Keramik Mokka-Kännchen Burg Giebichenstein Halle Saale oder Weberhof Nordsee Insel Juist Hubert Griemert? ~1940

Deutsche Moderne: Keramik Mokkakännchen mit Deckel, auf Klebezettel am Boden bezeichnet "Griemert", laut Vorbesitzer in der Keramik-Werkstatt Juist oder Burg Giebichenstein Halle an der Saale hergestellt. Gedrückter Kugelbauch, ziegelroter Scherben, außen und innen Drehrillen, glänzende weißgraue Glasur über dunkelbrauner Engobe am Stand, an Lippe und Bandhenkel teils durchscheinend. Provenienz: Aus dem ehemaligen Besitz der Deutsch-Schweizerin Elsi Wetter, die Schülerin bei Benita Otte an der Burg Giebichenstein und dann Webmeisterin am Weberhof in Juist war. Kännchen in Handarbeit um 1940 oder früher hergestellt, mit Deckel 15,5 cm hoch, dickster Korpus Durchmesser 10,5 cm, Fassungsvermögen ca. 1/4 Liter. Keramik in gutem gebrauchten originalen Zustand, Schnabel kleine Glasur-Chips, sonst ohne Beschädigung, ohne Haarlinie, ohne Restaurierung, ohne Reinigung, siehe bitte auch Fotos die Bestandteil der Beschreibung sind. Das letzte Foto zeigt eine Kaffeekanne  um 1936 von Griemert mit ähnlicher Glasur, die im Ausstellungskatalog des Kunstgewerbemuseums Köln "Meister der deutschen Keramik" abgebildet ist. Bitte beachten Sie auch meine anderen Burg Giebichenstein-Angebote Bildwirker-Wandteppich, Metallarbeit und weitere Keramik - danke!

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Der deutsche Keramiker Hubert Griemert (1905 Keula Thüringen - 1990 Lauf Pegnitz) übernahm nach einer gründlichen Ausbildung an der Kunstgewerbeschule Hildesheim, Tätigkeit bei Kurt Feuerriegel Frohburg Sachsen, Besuch der Keramischen Fachschule Bunzlau und der Bauhaus-orientierten Werkkunstschule auf Burg Giebichenstein bei Marguerite Friedlaender, Gerhard Marcks und F. Wildenhain, ab 1934 (nach der zwangsweisen Emigration von Marguerite Friedländer) die Leitung der Keramikwerkstatt der Burg. Im Februar 1935 absolvierte er die  Meisterprüfung im Töpferhandwerk. 1954 bis 1969 leitete Griemert die Meisterklasse an der Staatlichen Werkkunstschule für Keramik in Höhr Grenzhausen.1958 wurde ihm der Hessische Staatspreis für das Deutsche Kunsthandwerk verliehen, die wohl bedeutendste Auszeichnungen für Kunsthandwerker, deren Arbeiten sich durch handwerklich und künstlerisch herausragende Leistungen auszeichnen.

Die deutsche Bildwirkerin und Textildesignerin Elsa (Elsi) Wetter (3.1.1908 Zürich - April 1990 Arbon Schweiz), war eine Schülerin von Benita Koch-Otte (* 23. Mai 1892  Stuttgart; † 26. April 1976 Bielefeld) in der Abteilung Weberei an den Werkstätten der Burg Giebichenstein in Halle (Saale) die Benita Otte von 1925 bis 1933 leitete. Benita Otte immatrikulierte sich 1920 am Staatlichen Bauhaus in Weimar, wo sie zunächst Schülerin, später mit Guta Stölzl begabteste Mitarbeiterin in der Webereiwerkstatt war.  An der Burg Giebichenstein waren dann die Ideale der Burg und des Bauhauses vereint, Elsa Wetter leitete die Pflanzschule der Burg Giebichenstein auf Juist. Arbeiten der Künstlerinnen waren auch im Grassimuseum in Leipzig zu sehen.

