Originaldruck von 1914.
Mit zwei Fotoabbildungen auf Vorder- und Rückseite:
Das türkische Hauptquartier mit dem Chef Dschemal Pascha. Mit Randillustration: Deutsche und türkische Fahnen.
Das ursprünglich deutsche Malaria-Hospiz und Krankenhaus der Kaiserin-Auguste-Victoria-Stiftung auf dem Ölberg in Jerusalem, wurde zwischen 1907 und 1909 gebaut. Im Verlauf des Ersten Weltkrieges wurde das Gebäude zum deutschen Lazarett, zur Oberkommandostelle des deutschen Asienkorps und zum Hauptquartier des jungtürkischen Generals Cemal Pascha.
Offiziere und Mannschaften des Kreuzers „Hamidieh“, der früheren „Breslau“. Mit Randillustration: Zepter der Kaiserlichen Marine.
Größe 168 x 102 mm.
Mit minimalen Alterungs- und Gebrauchsspuren, sonst sehr guter Zustand.
Hervorragende Bildqualität auf Kunstdruckpapier – extrem selten!!!
100%-Echtheitsgarantie – kein Repro, kein Nachdruck!!!
Besichtigung jederzeit möglich.
100% guarantee of authenticity - not a reproduction, not a reprint!
Visit any time.
Bitte warten, hier kommt gleich ein großes Bild!!!
"
Aus großem Bildarchiv, weitere Angebote in meinem ebay-shop!
Out of a large archiv, more offers in my ebay shop!
Das Angebot wird als Sammlerstück verkauft - Urheberrechte sind im Kauf ausdrücklich NICHT enthalten!!!
This offer is sold as a collector's item only and no copyrights are being sold here.
Weitere historische Originale finden Sie in meinem ebay-shop!!!
For more original historical prints please take a look in my ebay-shop!!!
Versand ausschließlich per Einschreiben.
Zu Rückgabe und AGB bitte mich-Seite beachten. Die dort hinterlegten Informationen sind verbindlicher Bestandteil dieses Angebots/dieser Artikelbeschreibung!
1. Weltkrieg, 1. WK, 1.WK, 1914, 1st World War, 20. Jahrhundert, Adel, Arab world, Araber, Arabic, Arabien, arabisch, Arabische Halbinsel, Aristokratie, Armee, Asien, Asienkorps, Außenpolitik, Der Europäische Krieg, Deutsche Geschichte, deutsche Militärmission im Osmanischen Reich, Deutsche Orient-Mission, Deutsches Asien-Korps, Deutsches Kaiserreich, Deutsches Orient-Korps, Deutsches Reich, Deutschland, Deutsch-orientalische Beziehungen, Dschihad, Erster Weltkrieg, Front, Geopolitik, German-Turkish friendship, Germany, Glaubenskrieg, Halbmond, Heer, Heerführer, Heerwesen, Heiliger Krieg, Heiliger Oorlog, Heiliges Land, Heldenkampf, Heldenleben, Heldentaten, Heldentum, Historically, Historisch, Historische Bilder, history, IL-91191 Jerusalem, Islam, Islamic, Israel, Jihad, jihad proclamation, Jihad Verkündigung, jihadization, Jungtürkei, Jung-Türkei, Jungtürken, Jung-Türken, Kaiserzeit, Kameradschaft, Kleinasien, Krieger, Kriegsbilder, Kriegs-Bilder, Kriegsfotografie, Kriegsführung, Kriegsgebiet, Kriegsgeschichte, Kriegsjahr 1914, Kriegsland, Kriegsschauplatz, Kriegsschauplätze, Landeskunde, Landesverteidigung, Militär, Militärgeschichte, Militaria, military, Mittelländisches Meer, Mittelmeer, Mohammedaner, Monarchie, Muslime, Muslims, Naher Osten, Opfergang, Orient, Orientalismus, Orientalist, Orientalistik, Ortsansichten, Ortsgeschichte, Ortskunde, Osmanen, osmanisch, Osmanischer Halbmond, Osmanisches Reich, Ottoman Army, Ottoman Empire, Ottoman jihad, Ottoman Palestine, Ottomanisches Reich, Palästina, Palästinafeldzug, Palästinafront, Palestine, Patriotismus, Religionskrieg, religious duty, Sinai, Sinaifront, Soldat, Soldaten, Stadtansichten, Stadtgeschichte Jerusalem, Tapferkeit, Topographie, Truppe, Türkei, Türken, türkisch, Türkische Geschichte, türkische Marine, Türkisches Reich, Turkish, Türkiye, Uniform, Vaterland, Verbündete, Völkerkunde, Vorderasien, Vorderer Orient, wilhelminische Epoche, wilhelminische Weltpolitik, Wilhelminisches Kaiserreich, Wilhelminisches Zeitalter, World War I, Wüstengebiet, WWI, Zeitgeschehen, Zeitgeschichte Ahmet Cemal, bekannt als Cemal Pascha, (* 6. Mai 1872 in Midilli auf Lesbos; † 21. Juli 1922 in Tiflis) war jungtürkischer Nationalist, General und führendes Regierungsmitglied des Osmanischen Reichs. Herkunft und Aufstieg Ahmet Cemal wurde in Midilli auf der Insel Lesbos als Sohn eines Militärarztes geboren. Von Kind an war ihm die militärische bzw. militärärztliche Laufbahn vorgegeben (er promovierte als Chirurg). Als junger Offizier schloss er sich der jungtürkischen Bewegung an und war gemeinsam mit Ziya Gökalp und Mehmet Talaat Gründer des Komitees für Einheit und Fortschritt. Ziel dieser Partei war die Übernahme der Regierung durch die Jungtürken und die grundlegende Erneuerung des türkischen Staatswesens. Als führendes Mitglied im Komitee für Einheit und Fortschritt übernahm Ahmet Cemal die politische Aufgabe, den Einfluss der jungtürkischen Bewegung im türkischen Offizierscorps zu stärken. Cemal Pascha war Freimaurer. Jungtürkische Revolution Unter der Führung des charismatischen Ismail Enver kam es 1908 in Thessaloniki zur offenen militärischen Rebellion der Jungtürken. Ahmet Cemal hatte großen Anteil daran, dass sich viele Offiziere und Mannschaften dem Aufstand anschlossen, was letztlich entscheidend für den Erfolg der Jungtürkischen Revolution war. Die militärische Überlegenheit der aufständischen Truppen zwang die bisherige absolutistische Regierung des Sultans zum Nachgeben. Am 24. Juli 1908 musste Sultan Abdülhamid II. die liberale Verfassung des Großwesirs Midhat Pascha von 1876 wieder in Kraft setzen, die er 1878 selbst außer Kraft gesetzt (aber nie formell abgeschafft) hatte, außerdem die Zensur aufheben, eine Amnestie erlassen und reaktionäre Regierungsmitglieder entlassen. Gegen die Regierungsbeteiligung der Jungtürken unternahmen reaktionäre Kräfte am 13. April 1909 einen Putschversuch, den revolutionäre Truppen unter der Führung Cemals und Envers in wenigen Tagen niederschlugen. Danach entthronten die Jungtürken Sultan Abdülhamid II., den sie für den Putschversuch verantwortlich machten, und ersetzten ihn durch