Originaldruck von 1915.
Mit zwei Fotoabbildungen auf Vorder- und Rückseite:
Generalstabschef Generaloberst Freiherr Conrad von Hötzendorf im Gespräch mit dem General der Kavallerie Böhm-Ermolli (nach dem Einzug in das wiedereroberte Lemberg am 22. Juni 1915).
Korpskommandant General der Infanterie v. Arz mit den deutschen Generälen v. Francois und v. Plettenberg (während der Schlacht bei Gorlice-Tarnów).
Größe 207 x 141 mm.
Mit minimalen Alterungs- und Gebrauchsspuren, sehr guter Zustand.
Hervorragende Bildqualität auf Kunstdruckpapier – extrem selten!!!
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Zu Rückgabe und AGB bitte mich-Seite beachten. Die dort hinterlegten Informationen sind verbindlicher Bestandteil dieses Angebots/dieser Artikelbeschreibung!1. Weltkrieg, 1. WK, 1.WK, 1915, 1st World War, 20. Jahrhundert, Adel, Adelshäuser, adlig, Altösterreich, Alt-Österreich, Aristocracy, Aristocratic, Aristokratie, Armee, Army, Austriaca, Austriaco, Austria-Hungary, Austria-Ungheria, Austro-Hungarian, Austro-Hungarian Army, Austro-Hungarian Empire, Der Europäische Krieg, Deutschtum, Dienst, Dienstzeit, Donaumonarchie, Donau-Monarchie, Doppeladler, Doppelmonarchie, Dynastie, Dynastien, Edelleute, Ehrenzeichen, Elite, Elitetruppe, Erster Weltkrieg, Europäische Geschichte, Exzellenz, Feldgrau, Feldgraue, Feldgrauer, Feldheer, Feldherr, Feldzug, first world war, Front, Fronteinsatz, Fronterlebnis, Frontgeschehen, Frontleben, Frontlinien, Frontsoldat, Frontsoldaten, Galizien, Generalstab, Generalstabschef, Generalsuniform, Geschichte, Gorodok, Grodeck, Gródek, Gródek Jagielloński, Große Zeit, Großer Generalstab, Großösterreich, gute alte Zeit, Habsburg, Habsburger, Habsburgerreich, Heer, Heeresdienst, Heeresleitung, Heerführer, Heerwesen, Heimat, Heimatkunde, Heimatverteidigung, Heimatwehr, Helden, Heldengang, Heldenkampf, Heldenkraft, Heldenleben, Heldenmut, Heldentaten, Heldentod, Heldentum, Herrscher, Herrscherhäuser, High Society, Historical, Historically, Historisch, Historische Bilder, historische Persönlichkeiten, History, Hochadel, hohe Militärs, Horodok, Imperial and Royal Austrian Empire, Infanterie, k. u. k. 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Die unterlegenen österreichisch-ungarischen Streitkräfte mussten den größten Teil Galiziens aufgeben und sich am 11. September hinter den San zurückziehen (siehe „Schlacht in Galizien“). Nach der Gegenoffensive der Mittelmächte (d. h. des Deutschen Kaiserreichs und Österreich-Ungarns) in der Schlacht von Gorlice-Tarnów Anfang Mai 1915 verlief die Front im Juni 1915 entlang des Dnjestr und der Wereszyca. Während die Angriffe der k.u.k. 4. Armee am unteren San-Abschnitt bei Sieniawa nicht vorankamen, konnte rechts davon die nach Nordosten vorgehende deutsche 11. Armee die russische 3. Armee zwischen Lubaczow und Mościska in dreitägigem Kampf (12.–15. Juni 1915) etwa auf die Linie Cieszanów-Niemirow-Szklo zurückdrängen. Die Truppen des Generalobersten von Mackensen ermöglichten dadurch dem deutschen Beskidenkorps (General Georg von der Marwitz) und der südlicher bis zum Dnjestr operierenden k.u.k. 2. Armee, den Vormarsch in Richtung Lemberg wieder aufzunehmen. 17. bis 20. Juni 1915 Am 17. Juni 1915 begann zwischen Gródek und Magierów eine Durchbruchsoffensive der verbündeten deutschen und österreichisch-ungarischen Truppen unter der Gesamtführung des deutschen Generalobersten von Mackensen. Während links das deutsche Gardekorps (General von Plettenberg) und die deutsche 119. Infanterie-Division (Generalleutnant von Behr) zum Durchbruch auf Magierów ansetzten, hatte die österreichisch-ungarische 2. Armee (General der Kavallerie Eduard von Böhm-Ermolli) die Stellungen der russischen 8. Armee (General Brussilow) an der Wereszyca zu durchbrechen. k.u.k. 2. Armee Die auf etwa 40 km breiter Front zum Angriff bestimmten Truppen der k.u.k. 2. Armee Böhm-Ermollis zählten eine Kavallerie- und elf Infanterie-Divisionen, die in vier Armeekorps gegliedert waren: IV. Armeekorps (General Albert Schmidt von Georgenegg) 27. Infanterie-Truppendivision, Feldmarschalleutnant Kosak 43. Honved-Division, Generalmajor Jordan-Rozwadowski 32. Infanterie-Truppendivision, Generalmajor Willerding 31. Infanterie-Truppendivision, Generalmajor von Lütgendorf XIX. Armeekorps (FML Ignaz Trollmann) 13. Schützen-Division, Generalmajor Kreysa 34. Infanterie-Truppendivision, Generalmajor Birkenhain 29. Infanterie-Truppendivision, Generalmajor Kroupa XVIII. Armeekorps (General Alfred Ritter von Ziegler) 9. Infanterie-Truppendivision, Feldmarschalleutnant Alfred von Schenk 1. Landsturm-Brigade 33. Infanterie-Truppendivision, Feldmarschalleutnant Theodor von Hordt V. Armeekorps (General Ferdinand von Goglia) 14. Infanterie-Truppendivision, Feldmarschalleutnant Csicserics von Bacsány 4. Kavallerie-Division, Generalmajor Berndt 51. Honved-Division, Generalmajor Kornhaber Schlachtverlauf Während der Schlacht von Gródek erfolgte der Vorstoß der österreichisch-ungarischen Truppen links auf Kamieńobrod, in der Mitte gegen die Seenlinie zwischen Gródek und Lubien und rechts von Komarno bis zum Dnjestr. Am linken Flügel nördlich der Bahnlinie nach Lemberg waren die russischen Stellungen in Richtung auf Janów nach Osten bogenförmig zurückgenommen angelegt und somit für eine schnelle Umgehung nicht zugänglich. Die österreich-ungarische 29. Infanterie-Truppendivision entriss nördlich des Drozdowiecki dem Gegner einen Fluss-Übergang westlich Cuniow, während die beiden anderen Divisionen des XVIII. Korps bis zu den stark befestigten Höhen westlich Wielkopole vordrangen. Das k.u.k. IV. Korps kämpfte mit der 27. und 43. Division nördlich von Dobrostany, während nördlicher das Beskidenkorps an Jaworów vorbei gehend den Ort Szkło erreichte. Das XIX. Korps (13. Schützen- und 34. Infanterie-Truppendivision) geriet bei Wielkopole auf die russische Hauptwiderstandslinie und wurde bis in den Abend in heftige Kämpfe verwickelt. Auch beim nördlicher stehenden IV. Korps tobte nördlich von Stojánce und beidseitig der Eisenbahnlinie während des ganzen Tages heftigster Kampf. Bei Wolzuchy und Dobrzany versuchte russische Artillerie das Vordringen des XVIII. Korps zu verzögern, die 9. Infanterie-Truppendivision drang aber in den Raum südwestlich von Gródek durch. Das Beneschauer Infanterie-Regiment Nr. 102 drang in der Nacht in den Westteil des noch zäh gehaltenen Städtchens ein. Am rechten Flügel konnte die 14. Infanterie-Truppendivision am 18. Juni am Mündungs-Winkel des Dnjester den Gegner nur mühsam vom Westufer der Wereszyca zurückdrängen, der linke Flügel dieser Division erreichte aber bei Komárno den Flußrand. Links davon blieb der Angriff der 33. Infanterie-Truppendivision beim Kampf um den Fluss-Übergang westlich von Lubien zunächst erfolglos. Die Masse der k.u.k. 2. Armee lag an diesem Tag noch immer in schweren Kämpfen an der Wereszyca fest, man rechnete sogar mit russischen Gegenangriffen aus dem westlichen Festungsgürtel von Lemberg. Die vom linken Flügel der deutschen Südarmee eingreifende ungarische Gruppe Szurmay konnte über den Szezerek-Abschnitt, einen südlich des Dnjestr befindlichen Brückenkopf im Raum Mikolajow sichern. Die Kämpfe dauerten noch bis zum 20. Juni 1915 an, wobei der am Vortag von preußischen Gardetruppen bei Magierow erzwungene Durchbruch schließlich zum Rückzug des linken Flügels der russischen 8. Armee auf Lemberg bewog. Nachwirkungen Nachdem auch starke russische Gegenangriffe bei Rawa-Ruska, bei Dobrosin und Zolkiew von der deutschen 11. Armee abgeschlagen worden waren, gelang den Mittelmächten zwei Tage nach der Schlacht bei Gródek die Rückeroberung von Lemberg (22. Juni 1915). Der Durchbruch des deutschen Beskidenkorps im Raum Kulikow hatte die nördliche russische Festungsfront bereits umgangen. Per „Allerhöchster Entschließung“ Kaiser Franz Josephs vom 13. April 1916 wurde Stefan Weingraber, Oberstleutnant im k.u.k. Infanterie-Regiment Nr. 102, aufgrund eines Offiziersprivilegs sowie in Anerkennung seiner militärischen Leistungen bei den Kämpfen um die Stadt als „Edler von Grodek“ in den erblichen Adelsstand erhoben. Franz (zuletzt Graf) Conrad von Hötzendorf (* 11. November 1852 in Penzing bei Wien; † 25. August 1925 in Mergentheim, Württemberg), war bei Ausbruch des Ersten Weltkriegs, 1914, Chef des Generalstabes für die gesamte bewaffnete Macht Österreich-Ungarns, seit 1916 Feldmarschall. Conrad, der zuvor mehrmals vergeblich Präventivkriege der Monarchie gegen Italien und Serbien vorgeschlagen hatte, spielte eine wichtige Rolle in der Julikrise, die zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges führte. Name Der Feldmarschall, mit vollem Namen Franz Xaver Josef (seit 1910 Freiherr, 1918/19 bis zur Adelsaufhebung Graf) Conrad von Hötzendorf, wurde schon zu Lebzeiten als „Conrad von Hötzendorf“ oder meist nur als „Conrad“ erwähnt, was den Eindruck erweckte, dies sei sein Vorname. Daher erschien 1914 folgende Pressenotiz: Wir werden von geschätzter Seite ersucht, darauf aufmerksam zu machen, daß der Familienname des Chefs unseres Generalstabes „Conrad“ ist, daß sich G. d. I. Freiherr v. Conrad immer nur „Conrad“ unterfertigt und sich nie mit seinem Adelsprädikat nennt. Im Wiener Adressbuch 1921 / 1922 war er als Franz Conrad verzeichnet. Leben Herkunft und Ausbildung Conrad stammte aus einer österreichischen Offiziers- und Beamtenfamilie. Sein Urgroßvater wurde 1815 in den erblichen Adelsstand erhoben. Der Name von Hötzendorf geht auf großmütterliche Vorfahren aus Bayern zurück. Sein Vater Franz Xaver Conrad von Hötzendorf (1793–1878) nahm schon an der Völkerschlacht bei Leipzig teil und bekämpfte die Wiener Revolutionäre in der Revolution von 1848. Dabei wurde er schwer verletzt, was eine Verbitterung gegen 1848er-Revolutionäre und ihre Ideen nach sich zog, die auch seinen Sohn Franz später beeinflusste. Dieser wurde erst 1852 von einer um 32 Jahre jüngeren Frau, einer Tochter des Malers Josef Kügler, geboren, als sein Vater schon im Rang eines Obersten der Husaren pensioniert worden war. Franz entwickelte als Schüler reges Interesse für Naturwissenschaften. Naturgesetze waren ihm wichtiger als religiöse Überzeugungen. Später entwickelte sich Conrad zu einem vehementen Verfechter des Sozialdarwinismus. Conrad besuchte ab Herbst 1863 die Hainburger Kadettenschule, ab Herbst 1867 die Theresianische Militärakademie in Wiener Neustadt, wo er Ende August 1871 als Leutnant zum Feldjäger-Bataillon 11 ausgemustert wurde. Im Herbst 1874 bestand Conrad die Aufnahmsprüfung für die Kriegsschule und beendete seine Generalstabsausbildung im Herbst 1876. Am 1. Mai 1877 wurde er Oberleutnant und diente als Stabsoffizier bei der 6. Kavalleriebrigade in Kaschau. Am 16. August 1878 wurde er dem Generalstab der 4. Infanterie-Truppendivision zugeteilt und nahm im Verband des 3. Korps am Okkupationsfeldzug in Bosnien und Herzegowina und im September 1879 beim Einmarsch in Sandschak Novi Pazar teil.[5] Am 1. Mai 1879 wurde er zum Hauptmann im Generalstabskorps befördert. 1882 war Conrad an der Bekämpfung einer Insurrektion in Süddalmatien beteiligt. Am 10. April 1886 heiratete er in Lemberg seine Verlobte Vilma (1860–1905), Tochter des Geniedirektors August von Le Beau, wobei er nur mit Mühe die für Offiziere vorgeschriebene Heiratskaution aufbringen konnte. Vilma schenkte ihm vier Söhne, 1887 Konrad, 1888 Erwin, 1891 Herbert Conrad und 1896 Egon - alle ergriffen später den Offiziersberuf. Am 29. Oktober 1883 wurde er Stabschef der 11. Infanterie-Truppendivision in Lemberg und begründete seinen Ruf als großer Innovator, indem er beispielsweise Manöver im Gelände statt Übungen nur am Paradeplatz durchsetzte. 1887 kehrte er mit Familie nach Wien zurück, vorerst ins Büro für operative und besondere Generalstabsarbeiten. Am 1. November 1887 wurde er zum Major ernannt und übernahm bis zum September des folgenden Jahres ein Büro für operative Generalstabsarbeiten in Wien. Vom 10. September 1888 bis zum Herbst 1892 war Conrad als Major Taktiklehrer an der k.u.k. Kriegsschule in Wien und wurde dabei am 1. Mai 1890 zum Oberstleutnant befördert. Conrad war ein beliebter Lehrer und viele seiner damaligen Schüler waren ein Vierteljahrhundert später im Weltkrieg hohe, ihm oft ergebene Offiziere. Im Oktober 1892 ließ er sich als Bataillonskommandant des 93. Infanterieregiments nach Olmütz versetzen und wurde am 1. Mai 1893 zum Oberst befördert. Vom 16. Oktober 1895 bis zum 8. April 1899 war Conrad Kommandant des Infanterieregiments „Kaiser“ Nr. 1 in Krakau. Am 9. April 1899 wurde Conrad zum Kommandanten der 55. Infanteriebrigade in Triest ernannt und am 1. Mai des gleichen Jahres zum Generalmajor befördert. Dort schlug er einen Aufstand italienischer Hafenarbeiter mit Waffengewalt nieder und gewann dabei die Überzeugung, dass die italienischen Ansprüche auf das Trentino und Triest eine Austragung der Gegensätze unausweichlich machten. Am 8. September 1903 übernahm Conrad die Führung der 8. Infanterie-Truppendivision in Innsbruck und wurde am 1. November zum Feldmarschalleutnant befördert. Chef des Generalstabes In der Armee als operativer Denker und auch wegen seiner modernen, kriegsnahen Ausbildungsmethoden bekannt, wurde er am 18. November 1906 auf Vorschlag von Erzherzog Franz Ferdinand zum Chef des Generalstabs der „Bewaffneten Macht“ ernannt, er wurde dadurch Nachfolger des aus Altersgründen verabschiedeten Feldzeugmeister Friedrich Freiherr von Beck-Rzikowsky. Der an die Macht drängende Thronfolger wollte eigene Vertrauensleute an Schlüsselpositionen platzieren. Er war damit der operativ Verantwortliche für den allfälligen Kriegseinsatz der k.u.k. Armee, der k.k. Landwehr und des k.u. Honved und ausschließlich dem Kaiser und König als Oberbefehlshaber (und dem von ihm aus Altersgründen bestellten Vertreter, bis 1914 Franz Ferdinand, danach der Armeeoberkommandant) unterstellt. 1910 wurde Conrad in den Freiherrenstand erhoben, doch führte seine Auseinandersetzung mit Außenminister Graf Aehrenthal, der die von Conrad propagierten Präventivkriege ablehnte, am 3. Dezember 1911 zu seiner Entlassung durch den Kaiser. Noch bei einer Audienz am 15. November 1911 hatte der Kaiser Conrad Vorhaltungen gemacht: „Diese fortwährenden Angriffe, besonders die Vorwürfe wegen Italien und des Balkan, die sich immer wiederholen, die richten sich gegen mich, die Politik mache ich, das ist meine Politik! Meine Politik ist eine Politik des Friedens. Dieser Meiner Politik müssen sich alle anbequemen.“ Ein Skandal wegen seiner Affäre mit der verheirateten Gina Reininghaus, seiner späteren zweiten Ehefrau, spielte dabei ebenfalls eine Rolle. Am 12. Dezember 1912 (inzwischen war Aehrenthal verstorben) erreichte der Thronfolger während der Balkankriege seine erneute Betrauung. Im Mai 1913 versuchte Conrad vergeblich, die Affäre um den Geheimnisverrat von Oberst d. G. Alfred Redl zu verheimlichen. Obwohl sich der Thronfolger für seine Wiederbestellung eingesetzt hatte, verschlechterte sich ihr Verhältnis zusehends und führte im Sommer 1913 fast zur neuerlichen Absetzung Conrads. Vorkriegspolitik Conrads Lebensauffassung wurde der „Aktivismus“, worunter er angriffsfreudige Entschlusskraft, zielbewussten Tatendrang und unbeugsamen Willen verstand. Schon im April 1907 schlug Conrad vor, Italien in einem Präventivkrieg „niederzuwerfen“, ein Vorschlag, den er immer wieder vorbringen sollte. Lange vor dem Krieg sprach Conrad von der Umgestaltung der Monarchie zu einem modernen Imperium und wollte sich an der Aufteilung des europäischen Teils des Osmanischen Reiches noch aktiver, durch dessen Zerschlagung und Einverleibung, beteiligen, um die Monarchie gegen russische und italienische Konkurrenz sowie slawischen Nationalismus zu stärken. Conrad, der am 15. November 1908 zum General der Infanterie ernannt wurde, wünschte wie Franz Ferdinand, eine Beseitigung der ungarischen Machtstellung in der Doppelmonarchie. Der Thronfolger distanzierte sich von Conrad zunehmend wegen dessen aggressiven Annexionismus. Conrad sah als einziges Heilmittel für die schwierige innenpolitische Lage weniger eine zwischen den Nationalitäten der Monarchie ausgleichende, sondern eine auf den Balkan ausgreifende Politik an. Er wollte durch Eingliederung Serbiens in ein südslawisches habsburgisches Königreich den Dualismus durch einen Trialismus ersetzten. Das drückte er schon Ende 1907, noch etwas verklausuliert, in einer Denkschrift aus: „In der Schaffung dieses südslawischen Komplexes im Rahmen der Monarchie wäre ein sehr vorteilhafter Kräfte-Ausgleich der Nationalitäten gelegen, welcher es ermöglichen würde, im Inneren Ordnung zu schaffen, das Gleichgewicht herzustellen. Im Frühjahr 1909 wurden Conrads abenteuerliche Pläne zur Einverleibung Serbiens mit vorheriger Niederwerfung des Dreibund-Partners Italien vor allem vom k.u.k. Außen- und vom k.u.k. Kriegsminister abermals abgelehnt. Im Oktober 1912, kurz nach Ausbruch des Ersten Balkankrieges und noch in der Zeit als er nur Armeeinspektor war, entwickelte Conrad den Plan, der neue Balkanbund sollte unter österreichischer Führung das Osmanische Reich in Europa liquidieren und sich danach der Monarchie unterordnen, wie Bayern dem Deutschen Reich. In den Jahren 1913 und 1914 forderte Conrad nicht weniger als fünfundzwanzigmal vergeblich den Krieg gegen Serbien, bevor dieser dann tatsächlich zu Stande kam. Als Generalstabschef entwickelte Conrad detaillierte Operationspläne gegen die potentiellen Gegner Russland, Serbien und Italien, die sich zu Kriegsbeginn 1914 allesamt als Makulatur herausstellten. Er gehörte mit den wichtigsten Exponenten der Gesamtmonarchie, dem k.u.k. Außenminister Leopold Berchtold, dem österreichischen Ministerpräsidenten Karl Stürgkh, dem gemeinsamen Finanzminister Leon Biliński und dem k.u.k. Kriegsminister Alexander von Krobatin zur so genannten Kriegspartei, den Befürwortern einer kriegerischen Auseinandersetzung mit Serbien. Der Historiker Wolfram Dornik hat ihn deshalb auch als Falken des Kaisers bezeichnet. Erster Weltkrieg: Vom Sommer 1914 bis zum Tod Kaiser Franz Josephs Conrad war im Sommer 1914 einer der Hauptunterstützer eines sofortigen Krieges gegen das Königreich Serbien als Reaktion auf die Ermordung des Thronfolgers in Sarajewo. Er wollte auf die Nachricht vom Attentat sofort mit dem Angriff beginnen, aber Berchtold und Kaiser Franz Joseph hielten eine Untersuchung und diplomatische Vorbereitung für notwendig. Zu einem „Überraschungsschlag“ gegen Serbien, wie ihn Deutschland nach dem „Blankoscheck“ vom 5./6. Juli erwartete, fehlten der Monarchie die politischen und militärischen Voraussetzungen. Conrad wollte damit nur den Kriegszustand erreichen, der von den Politikern gegen seinen Willen oft verhindert worden war, und jegliche Friedensmöglichkeit ausschließen. Nach dem Ultimatum an Serbien drängte Conrad Kaiser und Außenminister: Die Rückkehr zum Friedenszustand sei bei der Stimmung in der Armee nicht möglich. Nach der Entscheidung des Kaisers und Königs für die Kriegserklärung brachte er den Schwerpunkt der österreichisch-ungarischen Armee gegen Serbien in Stellung, musste jedoch nach dem Eintritt Russlands in den Krieg große Teile der Truppen nach Galizien verlegen, wo der russische Angriff erwartet wurde. Die daraus resultierende Verspätung und die Unterschätzung insbesondere des russischen Gegners führte beinahe zum frühzeitigen Ausscheiden Österreich-Ungarns aus dem Krieg. Conrad gelang es allerdings, mit massiver deutscher Unterstützung die von Russland besetzten Teile Galiziens und der Bukovina zurückzuerobern, Serbien und Montenegro sowie Rumänien zu erobern und eine stabile Front gegen Italien zu organisieren. Nach der Rückeroberung Lembergs wurde Conrad am 23. Juni 1915 zum Generaloberst befördert. Die Zusammenarbeit mit der deutschen Obersten Heeresleitung (OHL) war schon bald getrübt. Für Conrad sah der Leiter der zweiten OHL Erich von Falkenhayn im Verbündeten nur den schwächeren Bruder, dem er die Anerkennung versagte, um alle Erfolge auf seine Rechnung zu buchen, und der danach strebte, für die erhoffte Zukunft Deutschlands Hegemonie über Österreich anzubahnen. Conrad rechnete sich selbst auf die Seite von Tirpitz, auf die andere Seite Falkenhayn und Bethmann Hollweg. Conrad redete immer der Offensive das Wort, Falkenhayn huldigte der Ermattungsstrategie. Die persönliche Kommunikation zwischen den beiden Befehlshabern riss im Frühjahr 1916 schließlich völlig ab. Conrad war ein entschiedener Verfechter weitreichender Kriegsziele der Monarchie. Seit November 1915 bestürmte Conrad Außenminister Burián mündlich, aber auch in endlosen Denkschriften, die auf dem Balkan eroberten Gebiete zu annektieren. Schon vor Abschluss des entscheidenden Feldzuges gegen Serbien und Montenegro Anfang November 1915 meinte er, „dass nur die völlige Einverleibung Serbiens und Montenegros in die Monarchie (mindestens als untrennbarer Bundesstaat) der Gefahr vorzubeugen vermag, welche mit einem selbständigen Serbien und Montenegro, seien diese auch noch so klein, verbunden wäre. Sie blieben (unabhängig) nach wie vor die Agitationsherde für unsere Gegner, vornehmlich Rußland und Italien, und würden bei jedem Krieg der Monarchie deren militärische Lage empfindlichst erschweren.