Keramik Kanne Nachlass Elsi Wetter Juist Weberhof, Burg Giebichenstein Halle Marguerite Friedlaender-Wildenhain? ~1930

Deutsche Moderne: Muldenförmige Schale auf Standring, konisch aufsteigende Fahne, unsigniert, laut Vorbesitzer aus dem Nachlass von Elsi Wetter, hergestellt von Marguerite Friedlaender oder Franz Wilhelm Wildenhain? Dunkelbrauner Scherben, gedreht, innen und außen cremeweiße, außen stellenweise ockerfarben gesprenkelte Glasur. Provenienz: Aus ehemaligem Besitz der Deutsch-Schweizerin Elsi Wetter, die Schülerin bei Benita Otte an der Burg Giebichenstein und dann Webmeisterin am Weberhof in Juist war. Schale in Handarbeit um 1930 oder früher hergestellt? Höhe 10,5 cm, Durchmesser am oberen Rand 22 cm, Stand 7cm. Keramik in gutem gebrauchten originalen Zustand, ohne Beschädigung, ohne Chip, ohne Haarlinie, ohne Reinigung, siehe bitte auch Fotos die Bestandteil der Beschreibung sind. Urheberschaft mangels Signatur und Kenntnis von mir nicht garantierbar, bitte bilden Sie eigene Meinung. Das letzte Foto zeigt eine ähnlich geformte, ebenfalls unsignierte Schale von Marguerite Friedländer, die im Ausstellungskatalog Meister der Deutschen Keramik abgebildet ist und die sich in der Neuen Sammlung in München befindet. Bitte beachten Sie auch meine anderen Angebote zum Thema Burg Giebichenstein, Bildwirker-Wandteppich, Metallarbeiten und Keramik - danke!

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Marguerite Friedlaender, auch Marguerite Friedlaender-Wildenhain, (11. Oktober 1896 Lyon - 24. Februar 1985 Guerneville, Kalifornien) war eine deutsch-englische Keramikerin und Porzellangestalterin. Von 1919 bis 1925 war sie am Staatlichen Bauhaus, zuerst absolvierte sie dort eine Lehre, danach arbeitete sie in der Töpferei des Bauhauses in Dornburg/Saale mit Gerhard Marcks und Max Krehan zusammen und wurde anschließend dort Werkstattmeisterin. Ihre Meisterprüfung machte sie 1926 in Höhr-Grenzhausen. Seit 1925 arbeitete sie sehr erfolgreich an der Keramikwerkstatt der Burg Giebichenstein. 1929 übernahm sie die Leitung der dortigen Porzellanwerkstatt und entwickelte für die Staatliche Porzellan-Manufaktur (KPM) in Berlin Prototypen für Service (u.a. 1929 das Kaffee- und Teeservice „Halle“) die in ihrer kompromisslosen Klarheit zu Designklassikern wurden. Ihr Einfluss auf die Keramikgestaltung der Burg Giebichenstein währte Jahrzehnte. 1930 heiratete sie den Keramiker und Bauhaus-Absolventen Franz Rudolf Wildenhain. Unmittelbar nach der Machtübernahme wurde sie auf Druck der Nationalsozialisten wegen ihrer jüdischen Herkunft an der Burg Giebichenstein entlassen, musste Halle und Berlin verlassen und emigrierte zunächst in die Niederlande, dann in die USA. Dort war sie von 1940 bis 1942 Leiterin der Keramikwerkstatt des College of Arts and Crafts in Oakland. Von 1942 bis 1949 arbeitete Marguerite Friedlaender in der Künstlerkolonie „Pond Farm“ in Guerneville/Kalifornien. 1949 trennten sich Marguerite Friedlaender und Franz Rudolf Wildenhain, der ihr erst 1947 in die USA hatte folgen können. Es kam zur Auflösung der „Pond Farm“. Anfang 2013 widmete ihr (sowie Margarete Heymann-Marks und Eva Stricker-Zeisel) das Bröhan-Museum eine Ausstellung im Rahmen des Berliner Themenjahrs 2013 - Zerstörte Vielfalt.

