Angeboten wird ein Gemälde von Willy Kraska
TITEL: „Nach einer Studie aus Russisch-Polen (Roshischewo 1917)“ [so verso mittig in Blei betitelt, sowie verso oben links nochmals etwas undeutlich betitelt „Nach einer Studie aus Blaslistok[?] 1917“]
TECHNIK: Öl auf Holz, gerahmt
JAHR: unten rechts datiert „1935“
SIGNATUR: unten rechts signiert „Wkraska“, sowie verso nochmals in Blei signiert
GRÖßE: 51,5 x 39 cm (ohne Rahmen) bzw. 55,2 x 43,1 cm (mit Rahmen)
ZUSTAND: leicht nachgedunkelt; leicht fleckig; Holz verso etwas berieben, sowie verso oben rechts kleines (Ausstellungs-)Etikett mit Nummerierung „127“; Rahmen an Ecken / Kanten etwas berieben
---Willy Kraska wuchs in einer durchaus kunstsinnigen Familie auf. Der Vater hatte, nachdem er aus dem Militär ausschied, eine Anstellung als Aufseher im Kunstgewerbemuseum in Berlin, so dass hierdurch womöglich bereits ein gewisser Bezug zur Kunst gegeben ist. Ebenso war auch der etwas ältere Bruder Arthur künstlerisch tätig. Jener schuf anfangs Zeichnungen, Illustrationen und Grafiken, wandte sich dann aber in den 1920er Jahren dem Film zu („Kraska-Film“).
Bereits vor dem
Ersten Weltkrieg begann sich Willy Kraska als Illustrator und Gebrauchs- bzw.
Werbegrafiker zu etablieren. 1914 hatte er eine erfolgreiche Teilnahme am
Gebrauchsgrafik-Wettbewerb des renommierten Klavierherstellers „Rud. Ibach
Sohn“. Und ebenso konnte er 1914 eines seiner Werke („Piependeckels erste
Seereise“, 1912) bei der „Großen Berliner Kunstausstellung“ zeigen. Nach dem
Weltkrieg nahm er sich zusammen mit seinem Bruder Arthur ein Atelier in der
Feuerbachstraße 10 in Berlin und beide hatten hier durchaus gemeinsame
Interessen und gemeinsame Auftraggeber wie bspw. die „Unfallverhütungsbild
GmbH“ für welche Willy Plakate und Grafiken schuf, während Arthur als
Filmproduzent tätig war. In der Folge konnte sich Willy Kraska einen Namen
machen und arbeitete für zahlreiche Unternehmen wie bspw. „Carl Büsgen
Zigarrenfabrik“ (Vallendar), „S.F.W. Brüggemeyer“ (Detmold), „Allgemeine Tabak
Zeitung“, „Deutsche Parfümerie-Zeitung“. Hervorzueheben ist dabei besonders
seine andauernde und produktive Arbeit für die „AEG“.
Neben diesen
werbegrafischen Arbeiten entstanden auch immer wieder freie künstlerische
Zeichnungen, Aquarelle und Gemälde.
Dieses vorliegende
Gemälde Willy Kraskas entstand 1935 und der rückseitigen Annotation durch den
Künstler folgend, basiert das Werk auf einer Studie, welcher dieser im Jahr
1917 in Russisch-Polen (Weichselland) schuf.
Ganz deutlich
befinden wir uns in einem herbstlichen Motiv. – Die braunen, goldbraunen
Blätter der Bäume sind bereits zahlreich zu Boden gefallen und auch gerade in
diesem Moment gleiten mehrere Blätter gleichsam zart wie Schneeflocken
hinunter. Etwas nach rechts versetzt aus dem Bildzentrum erhebt sich markant
das hohe, geschlossene Tor eines Friedhofs. Vor diesem Tor laufen fünf Personen
dick in Jacken gehüllt dem linken Bildrand zu an welchem noch der Stiefel einer
weiteren Person zu sehen ist. Über ihren Schulteren tragen sie Säcke und es
wirkt alles wie die Momentaufnahme einer Flucht.
Diesem an sich
traurig tragischen Motiv setzt Kraska in Form einer dezenten ins Bild gelegten
symbolischen Religiosität eine gewisse Form der Hoffnung und des Vertrauens
entgegen. So fällt das helle Morgenlicht durch das geschlossene Tor und erhellt
einen Teil des an sich dunklen Bodens auf dem die Menschen laufen müssen.
Ebenso hebt sich das dunkle Kreuz am oberen Rand des Tores markant ab, was sich
in seiner Symbolkraft in der am oberen Torbogen befindlichen Heilandsfigur
fortsetzt.
Sicherlich ist
dieses Gemälde Willy Kraskas ein Motiv des Leids und des Verlusts, doch es ist
zugleich kein Ausdruck der Resignation, sondern vielmehr möge diese durch den
Glauben und das Vertrauen überwunden werden.---
Zu Willy Kraska (30.12.1886 Berlin – 28.11.1974 Berlin-Lichterfelde):
Maler, Zeichner, Werbegrafiker, Gebrauchsgrafiker.
Ausstellungen: 1914, Beteiligung an der „Großen Berliner Kunstausstellung“
Mitgliedschaften: Wirtschaftsverband bildender Künstler (WVbK)
Sammlungen: Stadtmuseum Berlin; Deutsches Technikmuseum, Berlin; Deutsches Historisches Museum, Berlin; Staatliche Kunstsammlungen Dresden (SKD); Poster Collection of the Hoover Institution, Stanford University; Belgische Staatsarchiv (Rijksarchief), Antwerpen