“ Doch insbesondere Ungarn wehrte sich gegen eine annexionistische Politik, da ein Ungleichgewicht innerhalb der Monarchie, und verschlechterte Friedensbedingungen nach dem Krieg befürchtet wurden. Als Conrad im Februar 1916 beim Kaiser auch die Annexion Montenegros und Nordalbaniens durchsetzen wollte, antwortete dieser: Was, das auch noch? Das ist zuviel! Conrad entgegnete: Ja, aber es ist notwendig. (Ein) Selbständiges Albanien ist unmöglich. Der ungarische Ministerpräsident István Tisza erschien Conrad als großer Gegenspieler, als Schreckensbild, obwohl die beiden eine gute Gesprächsbasis aufrechterhielten; den k.u.k. Außenminister Burián sah er in dessen Schlepptau als das Horn Tiszas. Der politisch überwältigenden Durchschlagskraft Ungarns und Tiszas stünde herüben (gemeint ist Österreich) ein Trottel, nämlich Stürgkh, gegenüber. Daher versuchte Conrad, Anfang 1916 den Sturz von Ministerpräsident Stürgkh herbeizuführen, und trat für den damaligen k.k. Innenminister Konrad zu Hohenlohe-Schillingsfürst als Nachfolger und Gegengewicht zu Tiszas Ungarn ein.[33] Conrad hatte mit diesen Intrigen allerdings keinen Erfolg. Mangels großer militärischer Erfolge hatten Conrad und die Leute vom k.u.k. Armeeoberkommando nicht das politische Gewicht, das es ihnen, wie im Fall der dritten OHL in Deutschland, ermöglicht hätte, die zivilen Instanzen zu dominieren. Erster Weltkrieg: Enthebung durch den neuen Kaiser Armeeoberkommandant war an Stelle des zu dieser Zeit 86-jährigen Kaisers bis 2. Dezember 1916 Erzherzog Friedrich. Dieser ließ Conrad, dem ihm unterstellten Chef des Generalstabes, weitestgehend freie Hand. Nach dem Tod Franz Joseph I. übernahm am 2. Dezember 1916 der junge Kaiser Karl I. persönlich den Oberbefehl. Erzherzog Friedrich fungierte bis zu seiner Enthebung am 11. Februar 1917 als sein Stellvertreter. Conrad war am 23. November 1916 noch zum k.u.k. Feldmarschall ernannt worden, doch sein Einfluss nahm stark ab. Er wurde von Karl I. gegen seinen Willen am 1. März 1917 als Chef des Generalstabes durch Arthur Arz von Straußenburg ersetzt, übernahm aber auf Druck des Kaisers später das Kommando an der Südwestfront gegen Italien in Tirol, um die Italiener glauben zu machen, an dieser Front werde der nächste Hauptangriff der k.u.k. Streitkräfte erfolgen. Nach der gescheiterten Junioffensive (von Asiago bis zur unteren Piave) und der gescheiterten Offensive am Monte Grappa wurde Conrad am 14. Juli 1918 von Karl I. auch seiner Position als Befehlshaber der Heeresgruppe in Tirol enthoben. Um diese Entscheidung nicht zu harsch wirken zu lassen, erhob ihn der Kaiser gleichzeitig in den Grafenstand und ernannte ihn ehrenhalber zum Obersten aller kaiserlichen Garden in Wien. Das Auseinanderbrechen der Monarchie wenige Monate später hielt Conrad für die Folge des mangelnden Gehörs, das seine Warnungen und Vorhersagen gefunden hätten. Krankheit und Tod Die Jahre nach dem Krieg verbrachte Conrad in Wien und Innsbruck. Er arbeitete an Veröffentlichungen über sein Leben und versuchte sein Wirken zu rechtfertigen. Nach einem schweren Gallenleiden auf Kur in Bad Mergentheim, beklagte er in seinen Memoiren, die Familie Habsburg, insbesondere Erzherzog Friedrich, dem er über zwei Jahre lang erfolgreich gedient habe, habe sich nicht einmal zu Genesungswünschen an ihn aufraffen können. Conrad starb am 25. August 1925 in Bad Mergentheim an einem Rückfall. Er wurde auf dem Hietzinger Friedhof in Wien begraben. Den pompösen Begräbnisfeierlichkeiten am 2. September wohnten mehr als 100.000 Trauergäste bei. Das Ehrengrab wurde 2012 im Zuge der Diskussion um das Ehrengrab von Engelbert Dollfuß von der Gemeinde Wien wie dieses in ein „Historisches Grab“ umgewandelt. Einschätzung in der Forschung In der Republik Österreich gehörte die Pflege des Prestiges der k.u.k. Armee zur Selbstdarstellung des ehemaligen Offizierskorps und bis in die 1960er-Jahre zum patriotischen Bekenntnis zu Österreich: „Identifikationsfigur und Heros dieser Geschichtsbetrachtung war Feldmarschall Franz Conrad von Hötzendorf. Um seinen Ruhm und den Ruf der Armeeführung zu schützen, waren seine früheren Mitarbeiter bereit, jede Kritik an Conrads Feldherrngenie rigoros zurückzuweisen.“ Während ihn seine zeitgenössischen Bewunderer als größten österreichischen Feldherrn seit Prinz Eugen von Savoyen bezeichneten, wurde durch die Ereignisse schon bald die Problematik seiner Politik und seiner militärischen Planungen klar. Conrad ignorierte konsequent kritische Faktoren wie Terrain, Wetter, Jahreszeiten oder Wege für Versorgung und Truppenbewegungen. Die Kritik an seiner Führung im Weltkrieg bemängelt in taktischer Hinsicht, dass er die Bedeutung der modernen Schnellfeuerwaffen und der schweren Artillerie zu wenig berücksichtigt habe, wodurch bei seinem stets bevorzugten Angriffsverhalten katastrophale Verluste schon zu Kriegsbeginn eingetreten seien. Auch schwere strategische Versäumnisse seien ihm anzulasten, etwa die politisch motivierte Truppenkonzentration an der serbischen Grenze, während die russischen Armeen schon Richtung Galizien marschierten. „Der schon in den Denkschriften ausgebreitete Bellizismus mit sozialdarwinistischer Fundierung entsprach auch oder gerade nach der Niederlage Conrads Weltsicht, und so präsentierte er sich in seinem Erinnerungswerk als der verhinderte Retter des Habsburgerreiches. Da er die Schuld am Weltkrieg der Entente und die Verantwortung für Österreich-Ungarns prekäre Lage im Frühsommer 1914 der politischen Führung der Monarchie zuwies, konnte die hagiographische Militärgeschichtsschreibung Conrads Selbstdarstellung übernehmen.“ Fritz Fellner beurteilt Conrads Verhalten in der Julikrise äußerst kritisch: „Wenn der erwünschte Krieg tatsächlich ohne ausländische Einmischung geführt werden sollte, so mußte er ohne Aufschub begonnen werden, doch Conrad von Hötzendorf, der seit Jahren den Präventivkrieg gegen Serbien gepredigt, ihn vom Zaun zu brechen sich bemüht hatte, begann, kaum daß der Entschluß gefaßt war, schon um Zeitaufschub zu betteln. Dilettantischer ist noch nie ein Krieg vom Zaun gebrochen worden, als der Krieg gegen Serbien im Juli 1914 ... Man wußte schon seit dem 7. Juli, daß man Krieg führen wollte, ... der Generalstabschef jedoch erklärt sich außerstande, den seit drei Wochen geplanten Krieg vor einer weiteren Frist von 14 Tagen tatsächlich beginnen zu können.“ Der Historiker Samuel R. Williamson beurteilt Conrad sogar als den wahrscheinlich intrigantesten aller militärischen Führer in Europa vor 1914. Conrad übernahm niemals seinen Teil an der Verantwortung für den Ausbruch des Krieges und die Niederlage seines Landes. Er verteidigte sich damit, immer „nur der militärische Fachmann“ gewesen zu sein, der keine politische Entscheidung getroffen habe. Nach der Annexion von Serbien, Montenegro und Polen wollte Conrad in national geschlossenen Territorien den Völkern die Verwirklichung ihrer nationalen Bestrebungen im Rahmen der Monarchie gestatten. Die hochfliegenden Pläne des Strategen Conrad standen jedoch nicht im Einklang mit den ihm zur Verfügung stehenden Mitteln. Die tatsächliche militärische Kraft der Monarchie hätte für seine Balkanpläne nie ausgereicht. Conrads Imperialismus bewegte sich immer noch auf dem Felde, das Metternich 100 Jahre zuvor abgesteckt hatte, denn auch für Conrad war nur die „Räson“ des überkommenen Staates maßgebend, nicht aber der Wille seiner Nationen. Es ging Conrad, wie Metternich, nicht um gesellschaftliche, wirtschaftliche oder koloniale Probleme, sondern um die Stärkung des Staates durch Expansion. Conrad sah die Rettung der wirtschaftlich wenig entwickelten und national stark gemischten Habsburgermonarchie in der Konstruktion eines Interessenstaates. Dieser sollte seine politische Kraft und historische Rechtfertigung durch die Vertretung der wirtschaftlichen Belange der kleinen Balkanvölker erlangen, um ihnen dadurch ihre Existenz überhaupt erst zu sichern. Conrads Interessenstaat sollte aus den drei Königreichen Österreich-Böhmen, Ungarn und Südslawien bestehen, deren „gegeneinander Ausspielen“ den Zentralismus stärken sollte. Sein Imperialismus entwuchs also nicht der Lebenskraft seines Staates, sondern seiner Schwäche, sein „Imperialismus der Defensive“ nimmt sich wie eine Flucht nach vorn aus. Dass Einverleibungen gegen den Willen der betroffenen Bevölkerung einen Staat schwächen, statt ihn zu stärken, ganz besonders in Zeiten der Selbstbestimmung der Völker, begriff er wie so viele andere nicht. Sein Denken war austrozentrisch geprägt, sodass er den Widersinn seiner Expansionsbestrebungen gegenüber den extrem nationalistischen und um Selbständigkeit kämpfenden Balkanvölkern gar nicht erfasste. „Wenn Conrad die Notwendigkeit der Expansion unter anderem auch wirtschaftlich begründet hat, so zielte dieses Argument bei ihm höchstens auf eine vorbeugende Sicherung eines großen Absatzgebietes hin, doch kennzeichnet es nicht den eigentlichen Zweck der Expansion ... Die innenpolitische Voraussetzung für seine Expansionsforderungen war nicht die Entwicklung von Wirtschaft und Gesellschaft, sondern der drohende Zerfall des Staates in seine nationalen Bestandteile. ... Mit der Vorstellung, dass der österreichische Staat nur mehr durch Eroberung Serbiens erneuert werden könne, wurzelt also der Wille zur imperialistischen Expansion zutiefst in einem konservativen Moment. ... Die Sorge um die inneren Verhältnisse war wohl der tiefere Grund für Conrads aggressive Expansionspläne. Er selbst verwahrte sich gegen den Vorwurf, Imperialist zu sein, denn er verstand unter Imperialismus nur Expansion um ihrer selbst willen.“ Conrad war in seinem Handeln vom Sozialdarwinismus geprägt. Der Kampf ums Überleben ist alles, Individuen zählen nicht, Nationen kämpfen um ihre Existenz und existieren, um zu kämpfen. Seine darwinistische Grundeinstellung führte zu einem imperialistischen politischen Programm, das mit dem Glauben an die naturgesetzliche Unterwerfung der Schwachen und Kleinen eine ausgeprägt kriegerische Note enthielt. Rezeption Im Wiener Heeresgeschichtlichen Museum befindet sich im Saal V („Franz-Joseph-Saal“) eine Vitrine, in welcher persönliche Gegenstände Conrads ausgestellt sind, so seine Feldbinde, Kartentasche, Brieftasche und Feldflasche sowie sein Säbelportepee, Stulphut für Generale, Helm zu seiner Uniform als Chef des königlich-preußischen 5. Garde-Regiments zu Fuß, sein Lorgnon und militärwissenschaftliche Arbeiten Conrads. Über der Vitrine befindet sich ein Porträt, das Conrad als General der Infanterie zeigt und von der Hand des Malers Hermann Torggler (1878–1939) stammt. Das DDR-Comic Mosaik schickte 1978/79 als Gegenspieler der Abrafaxe den österreichischen Major Hötzendorfer ins Rennen, eine deutliche Anspielung auf Feldmarschall von Hötzendorf. Während nach dem Ersten Weltkrieg in anderen Nationen der Generalstab und seine Tätigkeit, auch in Erwartung eines weiteren Krieges, einer allgemeinen Geheimhaltung unterlag, war Conrads Werk Aus meiner Dienstzeit 1906–1918, dessen Quellenwert vorsichtig zu beurteilen ist, unter anderem eine der ersten zusammenhängenden Darstellungen der Arbeit eines Generalstabschefs. Neben einigen Rezensenten ist auch Boris Michailowitsch Schaposchnikow in seinem Werk Der Generalstab – Das Hirn der Armee umfangreich auf Conrad von Hötzendorfs Werk eingegangen. Das Armeeoberkommando (AOK) wurde in Österreich-Ungarn vom Allerhöchsten Oberbefehlshaber, Franz Joseph I., Kaiser von Österreich und König von Ungarn, damals 84 Jahre alt, am Tag der allgemeinen Mobilmachung, dem 31. Juli 1914, in Hinblick auf den ausbrechenden Ersten Weltkrieg eingerichtet und bestand bis zum Zerfall der Doppelmonarchie im Herbst 1918. Das AOK war in dieser Zeit Befehlszentrale für die Bewaffnete Macht der Doppelmonarchie. Armeeoberkommandant Die formelle Leitung hatte bis 1916 der am 31. Juli 1914 vom Monarchen ernannte Erzherzog Friedrich von Österreich-Teschen als Armeeoberkommandant. Das AOK war damals in Teschen, Österreichisch-Schlesien, stationiert. Am 2. Dezember 1916 übernahm der neue Kaiser und König Karl I./IV. das Armeeoberkommando selbst; Erzherzog Friedrich blieb bis 11. Februar 1917 formal Stellvertretender Armeeoberkommandant und wurde dann enthoben. Am 7. Dezember 1916 fand ein Treffen der beiden verbündeten Monarchen Karl I./IV. und Wilhelm II. und ihrer Spitzenmilitärs in Teschen statt; kurz danach wurde das Armeeoberkommando im Auftrag des Kaisers in das im Eigentum von Friedrich stehende Schloss Weilburg in Baden bei Wien verlegt, wo es Kaiser Karls Residenz Schloss Laxenburg sehr nahe war. Der Monarch hatte die Absicht, das Kommando nicht nur nominell selbst zu führen. Im Herbst 1918 sahen sich die Vertreter des Königreichs Ungarn, da sie die Realunion mit Cisleithanien mit Zustimmung des Herrschers per 31. Oktober aufgekündigt hatten, vom 1. November an nicht mehr dem AOK unterstellt. Am 3. November 1918 übergab der Monarch das Amt des Armeeoberkommandanten an den Generalstabschef Arthur Arz, der das Amt allerdings ablehnte. Mit der Übergabe wollte der Monarch offenbar vermeiden, den unausweichlichen Waffenstillstand von Villa Giusti selbst vertreten zu müssen. Zu dieser Zeit war allerdings das Armeeoberkommando praktisch schon bedeutungslos geworden: Die so genannten ungarischen Truppen der bisherigen k.u.k. Armee unterstanden dem neuen ungarischen Kriegsminister, die nichtungarischen Truppen organisierten Rückzug bzw. Heimkehr je nach ihrem Heimatstandort individuell. Daraufhin wurde noch am 3. November der auf dem Balkan weilende Feldmarschall Hermann Kövess zum Armeeoberkommandanten ernannt, den die Nachricht allerdings erst am 5. November erreichte. Bis zum Eintreffen Kövess in Wien, wohin das AOK in der Zwischenzeit übergesiedelt war, und seiner Übernahme am 11. November vertrat Arz ihn als Armeeoberkommandant. Nach mehreren Wochen dauernden Querelen mit der neuen deutschösterreichischen Staatsregierung legte Kövess, der mit der Liquidierung und Demobilisierung der k.u.k. Armee beschäftigt war, seine Funktion als Chef des AOK auch offiziell am 20. Dezember 1918 nieder. Die Liquidierung des Armeeoberkommandos zog sich noch weitere Monate hin und war schließlich Ende Mai 1919 abgeschlossen. Generalstabschef Als unmittelbarer Untergebener des Armeeoberkommandanten, de facto als tatsächlicher „Macher“ des AOK, fungierte der Generalstabschef. Von 1906 bis 1911 und von 1912 bis zum 1. März 1917 war dies (vor dem Krieg direkt im k.u.k. Kriegsministerium) Franz Conrad von Hötzendorf, zunächst Feldmarschallleutnant, am 23. November 1916 zum Feldmarschall befördert. Erzherzog-Thronfolger Franz Ferdinand hatte Conrad 1906 für diese Spitzenposition empfohlen. Es war inoffiziell vereinbart worden, dass Armeeoberkommandant Erzherzog Friedrich seinem Generalstabschef weitgehend freie Hand lassen würde. Vom 1. März 1917 bis Kriegsende fungierte, von Karl I./IV. ernannt, Generaloberst Arthur Arz als Generalstabschef. Eduard Böhm, ab 1885 von Böhm-Ermolli, ab 1917 Freiherr von Böhm-Ermolli, ab 1919 Eduard Böhm-Ermolli (* 12. Februar 1856 in Ancona, damals Kirchenstaat; † 9. Dezember 1941 in Troppau, Mährisch-Schlesien) war ein Feldmarschall der k.u.k. Armee und Heerführer im Ersten Weltkrieg. Leben Herkunft, Ausbildung Eduard war der Sohn des k.u.k. Majors Georg Böhm (1813–1893) aus Kunewald bei Neutitschein, eines ehemaligen Unteroffiziers, der wegen Tapferkeit in der Schlacht bei Novara (1849) zum Offizier befördert, bei Versetzung in den Ruhestand (1877) zum Major ernannt und in den erblichen Adelsstand (14. September 1885) erhoben worden war. Schon am 24. Juni 1885 hatte der Vater die Erlaubnis erhalten, seinem eigenen Namen den Geburtsnamen seiner italienischen Ehefrau (Maria Josepha Ermolli † 1906) hinzuzufügen. Seitdem hieß die in der Garnisonsstadt Troppau lebende Familie nun von Böhm-Ermolli. Militärkarriere[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten] Eduard Böhm-Ermolli durchlief das Kadetteninstitut in Sankt Pölten und die Theresianische Militärakademie in der kaiserlichen Burg zu Wiener Neustadt und trat am 1. September 1875 als Leutnant in das Dragoner-Regiment 4 „Erzherzog Albrecht“ in Wels ein. Drei Jahre später wurde er zum Generalstabslehrgang auf die Kriegsakademie nach Wien kommandiert und nach erfolgreichem Abschluss als Stabsoffizier zur 21. Infanterie-Brigade nach Lemberg versetzt. Am 1. Mai 1897 wurde er Oberst und Kommandant des Ulanen-Regimentes Nr. 3. Am 15. April 1901 übernahm er die 16. Kavallerie-Brigade in Pozsony und wurde am 1. Mai 1903 zum Generalmajor befördert. Am 14. April 1905 erhielt er das Kommando über die 7. Kavallerie-Division und stieg am 1. April 1907 zum Feldmarschallleutnant auf. Am 28. April 1909 wurde Böhm-Ermolli Kommandeur der 12. Infanterietruppen-Division. Nach diesen Truppenverwendungen, deren Garnisonen zumeist in Krakau lagen, erreichte er schließlich am 1. Mai 1912 den Rang (Patent mit 29. April) eines Generals der Kavallerie. Am 7. Februar 1911 wurde er schließlich zum Kommandierenden General des I. Korps in Krakau bestellt. Seit dem 25. Dezember 1911 war er auch kaiserlicher und königlicher Geheimer Rat. Schließlich wurde er am 4. Februar 1913 zum Oberstinhaber des in Galizien liegenden k.u.k. Ulanen-Regimentes Nr. 13 ernannt. Erster Weltkrieg Bei Ausbruch des Ersten Weltkrieges wurde Böhm-Ermolli im Juli 1914 die Führung der k.u.k. 2. Armee übertragen. Kurzfristig am Feldzug gegen Serbien beteiligt, wurde diese Armee durch den Generalstabschef Franz Conrad von Hötzendorf zu spät gegen die in Galizien eindringenden russischen Truppen abtransportiert. Während der Schlussphase der Schlacht von Lemberg versuchte die 2. Armee Anfang September durch Gegenangriffe an der Wereszyca vergeblich den Verlust von Lemberg zu verhindern und musste sich danach hinter den San zurückziehen. Im Herbst 1914 wurde das Armeekommando infolge der fehlgeschlagenen Schlacht an der Weichsel nach Russisch-Polen verlegt und war im Anschluss an das deutsche Landwehrkorps Woyrsch bis Mitte Februar 1915 im Raum Belchatow konzentriert. Ende Februar 1915 nach Galizien zurückgekehrt, misslang