sie ein selbständiges Geld- und Handelsinstitut des Staates mit unbeschränkter Vollmacht. Sie erhielt als Sonderrechte unter anderem den Ankauf von überseeischem Salz, die Erledigung aller im Ausland für Rechnung des Staates anfallenden Geldgeschäfte, die Bezahlung aller im Ausland gemachten Staatsschulden, die Einziehung der dem Staat im Ausland zustehenden Gelder und den Ankauf der für Preußen notwendigen Waren des Auslandes. Der Staat leistete für alle Verpflichtungen der Seehandlungsgesellschaft Garantie und bestellte ein Kuratorium von drei Staatsbeamten zur Aufsicht. Am 3. Mai 1821 wurde verfügt, dass der Gewinn der Seehandlungsgesellschaft nicht mehr an die Staatskasse abgeliefert wird, sondern in ihr Kapital eingeht und daraus ein Reservefonds gebildet wird, über welchen in außerordentlichen Fällen auch der König zu Staatszwecken verfügen könne. 1822 begann die Seehandlungsgesellschaft das erste größere überseeische Unternehmen mit dem Vertrieb schlesischer Textilwaren nach Mittel- und Südamerika auf eigenen Schiffen. Dieses Geschäft dehnte sie weltweit aus und führte 1822 bis 1824 zur ersten preußischen Weltumseglung mit dem Schiff Mentor, dem sechs weitere Weltumrundungen mit dem Schiff Princess Louise folgten. Zugleich beförderte sie den Schiffsbau, auch indem sie in den Vereinigten Staaten die Schonerbrigg Christian kaufte, welche als gutsegelnd galt und den preußischen Schiffbauern als Lehrmodell dienen sollte. Die Seehandlung beteiligte sich auch an vielen anderen Unternehmungen, wie etwa dem Straßenbau in Preußen und förderte den Eisenbahnbau. 1831 übernahm die Seehandlung die Dampfschifffahrt in und um Berlin und begann auch selbst den Bau von Binnenschiffen. Die Maschinenbauanstalt und Eisengießerei der Seehandlung in Berlin-Moabit wurde um einen Werftbetrieb erweitert und führte eine technische Neuerung in Deutschland ein, indem sie die Dampfschiffrümpfe nicht mehr aus Holz, sondern aus Eisenblech fertigte. 1834/35 wurde der erste vollständig eiserne Dampfer, die Prinz Carl, auf der Moabiter Werft gebaut. Der Dampfschifffahrtsbetrieb der Seehandlungsgesellschaft fuhr ständig mit Verlust. Er wurde in Kauf genommen, um die "großen Vorteile, welche die Dampfschifffahrt anderen Ländern gewährt, den nächsten inländischen Gewässern nicht entgehen zu lassen." 1848 begann die Auflösung der Binnenschifflotte der Seehandlungsgesellschaft. Der Moabiter Industriebetrieb der Gesellschaft wurde 1850 an die Firma August Borsig verkauft. -- Die Seehandlung als Bank: Am 14. Februar 1845 wurde verfügt, dass sie keine neuen gewerblichen Unternehmungen mehr tätigen soll und den Salzhandel der Steuerverwaltung überlässt. Die Seehandlungsgesellschaft wandelte sich nun zu einer dem Finanzministerium unterstellten Staatsbank. So zog sich die Seehandlungsgesellschaft seit 1845 langsam aus ihren Handelsgeschäften zurück. Erhalten blieb noch lange Zeit der Handel mit Wein, Mehl und Wolle. Auch viele gewerbliche Unternehmungen behielt die Seehandlung noch über viele Jahre. So unter anderem einige Textilfabriken und metallverarbeitende Betriebe. Auch die Dampfschifffahrt auf Spree, Havel und Elbe betrieb die Seehandlung noch weiter. Ab 1904 firmierte das Institut als Königliche Seehandlung (Preußische Staatsbank). 1918 wurde die Seehandlungsgesellschaft in Preußische Staatsbank (Seehandlung) umbenannt. Sie war bis 1945 in allen Bereichen des Bankgeschäfts tätig. Mit der Auflösung Preußens 1947 wurde die Preußische Staatsbank eine sogenannte "ruhende Altbank". 