Originaldruck von 1939.
Mit drei Fotoabbildungen auf Vorder- und Rückseite:
Bernsteinfischer mit Kescher an der Bernsteinküste (Samland).
Bernstein-Tagebau von Palmnicken.
Fischerhäuser an der Kurischen Nehrung.
Journalausschnitt in der Größe 195 x 293 mm.
Mit minimalen Alterungs- und Gebrauchsspuren, sehr guter Zustand.
Hervorragende Bildqualität auf Kunstdruckpapier – extrem selten!!!
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Zu Rückgabe und AGB bitte mich-Seite beachten. Die dort hinterlegten Informationen sind verbindlicher Bestandteil dieses Angebots/dieser Artikelbeschreibung!1939, 20. Jahrhundert, 238545, 238580, 238581, 27 215 810 007, 27 420 562, 30er – Jahre, Alte Berufe, Amber, Ambroid, Arbeit, Bagger, Baltisches Meer, Baumschinen, Bergbau, Bernstein, Bernsteingrube, Bernsteinindustrie, Bernsteinwerke Königsberg, Beruf, Berufe, Berufsleben, Berufswelten, Berufswesen, Bezirk Klaipėda, Blaue Erde, Bodenschätze, Branchen, cultural history, Danzig, Deutsche Geschichte, deutsche Ostseeküste, Deutsche Wirtschaftsgeschichte, Deutscher Fischerei-Verband e.V., Deutsches Reich, Deutsches Reich, Deutschland, Deutschland, Dreißiger Jahre, Edelstein, Edelsteine, Elbing, Ermland, Fabrik, Fabrikanlage, Feldbahn, Firma, Firma Stantien & Becker, Firmengeschichte, Firmenwerbung, Fischer, Fischerei, Fischereigeschichte, Fischereihistorie, Fischfang, Fischwirtschaft, Föderationskreis Nordwestrussland, Gdansk, Gduńsk, Gebiet Königsberg (Preußen)), Gemeinde Neringa, Geologie, Gewerbe, Gewerbe, Groß-Hubnicken, Großindustrie, Handwerk, Handwerk, Hauptfundstelle, Heilstein, Heilwirkung, Heimat, Heimatkunde, Hersteller, historical, historisch, Historische Bilder, Historische Bilder, history, Hüttenwesen, Industrie, Industriegeschichte, Industriewerk, Jantarny, Juwelen, Juwelier, Kaliningrad, Kettenbagger, Klein Hubnicken, Klein-Hubnicken, Klenowoje, Königsberg (Preussen), Königsberger Bernsteinindustrie, Königsberger Bernsteinmanufaktur, Kostbarkeit, Krasnotorowskoje selskoje posselenije, Kreis Cranz, Kurische Nehrung, Kurisches Haff, Küste, Küstenbewohner, Küstenleute, Landeskunde, Landeskunde, Landgemeinde Krasnotorowka (Heiligenkreutz), landscape, Landschaft, Litauen, LT-91502 Klaipėda, LT-93121 Neringa, Marine, Masuren, Meer, Meeresfische, Mineralien, Montan, Mutterschicht, Nahrungsgewinnung, Nahrungsmittel, Nautik, naval, navy, Nida, Nidden, Norddeutschland, nordisch, Nordland, Nordländer, Nostalgia, nostalgia, Nostalgie, Nostalgie, Oblast Kaliningrad, Ortsansichten, Ortsgeschichte, Ortskunde, Ostpreußen, Ostpreußen, Ostsee, Ostsee, Ostseeküste, Palmenicken, Palmininkai, Palmnicken, Palmniki, Palvininkai, Palweniken, Polen, Polska, Pommern, Pommern, Preußag, Preziosen, Produktion, Rajon Selenogradsk, Reichtum, RU-236000 Kaliningrad, RU-238580 Jantarny, Russische Föderation, Rußland, Samland, Samlandküste, Schatzfund, Schiff, Schiffahrt, Schmalspur, Schmuck, Seefahrer, Seefahrt, Seefischerei, Seeleute, Seemann, Seeschiffahrt, Staatliche Bernstein-Manufaktur Königsberg, Tagebau, Tertiär, Thirties, Tradition, Ūbininkai, Union der Berufs- und Angelfischer, Unternehmen, Volkskunde, Volksleben, Wirtschaft, Wirtschaft, Wirtschaftsgeschichte, Wirtschaftsgeschichte, Woiwodschaft Ermland-Masuren, Woiwodschaft Pommern, Wormditter Mühle, Yantarni, Zeitgeschehen, Zeitgeschichte, Кленовое, Янтарный Stantien & Becker war ein im Jahre 1858 von Friedrich Wilhelm Stantien und Moritz Becker in Memel, dem heutigen Klaipėda (Litauen), gegründetes Unternehmen zur industriellen Bernstein-Förderung. Das Unternehmen ging 1899 in staatlichen Besitz über. Firmengeschichte Die Quellenlage zum Gründungsdatum des Unternehmens ist eindeutig, auch wenn von verschiedenen Autoren andere Jahresangaben gemacht wurden. Unklar ist allerdings, ob Stantien und Becker wegen des immensen Kapitalbedarfs außer einem weiteren Gesellschafter namens Isidor Cohn eine größere Anzahl von Gesellschaftern (Memeler Kaufleute) an der Gründung beteiligt hatten, wie in verschiedenen Quellen behauptet wird (u.a. Becker 1896). Der Sitz des Unternehmens wurde zwischen 1870 und 1880 nach Königsberg (Klapperwiese 9a) verlegt. An den Küsten des Samlandes und im Kurischen Haff befinden sich die abbauwürdigen Lagerstätten des Baltischen Bernsteins. Daher lag der Schwerpunkt der Unternehmenstätigkeit auf dem industriellen Abbau Baltischen Bernsteins in diesen Regionen. Daneben wurde - wenn auch in deutlich geringem Umfang - in Roudný (Tschechien) ab 1893 Goldbergbau betrieben, der nach Verkauf der Firma an den preußischen Staat von Moritz Becker fortgesetzt wurde. Friedrich Wilhelm Stantien und Moritz Becker ergänzten sich auf glückliche