dem Armeekommando in der Schlacht in den Karpaten mit der unterstellten Korpsgruppe Tersztyánszky die angestrebte Freikämpfung der belagerten Festung Przemyśl. Aus dem Raum Baligrod nach Norden antretend, scheiterten mehrere Offensiven der 2. Armee unter schweren Verlusten. Nach dem erfolgreichen Durchbruch der Mittelmächte in der Schlacht von Gorlice-Tarnów (Mai 1915), gelang auch der 2. Armee der Austritt aus den Karpaten-Stellungen und nach dem Durchbruch bei Grodek am 23. Juni 1915 die Rückeroberung von Lemberg. Im September 1915 übernahm Böhm-Ermolli zusätzlich zu seinem Armeekommando auch die Führung der nach ihm benannten Heeresgruppe Böhm-Ermolli, die während des fehlgeschlagenen Feldzuges nach Rowno durch die russischen Gegenangriffe an der Linie Brody – Zloczow – Strypa – Buczacz in die Defensive gedrängt wurde. Böhm-Ermollis Kommando über die 2. Armee (bis zum Mai 1918 andauernd), zeitweilig auch unter deutschem Oberkommando, war eine der am längsten währenden militärischen Verwendungen des Ersten Weltkrieges. Am 1. Mai 1916 erfolgte Böhm-Ermollis Beförderung zum Generaloberst. Seine Heeresgruppe, welcher auch die deutsche Südarmee unterstellt war, konnte in den Abwehrschlachten in Ostgalizien im Sommer 1916 als einzige ihre alte Front im Wesentlichen halten. Im folgenden Kriegsjahr während der russischen Kerenski-Offensive schwer bedrängt, gelang mit deutscher Truppenhilfe am 3. August 1917 die Wiedereroberung von Czernowitz. Im August 1917 erhielt er das Kommandeurkreuz des Militär-Maria-Theresien-Ordens und gleichzeitig die Erhebung in den erblichen Freiherrenstand. Er wurde Mitglied im österreichischen Herrenhaus und am 31. Januar 1918 k.u.k. Feldmarschall. Seine letzte Aufgabe als Oberkommandierender war die Besetzung der Ukraine 1918. Kaiser Karl I. beauftragte ihn im März 1918, Requirierungen „rücksichtslos und gegebenenfalls gewaltsam durchzuführen“. Das Armeeoberkommando belobigte Böhm-Ermolli Anfang Mai für befriedigende Requirierung von Nahrungsmitteln. Wegen Konflikten mit den deutschen Verbündeten wurde er jedoch am 16. Mai 1918 seines Postens enthoben, seine Heeresgruppe wurde in Odessa aufgelöst. Letzter Lebensabschnitt Nach dem Zusammenbruch der Monarchie im November 1918 zog sich Eduard von Böhm-Ermolli nach Troppau zurück, das dann Teil der neu entstehenden Tschechoslowakischen Republik wurde. Die tschechoslowakische Regierung zahlte ihm eine Pension und ernannte ihn zum General der Reserve, später zum Armeegeneral, obwohl er niemals aktiven Dienst in der Armee des Landes tat. Mit der Annexion des Sudetenlandes 1938 war der k.u.k. Feldmarschall von Böhm-Ermolli plötzlich Bürger des Deutschen Reiches. Er wurde als einziger der noch lebenden k.u.k. Feldmarschälle im Oktober 1940 mit dem Charakter eines Generalfeldmarschalls ausgezeichnet und zum Chef des in Troppau stationierten Infanterieregiments 28 ernannt. Als der 85-jährige Feldmarschall 1941 starb, wurde er in Wien mit einem Staatsakt geehrt, bei dem Generalfeldmarschall Wilhelm Keitel die Wehrmacht vertrat. Er wurde in Troppau beigesetzt. Sein Grab existiert noch heute. Auszeichnungen Eduard Freiherr von Böhm-Ermolli war Kommandeur des Militär-Maria-Theresien-Ordens (179. Promotion), Träger des Großkreuzes des ö.k. Leopold-Ordens sowie des Königlich-Ungarischen Sankt Stephans-Ordens, Inhaber des Österreichischen Militärverdienstkreuzes I. Klasse, des Sterns des Ehrenzeichens für Verdienste um das Rote Kreuz, des Eichenlaubes zum Pour le Mérite und verschiedener anderer höchster in- und ausländischer Orden und Ehrenzeichen. Die Landstreitkräfte Österreich-Ungarns bestanden aus der kaiserlich und königlichen Armee, der kaiserlich-königlichen Landwehr und der königlich ungarischen Landwehr. Geschichte und Aufgaben Der in diesem Artikel behandelte Themenbereich bezieht sich auf die österreichisch-ungarischen Landstreitkräfte im Zeitraum zwischen 1866 und 1914. Bis zum Jahre 1866 gehörte Österreich-Ungarn zum Deutschen Bund und lag mit Truppen in den Bundesfestungen Ulm, Rastatt, Mainz und Luxemburg in Garnison. Es war dies auch das zweite geschichtsträchtige Jahr für die Armee (nach der Auflösung des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation 1806 und der damit verbundenen Proklamation von Franz I. als Kaiser von Österreich). Geschwächt durch den verlorenen Krieg gegen Preußen, war man in Wien gezwungen, Ungarn mit dem sog. Ausgleich vom 15. März 1867 praktisch die Autonomie zu gewähren. Das führte dazu, dass man in der ungarischen Reichshälfte sofort begann eine eigene Armee aufzustellen, die k.u. Landwehr „Király Honvédség“. Die Gefahr einer Schwächung der gemeinsamen Armee wurde bewusst in Kauf genommen. Konsequenterweise begann auch die cisleithanische Reichshälfte eine Landwehr zu errichten, die k.k. Landwehr. Somit bestanden also in Österreich-Ungarn praktisch drei, zumindest teilweise selbstständige Heere nebeneinander. Nach dem Wehrgesetz von 1889 waren die Aufgaben der Streitkräfte klar geregelt. Die gemeinsame Armee und die Kriegsmarine dienten zur Verteidigung der Monarchie sowohl nach außen als auch im Inneren. Die Landwehr unterstützte im Krieg das Heer innerhalb und außerhalb der Reichsgrenzen, sorgte (allerdings nur in Ausnahmefällen) im Frieden für die innere Sicherheit und Ordnung. Der Landsturm diente im Kriegsfalle der Unterstützung von Land- und Seestreitkräften. Dem Kaiser als Oberbefehlshaber stand eine Militärkanzlei zur Verfügung, deren Aufgabe die Aufrechterhaltung der Verbindung zu den Zentralbehörden war - dem Reichskriegsministerium, dem k.k. Ministerium für Landesverteidigung (k.k. Landwehr) und dem k.u. Landesverteidigungsministerium (k.u. Honvéd) Chef des Reichskriegsministerium war ein höherer General als Reichskriegsminister, der über eine Reihe von Hilfsorganen verfügte: Chef des Generalstabes Generalkavallerieinspektor Generalartillerieinspektor Inspektor der Festungsartillerie Generalgenieinspektor Generaltraininspektor Generalinspektor der Militärerziehungs- und Bildungsanstalten Generalmontierungsinspektor Sanitätstruppenkommandant Chef des militärärztlichen Offizierskorps Generalbauingenieur Militärsanitätskomitee Apostolisches Feldvikariat Technisches Militärkomitee Fachrechnungsabteilung Dem Reichskriegsministerium unmittelbar unterstellt waren die Militärterritorialkommanden mit einem höheren General an der Spitze. Das Personal der Militärterritorialkommanden gliederte sich in die Militärabteilung, die Korpsintendanz, die Militärbauabteilung und die Hilfsorgane. Die Militärabteilung mit dem Generalstabschefs des betreffenden Korps oder Militärkommandos an der Spitze war für die Führung der militärischen Geschäfte zuständig. Die Militärbauabteilung war zuständig für die nichtfortifikatorischen Bauten: Die Korps- bzw. Militärkommando Intendanz für die ökonomisch-administrativen Geschäfte. Die Hilfsorgane der Korps- bzw. Militärkommandos umfassten den Artilleriebrigadier, den Justizreferenten, den Sanitätschef, und die Militärgeistlichen der verschiedenen Konfessionen (soweit vorhanden). Beschreibung Die k.u.k. Armee (offizieller Name: „Bewaffnete Macht“ oder auch „Wehrmacht“) bestand als solche eigentlich nur aus den gemeinsamen Verbänden der beiden Reichshälften. Hierbei ist zu beachten, dass es österreichische (deutsche Kommandosprache) und ungarische (ungarische Kommandosprache) Regimenter gab. Alle Truppenteile, die nicht nach Ungarn bzw. in die von Ungarn beanspruchten Gebiete gehörten, waren „deutsche Regimenter“, egal ob es sich um Polen oder Kroaten handelte. Bereits in der Uniformierung unterschieden sich die „Deutschen“ und die „Ungarn“. Daneben existierte noch die jeweilige Landwehr, die die Bezeichnung k.k. (kaiserlich österreichisch - königlich böhmisch) für die nichtungarischen Landesteile bzw. k.u. (königlich ungarisch - oder auch nur Honvéd) für Ungarn und die bis 1918 zu Ungarn gehörenden Teile von Kroatien, Serbien, der Slowakei (Oberungarn) und Rumänien (Siebenbürgen und Banat) führte und die wiederum eine andere Uniform trug. Die königliche Landwehr Honvéd war geteilt in die ungarische Landwehr und die kroatisch-slawonische Landwehr. Wobei es das im "kleinen Ausgleich" von 1868 verbürgte Recht der Kroaten war kroatisch als Dienst- und Kommandosprache in ihren Honvéd-Einheiten einzuführen. Außerdem unterstanden die kroatisch-slawonischen Honvéd-Einheiten dem Ban in Agram und nicht dem Landesverteidigungsminister in Ofen-Pest. Die Landwehr wurden vom österreichischen Landwehrminister und seinem ungarischen Pendant getrennt verwaltet. Das besondere an den Streitkräften Österreich-Ungarns war die etwas ungewöhnlich Aufteilung in fünf Gliederungen, die sich teilweise organisatorisch, traditionell und Uniformmäßig voneinander unterschieden: die k.u.k. Armee mit den "deutschen" Regimentern den "ungarischen" Regimentern der "deutschen" Landwehr (k.k.) der "ungarischen" Landwehr (k.u.) mit der "kroatisch-slawonischen" Landwehr Aufbau der Landstreitkräfte k.u.k Armee Nach dem Ausgleich von 1867 wurde die bisherige österreichische Armee in die neue k. u. k. Armee umgewandelt (zuvor k.k. Armee) und unter Leitung eines gemeinsamen Kriegsministeriums gestellt. Da die Außenpolitik weiterhin in Wien entschieden wurde (was letztendlich auch die kriegerischen Handlungen einschloss) und der Kaiser unbestritten der militärische Oberbefehlshaber war, endete die wie auch immer geartete Selbstständigkeit mit der allgemeinen Mobilmachung. Das k.u.k. Kriegsministerium war lediglich für Verwaltungsaufgaben des Heeres und der Flotte zuständig. Militärische Führungskräfte wurden an der k. u. k. Kriegsschule, an der Theresianischen Militärakademie, an der k.k. Franz-Joseph-Militärakademie sowie der Technischen Militärakademie ausgebildet. Reitlehrer wurden im Militär-Reitlehrer-Institut ausgebildet. Als vorbereitende Schule für die Militärakademien existierten die Kadettenschulen. Die größte befand sich im heutigen Kommandogebäude Theodor Körner in Breitensee in Wien. An Medikamenten und Heilmitteln für Soldaten wurde in der Militär-Medikamenten-Direktion in Wien geforscht. Die Verpflegung des Heeres wurde aus dem Militärverpflegungsetablissement gesteuert. Da die Armee eine Stütze der Doppelmonarchie bilden sollte, wurde auf nationale und religiöse Besonderheiten bei der Einberufung keine Rücksicht genommen, wiewohl jedoch beim Dienst die religiösen Vorschriften der verschiedenen Glaubensgemeinschaften peinlichst genau beachtet wurden. Auch waren religiöse Zwistigkeiten zwischen z.B. serbischen (orthodoxen) und bosnisch-hercegowinischen (muslimischen) Soldaten im Gegensatz zu heute unbekannt. Für die Soldaten jüdischen Glaubens gab es im Kriegsfalle eigene Feldrabbiner, für die islamischen Glaubens Feldimame. Eine Besonderheit der österreichisch-ungarischen Armee waren die, in früheren Jahren häufigen Wechsel der Standorte. Die Bataillone der einzelnen Regimenter wurden sehr häufig zu anderen Standorten verlegt und möglichst flächendeckend über größere Gebiete verteilt. (1914 waren nur drei Infanterieregimenter der k.u.k. Armee komplett in einer Garnison stationiert - das IR 14 in Linz, das IR 30 in Lemberg und das IR 41 in Czernowitz) So konnte sich einerseits kein traditionelles Verhältnis der Regimenter zu bestimmten Orten und deren Bevölkerung bilden (wie es z. B. in der Preußischen Armee durchaus gefördert wurde - das InfRgt. 115 lag seit seiner Gründung 1622 bis zu seiner Auflösung 1919 nur in Darmstadt). Andererseits dienten die verlegten Soldaten oft am anderen Ende des Reiches. Hintergrund dieser Praxis war, dass die Armee durch eine nicht mögliche Fraternisierung der Soldaten mit Teilen der Bevölkerung im Falle innerer Unruhen ein zuverlässiges Instrument der Monarchie sein sollte, um Ruhe und Ordnung aufrecht zu erhalten. Diese Praxis wurde jedoch in den Jahren vor dem Ersten Weltkrieg stark eingeschränkt. Landwehr Die Landwehr war wesentlich anders organisiert als in Deutschland. Zu Landwehr gehörten hier nicht nur Offiziere, Unteroffiziere und Mannschaften, die ihre Dienstpflicht im aktiven Heer bereits abgeleistet hatten, sondern ein Teil der Rekruten wurden sofort der Landwehr zugewiesen. Diese Mannschaften dienten in der Landwehr meist zwei Jahre aktiv und gehörten dann zehn Jahre lang zum Beurlaubtenstand der Landwehr. Es handelte sich nicht um eine Miliz, sondern um eine reguläre Kampftruppe, zwar mit verminderter Truppenstärke- nur drei Bataillone pro Regiment, jedoch mit etatmäßigem Sollbestand der einzelnen Einheiten. D.h. die Regimenter waren nicht nur teilmobil oder gekadert. Friedenspräsenz Infanterie Ein Infanterie-Regiment der k.u.k. Armee wies vor Kriegsbeginn 1914 die folgende Stellenbesetzung auf: Stab Ein Oberst als Regimentskommandant / vier Bataillonskommandanten / ein Stabsoffizier und zwei Hauptleute z.b.V. / ein Regimentsadjutant (subaltern) / ein Pionieroffizier (subaltern) / ein Proviantoffizier (subaltern) / vier Bataillonsadjutanten (subaltern) / fünf Regiments- bzw. Oberärzte / ein Rechnungsführer (Oberoffizier) / zwei Rechnungshilfsarbeiter im Korporalsrang / (Regimentsmusik: ein Stabsführer, ein Regimentstambour, ein Feldwebel, vier Korporale, fünf Gefreite, 30 Infanteristen, zwei Eleven) ein Bataillonstambour / vier Bataillonshornisten / ein Büchsenmacher / 21 Offiziersdiener Gesamt: 21 Offiziere / 73 Unteroffiziere und Mannschaften Bei den Kompanien 16 Haupleute / 48 Subalternoffiziere / 16 Kadetten / 16 Feldwebel / 16 Rechnungsunteroffiziere / 32 Zugsführer / 96 Korporale / 96 Gefreite / 1.120 Infanteristen / 16 Kompaniehornisten / 16 Kompanietamboure / 64 Offiziersdiener Sollbestand demnach: 64 Offiziere und 1.488 Unteroffiziere und Mannschaften (Das gleiche galt für die vier Tiroler Jäger-Regimenter (Kaiserjäger), jedoch mit nur 4 Regiments-Oberärzten und bei dem Kompanien statt der 16 Kompanietamboure weitere 16 Kompaniehornisten.) Ersatzbataillonskader Ein Kommandant (Oberstleutnant oder Major) / zwei Ergänzungsbezirksoffiziere / ein Regiments- bzw. Oberarzt / ein Rechnungsführer (Oberoffizier) / 3 Hilfsarbeiter im Korporalsrang / 3 Rechnungshilfsarbeiter im Korporalsrang / ein Stabsführer / ein Büchsenmacher / 5 Offiziersdiener Gesamt: 5 Offiziere, 13 Unteroffiziere und Mannschaften Bei der Unterabteilung: ein Hauptmann / ein Subalternoffizier / 2 Rechnungsunteroffiziere / ein Korporal / 6 Infanteristen / 2 Offiziersdiener Gesamt: 2 Offiziere, 11 Unteroffiziere und Mannschaften. Dem Ersatzbataillonskader oblag die Führung der Evidenz der sich im nichtaktiven Stande befindlichen Personen des Regiments. (Will heißen - Überwachung der Reservisten, der Beurlaubten und der aus sonstigen Gründen abwesenden Militärpersonen.) Jedes Infanterie-Regiment hatte 2 Korporale und 16 Soldaten mit Pionierausbildung (Regimentspioniere) Kavallerie Die Kavallerie bestand aus Ulanen, Husaren und Dragonern. Es gab keinen Unterschied zwischen schwerer (Ulanen) und leichter (Husaren, Dragoner) Kavallerie. Die Namen basierten auf rein traditionellen Gründen. Ein Kavallerieregiment wird 1914 mit folgender Stellenbesetzung geführt: Stab Stab samt zwei Divisionsstäben (mit Division ist ein Verband in Bataillonsstärke gemeint, die Division als solche wird mit Truppen-Division bezeichnet.) Ein Oberst als Regimentskommandant / ein Oberstleutnant und ein Major als Divisionskommandanten / ein Oberleutnant als Regimentsadjutant / ein Oberleutnant als Pionierzugskommandant / ein Oberleutnant als Proviantofffizier / 3 Regiments- bzw. Oberärzte / ein Hauptmann- oder Oberleutnantrechnungsführer / ein tierärztlicher Beamter / 2 Wachtmeister / 2 Zugsführer als Telegraphisten / 2 Sanitätsgehilfen / 2 Rechnungshilfsarbeiter (Korporale) / ein Stabsführer / ein Regimentstrompeter / 2 Divisionstrompeter / ein Büchsenmacher / 10 Offiziersdiener Gesamt: 11 Offiziere (incl. ein Beamter, 23 Unteroffiziere und Mannschaften Bei den Eskadrons 6 Rittmeister 1. Klasse / 4 Rittmeister 2. Klasse / 8 Oberleutnants / 12 Leutnants. Berittene Unteroffiziere und Mannschaften: ein Kadett / 12 Wachtmeister / 24 Zugsführer / 72 Korporale / 6 Eskadronstrompeter / 24 Patrouilleführer / 732 Dragoner (Husaren,Ulanen) Unberittene Mannschaft: 6 Rechnungsunteroffiziere / 78 Dragoner (Husaren,Ulanen) 30 Offiziersdiener / 6 Kurschmiede / 6 Eskadronsriemer Gesamt: 30 Offiziere, 997 Unteroffizier und Mannschaften Sollbestand demnach: 41 Offiziere, 1.020 Unteroffiziere und Mannschaften Ersatzkader Ein Rittmeister 1. Klasse / ein Oberleutnant / zwei Leutnants / ein berittener Wachtmeister / ein berittener Zugsführer. Unberitten: ein Rechnungsunteroffizier / 3 Korporale / 2 Patrouilleführer / 11 Mannschaftsdienstgrade Gesamt: 4 Offiziere, 23 Unteroffiziere und Mannschaften Personalverluste bei Kriegshandlungen wurden durch die Marschbataillone ersetzt. (Das System der Reserve Regimenter wie bei der deutschen Armee gab es nicht.) Sprachprobleme Da die k. u. k. Monarchie ein Vielvölkerstaat war, wurde Deutsch als gemeinsame Kommandosprache festgesetzt. Letzteres bedeutete, dass der Rekrut aus Lemberg oder Riva die etwa 100 wichtigsten Kommandos in Deutsch erlernen musste, um seinen Pflichten innerhalb des Dienstbetriebes nachkommen zu können. Nur ein kleiner Teil der Armeeverbände sprach ausschließlich Deutsch. Allerdings gab es daneben noch die „Dienstsprache“, die zum Verkehr der Dienststellen untereinander benutzt wurde. Sie war beim k.u.k. Heer und der Flotte sowie der k.k. Landwehr Deutsch, bei der k.u. Honvéd jedoch ungarisch, teilweise kroatisch. Zusätzlich existierte noch die „Regimentssprache“. Das war die Sprache, die von der Mannschaft mehrheitlich gesprochen wurde. Sollte, wie bei dem Infanterie Regiment Nr. 100 in Krakau, die Mannschaft sich aus 27% Deutschen, 33% Tschechen und 37% Polen zusammensetzen, so gab es eben 3 Regimentssprachen. Jeder Offizier hatte die Regimentssprache(n) innerhalb von 3 Jahren zu erlernen. Rein deutschsprachige Infanterie Regimenter waren z.B. nur: Infanterie Regiment „Hoch- und Deutschmeister“ Nr. 4 Nationalitäten: 95% Deutsche - 5% Andere (Stab /II./III. Bataillon in Wien / I. Btl. Wöllersdorf / IV. Btl. Konjic) Regimentskommandant: Oberst Rudolf Sterz Edler von Ponteguerra Infanterie Regiment „Ernst Ludwig Großherzog von Hessen und bei Rhein“ Nr. 14 (Linz) Nationalitäten: 98% Deutsche - 2% Andere Regimentskommandant: Oberst Friedrich Edler von Löw Infanterie Regiment „Albert I. König der Belgier“ Nr. 27 Nationalitäten: 94% Deutsche - 6% Andere (Stab / I./II./IV. Bataillon Laibach /III. Btl. Graz) Regimentskommandant: Oberst Carl Weber Infanterie Regiment „Freiherr von Hess“ Nr. 49 Nationalitäten: 98% Deutsche - 2% Andere (Stab /I. /II. Bataillon Brünn / III. Btl. Sarajevo / IV. Btl. St. Pölten) Regimentskommandant: Oberst Eduard Hentke Infanterie Regiment „Erzherzog Rainer“ Nr. 59 Nationalitäten: 97% Deutsch - 3% Sonstige (Stab /I.Bataillon Bregenz /II.Btl. Innsbruck /III. Btl. Schwaz /IV. Btl.Salzburg) Regimentskommandant: Oberst Gustav Fischer Infanterie Regiment „Albrecht Herzog von Württemberg“ Nr. 73 Nationalitäten: 97% Deutsche - 3% Andere (Stab /I. /II. /III.Bataillon Prag / IV. Btl. Eger (Böhmen)) Regimentskommandant: Oberst Adolf Brunswik von Korompa Gliederung zu Kriegsbeginn 1914 Sollbestand der gesamten Streitkräfte im Jahre 1914 etwa: 25 000 Offiziere (Ärzte, Tierärzte und Rechnungsführer nicht eingerechnet.) 