seinen als liberal geltenden, auf jeden Fall jedoch politisch gefügigeren Bruder und Thronfolger Mehmed V.. Zeit als Generalgouverneur und Minister Bereits beim jungtürkischen Aufstand von 1908 eine führende Figur im Militär-Netzwerk dieser Partei, hatte sich Cemal im Frühjahr 1909 erfolgreich an der Niederschlagung des konservativen Gegen-Putsches in Konstantinopel beteiligt. Gleichwohl spielte er zunächst innerhalb der jungtürkischen Regierung nur eine nachgeordnete Rolle in der "zweiten Reihe". Anfang 1909 zum Zivilgouverneur (Wali) einer kleinasiatischen Provinz in der Nähe Konstantinopels ernannt, wurde Cemal bereits im August 1909 als Gouverneur (Wali) der Provinz Adana in Kilikien eingesetzt, wo es im Frühjahr 1909 zu schlimmen muslimischen Massakern an der armenischen Minderheit gekommen war. Cemal gelang es, die angespannte Situation zu beruhigen - er setzte die durch Revolution und Gegenputsch ins Wanken geratene Staatsverwaltung wieder durch und gründete, wie US-Botschafter Morgenthau noch 1914 anerkennend festhielt - sogar ein Waisenhaus für armenische Kinder, deren Eltern ermordet worden waren. Um angesichts der drohenden britischen Expansion in Palästina, Syrien, Arabien und Mesopotamien die dortige militärische und politische Lage zu stabilisieren, übernahm Cemal Bey 1911 das Amt des Generalgouverneurs von Bagdad. Auf Grund der militärischen Niederlage des Osmanischen Reiches im italienisch-türkischen Krieg, die 1911/12 zu erheblichen Gebietsverlusten in Nordafrika und im Dodekanes führte, und aufgrund ihrer zunehmenden Unterdrückung der zahlreichen nicht-türkischen Minderheiten verspielten die Jungtürken jedoch 1912 für kurze Zeit die Macht. Im Juli 1912 wurde die jungtürkische Regierung, der man die Niederlage gegen Italien und die Desorganisation in der Armee anlastete, durch die probritische liberale Partei Freiheit und Einheit gestürzt, der sich auch Vertreter der alten Regierungselite aus der Regierungszeit Abdül Hamids II. anschlossen. Diese Regierung - ihrerseits durch die Jungtürken und deren Anhänger im Offizierskorps bedroht, die sie hart verfolgte - sah sich ab Oktober 1912 ihrerseits mit einem neuen Krieg ("Erster Balkankrieg") gegen die das Osmanische Reich angreifenden Balkanstaaten Montenegro, Serbien, Bulgarien und Griechenland konfrontiert - einen Krieg, den die schlecht organisierte und geführte und zudem im Offizierskorps politisch gespaltene osmanische Armee unerwartet rasch und eklatant verlor. Bis Anfang 1913 ging fast der gesamte osmanische Balkan (damals noch Albanien, Kosovo, Makedonien und Thrazien) an die Angreifer verloren. Die Bereitschaft der liberalen Regierung, diese Gebietsverluste zu akzeptieren und sogar die alte Sultansresidenz Edirne in nächster Nähe der Hauptstadt Konstantinopel abzutreten, führte zu heftiger öffentlicher Unruhe und bereitete dem Militärputsch der Jungtürken unter Enver Bey im Januar 1913 den Weg. Cemal Bey, der mit dem Machtwechsel vom Juli 1912 sein Bagdader Amt verloren und am Balkankrieg als Oberst teilgenommen hatte, stieg erst durch diesen Putsch von 1913 in die engste Führung der Jungtürken auf. Er wurde zum Generalleutnant (mit dem Titel "Pascha") und zugleich zum Militärgouverneur der Hauptstadt Konstantinopel ernannt - ein Amt, das ihn auch zum Chef der dortigen Geheimpolizei machte, um die Sicherheit der neuen Regierung zu gewährleisten. Die neue jungtürkische Regierung unter Großwesir Marschall Mahmud Shevket Pascha musste zunächst ebenfalls den Verlust fast der gesamten europäischen Türkei inklusive Edirnes akzeptieren. Im Sommer 1913, als die siegreichen Balkanstaaten miteinander um die territoriale Beute kämpften, beteiligte sich jedoch auch das Osmanische Reich am Krieg gegen das isolierte Bulgarien und konnte diesem im Zweiten Balkankrieg Edirne wieder abnehmen. Zuvor hatte die jungtürkische Putschregierung mehrere Verschwörungen (sowohl aus Kreisen der gestürzten liberalen Partei als auch aus oppositionellen Fraktionen der Jungtürken selbst) und - freilich um den Preis der Ermordung ihres Großwesirs Shevket Pascha - sogar einen Gegenputsch im Juni 1913 überstanden. Unter dem neuen Großwesir Prinz Said Halim Pascha stiegen daraufhin Talaat Bey, Enver Pascha und Cemal Pascha zu einem Triumvirat mit nahezu diktatorischen Vollmachten innerhalb der Regierung auf. Cemal Pascha trat Ende 1913 als Minister für öffentliche Arbeiten in die Regierung ein und sicherte durch sein Organisationstalent, aber auch durch seine guten diplomatischen Kontakte zur französischen Regierung eine wichtige französische Anleihe für seinen Staat. Um - ähnlich wie dies Kriegsminister Enver Pascha für die Armee bereits durchführte - den strukturellen und personellen Erneuerungsprozess in der osmanischen Kriegsmarine voranzutreiben, wurde Cemal Pascha jedoch bereits im Februar 1914 zum Marineminister ernannt. Als solcher führte er im Juli 1914 geheime Bündnisverhandlungen mit Frankreich, die jedoch in Paris auf Zurückhaltung stießen; nach seiner Rückkehr nach Konstantinopel musste Cemal feststellen, dass eine andere Führungsgruppe innerhalb der Regierung - allen voran Said Halim, Talaat und Enver - ein Militärbündnis mit Deutschland abgeschlossen hatten. Cemal fügte sich, zumal seine eigene Bündnisoption gescheitert war, drang jedoch nach Beginn des Ersten Weltkrieges 1. Weltkrieg im August 1914 erfolgreich darauf, den Kriegseintritt des Osmanischen Reiches auf Seiten Deutschlands so lange zu verzögern, bis die Mobilmachung abgeschlossen war. Gerüchte, Cemal habe grundsätzlich gegen diesen Kriegseintritt erfolglos opponiert, wurden von ihm selbst nach 1918 entschieden bestritten. Im Herbst 1914 schließlich provozierte das Osmanische Reich durch einen Angriff seiner Flotte auf den russischen Kriegshafen Sewastopol die Kriegserklärung der Entente. Mit Kriegsbeginn sah sich