Weise. Stantien war die treibende Kraft auf dem Gebiet der Technik. Er entwickelte wirtschaftliche Verfahren zur Bernsteingewinnung und -aufbereitung ständig weiter und leitete den technischen Teil des Unternehmens. Becker war der Kaufmann, der sich in erster Linie um Absatzwege kümmerte und dem hervorragende Verbindungen zu Behörden und Kapitalgebern nachgesagt wurden. Becker war es auch, der Niederlassungen des Unternehmens im Ausland vorantrieb. Bis 1885 waren Vertretungen von Stantien & Becker in Asien (Bombay, Kalkutta, Shanghai, Tokio, Hongkong), Afrika (Kairo), Amerika (New York, einige Länder Lateinamerikas) und besonders im europäischen Ausland (u.a. Wien, Paris und London) eingerichtet. Die Unternehmer verstanden es, der Nachfrage durch Bereitstellung eines Sortimentes, in dem das Rohmaterial nach verschiedenen Qualitätsmerkmalen stark diversifiziert wurde (bis zu 250 Handelssorten), in einer Weise nachzukommen, dass die Erwerber zielgerichtet für ihren Zweck einkaufen konnten und dadurch die Weiterverarbeitung optimieren und den entstehenden Abfall minimieren konnten. Mit dieser Neuorganisation des Rohbernsteinhandels ging eine Steigerung der Nachfrage einher. Das Unternehmen florierte von Anfang an, wozu insbesondere die von 1862 bis 1890 betriebene Bernsteinbaggerei im Kurischen Haff bei Schwarzort beitrug, in der bis zu eintausend Menschen beschäftigt wurden. Zuvor waren verschiedene private und staatliche Versuche fehlgeschlagen, Bernstein bergmännisch zu fördern. Ab 1873 wurde Bernstein auch an der samländischen Küste gewonnen, wo er heute noch im Tagebau bei Jantarny von einem russischen Unternehmen gefördert wird. Der wirtschaftliche Erfolg von Stantien & Becker drückt sich unter anderem in den Fördermengen, Umsätzen und Pachtzahlungen an den Staat aus. So wurden beispielsweise im Jahre 1890 an der samländischen Küste mehr als 200 Tonnen gefördert. Der Erlös hierfür soll rund 1.800.000 Goldmark betragen haben. Die Gesamtförderung (Baggerei, Bernsteingräberei und bergmännische Gewinnung) hat in manchen Jahren 400 bis 500 Tonnen erreicht. Die Pachteinnahme des Staates erhöhte sich von durchschnittlich 27.000 Mark vor 1879 auf 827.000 Mark kurz vor Übernahme des Unternehmens in Staatsbesitz (1899). Im Jahre 1879 kam der sogenannte Pressbernstein auf: Kleine, bis dahin relativ wertlose und nicht verarbeitungsfähige Bernsteinstücke konnten mit Hilfe eines technischen Verfahrens zu größeren Blöcken „verschmolzen“ werden, die sich dann wie größere Rohbernsteinstücke bearbeiten ließen. Die Fabrikation von Pressbernstein (auch Ambroid genannt) verbreitete sich schnell (um 1900 lag die Jahresproduktion bei rund 20 Tonnen), so dass der Preis vor allem für größere Rohbernsteinstücke allmählich verfiel. Stantien & Becker versuchten, ihre monopolähnliche Marktstellung einzusetzen, um dem weiteren Vordringen des Pressbernsteins entgegenzuwirken, indem sie beispielsweise den Verkauf ihres Bernsteins an die Bedingung knüpften, diesen nicht an Fabrikanten von Pressbernstein weiterzuverkaufen. Nicht zuletzt aus diesem Grunde kam es zu rechtlichen Auseinandersetzungen zwischen Stantien & Becker und Rohbernstein verarbeitenden Betrieben in Deutschland, von denen sich einige aufgrund dieser Geschäftspraktiken vor dem Ruin sahen. Der Ausgang eines solchen Rechtsstreites (hervorgerufen durch eine Fa. Westphal in Stolp) zum Nachteil von Stantien & Becker wird als ein entscheidender Auslöser für den 1899 vollzogenen Verkauf des Unternehmens an den Staat angesehen. Berichte, wonach Becker seinen Kompagnon Stantien im Jahre 1871 aus dem Unternehmen „gedrängt“ haben soll, treffen vermutlich nicht zu. Becker selbst (sh. Becker 1896) verweist darauf, dass auf jeden Fall Stantien, wahrscheinlich aber auch Cohn, im Jahre 1883, zum 25. Firmenjubiläum, noch Mitinhaber des Unternehmens waren. Zumindest zeitweilig waren zwei Söhne von Becker ebenfalls Gesellschafter (Eintrag im Verzeichnis der Königsberge Kaufmannschaft aus dem Jahre 1893). Spätestens im Jahre 1899 jedoch war Becker alleiniger Inhaber. In diesem Jahr verkaufte er das Unternehmen an den preußischen Staat. Der preußische Landtag hatte für den Erwerb des Unternehmens eine Kaufsumme von 9,75 Millionen Mark bewilligt. Ob diese Summe in voller Höhe zur Auszahlung kam und ob in diesem Betrag womöglich noch andere Besitzungen von Becker enthalten waren, ist nicht eindeutig belegt. Stantien soll bei seinem Austritt aus dem Unternehmen, dessen Zeitpunkt umstritten ist, von Becker mit zwei Millionen Mark abgefunden worden sein. Mit dem Erwerb von Stantien & Becker durch den preußischen Staat endet die Geschichte dieses Unternehmens. Die nun staatliche Bernsteinförderung erfolgt zunächst unter dem Namen "Königliche Bernsteinwerke Königsberg", ab 1919 unter „Staatliche Bernsteinwerke“ und ab 1924 als „Preußische Bergwerks- und Hütten AG, Zweigniederlassung Bernsteinwerke Königsberg i.Pr.