410 000 Unteroffiziere und Mannschaften 87 000 Pferde (hier schwanken die Angaben) 1200 Geschütze (nur aktive, feldbewegliche Geschütze - Festungsgeschütze und Reservebestände nicht eingerechnet) Diese wurde unter Miteinbeziehung des Rekrutenjahrganges 1914 (Geburtsjahrgang 1893) auf 3,35 Millionen Mann Mobilmachungsstand gebracht. Dazu kamen erste Marschbataillone und zusätzliche Landsturmformationen. Gemeinsame Armee (k.u.k. - kaiserlich und königlich) [Bearbeiten] 16 Korpskommandos 49 Infanterie Truppendivisionen - 76 Infanteriebrigaden - 14 Gebirgsbrigaden 8 Kavallerie Truppendivisionen - 16 Kavalleriebrigaden 102 Infanterie-Regimenter zu je vier Bataillonen - 4 Bosnisch-Hercegowinische Infanterie-Regimenter zu je vier Bataillonen 4 Tiroler Jäger-Regimenter (Kaiserjäger) zu je vier Bataillonen 32 Feldjäger-Bataillone - 1 Bosnisch-Hercegowinisches Feldjäger Bataillon 42 Feldkanonen-Regimenter - 14 Feldhaubitz-Regimenter 11 Reitende Artillerie Divisionen - 14 schwere Haubitz Divisionen 11 Gebirgsartillerie Regimenter 6 Festungsartillerie Regimenter - 10 selbst. Festungsartillerie Bataillone 15 Dragoner-Regimenter - 16 Husaren-Regimenter - 11 Ulanen-Regimenter 16 Train Divisionen 14 Sappeur Bataillone - 9 Pionier Bataillone - 1 Brücken Bataillon - 1 Eisenbahn-Regiment - 1 Telegraphen-Regiment k.k. Landwehr (kaiserlich österreichisch/königlich böhmisch) 35 Landwehr Infanterie-Regimenter zu je drei Bataillonen 2 Landwehr Gebirgsinfanterie-Regimenter 3 Tiroler Landesschützen Regimenter - 1 Reitende Tiroler Landesschützen Division (Btl.) - 1 Reitende Dalmatiner Landesschützen Division (Btl.) 6 Landwehr Ulanen-Regimenter 8 Landwehr Feldkanonen Divisionen - 8 Landwehr Feldhaubitz Divisionen k.u. Honvéd (königlich ungarische Landwehr) 6 k.u. Honvéd Landwehr Distrikte 2 k.u. Honvéd Infanterie Truppendivisionen 2 k.u. Honvéd Kavallerie Truppendivisionen 4 k.u. Honvéd Infanteriebrigaden - 12 Selbstständige k.u. Honvéd Infanteriebrigaden 4 k.u. Honvéd Kavalleriebrigaden 32 Honvéd Infanterie-Regimenter 10 Honvéd Husaren-Regimenter 8 Honvéd Feldkanonen Regimenter - 1 Honvéd Reitende Artillerie Abteilung Orden und Auszeichnungen Auf dem Bild sind die Orden eines Zugsführers (etwa Stabsunteroffizier) des 2. Regiments der Tiroler Kaiserjäger (später Hochgebirgskompanie Nr. 30) zu sehen. Einsatzorte: Galizien Karpathen Col di Lana Monte Piano bei Lafraun (Lavarone/Hochfläche der sieben Gemeinden) Monte Pasubio Sextner Dolomiten Ortler Hohe Schneid (Ortler-Alpen) Tonalepass (Adamello - Presanella Massiv) Cima Presena (Adamello - Presanella Massiv) Busazza (Adamello - Presanella Massiv) Dafür wurden ihm die folgenden Auszeichnungen verliehen:: die große silberne Tapferkeitsmedaille (Kaiser Karl I. / verliehen nach Jänner 1917) die kleine silberne Tapferkeitsmedaille (Kaiser Karl / verliehen nach Jänner 1917) die bronzene Tapferkeitsmedaille (Kaiser Franz-Josef / verliehen vor Jänner 1917) das Karl-Truppenkreuz (für mind. 12 Wochen Fronteinsatz und Teilnahme an mind. einer Schlacht) die Verwundeten-Medaille (Blessierten-Medaille) für einmalige Verwundung (nach Jänner 1917) die Erinnerungsmedaille des Landes Tirol an seine Verteidiger Distinktionen und Dienstränge Anmerkungen: Die Bezeichnung Kadett (ung. Hadapród) löste seit 1908 die Bezeichnung Kadett-Feldwebel für einen im aktiven Truppendienst stehenden Offiziersanwärter (Tisztjelölt) ab. Davon zu unterscheiden ist der junge, noch in Ausbildung befindliche Kadett an einer Militäranstalt, der „Zögling“ (Novendék) tituliert wurde. Innerhalb des Kadettenkorps konnte ein Zögling den Rang eines Kadett-Unteroffiziers (Novendékaltiszt; kein wirklicher Militärsdienstgrad!) erreichen. Der Dienstgrad Kadett-Offiziersstellvertreter wurde 1908 umbenannt in Fähnrich. Stabsfeldwebel/Stabswachtmeister und Offiziersstellvertreter wurden seit 1915 in der neuen Dienstgradgruppe der Höheren Unteroffiziere zusammengefasst. Die Rangabzeichen befanden sich links und rechts auf dem Kragen. Mannschaften, Unteroffiziere, Offiziersanwärter, Offiziersstellvertreter Infanterist (Honvéd) / Jäger / Dragoner / Ulan / Husar Kanonier / Pionier / Trainsoldat / Sanitätssoldat keine Abzeichen Gefreiter (Őrvezető) / Vormeister / Patrouillenführer je ein weißer Stern Korporal (Tizedes) / Geschütz-Vormeister Gewehr-Vormeister / Unterjäger / Bataillonstambour Waffenmeister 3. Klasse / Bataillonshornist je zwei weiße Sterne Zugsführer (Szakaszvezető) / Stabsführer / Kurschmied Rechnungs-Unteroffizier 2. Klasse / Waffenmeister 2. Klasse je drei weiße Sterne Feldwebel (Őrmester) / Wachtmeister / Feuerwerker Oberjäger / Rechnungs-Unteroffizier I. Klasse Waffenmeister I. Klasse / Regimentstambour Regimentshornist / Einjährig-Freiwilliger-Feldwebel Kadett-Feldwebel je drei weiße Sterne mit zusätzlich einer 1,3 cm breiten Litze mit gezacktem Dessin aus kaisergelber Seide rund um die Kragenkante. Stabsfeldwebel (Törzsörmester) / Stabswachtmeister / Stabsfeuerwerker / Stabsoberjäger bis Juni 1914 eine 13 mm breite Litze aus kaisergelber Seide mit einem 2mm breiten, eingewebten, schwarzen Mittelstreifen, 3 mm darüber eine weitere 6 mm breite Litze mit drei weißen Sternen. Nach Juni 1914 Silberborten mit Seidensternen Kadett-Offiziersstellvertreter (Hadapród-Tiszthelyettes) (aufgehoben 1908) Goldlitze wie Feldwebel mit einem glatten, silberplattierten Stern Kadett (Hadapród) (ab 1908) 3 weiße (ab Juni 1914 aus Seide) Sterne auf 13 mm breiter Goldborte mit ebensolchem Vorstoß Offiziersstellvertreter / (Tiszthelyettes) (ab 1915) Eine 13 mm breite Silberlitze 3 mm darüber eine weitere 6 mm breite Litze mit einem Fähnrichstern aus Messing Fähnrich (Zászlós) 1 silberner Stern auf 13 mm breiter, goldener Borte Offiziere Die Offiziere trugen bei gelben Knöpfen goldfarbig gestickte Sterne und bei weißen Knöpfen silberfarbig gestickte Sterne. Stabsoffiziere hatten bei gelben Knöpfen goldene Kragenborten und bei weißen Knöpfen silberen Kragenborten. Die Sterne waren dann von entgegengesetzter Art. Leutnant / (Hadnagy) / Assistenz-Arzt / Leutnant-Rechnungsführer 1 gold- oder silbergestickter Stern Rangklasse XI Tierärztlicher Assistent / Tierarzt / Apotheker / Offizial / Lehrer 1. Klasse / Fechtmeister 1. Klasse / Wirtschaftsunterverwalter / Kriegswirtschaftskommissär 2 gold- oder silbergestickte Sternrosetten Rangklasse XI Oberleutnant / (Főhadnagy) / Oberarzt / Oberleutnant-Auditor / Oberleutnant-Rechnungsführer 2 gold- oder silbergestickte Sterne Rangklasse X Tierärztliche Adjunkt / Obertierarzt / Oberapotheker / Oberoffizial / Oberlehrer / Oberfechtmeister / Wirtschaftsverwalter / Kriegswirtschafts-Oberkommissär / Forstverwalter 3 gold- oder silbergestickte Sternrosetten Rangklasse IX Hauptmann / (Százados) / Rittmeister / Regimentsarzt / Hauptmann-Auditor / Hauptmann-Rechnungsführer 3 gold- oder silbergestickte Sterne Rangklasse IX Stabstierarzt / Stabsapotheker / Technischer Rat / Rechnungsrat / Zahlmeister / Registrator / Artilleriezeugsverwalter / Verpflegsverwalter / Oberlehrer / Wirtschaftsoberverwalter / Kriegswirtschafts-Rat 1 gold- oder silbergestickte Sternrosette auf einer 33 mm breiten Gold- oder Silberborte Rangklasse VIII Major / (Őrnagy) / Stabsarzt / Major-Auditor 1 gold- oder silbergestickter Stern auf einer 33 mm breiten Gold- oder Silberborte Rangklasse VIII Außerordentlicher Professor / Oberstabstierarzt Oberstabsapotheker 2. Klasse / Technischer Oberrat Artillerie-Oberzeugsverwalter 2. Klasse / Oberrechnungsrat 2. Klasse / Kassendirektor 2. Klasse / Oberverpflegsverwalter / Registratur-Unterdirektor / Wirtschaftsdirektor / Kriegwirtschafts-Oberrat 2. Klasse 2 gold- oder silbergestickte Sternrosetten auf einer 33 mm breiten Gold- oder Silberborte Rangklasse VII Oberstleutnant / (Alezredes) /Oberstabsarzt 2 Klasse / Oberstleutnant-Auditor 2 gold- oder silbergestickter Sterne auf einer 33 mm breiten Gold- oder Silberborte Rangklasse VII Ordentlicher Professor / Oberstabsapotheker 1. Klasse / Technischer Rat 1. Klasse / Technischer Oberrat 1. Klasse Artillerie-Oberzeugsverwalter 1. Klasse / Oberrechnungsrat 1. Klasse Registratur-Direktor / Kassendirektor 1. Klasse / Baurechnungsrat 1. Klasse Kriegswirtschafts-Oberrat 1. Klasse 3 gold- oder silbergestickte Sternrosetten auf einer 33 mm breiten Gold- oder Silberborte Rangklasse VI Oberst / (Ezredes) / Oberstabsarzt 1. Klasse / Oberst-Auditor 3 gold- oder silbergestickter Sterne auf einer 33 mm breiten Gold- oder Silberborte Rangklasse VI Generalmajor / (Vezérőrnagy) / General-Stabsarzt / General-Auditor 1 silbergestickter Stern auf einer 33 mm breiten Goldborte Rangklasse V Feldmarschallleutnant (Altábornagy) / General-Oberstabsarzt General-Chefauditor 2 silbergestickter Sterne einer 33 mm breiten Goldborte Rangklasse IV General der Infanterie (Gyalogsági Tábornok) General der Kavallerie (Lovassági Tábornok) Feldzeugmeister (Táborszernagy) 3 silbergestickter Sterne einer 33 mm breiten Goldborte Rangklasse III Generaloberst (Vezérezredes)(ab 1915) 3 silbergestickte Sterne, unterlegt von einem silbergesticktem Kranz von 40 mm Durchmesser auf einer 33 mm breiten Goldborte Rangklasse II Feldmarschall (Tábornagy) am Kragen eine 33 mm breite Stickerei mit nach unten gerichtetem Eichenlaub Rangklasse I Beamte im Offiziersstand Praktikant 1 Rosette mit 13 mm breitem Goldbörtchen Rangklasse XII Untertierarzt / Akzessist / Assistent / Lehrer 2. Klasse / Fechtmeister 2. Klasse / Wirtschaftsadjunkt 1 gold- oder silbergestickte Sternrosette Rangklasse XI Artillerieingenieur-Assistent / Militär-Bauingenieur-Assistent 2 gold- oder silbergestickter Sterne Rangklasse X Sekretär der Militärkanzlei Sr. Majestät / Unterintendant / Artillerie-Ingenieur / Militär-Bauingenieur 3 gold- oder silbergestickter Sterne Rangklasse IX Sekretär der Militärkanzlei Sr. Majestät / Intendant / Artillerie-Oberingenieur 3. Klasse Militär-Bauoberingenieur 3. Klasse 1 gold- oder silbergestickter Stern auf einer 33 mm breiten Gold- oder Silberborte Rangklasse VIII Hofsekretär der Militärkanzlei Sr. Majestät / Sekretär der Militärkanzlei Sr. Majestät Oberintendant 2. Klasse/ Artillerie-Oberingenieur 2. Klasse Militär-Bauoberingenieur 2. Klasse 2 gold- oder silbergestickter Sterne auf einer 33 mm breiten Gold- oder Silberborte Rangklasse VII Sektionsrat der Militärkanzlei Sr. Majestät / Regierungsrat der Militärkanzlei Sr. Majestät Oberintendant 1. Klasse / Artillerie-Oberingenieur 1. Klasse Militär-Bauoberingenieur 1. Klasse 3 gold- oder silbergestickter Sterne auf einer 33 mm breiten Gold- oder Silberborte Rangklasse VI Hofrat der Militärkanzlei Sr. Majestät / Generalintendant / Artillerie-Generalingenieur General-Bauingenieur / Hofrat der Mil. Tierärztlichen Hochschule / Ministerialrat / Kriegwirtschafts-Generalrat 1 silbergestickter Stern auf einer 33 mm breiten Goldborte Rangklasse V Sektionschef 2 silbergestickte Sterne auf einer 33 mm breiten Goldborte Rangklasse IV Wehrpflicht Seit 1866 bestand die allgemeine Wehrpflicht. Sie umfasste den Dienst im Heere, der Kriegsmarine, der Landwehr und dem Landsturm. Die Dauer der Dienstpflicht im stehenden Heere betrug 12 Jahre und zwar: 3 Jahre in der Linie (aktiv) 7 Jahre in der Reserve 2 Jahre in der Landwehr Ein Teil der wehrfähigen Mannschaften wurde der Ersatzreserve zugewiesen. Diese übten einmalig nur mehrere Wochen und verblieben zehn Jahre in der Ersatzreserve der Landwehr. Einjährig-freiwilliger Dienst war sowohl im Heere (resp. der Kriegsmarine) als auch in der Landwehr gestattet. Die allgemeine Dienstpflicht begann mit dem 21. Lebensjahr. Landsturmpflichtig waren alle Personen vom 19. bis zum 42. Lebensjahr, sofern sie nicht dem Heer, der Landwehr und der Ersatzreserve angehörten. Branchen/Waffengattungen Insgesamt bestanden in den Landstreitkräften die folgenden Branchen: Infanterie Deutsche Infanterie - Ungarische Infanterie - Bosnisch-Hercegowinische Infanterie - Jägertruppe - k.k. Landwehr Infanterie - k.u. Landwehr Infanterie Kavallerie Dragoner - Husaren - Ulanen - Landwehr-Ulanen - Landwehr-Husaren - k.k. Gestütsbranche - k.u. Gestütsbranche Artillerie Feldartillerie - Festungsartillerie - Technische Artillerie - k.k. Landwehr Artillerie - k.u. Landwehr Artillerie Technische Truppe Pioniere - Sappeure - Eisenbahnregiment - Telegraphenregiment - Train- und Pionierzeugswesen Militärbaudienst Sanitätswesen Ärztliches Offizierskorps - Sanitätstruppe - Militärmedikamentenwesen - Tierärztlicher Dienst Ökonomische Verwaltung Militärverpflegungsbranche - Monturverwaltungsbrache - Militärkassen - Truppenrechnungsdienst - Intendanzen Train Militärbildungs- und Erziehungsanstalten Offizierswaiseninstitut - Militärunterrealschulen - Militäroberrealschule - Militärakademien - Kadettenschulen Militärgeographisches Institut Armeestand Militärseelsorge Katholische Militärgeistliche - Griechisch-orientalische (orthodoxe) Militärgeistliche - Evangelische Militärprediger - jüdische Feldrabbiner Militärinvalidenversorgungsstand Generale Stäbe Adjutanten - Generalstab - Artilleriestab - Geniestab Leibgarden-Offiziersgarden k.u. Leibgarde - Erste Arciéren Leibgarde Leibgarden-Mannschaftsgarden Trabantenleibgarde - Leibgardereitereskadron - Leibgardeinfanteriekompanie Militärpolizeiwachkorps Militär - Justizwesen Militärwachkorps für die Zivilgerichte in Wien Technisches Militärkomitee. Die Österreichisch-Ungarische Monarchie, auch bekannt als Donaumonarchie und Doppelmonarchie, war ein Vielvölkerstaat in Mittel- und Südosteuropa, der nach dem Umbau des Kaisertums Österreich zu einer Doppelmonarchie auf der Grundlage des österreichisch-ungarischen Ausgleiches vom 8. Juni 1867 bis zum 31. Oktober 1918 (Austritt Ungarns aus der Realunion) bestand. Sie setzte sich aus zwei Staaten zusammen: aus den „im Reichsrat vertretenen Königreichen und Ländern“, offiziös Cisleithanien (erst ab 1915 amtlich Österreich genannt), und den „Ländern der heiligen ungarischen Stephanskrone“. Hinzu kam 1878 das gemeinsam verwaltete Bosnien-Herzegowina. Die verfassungsrechtlichen Ausgleichsvereinbarungen sicherten im Sinne einer Realunion die Gleichberechtigung der beiden (Teil-)Staaten im Verhältnis zueinander. Gemeinsames Staatsoberhaupt war der Kaiser von Österreich und Apostolische König von Ungarn aus dem Haus Habsburg-Lothringen. Von 1867 bis 1916 regierte Franz Joseph I., danach bis 1918 Karl I./IV. Mit einer Fläche von 676.615 km² und 52,8 Mio. Menschen (1914) war Österreich-Ungarn, flächenmäßig nach Russland, der zweitgrößte und von seiner Bevölkerungszahl, nach Russland und dem Deutschen Reich, der drittgrößte Staat Europas. Sein damaliges Staatsgebiet umfasst die heutigen Staaten Österreich, Ungarn, Tschechien, Slowakei, Slowenien, Kroatien, Bosnien und Herzegowina, Teile des heutigen Rumäniens, Montenegros, Polens, der Ukraine, Italiens, und Serbiens. Namen 1868 legte der Kaiser und König den Staatsnamen Österreichisch-Ungarische Monarchie förmlich fest. Alternativ wird Österreich-Ungarn auch als k. u. k. Monarchie bezeichnet (kaiserliche und königliche Monarchie). Da die Donau den Doppelstaat auf einer Länge von etwa 1.300 km durchfloss und seinen Hauptstrom bildete, spricht man auch von der Donaumonarchie. Wegen der staatsrechtlichen Konstruktion der beiden Reichsteile ist ebenso die Bezeichnung Doppelmonarchie gebräuchlich; mit dem kaiserlichen Doppeladler, den die Ungarn nicht führten, hat dies nichts zu tun. Das kaiserliche Österreich wurde offiziell bis 1915 meist die im Reichsrat vertretenen Königreiche und Länder genannt, inoffiziell in der Politiker- und Juristensprache auch Cisleithanien. Das königliche Ungarn firmierte amtlich als die Länder der heiligen ungarischen Stephanskrone, inoffiziell auch als Transleithanien. In der Literatur wurde das kaiserliche Österreich auch als „Kakanien“ bezeichnet – ein Ausdruck, der aus dem Roman „Der Mann ohne Eigenschaften“ von Robert Musil stammt und sich aus dem für die cisleithanische Reichshälfte verwendeten Kürzel k. k. ableitete. Geschichte Der Weg zum österreichisch-ungarischen Ausgleich (1848–1867) Die Wurzeln der Österreichisch-Ungarischen Monarchie liegen in der Auseinandersetzung des Kaisertums Österreich mit dem Königreich Preußen um die Vorherrschaft im Deutschen Bund, der am 8. Juni 1815 mit Österreich als Präsidialmacht gegründet worden war. Österreich war für Preußen das Haupthindernis in der vom überregionalen Deutschen Nationalverein gestützten Kleindeutschen Lösung, die einen Zusammenschluss der Länder des Deutschen Bundes unter der Führung Preußens unter gleichzeitigem Ausschluss Österreichs vorsah. Diese Auseinandersetzung wurde am 3. Juli 1866 in der Schlacht bei Königgrätz („Deutscher Krieg“) zu Gunsten Preußens entschieden. Die für das Kaisertum Österreich gravierendste Folge dieses Krieges war die Isolierung durch die erzwungene Trennung von den deutschen Staaten. Dieser Schwächung der Deutschen in Österreich stand eine Stärkung der Stellung der demographisch dominierenden nichtdeutschen Nationalitäten gegenüber, die das Zerbrechen des schon 1848 schwer erschütterten Vielvölkerstaates befürchten ließ. Um diese Gefahr zu verringern, musste das Kaiserhaus vor allem das Verhältnis zu den herrschenden Schichten Ungarns entspannen. Die aus der Sicht der Habsburger aufständischen Ungarn konnten im Jahr 1849 nur mit Unterstützung Russlands besiegt werden. Mit der Hinrichtung des gemäßigten ehemaligen Ministerpräsidenten Lajos Batthyány und mehrerer seiner Mitstreiter hatte der 20-jährige Kaiser Franz Joseph I. 1850 allerdings eine Kluft aufgerissen, die durch die Abtrennung der Wojwodina, Kroatiens, Slawoniens und Siebenbürgens sowie die Unterstellung Restungarns unter die Militärverwaltung Erzherzog Albrechts nur vertieft wurde. Mit der Befreiung der Bauern hatte das Haus Habsburg den ungarischen Adel als eigentlichen Entscheidungsträger des Landes endgültig gegen sich aufgebracht. Er reagierte mit passiver Resistenz in Form von Ämter- und Steuerverweigerung, was eine permanente Truppenpräsenz erforderlich machte. Als Positivum dieser Adelsvorrechte reduzierenden und Segregationswünsche unterdrückenden Phase sind, neben der Bauernbefreiung die Modernisierung des Schulwesens, das Ende der Patrimonialgerichtsbarkeit und die Einführung des österreichischen Strafgesetzbuches zu nennen. Die Konfrontation wurde schließlich auch durch den wirtschaftlichen Aufschwung gedämpft, eine substantielle Annäherung war jedoch erst 1865 mit der Wiedereinberufung des ungarischen Landtages und der Zusage der weitgehenden Restitution der ungarischen Verfassung von 1848 durch die kaiserliche Regierung erfolgt. Weitere Schritte waren dringend nötig. Die Ausgleichsverhandlungen mit den Ungarn standen unter dem Zeichen widerstrebender magyarischer Meinungen. Der im Exil lebende geistige Führer der ungarischen Revolution Lajos Kossuth und seine beträchtliche Anhängerschaft im Lande votierten für die Loslösung von Österreich, ein Ausgleich wäre (gemäß Kossuth) der „Tod der Nation“ und würde dem Land das „Zugseil fremder Interessen auferlegen“. Letztendlich setzte sich jedoch die Meinung des Führers der Liberalen Ferenc Deák durch. Er führte ins Treffen, dass ein freies Ungarn mit seinen starken slawischen und deutschen Minderheiten Gefahr liefe, in die Isolation zu geraten und letztendlich zwischen Russland und Deutschland zerrieben zu werden. Ein Bündnis mit dem durch das interne Nationalitätenproblem geschwächten Österreich unter der Führung eines Monarchen, der sich im Krönungseid der ungarischen Nation verpflichtet, wäre deshalb vorzuziehen. Den Adel überzeugte er überdies mit dem Hinweis, dass der Ausgleich die Möglichkeit bieten würde, die territoriale und politische Integrität des Großgrundbesitzes zu wahren und die Herrschaft über die nichtmagyarischen Nationen Ungarns fortzusetzen. Die Verhandlungen über den Österreichisch-Ungarischen Ausgleich wurden Anfang 1867 abgeschlossen. Am 17. Februar 1867 ernannte Franz Joseph I. die neue ungarische Regierung unter Graf Andrássy. Die Wiener Verhandlungen wurden einen Tag später abgeschlossen. Am 