Rysanek, Leonie, Sopran, * 14.11.1926 Wien; ihr Vater war tschechischer Abstammung. Sie studierte wie ihre jüngere Schwester Lotte Rysanek (* 1928) am Konservatorium der Stadt Wien. Ihre Lehrer waren die Sänger Alfred Jerger und Rudolf Großmann (1901-83), den sie 1950 heiratete. Die Künstlerin debütierte 1949 am Landestheater von Innsbruck als Agathe im »Freischütz« von Weber. 1950-52 sang sie am Theater von Saarbrücken, 1952-54 an der Staatsoper von München, an der sie weiterhin als ständiger Gast wirkte. 1954 wurde sie an die Staatsoper von Wien berufen, wo sie als Senta im »Fliegenden Holländer« debütierte und bald große Erfolge hatte und länger als 40 Jahre wirkte. Bei den Bayreuther Festspielen von 1951 sang sie die Sieglinde in der »Walküre«, die sie dort in den Jahren 1958 und 1965-69 wiederholte und hatte seitdem dort große Erfolge als Wagner-Sopranistin. Neben der Sieglinde bewunderte man in Bayreuth ihre Elsa im »Lohengrin« (1958), ihre Senta (1959, 1969-70), ihre Elisabeth im »Tannhäuser« (1964-66) und ihre Kundry im »Parsifal« (1982-83). Bei den Festspielen von Salzburg sang sie 1958 das Sopransolo im Requiem von Verdi, 1974-75 die Kaiserin in der »Frau ohne Schatten« von Richard Strauss. Sie war zu Gast an der Mailänder Scala (Antrittsrolle: Chrysothemis in »Elektra« von R. Strauss, 1954), an der Covent Garden Oper London (1953-55, 1959, 1963), an der Grand Opéra Paris, an den Staatsopern von Hamburg und München und an der Städtischen Oper (seit 1961 Deutsches Opernhaus) Berlin. Seit 1957 mit großem Erfolg an der San Francisco Opera zu hören. 1959 wurde sie an die Metropolitan Oper New York verpflichtet. Hier hatte sie bei ihrem Debüt 1959 einen besonders großen Erfolg, als sie Maria Callas in der Partie der Lady Macbeth in Verdis »Macbeth« ersetzte. Seither hatte sie auch dort eine glanzvolle, langjährige Karriere. Sie ist am New Yorker Haus der Metropolitan Oper in zwanzig verschiedenen Partien und in mehr als 280 Vorstellungen aufgetreten, u.a. 1960 als Abigaille in der Premiere von Verdis »Nabucco«, als Senta, als Elisabeth im »Tannhäuser«, als Tosca, als Leonore im »Fidelio«, als Marschallin im »Rosenkavalier«, als Ariadne auf Naxos, als Kaiserin in der »Frau ohne Schatten«, als Salome von R. Strauss, als Sieglinde, als Amelia in Verdis »Ballo in maschera«, als Desdemona im »Othello«, als Ortrud im »Lohengrin«, als Kundry, als Leonore in »La forza del destino« von Verdi und noch 1990 als Kabanicha in der Premiere der Oper »Katja Kabanowa« von Janácèk, 1992-93 als Küsterin in »Jenufa«, ebenfalls von Janácek. 1996 verabschiedete sie sich vom Publikum der Metropolitan Oper als alte Gräfin in »Pique Dame« von Tschaikowsky. Eine weltumspannende Gastspiel- und Konzerttätigkeit kennzeichnete die Karriere der Künstlerin. 1972 bewunderte man an der Grand Opéra Paris ihre Kaiserin in der »Frau ohne Schatten«. 1974 triumphaler Erfolg bei den Festspielen von Orange als Salome. 1982 hatte sie bei den Festspielen von Bayreuth nochmals einen überwältigenden Erfolg als Kundry im »Parsifal« bei der Hundertjahrfeier dieses Bühnenwerks. 1984 ehrte die Metropolitan Oper die Künstlerin anläßlich ihrer 25jährigen Zugehörigkeit zum Haus durch ein großes Galakonzert. 1986 dort großer Erfolg als Ortrud im »Lohengrin«. 1984 Teilnahme an der Japan-Tournee der Hamburger Staatsoper; 1986 sang sie beim Orange Festival die Elisabeth im »Tannhäuser«. 1988 hörte man sie an der Grand Opéra Paris als Kabanicha, 1989 an der Oper von Marseille als Klytämnestra in »Elektra« von R. Strauss, an der Auustralian Opera Sydney 1985, am Teatro Liceo Barcelona 1990 als Küsterin in »Jenufa«, 1992 als alte Gräfin in »Pique Dame« von Tschaikowsky, an der Deutschen Oper Berlin 1990-91 als Herodias in »Salome« von R. Strauss, an der San Francisco Opera 1993 als alte Gräfin in »Pique Dame«, 1994 beim Maggio musicale Florenz und 1995 an der Mailänder Scala wiederum als Herodias, 1995 am Teatro Colón Buenos Aires, 1996 bei den Salzburger Festspielen (zugleich ihr Abschied von der Bühne) als Klytämnestra. In zweiter Ehe mit dem Wiener Musikologen E.L. Gausmann verheiratet. Ehrenmitglied der Wiener Staatsoper, mit der silbernen Rose der Wiener Philharmonie ausgezeichnet. - Dramatische Ausdrucksintensität und ein großes Stimmvolumen gaben die Grundlage für die Partien ab, die sie gestaltete, die aber ganz durch ihre eminente Persönlichkeit geprägt wurden; zumal als Wagner- Sängerin geschätzt. Dazu feierte man sie als glänzende Darstellerin in den großen Verdi-Partien, als Kaiserin in der »Frau ohne Schatten« von R. Strauss, in den Titelpartien von dessen »Ägyptischer Helena« und »Die Liebe der Danaë« wie als Salome, später als Herodias und als Klytämnestra. Auch als Oratorien- und Liedersängerin weltweit berühmt.

[Lexikon: Rysanek, Leonie. Kutsch/Riemens: Sängerlexikon, S. 21071 (vgl. Sängerlex. Bd. 4, S. 3015 ff.) (c) Verlag K.G. Saur]


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