“. Bernsteinförderung Die Entwicklung von Technologien, mit deren Hilfe Bernstein im industriellen Maßstab gefördert werden konnte, und die Neugestaltung der Vermarktung der Rohware sind unzweifelhaft Verdienste des Unternehmens, die weit über dessen Existenz hinaus ihre Wirkung entfaltet haben. Die Förderung von Bernstein erfolgte bis zum Eintritt des Unternehmens in die Geschichte nahezu ausschließlich durch Bernsteinstechen, Bernsteinfischen und Absammeln der Strände. Die hiermit erzielte Ausbeute ist schwer zu schätzen. Runge gibt für den Küstenabschnitt zwischen Danzig (Gdansk) und Memel (Klaipeda) 25 bis 30 Tonnen pro Jahr an, Tesdorpf hingegen nennt für die Region der Bernsteinküste fünf bis sieben Tonnen pro Jahr. Bereits in der Zeit von 1781 bis 1806 wurde in kleinem Umfang Bernstein gewonnen, indem in den Seebergen bei Groß Hubnicken Schächte und Stollen in die bernsteinführenden Sedimente getrieben wurden. Versuche, Bernstein von Tauchern fördern zu lassen, gab es schon rund 150 Jahre vor der Firmengründung unter dem Preußenkönig Friedrich Wilhelm I.; sie waren aber mangels geeigneter Ausrüstung zum Scheitern verurteilt. Stantien & Becker entwickelten in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts Baggertechniken, Tauchtechniken und Fördertechniken für den Tagebau und Tiefbau an Land, die sich allesamt als sehr effizient erwiesen. Das von Stantien & Becker wiederbelebte Tauchen nach Bernstein war zwar nur wenige Jahre erfolgreich, weil die Vorräte am Meeresgrund schnell erschöpft waren, erreichten aber in den Jahren von etwa 1868 bis 1885 ein beträchtliches Ausmaß. So wurden bis zu 50 Tauchboote eingesetzt und mehr als 300 Mitarbeiter waren in diesem Zweig der Bernsteinförderung tätig. 1881 wurden auf diese Weise rund 14 Tonnen Bernstein vom Meeresgrund gehoben, 1883 waren es nur noch etwas mehr als zwei Tonnen (zum Vergleich: Im selben Jahr förderte das Unternehmen rund 88 Tonnen durch Bergbau und rund 75 Tonnen durch Bernsteinbaggerei). Obwohl Stantien & Becker durchaus geneigt waren, den 1891 auslaufenden Pachtvertrag zu verlängern, wurde das Bernsteintauchen infolge von Protesten der Strandpächter, deren Erträge deutlich zurückgegangen waren, schließlich eingestellt. Die Bernsteinbaggerei begann im Kurischen Haff bei Schwarzort auf der Kurischen Nehrung, nachdem der Hafenbauinspektor von Memel erstmals im Jahre 1855 erkannte, dass Baggergut aus der Unterhaltung der Fahrrinne beträchtlichen Mengen an Bernstein enthielt. Stantien & Becker übernahmen 1861 die Freihaltung der Fahrrinne auf eigene Kosten gegen Überlassung des Bernsteins. Darüber hinaus zahlte das Unternehmen für jeden Tag, an dem gebaggert wurde, an die Regierung 30 Mark, ab 1863 waren es 45 Mark und im Jahre 1868 erhöhte sich dieser Betrag nochmals auf nunmehr 75 Mark pro Tag und in der Zeit von 1868 bis 1874 waren es schließlich 601,50 Mark je Arbeitstag. Ab 1874 trat ein neuer Vertrag in Kraft, in dem die von Stantien & Becker an den Staat zu entrichtende sogenannte Entschädigungssumme in Form einer Jahrespauschale von anfänglich 213.500 Mark festgelegt wurde. Der Erhöhung der Abgaben stand eine stetige Erweiterung des Gebietes gegenüber, in dem das Unternehmen Bernstein fördern durfte. Im Jahre 1864 wurden vor Schwarzort etwa 17 Tonnen Bernstein gefördert, 1883 waren es sogar mehr als 75 Tonnen. Mit der Erweiterung des Fördergebietes ging eine Aufstockung des Umfangs der technischen Ausrüstung einher. Mit 22 Dampfbaggern (Eimerkettenbagger), unterstützt durch fünf Dampfboote und bis zu 45 Prähme wurden schließlich im Jahre 1883 mehr als 75 Tonnen Bernstein gefördert. Für die Flotte wurde ein eigener Hafen in Schwarzort gebaut (an der Stelle befindet sich heute der Bootshafen von Juodkrante) sowie eine Reparaturwerft eingerichtet. Ferner unterhielt das Unternehmen eine Kesselschmiede und eine Maschinenfabrik vor Ort. Zu der Zeit waren rund eintausend Menschen in der Bernsteinbaggerei und ihren Nebenbetrieben beschäftigt. Der Baggerbetrieb wurde 1890 aufgrund deutlich nachlassender Förderergebnisse eingestellt. Die Bernsteingewinnung im Tagebau durch die Firma Stantien & Becker begann im Jahre 1870 am Strand von Warnicken und wurde 1873 auf einen rund 500 Meter langen parallel zur Küste verlaufenden Landstreifen in der Nähe der damaligen Rittergutes Palmnicken ausgedehnt. Der letztgenannte Abschnitt wurde aufgrund der hier