27. Februar 1867 wurde der ungarische Reichstag wiederhergestellt. Am 15. März leistete Graf Andrássy mit seiner Regierung in Ofen Kaiser Franz Joseph I. den Treueeid. Zugleich traten die Regelungen des österreichisch-ungarischen Ausgleichs in Kraft. Das gilt als Geburtstag der Doppelmonarchie, wenn auch die Ausgleichsgesetze erst im Dezember 1867 von den Parlamenten beider Staaten beschlossen waren. Franz Joseph I. selbst wurde am 8. Juni 1867 in Buda zum König von Ungarn gekrönt. Die Doppelmonarchie 1867–1914 Franz Joseph I. war nun formal das gemeinsame konstitutionelle Staatsoberhaupt (Personalunion), unter dessen Leitung sowohl die Außenpolitik, die gemeinsame Armee und Kriegsmarine sowie die dazu nötigen Finanzen in den entsprechenden „k.u.k. Reichsministerien“ mit Sitz in Wien gemeinsam verwaltet wurden (Realunion). Alle anderen Angelegenheiten konnten Österreich und Ungarn von nun an getrennt regeln (es kam jedoch freiwillig zu einem gemeinsamen Währungs-, Wirtschafts- und Zollgebiet). Mit dem Abschluss des Ausgleichsvertrages waren jedoch keinesfalls alle Streitpunkte ausgeräumt. So hatte sich Ungarn eine Adaptierung alle zehn Jahre ausbedungen. Die Verhandlungen dazu wurden von den Ungarn vor allem mit dem Ziel der Schwächung der noch vorhandenen Bande und der Verbesserung ihrer wirtschaftlichen Position gegenüber Cisleithanien geführt. Die sich jeweils über viele Monate, ja Jahre, hinziehenden Verhandlungen der entsprechenden Kommissionen schufen ein Klima der permanenten Konfrontation und belasteten das Verhältnis zwischen den beiden Reichshälften bis zur Planung eines Militäreinsatzes. Es zeigte sich, dass der Einfluss Franz Josephs I. als ungarischer König auf die ungarische Innenpolitik weit geringer war als jener auf die Regierungen in Cisleithanien als österreichischer Kaiser. Eines seiner letzten Druckmittel gegenüber den Ungarn blieb die Androhung der Einführung allgemeiner und freier Wahlen. Der Ausgleich mit Ungarn, der den Ungarn eine weitreichende staatliche Autonomie gebracht hatte, führte allerdings zum Protest anderer Nationalitäten, insbesondere der Slawen. Konkrete Forderungen nach einem ähnlichen Ausgleich wurden vor allem von den Tschechen für die Länder der böhmischen Krone (Böhmen, Mähren, Österreichisch-Schlesien) erhoben. Die unberücksichtigten Interessen anderer Nationalitäten und die ungarischen Assimilierungsversuche (z. B. die Magyarisierungspolitik in der heutigen Slowakei) führten zu ethnischen Spannungen und zu Begriffen wie „Völkerkerker“. Andererseits prosperierte die Doppelmonarchie als gemeinsamer Wirtschaftsraum mit gemeinsamer Währung. Die nichtdeutschen Nationalitäten hatten in Österreich wesentlich mehr Rechte als in Ungarn. Dies betraf vor allem den Unterricht in der Muttersprache (obwohl höhere nichtdeutsche Schulen oft erkämpft werden mussten), die Verwendung der Muttersprache bei Ämtern und Behörden (Antworten in der Sprache des Antragstellers mussten allerdings erst gesetzlich vorgeschrieben werden) und die Vertretung im Reichsrat, dem Parlament Österreichs. Diese Vertretung wurde allerdings sehr unterschiedlich genützt. Die Polen Galiziens arbeiteten – durch Steuergeschenke und Investitionen geködert – oft konstruktiv mit und stellten zeitweise k.k. Minister (Agenor Goluchowski, Alfred Józef Potocki, Kasimir Felix Badeni). Viele tschechische Politiker bestritten die Zuständigkeit des Reichsrates für die Länder der böhmischen Krone grundsätzlich, sodass dort schon früher als in anderen Kronländern die Direktwahl der Abgeordneten vorgeschrieben werden musste. Tschechische Reichsratsabgeordnete machten die Beratungen des Abgeordnetenhauses immer wieder durch Lärmorgien unmöglich (Obstruktionspolitik), worauf die Regierung dem Kaiser die Vertagung des Reichsrates vorschlug und mit provisorischen Verordnungen weiterregierte. In Ungarn waren die nichtmagyarischen Nationalitäten, die fast die Hälfte der Bevölkerung ausmachten, durch Schulgesetze und Wahlrecht diskriminiert. Im Unterschied zu Österreich, wo dies 1907 gelungen war, wurde in Ungarn bis zum Ende der Doppelmonarchie kein allgemeines Männerwahlrecht eingeführt. Vorrechte von Stand und Besitz waren in Ungarn wesentlich stärker maßgebend als in Österreich. Die herrschende Schicht Ungarns arbeitete im Rahmen ihrer politischen Möglichkeiten daran, Ungarn möglichst vollständig von Österreich unabhängig zu machen. Als der Berliner Kongress 1878 Österreich-Ungarn die Okkupation Bosniens und der Herzegowina, beide formal weiterhin Bestandteile des Osmanischen Reiches, gestattete, wollten Österreich und Ungarn das neue Verwaltungsgebiet in ihren Staat eingliedern. Die salomonische Lösung war dann, dass Bosnien und Herzegowina weder zu Cis- noch zu Transleithanien geschlagen, sondern vom gemeinsamen k.u.k. Finanzministerium verwaltet wurde. Kaiser und König Franz Joseph I. war nach dem Ausgleich penibel darauf bedacht, seine beiden Reichshälften gleich zu behandeln. Dies erstreckte sich bis zur Frage der Namensgebung für neue Schiffe der k.u.k. Kriegsmarine; Franz Joseph I. lehnte Namensvorschläge ab, die Ungarn benachteiligt hätten. Der nach dem Selbstmord von Kronprinz Rudolf 1889 designierte Thronfolger Erzherzog Franz Ferdinand hingegen verbarg seine Abneigung gegen die herrschende Klasse Ungarns und ihre Magyarisierungs- und Erpressungspolitik gegenüber der Krone nicht und plante in seiner Militärkanzlei (er war Generalinspektor der gesamten k.u.k. bewaffneten Macht) im Schloss Belvedere einen auf die Armee gestützten Umbau der Doppelmonarchie nach dem Tod Franz Josephs I. Sein Vorhaben, aus der Doppelmonarchie durch gleichberechtigte Beteiligung der Südslawen als drittes Staatselement (Trialismus) eine „Tripelmonarchie“ zu machen, wäre wohl nur im Bürgerkrieg mit den Ungarn zu realisieren gewesen. Außerdem hätten die dann nach wie vor benachteiligten Tschechen wohl nicht unbeteiligt zugesehen. Auf Initiative Franz Ferdinands wurden außerdem Modelle zur Umwandlung der Monarchie in einen ethnisch-föderativen Staat entworfen (Modell der „Vereinigten Staaten von Groß-Österreich“ nach Aurel Popovici), die jedoch nicht zur Realisierung kamen. 1908 brach in der Türkei die so genannte jungtürkische Revolution aus. Österreich-Ungarn wurde dadurch daran erinnert, dass Bosnien und die Herzegowina zwar von der k.u.k. Monarchie seit dreißig Jahren okkupiert und verwaltet wurden, jedoch formal Teile des Osmanischen Reiches geblieben waren. Franz Joseph I. sah nun die Chance, „Mehrer des Reiches“ zu sein, und stimmte dem Annexionsplan des k.u.k. Reichsfinanzministers zu. Der einseitige, von keiner internationalen Konferenz unterstützte Rechtsakt, das Hoheitsgebiet der k.u.k. Monarchie auf Bosnien und Herzegowina zu erstrecken, verursachte in Europa größere Unruhe („Bosnienkrise“). Dabei wurde klar, wie wenige Verbündete Österreich-Ungarn im Kriegsfall haben würde. 1908 beging Franz Joseph I. auch sein Jubiläum, 60 Jahre Kaiser von Österreich zu sein. Kaiser Wilhelm II. und fast alle Oberhäupter der deutschen Teilstaaten gratulierten aus diesem Anlass persönlich in Wien. Ungarn sah sich „nicht zu Kundgebungen veranlasst“, war Franz Joseph I. doch bis zu seiner Krönung in Ungarn 1867 als Fremdherrscher empfunden worden. In Prag und Laibach kam es 1908 zu Ausschreitungen gegen die Deutschen als herrschendes Volk des Kaisertums Österreich. Der Weg in den Krieg: Julikrise 1914 Am 28. Juni 1914 besuchten Franz Ferdinand und seine Frau Sophie Herzogin von Hohenberg Sarajevo, die Hauptstadt des 1908 annektierten Bosnien. An jenem Tag beging Serbien zum ersten Mal den Veitstag als offiziellen Staatsfeiertag, den Jahrestag der Schlacht auf dem Amselfeld, an dem 1389 die Serben vernichtend von den Türken geschlagen worden waren. Nationalisten, die ein vereintes Serbien (und somit Gebiete der Monarchie, in denen Serben lebten) forderten, empfanden den Besuch des Paares als Provokation. Während einer Autofahrt durch Sarajevo wurde das Paar von dem serbischen Attentäter Gavrilo Princip erschossen, was zu einer schwerwiegenden Staatskrise, der so genannten Julikrise, führte. Daraufhin erhielt Kaiser und König Franz Joseph ein Treuebekenntnis des deutschen Kaisers Wilhelm II., der ihm versicherte, „im Einklang mit seinen Bündnisverpflichtungen und seiner alten Freundschaft treu an der Seite Österreich-Ungarns [zu] stehen“. Dieses Treuebekenntnis, das nicht voraussetzte, dass weitreichende Entscheidungen Österreich-Ungarns vorher mit dem Deutschen Reich abgesprochen wurden, empfanden politische Beobachter als Blankoscheck. Wie weit zu diesem Zeitpunkt der europäische Krieg bereits im Kalkül der deutschen Führung lag, ist in der historischen Forschung bis heute umstritten (siehe Fischer-Kontroverse). Am 23. Juli stellte Österreich-Ungarn ein Ultimatum an Serbien, da man davon ausging, dass Serbien entscheidenden Anteil an dem Attentat hatte. Die Antwort aus Belgrad war nachgiebig und kooperativ.[1] Die Serben hatten allerdings nicht alle Bedingungen der k.u.k. Monarchie hundertprozentig akzeptiert. Österreichisch-ungarische Spitzenpolitiker und Militärs nahmen daher gern die Gelegenheit wahr, die serbische Antwort als unzureichend abzulehnen. In völliger Verkennung der Weltlage und der Schwäche der Monarchie motivierten sie den 84-jährigen Kaiser und König, der seit 48 Jahren keinen Krieg mehr zu führen gehabt hatte, zur Kriegserklärung an das südöstliche Nachbarland, die am 28. Juli erfolgte. Dies bewog Russland zur Generalmobilmachung, da sich das Zarenreich aufgrund des Panslawismus als Behüter der slawischen Völker sah und den Balkan als eigenes Einflussgebiet betrachtete. Russland erklärte Österreich-Ungarn den Krieg. Hierauf trat für das Deutsche Reich der Bündnisfall ein; das Reich trat an der Seite Österreich-Ungarns in den Krieg ein. Da Russland mit Frankreich und Großbritannien verbündet war (Entente), kamen diese beiden Russland zu Hilfe, womit der „Große Krieg“ – später Erster Weltkrieg genannt – nicht mehr aufzuhalten war. Österreich-Ungarn im Ersten Weltkrieg Italien blieb zunächst neutral. Es sah sich trotz des Bündnisses (Dreibund) mit Österreich-Ungarn und dem Deutschen Reich nicht in der Pflicht, da es ein Defensivbündnis gewesen sei und Italien die „Mittelmächte“ (womit nicht die Größe der Macht, sondern die Lage in Mitteleuropa gemeint war) für die Verantwortlichen des Kriegsausbruches hielt. Italien stellte an Österreich-Ungarn die Forderung, italienischsprachige Gebiete der k.u.k. Monarchie (Trentino, Triest, Istrien usw.) an Italien abzutreten. Österreich-Ungarn wollte allenfalls das Trentino (Welschtirol) abtreten. Deutschland erkannte die Gefahr, dass die Entente Italien in ihr Lager ziehen könnte und mahnte Österreich-Ungarn, die Forderungen Italiens anzunehmen. Die Entente versprach Italien mehr: 1915 wechselte der gewesene Bündnispartner Österreich-Ungarns die Seiten und begann in der Hoffnung, das Risorgimento abschließen und beide Küsten der Adria („mare nostro“ = „unser Meer“) beherrschen zu können, seinen Krieg gegen Österreich-Ungarn. Der Fragilität des Vielvölkerstaates zum Trotz kämpfte die österreichisch-ungarischen Armee mutig und standhaft. In Galizien war es schwer, der russischen Übermacht standzuhalten. (Vorübergehend gab es die Furcht, die Russen könnten bis Wien vordringen.) Serbien, von der Wiener „Kriegspartei“ als leichte Beute betrachtet, leistete erbitterten Widerstand und konnte erst 1915 mit deutscher Hilfe niedergerungen werden. Italien gelang es auch in zwölf (!) Isonzoschlachten (Isonzo = slowenisch Soca, Fluss nahe der heutigen Grenze zwischen Italien und Slowenien) nicht, in den angeblich „weichen Unterleib“ der k.u.k. Monarchie einzudringen; im Gegenteil, nach der 12. Schlacht rückten die österreich-ungarischen Truppen mit Unterstützung der deutschen 14. Armee bis an den Piave, weit in Italien, vor. (Ernest Hemingway, für Italien als Sanitäter im Einsatz, schrieb darüber in seinem Roman „In einem andern Land“ [„Farewell to Arms“]). Auch im Gebirgskrieg in den Dolomiten (Südtirol) blieb Italien erfolglos. Die Adria wurde eher von der k.u.k. Kriegsmarine beherrscht als von Italien. Kriegsgefangene wurden unter anderem in den im heutigen Österreich gelegenen, großen Lagern Sigmundsherberg und Feldbach fest gehalten. Große Internierungslager befanden sich in Drosendorf, Karlstein an der Thaya und Grossau. Die 1917 gehegte Hoffnung, dass der Waffenstillstand mit Russland, dem dort im gleichen Jahr die Oktoberrevolution folgte, die Wende zu einem Sieg der Mittelmächte einleiten würde, erfüllte sich aufgrund der mittlerweile eingetroffenen US-amerikanischen Armee nicht. Die Überlegenheit des Deutschen Reiches, das wesentlich mehr Menschen, Rohstoffe, Waffen usw. in den Krieg investieren konnte, ließ die k.u.k. Monarchie im Lauf des Krieges immer mehr unter den Einfluss des deutschen Generalstabes gelangen. Dieser wollte auch nach dem Kriegseintritt der USA 1917 auf Seiten der Entente lang nicht einsehen, dass der Krieg nicht mehr zu gewinnen war. Die deshalb geheim erfolgten Friedensbemühungen Kaiser Karls I. blieben vergeblich, die USA hatten die tschechischen Exilanten bereits als Vertreter der zu gründenden Tschechoslowakei anerkannt und verhandelten lieber mit den präsumtiven Nachfolgestaaten der Monarchie als mit dem k.u.k.-Außenministerium. Im Hinterland gab es 1918 große Versorgungskrisen und Streiks, in der Bocche di Cattaro (Bucht von Kotor) in Dalmatien meuterten Matrosen. Das Ende der Doppelmonarchie Als der Reichsrat, das Parlament der österreichischen Reichshälfte, im Mai 1917 nach mehr als drei Jahren parlamentsloser Regierung wieder einberufen wurde, legten Abgeordnete aus den Kronländern Bekenntnisse zu Nationalstaaten ab: Die Polen Galiziens wollten sich einem neu entstehenden polnischen Staat anschließen, die Ukrainer Galiziens keinesfalls unter polnische Herrschaft gelangen. Die Tschechen strebten einen tschechoslowakischen Staat an, die Slowenen und Kroaten wollten mit den Serben einen südslawischen Staat bilden. Die Deutschen Böhmens und Mährens wollten das von den Tschechen beschworene frühere böhmische Staatsrecht nicht anerkennen, da sie befürchteten, in den Ländern der böhmischen Krone als Minderheit unter tschechische Herrschaft zu geraten. In Ungarn konnten sich die nichtmagyarischen Nationalitäten kaum artikulieren, da sie im Budapester Reichstag auf Grund des minderheitenfeindlichen ungarischen Wahlrechts kaum vertreten waren und alle anderen Äußerungen der Kriegszensur unterlagen. Slowaken, Rumänen und Kroaten sahen aber wenig Anlass, weiterhin unter magyarischer Oberhoheit zu leben. Ein Ausweg aus dieser rechtlich und politisch verfahrenen Situation ließ sich im Krieg ebenso wenig finden wie vor 1914. Am 16. Oktober 1918 erließ Karl I./IV. letztlich das Völkermanifest. Dieses Manifest sollte den Anstoß dazu geben, die österreichische Reichshälfte unter der Schirmherrschaft des Kaisers in eine Konföderation freier Völker umzuwandeln. Die Nationalitäten Österreichs wurden dazu aufgerufen, eigene Nationalräte (Volksvertretungen) zu bilden. Die ungarische Regierung, die die Lage gründlich verkannte, machte dem König keinen ähnlichen Vorschlag; Karl IV. war politisch zu schwach, ein solches Manifest über die Köpfe der ungarischen Regierung hinweg zu publizieren. Die Nationalitätenfragen Österreichs ließen sich jedoch nicht von denen Ungarns trennen: Die Kroaten im österreichischen Dalmatien wollten den südslawischen Staat mit den Kroaten des ungarischen Kroatien gründen, die österreichischen Tschechen die Tschechoslowakei mit den ungarischen Slowaken. Der mit dem Manifest unternommene Versuch, die Neuordnung der k.u.k. Monarchie unter wenigstens nomineller Führung durch das Haus Habsburg zu ermöglichen, musste somit fehlschlagen. Nationale Wünsche waren weitaus stärker als verbliebene Reste dynastischer Loyalität. Am 21. Oktober 1918 bildeten die deutschen Abgeordneten des Reichsrates die Provisorische Nationalversammlung für Deutschösterreich. Am 30. Oktober setzte die Nationalversammlung unter Vorsitz von Karl Seitz den deutschösterreichischen Staatsrat (Vorsitz: ebenfalls Seitz, Staatskanzler: Karl Renner) als Vollzugsausschuss ihrer Beschlüsse ein, der die Staatsregierung berief. Am 28. Oktober 1918 übernahmen die Tschechen in Prag von den k.k. Behörden unblutig die Macht und riefen die Tschechoslowakische Republik aus. Galizien schloss sich dem neu entstehenden Polen an. Slowenen und Kroaten wurden am 30. Oktober Mitgründer des neuen südslawischen Staates. Die ungarische Regierung kündigte am 31. Oktober 1918 die Realunion mit Österreich auf, womit Österreich-Ungarn aufgelöst war. (Die drei gemeinsamen Ministerien konnten nur noch die Trennung administrieren.) In Siebenbürgen übernahmen die Rumänen die Macht. Am 11. November wurde Kaiser Karl I. von den republikanisch gesinnten deutschösterreichischen Spitzenpolitikern dazu bewogen, auf jeden Anteil an den Staatsgeschäften zu verzichten; eine förmliche Abdankung hatte er abgelehnt. Am gleichen Tag entließ der Kaiser die funktionslos gewordene k.k. Regierung von Ministerpräsident Heinrich Lammasch. Am 12. November 1918 fand in Wien die letzte Reichsratssitzung statt, am gleichen Tag rief der Staat Deutschösterreich die Republik aus. Am 13. November leistete der letzte Habsburger-Monarch als König Karl IV. von Ungarn den gleichen Verzicht (Ungarn blieb Königreich ohne König). In den Pariser Vorortverträgen (Vertrag von Saint-Germain mit Österreich und Vertrag von Trianon mit Ungarn) wurden Gebietsabtretungen und Grenzen der Nachfolgestaaten der Monarchie offiziell festgelegt. Die Verträge bestätigten die völkerrechtliche Anerkennung der Nachfolgestaaten Ungarn, Polen, Tschechoslowakei, Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen (ab 1929 Jugoslawien) sowie Gebietsabtretungen an Italien und Rumänien. Deutschösterreich wurde der Anschluss an Deutschland verboten, ebenso die Verwendung des Begriffs „Deutsch“ im Staatsnamen; der Vertrag wurde daher mit der „Republik Österreich“ geschlossen, der bis dahin geführte Staatsname schien nicht mehr auf. Ungarn musste zugunsten der Tschechoslowakei, Rumäniens, des Königreichs der Serben, Kroaten und Slowenen sowie Österreichs auf zwei Drittel des bisherigen Staatsgebietes verzichten und die Habsburger entthronen. Verfassung Eine gemeinsame Verfassung des Doppelstaates gab es nicht. Die legistische Grundlage der Donaumonarchie bildeten die drei folgenden Gesetze, die – gleichlautend – in Österreich und Ungarn Gültigkeit hatten: die Pragmatische Sanktion Kaiser Karls VI. vom 19. April 1713, das Verfassungsgesetz (damals inoffiziell Delegationsgesetz genannte), für Cisleithanien (Österreich) als Teil der Dezemberverfassung vom 21. Dezember 1867, in Ungarn (Transleithanien) zuvor bereits mit Gesetz XII/1867 kundgemacht, und das Zoll- und Handelsbündnis vom 27. Juni 1878. Die Pragmatische Sanktion hatte – da Karl VI. keinen männlichen Nachkommen besaß – die Herrscherrechte seiner Tochter Maria Theresia und ihrer Nachkommen festgeschrieben. Die Delegationsgesetze Österreichs und Ungarns legten fest, welche Angelegenheiten die beiden Staaten gemeinsam zu führen hatten. Das Zoll- und Handelsbündnis mit gemeinsamer Währung, gegenseitiger Niederlassungsfreiheit und gegenseitiger formloser Anerkennung von Unternehmens- und Patentregistrierungen war eine freiwillige Vereinbarung der beiden Staaten. Der Kaiser von Österreich war in Personalunion auch König von Ungarn und somit zugleich König von Kroatien und Slawonien. Dies geschah nunmehr im eigenen Recht Ungarns und nicht mehr in Ableitung aus der österreichischen Kaiserwürde. Die den Delegationsgesetzen zufolge gemeinsamen Angelegenheiten, Außenpolitik und Armee, wurden durch gemeinsame Ministerien verwaltet: Außen-, Kriegs- und Finanzministerium; dieses nicht für die gesamten Finanzen der Doppelmonarchie, sondern nur zur Finanzierung der gemeinsamen Angelegenheiten. Diese Konstruktion wurde als Realunion bezeichnet. Institutionen, die beide Reichshälften betrafen, wurden als „k. u. k.