Peter Sorge

"Bertolt Brecht - Die Rückkehr"

Original-Radierung

21,1 x 29,7 cm



Peter Sorge (* 14. April 1937 in Berlin; † 17. Januar 2000 ebenda) war ein deutscher MalerZeichner und Graphiker des Neuen Realismus.

Kriegsbedingt wuchs Peter Sorge in Neustrelitz in Mecklenburg-Vorpommern auf. Nach Kriegsende siedelte die Familie nach Dortmund um, wo Sorge 1958 sein Abitur machte. Von 1958 bis 1964 studierte er Kunstpädagogik an der Hochschule für Bildende Künste in Berlin bei Helmut Thoma, Mac Zimmermann und Fred Thieler.

1964 gehörte Sorge zu den Gründungsmitgliedern der Ausstellungsgemeinschaft Großgörschen 35, einer Produzentengalerie West-Berliner Künstler in einer Hinterhof-Fabriketage in Schöneberg. Die in der Großgörschengruppe vereinten Maler vertraten ein kritisches künstlerisches Programm, beeinflusst von der Kunstbewegung der Dresdner und Berliner Veristen der neunzehnhundertzwanziger Jahre. Zur Gruppe gehörten u. a. Markus Lüpertz, Karl Horst Hödicke, Ulrich Baehr, Hans Jürgen Diehl, Wolfgang Petrick, Bernd Koberling, Hans Jürgen Burgaller, Leiv Warren Donnan, Hans Georg Dornhege, Reinhard Lange und Lambert Maria Wintersberger. Nach vier Jahren führten Meinungsverschiedenheiten innerhalb der Gruppe zur Auflösung der Galerie. Die aus ihr hervorgehenden Künstler spalteten sich auf in Kritische Realisten und in expressive Maler.

1967 lernte Sorge die Malerin Maina-Miriam Munsky kennen, die er drei Jahre später heiratete. In West-Berlin bereits ein bekannter Zeichner und Grafiker, zählte er zu den wichtigsten Künstlerpersönlichkeiten der Stadt und wurde mittlerweile von der Galeristin Eva Poll ausgestellt, die die Nachfolge der aufgelösten Künstlergemeinschaft von Großgörschen antrat. Zahlreiche Museen kauften Sorges Werke an. Zu seinen Privatsammlern zählte u. a. der italienische Filmproduzent Carlo Ponti. 1968 erhielt Sorge in München den 2. Burda-Preis für Graphik und 1969, zusammen mit Gerd Winner, den Preis für Graphik der Stadt Wolfsburg. 1969 gehörte Sorge zu den Gründungsmitgliedern der zehn neun Kunst Produktions & Vertriebs Gesellschaft mbH. Ende der sechziger Jahre, auf der Höhe des Graphikbooms und des gesellschaftskritischen Engagements, das sich nicht zuletzt gegen den „ausbeuterischen Kunsthandel“ wendete, vertraten viele Künstler die Auffassung, man solle den Vertrieb der eigenen Werke selbst in die Hand nehmen. Die Künstlerkooperative, zu der auch Klaus Staeck, Peter Nagel oder Dieter Asmus zählten, bestand bis 1977. Im Dezember 1972 wurde Sorges und Munskys Sohn Daniel Ben geboren. Im selben Jahr gehörte Sorge zu den Gründungsmitgliedern der Gruppe Aspekt. Mitglieder der Gruppe waren Hermann Albert, Bettina von Arnim, Ulrich Baehr, Hans-Jürgen Diehl, Arwed D. Gorella, Wolfgang Petrick, Joachim Schmettau, Maina-Miriam Munsky und Klaus Vogelgesang.

Seit Anfang der siebziger Jahre war Peter Sorge Mitglied des Deutschen Künstlerbundes, an dessen Jahresausstellungen er zwischen 1967 und 1985 insgesamt siebzehnmal teilnahm. 1973 erhielt er den Auftrag für mehrere Zeichnungen zu Max Willutzkis Film Der lange Jammer. Von 1973 bis 1974 illustrierte Sorge Robert Crichtons Roman Die Camerons, der in deutscher Erstveröffentlichung als Serie im Stern Magazin erschien. Ab 1979 erhielt Sorge diverse Lehraufträge für Radiertechnik vom Berliner Senator für Schulwesen in der Lehrerfortbildung. Von 1980 bis 1982 hatte er eine Gastprofessur an der HBK Braunschweig. 1990 wurde er Mitglied im neu gegründeten Künstlersonderbund, der sich vom DKB abspaltete.

Im Oktober 1999 verstarb Maina-Miriam Munsky. Drei Monate später folgte ihr Peter Sorge im Januar 2000 im Alter von 62 Jahren. Wie Munsky verstarb auch er an den Spätfolgen seines Alkohol- und Nikotinkonsums. Das Gemeinschaftsgrab von Peter Sorge und Maina-Miriam Munsky befindet sich auf dem Alten St.-Matthäus-Kirchhof im Berliner Stadtteil Schöneberg.


