Harsdörffer 1674 mit Noten und Emblem-Kupferstichen: J.M. Dilherr, Göttliche Liebesflamme

Seltenes Gebetbuch 1674 von Johann Michael Dilherr und Georg Philipp Harsdörffer; mit Noten und Emblem-Kupferstichen von Georg Strauch. --- "Göttliche Liebesflamme: Das ist / Andachten / Gebet / und Seufzer / über das Königliche Braut-Lied Salomonis: Darinnen ein Gottseliges Hertz / fürnemlich zu eiveriger Betrachtung der unverschuldeten Liebe Christi / und seiner schuldigen Gegenliebe / wird angemahnet; Samt etlichen Gebeten der H. Kirchenlehrer / wie auch etlichen Predigten / gleiches Inhalts. (…) Mit künstlichen Kupfferstücken / und anmutigen Liedern (…) zum sechstenmal auflelegt / von neuem vermehret und verbessert: Durch Johann Michael Dilherrn." --- Dieses umfangreiche Werk, unter anderem Titel 1640 erstmals erschienen, enthält zahlreiche geistlich-lyrische Beiträge (gekennzeichnet mit "G.P.H.") des führenden Barockdichters Georg Philipp Harsdörffer (1607-1658), der auch ein Vorwort beisteuerte. Die 21 Kupferstiche (Ätzradierungen) stammen vom Nürnberger Maler, Zeichner und Radierer Georg Strauch (1613-1675); diese wiederum basieren zum Teil auf Bildvorlagen, die sich in den »Pia Desideria« des flämischen Jesuiten Hermann Hugo (1588-1629) befinden.

Nürnberg, 6. Auflage, Christoph Endter 1674.

 Geprägter Ganzleder-Einband (12,2 x 6,8 x 5,3 cm) mit geprägtem dreiseitigem Goldschnitt und einer (von zwei) Schließen. (70) + 39 + (67) Seiten; am Ende mehrere Register. Die 21 Kupferstiche außerhalb der Seitenzählung. Die Kollationierung entspricht dem bei google books verfügbaren Exemplar. --- Zustand: Einband leicht schadhaft, eine Schließe fehlend, Seiten nur leicht fleckig.

Über die Verfasser: Johann Michael Dilherr (* 14. Oktober 1604 in Themar; gest. 8. April 1669 in Nürnberg) war ein protestantischer Theologe und Philologe an der Universität Jena und in Nürnberg. Biografie: Ab 1623 studierte er an den Universitäten Jena, Leipzig, Wittenberg und Altdorf bei Nürnberg. Zu dieser Zeit nahm er auch eine Stelle als Hofmeister adliger Studenten ein. 1630 erfolgte die Promotion zum Doktor der Theologie in Jena, wo er ab 1631 als Professor für Beredsamkeit und ab 1634 als Professor für Geschichte und Poesie wirkte. 1640 wurde er zum außerordentlichen Professor für Theologie in Jena berufen. 1642 wurde er vom Rat der Stadt Nürnberg berufen, um dort das Predigeramt an der Kirche zu St. Lorenz zu übernehmen. Von 1642 bis 1644 hatte er das Rektorat des Nürnberger Gymnasiums inne. Zugleich sollte er als Aufseher das Schulwesen reformieren. 1644 heiratete er die Witwe Anna Maria Deschauer, die 1664 verstarb. 1646 übernahm er das Predigeramt an der Sebalduskirche. Dilherr wirkte auch als Nürnberger Stadtbibliothekar. Seine umfangreiche Bibliothek ist erhalten. Persönlichkeit: Er war ein sehr von sich überzeugter, ja eitler Mensch. Alles, was er von sich gab, ließ er drucken. Sein Schriftenverzeichnis ist sehr umfangreich, aber nur wenige Werke sind wirklich von Bedeutung. Seine Ehefrau war eine reiche Kaufmannswitwe und er scheint ihr ganzes Vermögen in seine aufwändig gestalteten Bücher und in seine Privatbibliothek gesteckt zu haben. Bedeutung: Dilherr war sowohl als Geistlicher als auch als Förderer der Literatur eine der zentralen Gestalten Nürnbergs in der Mitte des 17. Jahrhunderts. Er gilt als Vertreter der irenischen Richtung der Theologie, die eine Versöhnung der Konfessionen anstrebt. Seine Erbauungsschriften erfreuten sich bei den Zeitgenossen großer Beliebtheit und wurden von anderen nachgeahmt. Bald nach seinem Amtsantritt gründete er das