erheblichen Mächtigkeit der Bernstein führenden Blauen Erde gewählt. Auch zuvor, in den 60er Jahren des 19. Jahrhunderts, wurde Bernstein schon systematisch im Tagebau zumeist von den Grundbesitzern selbst gefördert. Der Abbau erfolgte zumeist nur in den Sommermonaten in der als Seeberge bezeichneten steilen samländischen Westküste. In zeitgenössischen Berichten ist ohne nähere Quantifizierung von „nicht unbedeutenden“ Mengen die Rede. Stantien & Becker revolutionierte den Abbau in technisch-organisatorischer Hinsicht und förderte den Bernstein aus der teils mehr als 15 Meter unter NN liegenden Blauen Erde ganzjährig. Im Jahre 1875 wurde mit der Grube „Palmnicken“ (auch Grube „Henriette“ genannt) der erste Tiefbau angelegt, 1883 folgte die Grube „Anna“. Die Frauennamen dieser gut belegten Gruben gehen auf Familienangehörige von Moritz Becker zurück. Die Lage einer angeblich weiteren Grube („Walter“) ist nicht mehr rekonstruierbar. Die in der Nähe des Bahnhofs von Palmnicken angelegte Grube „Henriette“ soll im ersten Jahr rund 85 Tonnen Bernstein erbracht haben. Als besonders ertragreich galt die Grube „Anna“, die auch nach Verkauf des Unternehmens an den Preußischen Staat noch bis 1922 von diesem weiterbetrieben wurde. Im Jahre 1887 waren in Palmnicken etwa 900 Arbeiter beschäftigt. Die jährliche Gesamtförderung in Ostpreußen lag im letzten Viertel des 19. Jahrhunderts zwischen 200 (im Jahre 1876) und 500 Tonnen (im Jahre 1894), wovon der größte Teile auf das Samland und hiervon wiederum der weitaus überwiegende Anteil auf die Firma Stantien & Becker entfielen. Die Grube "Anna" soll in den Jahren 1892 bis 1896 im Jahresdurchschnitt allein knapp 500 Tonnen Bernstein erbracht haben. Mit der Eröffnung der oben erwähnten Gruben beschränkte sich die Bernsteinförderung nahezu ausschließlich auf den Tiefbau. Nennenswerte Bernsteinmengen im Tagebau wurden erst wieder von dem staatlichen Nachfolgeunternehmen ab etwa 1917 gewonnen, bis schließlich der Tiefbau im Jahre 1923 vollständig vom Tagebau abgelöst wurde (mit einer Förderung von 400 bis 500 Tonnen jährlich). Eine anschauliche Schilderung der Bernsteinförderung an der samländischen Küste verdanken wir dem langjährigen geologischen Berater des Unternehmens, Richard Klebs: „... Das Ei des Columbus bei der ganzen Anlage bestand darin, daß man von einem großen Tagebau am Seeufer aus einen Stollen in die blaue Erde hineinführte und erst, als dieser durch Zimmerung festgelegt war durch einen Schacht von oben her den Stollen erreichte. Die dadurch freigemachten kolossalen Wassermassen fanden durch diesen freien Abfluß in eine bedeutend unter dem Seespiegel liegende Grube des Tagebaues, aus welchem Hebewerke das Wasser in die Ostsee pumpten. So nur war es möglich, den Schacht von unten her in die Höhe zu führen und die Wassermassen der höher liegenden Triebsande abzuschneiden. ... Nun erst begann ein ausgedehnter Abbau, die Stollen wurden nach allen Richtungen weitergeführt, um die blaue Erde zu gewinnen. ... Bis jetzt [hat man] Stollen abgebaut, deren Gesamtlänge auf 250 Kilometer zu veranschlagen ist. ...[Im Stollen] geht der sogenannte Hauer vorsichtig vorwärts, lockert mit der Spitzhacke die blaue Erde des Stollens ... [und] ... achtet darauf, daß die größeren Bernsteinstücke nicht zertrümmert, sondern in Säcken gesammelt werden, die jeder Bergmann um den Hals gehängt bei sich trägt. Die losgelöste Erde wird in Wagen von 1/2 Kubikmeter Inhalt durch Pferde in den Förderschacht geschafft ... [wo sie] in die Höhe gehoben und ihres Inhaltes in geeignete Kippvorrichtungen entledigt [werden]. Dieser fällt in einen großen kastenförmigen Raum, in welchen sich die Wassermassen der Bergwerkspumpen in dicken Strahlen ergießen. ...“ – Bernstein und Bernsteingewinnung. In „Zur guten Stunde“, Band 19, S. 266-275, Berlin 1896 Im weiteren Verlauf dieses Berichtes wird die Lese des Bernsteins aus der gelösten Blauen Erde und dessen Sortierung nach Größe und Qualitäten in „fast hundert Handelssorten“ geschildert. Hiermit waren in gesonderten Sälen bis zu 250 Personen beschäftigt. Wissenschaftliche Sammlung Ab 1876 beschäftigte Stantien & Becker den an der königlich Preußischen Geologischen Landesanstalt tätigen Geologen Richard Klebs als wissenschaftlichen Berater. Klebs unterstützte das Unternehmen bei der Suche nach zum Abbau geeigneten Bernsteinvorkommen in Palmnicken. Im Zuge dieser Tätigkeit baute Klebs eine unternehmenseigene Bernsteinsammlung auf, die hauptsächlich aus Stücken mit organischen Einschlüsse bestand. Klebs organisierte für Stantien & Becker auch Bernsteinausstellungen in Chicago, Paris, St. Petersburg, St. Louis und London. Die