Cemal Pascha aus der Regierung und dem Führungszirkel der Jungtürken faktisch verdrängt, indem er auf Bitten Envers fern der Hauptstadt die militärische Führung im Nahen Osten gegen die Briten übernahm. Formell blieb Cemal zwar Marineminister, doch wurde dieses Ressort fortan faktisch durch Enver mitverwaltet. Als Militärbefehlshaber und Generalgouverneur von Syrien (Damaskus) war Cemal mitverantwortlich für die 1915 von der jungtürkischen Regierung angeordnete Zwangsdeportation großer Teile der armenischen Bevölkerungsminderheit des Osmanischen Reiches aus Kleinasien in die syrische Wüste. Was als militärisch bedingte „Evakuierung“ einer politisch unzuverlässigen Minderheit aus bedrohten Kriegsgebieten getarnt wurde, war in Wahrheit eine von der jungtürkischen Führung um Talaat zentral organisierte „endgültige Lösung“ dieses Minderheitenproblems durch Völkermord. Cemal scheint an dieser Entscheidung der Führungsspitze nicht beteiligt gewesen zu sein, nach Einschätzung deutscher Diplomaten hat er „persönlich die Vernichtung der Armenier nicht gewollt“, allerdings auch „nicht aufzuhalten vermocht“ (Konsul Rößler, Aleppo, an den Reichskanzler, 3. Januar 1916). Doch nicht nur auf den Transporten, sondern auch im syrischen Aufnahmegebiet, für das er Verantwortung trug, kamen viele Armenier durch Hunger, Krankheit oder gewaltsame Übergriffe um. Viele Armenier betrachten Cemal daher bis heute als „Aufseher des Völkermords“. Eben deshalb wurde Cemal ab 1918 von der Entente als Kriegsverbrecher gesucht, im Osmanischen Reich als solcher zum Tode verurteilt und schließlich von einer armenischen Geheimorganisation ermordet. Scharf ging Cemal 1917 in Palästina auch gegen jüdisch-zionistische Siedlungen vor - besonders seit jüdische Siedler in Jaffa der Kollaboration mit dem britischen Feind beschuldigt wurden, woraufhin Cemal die „Umsiedlung“ von Juden anordnete. Dabei kam es zu Ausschreitungen und Morden durch osmanische Soldaten. Die militärische Bilanz Cemals als Oberbefehlshaber der 4. Armee in Syrien war zwiespältig. Osmanische Angriffe auf das britische Ägypten verliefen 1915/16 unglücklich, Arabien und der heutige Irak gingen an die Briten verloren. Erfolge erzielte Cemal bei der Abwehr britischer und arabischer Angriffe auf Palästina, die er im März und April 1917 in zwei Schlachten in der Nähe von Gaza zurückwarf. Als sich die desolate militärische Lage in Ostanatolien, wo die Russen gegenüber den Osmanen größere Territorialgewinne erreicht hatten, infolge der Februarrevolution und erst recht der Oktoberrevolution 1917 und des folgenden Ausfalls Russlands als Kriegsgegner überraschend zum Günstigen wendete, übernahm Cemal Ende 1917 in Konstantinopel effektiv wieder das Amt des Marineministers, das er bis zur Kriegsniederlage vom Herbst 1918 innehatte. Im Windschatten der deutschen Siege konnten die Jungtürken mit dem Friedensvertrag von Brest-Litowsk vom 3. März 1918 den Wiedergewinn der 1878 an Russland abgetretenen Distrikte Kars, Ardahan und Batumi feiern. Im Sommer 1918 konzentrierte sich der osmanische Generalstab auf die Eroberung des bisher russischen Aserbaidschan und damit auf die Errichtung eines „pantürkischen Reiches“ bis nach Usbekistan und Turkestan, vernachlässigte jedoch den Abwehrkampf gegen die Briten. Kurz nach dem erfolgreichen Einmarsch der osmanischen Truppen in Baku am Kaspischen Meer brach die osmanische Front in Palästina zusammen. Als sich Ende Oktober 1918 auch die Armeen der Verbündeten Österreich-Ungarn und Bulgarien auflösten und die Kriegsniederlage Deutschlands feststand, war der Erste Weltkrieg für das Osmanische Reich plötzlich verloren. Daraufhin brach das jungtürkische Regime wie ein Kartenhaus zusammen. Nach Unterzeichnung des Waffenstillstands in Mudros am 30. Oktober 1918 musste Cemal (ebenso wie Talaat und Enver) aus Konstantinopel fliehen, um der Verhaftung und Verurteilung durch die neue liberale Regierung zu entgehen, die mit den Siegermächten der Entente zusammenarbeitete und auch den Völkermord an den Armeniern ansatzweise juristisch zu ahnden versuchte. Auch Cemal wurde 1919 in Abwesenheit wegen Kriegsverbrechen zum Tode verurteilt. Am 2. November 1918 gelangte das entmachtete Triumvirat mit deutscher Hilfe nach Berlin, wo Cemal (anders als Talaat, der dort blieb und 1921 ermordet wurde) jedoch nur kurze Zeit lebte. Cemal wollte - ebenso wie Enver - den Krieg gegen Großbritannien in Mittelasien fortsetzen. Zu diesem Zwecke kooperierte er mit den Bolschewiki in Russland, die ihn 1919 über Moskau nach Afghanistan reisen ließen, wo er als Militärberater der afghanischen Armee den erfolgreichen Unabhängigkeitskrieg gegen Großbritannien unterstützte. Cemal wirkte auch bei der Anbahnung militärisch-ökonomischer Kooperation zwischen Sowjetrussland und der türkischen Nationalbewegung um Kemal Atatürk mit, in der sich viele ehemalige Jungtürken sammelten. Durch diese weit verzweigten Aktivitäten geriet Cemal ins Blickfeld armenischer Verfolger, die sich an den ehemaligen jungtürkischen Machthabern für den Tod so vieler Angehöriger ihres Volkes rächen wollten. Am 21. Juli 1922 wurde Cemal in der georgischen Hauptstadt Tiflis von zwei armenischen Attentätern erschossen. In seinem Todesjahr erschienen in Deutschland Cemals Memoiren "Erinnerungen eines türkischen Staatsmannes", in denen er seine eigene Verantwortung für den Genozid an den Armeniern bestritt und diesen gleichzeitig dadurch zu relativieren versuchte, dass er den Völkermord als Reaktion auf eine angeblich von westlichen Mächten geplante Aufteilung des Osmanischen Reiches darstellte. Osmanisches Reich (auch Ottomanisches oder Türkisches Reich; türkisch:Osmanlı İmparatorluğu, osmanische Bezeichnung Devlet-i Âliyye-i Osmaniyye) ist die Bezeichnung für das Reich der Dynastie der Osmanen von ca. 1299 bis 1923. In Europa wurde das Land auch