Angeboten wird ein Werk von Ernst Witt
TITEL: „Brücke in Marseille“ [so von fremder Hand
betitelt verso auf der lose beigefügten früheren Rahmenrückwand]
Dargestellt ist hier wohl die Kreisbogenbrücke am
kleinen Fischerhafen Vallon des Auffes.
TECHNIK: Gouache und Farbkreiden auf festerem Karton, ungerahmt
JAHR: unten rechts datiert „[19]53“
SIGNATUR: unten rechts signiert „Ernst Witt“
GRÖßE: 51,9 x 69,2 cm (Blatt) bzw. 45 x 60 cm (Motiv)
ZUSTAND: in den vier Ecken kleine Einstichlöchlein; Ecken / Kanten leicht bestoßen; in den Randbereichen leicht fleckig und leicht nachgedunkelt; am rechten Rand mittig und am unteren Rand rechts Angaben in Blei (wohl vom Künstler) bzgl. Anfertigung von Passepartout; in der Blattmitte (etwa im unteren Bereich des rechten Brückenbogens) leichte Quetschung
verso etwas fleckig und nachgedunkelt; verso an den Rändern umlaufend braunes Klebeband
PROVENIENZ: Dr. Ing. Konrad Hans Havemann (04.08.1899
Belecke – 18.09.1986 Hamburg), Baudirektor, Architekt, Ingenieur. Zeitweise war
er Leiter der Hauptabteilung „Bücken- und Ingenieurbau“ im Hamburger
Tiefbauamt.
Dr. Havemann war als Architekt für mehrere Bauten in
Hamburg verantwortlich, darunter u.a. die Rindermarkthalle (1950-51), sowie die
Lebensmittel- und Blumenmarkthalle (1950). Daneben verfasste er Aufsätze in
Fachzeitschriften und Fachbänden. Das Paar Konrad und Margarethe, geb. Ulrich,
Havemann wohnte nach dem Zweiten Weltkrieg in der Carlstraße 7.
Hierzu unten links in Blei vom Künstler gewidmet:
„Herrn Dr. Havemann zum Baudirektor! 24.11.[19]54 E.W.“
---Ernst Witt besuchte anfangs die Kunstgewerbeschule Hamburg (1919-23) und war hierauf freischaffend in Hamburg tätig. In den 1930ern hatte er mehrere Studienaufenthalte in Frankreich, Spanien und Marokko. Zugleich trat er noch vor 1933 der KPD und auch der ASSO bei. 1937 wurden zwei seiner Werke aus dem Bestand der Hamburger Kunsthalle als "entartet" beschlagnahmt. 1938 war er acht Monate lang in Paris bei Arnold Fiedler, der bereits 1937 dorthin emigrierte. Den eigentlichen Plan ebenso in Paris zu bleiben führte Witt dann doch nicht aus, kehrte nach Hamburg zurück und wurde, aufgrund eines Kontakts zu einer Jüdin, für zehn Tage im KZ Fuhlsbüttel inhaftiert. Im Juni 1943 ging ein Großteil seines Schaffens bei einer Bombardierung Hamburgs verloren. Nach 1945 war er künstlerisch aktiv, engagiert sich in Künstlervereinigungen und war zudem als Kunsterzieher tätig.
Diese vorliegende, expressiv realistische Ansicht wird
während einer Reise nach Frankreich entstanden sein.
Bei der dargestellten Brücke wird es sich um die Kreisbogenbrücke am kleinen
Fischerhafen Vallon des Auffes in Marseille handeln.
Beachtenswert ist zudem noch die Provenienz. - Der Künstler hat das Werk am 24. November 1954 an Dr.-Ing. Konrad Havemann (1899 Belecke – 1986 Hamburg) gewidmet. Der Widmung nach zu urteilen übergab er das Werk zu Dr. Havemanns Ernennung zum Baudirektor, was auch inhaltlich mit dem Brückenmotiv gut passt, da Dr. Havemann zeitweise Leiter der Hauptabteilung „Bücken- und Ingenieurbau“ im Hamburger Tiefbauamt war.---
Mitgliedschaften: ab 1920 Hamburgische Künstlerschaft; (nach 1945) Deutscher Künstlerbund; Mitbegründer der „Gruppe von 1945“; 1946 Mitbegründer der Künstlergruppe „Der Baukreis“
Einzelausstellungen (Auswahl): 1937 Griffelkunst Hamburg; 1939 Kunstraum Lüders, Hamburg; 1939 Deutsche Buchgemeinschaft, Hamburg; 1939 Hamburger Kunstverein; 1955 Kunsthalle Hamburg
Werke Ernst Witts befinden sich u.a. in folgenden Sammlungen: Hamburger Kunsthalle; Kunstsammlung der Hamburger Sparkasse; Sammlung Gerd Gruber; Sammlung Dr. Maike Bruhns, Hamburg
Literatur: Bruhns, Maike (2001): Kunst in der Krise (Band 2); Dölling und Galitz; Hamburg; S.415-418 --- Schmidt, Marlies (Hrsg.) (2008): Aufbruch in die Moderne. Graphik des frühen 20. Jahrhundert aus der Sammlung Gerd Gruber; Lutherstadt Wittenberg : Cranach-Stiftung; S. 297 --- Familie Kay Rump (Hrsg.) (2013): Der neue Rump. Lexikon der bildenden Künstler Hamburgs (überarbeitet von Maike Bruhns); Neumünster – Hamburg: Wachholtz; S. 513 ---Heydorn, Volker Detlef (1974): Maler in Hamburg 1966-1974; Christians; Hamburg; S. 146 --- „Allgemeines Künstlerlexikon“ (AKL), Onlineversion