sehr umfangreiche Sammlung (1889 erschien ein Katalog des firmeneigenen Museums mit 26.000 Nummern, die Sammlung muss in den Jahren danach aber noch deutlich gewachsen sein) und die Privatsammlung von Richard Klebs bildeten später zusammen mit der Sammlung der königlich Physikalisch-ökonomischen Gesellschaft zu Königsberg den Grundstock der mit mehr als 100.000 Stücken weltweit größten Bernsteinsammlung der Albertus-Universität zu Königsberg. Durch Bombenangriffe im Zweiten Weltkrieg wurde der größte Teil der Sammlung zerstört. Die rund 17.000 erhalten gebliebenen Stücke befinden sich heute im Institut und Museum für Geologie und Paläontologie (IMGP) der Universität Göttingen. Soziale Leistungen Für die damalige Zeit ungewöhnlich unterhielt die Firma Stantien & Becker ein Krankenhaus, eine Betriebskrankenkasse und eine Pensionskasse. In Schwarzort wurde eine Schule errichtet und in Palmnicken eine evangelische Kirche. Beckerit und Stantienit Zwei der zusammen mit dem Baltischen Bernstein (Succinit) im Ostseeraum vorkommenden akzessorischen Harze (Bernsteinvarietäten, die nicht Succinit sind) wurden nach den Inhabern der Firma „Stantien & Becker“ als Stantienit und Beckerit benannt. Beide Bernsteinvarietäten kommen auch in Bitterfeld vor. Das Samland ist eine Halbinsel in der östlichen Ostsee. Name Der Volksname Sambi bedeutet möglicherweise der Seinige oder Sippenangehörige. Denkbar ist auch eine Ableitung vom altpreußischen Wort semmē = Erde. Semba war der Eigenname der dortigen Bevölkerung; Semben hießen sie in der altnordischen Sprache der Dänen. Das dänische Lagerbuch nennt das Samland 1268 Zambia. Das in Lappland lebende finno-ugrische Volk der Samen hat nichts mit dem Namen zu tun. Lage Die etwa 75 x 30 km große Halbinsel ist der Rest des tertiären Samländischen Sockels und ragt zwischen Frischem Haff, Kurischem Haff und den Nehrungen in die Ostsee, der Deime und des Pregels. Der östliche Teil ist eben, der westliche hügelig. Im Norden und Westen hat das Samland überwiegend Steilküsten, im Süden eine Dünenküste. Im binnenländischen Süden und Osten gelten der Pregel und die Deime als Grenze. Die Deime verläuft von Gwardeisk (Tapiau) nach Polessk (Labiau) und mündet ca. 4 km weiter in das Kurische Haff. Die bedeutendste Stadt des Samlands war Königsberg mit Altstadt (Königsberg), Kneiphof und Löbenicht. Auch dieser Teil des historischen Preußens befindet sich seit 1945 in Russland. Siehe auch: Oblast Kaliningrad Geschichte Altertum Erstmals urkundlich erwähnt wurde das Samland im 5. Jahrhundert v. Chr. bei Herodot, der es als Bernsteinland bezeichnete. Die Landschaft war um den Anfang der Zeitrechnung von Prußen besiedelt. In seinem Werk „Germania“ schrieb Tacitus, dass die Ästier die östlichen Nachbarn der Goten im Weichseldelta gewesen seien. Wikingerzeit Archäologen hatten schon im 19. Jahrhundert südlich der Kurischen Nehrung bei Wiskiauten unweit von Königsberg ein wikingerzeitliches Gräberfeld (Gräberfeld Wiskiauten) entdeckt. Die 500 Hügel- und Erdgräber sind etwa 1000 Jahre alt. Sie enthalten Waffen, Schmuck und Kleidung, die deutlich skandinavischen Vorbildern folgen. Archäologen des Deutschen Archäologischen Instituts um Siegmar von Schnurbein und des Archäologischen Landesmuseums Schleswig (Stiftung Schleswig-Holsteinischer Landesmuseen Schloss Gottorf) um Claus von Carnap-Bornheim haben 2006 in Zusammenarbeit mit russischen Archäologen Keramik, Schlacken, Knochen und bearbeiteten Bernstein gefunden. Silbermünzen und Gewichtsstücke waren schon früher aufgetaucht. Die Funde aus dem 10. bis 12. Jahrhundert deuten auf eine Siedlung in der Nähe des Kurischen Haffs, womöglich ein frühes Zentrum der Bernsteinindustrie mit guter Verbindung nach Skandinavien. Die Ausgrabungsstätte wird in der Zukunft Gegenstand intensiver Forschungen bleiben. Mittelalter Das Samland ist einer der alten prußischen Gaue. Im 13. Jahrhundert teilte Wilhelm von Modena, der Legat des Papstes, Preußen in vier Bistümer: Ermland (lateinisch: Varmia), Pomesanien, Samland und Culmer Land oder Kulmerland. Das Samland wurde von Balga aus durch den Ritterorden erobert: 1255 wurde Königsberg gegründet, 1258 wurden Labiau und Wehlau, 1265 wurde Tapiau gegründet. Lange Zeit war das Samland eines der letzten Siedlungsgebiete der Prußen, später wurde es ein zentraler Landesteil Ostpreußens. Das Fürstbistum Samland spielte in der Geschichte Preußens eine große Rolle. Neuzeit Ungefähr in der Mitte des Samlands liegt Chrabrowo (Powunden), wo sich der Flughafen Kaliningrad befindet. Bedeutend sind auch die bei dem Küstenort Jantarny (Palmnicken) vorhandenen Bernstein-Vorkommen, die im Tagebau gewonnen