damals als „Türkei“ bzw. „Türkisches Reich“ bezeichnet. Es war mehrere Jahrhunderte lang die entscheidende Macht in Kleinasien, im Nahen Osten, auf dem Balkan, in Nordafrika und auf der Krim. Im Laufe des 18. und vor allem 19. Jahrhunderts wurde es in der Auseinandersetzung mit den europäischen Mächten auf Kleinasien und den Nahen Osten zurückgedrängt und fand in der Türkei seinen Nachfolgestaat. Die Osmanischen Sultane waren strikte sunnitische Muslime und folgten der Hanefitischen Rechtsschule. Die Entstehung des Osmanischen Reiches Die Überlieferungen über die Anfangszeit der Osmanen (Osmanlı, Osmanisches Reich = Devlet-i Âliye, Osmanlı Devleti) sind nur spärlich, wohl weil es sich um ein kleines unter vielen Fürstentümern handelte, die es nach der Zerschlagung des Seldschuken-Reiches in Kleinasien gab. Der Namensgeber Osman I. war zu Anfang des 14. Jahrhunderts der Herrscher über einen nomadischen Stamm, den Klan der Kynyk vom Stamm der Kayi bei Söğüt im nordwestlichen Anatolien, der turkmenischer Herkunft und islamischen Glaubens war. Um 1299 erklärte Osman die Unabhängigkeit seines Beyliks vom Reich der Rum-Seldschuken. Dieses Jahr wird daher traditionell als das Gründungsjahr des Osmanischen Reiches angesehen. Osman gewann nach und nach die Oberhand über die benachbarten türkischen Stämme und erweiterte seinen Herrschaftsbereich auch auf Kosten des Byzantinischen Reiches. Schließlich belagerte er Brussa (Bursa) und Nicaea (Iznik), die beiden größten byzantinischen Städte in Anatolien. Bursa fiel kurz vor seinem Tod im Jahre 1326, Iznik wurde 1331 von seinem Sohn Orhan erobert. Orhan erbte ein Fürstentum, das fast halb so groß wie die heutige Schweiz war. Er machte Bursa zur Hauptstadt, und bis zur Eroberung Konstantinopels im Jahre 1453 blieb es die Grablege der osmanischen Sultane. Das Byzantinische Reich wurde massiv bedrängt und befand sich zu dieser Zeit im Niedergang, sodass die Eroberung der europäischen Seite des Marmarameers (Marmara Denizi) folgte, angefangen mit Gallipoli (Gelibolu) 1354. Auch in Kleinasien gab es im selben Jahr mit Ankara (griech. Angora) Zugewinne. Bei Orhans Tod 1360 war das Reich mehr als dreimal so groß wie beim Tode seines Vaters. Im folgenden Jahr gelang die Einnahme Adrianopels (Edirne), der zweitgrößten byzantinischen Stadt, nach der Schlacht an der Maritza folgte der Übergriff auf Mazedonien (1371). 1389 gelang Murad I. in der Schlacht auf dem Amselfeld ein Sieg über die verbündeten christlichen Fürsten aus Serbien und Bosnien. Wenn auch gleichzeitig in Kleinasien sowohl durch Krieg als auch durch Heirat Zugewinne stattfanden, war inzwischen der europäische Teil des Reiches der wichtigere geworden. So wurde ab 1385 die militärische Führung einem „Beylerbey von Rumelien“ (dem europäischen Teil des Osmanischen Reiches) und einem „Beylerbey von Anatolien“ überantwortet, wobei ersterer den Oberbefehl hatte. Viele der charakteristischen Merkmale des Osmanischen Reiches hatten sich zu dieser Zeit schon herausgebildet. Aus den eroberten Gebieten wurden den Kriegern Pfründen – Timar genannt – gegeben; im Gegenzug mussten sie als Sipahis in der Kavallerie des osmanischen Heeres dienen. Dieses System ähnelte zunächst dem europäischen Lehnswesen des Mittelalters, allerdings gab es auch große Unterschiede. So entwickelte sich beispielsweise keine Leibeigenschaft. Als stehendes Heer wurde die wichtige Infanterie von den Janitscharen (türk. Yeniçeri) gestellt, die vor allem aus der sogenannten Knabenlese auf dem Balkan und dem Kaukasus gewonnen, zum Islam bekehrt wurden und eine Ausbildung erhielten, die sie zu fähigen Instrumenten der Machtpolitik des Reiches machte. Auf Sultan Murad I., der auf dem Amselfeld durch einen Attentäter getötet worden war, folgte Bayezid I. (manchmal auch Beyazıt oder Bayezıt geschrieben), der sich bald daran machte, Konstantinopel (Byzanz) zu erobern, was allerdings zu dieser Zeit noch nicht gelang; Byzanz wurde aber zu Tributzahlungen verpflichtet. 1396 mussten sich die Osmanen einem Kreuzfahrerheer unter dem ungarischen König und späteren Kaiser Sigismund stellen, das in der Schlacht von Nikopolis vernichtend geschlagen wurde. Eine erste Existenzkrise musste das Osmanische Reich durchstehen, als sein Heer in der Schlacht bei Ankara gegen Timur Lenk 1402 vernichtend geschlagen wurde und Bayezid in Gefangenschaft geriet. Der Gründer der Timuriden-Dynastie hatte innerhalb kurzer Zeit ein riesiges Reich von Nordindien über Georgien und Persien bis Anatolien erobert, das aber nach seinem Tod 1405 schnell zerfiel. Die Verwaltung der Gebiete des Osmanischen Reichs hatte er an die Söhne Bayezids, Süleyman (Rumelien), Mehmed (Zentralanatolien mit Amasya) und İsa (anatolischer Teil um Bursa) gegeben. Diese kämpften im Folgenden sowohl um die an Timur verloren gegangenen Gebiete als auch gegeneinander um die Vorherrschaft. In den Kämpfen zwischen den Brüdern wurde Süleyman von einem weiteren Bruder, Musa, 1410 geschlagen, dem wiederum Mehmed 1413 mit Unterstützung von Byzanz eine Niederlage beibrachte (siehe auch Osmanisches Interregnum). Mehmed stellte sich als Sultan des wieder vereinigten Reichs in den folgenden Jahren der Herausforderung, das Land zu konsolidieren und gleichzeitig die alte Größe wiederherzustellen. Auch die Thronbesteigung Murads II. lief nicht reibungslos ab. Kurz vor Mehmeds Tod machte ein Mustafa als angeblicher Sohn Bayezids Ansprüche geltend. Wahrscheinlich war er ein echter Sohn, er wurde aber von Mehmed als „falscher Mustafa“ diffamiert. Sowohl er als auch ein Bruder Murads (der auch als „kleiner Mustafa“ (Küçük Mustafa) bezeichnet wird), der von Byzanz als Thronprätendent aufgebaut worden war, wurden hingerichtet. Bei dieser Gelegenheit musste wiederum ein Versuch der Belagerung Konstantinopels abgebrochen werden. In Südosteuropa war Ungarn zum Hauptgegner geworden. 