“ (kaiserlich und königlich) bezeichnet. Die Regierung von Cisleithanien wurde als „k. k.“ („kaiserlich-königlich“) bezeichnet, wobei sich königlich auf die böhmische Königswürde bezog, die der österreichische Kaiser ebenfalls innehatte. Regierung und Institutionen der ungarischen Reichshälfte wurden mit „kgl. ung.“ („königlich ungarisch“) bzw. „m. kir.“ (magyar királyi) bezeichnet. Der nach dem Ausgleich des Jahres 1867 am 14. November 1868 vom Kaiser und König festgelegte Herrschertitel und Staatsname: Bei im Namen des Kaisers abgeschlossenen Verträgen: Kaiser von Österreich und Apostolischer König von Ungarn Persönliche Bezeichnung: Seine K. u. K. Apostolische Majestät Staatsname: Österreichisch-Ungarische Monarchie (schon in einem am 2. Juni 1868 kundgemachten Staatsvertrag mit Schweden und Norwegen verwendet) Die Verwendung des Namens Österreich erfolgte in der inländischen Staatspraxis sparsam, wohl aus Rücksicht auf die nichtdeutsche Mehrheit im Kaisertum Österreich. Einerseits regelte im Staatsgrundgesetz vom 21. Dezember 1867 (RGBl. 142/1867) Artikel 1, es bestehe „für alle Angehörigen der im Reichsrate vertretenen Königreiche und Länder […] ein allgemeines österreichisches Staatsbürgerrecht“. Andererseits wurde das Staatsgebiet häufig mit dem Begriff „die im Reichsrat vertretenen Königreiche und Länder“ umschrieben, ein Begriff, der außerhalb amtlicher Texte stets durch Österreich ersetzt wurde, bis dies 1915 (!) auch offiziell so bestimmt wurde. Herrscher und Ministerpräsidenten Franz Joseph I. 1867–1916 8. Juni 1867 Krönung zum König von Ungarn (I. Ferenc József) 21. November 1916 gestorben Karl I./IV. 1916–1918 21. November 1916 Mit dem Tod seines Vorgängers automatisch Kaiser und König; die Krönung in der österreichischen Reichshälfte sollte nach dem Krieg stattfinden. 30. Dezember 1916 Krönung zum König von Ungarn als Karl IV. (IV. Károly) 11. November 1918 Regierungsverzicht in der österreichischen Reichshälfte (keine Abdankung) 13. November 1918 Regierungsverzicht in der ungarischen Reichshälfte (keine Abdankung) Nach dem österreichisch-ungarischen Ausgleich von 1867 hatte jede der beiden Reichshälften ihren eigenen Ministerpräsidenten, der mit Zustimmung des Monarchen sein eigenes Kabinett berief. Aufgrund der Verfassungs- und der realpolitischen Entwicklung der Habsburgermonarchie blieb der österreichische Ministerpräsident ausschließlich vom Willen des Kaisers abhängig (ein Misstrauensvotum, das zum Rücktritt verpflichtete, gab es im Reichsrat nicht), der ungarische Ministerpräsident vom Willen des Königs und der ungarischen Aristokratie. Insbesondere in der österreichischen Reichshälfte wechselten die Amtsträger ab den frühen 1890er Jahren häufig; nur wenige Politiker konnten prägenden Einfluss gewinnen. Direkt vom Kaiser ohne Vorschlag eines Ministerpräsidenten besetzt wurden die für den österreich-ungarischen Gesamtstaat verantwortlichen Ämter des k.u.k. Außenministers, des k.u.k. Kriegsministers (jede Reichshälfte hatte zusätzlich noch eigene Landesverteidigungsministerien, die für die jeweilige nationale Landwehr zuständig waren) und des k.u.k. Finanzministers (zuständig für das Budget der k.u.k. Armee und des Außenministeriums, jede Reichshälfte hatte zusätzlich noch eigene Finanzministerien). Österreich-Ungarn hatte als Ganzes keinen Regierungschef; im Ministerrat für gemeinsame Angelegenheiten führte der Außenminister den Vorsitz, dieser trug aber zumindest zur Zeit des Außenministers Friedrich Ferdinand von Beust (1867-1871) den zusätzlichen Titel Reichskanzler. Reichsteile und Länder Der Fluss Leitha bildete streckenweise die Grenze zwischen den beiden Reichshälften Österreich und Ungarn (entspricht der heutigen burgenländischen Westgrenze). Daraus leiteten sich die Bezeichnungen Cisleithanien („Land diesseits der Leitha“ für die westliche Reichshälfte) und Transleithanien („Land jenseits der Leitha“ für die östliche Reichshälfte) ab. Cisleithanien hieß offiziell Die im Reichsrate vertretenen Königreiche und Länder (vorher inoffiziell, seit 1915 offiziell Österreich genannt), die einzelnen Länder wurden als Kronländer bezeichnet. Die Länder Transleithaniens wurden offiziell als Die Länder der heiligen ungarischen Stephanskrone bezeichnet. Von beiden Reichshälften gemeinsam verwaltet wurde das zuvor zum Osmanischen Reich gehörige Land Bosnien und Herzegowina, das 1878 besetzt und 1908 unter Inkaufnahme der Bosnischen Annexionskrise in den Reichsverband eingegliedert wurde. Die folgenden Tabellen zeigen die Ergebnisse des Zensus vom 31. Dezember 1910. Cisleithanien: 1. Böhmen 2. Bukowina 3. Kärnten 4. Krain 5. Dalmatien 6. Galizien und Lodomerien 7. Küstenland 8. Österreich unter der Enns 9. Mähren 10. Salzburg 11. Österreichisch Schlesien 12. Steiermark 13. Tirol 14. Österreich ob der Enns 15. Vorarlberg Transleithanien: 16. Ungarn mit Vojvodina und Siebenbürgen 17. Kroatien und Slawonien 18. Bosnien und Herzegowina Im Gegensatz zu vielen anderen europäischen Groß- und Mittelmächten hatte Österreich-Ungarn keine kolonialen Ambitionen. Die einzige außereuropäische koloniale Besitzung der Doppelmonarchie bestand zwischen 1901 und 1917 in einer kleinen Konzession in der chinesischen Stadt Tianjin (Tientsin). Die Konzession lag am Kaiserkanal beziehungsweise am Hai He (Peiho) und umfasste ungefähr eine Fläche von 2,5 km². Bevölkerung und Nationalitäten Für die folgenden Aufstellungen wird die Volkszählung vom 31. Dezember 1910 zu Grunde gelegt. Die Umgangssprachen Österreich-Ungarns 1910 In den Volkszählungen wurde in Österreich-Ungarn jeweils die Umgangssprache ermittelt. Juden gaben in Altösterreich meist Deutsch als Umgangssprache an, ebenfalls Beamte, die zwar Deutsch nicht als Muttersprache hatten, aber durch den Einsatz im Verwaltungsapparat vorwiegend deutsch sprachen. Exakte Zahlen über die nationale Zuordnung existieren nicht. Umgangssprachen in den Kronländern der österreichischen Reichshälfte Magyarisierungspolitik in Ungarn Nach dem Ausgleich mit Österreich kam es 1868 innerhalb der ungarischen Reichshälfte zu einem ungarisch-kroatischen Ausgleich. Dieser Ausgleich sicherte Kroatien und Slawonien eine beschränkte Autonomie zu. In den anderen Teilen Ungarns nahmen die Spannungen unter den Volksgruppen jedoch zu. Gründe für diese Spannungen waren sowohl die Magyarisierungspolitik der ungarischen Regierung als auch die Zunahme der Intoleranz der Nationalitäten untereinander. Im Gegensatz zu den im Königreich Ungarn lebenden Minderheiten wie Slowaken oder Rumänen hatte der Nationalismus der Magyaren die Staatsmacht auf seiner Seite und war somit in der stärkeren Position, obwohl die ethnischen Ungarn nur etwa die Hälfte der Bevölkerung stellten. Die Umsetzung der an sich liberalen Minderheitengesetzgebung hatte in einer solchen Atmosphäre kaum Erfolg. Das Nationalitätengesetz von 1868 bestimmte zwar Ungarisch als Staatssprache, ließ jedoch Minderheitensprachen auf regionaler, lokaler und kirchlicher Ebene zu. Doch diese Regelung wurde oft nicht in die Tat umgesetzt, und die Minderheiten sahen sich Assimilierungsversuchen ausgesetzt. Ab 1875 wurde unter Ministerpräsident Kálmán Tisza (1875–1890) eine konsequente Magyarisierungspolitik betrieben, um alle Nichtmagyaren in 40 Jahren zu Ungarn zu machen. Bereits im Revolutionsjahr 1848 ergriffen slowakische Angehörige des ungarischen Parlaments die Initiative, um sich beim Kaiser Unterstützung gegen die Magyarisierungspolitik zu holen. Es wurde eine Erklärung mit „Forderungen der slowakischen Nation“ abgegeben, welche man dem Kaiser und der ungarischen Nationalregierung übergab. Gefordert wurde die Föderalisierung Ungarns, die Konstituierung einer ethnopolitischen Einheit, die Festlegung der slowakischen Grenzen, ein eigener Landtag, eine slowakische Nationalgarde, nationale Symbole, das Recht auf Gebrauch der slowakischen Sprache, allgemeines Wahlrecht und eine gleichberechtigte Vertretung im ungarischen Parlament. Die Magyaren jedoch sahen dadurch ihre Machtstellung in Oberungarn, wie sie die heutige Slowakei nannten, in Gefahr und reagierten mit Kriegsrecht und Haftbefehlen gegen die slowakischen Nationalführer. In Wien und Böhmen wurden slowakische Exilregierungen errichtet, die Hoffnungen der Slowaken wurden aber enttäuscht. Nach der Revolution ließ man die Ungarn mit ihrer zentralistischen Verwaltung gewähren. Der Ausgleich von 1867 lieferte die Minderheiten nun völlig der Magyarisierungspolitik Budapests aus. Zwischen 1881 und 1901 hatten die Slowaken keine eigenen Abgeordneten im ungarischen Parlament, auch danach waren es im Verhältnis weniger, als ihr Bevölkerungsanteil ausmachte. Versuche Budapests vor und während des Ersten Weltkriegs, dem serbischen und rumänischen, auf Expansion bedachten Nationalismus mit Zugeständnissen entgegen zu wirken, kamen zu spät. Auswanderung aus Österreich-Ungarn Zwischen 1876 und 1910 wanderten rund 3,5 Millionen (andere Zahlen geben bis zu 4 Millionen an) Einwohner der Doppelmonarchie aus. Sie waren arm und arbeitslos und erhofften sich in einem anderen Land bessere Lebensbedingungen. Etwa 1,8 Millionen Menschen kamen davon aus der cisleithanischen Reichshälfte und etwa 1,7 Millionen aus der transleithanischen Hälfte. Fast drei Millionen von ihnen hatten als Reiseziel die Vereinigten Staaten von Amerika, 358.000 Personen wählten Argentinien als neue Heimat, 158.000 gingen nach Kanada, 64.000 nach Brasilien und 4.000 wanderten nach Australien aus. Der Rest verteilte sich auf andere Länder. Allein im Jahre 1907 verließen rund eine halbe Million Menschen ihre Heimat. Die Regierungen Österreichs und Ungarns waren besorgt, da sich unter den Auswanderern viele junge arbeitsfähige Männer befanden. 1901–1905 wurden allein in Österreich 65.603 Liegenschaften, davon 45.530 kleinere Parzellen, von Auswanderern öffentlich versteigert. Ausgewanderte schrieben an ihre daheimgebliebenen Bekannten und Familienangehörige oft begeistert von „drüben“ – manchmal waren gleich bezahlte Schiffsfahrkarten beigelegt. Die wichtigsten Ausgangshäfen für die Auswanderer waren Hamburg und Bremen, wo die Schiffe der großen Reedereien, die Norddeutsche Lloyd und die Hamburg-Amerika-Linie, anlegten. Dauerte eine Schifffahrt nach New York zur Mitte des 19. Jahrhunderts mit den ersten Dampfschiffen noch rund ein Monat, so betrug die Fahrtzeit um 1900 bei gutem Wetter nur noch eine Woche. Von Triest aus mit der Austro-Americana dauerte eine Reise nur noch 15 Tage. Jährlich führten 32 bis 38 Fahrten in die USA. Die Reisebedingungen waren für die zumeist armen Auswanderer oft miserabel. Für die Reedereien, die am Komfort für die weniger wohlhabenden Passagiere sparten, war das Auswanderergeschäft äußerst lukrativ und daher sehr hart umkämpft. Die meisten Auswanderer kamen aus Galizien im heutigen Polen und in der Ukraine. 1907-1912 waren es 350.000, wie aus einer Interpellation von polnischen Reichsratsabgeordneten an verschiedene österreichische Minister am 12. März 1912 hervorging. Wirtschaft Bergbau Der Bergbau erwirtschaftete per 1889 78,81 Millionen Gulden. Die wichtigsten abgebauten Rohstoffe waren Braun- und Steinkohle sowie Salz. Weiters von Bedeutung waren auch Graphit, Blei und Zink. An Edelmetallen konnten 35.435 Meterzentner Silber abgebaut werden. Der Goldbergbau spielte schon damals praktisch keine Rolle mehr – 1889 wurden lediglich rund 13 Kilogramm Gold abgebaut. Industrialisierung Die österreichisch-ungarische Wirtschaft veränderte sich während der Existenz der Doppelmonarchie erheblich. Die technischen Veränderungen beschleunigten sowohl die Industrialisierung als auch die Urbanisierung. Während die alten Institutionen des Feudalsystems immer mehr verschwanden, breitete sich der Kapitalismus auf dem Staatsgebiet der Donaumonarchie aus. Zunächst bildeten sich vor allem um die Hauptstadt Wien, in der Obersteiermark, in Vorarlberg und in Böhmen wirtschaftliche Zentren heraus, ehe im weiteren Verlauf des neunzehnten Jahrhunderts die Industrialisierung auch in Zentralungarn und den Karpaten Einzug hielt. Resultat dieser Struktur waren enorme Ungleichheiten in der Entwicklung innerhalb des Reiches, denn generell erwirtschafteten die westlich gelegenen Wirtschaftsregionen weit mehr als die östlichen. Zwar war bis zu Beginn des 20. Jahrhunderts im annähernd gesamten Staatsgebiet die Wirtschaft rapide gewachsen und das gesamte Wirtschaftswachstum konnte sich durchaus mit dem anderer europäischer Großmächte messen, doch aufgrund des späten Einsetzens dieser Entwicklung blieb Österreich-Ungarn weiterhin im internationalen Vergleich rückständig. Haupthandelspartner war vor dem ersten Weltkrieg mit weitem Abstand an erster Stelle das Deutsche Reich (1910: 48 % aller Exporte, 39 % aller Importe), gefolgt von Großbritannien (1910: knapp 10 % aller Exporte, 8 % aller Importe). Der Handel mit dem geografisch benachbarten Russland hatte dagegen nur ein relativ geringes Gewicht (1910: 3 % aller Exporte, 7 % aller Importe). Haupthandelsgüter waren landwirtschaftliche Produkte. Verkehr Eisenbahn Der Eisenbahntransport expandierte in Österreich-Ungarn rapide. Schon im Vorgängerstaat, dem Kaisertum Österreich, war 1841 von Wien ausgehend ein bedeutender Anteil an Schienenverbindungen entstanden. Grund dafür war, dass die Regierung das große Potenzial des Eisenbahnverkehrs für militärische Zwecke erkannt hatte und somit viel in deren Ausbau investierte. Wichtige Zentren wie Pressburg, Budapest, Prag, Krakau, Graz, Laibach und Venedig wurden in das Netz integriert. 1854 waren etwa sechzig bis siebzig Prozent der 2000 Streckenkilometer unter staatlicher Kontrolle. Allerdings begann die Regierung zu diesem Zeitpunkt große Streckenabschnitte an Privatinvestoren zu verkaufen, um der finanziellen Belastung Herr zu werden, die infolge der Revolution von 1848 und des Krimkriegs entstanden war. Von 1854 bis 1879 wurde beinahe das komplette Schienennetz von privaten Investoren übernommen. In dieser Zeit erweiterte sich die Streckenlänge in Cisleithanien um 7952 Kilometer, in Ungarn um 5839 Kilometer, was zur Folge hatte, dass neue Gebiete vom Bahnnetz erschlossen wurden. Von nun an war es möglich, auch weit entfernte Gebiete zu erreichen und in den wirtschaftlichen Fortschritt zu integrieren, was zu Zeiten, als der Transport noch von Flüssen abhängig war, nicht möglich war. Ab 1879 begannen die Regierungen in Österreich und Ungarn das Bahnnetz wegen der schwerfälligen Entwicklung während der weltweiten Wirtschaftskrise in den siebziger Jahren des 19. Jahrhunderts wieder zu verstaatlichen. Zwischen 1879 und 1900 wurden in Cisleithanien und Ungarn mehr als 25.000 Kilometer neue Bahnstrecken angelegt. Während dieser Periode gelang es der Doppelmonarchie, mittels Bahneinsatzes die Transportkosten im Inneren zu reduzieren und neue Märkte außerhalb des Landes zu erschließen. Schifffahrt Aufgrund der Besitzungen im Österreichischen Küstenland sowie am weiteren Balkan verfügte Österreich über mehrere Seehäfen. Der bedeutendste davon war Triest, wo die österreichische Handelsmarine mit ihren beiden bedeutendsten Gesellschaften Österreichischer Lloyd und Austro-Americana sowie einige Werften ihren Sitz hatten, und auch die k. u. k. Kriegsmarine zahlreiche Schiffe anfertigen und ankern ließ. Dem Aufschwung voraus ging jedoch der Niedergang Venedigs, das zudem von 1815 bis 1866 keine Konkurrenz für Österreich-Ungarn darstellen konnte, da es Teil der Monarchie war. Zuvor konnte die Handelsmarine kaum Bedeutung erlangen, angesichts der großen Konkurrenz in Venedig. Auch die Kriegsmarine erlangte erst zur Zeit Österreich-Ungarns große Bedeutung. Die Gründung einer solchen scheiterte lange am Geldmangel des Hauses Habsburg. Der wichtigste Hafen für die ungarische Reichshälfte war Fiume, von wo aus die ungarischen Schifffahrtsgesellschaften, deren bedeutendste die Adria war, operierten. Ein weiterer wichtiger Hafen war Pola – vor allem für die Kriegsmarine. Im Jahr 1889 zählte die österreichische Handelsmarine 10.022 Schiffe, wovon 7.992 Fischereischiffe und -Boote waren. Für den Küsten- und Seehandel bestimmt waren 1.859 Segler mit 6.489 Mann Besatzung und einer Ladekapazität von 140.838 Tonnen sowie 171 Dampfschiffe mit einer Ladekapazität von 96.323 Tonnen und einer Besatzung von 3.199 Mann. In einem Gesetz vom 19. Juni 1890 wurde zur Förderung des Baus von Dampf- und Segelschiffen aus Eisen oder Stahl im Inland für den Schiffsbetrieb zur See die Befreiung von der Erwerb- und Einkommensteuer auf die Dauer von 15 Jahren gewährt. Dies betraf vor allem den Bau und Betrieb von kleinen Dampfern für die Küstenschifffahrt in Dalmatien. Die Erste Donau-Dampfschiffahrts-Gesellschaft (DDSG) wiederum war bis Ende der Donaumonarchie die größte Binnenschifffahrtsgesellschaft der Welt, während der Österreichische Lloyd eine der größten Hochsee-Reedereien der damaligen Zeit, mit Reisezielen im Orient, sowie ab Errichtung des Suez-Kanals, auch in Asien, war. Vor Kriegsausbruch zählte er 65 mittlere bis große Dampfschiffe. Die Austro-Americana zählte vor Kriegsausbruch etwa ein Drittel davon, verfügte aber mit der S.S. Kaiser Franz Joseph I. über das größte österreichische Passagierschiff. Im Gegensatz zum Österreichischen Lloyd steuerte die Austro-Americana fast ausschließlich Ziele in Nord- und Südamerika an. Bis zum Kriegsausbruch 1914 beförderte die Gesellschaft unter anderem 101.670 Auswanderer von Österreich-Ungarn in die Vereinigten Staaten. Kultur und Wissenschaft Besonders der wirtschaftliche Aufschwung der Donaumonarchie ist mit Franz Josephs I. Namen verbunden, der nach wie vor auf vielen Wiener Prachtbauten aus dieser Zeit als Inschrift zu lesen ist. Nach der 1857 vom Kaiser angeordneten Schleifung der mittelalterlichen Stadtbefestigungen Wiens war Platz für eine die gesamte Innenstadt umfassende Prachtstraße geworden. Entlang dieser Straße, der Wiener Ringstraße, fertiggestellt 1865, entstanden nicht nur die Palais der reichen Bankiers und Großindustriellen, sondern auch der Erweiterungsbau der kaiserlichen Hofburg, große Museen, die die kaiserlichen Kunst- und Natursammlungen beherbergten, ein Parlamentsgebäude für den Reichsrat, die Neue Universität, das Neue Rathaus, das Hofburgtheater und eine zum Andenken an die Errettung des Kaisers vor einem Attentäter im Jahre 1853 gestiftete Votivkirche. Der Suizid des Architekten Van der Nüll, Miterbauer der Wiener Oper, als Reaktion auf eine Kritik des Kaisers, veranlasste Franz Joseph, zu kulturellen Angelegenheiten nur noch sehr zurückhaltend Stellung zu nehmen. Es heißt, der Kaiser habe sich bei allen möglichen kulturellen Anlässen nur noch mit der stereotypen Phrase: „Es war sehr schön, es hat mich sehr gefreut!