werden. Eine wichtige Rolle spielt der Tagestourismus an der Ostseeküste für die Oblast Kaliningrad. Seit dem 19. Jahrhundert entwickelte sich der Seebädertourismus vor allem in Cranz und Rauschen. Dieser brach 1945 zusammen, um nach der Perestroika seit den 1990er Jahren einen erneuten Aufschwung zu nehmen. Von 1939 bis 1945 waren die samländischen Kreise Fischhausen und Königsberg (Pr) zum Landkreis Samland zusammengefasst. Der Samlandplan sah die Errichtung einer neuen Universitätsstadt im Fritzener Forst nördlich von Königsberg vor. Er stand im Zusammenhang mit der im Reichsgesetzblatt vom März 1941 veröffentlichten Verordnung über die Neugestaltung Königsbergs. Nach Flucht und Vertreibung der ursprünglich ansässigen deutschen Bevölkerung leben heute hauptsächlich Russen und Weißrussen in der Region. Prominente Samländer sind Beate Uhse und Volker Lechtenbrink. Legende Der Sage nach war Samo der zweite Sohn des Königs Widowuto, der das Land von Crono und Hailibo bis an die Skara (Pregel) erhielt. Er baute sich auf einem teilweise aufgeschütteten mächtigen Sandberg die Feste Gailgarwo (Galtgarben). Samo hatte mit den Seinen eine „sonderliche Lebensweise, denn sie waren andächtiger wie die übrigen Brutener“. Sie wählten einen besonderen Eichwald als Andachtsstätte aus und hielten dort „einen Haufen Schlangen zu Ehren ihrer Götter“. Samo hatte weniger Kinder als seine elf Brüder, denn seine Frau Pregolla ertrank in der Skara, weshalb der Fluss den Namen Pregel erhielt. Siehe auch Prußen Deutschordensland Ostpreußen Liste der Bischöfe von Samland Fürstbistum Samland Samlandbahn AG Deruluft Landkreis Samland Preußisches Paradies (Samland) Bernstein (aus mittelniederdeutsch Börnsteen, „Brennstein“) bezeichnet den seit Jahrtausenden bekannten und insbesondere im Ostseeraum weit verbreiteten klaren bis undurchsichtigen gelben Schmuckstein aus fossilem Harz. Damit ist überwiegend nur ein bestimmtes fossiles Harz gemeint, dieser Bernstein im engeren Sinne ist die Bernsteinart mit dem wissenschaftlichen Namen Succinit. Die Bezeichnungen Succinit und Baltischer Bernstein werden oft synonym verwendet, da Succinit den weitaus überwiegenden Teil des Baltischen Bernsteins ausmacht. Die anderen fossilen Harze im Baltischen Bernstein stammen von unterschiedlichen Pflanzenarten und werden auch als „Bernstein im weiteren Sinne“ bezeichnet. Manche kommen mit dem Succinit zusammen vor, z. B. die schon lange aus den baltischen Vorkommen bekannten Bernsteinarten Gedanit, Glessit, Beckerit und Stantienit. Diese werden auch als akzessorische Harze bezeichnet. Andere fossile Harze verschiedener botanischer Herkunft bilden hingegen eigenständige Lagerstätten unterschiedlichen geologischen Alters, wie z. B. der Dominikanische Bernstein und der Libanon-Bernstein. Von der großen Gruppe der Kopale gehören nur die fossilen, aus der Erde gegrabenen Vertreter (z. B. der „Madagaskar-Kopal“) entsprechend der Definition (siehe Abschnitt Bernsteinarten) trotz ihres geologisch jungen Alters zu den Bernsteinen. Dieser Beitrag behandelt das Thema Bernstein im Allgemeinen und wegen ihrer überragenden wissenschaftlichen, kulturellen und wirtschaftlichen Bedeutung die häufigste baltische Bernsteinart, den Succinit, im Besonderen. Der älteste bekannte Bernstein stammt aus etwa 310 Millionen Jahre alten Steinkohlen. Seit dem Paläozoikum ist das Harz damaliger Bäume als feste, amorphe (nicht kristalline) Substanz erhalten geblieben. Von der International Mineralogical Association (IMA) ist Bernstein aufgrund seiner nicht eindeutig definierbaren Zusammensetzung nicht als eigenständige Mineralart anerkannt. Er bildet aber in der Systematik der Minerale innerhalb der Klasse der Organischen Verbindungen eine eigene Mineralgruppe, die in der 9. Auflage der Systematik nach Strunz unter der System-Nr. 10.C (Diverse organische Mineralien) zu finden ist (8. Auflage: IX/C.01) Bereits seit vorgeschichtlichen Zeiten wird Bernstein als Schmuck und für Kunstgegenstände genutzt. Einige in Ägypten gefundene Objekte sind z. B. mehr als 6000 Jahre alt. Das berühmteste Kunstobjekt aus Bernstein war das Bernsteinzimmer, das seit dem Zweiten Weltkrieg verschollen ist. In den Jahren 1979 bis 2003 haben russische Spezialisten im Katharinenpalast bei Puschkin das für die Öffentlichkeit wieder zugängliche Bernsteinzimmer mit Bernstein von Jantarny detailgetreu rekonstruiert, nachdem bis dahin unbekannte Fotografien gefunden worden waren, die dieses einzigartige Projekt ermöglichten. Für die Wissenschaft, insbesondere für die Paläontologie, ist Bernstein mit Einschlüssen, den so genannten Inklusen, von Interesse. Diese Einschlüsse sind