1440 konnte es die Einnahme der wichtigen Festung in Belgrad abwenden. Vor allem Johann Hunyadi gelangen immer wieder militärische Erfolge, obwohl seine und die Versuche des Papstes, ein Kreuzfahrerheer zur Vertreibung der Osmanen aus Europa zusammenzurufen, in West- und Mitteleuropa kaum Gehör fanden. Drei Jahre später konnte Hunyadi sogar nach Bulgarien vordringen. Auch die Albaner unter Skanderbeg führten einen Unabhängigkeitskampf gegen die Osmanen. Aufgrund der Situation schloss Murad 1444 in Szeged einen zehnjährigen Friedensvertrag, der jedoch sogleich von Ungarn gebrochen wurde, um einen vom Papst initiierten Feldzug durchzuführen. Murad hatte gerade erst die Macht an seinen Sohn Mehmed abgegeben und sich zurückgezogen, trat nun aber wieder an die Spitze des Heers, das die Kreuzfahrer unter dem polnisch-ungarischen König Wladyslaw I. (Ungarn) in der Schlacht bei Warna vernichtend schlug. Abermals musste er 1446 die Macht für den unerfahrenen Nachfolger übernehmen, um einen Janitscharenaufstand niederzuschlagen, und fügte 1448 den Ungarn unter Hunyadi im Kosovo (nach 1389 die zweite Schlacht auf dem Amselfeld) eine schwere Niederlage zu. Mehmed II. bestieg 1451 endgültig den Thron und bereitete sofort die Einnahme von Konstantinopel, dem „Goldenen Apfel“ (bei den Osmanen hatte der goldene Apfel große mythische Bedeutung und galt als Objekt allen Strebens und Glücks, später trug Wien diese Bezeichnung), vor. Dieses Ereignis ist oft als Zäsur in der Geschichte verstanden worden, als Ende des Byzantinischen Reichs und Ende des Mittelalters. Tatsächlich hatte Byzanz jedoch zu dieser Zeit kaum noch Macht und beschränkte sich auf kaum mehr Gebiet als das der (wenn auch wichtigen) Stadt Konstantinopel. Byzanz war Mehmed aber auch deswegen ein Dorn im Auge, weil es mit Orhan einen osmanischen Thronprätendenten aufstellte. Im Fall des „falschen“ Mustafa hatte ein ähnliches Verhalten zum Bürgerkrieg geführt. Konstantinopel fiel nach 54tägiger Belagerung am 29. Mai 1453. Nach den für diese Zeit üblichen Plünderungen wurde die Stadt die neue Hauptstadt des Osmanischen Reichs, und man versuchte, die alte Bevölkerung – wie Griechen und Juden – zum Bleiben zu bewegen und neue dort anzusiedeln. Die Hagia Sophia wurde zur Moschee Ayasofia. Als letzte Überbleibsel byzantinischer Staatlichkeit wurden 1460 das Kaiserreich Trapezunt und die Morea (Peloponnes) unterworfen. Auf dem Balkan taten die Osmanen sich schwerer. 1456 konnte Hunyadi die Eroberung Belgrads abwenden und sicherte die Unabhängigkeit Ungarns für die nächsten siebzig Jahre. Allerdings eroberte Mehmed bis 1459 die Peloponnes und den Rest Serbiens. 1470 kam Albanien, 1475 die Krim dazu. 1481 bestieg den Thron Bayezid II., unter dem sich der Expansionsdrang des Reichs abschwächte. Eine Rolle spielte dabei sein Bruder Cem, der zuerst vom Johanniterorden und später vom Papst als Geisel gegen ihn eingesetzt wurde. Bayezid selbst wurde 1512 von seinem Sohn Selim abgesetzt und wohl vergiftet. Selim setzte vor allem im Osten die Eroberungsfeldzüge fort. 1514 gelang ein Sieg gegen die Safawiden in Persien, 1516 gegen Syrien. Schließlich wurde 1516/17 das Mamelucken-Reich in Ägypten zerschlagen. Damit übernahm das Osmanische Reich das Protektorat über die heiligen Städte Mekka und Medina (d. h. Schutz der Pilgerwege und Versorgung der Städte) und der osmanische Sultan erhielt mit dem Titel Kalif die eindeutige Vormachtstellung im islamischen Kulturkreis. Süleyman der Prächtige Die Ära von Süleyman I. (1520–1566) kann man als den Höhepunkt der Macht des Osmanischen Reichs betrachten. In der osmanischen und türkischen Geschichtsschreibung erhielt er wegen seines Gesetzbuches über die Landes- und Finanzverwaltung den Beinamen „Kānūnī“ („der Gesetzgebende“), in Europa wird er „der Prächtige“ genannt. Er gilt auch als einer der größten Kunstförderer unter den osmanischen Herrschern. Unter seine Regentschaft fallen etwa die architektonischen Meisterleistungen von Mimar Sinan. Durch viele Feldzüge erweiterte Süleyman das Reich Richtung Westen, Osten und Südosten. 1521 eroberte er innerhalb von nur 3 Wochen Belgrad. Die Festung galt damals als die stärkste auf dem Balkan. 1522 landete er mit seinen Truppen auf Rhodos und nahm die Festung im Dezember 1522 ein. Er ließ die Verteidiger aushungern, welche entkräftet aufgeben mussten. Vier Jahre später wurde in der Schlacht von Mohács, in der Ludwig II. getötet wurde, das Schicksal Ungarns besiegelt. Zwar zog das osmanische Heer noch vor Jahresende vorläufig ab, aber um die Thronnachfolge gab es einen Streit zwischen dem Habsburger Ferdinand I. und dem Ungarn Johann Zápolya, der die Osmanen um Hilfe ersuchte. Letztlich fiel das westliche Ungarn an Österreich, während Zápolya im Frieden von Großwardein als König Restungarns unter osmanischer Oberhoheit anerkannt wurde. Nach seinem Tod 1540 besetzte die Pforte das mittlere Drittel des einstigen Ungarn und ließ Zapolyas Sohn das Fürstentum Siebenbürgen. Süleyman wollte auch Malta erobern, doch die Ritter des heiligen Johannes besiegten die Invasionsstreitmacht. Unterdessen nutzte Süleyman I. 1529 die Lage, um erstmals Wien zu belagern, was aber nicht von Erfolg gekrönt war. Nach nur 19 Tagen war Süleyman I. aufgrund eines sehr frühen Wintereinbruchs gezwungen, die Belagerung abzubrechen. Dennoch wurde Österreich als Folge dieses Konflikts langfristig tributpflichtig. Durch drei Feldzüge gegen die Safawiden gelang es dem Osmanischen Reich, den Osten Kleinasiens endgültig zu erobern. Auch an anderen Fronten gab es Expansionen: 1534 Mesopotamien mit Bagdad, 1534 Aserbaidschan, 1540 Teile Dalmatiens, 1547 große Teile des Jemen. 