Klaus Rößler (1939 Dresden – 2018 Heringsdorf)

„Obstschale“

Mischtechnik, unten rechts signiert und datiert, 1988, Maße: ca. 43x29 cm (Blatt unregelmäßig zugeschnitten), oben rechts Knickspur, verso eigenhändig signiert, datiert und betitelt, an den Ecken Reste alter Montierungen, im Schrägschnitt-Passepartout (Museumskarton); Dazu: Künstlermonografie: "Klaus Rößler - Im Zeichen des Steinbocks, Malerei-Grafik-Objekte", herausgegeben anläßlich der Retrospektive zum 75. Geburtstag (den Katalog erhalten Sie bei Kauf als kostenlose Zugabe!)

Klaus Rößler war einer der bedeutendsten Künstler der Usedomer Künstlergemeinschaft. In 50 Jahren seiner Tätigkeit auf Usedom hinterließ er ein vielschichtiges Werk.

Die Abbildungen aus der Künstlermonografie dienen der Information. Die Monografie erhalten Sie bei Kauf als kostenlose Zugabe!

Geboren wurde Klaus Rößler am 7.Januar 1939 in Dresden. Die unbeschwerte und glückliche Kindheit endete schlagartig im Inferno der anglo-amerikanischen Bombenangriffe auf Dresden am 13.Februar 1945. Die Schrecknisse jener Tage sollten sich für immer im Gedächtnis einbrennen. Neben dem Verlust von Wohnung, Geschäft und persönlicher Habe waren es jedoch vor allem die Bilder zerrissener Menschenleiber, der Geruch von Phosphor, das menschliche Leid der Überlebenden und das unvorstellbare Ausmaß der Zerstörung, die einen prägenden Eindruck in der Kinderseele hinterließen und noch Jahrzehnte später in Kunstwerken verarbeitet werden mussten, um die seelische Qual ertragen zu können. Mit selbstreflektierender Ironie schrieb Klaus Rößler später: „Ich bin im Zeichen des Steinbocks geboren. Kinder, im Steinbock geboren, heißt es in einem alten Kalender, sind zornig, tiefsinnig und zu traurigen Gedanken geneigt; dabey so eng, unversöhnlich, haben Lust zu verborgenen Künsten und zum Ackerbau; zur Kaufmannschaft sind sie untüchtig wegen ihrer Unfreundlichkeit.“ Zunächst absolviert Klaus Rößler im Nachkriegs-Dresden seine Schulzeit. Er erlebt, wie Dresden mühsam aus den Ruinen aufersteht; Kraft schöpft er aus eigenem Naturerlebnis beim Durchstreifen der reizvollen Umgebung Dresdens. Seine „Wanderjahre“ führen ihn nach Abschluß der Lehre ab 1956 quer durch Westdeutschland aber auch nach Belgien, in die Niederlande und nach Frankreich. In Bochum arbeitet er 1956/1957 „unter Tage“ im Bergwerk Bochum-Dahlhausen. Während dieser Zeit erwachte bei Klaus Rößler das schon seit der Kindheit auffällige Interesse an der Bildenden Kunst von neuem. Bei jeder sich bietenden Gelegenheit besuchte er Museen und Ausstellungen. Aus dieser Zeit datieren auch erste eigene zeichnerische Versuche. Nach seiner Rückkehr nach Dresden besuchte er dann an einer Volkshochschule Zeichenkurse, bevor er ein Volontariat als Bühnenbildassistent am Dresdener Operettentheater antrat. Ab 1959 studierte er Theatermalerei an der Fachschule für Angewandte Kunst in Leipzig. Aus dieser Zeit haben sich noch einige Bühnenbildentwürfe erhalten, die neben dem Talent eine große Freude am Fabulieren erkennen lassen. Mit dem Abschluss des Fachschulstudiums erfüllte er die Voraussetzungen für die Aufnahme eines Studiums an der Dresdener Hochschule für Bildende Künste, welches er von 1962 bis 1967 im Fach Malerei absolviert. Zu Klaus Rößlers Lehrern gehörten u.a. Gerhard Bondzin, Jutta Damme oder Paul Michaelis. Nachdem er das Studium erfolgreich mit dem Diplom in den Fächern Tafelmalerei und Trickfilm abgeschlossen hatte, verlegte Klaus Rößler seinen Lebensmittelpunkt an die Ostsee. Er folgte damit einem Wunsch des Rates des Kreises Wolgast, der seinen Intentionen aber durchaus entgegen kam. Anfangs lebte er in der alten Herzogsstadt Wolgast, bald jedoch schien sich im nahegelegenen Warsin, einem Ortsteil von Spandowerhagen, ein Traum zu erfüllen. Dort richtete er sich eine neue Heimstatt her. - Klaus Rößler: „Ich hatte dieses Haus hinterm Haff im Wald. Ein sehr altes Forsthaus mit Scheune und Eulen und einem Stall für die Kohlen und das Holz für den langen Winter. Der Ziehbrunnen stand beim Kirschbaum vorm Haus. Eine alte Kastanie war da, Nussbäume und eine Wiese. Die Wildgänse zogen gen Norden über mein Dach.“ - Die Pläne der Regierung der DDR, in nur 800 Meter Entfernung ein Atomkraftwerk zu errichten, in dessen Bannkreis das Forsthaus nun stand, zerstörten allerdings auch diesen Traum. Dieser Verlust traf ihn schwer und hat bis heute Narben auf der Seele hinterlassen. Die Ironie des Schicksals wollte es 1972/73, dass er den Aufbau des Kernkraftwerkes Nord in Lubmin, der aufgrund seiner unfassbaren Dimension natürlich auch eine Faszination ausübte, künstlerisch begleitete. Neben der Malerei und Grafik beschäftigte sich Klaus Rößler seit Ende der 1960-er Jahre immer wieder mit der Gestaltung baugebundener Kunst. Sein erstes großes Projekt sollte auch sein bedeutendstes auf diesem Gebiet werden: 1968 wurde bei Karlshagen/Usedom ein Massengrab von 56 Opfern mit Kopfschussverletzungen entdeckt. Daraufhin wurde beschlossen, an dieser Stelle eine Mahn- und Gedenkstätte zur Erinnerung an die Opfer des Zweiten Weltkrieges aus den Orten Karlshagen und Trassenheide und an das Schicksal der Kriegsgefangenen des Gefangenenlagers Trassenmoor (Außenstelle des KZ Ravensbrück) zu errichten. Klaus Rößler übernahm den Auftrag und gestaltete eine monumentale Mosaikwand, für welche ca. 65000 Mosaiksteine verwendet wurden. Weitere baugebundene Arbeiten wurden u.a. in Wismar, Greifswald, Wolgast, Ückeritz, Heringsdorf oder Koserow ausgeführt. In den Jahren ab 1968 entstanden eine Reihe wichtiger Werke auf dem Gebiet der Tafelmalerei. Sie strahlten schon in dieser relativ frühen Schaffensphase ein erstaunliches Maß an Souveränität aus. Dazu gehörten auch die 1972 auf einer Reise in die ehemalige Sowjetunion entstandenen Zeichnungen und Ölgemälde, die ihm durch Veröffentlichungen und Ausstellungen erstmals eine breite Wahrnehmung in der Öffentlichkeit verschafften. Seit 1971 lebte Klaus Rößler mit der Regisseurin Annelie Thorndike (1925 – 2012) zusammen - eine 41 Jahre lang währende Beziehung, die natürlich auch seiner künstlerischen Arbeit wichtige Impulse verlieh. Im Jahr 1976 verlegte Klaus Rößler seinen Lebensmittelpunkt nach Heringsdorf auf die Insel Usedom. Ausstellungen und Ausstellungsbeteiligungen zeugen in der Folgezeit von Anerkennung der künstlerischen Arbeit. 1988 zeigt er im Rahmen einer Einzelausstellung Arbeiten im Kunstpavillon Heringsdorf, der seit 1970 als Forum zeitgenössischer Kunst der Region diente. Große Anerkennung bedeutet die Zuerkennung eines Künstlerstipendiums der Hansestadt Lübeck. 1990 verbringt er hier einen dreimonatigen Studien- und Arbeitsaufenthalt im Buddenbrook-Haus. –

