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wird eine Zeichnung von Karl Otto Hy
TITEL: ohne Titel [wohl Darstellung des
Monstranzenbaums bei Wiesbaden-Frauenstein]
TECHNIK: Bleistift, Kohle (teilweise gewischt) auf
Zeichenpapier, punktuell aufgezogen auf gräulichem, leichtem Karton, um die
Zeichnung umlaufend Einrahmung aus zugeschnittenen schwarzen Kartonstücken
JAHR: unten rechts datiert „1932“
SIGNATUR: unten rechts signiert „K.O.HY“
GRÖßE: 22,9 x 30,5 cm (Blatt) bzw. 30 x 40 cm
(unterlegter Karton)
ZUSTAND: Blatt punktuell aufgezogen auf gräulichem,
leichtem Karton, um die Zeichnung umlaufend Einrahmung aus zugeschnittenen
schwarzen Kartonstücken; montierungsbedingt leicht wellig; unterlegter
gräulicher Karton am linken Rand mittig mit Einriss (Länge etwa 4 cm), sowie
verso etwas fleckig
---Nach einer Lehre zum Dekorationsmaler, besuchte
Karl Otto Hy die Kunstgewerbeschulen in Mainz und Wiesbaden (1925-29). Seine
damaligen Lehrer waren u.a. Hans Christiansen (1866-1945), Otto Fischer-Trachau
(1878-1958) und Otto Arpke (1886-1943). Bereits neben seinem Studium arbeitete
er für den bedeutenden Wiesbadener Architekten Johann Wilhelm Lehr (1893-1971)
und auch in der Folgezeit war er an zahlreichen Restaurierungen und
Gestaltungen von Bauwerken beteiligt.
Vorliegende auf 1932 datierte Zeichnung ist in die frühe
Phase nach Beendigung der Studienzeit einzuordnen. Hy nimmt sich einem ganz
traditionellen Sinn entsprechend der Darstellung einer regional markanten
Sehenswürdigkeit an. Der dargestellte sogenannte Monstranzenbaum stand am Fuße
des Grauen Steins bei Wiesbaden-Frauenstein. Diese Eiche soll einer Legende
nach dadurch entstanden sein, dass im Mittelalter eine Äbtissin des Klosters
Tiefenthal die heilige Monstranz im Wald vergrub, um sie so vor Kriegswirren
und Plünderung zu schützen. Um das Versteck wieder zu finden, pflanzte sie
daneben einen neuen Baum. Später fand sie diese Stelle jedoch nie wieder und
starb schließlich bei der Suche danach vor Erschöpfung. Der von ihr gepflanzte
Baum wuchs in Form einer Monstranz heran, was schließlich zu dem Namen führte.
Um 1980 starb die Eiche ab und musste schließlich im Herbst 2009 aus
Sicherheitsgründen gefällt werden. Der Stamm wurde an Ort und Stelle liegen
gelassen.
Die zahlreichen Äste des gewaltigen Baumes nehmen den
Großteil des Motivs ein. Im mittleren Bildbereich sind noch weitere, weitaus jüngere,
schmalere Bäume zu erkennen und im rechten Hintergrund eröffnet sich in wenige
Striche ein Blick in die Landschaft.---
Zu Karl Otto Hy (28.10.1904 Rüdesheim - 05.04.1992 Wiesbaden):
Maler, Zeichner, (Werbe-)Grafiker, Architekt; 1911
Zuzug von Rüdesheim nach Wiesbaden; Schulbesuch in Heidelberg und
Wiesbaden; erster Kunstunterricht in der privaten Malschule von Hermann
Bouffier (Wiesbaden), daneben Besuche im Atelier von Kaspar Kögler
(1838-1923); 1919 Ende der Schulzeit und anfänglicher Wunsch Schlosser
zu werden, da es aber hierbei keine freien Lehrstellen gab, ging er in
die Ausbildung zu einem Dekorationsmaler; 1925-29 Studium an den
Kunstgewerbeschulen in Mainz und Wiesbaden (u.a. bei Hans Christiansen
(1866-1945), Otto Fischer-Trachau (1878-1958), Otto Arpke (1886-1943));
neben dem Studium arbeitete Hy bei dem Wiesbadener Architekten Johann Wilhelm Lehr (1893-1971); ab 1930 freischaffend tätig, zu seinen Kunden
zählten v.a. Reklamefirmen, Kaufhäuser, Brauereien, Hotels; daneben auch
als Architekt tätig; 1937 Ausgestaltung der Wandelhalle in der
Herbert-Anlage mit Sgraffiti (Wiesbaden); 1938 Beteiligung an der
„Kunstausstellung in Frankfurt am Main, der Stadt des Deutschen
Handwerks“ (Städelsches Kunstinstitut, Frankfurt a.M.); 1942 zur
Wehrmacht eingezogen und anschließend russische Kriegsgefangenschaft;
1948 Rückkehr aus der Gefangenschaft nach Pforzheim und von dort Umzug
nach Wiesbaden; nach 1945 als Architekt in Wiesbaden tätig und dabei
beteiligt bei Restaurierungen und Innenraumgestaltungen von u.a. dem
Staatstheater, dem Kaiser-Friedrich-Bad, der Trauerhalle am Südfriedhof,
des Großen Sitzungssaals des Magistrats; 1962 Umzug nach Georgenborn
(Gemeinde Schlangenbad); ab 1978 Vorsitzender des „Rings bildender
Künstler“; 1980 Beteiligung an der Ausstellung „Wiesbadener Künstler aus
3 Generationen“ (Museum Wiesbaden, Wiesbaden); 1987 Ausstellung
zusammen mit Franz Ruzicka (Nassauischer Kunstverein Wiesbaden); 2014
vertreten bei der Ausstellung „Landschaftsbilder - ein Zwischenreich von
Natur und Zivilisation aus Imagination und Realität“ (Kunstarche
Wiesbaden e.V.); Werke befinden sich u.a. im Besitz der Stadt Wiesbaden
(„Frühling“, Öl, 1957), des Museums Wiesbaden („Die Kaiserstraße in
Wiesbaden“, Öl, 1934), der Ortsverwaltung Wiesbaden-Dotzheim („Blick vom
Neroberg über Wiesbaden“, Öl) --- LITERATUR: HILDEBRAND, Alexander
(1992): Akribie und Atmosphäre, in: Wiesbadener Leben; 6/1992; Seite 15
--- Magistrat der Landeshauptstadt Wiesbaden (Hrsg.) (1980): Wiesbadener
Künstler aus 3 Generationen; Wiesbaden: Wilhelm Lautz; unpag. (Kat.Nr.
37-38) --- „Karl Otto Hy. Optische Kultur - Wiesbadener Maler wird 80
Jahre alt“ (Autorenkürzel AH), in: Wiesbadener Kurier, vom
27./28.10.1984, Seite 9 --- „Allgemeines Künstlerlexikon (AKL)“,
Onlineversion, Künstler-ID: 42431199