1566 brachen die osmanischen Truppen erneut zu einem Ungarn-Feldzug auf. Süleyman I. starb im Lager vor Szigetvár. Auf dem Sterbebett befahl er seinen Generälen den geordneten Rückzug, um eine geregelte Thronfolge zu gewährleisten. Die Zeit Süleymans leitete auch engere Beziehungen zu den europäischen Mächten ein. 1536 wurde die erste so genannte Kapitulation mit Frankreich unterzeichnet, die freien Handel vereinbarte und Frankreich die Gerichtsbarkeit über seine Untertanen auf dem Boden des Osmanischen Reichs übertrug. Der Beginn des Niedergangs In der Seeschlacht von Lepanto am 7. Oktober 1571 konnten die christlichen Großmächte mit Spanien und Venedig an der Spitze den ersten Sieg mit der fast völligen Vernichtung der osmanischen Flotte erzielen. Die politischen Auswirkungen waren jedoch gering, da die christliche Allianz kurz darauf auseinanderbrach und die Osmanen ein Jahr später ihre Flotte vollständig wieder aufbauen konnten. Die Auseinandersetzung vor Lepanto führte aber zu einer Bereinigung der Einflusssphären im Mittelmeer. Die Türken beschränkten sich jetzt auf ihre Vormachtstellung im östlichen Teil, zum Beispiel mit der Eroberung Zyperns und Kretas, während spanische, maltesische und italienische Flotten das westliche Mittelmeer unter sich aufteilten. 1683 unternahm die Pforte nochmals einen Versuch, Wien zu erobern (siehe Zweite Türkenbelagerung). Was aber schon in der Blütezeit des Osmanischen Reiches 150 Jahre vorher nicht gelang, wurde nun im Feldzug Kara Mustafas gegen Jan III. Sobieski von Polen zum Desaster und zum Wendepunkt der Auseinandersetzung mit den europäischen Staaten. Nachdem in dieser Niederlage die militärischen Schwächen der Osmanen offenkundig geworden waren, begann im folgenden Jahr eine vom Papst initiierte Heilige Allianz aus Habsburg, Venedig und Polen einen Angriff auf das Osmanische Reich an mehreren Fronten. In mehreren schweren Niederlagen bei Slankamen (1691), Mohács (1687) und Senta (1697) mussten im Frieden von Karlowitz der Verlust von Ungarn, Dalmatien, Podolien und der Peloponnes festgeschrieben werden. Als neuer Gegner an der Nordgrenze kam Russland ins Spiel. Ein wichtiges Ziel von Zar Peter I. war ein Zugang zum Schwarzen Meer, den er 1695 mit Asow bekam. 1699 musste das Osmanische Reich Podolien an Polen-Litauen zurückgeben. Die äußeren Schwierigkeiten zogen Probleme im Inneren nach sich. 1687 war Mehmed IV. wegen der militärischen Niederlagen abgesetzt worden. 1703 kam es zum blutigen „Vorfall von Edirne“, in dem Aufständische den Scheichülislam Feyzullah Efendi ermordeten und Sultan Mustafa II. absetzten. Obwohl das Osmanische Reich zunehmend in die Defensive geriet, war es noch immer militärisch sehr potent. 1711 umschloss die Armee des Sultans das russische Heer am Pruth, nachdem das Osmanische Reich auf Bitte des flüchtigen Schwedenkönigs Karl XII. in den Krieg eingetreten war. In den folgenden Verhandlungen musste Peter der Große den Osmanen Asow überlassen. Nachdem der moldauische Woiwode Dimitrie Cantemir zu Russland übergelaufen war, besetzten die Osmanen die Hospodaren-Ämter in Moldau und der Walachei bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts mit Griechen aus dem Phanar-Viertel in Konstantinopel, die schon lange Zeit als Übersetzer in der Politik eine wichtige Rolle gespielt hatten. In den Donaufürstentümern wird diese Epoche als Phanarioten-Herrschaft bezeichnet. Auch gegen Venedig war man erfolgreich und erlangte 1715 die Peloponnes zurück. Weil die Krimtataren mit ihren Raubzügen die Ukraine bedrohten, begann Russland in einem Bündnis mit Österreich 1736 einen Krieg gegen das Osmanische Reich. Die Russen marschierten auf der Krim ein und schwächten den osmanischen Vasallen erheblich. Unter der Führung von Burkhard Christoph von Münnich schlug die russische Armee die Türken bei Otschakow und Stawutschany und nahm die wichtige Festung Chotin ein. Die Österreicher erlitten gegen die Türken eine Niederlage. Im Frieden von Belgrad mussten sie den Osmanen Nordserbien und die kleine Walachei zurückgeben. Russland gewann Asow. In diesem Krieg hatte eine Rolle gespielt, dass die Osmanen ihre Artillerie mit französischen Beratern wie Ahmed Pascha, dem Comte de Bonneval modernisiert hatten. Im Ganzen war in den teuren und verlustreichen Kriegen der vergangenen drei Jahrzehnte keine wesentliche Änderung des Territoriums zu verzeichnen. Danach folgte eine vergleichsweise lange Friedensperiode. Russisch-osmanische Kriege Im Russisch-Türkischen Krieg 1768–1774 musste das Osmanische Reich endgültig erkennen, dass es seine Großmachtstellung verloren hatte. 1770 verlegte Russland seine Flotte aus der Ostsee ins Mittelmeer und vernichtete die bei Çeşme vor Anker liegende osmanische Flotte. Im Frieden von Küçük Kaynarca mussten die Osmanen das Krim-Khanat in die Unabhängigkeit entlassen (es wurde aber schon nach wenigen Jahren eine russische Provinz); Teile des Nordkaukasus gingen an Russland, die Bukowina an Österreich. Keine der beiden Seiten hatte die Absicht, es lange dabei zu belassen. Zarin Katharina II. entwarf ihr so genanntes „Griechisches Projekt“, in dem das Byzantinische Reich als russischer Vasall wiederauferstehen sollte und die übrigen Teile des Osmanischen Reichs zwischen Österreich, Venedig und Russland aufgeteilt werden sollten, woran diese Alliierten jedoch wenig Interesse zeigten. 