Dieser Tee ist genau das Richtige bei Regen und steifer Brise aus
nordwest, ... 

... obwohl doch die Grundlage für die Ostfriesentee-Mischung aus Assam
stammt, aus Nordost-Indien. Kräftig und herb ist der Aufguss, aber er
bleibt nicht so, denn er wird mit Kandis und Sahne genossen.

Name
Ostfriesentee bezeichnet eine Melange aus vielen verschiedenen
Assamtees. Assam ist ein Teeanbaugebiet in Indien. 

Das Getränk ist stark und dunkelbraun.

Geschichte
Es begann im frühen 17. Jahrhundert. Niederländisch Ostindien war
während der Kolonialzeit der Vorläufer des Staates, der heute Indonesien
heißt. Die Niederländische Ostindien-Kompanie brachte Tee auf dem Seeweg
mit, auch ostfriesische Handelsschiffe segelten unter niederländischer
Flagge.
Die Handelshäuser Bünting, Onno Behrends und Thiele gibt es noch heute. Erst im späten 18. Jahrhundert wurde Tee in Ostfriesland zum
Volksgetränk, zu der selben Zeit, in der auch Kartoffeln als
Grundnahrungsmittel kultiviert wurden, beides gefördert vom Preußenkönig
Friedrich II., zumindest zunächst. Zwischen 1768 und 1780 kam es zum
sogenannten Teekrieg, nachdem die Königlich preußisch-asiatische
Compagnie (Ostasiatische Handelskompanie) gescheitert war. 1781 gab sich
der König geschlagen, und die Ostfriesen durften wieder das trinken, was
Friedrich II. ihnen abgewöhnen wollte. Tun sie bis heute; auch Gäste von
auswärts werden so bewirtet, benehmen sich aber bei dieser Gelegenheit
in den Augen der Einheimischen höchst seltsam.

Wie es richtig geht
In jede Tasse wird ein großes Stück weißer Kandis gelegt. Der Tee wird
eingeschenkt, durch die Hitze knackt und knistert das _Kluntje_. Die
Tasse wird höchstens halb gefüllt. Wie die Spitze eines Eisbergs ragt
der Kandis ein wenig aus der Flüssigkeit heraus. Jetzt wird Sahne mit
einem eigens dafür bestimmten Löffel behutsam an den Innenrand der Tasse
gegeben. Diese Wolke läuft um den Zuckergipfel herum, versinkt und
steigt wieder auf. Umrühren ist eine Todsünde! Jeder Schluck schmeckt
anders, edelbitter, sahnig, süß. Oder er ist eine Kombination von allem,
so, wie es eben kommt. Und der Teelöffel? Drei Tässchen sind üblich.
Dann wird der Löffel hineingelegt, und das ist das Zeichen, dass der
Gast kein weiteres Nachschenken mehr wünscht. 

Zubereitung
Wirklich wichtig für das Gelingen dieses Tees ist weiches Wasser, wie es
in Ostfriesland vorhanden ist. Benutzen Sie, wenn nötig, bitte unbedingt
einen Filter, um es zu entkalken.
Bringen Sie einen Liter davon zum Kochen. Geben Sie vier bis fünf
Teelöffel Blätter in eine Kanne, überbrühen Sie sie mit der Hälfte des
Wassers, lassen Sie den Aufguss fünf Minuten lang ziehen und gießen Sie
dann die restliche heiße Flüssigkeit hinzu. 

Lagerung
Schwarzer Tee ist robuster als grüner. Diese kraftvolle Mischung können
Sie gut und gern 18 Monate lang trocken, luft-, licht- und
wärmegeschützt lagern.

Inhaltsstoffe
Da Ostfriesentee koffeinreich ist, wird er nicht kannenweise getrunken
und ist nichts gegen Durst, sondern ein intensiver, sehr anregender
Genuss wie starker Kaffee. 

Ostfriesentee ist kräftig und stimulierend. Die dazugehörige Zeremonie
ist längst nicht so ritualisiert wie die japanische, aber sie wird Ihnen
gefallen.