Japanische Erosrolle - Liebesspiel - Japan um 1900
Gewebte, elfenbeinfarbene Seidenbahn von 15 x 140 cm mit 6  kolorierten Miniaturen mit Darstellungen von Liebesakten. Im braunen Brokatrahmen und gerollt auf beinerner, gedrechselter Spindel (Durchmesser 2 cm) mit violettem Seidenbindeband und beinerner Schließe. 18 x 210 cm.

Japan um 1900 Rotulus mit einer Folge von sechs Shungas, Frühlingsbildern, im Stil der Farbholzschnitte der großen Ukiyo-e-Meister der Edo und Meji-Zeit. Die in der Edo-Epoche unter dem Begriff der Kopfkissenbilder bzw. der Kopfkissenbücher (Makura-e) bekannten hocherotischen Farbholzschnitte, die eindeutige Szenen des Geschlechtsakts zeigen, wurden auch oftmals als Geheimbilder (Higa) oder als Gefühlsdrucke (Wa-jirushi) gehandelt. Erst später hat sich der Begriff des Frühlings (Shunga) eingebürgert, stand die Jahreszeit doch für das Erwachen der Triebe, auch der sexuellen, und so erfuhr das Genre der Frühlingsbilder in der Meji-Zeit (1868-1912) eine besonders fruchtbare Blütezeit. Zum Ausgang der Meji-Zeit wurden die Shunga und Makura-e mit immer mehr Restriktionen und Verboten belegt, der Druck und Vertrieb von Erotika unter harte Strafen gestellt, woraufhin die Drucker, Händler und Sammler einen Großteil der Farbholzschnitte vernichtete, so dass Bilder dieses Genres nunmehr zu den seltensten japanischen Druckerzeugnissen der Ukiyo-e-Epoche gehörten. Rollen konnten dabei leichter "unsichtbar" gemacht werden bzw. auch dezenter betrachtet werden, konnte sich der Genießer der Shunga doch selbst bei Anwesenheit seiner Ehefrau in den Rotulus vertiefen, der jeweils bei Weiterrollen nur eine einzige Szene offenbarte und sich beim aus der Hand legen von selbst einrollte und so die intimen Szenen automatisch verbarg. Die vorliegende Rolle wird von rechts nach links "gelesen" und zeigt die Verführung einer jungen Frau durch einen Alten, ein beliebter Topos auch in der fernöstlichen Kultur. Von der Begrüßung mit Perlenketten über die langsame Entkleidung, das erste schamhafte Berühren bis hin zu expliziten Aktszenen mit Cunnilingus. Minimal gebräunt, kaum fleckig, insgesamt sehr gut erhalten und in leuchtender Farbigkeit.