Adam, Theo, Baß-Bariton, * 1.8.1926 Dresden; er gehörte 1936-42 dem Dresdner Kreuzchor an, wurde dann im Zweiten Weltkrieg Soldat und arbeitete nach seiner Entlassung aus der Kriegsgefangenschaft in der Nähe von Andernach als Landarbeiter. 1946 nach Dresden zurückgekehrt, begann er ein Studium als Volksschullehrer. Nachdem man seine schöne Stimme entdeckt hatte, wurde er durch Rudolf Dittrich auf die Solistenlaufbahn vorbereitet. 1949 debütierte er an der Staatsoper von Dresden als Tschernjakowsky im »Boris Godunow« und sang dann den Eremiten im »Freischütz«. Er blieb während seiner ganzen langen Karriere Mitglied dieses traditionsreichen Hauses. 1952 trat er erstmals bei den Bayreuther Festspielen auf, und zwar als Hermann Ortel in den »Meistersingern«. Für fast drei Jahrzehnte gehörte er zu den bedeutendsten Sängern dieser Festspiele. 1963-75 hörte man ihn dort als Wotan im Nibelungenring, eine Glanzrolle, in der er in aller Welt bewundert wurde. Noch 1980 übernahm er in Bayreuth die Partie des Gurnemanz im »Parsifal«, den er dort 1976-80 vortrug. Man bewunderte ihn in Bayreuth auch als König Heinrich im »Lohengrin« (1954, 1959-60) als Hans Sachs (1968-70, 1973-75) wie als Pogner (1960-61, 1963) in den »Meistersingern«. als Reinmar von Zweter im »Tannhäuser« (1954, 1961), als Fasolt im »Rheingold« (1958), als Titurel (1954, 1959) und als Amfortas im »Parsifal« (1965, 1972-73), dazu in einigen kleineren Rollen. Er sang neben seinen Wagner-Heroen meisterhaft eine Vielzahl weiterer Partien: den Don Giovanni von Mozart und den Pizarro im »Fidelio«, den Boris Godunow von Mussorgsky und den Titelhelden im »Wozzeck« von A. Berg, den König Philipp im »Don Carlos« von Verdi und den Ochs im »Rosenkavalier«, den Jochanaan in »Salome« und den Musiklehrer in »Ariadne auf Naxos« von R. Strauss, den Scarpia in »Tosca« und die Titelpartie in »Cardillac« von P. Hindemith. Seit 1957 war er auch Mitglied der Staatsoper Berlin, durch Gastspielverträge war er mit dem Opernhaus von Frankfurt a.M. verbunden. Dresden blieb jedoch seine eigentliche künstlerische Heimat. Hier sang er 1961 in der Gala-Aufführung zum 50. Jahrestag der Uraufführung des »Rosenkavaliers« den Ochs auf Lerchenau. Am 13.2.1985 wirkte er in der Eröffnungsvorstellung der neu erbauten Dresdner-Semper-Oper als Eremit im »Freischütz« und in der folgenden »Rosenkavalier«-Aufführung als Ochs mit (Mitschnitte dieser Aufführungen auf Denon-Platten). Man bewunderte immer wieder neben der Schönheit und der Kraft seiner Stimme sein eminentes darstellerisches Talent. Er wurde zum Ehrenmitglied und zum Präsidenten des Kuratoriums der Dresdner Oper ernannt. Von seinen vielen Gastauftritten können nur einige genannt werden; er gastierte an den Staatsopern von Wien (immer wieder in der langen Zeitspanne 1954-93), Hamburg, München und Stuttgart, am Opernhaus von Köln (1979 als Hans Sachs), am Bolschoj Theater Moskau, am Teatro Colón von Buenos Aires, an den Nationalopern von Prag, Budapest und Warschau, an der Oper von Rom (1968 als Wotan), am Théâtre de la Monnaie Brüssel (1965-66), am Teatro San Carlos Lissabon, an der Covent Garden Oper London (Antrittspartie Wotan 1967) und an der Grand Opéra Paris. Bei den Salzburger Festspielen trat er sehr oft in Erscheinung; er sang dort 1970 sowie 1982-83 den Pizarro, 1972 den Wozzeck, 1990 den La Roche im »Capriccio« von R. Strauss, wirkte 1981 in der Uraufführung der Oper »Baal« von F. Cerha in der Titelrolle mit und sang in konzertanten Aufführungen von »Karl V.« von E. Krenek (1980), »Penthesilea« von O. Schoeck (1982), »Dantons Tod« von G.von Einem (1983) und von F. Schrekers »Die Gezeichneten« (1984); 1987-88 trat er in Salzburg als Moses in »Moses und Aron« von Schönberg auf, 1995 nochmals als Schigolch in »Lulu« von A. Berg. Er war bei den Festspielen von Edinburgh zu Gast und sang in den USA u.a. an den Opern von Chicago und San Francisco. 1969 wurde er an die Metropolitan Oper New York berufen, an der er als Antrittsrolle den Hans Sachs sang und während drei Spielzeiten (insgesamt in 14 Vorstellungen, auch als Wotan im »Rheingold« und in der »Walküre«) auftrat. Am 16.2.1974 wirkte er an der Berliner Staatsoper, an der er auch seit 1972 als Regisseur tätig war, in der Uraufführung der Oper »Einstein« von Dessau in der Titelrolle mit, 1984 sang er bei den Festspielen von Salzburg den Prospero in der Uraufführung von Luciano Berios »Un Re in Ascolto«. 1982 gastierte er erstmals am Deutschen Opernhaus Berlin, und zwar als Hans Sachs. Beim Festival von Aix-en-Provence hörte man ihn 1994 als Sprecher in der »Zauberflöte«, in Kopenhagen 1996 als Schigolch in »Lulu« von A. Berg. Weltweit war er als Konzert- und Oratoriensänger, vor allem als Bach-Interpret, berühmt. Er gab seine Erinnerungen unter den Titeln »Seht, hier ist Tinte, Feder und Papier..« (Berlin, 1983) und »Ein Sängerleben in Begegnungen und Verwandlungen« (Berlin, 1996) heraus.

[Lexikon: Adam, Theo. Kutsch/Riemens: Sängerlexikon, S. 76 (vgl. Sängerlex. Bd. 1, S. 8 ff.) (c) Verlag K.G. Saur]


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