Hauk, Minnie, Sopran, * 16.11.1851 New York, † 6.2.1929 Tribschen bei Luzern; eigentlicher Name Amalia Mignon Hauck. Sie war die Tochter eines deutschen Professors, der wegen der Revolution von 1848 Deutschland verlassen und dann in den USA eine Dampfmaschinenfabrik begründet hatte. Bereits mit zehn Jahren trat sie in New Orleans in einem Konzert auf. Sie studierte in New Orleans bei Courteau und in New York bei Achille Ernani. 1866 kam es zu ihrem Bühnendebüt unter dem Namen Amalia M. Hauck in Brooklyn als Linda di Chamounix in der gleichnamigen Donizetti-Oper und als Amina in Bellinis »La Sonnambula«. Darauf engagierte der Impresario und Dirigent Fritz Maretzek für die Academy of Music New York, an der sie als Antrittsrolle wieder die Amina in »La Sonnambula« sang und einen sensationellen Erfolg erzielte. 1868 hatte sie ihren ersten großen Erfolg in Europa, als sie an der Londoner Covent Garden Oper auftrat. Sie hatte dann geradezu überwältigende Erfolge bei Gastspielauftritten in Brüssel (1868), Paris (1869), Moskau, St. Petersburg (1869-70) und Berlin. 1870 feierte man sie bei ihrem Debüt an der Wiener Hofoper, an der sie nun drei Jahre hindurch sang. 1873 gastierte sie am Opernhaus von Riga und gehörte in der Saison 1873-74 der kurzlebigen Komischen Oper in Wien an. 1874--78 war sie an der Berliner Hofoper engagiert, wo sie 1876 in der Premiere der Oper »Der Widerspenstigen Zähmung« von Hermann Goetz in der Partie der Katharina großes Aufsehen erregte. Sie wirkte in Berlin oft in Konzerten am Kaiserlichen Hof mit und wurde von Kaiser Wilhelm I. und seiner Familie besonders geschätzt. 1874 sang sie in Budapest (in ungarischer Sprache) in der Oper »Hunyadi Laszló« von Ferenc Erkel. Vor allem aber wurde sie in ihrer amerikanischen Heimat gefeiert. So kreierte sie für Amerika einige Partien in bekannten Opernwerken: bereits am 15.11.1867, dem Vorabend ihres 16. Geburtstages, in New York die Juliette in »Roméo et Juliette« von Gounod, am 23.10.1878 an der Academy of Music New York die Carmen in der gleichnamigen Oper von Bizet, am 23.12.1885 am gleichen Operntheater die Titelheldin in »Manon« von Massenet. Die Carmen, eine ihrer größten Rollen, sang sie auch in der englischen Erstaufführung dieser Oper am 22.6.1878 am Londoner Her Majesty's Theatre. Bis 1881 war sie jedes Jahr an diesem Haus anzutreffen, wo man sie auch als Aida und als Katharina in »Der Widerspenstigen Zähmung« von Goetz bewunderte. Triumphale Gastspiel- und Konzertreisen führten sie um die ganze Welt; so ist sie sogar in China, in Japan, in Indien und auf den Karibischen Inseln aufgetreten. In der Spielzeit 1890-91 war sie an der Metropolitan Oper zu hören; dort sang sie aber nur in fünf Vorstellungen die Selika und die Carmen. Danach gründete sie eine eigene Opernkompanie, mit der sie eine große Tournee durch Nordamerika unternahm. Obwohl sie auf dem Höhepunkt ihrer Karriere stand, gab sie nach dieser Tournee ihren Rücktritt von der Bühne bekannt. Sie galt allgemein als eine der großen Sänger- Schauspielerinnen ihrer Generation. Sie kaufte die Villa, in der Richard Wagner 1865-71 in Tribschen bei Luzern gelebt hatte und nahm dort mit ihrem Gatten, dem Baron Ernst von Hesse-Wartegg, einem bekannten Reiseschriftsteller, den sie 1881 geheiratet hatte, ihren Wohnsitz. Durch die Ereignisse des Ersten Weltkrieges und die nachfolgende Inflation verlor die Sängerin fast ihr gesamtes großes Vermögen. Amerikanische Opernfreunde veranstalteten Sammlungen für sie, die es ihr gestatteten, ihren Ruhestand weiter in der Schweiz zu verleben. Sie veröffentlichte ihre Lebenserinnerungen unter dem Titel »Memories of a Singer« (1925).

[Lexikon: Hauk, Minnie. Kutsch/Riemens: Sängerlexikon, S. 10342 (vgl. Sängerlex. Bd. 2, S. 1524 ff.) (c) Verlag K.G. Saur]


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