Text und Einführung Frank Schablewski, Düsseldorf.
Die Malerin Lotte Körber gehört zu den Künstlern, die durch den Nationalsozialismus, den zweiten
Weltkrieg und die Nachkriegszeit in Vergessenheit gerieten. Lebensläufe endeten abrupt.
Künstlerische Laufbahnen wurden unterbrochen und konnten nicht an vorangegegangene Erfolge
anknüpfen. Manche Lebenswege nahmen eine gänzlich andere Ausrichtung. Von Lotte Körber
konnte nur in Erfahrung gebracht werden, dass sie Deutschland verlassen hatte und nach England
ging. Über die Beweggründe lassen sich nur Mutmaßungen anstellen. Ihre Kunst wäre ein Beispiel
für „Entartete Kunst“. Der Name Körber war auch ein jüdischer Familienname.
Lotte Körber ist durch die beiden Werkzyklen „Fasnacht + Sylvester – 1925-26“ dem sogenannten
Adolf Hölzel Kreis zuzuordnen. Die Bildsprache der hier erstmals gezeigten Arbeiten verweist auf
das künstlerische Erbe dieses Lehrmeisters, der auch so namenhafte Schüler wie Oskar Schlemmer,
Johannes Itten und Willi Baumeister unterrichtete. Körbers Werkzyklen „Fasnacht“ wie „Sylvester“
haben die Erkenntnisse von Adolf Hölzel über Harmonie und Simunltaneität in einer ganz
originären Weise verinnerlicht. Mit dem ersten Werkzyklus „Fasnacht“ erfand Lotte Körber ihren
ganz eigenen Farbkanon aus den Grundfarben Rot, Gelb und Blau, sowie den Komplemetärfarben
Grün, Orange und Violett. Mit geometrischen Formen maß die Künstlerin die menschliche Figur
derart aus, dass sich stark die Idee des Tanzes auf allen Blättern dieses Zyklus' zu manifestieren
scheint. Die künstlerische Geometrisierung auch der Gesichter schaffte die Form der Maske und
stiftete somit den Titel der Arbeiten „Fasnacht“. Aber wie immer in der reinen Kunst werden die
menschlichen Gefühle und Regungen nicht vorgeschrieben oder festgelegt. Die Formensouveränität
der Malerin Lotte Körber macht auch eine ganz andere Deutung dieser Darstellung einer bunten
Geisterwelt der allemannischen Fasnacht möglich. Es könnte auch ein vorweggenommener
Totentanz sein, als wäre somit die höchste Form der Kunst erreicht, im Anwendungsfall
gleichermaßen Fest und Trauer zu zeigen, sichtbar zu machen. Die Künstlerin verließ Deutschland,
wahrscheinlich nach 1933. Ihre Spur verlor sich in England. Es ist anzunehmen, dass sie geheiratet
hatte. Dieser Umstand, der wohl mit einer Namensänderung einherging, machte bisher jede
Recherche unmöglich........
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