1783 annektierte Russland die Krim und begann mit deren wirtschaftlichem Aufbau. Die Osmanen, die ohnehin darauf aus waren, ihre Verluste aus dem vorigen Krieg rückgängig zu machen, erklärten im selben Jahr nach verschiedenen Streitigkeiten Russland den Krieg. Nach Anfangserfolgen der Schwarzmeerflotte mussten sie jedoch 1792 im Frieden von Jassy abermals Gebietsverluste hinnehmen, darunter Gebiete zwischen Dnjepr und Bug. Reformen Selim III. zog aus den Niederlagen seine Lehre und führte umfassende Reformen in der Verwaltung und im Militär durch. Parallel zu den Janitscharen versuchte er mit Hilfe europäischer Berater, eine neue Truppe, die nizam-ı cedid, aufzubauen. Seine geplante allmähliche Überführung der Janitscharen in das neue Korps führte jedoch zu Aufständen, die 1807 in seiner Absetzung gipfelten. Es folgten dramatische Ereignisse. Sein Cousin Bayraktar Mustafa marschierte mit seinen Truppen in Konstantinopel ein und plante, Selim wieder als Sultan einzusetzen. Er kam jedoch zu spät, da Selim bereits erdrosselt worden war. Es blieb ihm also nur, den von den Janitscharen eingesetzten Mustafa IV. durch Mahmud II. zu ersetzen, der einer Ermordung nur knapp entkommen war. Mahmud setzte Bayraktar Mustafa als Großwesir ein und folgte einem Reformkurs, wobei er vermied, mit den Janitscharen direkt in Konflikt zu kommen. Schon im nächsten Jahr kam es wieder zu Aufständen. Um zu verhindern, dass er wieder zugunsten Mustafas gestürzt würde, ließ Mahmud seinen Bruder ermorden. Der in Bedrängnis geratene Großwesir sprengte sich in einem Pulvermagazin in die Luft. Der kranke Mann am Bosporus In Ägypten riss der Statthalter Muhammad Ali Pascha allmählich die Macht an sich und ließ die einflussreichen Mamelucken-Emire systematisch liquidieren. Mit Hilfe von Reformen war Ägypten bald in vielerlei Hinsicht der Zentrale in Istanbul überlegen. Muhammad Ali begründete die Chediven-Dynastie, die erst Mitte des 20. Jahrhunderts ein Ende fand. Nachdem sich der osmanische Sultan Mahmud II. geweigert hatte, Muhammad Ali Pascha auch als Statthalter in Syrien einzusetzen, besetzten ägyptische Truppen unter Ibrahim Pascha 1831 Palästina und Syrien und stießen nach einigen Siegen über die Osmanen bei Homs und Konya 1832 nach Anatolien vor. 1838 fühlte sich das Osmanische Reich stark genug, den Kampf gegen die ägyptischen Truppen unter Ibrahim Pascha in Syrien wiederaufzunehmen. Die ägyptischen Truppen besiegten aber die osmanische Armee unter Hafiz Pasha in der Schlacht von Nisibis am 24. Juni 1839. An dieser Schlacht nahm der spätere deutsche Generalfeldmarschall Helmuth von Moltke, als Militärberater bei der türkischen Armee, teil. Erst durch die Intervention Großbritanniens, Russlands, Preußens und Österreichs (1840) wurde Muhammad Ali Pascha 1841 gezwungen, Syrien und Palästina wieder zu räumen. Ein das ganze 19. Jahrhundert durchziehendes Problem der Osmanen war der Nationalismus der von ihnen besetzten Staaten. Zunächst erhoben sich 1804 die Serben; bis 1830 erhielten sie eine weitgehende Autonomie. Auch die Phanariotenherrschaft in den Donaufürstentümern fand 1826 ihr Ende. In den 1820er Jahren gewann die von einigen Europäern unterstützte Unabhängigkeitsbewegung in Griechenland an Dynamik. Ein besonderes osmanisches Problem in diesem Falle stellten die einflussreichen Griechen in der Verwaltung dar, die teilweise mit der Unabhängigkeitsbewegung sympathisierten. Im Krieg von 1826 war Mahmud gezwungen, die Truppen des gehassten Muhammad Ali Pascha von Ägypten zu Hilfe zu rufen. Trotzdem wurde das Osmanische Reich 1830 gezwungen, Griechenland in die Unabhängigkeit zu entlassen. An diesem Beispiel zeigte sich, wie das Osmanische Reich, das von den Medien der Zeit als Kranker Mann am Bosporus persifliert wurde, immer mehr zum Spielball der europäischen Mächte wurde. Russland sah darin eine Chance, seinen Machteinfluss in Europa stärker geltend zu machen und insbesondere einen Zugang zum Mittelmeer und auf den Balkan zu bekommen. Die osmanische Herrschaft auf dem Balkan schien gefährdet, und Russland drängte darauf, die Kontrolle über die wichtigen Meerengen des Bosporus und der Dardanellen zu erhalten. Auf dem Balkan brachte sich Russland als Schutzmacht der dortigen orthodoxen Christen ins Spiel. Bereits früher hatte der russische Zar vergeblich versucht, die Regierungen Österreichs und Großbritanniens für eine Aufteilung des Osmanischen Reiches zu gewinnen. England und Frankreich sperrten sich aber gegen diese russische Expansion. Sie wollten nicht, dass die Schlüsselpositionen in russische Hände fielen und unterstützten die Osmanen, um den Status quo zu erhalten und damit ihre eigene Machthoheit in Südosteuropa an den osmanischen Grenzen zu sichern. In der sog. Orientalischen Frage über Sein oder Nichtsein des Reiches waren sie der Meinung, dass das Osmanische Reich, das in jener Zeit noch immer eine gewaltige Ausdehnung besaß, erhalten werden musste. Sein Zusammenbrechen hätte ein Machtvakuum verursacht. Für Großbritannien, den zu der Zeit wichtigsten Handelspartner des Osmanischen Reiches, ging es außerdem darum, die Verbindungswege nach Indien zu kontrollieren und die Vormachtsbestrebungen Russlands in Asien zu unterbinden (The Great Game). Das führte dazu, dass die Bündnisse sich je nach Situation neu zusammenfanden. Im Krimkrieg (1853–1856), der durch die russische Besetzung der Fürstentümer Walachei und Moldau ausgelöst wurde, kämpften England, Frankreich und später auch Piemont-Sardinien auf Seiten der Osmanen. Im Frieden von Paris ging ein Teil des 1812 von Russland gewonnenen südlichen Bessarabiens im Bereich der Donaumündung (etwa ein Viertel der Gesamtfläche) mit den Kreisen Cahul, Bolgrod und Ismail wieder zurück ans Fürstentum Moldau, das ein autonomer Staat unter Oberhoheit der Pforte war, und das Schwarze Meer wurde entmilitarisiert. Zugleich wurde die territoriale Unabhängigkeit und Unverletzlichkeit des Osmanischen Reichs garantiert. Tanzimat Eine erneute Reformphase (1838–1876) begann, die eng mit dem Namen der Großwesire Mustafa Reşid Pascha und später Ali Pascha und Fuad Pascha verknüpft ist. Die Maßnahmen wurden unter dem Namen „Tanzimat-ı Hayriye“ (Heilsame Neuordnung) bekannt und fallen mit der Regierungszeit von Abdülmecid und Abdülaziz zusammen. Sie stellten die Nichtmuslime im Reich auf die gleiche Stufe wie die Muslime und führten ein neues Justizsystem ein, organisierten das Steuersystem neu und legten eine allgemeine Dienstpflicht in der