Auditorium Publicum am Egidiengymnasium und ließ begabte Schüler dort öffentliche Reden halten. Er stand in enger Verbindung zum Pegnesischen Blumenorden. Den mittellosen Studenten Johann Klaj nahm er in seinen Haushalt auf und förderte ihn als Dichter, ebenso den verwaisten Sigmund von Birken. Als Georg Philipp Harsdörffer 1658 starb, hielt er die Trauerrede. Als Dilherr 1669 starb, verfassten die Blumenhirten eine große Trauerschrift zu seinen Ehren. Dilherrs mehrere Tausend Bände umfassende Bibliothek wird heute im Landeskirchlichen Archiv der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern aufbewahrt. Sein mehrere Hundert Briefe umfassender Briefwechsel mit vielen bedeutenden Persönlichkeiten der Epoche ist ebenfalls erhalten. Werk: Als erster Prediger an der vornehmsten Nürnberger Kirche, St. Sebald, hatte Dilherr neben den sonn- und festtäglichen Andachten viele weitere offizielle Pflichten. Bekannt sind mehrere Hundert gedruckte Leichenpredigten aus seiner Hand. Nahezu alle Predigten aus der Nürnberger Zeit sind veröffentlicht worden, viele in dickleibigen Sammlungen, manche in mehreren Auflagen. Zahlreiche seiner Werke ließ Dilherr von bekannten Literaten in Nürnberg mit Gedichten ausschmücken und von Künstlern wie Jacob von Sandrart illustrieren. Zu den beteiligten Dichtern zählen Harsdörffer, Johann Christoph Arnschwanger und besonders Birken, der weit über 500 Lieder und Andachtsgedichte zu seinen Schriften beisteuerte und Embleme für sie entwarf. ----- Georg Philipp Harsdörffer (* 1. November 1607 in Fischbach, heute zu Nürnberg; gest. 17. September 1658 in Nürnberg) war ein deutscher Dichter des Barock sowie Begründer des Pegnesischen Blumenordens. Als Polyhistor verfasste er über 50 Bücher zu fast allen Wissensgebieten seiner Zeit, darunter zur Poetik, zum Kanzleiwesen, zur Tranchierkunst sowie zur Mathematik und Astronomie. Ferner war er auch Heraldiker. Leben: Georg Philipp Harsdörffer gehörte dem Nürnberger Patriziergeschlecht Harsdorf von Enderndorf an und war der Sohn von Philipp Harsdörffer und dessen Ehefrau Lucretia Scheurl. Ab 20. März 1623 war Harsdörffer an der Universität Altdorf eingeschrieben. Drei Jahre später wechselte er an die Juristische Fakultät nach Straßburg, wo er sich am 10. Juli 1626 immatrikulierte. 1627, ein Jahr später, begann er seine letztlich fünfjährige Cavalierstour (auch Grand Tour genannt), die ihn durch die Schweiz, Frankreich, Großbritannien, die Niederlande und Italien führte. Dabei verbrachte er 1630 ein Semester an der Universität Siena. Nach seiner Rückkehr 1633 reihte sich Harsdörffer in das Gefolge des Nürnberger Gesandten Johann Jakob Tetzel ein. Am 9. Juni 1634 heiratete er Susanna Fürer von Haimendorf. In diesem Jahr avancierte Harsdörffer zum Assessor am Untergericht; drei Jahre später wurde er an das Stadtgericht versetzt. Ab 1655 sah man ihn als Mitglied des Inneren Rats. Neben den juristischen und politischen Aufgaben fand Harsdörffer aber noch ausreichend Zeit, um als Schriftsteller, Übersetzer und Wissenschaftler ein umfangreiches Werk zu schaffen. Harsdörffer als poeta laureatus: Im November 1641 wurde Harsdörffer von Fürst Ludwig I. von Anhalt-Köthen in die Fruchtbringende Gesellschaft aufgenommen. Er verlieh ihm den Gesellschaftsnamen der Spielende und wies ihm die Devise auf manche Art zu. Als Emblem trug Harsdörffer die kleinen bunten englischen oder welschen böhnlein (Phaseolus vulgaris L.). Harsdörffer war ein enger Freund und Mitstreiter des Nürnberger Hauptpastors Johann Michael Dilherr. Zusammen mit Johann Klaj gründete Harsdörffer 1644 den Pegnesischen