Fossilien von kleinen Tieren oder Pflanzenteilen, deren Abdrücke, in seltenen Fällen auch Gewebereste, im Bernstein seit Jahrmillionen perfekt erhalten sind. Etymologie Die deutsche Bezeichnung Bernstein leitet sich vom mittelniederdeutschen börnen (brennen) beziehungsweise börnesteen (auch Börnsteen) ab und ist auf die auffällige Brennbarkeit dieses „Steins“ zurückzuführen. Andere im deutschsprachigen Raum historisch verwendete Namen sind glaere, lynkurer, agstein, agtstein, agetstein und amber. Das altgriechische Wort für Bernstein ist ḗlektron (ἤλεκτρον), was mit „Hellgold“ übersetzt werden kann. Die Wurzel des Wortes ḗlektron stammt aus der indogermanischen Ursprache und hat die eigentliche Bedeutung „hell, glänzend, strahlend“. In vornehmen antiken Haushalten diente ein größerer Bernstein als Kleiderbürste; durch das Gleiten am Stoff lud er sich elektrostatisch auf und zog dann die Staubteilchen an sich. Das Phänomen der statischen Elektrizität beim Reiben von Bernstein mit bestimmten Materialien war bereits Thales von Milet bekannt. Damit konnte das griechische Wort für Bernstein zum modernen Namensgeber des Elementarteilchens Elektron und der Elektrizität werden. Dieses einfache elektrostatische Aufladen von Bernstein wurde auch für frühe Versuche zur Elektrizität benutzt. In der griechischen Antike wurde Bernstein auch als Lyncirium (Luchsstein) bezeichnet, möglicherweise weil man annahm, er sei aus dem Harn des Luchses entstanden, der bei starker Sonneneinstrahlung hart geworden sei. Allerdings wird in der Literatur auch die Ansicht vertreten, dass diese Bezeichnung lediglich eine Verballhornung des Wortes ligurium darstellt, mit dem in der Antike Bernstein bezeichnet und zum Ausdruck gebracht wurde, dass es sich um ein ligurisches Produkt handelt. Es wird für wahrscheinlich gehalten, dass die mit Bernstein Handel treibenden Phönizier ihre Ware von den Ligurern erhielten, die während des ersten vorchristlichen Jahrtausends lange Zeit am südlichen Endpunkt (Rhonedelta) einer der antiken Bernsteinstraßen siedelten. Die Römer bezeichneten den Bernstein mit dem griechischen Fremdwort electrum oder nannten ihn succinum (wohl nach succus, dicke Flüssigkeit, Saft) in der richtigen Vermutung, er sei aus Baumsaft entstanden. Weitere (mittellateinische) Bezeichnungen sind lapis ardens und ligurius. Die germanische Bezeichnung des Bernsteins lautete nach Tacitus glesum, in dem das Wort Glas seinen Ursprung hat. Im Arabischen wird Bernstein als anbar bezeichnet; hieraus leitet sich die heutige Bezeichnung für Bernstein in einigen Sprachen ab (z. B. engl: amber; frz.: ambre jaune; span.: el ámbar; ital.: ambra). Samland Die Hauptförderung von Bernstein erfolgt seit 1871 bei der Ortschaft Jantarny (ehemals Palmnicken) im Samland, 40 km westlich von Kaliningrad (ehemals Königsberg). Große, von der Steilküste bis weit ins Inland reichende Bernsteinvorkommen bilden die Grundlage. Die Hauptfundschicht, die „Blaue Erde“, liegt meist unter dem Niveau des Meeresspiegels, im Bereich des Strandes bis 10 m, im Inland aber bis 55 m unter der Geländeoberfläche. Das Flöz der „Blauen Erde“ ist ein mehrere Meter mächtiger sandiger Ton, dessen grünlichgraue Farbe vom enthaltenen Glaukonit verursacht wird. Der Bernsteingehalt schwankt sehr stark zwischen 23 und 0,5 kg pro Kubikmeter, in den besten Jahren waren es durchschnittlich zwei bis drei Kilogramm. Im Jahre 1870 begann die bergbauliche Erschließung der „Blauen Erde“ durch die Firma Stantien & Becker. In den ersten Jahren erfolgte der Abbau ausschließlich von Hand in einem 10 m tiefen Tagebau am Strand, dieser wurde auch in die Steilküste hineingetrieben. Ab 1875 musste aus wirtschaftlichen Gründen zum Tiefbau übergegangen werden, die Strecken wurden zunächst vom Tagebau aus aufgefahren. Mit ab 1883 angelegten Schachtanlagen wurde Bernstein bis zum Jahre 1923 im Tiefbau gewonnen. Im Jahre 1916 wurde dann im neu angelegten Tagebau Palmnicken die Bernsteingewinnung aufgenommen. Der Abbau erfolgte mit großen Eimerkettenbaggern, wie sie auch in den mitteldeutschen Braunkohletagebauen üblich waren. Empfindliche Absatzkrisen beim Rohstoff für Schmuckwaren wurden durch den Ersten Weltkrieg verursacht, und in den 1930er-Jahren verschlechterte sich die Wirtschaftlichkeit, weil das überwiegende Feinkorn nicht mehr für die Herstellung von Lackrohstoffen benötigt wurde. Nach 1945 wurde das sowjetisch gewordene Palmnicken nach dem russischen Wort für Bernstein, jantar, in Jantarnyi umbenannt und die zum Erliegen gekommene Bernsteingewinnung wieder aufgenommen. Im Jahre 1976 erfolgte die endgültige Stilllegung des seit 1916 genutzten Tagebaus, und der