Kiepura, Jan, Tenor, * 16.5.1902 Sosnowiece (Polen), † 15.8.1966 Harrison (New York), (nach einem plötzlichen Herzanfall); er studierte zunächst Volkswirtschaft, dann Gesang in Warschau bei Waclaw Brzezinski und bei Taddeusz Leliwa. Er gab 1923 ein erstes Konzert in Warschau. 1924 kam es dann zu seinem Bühnendebüt am Opernhaus von Lwów (Lemberg) als Faust von Gounod. Darauf sang er 1925 in Warschau und Poznan (Posen). 1926 trat er mit sensationellem Erfolg an der Wiener Staatsoper als Cavaradossi in Puccinis »Tosca« auf, wobei die berühmte Maria Jeritza in der Titelpartie zu hören war. Einen ähnlichen Erfolg hatte er dort als Kalaf in »Turandot« von Puccini. Er trat nun bis 1928 ständig und bis 1939 als Gast an der Wiener Staatsoper auf. Hier wirkte er auch 1927 in der Wiener Premiere der Oper »Das Wunder der Heliane« von Korngold als Partner von Lotte Lehmann mit. 1927 Auftritte an der Covent Garden Oper London und in der Londoner Albert Hall, im gleichen Jahr im Casino von Deauville, 1928 an der Grand Opéra Paris (als Cavaradossi). An der Mailänder Scala debütierte er 1928 als Kalaf in Puccinis »Turandot« zusammen mit Bianca Scacciati und Rosetta Pampanini. 1934 gastierte er an der Opéra-Comique Paris als Rodolfo in »La Bohème« und als des Grieux in Massenets »Manon«. Letztgenannte Partie sang er auch 1931 an der Mailänder Scala. Weitere Gastspiele an der Staatsoper Berlin, am Teatro Colón Buenos Aires, an der Oper von São Paulo und an der Oper von Chicago, an der er 1931-32 und 1939-42 engagiert war. Dort fand auch 1931 sein USA-Debüt als Cavaradossi in »Tosca« statt. An der Chicago Opera wirkte er 1938 in einer wichtigen Premiere der polnischen Nationaloper »Halka« von Moniuszko mit. An der Mailänder Scala sang er am 9.2.1929 in der Uraufführung der damals sehr erfolgreichen Oper »Le preziose ridicole« von Lattuada, 1931 den des Grieux in »Manon« von Massenet und den Cavaradossi in »Tosca«. In den dreißiger Jahren wandte der Künstler sich dann mehr und mehr dem Tonfilm zu, zuerst in Deutschland, später im amerikanischen Filmzentrum Hollywood. Dabei trat er oft zusammen mit seiner Gattin, der Sopranistin Martha Eggerth (* 1912), auf, die er 1936 geheiratet hatte. 1938-42 Mitglied der Metropolitan Oper New York, an der er als Antrittsrolle den Rodolfo in Puccinis »La Bohème« sang. Er trat dort während drei Spielzeiten in 18 Vorstellungen und in fünf Partien auf, u.a. als des Grieux in »Manon« von Massenet, als Herzog im »Rigoletto« und als Cavaradossi. Als letzte Partie sang er an der Metropolitan Oper 1942 den José in »Carmen«. Er gastierte in den USA an den großen Opern- und vor allem Operettenbühnen und trat drei Jahre lang zusammen mit Martha Eggerth am New Yorker Broadway in einer glanzvollen Inszenierung von Lehárs »Lustiger Witwe« auf. Auch in London und Wien wurde er als Operettentenor gefeiert. Dem letzten Wunsch des Sängers entsprechend, wurde er nach seinem plötzlichen Tod in Warschau beigesetzt. Aus der Ehe mit Martha Eggerth stammten zwei Söhne, Jan Taddeusz Kiepura, der die Sängerlaufbahn einschlug, und Marjan Kiepura, der Pianist wurde. - Ein Bruder von Jan Kiepura, Waldislaw Kiepura, hatte unter dem Namen Ladis Kiepura (* 30.3.1904) eine erfolgreiche Bühnenkarriere. Er trat in Deutschland, vor allem an der Hamburger Oper (hier 1935-38 unter dem Künstlernamen Wladislaw Ladis, u.a. als Cavaradossi in »Tosca«, als Missail im »Boris Godunow« und als Canio im »Bajazzo«) auf und hat Schallplatten unter dem Etikett von Parlophon-Odeon besungen.

Lexikon: Kiepura, Jan. Kutsch/Riemens: Sängerlexikon, S. 12479 (vgl. Sängerlex. Bd. 3, S. 1813 ff.) (c) Verlag K.G. Saur


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