In Martin Bubers «Erzählungen der Chassidim» tritt uns in
verschwenderischer Fülle eine Welt gelebter Weisheit und existentieller
Religiosität entgegen. Ihrer Eigenart und Intensität wird sich kein
Leser entziehen können.
Die machtvolle religiöse Bewegung im
osteuropäischen Judentum, die im 18. Jahrhundert ihren Ausgang nahm und
unter dem Namen Chassidismus bekannt geworden ist, hat in einer fast
unübersehbaren Fülle von legendären Erzählungen ihren Niederschlag
gefunden. Diese teils mündlich, teils schriftlich niedergelegte
Überlieferung blieb lange Zeit eine ungefüge Masse sozusagen ungeformten
Materials, ohne Anspruch auf literarische Gültigkeit. Es ist das
Verdienst Martin Bubers, die chassidischen Legenden nicht nur gesammelt,
sondern auch sprachlich geformt und philosophisch durchleuchtet zu
haben.
Die Arbeit an diesem seinem eigentlichen Lebenswerk
begann, als «Die Geschichten des Rabbi Nachman» (1906) und «Die Legende
des Baalschem» (1907) erschienen. Ihnen reihten sich an «Der große
Maggid und seine Nachfolge» (1921), «Das verborgene Licht» (1924) und
der Sammelband «Die chassidischen Bücher» (1928). Die letzteren Bände
sind fast gänzlich in die vorliegende Sammlung übernommen worden, deren
größerer Teil jedoch erst seit 1938, dem Jahr der Übersiedlung des
Verfassers nach Jerusalem, entstanden ist. In diesem Buch ist die Ernte
einer Lebensarbeit eingebracht.
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