Die Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle (Burg Halle) ist die Kunsthochschule in Halle an der Saale und hat ihren Sitz auf der Burg Giebichenstein oberhalb des rechten Saaleufers am nördlichen Stadtrand (Campus Kunst) und am Neuwerk östlich des Mühlgrabens (Campus Design). Die heutige Kunsthochschule geht auf die Gewerbliche Zeichen- und Handwerkerschule der Stadt Halle zurück. Mit Amtsantritt als Direktor am 1. Juli 1915 gab der Architekt Paul Thiersch der Schule neue Impulse. Die Schule hieß nun Handwerker- und Kunstgewerbeschule Halle. Thiersch reformierte sie im Sinne der Ideen des Deutschen Werkbundes und es entstanden die Klassen für Malerei, Grafik, Bildhauerei, Keramik, Architektur, Textilgestaltung, Fotografie sowie die Tischlerei. 1922 bezog die Schule erstmals Räume in der Unterburg der Burg Giebichenstein, wo sie die Bezeichnung Werkstätten der Stadt Halle, Staatlich-städtische Kunstgewerbeschule Burg Giebichenstein führte. Nach Auflösung des Bauhauses in Weimar im Jahr 1925 kamen zahlreiche ehemalige Bauhäusler als Lehrer an die Burg, unter ihnen der Bildhauer Gerhard Marcks, der von 1928 bis 1933 das Amt des Direktors bekleidete. Nach der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten 1933 mussten Marguerite Friedlaender, Gerhard Marcks, Charles Crodel und Erwin Hahs die Schule verlassen. Die Schule wurde durch das nationalsozialistische Regime beschnitten und als Handwerkerschule weitergeführt. In der Nachkriegszeit wurde die Burg Giebichenstein als Kunstschule wiederaufgebaut. 
Direktoren und Rektoren waren Paul Thiersch, Architekt, Direktor 1915–1928, Gerhard Marcks, Plastiker, Direktor 1928–1933,Gustav Weidanz, Plastiker, Kommissarischer Direktor 1933, Hans Willi Michel, Zeichner, Direktor 1934, Hermann Schiebel, Zeichner, Direktor 1934–1945,,Gustav Weidanz, Plastiker, Kommissarischer Direktor 1945, Ludwig E. Redslob, Jurist, Direktor 1945–1946, Wilhelm Nauhaus, Buchgestalter, Direktor 1946,, Hanns Hopp, Architekt, Direktor 1946–1949, Walter Funkat, Grafiker, Direktor und Rektor 1950–1964. Lehrer, Meister und bekannte Absolventen waren Charles Crodel, Maler und Grafiker, Marguerite Friedlaender, Keramikerin, Hans Finsler, Fotograf, Gerhard Geyer, Bildhauer, Erwin Hahs, Maler und Grafiker, Karl Hermann Haupt, Maler und Grafiker, Benita Koch-Otte, Textil, Erich Lenne, Metall, Silberschmied, Maria Likarz, Textil und Emaille, Karl Müller, Metallbildner, Otto Müller, Maler, Johannes Niemeyer, Architekt, Otto Pfaff, Buchbinder, Buchkünstler, Herbert Post, Schriftkünstler, Lili Schultz, Metall- und Emaille, Johanna Schütz-Wolff, Textilgestalterin und Grafikerin, Franz- Rudolf Wildenhain, Keramiker, Hans Wittwer, Architekt, Gustav Weidanz, Bildhauer

Weberhof Juist: 1928 kam Nanna Cremer nach Juist, um in  dem von der Inneren Mission im Zusammenhang mit der Inselhospiz erbauten Haus Eckhart ein Kinderheim einzurichten. Sie war eine Frau mit fortschrittlichen Ideen für die körperliche und geistig-seelische Betreuung von erholungsbedürftigen Kindern. Musik, Tanz, Spiel und Theater hatten Platz neben vielfältigen Naturerlebnissen. Ein Problem war die ausschließliche Belegung des Hauses während der Sommermonate, deshalb suchte man für die Winterzeit eine andere Auslastung. Es entstand der Plan, ein eigenes Haus zu bauen und darin eine Weberei und weitere Kunstwerkstätten einzurichten, um auch die Wintermonate auszulasten. Die Verbindung zum Architekten Paul Thiersch - Gründer und Leiter der Kunsthandwerksschule auf Burg Giebichenstein bei Halle -  führte dazu, daß dessen Sohn Stefan Thiersch, damals noch Medizinstudent, aber mit der gleichen Begabung für Architektur wie der Vater ausgestattet, den Plan eines Gebäudekomplexes für die Weberei im Dünental Ostdorf entwickelte der dann 1934 bezogen werden konnte. 

