Tagliavini, Ferruccio, Tenor, * 14.8.1913 Barco bei Reggio Emilia, † 29.1.1995 Reggio Emilia; er wollte ursprünglich Ingenieur werden, doch wurde sein Vater auf seine schöne Stimme aufmerksam und sorgte für deren Ausbildung. Darauf Gesangstudium am Konservatorium von Parma bei Brancucci und bei Amedeo Bassi in Florenz. Bühnendebüt 1939 in Florenz als Rodolfo in »La Bohème«, nachdem er 1938 in Florenz einen Gesangwettbewerb gewonnen hatte. Bereits 1942 hörte man den jungen Sänger an der Mailänder Scala (als Grafen Almaviva im »Barbier von Sevilla« zusammen mit Gianna Pederzini und Tito Gobbi), an der er dann 1943-53 ständig in Erscheinung trat. 1940 sang er beim Maggio musicale Fiorentino in »Semiramide« von Rossini, 1941 an der Oper von Rom in der Uraufführung von Mario Persicos Oper »La Locandiera«. 1941 heiratete er die Sopranistin Pia Tassinari(1905-95), die er bei einem Gastspiel am Teatro Massimo in Palermo kennengelernt hatte. In den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg feierte er dann seine Triumphe an den großen Opernhäusern in aller Welt. Er trat als Gast in Rio de Janeiro (seit 1946), an der Oper von Chicago (Debüt 1946 als Herzog im »Rigoletto«) und an der San Francisco Opera (1948-49; 1952 als Faust in »Mefistofele« von Boito) auf. 1950 gastierte er mit dem Ensemble der Mailänder Scala (als Nemorino in »Elisir d'amore«) und dann wieder 1955-56 an der Covent Garden Oper London. 1946-47 sang er am Teatro Colón von Buenos Aires, auch an der Staatsoper von Wien, am Teatro San Carlos Lissabon (1954), an den Opernhäusern von Stuttgart (1955) und Antwerpen (1962), in Brüssel und Paris als Gast aufgetreten. Man hörte ihn bei den Festspielen von Verona (1954) und Florenz. An der New Yorker Metropolitan Oper war er 1947-54 und nochmals in der Spielzeit 1961-62 sehr erfolgreich (Antrittsrolle: Rodolfo in »La Bohème«). Er erschien dort als Nemorino, als Cavaradossi in »Tosca«, als Alfredo in »La Traviata« und als Edgardo in »Lucia di Lammermoor«. Er galt allgemein als führender Tenor für das italienische lyrische Repertoire und trat in Partien wie dem Grafen Almaviva im »Barbier von Sevilla«, dem Edgardo in »Lucia di Lammermoor«, dem Elvino in Bellinis »La Sonnambula«, dem Nemorino in »Elisir d'amore«, dem Herzog im »Rigoletto«, dem Alfredo in »La Traviata«, dem Cavaradossi in »Tosca«, dem Nadir in »Pêcheurs de perles« von Bizet, dem Werther von Massenet, dem Rodolfo in »La Bohème« und dem Titelhelden in Mascagnis »Amico Fritz« auf, den er bereits 1939 unter der Leitung des Komponisten in Florenz gesungen hatte, und der seither als eine seiner Glanzrollen galt. Seit 1951 hatte er seinen Wohnsitz in Nordamerika. 1965 gab er am Teatro Fenice von Venedig seine Abschiedsvorstellung in einer weiteren Glanzrolle, dem Titelhelden im »Werther« von Massenet. Er gab noch gelegentlich Konzerte, so noch 1981 in der Carnegie Hall in New York. Er verbrachte seinen Lebensabend in seiner italienischen Heimat. - Schön gebildete, durch einen nuancenreichen Vortrag gekennzeichnete lyrische Stimme, deren Spezialität die klassischen italienischen Belcanto-Partien von Bellini, Donizetti und Rossini waren. Großer Konzert- und Liedersänger.

[Lexikon: Tagliavini, Ferruccio. Kutsch/Riemens: Sängerlexikon, S. 23837 (vgl. Sängerlex. Bd. 5, S. 3421 ff.) (c) Verlag K.G. Saur]


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