heute noch genutzte Tagebau „Primorskoie“ wurde in Betrieb genommen. Die Jahresproduktion erreichte in einigen Jahren 780 t, von 1951 bis 1988 wurden insgesamt rund 18.250 t gefördert. In den 1970er-Jahren, beim Übergang auf den neuen Tagebau, sank die Förderung infolge technischer und organisatorischer Probleme. Auch der politische Umbruch in den 1990er-Jahren hatte starke Auswirkungen, die zu einer zeitweiligen Einstellung des Abbaus führten. Die Abbautechnologie wurde verändert, zeitweilig kamen ausschließlich Hydromonitoren zum Einsatz. Derzeitig wird nach Abtrag des mächtigen Abraums der Rohstoff mittels Schürfkübelbagger gelöst, das abgesetzte Haufwerk mit Hydromonitoren aufgeschlämmt und der Schlamm von großen Pumpen über eine kilometerlange Rohrleitung in die Aufbereitungsanlage befördert. Dort wird der Bernstein ausgesiebt. Der Schlammrückstand wird über ein Rohrsystem am Ostseestrand verspült. Das Kurische Haff (nehrungskurisch Kurse mare, litauisch Kuršių marios, russisch Куршский залив, Kurschski zaliw) ist ein Teil der Ostsee, das zu Litauen und Russland (Oblast Kaliningrad) gehört. In das Kurische Haff münden die Mündungsarme der Memel, hiervon Atmata und Skirvytė bei dem Ort Rusnė. Von der offenen See wird das Haff durch die Kurische Nehrung abgetrennt. Am nördlichen Ende dieser Nehrung befindet sich ein Durchlass, das Memeler Tief, an dem sich die litauische Seehafenstadt Klaipėda (Memel) befindet. Die Gesamtfläche des Haffs beträgt 1584 km2, davon gehören 415 km2 zu Litauen, der Rest zu Russland. Die größte Tiefe beträgt lediglich 5,8 m, die Durchschnittstiefe 3,8 m. Der Salzgehalt erreicht maximal 8 Promille. Nida (deutsch Nidden) ist eine Ortschaft in Litauen und Sitz der Gemeindeverwaltung der Gemeinde Neringa auf der Kurischen Nehrung an der Ostsee. Der Ort befindet sich auf der Haffseite der Nehrung. Geschichte Nida war ursprünglich, wie die ganze Kurische Nehrung, vom baltischen Volk der Kuren besiedelt. Erste urkundliche Erwähnung fand Nida 1385 in Dokumenten des Kreuzritterordens. Die ursprüngliche Lage des Ortes bis 1675 lag gut fünf Kilometer weiter südlich jenseits der Hohen Düne am Grabscher Haken (prußisch grabis = Berg). Die zweite Dorflage von Nidden – verursacht durch Versandung – befand sich von etwa 1675 bis in die 1730er Jahre direkt am Haffstrand, etwa auf der Höhe des Grabscher Haken. Der Name Nidden leitet sich ab von prußisch neid, nid, nida: fließen, auf- und abtauchen. Nidden lag an der Poststraße von Königsberg nach Memel. 1709 wurde nahezu die gesamte Bevölkerung von Nidden durch die Pest dahingerafft. Der von Agnes Miegel in ihrem Gedicht Die Frauen von Nidden geschilderte Pestfriedhof liegt etwas südlich der zweiten Ortslage. Durch nochmalige Versandung war man 1730 erneut gezwungen, den Ort vor der Parnidis-Düne ein drittes Mal aufzubauen. Nida wurden die kleinen Dörfer Skruzdynė (nehrungs-kurisch „skruzde“: Ameise) und Purwin (prußisch purwins: schmutziger Ort, Sumpf; litauisch Purvynė) angegliedert. Heute ist Nida mit 1500 ständigen Einwohnern die größte Ortschaft der Kurischen Nehrung. Nida liegt 48 Kilometer von Klaipėda und vier Kilometer von der Grenze zur Russischen Föderation entfernt. Bis 1919 gehörte Nidden zum Deutschen Reich; mit Abschluss des Vertrages von Versailles 1919 wurde der Ort dem Völkerbund-Mandatsgebiet Memelland zugeteilt (mit Grenze gegen Ostpreußen einige Kilometer südlich, etwa an der heutigen Grenze gegen die russische Kaliningradskaja Oblast im Bereich der Hohen Düne, Parnidžio Kopa); ab 1923 bis 1939 gehörte es zum unabhängigen Litauen, 1939–1945 wieder zum Deutschen Reich und ab 1945 bis 1990 zur Litauischen Sozialistischen Sowjet-Republik, ab 1990 zum erneut unabhängigen Litauen. Fast alle Einwohner von Nidden – wie der gesamten Kurischen Nehrung – flüchteten 1944/45 vor der anrückenden Roten Armee nach Westen. Die sowjetischen Truppen besetzten Nidden im Februar 1945. Die Evangelisch-Lutherische Fischerkirche wurde restlos geplündert, der alte Fischerfriedhof mit seinen hölzernen kurischen Grabdenkmälern (Kurenkreuze) verwüstet, die Bilder und die Bildersammlung von Ernst Mollenhauer von Soldaten verheizt. Die schweren hölzernen Fischerkähne, die Kurenkähne mit ihren charakteristischen Wimpeln, wurden im Haff versenkt. Die Kurische Nehrung mit Nida wurde militärisches Sperrgebiet, hermetisch abgeriegelt bis 1961. Die Neubesiedlung erfolgte mit bisherigen Bewohnern anderer Sowjetrepubliken, nicht vorrangig mit Litauern. Besonders nach Erlangung der litauischen Unabhängigkeit 1991 wurde ein sehr erfolgreicher Wieder- und Neuaufbau von Nida betrieben, beflügelt nicht zuletzt durch den Tourismus.