“ geäußert. Obwohl Franz Joseph I. oft als schwarzer Reaktionär und grauer Bürokrat beschrieben wurde, blühte besonders in den Jahren um 1900 unter seiner Regierung die Geisteskultur in Österreich-Ungarn wie nie zuvor und nie danach. Allerdings nahm der Monarch – im Gegensatz zu seinem Sohn Kronprinz Rudolf – nie selbst aktiv an den neuen kulturellen und intellektuellen Strömungen Anteil; sie berührten ihn nicht, während sein späterer Thronfolger Erzherzog Franz Ferdinand oft wütend dagegen auftrat. Wien war Anziehungspunkt für viele Wissenschaftler wie Christian Doppler und Ludwig Boltzmann, darunter auch eine Reihe späterer Nobelpreisträger wie Albert Einstein, der von Franz Joseph 1911 kurzzeitig zum Universitätsprofessor in Prag ernannt worden war. Philosophen der Moderne wie Ludwig Wittgenstein, der aus einer österreichisch-ungarischen Großindustriellenfamilie stammte, und Ernst Mach beeinflussten die Arbeit der Mitglieder des Wiener Kreises bis in die 1920er Jahre. Nicht zufällig fallen auch Sigmund Freuds wichtigste Arbeiten an der medizinischen Fakultät der Universität Wien in die Zeit um 1900. Auf dem Gebiet der Bildenden Kunst entwickelte sich Gustav Klimt vom Dekorationsmaler der Ringstraßen-Bauten über die Wiener Secession zum Vorreiter der modernen Malerei. Die Zurückhaltung des Kaisers erlaubte es dem Architekten Adolf Loos, genau gegenüber dem barocken inneren Burgtor der kaiserlichen Hofburg im Jahre 1910 sein umstrittenes erstes schmuck- und ornamentloses Wohnhaus zu bauen. Franz Joseph soll die Hofburg seit damals stets durch andere Tore verlassen haben. Auch die Österreichische Filmgeschichte begann in Österreich-Ungarn. In Wien wurden 1896 die ersten beweglichen Bilder Österreichs von den Gebrüdern Lumière präsentiert, und bis zur Gründung der ersten österreichischen Filmproduktionsgesellschaften Ende der 1910er Jahre waren hauptsächlich französische Filmgesellschaften für die noch sehr bescheidene Filmproduktion verantwortlich. Während des Ersten Weltkriegs entstanden mehrere Kriegswochenschauen, die patriotisch und unter Aufsicht der kaiserlichen Zensurbehörde vom Frontgeschehen berichteten. Auch Propagandafilme wurden in großer Anzahl hergestellt, und 1918, das letzte Jahr der Habsburger-Herrschaft, war mit rund 100 Spielfilmen auch das produktivste Jahr der österreichischen Filmindustrie zur Zeit der Monarchie. Im heutigen Budapest, seit 1777 Universitätsstadt, war schon 1834-41 das Nationalmuseum und 1864 das Palais der Akademie der Wissenschaften errichtet worden. Nach dem Ausgleich 1867 waren die Ungarn bestrebt, ihre Hauptstadt zur Konkurrentin Wiens werden zu lassen. Buda (Deutsch: Ofen) am rechten Donauufer war mit der Königsburg lang die bedeutendste Stadt des Königreiches gewesen, wurde aber im 19. Jahrhundert vom linksufrigen Pest überholt. 1872 wurden die beiden Städte zu Budapest vereinigt. Opernhäuser, Theater, Bibliotheken und Museen wurden errichtet, in Pest erhielt die Stadt auch eine Ringstraße (körút). Am Pester Donauufer entstand das riesige neugotische Parlamentsgebäude. Bei Neubauten um 1900 wurden Jugendstil und ungarischer Nationalstil angewandt, oft auch eine Mischung beider. Bildung Im Bereich der allgemeinen Volkbildung kam es durch die allgemeine Unterrichtspflicht zu einem kontinuierlichen Rückgang des insbesondere in den östlichen und südlichen Reichsteilen noch vielfach vorhandenen Analphabetentums. Dieses blieb jedoch weiterhin ein erhebliches bildungspolitisches Problem und behinderte die Teilnahme von weiten Bevölkerungskreisen am gesellschaftlichen und politischen Leben. Neben dem Grundschulwesen bestand parallel für den Militär-Nachwuchs ein eigenes Schulsystem, welches speziell auf militärische Anforderungen ausgerichtet war. Eine Übersicht über diese Schule findet sich in den folgenden beiden Artikeln: Militärschulwesen (Österreich, 1859) Militärschulwesen (Österreich, 1900) Insignien Flaggen Österreich-Ungarn besaß keine gemeinsame Staatsflagge, jedoch eine gemeinsame rot-weiß-rote Kriegs- und Marineflagge (mit einem gekrönten Bindenschild) und eine gemeinsame, 1869 eingeführte Handelsflagge (eine Kombination aus der Marineflagge und der ungarischen Reichsflagge, die durch das kleine ungarische Wappen ergänzt wurde). Die Farben des Hauses Habsburg waren gleichzeitig die Flagge der österreichischen Reichshälfte. Die ungarische Reichshälfte besaß als Flagge eine rot-weiß-grüne Trikolore, versehen mit dem ungarischen Wappen. Wappen Von 1867 bis 1915 war der Doppeladler der Dynastie Habsburg-Lothringen („Haus Österreich“) das Hoheitszeichen für gemeinsame (k.u.k.) Institutionen Österreich-Ungarns. Im Jahr 1915 wurde ein neues gemeinsames Wappen eingeführt, welches eine Kombination aus den Wappen der beiden Reichshälften und dem des Herrscherhauses ist. Die Devise INDIVISIBILITER AC INSEPARABILITER („unteilbar und untrennbar“), soll die Verbundenheit der beiden in der Monarchie vereinigten Staaten darstellen. Das Wappen der österreichischen Reichshälfte zeigte den von der Kaiserkrone überhöhten Doppeladler mit einem Brustschild, der die Wappen der Kronländer beinhaltete. Als Schildhalter dienten zwei Greife. Das ungarische Wappen wurde von der Stephanskrone überhöht und von zwei schwebenden, weiß gekleideten Engeln flankiert. Lemberg (ukrainisch: Львів, Lwiw, (IPA: [lʲβ̞iu̯]), russisch: Львов, Lwow, polnisch: Lwów, jiddisch: לעמבערג Lemberg oder dialektal Lemberik) ist eine Stadt in der westlichen Ukraine, Hauptstadt des gleichnamigen Bezirks Oblast Lwiw und mit rund 735.000 Einwohnern die siebtgrößte Stadt der Ukraine. Allgemeines Lemberg liegt am Fluss Poltwa, etwa 80 km von der Grenze zu Polen entfernt. Es ist die wichtigste Stadt der Westukraine. Manche Westukrainer, die sich gegenüber der weitgehend russischsprachigen Bevölkerung in der Ostukraine als die eigentlichen Ukrainer sehen, bezeichnen sie sogar als die „heimliche Hauptstadt der Ukraine“. Der Stadtverwaltung unterstehen neben der Stadt Lemberg mit ihren sechs Stadtrajonen noch die Stadt Wynnyky (ukrainisch Винники) und die beiden Siedlungen städtischen Typs Brjuchowytschi (ukrainisch Брюховичі) und Rudne (ukrainisch Рудне). Die Altstadt befindet sich auf der Liste des UNESCO-Weltkulturerbes. Lemberg ist seit sehr langer Zeit vom Zusammenleben mehrerer Völker geprägt. Bis ins 20. Jahrhundert gab es neben einer polnischen Bevölkerungsmehrheit einen großen Anteil an jüdischer und daneben verschiedene Minderheiten ukrainischer, deutscher oder armenischer Bevölkerung. Heute leben in der Stadt fast ausschließlich Ukrainer, aber auch Russen, Weißrussen und Polen. Die Altstadt ist von Renaissance, Barock, Klassizismus und Jugendstil geprägt. Lemberg wird ein Austragungsort der Fußball-Europameisterschaft 2012 sein. Stadtname/Sprachen Aufgrund der Vielzahl von ethnischen Gruppen, die über die Jahrhunderte in Lemberg lebten und leben, gibt es verschiedensprachliche Bezeichnungen für die Stadt: ukrainisch: Львів (Lwiw), russisch: Львов (Lwow), polnisch: Lwów, jiddisch: לעמבערג (Lemberg), armenisch: Լվով (Lvov), ungarisch: Ilyvó, lat. Leopolis. Vor 1945 war Lemberg eine hauptsächlich polnischsprachige Insel in vorwiegend ukrainischer Umgebung, in der der Lemberger Dialekt gesprochen wurde. Geschichte Lemberg teilt weitgehend die Geschichte der Ukraine, Galiziens und Polens. Gründung im Mittelalter 1256 errichtete Danilo Romanovič, der Fürst des Rus-Fürstentums Galizien-Wolhynien, an der Stelle des heutigen Lemberg eine Burg für seinen Sohn Lew. Von diesem Lew (altostslawisch für Löwe) hat die Stadt ihren Namen - Lew (bzw. dem Löwen) gehörend. Auch im Wappen und in zahlreichen Steinskulpturen der Stadt taucht der Löwe immer wieder auf. Nach der Verwüstung der Rus durch die Mongolen fielen ihre westlichen Gebiete, darunter Lemberg, 1340/1349 an Polen. Polnisches Lwów 1340–1772 1356 erhielt die Stadt vom polnischen König Kasimir dem Großen die Magdeburger Stadtrechte; deutsche Bürger, Juden sowie auch Christen, siedelten sich an. Im selben Jahr erhielten die Armenier Privilegien von Kasimir III. Die Amtssprache war nun fast 200 Jahre lang Deutsch. Das Siegel des Stadtrates lautete lateinisch S(igillum): CIVITATIS LEMBVRGENSIS. 1387, nach einem kurzen ungarischen Intermezzo, kam die Stadt wieder an die Krone Polens. Von 1375 bis 1772 war Lemberg Hauptstadt der polnischen Woiwodschaft Ruthenia, einer administrativen Einheit der Adelsrepublik Polen-Litauen. In der frühen Neuzeit entwickelte sich die Stadt bald zu einem wichtigen Handelsplatz und neben Krakau, Wilna und Warschau zu einem Zentrum polnischen Kultur- und Geisteslebens. Das Umland Lembergs war überwiegend ukrainischsprachig. Im 16. Jahrhundert war in Lemberg der Russe Iwan Fjodorow tätig, der erste ostslawische Buchdrucker. Während des Chmelnyzkyj-Aufstandes und des Russisch-Polnischen Krieges 1654–1667 wurde Lemberg zwei mal von den ukrainischen Kosaken in den Jahren 1648 und 1655 belagert. Die 1661 vom polnischen König Johann II. Kasimir gegründete Universität Lemberg ist die älteste in der heutigen Ukraine. Österreichisches Lemberg 1772 fiel die Stadt mit der ersten polnischen Teilung an Österreich. Lemberg wurde Hauptstadt des Königreichs Galizien und Lodomerien und viertgrößte Stadt im damaligen Österreich. Anfangs wollte Kaiser Joseph II., wie in seinem gesamten Herrschaftsbereich, die deutsche Sprache als Verwaltungssprache durchsetzen. Ab der Mitte des 19. Jahrhunderts fungierten vor allem Polen als Beamte der k.k. Regierung in Wien. Das in Wien herausgegebene Reichsgesetzblatt wurde seit 1867 auch in polnischer und seit 1870 auch in ruthenischer Sprache angeboten. Die Galizier besaßen nun die einheitliche österreichische Staatsbürgerschaft und waren mit polnischen und nach der Erweiterung des Wahlrechts auch ruthenischen Abgeordneten im Reichsrat in Wien vertreten. Lemberg war Sitz des k.k. Statthalters (des Vertreters des Kaisers und seiner Regierung), des Sejms (Landesparlament), dreier Erzbischöfe (römisch-katholisch, griechisch-katholisch, armenisch-katholisch), die kraft ihres Amtes Mitglieder des österreichischen Herrenhauses des Reichsrats waren, und eines Oberrabbiners. In Lemberg befanden sich Konsulate von Großbritannien, Frankreich, Deutschland, Russland und Dänemark. Die galizische Landeshauptstadt verfügte über eine Universität und ein Polytechnikum, beide mit polnischer Unterrichtssprache, vier polnische, ein deutsches und ein ruthenisches Gymnasium. Lemberg gehörte vor dem Ersten Weltkrieg, zusammen mit Krakau und der Festung Przemyśl, zu den größten Garnisonen der k.u.k. österreichisch-ungarischen Armee im Osten der Monarchie. Der Standort war Eckpfeiler zum Schutz der Grenze Rutheniens gegen das Russische Kaiserreich. Polnisches Lwów 1918–1939 Zum Ende des Ersten Weltkriegs wurde in Lemberg am 1. November 1918 die Westukrainische Republik gegründet, doch errang Polen nach teilweise heftigen Kämpfen mit Ukrainern die Herrschaft. Die Stadt wurde am 21./22. November 1918 von polnischen Truppen besetzt. Bei einem Pogrom gegen die jüdische Bevölkerung, das vom 22. bis zum 24. November andauerte, wurden laut dem Bericht von Henry Morgenthau senior 64 Personen getötet. Viele wurden verletzt oder ausgeraubt. Es wurde nachgewiesen, dass ein Teil der polnischen Offiziere, Soldaten und Zivilisten die Verantwortung trug. Auch waren Mitglieder der jüdischen Miliz (ein Dutzend wurde verhaftet) und Deserteure aus der galizischen Armee beteiligt. Zu den Opfern der Plünderungen gehörten ebenfalls große Teile der polnischen und ukrainischen Bevölkerung. Der Gewaltakt erschütterte das bis dahin recht harmonische Zusammenleben der verschiedenen Volksgruppen und Religionen in Lemberg nachhaltig. Die Stadt hatte damals 361.000 Einwohner, die meisten davon Polen (1912 zwischen 50 und 53 %, ab 1925 über 55 %), ein Drittel Juden, außerdem Ukrainer, Deutsche und katholische Armenier. Im Umland der Stadt lebten mehrheitlich Ukrainer (je nach Landkreis etwa vier bis fünf Sechstel der Bevölkerung). In den Zwischenkriegsjahren blieb Lemberg sowohl eine Hochburg polnischer Kultur als auch ein Brennpunkt ukrainischen Nationalgefühls; es blieb jedoch auch die habsburgische Identität im Hintergrund präsent. Sowjetisches Lwow Als die Stadt im Zuge der Lwiw-Sandomierz-Operation 1944 wieder unter sowjetische Herrschaft kam, wurden die meisten dort ansässigen Polen vertrieben. Ein Teil der Bevölkerung wurde nach der Vertreibung der dort lebenden Deutschen in Niederschlesien, vor allem in Breslau, angesiedelt. Viele Ukrainer, die zuvor im polnischen Westgalizien und in Zentralpolen gelebt hatten, wurden gleichzeitig im Rahmen der Aktion Weichsel aus Polen vertrieben und von der UdSSR in oder bei Lemberg angesiedelt. Es ergab sich eine grundlegende Änderung der ethnischen und kulturellen Zusammensetzung der Stadt. Anstelle der traditionellen polnischen, jüdischen und deutschen Bevölkerung kamen die Ukrainer. Die Sowjetbehörden begannen mit dem Wiederaufbau der Stadt, der von einem Zuzug von Fachkräften aus dem ganzen Land begleitet wurde. Es setzte eine Industrialisierung der Stadt ein. Bis zu den 1980er Jahren hatte die Stadt bereits 137 Großfabriken, in denen Busse (LAS), LKWs, Fernseher und Maschinen produziert wurden. Die Stadtbevölkerung wuchs von ca. 330.000 auf 760.000 Einwohner an. Gleichzeitig wurden nationalistische Strömungen unter den Westukrainern unterdrückt. Ukrainisches Lwiw Seit 1991 ist Lemberg Teil der unabhängigen Ukraine, doch gehen von Galizien immer wieder Autonomiebestrebungen aus, nicht zuletzt wegen der Geschichte Lembergs als Hauptstadt eines eigenen Königreiches. Die Stadt feierte im Herbst 2006 das 750. Jubiläum ihres Bestehens. Am 9. Mai 2011 beleidigten nationalistische Jugendliche Kriegsveteranen und versperrten Besuchern, die das Georgsband an ihrer Kleidung trugen, den Zugang zum Grabmal des Unbekannten Soldaten, was eine Debatte über ein mögliches Verbot der Partei Swoboda zur Folge hatte. Sehenswürdigkeiten Lembergs Altstadt und die um die Jahrhundertwende entstandenen anschließenden Quartiere weisen eine fast einmalige, von Kriegszerstörungen und nachkriegszeitlichen Eingriffen verschont gebliebene Geschlossenheit an Bauten der Renaissance, des Barocks, des Klassizismus, Historismus, Jugendstils und Art déco auf. 1998 wurde das historische Zentrum der Stadt in die Liste des Weltkulturerbes der UNESCO eingetragen. Begründung: (...) Mit seiner städtischen Struktur und seiner Architektur ist Lemberg ein hervorragendes Beispiel der Verschmelzung von architektonischen und künstlerischen Traditionen Osteuropas mit denen von Italien und Deutschland. (...) Die politische und wirtschaftliche Rolle von Lemberg zog eine Anzahl von ethnischen Gruppierungen mit unterschiedlichen kulturellen und religiösen Traditionen an, die unterschiedliche aber dennoch voneinander abhängige Gemeinschaften innerhalb der Stadt bildeten, die auch noch im modernen Stadtbild erkennbar sind. Kirchen: Lateinische Kathedrale Mariae Himmelfahrt (1360–1481) Armenische Marien-Kathedrale (1356–1363) Allerheiligenkirche (früheres Benediktinerinnenkloster, 1597–1616) Griechisch-katholische Sankt-Georgs-Kathedrale (Bernard Meretyn, 1744–1770) Ehemalige Stavropihija-Kirche (Paolo Romano, 16. Jahrhundert) Boim-Kapelle (1609–1615) Ehemalige Dominikanerkirche Corpus Christi (Jan de Witte, 18. Jahrhundert) St.-Andreas-Kirche (früheres Bernhardinerkloster, 17. Jh.) Museen: Ukrainisches Nationalmuseum Lemberg mit einer großen Ikonensammlung Kornjakt-Palast mit königlichen Gemächern (1580) Lemberger Gemäldegalerie Lemberger Museum für Religionsgeschichte Ethnografisches Museum (Museum für Volkskunde und Handwerk) Bandinelli-Palais („Museum historischer Schätze“, 16. Jh.) Museum für die Geschichte der Westukraine (Schwarzes Palais, 1588/1589) Lemberger Biermuseum (Brauereimuseum) Waffenmuseum der Ukraine im ehemaligen "Königlichen Arsenal Lemberg" Andere: Rathaus am Marktplatz (19. Jahrhundert) Bürgerhäuser am Marktplatz (Rynok, 16. bis 18. Jahrhundert) Lemberger Nationaloper und Balletttheater (19. Jahrhundert) Lytschakiwski-Friedhof (historisch-architektonisches Denkmal) Hoher Schloßberg: Ruinen der Burg des Fürsten Daniel von Galizien Wand der zerstörten Synagoge Goldene Rose Stryjski-Park (1887) Arthur Arz von Straußenburg (* 16. Juni 1857 in Hermannstadt, Kaisertum Österreich; † 1. Juli 1935 in Budapest, Königreich Ungarn), ab 1917 Baron, war ein österreichisch-ungarischer Berufsoffizier (zuletzt im Rang eines Generalobersten) und während des Ersten Weltkriegs 1917/18 Generalstabschef der k.u.k. Armee. Herkunft und Jugend Arthur Arz von Straußenburg, aus einer evangelischen Pfarrersfamilie stammend, wurde 1857 als Sohn des Postmeisters Karl Gustav Arz von Straußenburg (1831–1893) und dessen Ehefrau Louise geb. Pfaffenhuber in Hermannstadt geboren. Die adelige Familie gehörte den Siebenbürger Sachsen, der deutschsprachigen Minderheit Siebenbürgens, damals Teil des Vielvölkerstaates Kaisertum Österreich, seit 1867 Österreich-Ungarn, an. Sein Vater war ein hochgeachteter Mann, der (wie später auch Baron Arz) dem ungarischen Magnatenhaus (Oberhaus) angehörte. Die Schullaufbahn absolvierte der junge Arz in Dresden und Hermannstadt und schloss diese mit großem Erfolg ab. Danach beschloss er, Rechtswissenschaften zu studieren, leistete vorher jedoch Militärdienst als Einjährig-Freiwilliger. 1876/77 diente er als Leutnant der Reserve in einem ungarischen Feldjägerbataillon. Karriere als Berufsoffizier Während dieser Zeit änderte Arz seine Berufspläne und trat ins gemeinsame Heer ein, um die Offizierslaufbahn einzuschlagen. Von 1885 bis 1887 besuchte er die k.u.k. Kriegsschule in Wien und wurde anschließend wegen seiner hervorragenden Leistungen als Stabsoffizier dem Generalstab des Heeres zugewiesen. Bald wurde er zum Hauptmann befördert und 1895 dem neu ernannten Generaltruppeninspektor Feldzeugmeister Anton von Schönfeld als Adjutant zugewiesen, was er bis zu dessen Tod Anfang 1898 blieb. 1898 kehrte Arz in den Generalstab zurück, wo er bis auf wenige Ausnahmen bis 1908 bleiben sollte. Im November 1908 verließ der zum Generalmajor beförderte Arz den Generalstab und übernahm das Kommando über die 61. Infanteriebrigade. Er galt damals als einer der vielversprechendsten und kompetentesten Offiziere des Heeres und erhielt Förderungen durch Erzherzog Eugen. 