Kritischer Realismus

Die Werke Sorges sind dem Kritischen Realismus zuzuordnen. Eine Kunstrichtung, die u. a. auch von Hans Platschek, Wolfgang Petrick, Don Eddy, Hans-Jürgen Diehl, Hermann Albert, Jürgen Waller, Johannes Grützke, Maina-Miriam Munsky, Siegfried Neuenhausen, Rafael Canogar, Juan Genovés, Duane Hanson, Karl-Heinz Herrfurth und Erró vertreten wurde. Peter Sorge stellte in seinen Bildern, Zeichnungen und Lithografien mit der Präzision eines Fotoobjektivs durch Ausschnitt und Vergrößerung Gesehenes dar und pointierte in Fotomontagetechnik aggressiv Erlebtes. Seine Bildfolgen rahmte er mit Rechtecken, Farbbalken und Schriften. Auf diese Weise setzte Sorge Ausrufezeichen, ähnlich der Berichterstattung in Illustrierten. Der Künstler stellte ästhetische Lockung und Nachdenkliches in kritischer Realität gegeneinander, war Berichterstatter und Voyeur zugleich. Doch im Gegensatz zu den Fotorealisten reproduzierte Sorge das fotografische Vorbild nicht, sondern porträtierte es. Auf diese Weise kam, trotz aller emotionalen Verhaltenheit, eine Handschriftlichkeit zutage, die die scheinbare Objektivität der Vorlage in Frage stellte. In der zweiten Hälfte der siebziger Jahre rückten die trennenden Balken zwischen den Bildmotiven in den Hintergrund zugunsten von Motivüberschneidungen, Überlappungen und weicheren Übergängen.


Bekannte Arbeiten Sorges sind Igittigitt, 1971, Bleistift und Farbe, 69 × 98 cm; Blow up II, 1972, Bleistift und Farbe, 73 × 93,5 cm; Guten Appetit, 1971 Farbserigraphie in Schwarz und Rot auf glattem Karton, Auflage: 500 Exemplare, signiert, nummeriert und datiert, im Druck nochmals datiert, 57 × 36 auf 69 × 51 cm (vgl. Werkverzeichnis der Galerie Eva Poll: Z 75 (192)); Oh, what a kiss, 1969, zweifarbige Lithographie in Mittelrot und Schwarzgrün auf leichtem, weißen Karton, Auflage: 70 Exemplare; catch, 1967, zweifarbige Lithographie in Orangerot und Schwarz auf leichtem Karton, Auflage: 60 Exemplare, nummeriert und datiert, im Stein zusätzlich signiert und datiert, 40 × 30 cm auf 59,5 × 42 cm, verso mit dem blauen Editionshandstempel der edition tangente, Heidelberg (Werkverzeichnis Eva Poll: L 11); body, 1967, farbige Radierung und Aquatinta auf Vélin, Auflage: 100 Exemplare, signiert, nummeriert, datiert und betitelt, 23,1 × 22,7 cm auf 54,3 × 37,7 cm (Werkverzeichnis Eva Poll: R 27); Who are the brainpolice, 1968 s/w-Radierung auf Büttenkarton, Auflage: 100 Exemplare, signiert, nummeriert und datiert, 30 × 40 cm auf 38 × 64 cm, erschienen in der Mappe " Berlin Prospect '68 " (Werkverzeichnis Eva Poll: R 35); Klick II, 1973, s/w-Radierung auf grüner Tonplatte, Bütten, Auflage: 75 Exemplare, signiert, nummeriert und datiert, in der Platte zusätzlich signiert, datiert und betitelt; 35 × 40 cm auf 53,5 × 76 cm (Werkverzeichnis Eva Poll: R 88).

Graphische Zyklen/MappenwerkeHeißer Sommer I-III, 1967/70, drei Farbradierungen auf Bütten, 1. Auflage. 1967: 20 Exemplare, é. a.; 2. Auflage. 1970: XV Exemplare, 5 é. a.



Besondere Werke1969 James Bond-Oratorium (Akustisch-optische Meditation über die Lust & die Herrlichkeit zu töten. Komponist: W. D. Siebert), Akademie der Künste in Berlin

Einzelausstellungen (Auswahl)1965 Galerie für Graphikfreunde, Frankfurt



Gruppenausstellungen (Auswahl)


1961–69 Junge Stadt sieht Junge Kunst, Stadt Wolfsburg; Große Münchner Kunstausstellung, Haus der Kunst, München



Arbeiten in öffentlichen Sammlungen (Auswahl)


Sammlung zeitgenössischer Kunst der Bundesrepublik Deutschland


Monografien Peter Sorge.

Werk-Verzeichnis der Graphik von 1963–1970. Mit Texten von Karl-Heinz Hartmann, Heinz Ohff, Eva und Lothar C. Poll. Galerie Eva, Berlin 1970, OCLC 74122644.

Sammelpublikationen (Auswahl)Große Realistik. Große Abstraktion. Zeichnungen von Max Beckmann bis Gerhard Richter. Katalog zur Ausstellung im Städel Museum, Kerber Verlag, Frankfurt am Main 2019, S. 295–299, ISBN 978-3-7356-0580-1.

Zeitungsartikel (Auswahl)Peter-Hans Göpfert: Der Abend besucht Maler- und Bildhauer-Ehepaare in Berlin (II). Mal was ganz Ordinäres. Porno und Geburten: Morgens um drei bei Sorge und Munsky. In: Der Abend. 7. Juni 1973.


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