Die deutsche Bildwirkerin und Textildesignerin Elsa (Elsi) Wetter (3.1.1908 Zürich - April 1990 Arbon Schweiz), war eine Schülerin von Benita Koch-Otte (* 23. Mai 1892  Stuttgart; † 26. April 1976 Bielefeld) in der Abteilung Weberei an den Werkstätten der Burg Giebichenstein in Halle (Saale) die Benita Otte von 1925 bis 1933 leitete. Benita Otte immatrikulierte sich 1920 am Staatlichen Bauhaus in Weimar, wo sie zunächst Schülerin, später mit Guta Stölzl begabteste Mitarbeiterin in der Webereiwerkstatt war.  An der Burg Giebichenstein waren dann die Ideale der Burg und des Bauhauses vereint, Elsa Wetter leitete die Pflanzschule der Burg Giebichenstein auf Juist. Arbeiten der Künstlerinnen waren auch im Grassimuseum in Leipzig zu sehen.

Die Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle (Burg Halle) ist die Kunsthochschule in Halle an der Saale und hat ihren Sitz auf der Burg Giebichenstein oberhalb des rechten Saaleufers am nördlichen Stadtrand (Campus Kunst) und am Neuwerk östlich des Mühlgrabens (Campus Design). Die heutige Kunsthochschule geht auf die Gewerbliche Zeichen- und Handwerkerschule der Stadt Halle zurück. Mit Amtsantritt als Direktor am 1. Juli 1915 gab der Architekt Paul Thiersch der Schule neue Impulse. Die Schule hieß nun Handwerker- und Kunstgewerbeschule Halle. Thiersch reformierte sie im Sinne der Ideen des Deutschen Werkbundes und es entstanden die Klassen für Malerei, Grafik, Bildhauerei, Architektur, Textilgestaltung, Fotografie sowie die Tischlerei. 1922 bezog die Schule erstmals Räume in der Unterburg der Burg Giebichenstein, wo sie die Bezeichnung Werkstätten der Stadt Halle, Staatlich-städtische Kunstgewerbeschule Burg Giebichenstein führte. Nach Auflösung des Bauhauses in Weimar im Jahr 1925 kamen zahlreiche ehemalige Bauhäusler als Lehrer an die Burg, unter ihnen der Bildhauer Gerhard Marcks, der von 1928 bis 1933 das Amt des Direktors bekleidete. Nach der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten 1933 mussten Marguerite Friedlaender, Gerhard Marcks, Charles Crodel und Erwin Hahs die Schule verlassen. Die Schule wurde durch das nationalsozialistische Regime beschnitten und als Handwerkerschule weitergeführt. In der Nachkriegszeit wurde die Burg Giebichenstein als Kunstschule wiederaufgebaut.
Direktoren und Rektoren waren Paul Thiersch, Architekt, Direktor 1915–1928, Gerhard Marcks, Plastiker, Direktor 1928–1933,Gustav Weidanz, Plastiker, Kommissarischer Direktor 1933, Hans Willi Michel, Zeichner, Direktor 1934, Hermann Schiebel, Zeichner, Direktor 1934–1945,,Gustav Weidanz, Plastiker, Kommissarischer Direktor 1945, Ludwig E. Redslob, Jurist, Direktor 1945–1946, Wilhelm Nauhaus, Buchgestalter, Direktor 1946,, Hanns Hopp, Architekt, Direktor 1946–1949, Walter Funkat, Grafiker, Direktor und Rektor 1950–1964. Lehrer, Meister und bekannte Absolventen waren Charles Crodel, Maler und Grafiker, Marguerite Friedlaender, Keramikerin, Hans Finsler, Fotograf, Gerhard Geyer, Bildhauer, Erwin Hahs, Maler und Grafiker, Karl Hermann Haupt, Maler und Grafiker, Benita Koch-Otte, Textil, Erich Lenne, Metall, Silberschmied, Maria Likarz, Textil und Emaille, Karl Müller, Metallbildner, Otto Müller, Maler, Johannes Niemeyer, Architekt, Otto Pfaff, Buchbinder, Buchkünstler, Herbert Post, Schriftkünstler, Lili Schultz, Metall- und Emaille, Johanna Schütz-Wolff, Textilgestalterin und Grafikerin, Franz- Rudolf Wildenhain, Keramiker, Hans Wittwer, Architekt, Gustav Weidanz, Bildhauer.