 In der Nachwendezeit, die ihn weltanschaulich sehr beunruhigt, entstehen zahlreiche herausragende Arbeiten, die dieses Unwohlsein reflektieren. Mit einer neuen Maltechnik gestaltet er Themen wie „…vorüber zieht das Goldene Kalb“, „Abstürzender Mammon“, „Inquisition – Nach der Befragung“ oder „Sterbender Stier“. Klaus Rößler stellt sich hier der Verantwortung des Künstlers, wie er sie versteht: „Jeder Künstler steht in einer persönlichen Verantwortung; wenn die Malerei keine Ideen mehr transportiert, wenn sie nicht mehr gegen die Barbarei zu Felde zieht und keine guten Gefühle mehr provoziert, dann ist sie ihrer Verantwortung nicht gerecht geworden.“ Er will nicht von seiner philosophischen Grundidee lassen, „…die darauf hinausläuft, dass diese Welt unbedingt einer entscheidenden Verbesserung bedarf.“ –

Zu seinen letzten Arbeiten gehört die 2006/2007 entstandene Serie der Maskenbilder. Erneut gelingt ihm hier eindrucksvoll die Darstellung der Ambivalenz menschlicher Verhaltensweisen. - Von einer leichten, unbeschwerten Seite präsentiert sich uns Klaus Rößler dagegen mitunter in seinen auf Reisen entstandenen Arbeiten. Hier wirft er den seelischen Ballast über Bord und öffnet sich ganz den neuen Eindrücken von Menschen und Landschaft. Ein schönes Beispiel ist die 1988 auf der MS Schwerin durchgeführte Seereise, die ihn von Rostock über Hamburg, Antwerpen nach Guatemala, Mexiko und Kuba führt. –

Abschließend möchte ich auf eine weitere, bisher weitgehend unbekannte Facette im Schaffen Klaus Rößlers verweisen. Es geht dabei um die jahrzehntelange Beschäftigung mit der Karikatur. Die ersten Veröffentlichungen in der satirischen Zeitschrift „Eulenspiegel“ – einer Institution in der damaligen DDR – lagen noch in der Zeit des Fachschulstudiums (1959-1962) und halfen, das bescheidene Stipendium aufzubessern. Die Lust an der Karikatur ließ ihn in der Folgezeit nicht mehr los. Der Umgang mit diesem Medium lag ihm offensichtlich und ermöglichte, unter ausschließlicher Verwendung der „asketischen“ Linie die spielerische Mitteilung von „…menschlich allzu Menschlichem“ aber auch: „Gemeinheiten und Perversionen als solche erkennbar zu machen, manchmal auch vermeintlich Unsichtbares sichtbar zu machen…“. (Auszug aus: Ralf Waschkau „Klaus Rößler – Im Zeichen des Steinbocks“)