Christoff, Boris, Baß, * 18.5.1914 Plovdiv (Bulgarien)., † 29.6.1993 Rom; er wollte zunächst Jura studieren, doch fiel seine Stimme in einem Männerchor, dem Gusla-Chor, auf. Mit Hilfe eines Stipendiums des Königs Boris von Bulgarien konnte er 1942 in Mailand Schüler von Riccardo Stracciari werden; er studierte auch seit 1943 in Salzburg bei Muratti. Nach den Kriegswirren kam er in ein Flüchtlingslager in Deutschland; schließlich begann er 1946 seine Karriere in Italien als Konzertsänger. 1946 Bühnendebüt am Teatro Adriano in Rom als Colline in »La Bohéme«, den er dann auch am Theater von Reggio Calabria sang. Er sang noch im gleichen Jahr an der Mailänder Scala den Pimen in »Boris Godunow« und 1947, ebenfalls an der Scala, den Boris Godunow, eine seiner Glanzpartien. Es kam nun zu einer jahrzehntelangen großen Karriere des Künstlers an der Scala. 1947 gastierte er am Teatro Fenice Venedig als Gurnemanz im »Parsifal«. 1950 bewunderte man beim Maggio musicale Florenz seinen Agamemnon in »Iphigénie en Aulide« von Gluck. 1950 wurde er von der Metropolitan Püer New York für die Partie des Königs Philipp in Verdis »Don Carlos« engagiert; trotz aller Bemühungen erhielt er jedoch keine Einreisegenehmigung in die USA (da er aus einem kommunistisch regierten Land stammte). 1949-50 und 1958-74 feierte man ihn an der Londoner Convent Garden Oper; als erste Partie sang er 1949 in London seinen berühmten Boris Godunow, den er 1953 in Paris und 1956 in San Francisco wiederholte; 1958-63 trat er an der Oper von Chicago auf. Gastspiele und Konzerte in den Musikzentren in aller Welt kennzeichneten seine weitere Karriere. Er sang bei den Festspielen in der Arena von Verona (1949 als König Heinrich im »Lohengrin«) und in Edinburgh; 1960 große Erfolge bei den Festspielen von Salzburg als König Philipp in Verdis »Don Carlos«. Bereits 1949 sang er in Salzburg die Solopartien im Verdi- Requiem und in Beethovens 9. Sinfonie. 1948 gastierte er an der Oper von Rio de Janeiro, 1956 am Teatro Colón Buenos Aires, 1962-64 an der Staatsoper von Wien, 1971 nochmals an der Staatsoper von Hamburg. 1964 erkrankte er schwer an einem Gehirntumor und mußte sich einer Gehirnoperation unterziehen, doch gelang es ihm mit übermenschlicher Energie seine Karriere wieder aufzunehmen, die er 1965 mit einem Auftritt als Boris Godunow an der Londoner Covent Garden Oper erneut begann, und die er jetzt bis in die achtziger Jahre fortsetzte, wobei seine Stimme eine erstaunliche Qualität behielt. 1980 konnte er dann endlich auch in New York in einem Konzert auftreten. Er galt als einer der bedeutendsten Bassisten seiner Epoche. Seine großen Rollen waren in erster Linie der Boris Godunow (den er im Lauf seiner Karriere 600mal gesungen hat), der Mephisto im »Faust« von Gounod und der König Philipp in Verdis »Don Carlos«, weiter der Rocco im »Fidelio«, der Marke im »Tristan«, der Gurnemanz im »Parsifal«, der Titelheld in Glinkas »Iwan Susanin« (»Ein Leben für den Zaren«), der Kontschak in »Fürst Igor«, der Dosifey in »Khovantchina« von Mussorgsky, der Kochubey in Tschaikowskys »Mazeppa«, dazu die Baßpartien in Verdi-Opern. Sein Repertoire soll 120 verschiedene Partien umfaßt haben, zugleich war er ein hoch geschätzter Konzert- und Liedersänger. - Die mächtige Tonfülle, der Ausdrucksreichtum und die Intensität seiner musikalischen wie schauspielerischen Gestaltung machten ihn zum berufenen Interpreten der Baßpartien der russischen, aber auch der italienischen und französischen Oper.

[Lexikon: Christoff, Boris. Kutsch/Riemens: Sängerlexikon, S. 4258 (vgl. Sängerlex. Bd. 1, S. 635 ff.) (c) Verlag K.G. Saur]



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