Für die Finanzierung sorgten Freunde, allen voran die Webermeisterin EIsa Wetter, eine wirtschaftlich unabhängige Deutsch-Schweizerin und so konnte im Winter 1933/34 erstmals gewebt werden und im darauf folgenden Sommer bezogen Kinder das Haus. Die Webstühle wurden während dieser Zeit abgebaut. Die Weberinnen waren zum größten Teil auf Burg Giebichenstein ausgebildet worden und prägten den Stil des Handwerks-Betriebes entscheidend, wobei wesentliche Impulse von EIsa Wetter ausgingen. Nach Bau eines mehrgeschossigen Haupthauses konnten nun die Weberei ganzjährig in Betrieb bleiben und der weitere Ausbau des Weberhofs führte zu einer Kunsthandwerker-Gemeinschaft in Sinne der  Werkstätten der Stadt Halle, Staatlich-städtische Kunstgewerbeschule Burg Giebichenstein.
   
Der Neubeginn nach 1945 war schwierig, deshalb wurde die Weberei auf Juist stärker mit den Kunstwerkstätten der Burg Giebichenstein verbunden. Treibende Kräfte dieser Entwicklung waren die Gebrüder Stefan und Urban Thiersch und deren Schwester der Goldschmiedin und  Emailleurin Gemma Wolters-Thiersch sowie Professor Rudolf Fahrner und Nanna Cremer. Mit Hilfe von Beziehungen gelang es, nach und nach weitere wichtige Geräte für die Weberhof-Werkstätten wie Töpferscheiben, Keramik-Brennöfen und Emaille-Brennöfen, Töpferscheiben, Hobelbänke und vieles andere mehr zu beschaffen. Bei der Auswahl geeigneter Mitarbeiter für die Weberhof-Werkstätten wollte man jungen, begeisterungsfähigen Kunsthandwerkern eine Chance geben. So kamen 1947 Annemarie Tummeley und Werner Schmidt aus Höhr-Grenzhausen und 1948 Gerhard Nieter von Giebichenstein nach Juist. Auch Gemma Wolters- Thiersch sowie ein Tischlermeister und eine Korbflechterin arbeiteten nun in den Weberhof-Werkstätten. Im Winter 1949 heirateten die Töpfer Werner Schmidt und Annemarie Tummeley, einige Wochen später Gerhard Nieter und Renate Reger, die 1947 eine Ausbildung als Bild- und Teppichweberin begonnen hatte. Beide Paare machten sich später selbständig: Die Töpfersleute arbeiteten zunächst im Haus Hoff am Janusplatz (heute Inselboutique), später in einem Neubau an der Gräfin-Theda-Straße. Nieters zogen in die Wilhelmstraße und richteten dort ihre Künstlerwerkstatt mit dem Markennamen „N" ein. 1966 wurde der Weberhof an Heida und Gerhard Fiedler verkauft. Die letzte Webmeisterin, Marie-Louise Schäfer, zog um in das Haus Hoff am Janusplatz und richtete dort die Inselweberei ein.

Die Nordseeinsel Juist ist eine der ostfriesischen Inseln im niedersächsischen Wattenmeer und liegt zwischen Borkum und Norderney. Die Insel hat eine Länge von 17 Kilometern und ist damit die längste der ostfriesischen Inseln. Die maximale Breite beträgt 900 Meter, die minimale nur 500 Meter. Die Gemeinde Juist gehört zum Landkreis Aurich in Niedersachsen und hat ca. 1600 Einwohner. Auf der Insel gibt es zwei Ortsteile: den in Westdorf und Ostdorf unterteilten Hauptort sowie Loog. 

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