Blumenorden, dessen literarische Aktivitäten um 1649, zur Zeit des Nürnberger Friedensexekutionskongress, an ihren Höhepunkt gelangten. Sein Nachfolger als Ordenspräsident wurde im Jahr 1662 Sigmund von Birken. Erst unter ihm als dem „Oberhirten“ wurde der Blumenorden zu einem der großen Dichtervereine der Barockzeit. Unter dem Namen der Kunstspielende war Harsdörffer auch Mitglied der in Hamburg gegründeten Deutschgesinnten Genossenschaft. Diese Vereinigung hatte sich u. a. zum Ziel gesetzt, die deutsche Sprache zur Geltung zu bringen und die Verwendung von Fremdwörtern zu vermeiden. Harsdörffers Gesprächspiele (1641-1649) waren eines der erfolgreichsten Werke der deutschen Literatur des 17. Jahrhunderts. Sein Poetischer Trichter (1647-1653) gehört zu den umfassendsten Poetiken des Barock. Daneben entwickelten sich seine beiden sog. Schauplätze, der Grosse SchauPlatz Lust- und Lehrreicher Geschichte (1648-1651) und der Grosse SchauPlatz Jämerlicher Mordgeschichte (1649-1650), zu vielnachgeahmten Bestsellern. Zur geistlichen Dichtung trug Harsdörffer besonders mit den Hertzbeweglichen Sonntagsandachten (1649-1652) bei. Zeittypisch ist seine Dichtung von Vanitas-Motiven durchsetzt und weist Elemente auch der spätmittelalterlichen Frömmigkeit, vor allem der Mystik, auf. Harsdörffer schrieb den Text zur ersten erhaltenen deutschsprachigen Oper, der von Sigmund Theophil Staden vertont wurde: Das geistliche Waldgedicht oder Freudenspiel, genannt Seelewig (1644). Auch wenn diese Pastorale zu strophisch wirkt für eine Oper, verdient sie Erwähnung als interessante Nachahmung des oberitalienischen Opernstils. Im Alter von 50 Jahren starb Georg Philipp Harsdörffer am 17. September 1658 in Nürnberg und wurde auf dem dortigen Johannisfriedhof beigesetzt. Seine Sprache: Der Nürnberger Lutheraner Harsdörffer beteiligte sich an der Sprach- und Dichtungsreform, wie sie von Martin Opitz angestoßen und u. a. von der Fruchtbringenden Gesellschaft fortgeführt wurde. In seiner Aufzählung von 41 empfehlenswerten Autoren seiner Zeit findet sich bezeichnenderweise kein einziger Katholik. Dennoch konnte er sich selbst mit der in Meißen und Schlesien gepflegten mitteldeutschen Schriftsprache nicht anfreunden und benutzte für seine deutschsprachigen Werke die sonst auch als katholisches Jesuitendeutsch gescholtene Oberdeutsche Schreibsprache. Erfolgreiche Eindeutschungen: Harsdörffer erfand für zahlreiche Fremdwörter Eindeutschungen, von denen viele Eingang in die deutsche Sprache gefunden haben wie Aufzug (für das Fremdwort Akt), beobachten (observieren), Briefwechsel (Korrespondenz), Prismenfernglas (Teleskop) und Zweikampf (Duell). Beiträge zu den Wissenschaften: Harsdörffer veröffentlichte 1651 in Nürnberg ein Buch zur Unterhaltungsmathematik, das auf einem postum von dessen Erben herausgegebenen Buch von Daniel Schwenter beruht (Deliciae mathematicae et physicae oder Mathematische und Philosophische Erquickstunden). Es enthält auch Nachrichten über verschiedene Erfindungen und Maschinen. Zum Beispiel wird hier das Tauchboot von Cornelis Jacobszoon Drebbel erwähnt (das auch Marin Mersenne 1644 in seinen Cogitata Physico-mathematica beschrieb), ein scheinbar selbstfahrender Wagen des Zirkelschmieds Hans (Johannes) Hautsch in Nürnberg, eine Eimerkette für Erdarbeiten, Spieluhren und die Verwendung ähnlicher Walzenradsteuerungen für Webstühle, einen Schaufelradantrieb für Schiffe durch einen Ritter auf Malta und eine Baggermaschine für Häfen, die Harsdörffer in Genua sah. Er beschreibt auch ein Brunnenbohrgerät aus Amsterdam, ähnlich wie Mersenne. (Quelle: wikipedia.)