1983 wurde die Bank liquidiert und ihr verbliebenes Vermögen wurde auf die Berliner Pfandbriefbank als Rechtsnachfolger übertragen. Ein kleiner Vermögensanteil der ehemaligen Preußischen Staatsbank bildete den Grundstock für die Stiftung Preußische Seehandlung. --- Johann Friedrich Andreas Huth, anglisiert John Frederick Andrew Huth, (* 20. Oktober 1777 in Stade, Kurfürstentum Hannover; gest. 14. Januar 1864 in London, Vereinigtes Königreich) war ein bedeutender und einflussreicher britischer Kaufmann, Bankier und Kulturförderer deutscher Abstammung zur Zeit der Industrialisierung. Er gründete 1809 die Bank Frederick Huth & Co. in London, eine zu seiner Zeit führende Bank in London. 1936 wurde diese Teil der British Overseas Bank, die wiederum 1962 Teil der Royal Bank of Scotland wurde. Leben: Kindheit und Elternhaus: Johann Friedrich Andreas Huth wurde 1777 als Sohn von Marie Amalie, geborene Thee (1749-1812), und Johann Friedrich Gabriel Huth (1751-1800) in Stade geboren, wuchs aber in Harsefeld auf. Sein Vater war Musketier beim 12.  Infanterieregiment des Kurfürstentums Braunschweig-Lüneburg gewesen und arbeitete später als Flickschneider in Harsefeld. Huths Großvater war Gardegrenadier in Mecklenburg-Strelitz. -- Werdegang: Ab 1791 war Huth Lehrling beim spanischen Kaufmann Brentano Urbieta & Co. in Hamburg. Auch die Handelsakademie Hamburg besuchte er. 1797 zog Huth nach Spanien und arbeitete beim Stammhaus von Brentano Urbierta & Co. in La Coruna, machte sich 1805 als In- und Export-Kaufmann selbstständig, lebte einige Zeit in Südamerika und ließ sich zuletzt 1809 in London wieder. Dort gründete er sein Unternehmen Frederick Huth & Co., das zunächst im Ex- und Import tätig war, sich aber bald zu einer der führenden Handelsbanken Londons entwickelte. Seine Bank hatte zahlreiche Agenturen an den wichtigsten Handelsplätzen der Welt. Huth genoss als erfolgreicher Kaufmann großes Ansehen in London und hatte zahlreiche Kontakte zu Hofkreisen und Diplomaten sowie einen großen Einfluss auf die Wirtschaft zur Zeit der Industrialisierung. Allgemein war er bekannt als "Napoleon der City". Im Juni 1819 wurde Huth britischer Staatsbürger und anglisierte seinen Namen. 1829 wurde Huth zum finanziellen Berater von London, zum Bankier der spanischen Königin und zum finanziellen Agenten der spanischen Regierung ernannt. 1850 ging er in den Ruhestand. -- Tod und Begräbnis: Huth starb 1864 in London und wurde auf dem Friedhof Kensal Green beigesetzt. -- Privatleben: Huth war lutherisch (trat aber später der Church of England bei) und heiratete 1806 in La Coruna die Spanierin Manuela Felipa Lorenza Mayfren. Aus der Ehe gingen elf Kinder hervor. Seine Söhne Charles Frederick Huth (1806-1895), Henry Huth (1815-1878) Louis Huth (1821-1895) wurden ebenfalls Bankiers. -- Kulturförderung: 1845 nahm Huth erstmals Kontakt zu Harsefeld auf. Er spendete 1750 Goldtaler für eine Volksbiblioteck sowie Kapital für eine Fortbildungsschule und zur Unterstützung der Armen sowie zur Entwicklung der Sparkasse. Auch den neuen Kirchturm in Harsefeld sowie 300 Taler für den Bau der neuen Kirche Ahlerstedt spendete er. Die Bibliothek in Harsefeld wurde 1845 eröffnet und gehört heute zu den bestausgestattesten im Landkreis Stade. Kurz vor seinem Tod besuchte Huth noch zweimal seinen Heimatort. Heute trägt die Bücherei ihm zu Ehren den Namen Friedrich-Huth-Bücherei. -- Ehrungen: Benannt nach Frederick Huth sind die Friedrich-Huth-Straße in Harsefeld, die Friedrich-Huth-Bücherei Harsefeld und das Friedrich-Huth-Zimmer im Museum Harsefeld. Vor der Bücherei steht seit 1998 eine von Carsten Eggers geschaffene überlebensgroße Bronzeplastik von Huth.