Rufino Tamayo by Robert Goldwater 1947 mexikanischen Kunst
133 Seiten mit 80 s/w-Abbildungen sowie 8 auf Tafeln kaschierte Farbabbildungen Format: ca. 24 x 31,5 cm
Rufino Tamayo malt seit mehr als dreißig Jahren. Er lebte in Mexiko-Stadt, wo er seine künstlerische Ausbildung begann
und weiterarbeitete, und in New York, wo er die letzten zehn Winter verbrachte. Im Laufe dieser Zeit hat er eine sehr
persönliche künstlerische Ausdrucksweise geprägt. Tamayo hat einen Stil entwickelt, der sachlich und ausdrucksstark zugleich,
stark, schon beim ersten Zusammentreffen auffallend ist und dennoch Farb- und Konstruktionsnuancen enthält, die nicht auf den
ersten Blick erfasst werden können. Der Beweis für Tamayos Individualität als Künstler liegt in dem klaren Bild, das man in
Erinnerung von seiner Kunst hat. Ein „typisches“ Tamayo lässt sich leicht vor Augen führen, und wenn man unter den Werken
anderer Maler, ob in oder außerhalb Mexikos, auf eines seiner Bilder stößt, gibt es keine Enttäuschung; die Stärke der
künstlerischen Persönlichkeit ist da, und der Typus ist vorerst an das jeweilige Werk angepasst. Doch wenn zehn von Tamayos
Leinwänden in einer Ausstellung zusammengetragen werden, wird plötzlich Reichtum und Vielfalt bewusst. Sowohl Stimmung
als auch Thema wechseln von einer Komposition zur nächsten, und Bilder, die jeweils einzeln als charakteristische Werke
gedacht wurden, erscheinen in Sujet, Format, Farbe, Interpretation – in der Gesamtwirkung – weit auseinander.
Von Jahr zu Jahr, selbst im Rahmen der fast jährlichen Shows, die Tamayo in letzter Zeit veranstaltet hat, gibt es
Entwicklung und Kontrast. Doch am Ende bestätigt sich beim Durchsehen einer solchen Sammlung, wie sie für dieses
Buch zusammengetragen wurde, die anfängliche Überzeugung: Es gibt ein „typisches“ Tamayo, aber es ist nicht ein Bild,
es ist die Projektion eines einheitlichen und integrierten künstlerische Persönlichkeit. Doch insofern solche Dinge einer
Analyse unterliegen (und der Kritiker muss als erster die Distanz seiner Annäherungen erkennen), ist die Entwicklung von
Tamayos Stil kein Geheimnis. Der Verlauf seiner Kunst war offenbar sicher und ohne zu zögern. Plötzliche Brüche und
Veränderungen, begeisterte Bekehrungen zu einer neu entdeckten Manier, das zaghafte Ausprobieren ganz anderer
Ausdrucksmittel – das gehört zur Ausbildung des zeitgenössischen Künstlers. Sie machen einen Teil des Preises aus, den
er zahlen muss für das Privileg, in individueller Freiheit zu arbeiten, für die Chance, endlich, unter dem Druck von außen
und Emotionen von innen, seinen eigenen Weg zu wählen.
Mancher Maler des 20. Jahrhunderts hat solche Probeflüge gebraucht, bevor er seine Richtung gefunden hat.
Dieses Buch wurde im Sommer 1947 in den USA für die Quadrangle Press, Incorporated, hergestellt.
Die Lichtdruckplatten für die monochromen Reproduktionen wurden von der Meriden Gravure Company hergestellt und
gedruckt, die auch den Text druckte. Die Farbplatten wurden von der Chromatic Photo Engraving Company hergestellt.
Das Buch wurde von John M. Gettler gebunden.
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