1912 übernahm er für kurze Zeit den Befehl über die 15. Infanterietruppendivision in Miskolc, ehe er 1913 zum Feldmarschallleutnant befördert und an das Kriegsministerium nach Wien versetzt wurde. Hier fungierte er als Sektionschef, dem Minister unmittelbar unterstellt. Erster Weltkrieg Nach Ausbruch des Ersten Weltkriegs im Sommer 1914 blieb Arz noch einige Wochen im Kriegsministerium, ehe er Anfang September an die Ostfront abkommandiert wurde und kurzfristig die 15. Infanterie-Truppen-Division und kurz darauf das VI. Korps am San-Abschnitt übernahm. In Galizien machte er seine ersten Fronterfahrungen und zeichnete sich im Abschnitt der k.u.k. 4. Armee Anfang Dezember besonders in der Schlacht von Limanowa-Lapanow aus. Anfang Mai 1915 kämpfte er mit seinen Truppen im Verband der deutschen 11. Armee unter General August von Mackensen in der Schlacht von Gorlice-Tarnów und bei Grodek, danach stieß er während der Bug-Offensive bis nach Brest-Litowsk vor. Im September 1915 zum General der Infanterie befördert, wurde sein Korps in die Bukowina verlegt und der 7. Armee bei Horodenka unterstellt. Während der Brussilow-Offensive im Juli 1916 von den Russen bei Butschatsch angegriffen, rettete er sein Korps durch engen Anschluss an die deutsche Südarmee und konnte seine Stellungen im Raum Drohobycz stabilisieren. Ende August 1916 geriet Österreich-Ungarn nach dem Kriegseintritt Rumäniens auf Seiten der Entente strategisch zunehmend unter Druck. General von Arz wurde nach Siebenbürgen versetzt und mit dem Oberbefehl der neuformierten 1. Armee beauftragt, um den Vorstoß der rumänischen Truppen in dieses Gebiet abzuwehren. Bei seiner Ankunft im Hauptquartier von Klausenburg (Cluj-Napoca) erklärte er: Ich bin ein Armeechef ohne Armee. In der Tat umfasste seine 1. Armee lediglich die Stärke einer Division (rund 10.000 Mann), ein Beweis für die überstrapazierten Ressourcen der Donaumonarchie. Durch Unterstützung der am Gebirgskamm Siebenbürgens aufmarschierenden deutschen 9. Armee unter General von Falkenhayn gelang es den Mittelmächten, die rumänische Invasion in der Schlacht von Kronstadt abzuwehren und schließlich zum Gegenangriff überzugehen. Aufgrund seiner Leistungen auf dem rumänischen Kriegsschauplatz gewann Arz die Anerkennung des Thronfolgers Erzherzog Karl. Generalstabschef 1917/1918 Als Kaiser und König Franz Joseph I. am 21. November 1916 starb, folgte ihm Karl I./IV. nach, der in den Wochen nach seiner Thronbesteigung sowohl die zivile als auch die militärische Führung austauschte. Karl übernahm am 2. Dezember 1916 persönlich den Oberbefehl über die gesamte bewaffnete Macht, den bis dahin Erzherzog Friedrich von Österreich-Teschen innegehabt hatte, geriet aber in der Folge in Konflikt mit dem an eigenständige Entscheidungen gewohnten Generalstabschef Conrad. Aufgrund dieser Differenzen enthob der Kaiser Conrad am 1. März 1917 seines Amtes und ernannte Arz am gleichen Tag zum Nachfolger. Dieser kam umgehend ins Hauptquartier in Baden bei Wien und übernahm seine neue Funktion im Armeeoberkommando (AOK). Er legte einen völlig anderen Führungsstil an den Tag als der selbstbewusste, ehrgeizige Conrad. Arz war vielmehr ein loyaler Berater seines Monarchen in militärischen Fragen und verhielt sich in politischen Angelegenheiten neutral. Nach persönlichem Machtzuwachs strebte er nicht. Manfried Rauchensteiner beurteilte ihn als unpolitischen, unauffälligen und vor allem befehltreuen Mann. Das Verhältnis des Generalstabschefs zur mächtigen deutschen Obersten Heeresleitung (OHL) unter Hindenburg und Ludendorff war weit harmonischer als das seines Vorgängers; Arz war Anhänger des Bündnisses und Bewunderer des deutschen Heerwesens. Infolge dessen gewann die deutsche OHL mehr Einfluss auf militärische Vorgänge der Doppelmonarchie; zunehmend ein Problem für die österreichisch-ungarischen Entscheidungsträger, insbesondere für den Monarchen selbst. Die Friedensbestrebungen Kaiser Karls wurden vom deutschen Verbündeten nicht unterstützt. Jedoch führte die verstärkte deutsche Unterstützung auch zu militärischen Erfolgen im Sommer und Herbst des Jahres 1917 (Abwehr der Kerenski-Offensive und Sieg von Karfreit). Am 19. April 1917 als ungarischer Adeliger vom Monarchen mit der Baronswürde und am 17. August 1917 mit dem Militär-Maria-Theresien-Orden ausgezeichnet sowie am 9. Februar 1918 zum Generaloberst befördert, plante Arz auf Druck der OHL im Sommer 1918 eine finale Schlacht gegen Italien. Doch die Planungen erwiesen sich als problematisch, da sowohl Feldmarschall Conrad als auch Feldmarschall Boroevic den Hauptstoß der Offensive führen wollten, was schließlich im Juni 1918 zum Scheitern der Aktion führte. Als Reaktion übernahm Arz die volle Verantwortung für das Scheitern und bot dem Kaiser seinen Rücktritt an, was dieser ablehnte. Arz bestritt in seiner Biografie später österreichisch-ungarische Expansionsbestrebungen. Eroberungen hätten das „zur Not“ aufrechterhaltene Gleichgewicht gestört. Der Bestand der Monarchie sei durch Veränderung ihrer Zusammensetzung im Zuge von Annexionen vom Verfall bedroht gewesen, weshalb der alleinige Kriegszweck die Erhaltung der Monarchie gewesen sei. Intern vertrat er in einem Schreiben vom Juli 1918 an Außenminister Burián eine andere Position: „Der Sieger hat das Recht, die Folgen seines Sieges nach seinem Urteil und seinem Gutdünken aufzustellen. Und die Sieger auf der Balkanhalbinsel sind wir ... Hand in Hand mit unseren Kriegszielen auf dem Balkan geht die Lösung der jugoslawischen Frage. Sie wird gelöst werden müssen, was, meiner Ansicht nach, vollständig nur im Rahmen der Monarchie möglich ist. Ich kann die Beseitigung der großserbischen Gefahr nur darin erblicken, dass ein selbständiger serbischer Nationalstaat nicht wieder erstehen darf und dass die Monarchie dieses Volk in ihren Verband einverleibt. Nur diese radikale Lösung der Frage kann die Monarchie vor neuen Krisen und Verwicklungen sicherstellen.“ Arz wollte den Status Albaniens als befreundetes neutrales Ausland in den Status eines feindlichen und eroberten Gebietes umwandeln, vor allem, um mehr Requirierungsmöglichkeiten im Lande zu haben. Er forderte am 21. Juli 1918 von Burián ein Äquivalent für die unverhältnismäßig großen Opfer an Personal und Material für die Besetzung Albaniens. Dieses Äquivalent könne aber unmöglich in einem Protektorat gesehen werden. Albanien muss als selbständiger Staat unmittelbare Grenzen an die Monarchie erhalten und durch staatsrechtliche Bindungen mit diesem aufgebaut werden. Da nach Meinung von Arz der Sieger auf der Balkanhalbinsel die Monarchie sein werde, liege es an ihr, die Zukunft durch vorwegnehmende Maßnahmen jetzt schon in bestimmte Bahnen zu lenken. Arz befürwortete sogar ein Protektorat der Monarchie in Armenien. Er sah in der Entsendung schwacher österreichisch-ungarischer Kräfte nach dem Kaukasus keinen Nachteil für die Monarchie. Ein Engagement im Kaukasus schien sowohl dem Großmachtprestige als auch den Wirtschaftsinteressen der Monarchie förderlich zu sein; - vor allem die Sicherung eines Anteils am Erdöl von Baku. Arz erklärte sich am 9. August bereit, in Anbetracht der großen Bedeutung der Rohstoffgewinnung aus dem Kaukasus zwei bis drei Bataillone nach Armenien zu entsenden. Doch dazu kam es aufgrund des Kriegsverlaufs nicht mehr. Die Entente hatte nach dem Kriegseintritt der USA die Oberhand gewonnen und Ende Oktober 1918 zerbrach die österreichisch-ungarische Realunion, die Frontarmee löste sich auf. Arz erklärte, die Armee könne den Krieg nicht mehr fortsetzen und riet Karl I. zum Waffenstillstand, um unnötiges Blutvergießen zu verhindern. Der Kaiser legte den Oberbefehl in der Nacht zum 3. November nieder und wollte Arz zu seinem Nachfolger ernennen. Doch dieser lehnte es ab für die Unterzeichnung des Waffenstillstands verantwortlich sein, der den deutschen Bündnispartner bedrohte und bat den Kaiser, an seiner statt Feldmarschall Kövess zum Oberbefehlshaber zu ernennen, was dieser auch tat. Am 3. November 1918 trat der Waffenstillstand von Villa Giusti unter chaotischen Umständen in Kraft, wodurch fast 350.000 österreichische Soldaten in italienische Kriegsgefangenschaft gerieten. Nach dem Krieg Nach Kriegsende wurde die ehemalige k.u.k. Armee vom Monarchen am 6. November 1918 demobilisiert und löste sich vollends auf. Arz nahm seinen Abschied vom aktiven Dienst und ließ sich gezwungenermaßen in Wien nieder (er wohnte nach Lehmanns Adressbuch: 3., Esteplatz 5). Seine siebenbürgische Heimat war inzwischen rumänisches Territorium geworden, und Rumänien verweigerte ihm als ehemaligem Kriegsgegner die Rückkehr. Staatsrechtlich war Arz ungarischer Bürger, doch sowohl Ungarn als auch Rumänien verweigerten ihm Pensionszahlungen, weshalb er trotz Spenden und Zuwendungen aus einem Fonds ehemaliger Offiziere in ärmlichen Verhältnissen leben musste. Erschwerend kam hinzu, dass er einen Prozess durchstehen musste, an dessen Ende er jedoch freigesprochen wurde. Man machte Arz den Vorwurf, nach dem Waffenstillstand den Feuereinstellungsbefehl an der italienischen Front zu früh gegeben zu haben, so dass noch viele österreichische Soldaten in italienische Gefangenschaft gerieten. Erst 1926 änderte sich seine finanzielle Lage, als er das Pensionsangebot Ungarns annahm, das jedoch mit der Auflage verbunden war, die Pension immer persönlich in Budapest abzuholen. In Wien verfasste er seine Memoiren und Kriegserlebnisse ohne Selbstrechtfertigung oder politische Ansichten. Während eines Aufenthalts in Budapest, um seine Pension einzulösen, erlitt er einen Herzinfarkt und verstarb am 1. Juli 1935. Er wurde mit höchsten militärischen Ehren auf dem Kerepescher Friedhof in Budapest beigesetzt. Später wurden seine sterblichen Überreste auf den Budapester Neuen Friedhof überführt, wo sich sein Grab noch heute befindet. Hermann Karl Bruno von François (* 31. Januar 1856 in Luxemburg; † 15. Mai 1933 in Berlin-Lichterfelde) war ein preußischer General der Infanterie im Ersten Weltkrieg. Leben Herkunft François war der Sohn des späteren preußischen Generalmajors Bruno von François (1818–1870) und dessen Ehefrau Marie Amalie Helene, geborene von Wentzel (1829–1909). Der jüngere Bruder Hugo fiel in Deutsch-Südwestafrika während der Kämpfe gegen die Herero. Der ältere Bruder Curt war führend an der Erwerbung und kartographischen Erfassung der Kolonie Deutsch-Südwestafrika beteiligt. Militärkarriere François besuchte die Kadettenanstalten in Wahlstatt und Berlin. Er fungierte als Page von Kaiser Wilhelm I. und trat am 15. April 1875 als Sekondeleutnant in das 1. Garde-Regiment zu Fuß der Preußischen Armee ein. Am 1. Oktober 1884 kommandierte man ihn zur weiteren Ausbildung an die Kriegsakademie. Nach drei Jahren verließ er diese als Hauptmann im Generalstab. Als Berufssoldat durchlief François anschließend die typische Stufenleiter militärischer Kommandos. Seit 18. April 1901 war er Oberstleutnant, am 18. April 1903 wurde er Oberst und führte ab 24. August 1904 das Königin Elisabeth Garde-Grenadier-Regiment Nr. 3 in Charlottenburg. Am 18. November 1907 beauftragte man ihn mit der Führung der 49. Infanterie-Brigade und ernannte François am 27. Januar 1908 mit seiner Beförderung zum Generalmajor zum Kommandeur dieses Großverbandes. Daran schloss sich mit seiner Beförderung zum Generalleutnant am 20. März 1911 seine Ernennung zum Kommandeur der 13. Division in Münster an. Am 19. August 1913 wurde er zum General der Infanterie befördert und übernahm am 1. Oktober 1913 als Kommandierender General das I. Armee-Korps in Königsberg. Bei Ausbruch des Ersten Weltkriegs stand das I. Korps im Verband der 8. Armee in Ostpreußen. François erregte schon in den ersten Kriegstagen Aufsehen durch eigenwillige Entscheidungen, die oft Befehlsverweigerungen nahekamen. So postierte er sein Korps gegen die ausdrückliche Anweisung seines Vorgesetzten von Prittwitz direkt an der Grenze und nahm das Gefecht bei Stallupönen auf. Auch leitete er gegen den Befehl durch einen Angriff seines Korps die Schlacht bei Gumbinnen ein, die als taktisches Patt immerhin zu einer Art Propagandaerfolg für die Russen wurde. Im Laufe der Schlacht von Tannenberg Ende August 1914 verweigerte er zwei Mal direkte Befehle des Oberbefehlshabers der 8. Armee, Hindenburg, und seines Generalstabschefs Ludendorff. Einerseits verzögerte er den Angriff seines Korps bei dem Gefecht von Usdau um zwei Tage, andererseits ignorierte er jeden Befehl, den dann gestarteten Angriff im Zuge einer Konsolidierung zu beschränken. Die Meinungen der Militärgeschichtsschreibung über François’ Beitrag zum Sieg in Ostpreußen gehen auseinander. Manche sehen in seinem Verhalten einen günstigen „Unfall“ innerhalb des Befehlssystems der 8. Armee, andere wie Alexander Solschenizyn in seinem Roman August Vierzehn betrachten ihn als strategischen Visionär. Nach der Schlacht an den Masurischen Seen erhielt er am 8. Oktober 1914 für einen Monat den Oberbefehl der 8. Armee, da er durch sein forsches Vorgehen den Kaiser beeindruckt hatte. Inwieweit sein Verhalten das Verhältnis zu dem als „faktischer Kommandeur“ der Ostfront ihm übergeordneten Generalmajor Ludendorff belastete, ist unklar. Am 24. Dezember 1914 übernahm er die Führung des neuaufgestellten XXXXI. Reserve-Korps, nach Einsätzen in der Picardie wurde sein Verband im April 1915 nach Galizien verlegt und nahm Anfang Mai im Verband der 11. Armee an der Durchbruchschlacht von Gorlice-Tarnów teil. Hier erhielt er für die Leistung seiner Einheiten den Orden Pour le Mérite verliehen. Nach der Rückeroberung von Lemberg gab er das XXXXI. Reserve-Korps wieder ab, verließ die Ostfront und übernahm am 29. Juni 1915 im Westen die Führung des VII. Armee-Korps. Dieses Korps wurde ab Juni 1916 bei der 5. Armee in der Schlacht um Verdun verwendet. General Francois übernahm Mitte Juli 1916 zudem die Führung der westlichen Angriffsgruppe an der Maas. Wegen seiner Leistungen vor Verdun und dem Einsatz seines Korps in der zweiten Aisneschlacht wurde ihm im Juli 1917 der Pour le Mérite mit Eichenlaub verliehen. Ende Mai 1918 beteiligte sich sein Korps an der Offensive der 7. Armee im Abschnitt zwischen Soissons und Reims, nach der alliierten Gegenoffensive musste er sein Korps aber Mitte Juni auf Noyon zurücknehmen. Am 6. Juli 1918 gab er die Führung des VII. Korps ab und wurde à la suite des Königin Elisabeth Garde-Grenadier-Regiments Nr. 3 sowie am 14. Oktober 1918 unter Verleihung des Großkreuzes Roten Adlerordens mit Eichenlaub und Schwertern zur Disposition gestellt. Nach seiner Verabschiedung verfasste François eine Reihe von kriegswissenschaftlichen Schriften, darunter die militärische Biografie des ehemaligen deutschen Kronprinzen Wilhelm, der im Weltkrieg die 5. Armee und ab November 1916 die Heeresgruppe Deutscher Kronprinz befehligt hatte, zu der auch François gehörte. Er wurde für seine wissenschaftlichen Verdienste am 20. Mai 1925 von der Universität Tübingen mit der Ehrendoktorwürde geehrt. Familie Er heiratete am 5. Januar 1878 in Potsdam Elisabeth Emma Olga von Besser (1859–1927). Das Paar hatte einen Sohn: Bernhard Hermann (Hardy) (1879–1956), deutscher Schauspieler und Intendanzrat ⚭ 1902 (geschieden) Hedwig Wagner († 1937) ⚭ 1926 Gerda Falke (* 1899) Auszeichnungen Kronenorden I. Klasse Preußisches Dienstauszeichnungskreuz Ehrenkomturkreuz des Fürstlichen Hausordens von Hohenzollern Komtur II. Klasse des Hausordens Albrechts des Bären Kommandeur I. Klasse des Ordens vom Zähringer Löwen Bayerischer Militärverdienstorden II. Klasse Komtur I. Klasse des Großherzoglich Hessischen Philipps-Ordens Ehrenkreuz I. Klasse des Lippischen Hausordens Ehrenkreuz II. Klasse des Reußischen Ehrenkreuzes Komtur II. Klasse des Herzoglich Sachsen-Ernestinischen Hausordens Ehrenkreuz von Schwarzburg II. Klasse Chilenischer Verdienstorden I. Klasse Kommandeur des Erlöser-Ordens Komtur des Ritterordens der Heiligen Mauritius und Lazarus Schwarzer Adlerorden Eisernes Kreuz (1914) II. und I. Klasse Karl Freiherr von Plettenberg (* 18. Dezember 1852 in Neuhaus; † 10. Februar 1938 in Bückeburg) war ein preußischer General der Infanterie, Kommandierender General des Gardekorps und Generaladjutant von Wilhelm II. Leben Herkunft Karl entstammte dem westfälischen Uradelsgeschlecht Plettenberg aus dem Sauerland. Ein Vorfahre wurde erstmals im 11. Jahrhundert erwähnt. Sein Vater Eugen von Plettenberg (1805–1886) war Major und Eskadronchef, seine Mutter Minette (1827–1885), eine geborene von der Borch aus Holzhausen. Neben Karl gab es drei Geschwister: Eugen (der mit 18 Jahren starb), Jenny und Minette. Militärkarriere Nach seiner Erziehung im Kadettenhaus Bensberg trat Plettenberg 1870 in das 5. Westfälische Infanterie-Regiment Nr. 53 der Preußischen Armee in Köln ein. Mit diesem nahm er als Sekondeleutnant 1870/71 am Krieg gegen Frankreich teil und wurde mit dem Eisernen Kreuz II. Klasse ausgezeichnet. Anschließend besuchte er die Kriegsakademie und wurde in das 1. Garde-Regiment zu Fuß versetzt. Dort fungierte er nach der Beförderung zum Hauptmann als Kompaniechef. Unter Beförderung zum Major am 24. März 1890 folgte seine Versetzung nach Bückeburg in das Westfälische Jäger-Bataillons Nr. 7. Dort fungierte Plettenberg vom 18. November 1890 bis zum 15. Juni 1894 als Kommandeur und kam anschließend in gleicher Funktion zum Garde-Jäger-Bataillons nach Potsdam. In dieser Stellung wurde er am 16. Juni 1896 Oberstleutnant. 1898 ernannte man ihn zum Kommandeur des 1. Garde-Regiments zu Fuß. Ab 1902 fungierte er als Inspekteur der Jäger und Schützen und wurde gleichzeitig mit der Wahrnehmung der Geschäfte des Kommandeurs des Reitenden Feldjägerkorps beauftragt. Am 24. Juni 1906 übernahm er den Befehl über die 22. Division in Kassel. Am 12. April 1910 wurde Plettenberg zum General der Infanterie und gleichzeitig zum Kommandierenden General des IX. Armee-Korps in Altona ernannt, am 1. März 1913 übernahm er schließlich die Führung des Gardekorps. Zu Beginn des Ersten Weltkriegs marschierte er im August 1914 mit seinem Korps im Verband der 2. Armee in Belgien ein. Danach kämpften seine Truppen erfolgreich gegen die französische 5. Armee unter Charles Lanrezac in der Schlacht bei St. Quentin und an der Marne. Sein Korps verlegte nach der Aisneschlacht nach Flandern und stand in der Schlacht um Ypern im Abschnitt der Korpsgruppe des Generals Fabeck. Anfang Mai 1915 beteiligte sich seine an die Ostfront verlegten Truppen im Verband der 11. Armee an der Schlacht bei Gorlice-Tarnów. Am 14. Mai 1915 wurde Plettenberg mit dem Pour le Mérite ausgezeichnet, dem höchsten preußischen Tapferkeitsorden (Eichenlaub verliehen im September 1915) und am 27. Januar 1916 à la suite des 1. Garde-Regiments zu Fuß gestellt. Nach Kritik an der Kriegsführung von Erich Ludendorff und Paul von Hindenburg während der Materialschlachten an der Westfront musste Plettenberg am 24. Januar 1917 zurücktreten. Unter Verleihung des Schwarzen Adlerordens und den Schwertern zu dem en sautoir zu tragenden Großkreuz des Roten Adlerordens mit Eichenlaub und der Krone wurde Plettenberg zu den Offizieren von der Armee versetzt und am 6. Februar 1917 zur Disposition gestellt. Plettenberg zählt damit zu den wenigen Generälen, die die drei damals höchsten Auszeichnungen erhalten haben. Nach seiner Pensionierung kehrte er nach Bückeburg zurück, wo noch heute die Plettenbergstraße nach ihm benannt ist. Er war außerdem Besitzer von etwa 80 Morgen Land des ehemaligen Ritterguts Stockum, mit dem die Familie am 16. April 1494 belehnt worden war. Er starb am 10. Februar 1938 in Bückeburg und wurde auf dem dortigen Friedhof beigesetzt. Sein Tod wurde unter anderem in der New York Times berichtet. Familie Im Jahr 1887 heiratete Plettenberg Klara Gräfin von Wedel (1865–1938), eine entfernte Verwandte aus der Linie Bodelschwingh-Plettenberg. Sie hatten zusammen vier Kinder: Walter (*/† 1888) Karl-Wilhelm (1889–1914), Leutnant im 1. Garde-Regiment zu Fuß, der am 30. August 1914 bei Colonfay/Le Sourd in der Schlacht von St. Quentin fiel. Kurt (1891–1945), Generalbevollmächtigter des vormaligen Preußischen Königshauses. Er gehörte zum engeren Kreis der Widerständler vom 20. Juli 1944 und stürzte sich vor einem Verhör im Gestapo-Hauptquartier am 10. März 1945 aus einem Fenster, Luise Minette Mathilde Klara (* 1900) Heirat am 10. Juni 1927 in Hannover Gisbert Freiherr von Ledebur. Die Ehe wurde 1960 geschieden. Auszeichnungen Kronenorden I. Klasse Ritterkreuz des Königlichen Hausordens von Hohenzollern Preußisches Dienstauszeichnungskreuz Ehrenkomturkreuz des Fürstlichen Hausordens von Hohenzollern Großkreuz mit der Krone in Gold des Ordens der Wendischen Krone Komtur des Greifenordens Ehrengroßkreuz des Oldenburgischen Haus- und Verdienstordens des Herzogs Peter Friedrich Ludwig Reußisches Ehrenkreuz I. Klasse mit Krone Komtur I. Klasse des Albrechts-Ordens Komtur des Hausordens vom Weißen Falken Komtur I. Klasse des Herzoglich Sachsen-Ernestinischen Hausordens Ehrenkreuz I. Klasse des Lippischen Hausordens Waldecksches Militär-Verdienstkreuz II. Klasse Waldecksches Verdienstkreuz I. Klasse Großkreuz des Dannebrog-Ordens Großkreuzritter des Royal Victorian Order Großoffizier des Ordens der Krone von Italien Großkreuz des Ordens von Oranien-Nassau Orden der Eisernen Krone II. Klasse Ritter des Franz-Joseph-Ordens Großoffizier des Sonnen- und Löwenordens Komtur des Sterns von Rumänien Offizier des Ordens der Krone von Rumänien Kaiserlich-Königlicher Orden vom Weißen Adler Russischer Orden der Heiligen Anna II. Klasse mit Brillanten Offizier des Serbischen Ordens vom Weißen Adler Großkreuz des Weißen Elefantenordens