Weberhof Juist: 1928 kam Nanna Cremer nach Juist, um in  dem von der Inneren Mission im Zusammenhang mit der Inselhospiz erbauten Haus Eckhart ein Kinderheim einzurichten. Sie war eine Frau mit fortschrittlichen Ideen für die körperliche und geistig-seelische Betreuung von erholungsbedürftigen Kindern. Musik, Tanz, Spiel und Theater hatten Platz neben vielfältigen Naturerlebnissen. Ein Problem war die ausschließliche Belegung des Hauses während der Sommermonate, deshalb suchte man für die Winterzeit eine andere Auslastung. Es entstand der Plan, ein eigenes Haus zu bauen und darin eine Weberei einzurichten, um auch die Wintermonate auszulasten. Die Verbindung zum Architekten Paul Thiersch - Gründer und Leiter der Kunsthandwerksschule auf Burg Giebichenstein bei Halle -  führte dazu, daß dessen Sohn Stefan Thiersch, damals noch Medizinstudent, aber mit der gleichen Begabung für Architektur wie der Vater ausgestattet, den Plan eines Gebäudekomplexes für die Weberei im Dünental Ostdorf entwickelte der dann 1934 bezogen werden konnte.
Für die Finanzierung sorgten Freunde, allen voran die Webermeisterin EIsa Wetter, eine wirtschaftlich unabhängige Deutsch-Schweizerin und so konnte im Winter 1933/34 erstmals gewebt werden und im darauf folgenden Sommer bezogen Kinder das Haus. Die Webstühle wurden während dieser Zeit abgebaut. Die Weberinnen waren zum größten Teil auf Burg Giebichenstein ausgebildet worden und prägten den Stil des Handwerks-Betriebes entscheidend, wobei wesentliche Impulse von EIsa Wetter ausgingen. Nach Bau eines mehrgeschossigen Haupthauses konnten nun die Weberei ganzjährig in Betrieb bleiben und der weitere Ausbau des Weberhofs führte zu einer Kunsthandwerker-Gemeinschaft in Sinne der  Werkstätten der Stadt Halle, Staatlich-städtische Kunstgewerbeschule Burg Giebichenstein.
  
Der Neubeginn nach 1945 war schwierig, deshalb wurde die Weberei auf Juist stärker mit den Kunstwerkstätten der Burg Giebichenstein verbunden. Treibende Kräfte dieser Entwicklung waren die Gebrüder Stefan und Urban Thiersch und deren Schwester der Goldschmiedin und  Emailleurin Gemma Wolters-Thiersch sowie Professor Rudolf Fahrner und Nanna Cremer. Mit Hilfe von Beziehungen gelang es, nach und nach weitere wichtige Geräte für die Weberhof-Werkstätten wie Töpferscheiben, Keramik-Brennöfen und Emaille-Brennöfen, Töpferscheiben, Hobelbänke und vieles andere mehr zu beschaffen. Bei der Auswahl geeigneter Mitarbeiter für die Weberhof-Werkstätten wollte man jungen, begeisterungsfähigen Kunsthandwerkern eine Chance geben. So kamen 1947 Annemarie Tummeley und Werner Schmidt aus Höhr-Grenzhausen und 1948 Gerhard Nieter von Giebichenstein nach Juist. Auch Gemma Wolters- Thiersch sowie ein Tischlermeister und eine Korbflechterin arbeiteten nun in den Weberhof-Werkstätten. Im Winter 1949 heirateten die Töpfer Werner Schmidt und Annemarie Tummeley, einige Wochen später Gerhard Nieter und Renate Reger, die 1947 eine Ausbildung als Bild- und Teppichweberin begonnen hatte. Beide Paare machten sich später selbständig: Die Töpfersleute arbeiteten zunächst im Haus Hoff am Janusplatz (heute Inselboutique), später in einem Neubau an der Gräfin-Theda-Straße. Nieters zogen in die Wilhelmstraße und richteten dort ihre Künstlerwerkstatt mit dem Markennamen „N" ein. 1966 wurde der Weberhof an Heida und Gerhard Fiedler verkauft. Die letzte Webmeisterin, Marie-Louise Schäfer, zog um in das Haus Hoff am Janusplatz und richtete dort die Inselweberei ein.

Die Nordseeinsel Juist ist eine der ostfriesischen Inseln im niedersächsischen Wattenmeer und liegt zwischen Borkum und Norderney. Die Insel hat eine Länge von 17 Kilometern und ist damit die längste der ostfriesischen Inseln. Die maximale Breite beträgt 900 Meter, die minimale nur 500 Meter. Die Gemeinde Juist gehört zum Landkreis Aurich in Niedersachsen und hat ca. 1600 Einwohner. Auf der Insel gibt es zwei Ortsteile: den in Westdorf und Ostdorf unterteilten Hauptort sowie Loog.

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