Armee fest. Im Laufe der folgenden Jahrzehnte wurden auch die Steuerpachten abgeschafft. Die zerrütteten Staatsfinanzen führten am 13. April 1876 zur Erklärung des Staatsbankrotts. Die wichtigsten Reformedikte waren in diesem Zusammenhang das „hatt-i sherif (imperialer Erlass) von Gülhane“ (1839), das „hatt-i hümayun“ (1856), sowie die Verfassung von 1876, in denen schrittweise und mit Einschränkungen (1839 lauten diese „im Rahmen der Scheriatgesetze“) die Gleichheit und Gleichbehandlung aller Untertanen unabhängig von ihrer Religion eingeführt wurde. Mit den von den Mächten eingeforderten Reformen gingen – auch bedingt durch die industrielle Rückständigkeit – zunehmend wirtschaftliche Probleme einher. In den „Kapitulationen“ genannten Handelsverträgen wurde der Markt im Osmanischen Reich für die Europäer geöffnet, und die Einfuhrzölle lagen unter den Ausfuhrzöllen. Durch die mangelnde Wettbewerbsfähigkeit des osmanischen Handwerks wurde das Osmanische Reich zum Exporteur von Rohstoffen und Importeur von europäischen Waren. Unterdessen fanden die Unruhen auf dem Balkan kein Ende. Nach einem Krieg gegen Serbien 1876 wurde in Istanbul eine internationale Konferenz einberufen, die mit dem Frieden von San Stefano abgeschlossen wurde und u.a. die Zukunft des Balkan diskutierte. Um seine Reformbereitschaft zu demonstrieren, kündigte der durch einen Staatsstreich an die Macht gekommene Abdülhamid II. eine Verfassung an, die ein parlamentarisches System einführen würde. Eine wichtige Rolle bei deren Entwurf spielte der Großwesir Midhat Pascha. Als Ergebnis der Konferenz fassten die Mächte Autonomie sowohl für zwei Provinzen auf bulgarischem Gebiet als auch für Bosnien und Herzegowina ins Auge. Als die Pforte dies ablehnte, erklärte Russland den Krieg, besetzte den gesamten europäischen Teil der Türkei und rückte auf Istanbul vor. Da die anderen europäischen Mächte wiederum ihre Interessen bedroht sahen und ein europaweiter Krieg drohte, wurde 1878 der Berliner Kongress organisiert, dessen Hauptinitiator Bismarck war. Hier erhielten Serbien und Montenegro ihre Unabhängigkeit, und die schon vorher in Personalunion regierte Walachei mit der Moldau schlossen sich zu dem selbständigen Staat Rumänien zusammen. Der Berliner Kongress wurde mit dem Berliner Vertrag abgeschlossen, der u.a. mehrere Artikel des Friedens von San Stefano dermaßen revidierte, dass der alleinige russische Einfluss auf das Osmanische Reich in Einfluss aller europäischen Mächte auf das Reich erweitert wurde. Innenpolitisch machte Abdülhamid II. seine Regierungsreformen wieder rückgängig. Midhat Pascha wurde abgesetzt und das Parlament aufgelöst. Abdülhamids Regierungszeit wurde durch Despotie und Spitzelei geprägt, und als Sultan hatte er de facto die alleinige Macht. Finanziell geriet die Pforte nun vollends in die Abhängigkeit der europäischen Großmächte. Nachdem der Staatsbankrott erklärt worden war, übernahm die Dette publique einen Gutteil der Finanzverwaltung. Das europäische Kapital konnte ungehindert in den Staat eindringen. Seine Interessen konzentrierten sich auf die Rohstoffquellen im Irak, aber auch Großprojekte wie den Bau der Bagdadbahn. Dabei kam das Deutsche Reich zum Zuge, das spätestens seit dem Berliner Kongress zum guten Partner für das Osmanische Reich geworden war. Am Anfang des 20. Jahrhunderts erstarkten wieder die inneren Oppositionskräfte, insbesondere die Bewegung der Jungtürken, die ihren Ausgangspunkt vor allem in Saloniki hatte. 1908 musste angesichts der Bedrohung durch aufständische Truppen die Verfassung wieder in Kraft gesetzt werden. Die Bewegung der Jungtürken Die Verwirrung machte sich Bulgarien zunutze, um zusammen mit Ostrumelien einen unabhängigen Staat zu gründen. Bosnien und die Herzegowina wurden von Österreich-Ungarn annektiert, die faktisch bereits 1878 angegliedert worden und nur noch nominell türkisch waren (Bosnische Annexionskrise). Die enormen Gebietsverluste legten die reaktionären Kräfte der Jungtürkischen Führung zur Last und versuchten 1909 einen Staatsstreich. Dessen Misslingen führte dazu, dass Abdülhamid durch seinen Bruder Mehmed V. (Mehmed Reşat) ersetzt wurde. Der Sultan hatte von da an im wesentlichen nur noch Repräsentationsfunktionen, während die Regierung vom Großwesir eingesetzt wurde. Dieser wiederum wurde unter wesentlichem Einfluss der Jungtürken ernannt. Durch eine veränderte Verfassung wurde ein parlamentarisches System etabliert. Die Jungtürken verfolgten einen Reformkurs, der allerdings durch die angespannte außenpolitische Lage gehemmt war. Ein folgenschweres Element ihrer Politik war der türkische Nationalismus. So wurde etwa in den arabischen Provinzen die türkische Sprache als Amtssprache eingesetzt. In den nachfolgenden Kriegen verlor die Regierung so den Rückhalt der Bevölkerung in den nichttürkischen Gebieten. Das Jahrzehnt der Jungtürken-Regierung war durch eine Reihe von schweren Kriegen geprägt. Zunächst ging 1911 Tripolis an Italien verloren. Im Ersten Balkankrieg schlossen Albanien, Bulgarien, Serbien, Griechenland und Montenegro 1912 den Balkanbund gegen das Osmanische Reich, das dadurch fast alle europäischen Besitzung einschließlich der Stadt Edirne verlor. Nur knapp einen Monat später griff Bulgarien seine ehemaligen Verbündeten an (Zweiter Balkankrieg), die von den Osmanen unterstützt wurden. Nach der Niederlage Bulgariens wurde der Grenzverlauf in den Verträgen von Bukarest und von Istanbul so festgelegt, wie er noch heute zwischen Bulgarien und der Türkei verläuft. Der Erste Weltkrieg und seine Auswirkungen Im 1914 beginnenden Ersten Weltkrieg versuchte man zunächst, sich in einer „bewaffneten Neutralität“ aus den Kampfhandlungen herauszuhalten. Es war vielen klar, dass man sich an eine Großmacht anlehnen müsste, um militärisch überhaupt standhalten zu können. Traditionell hatte man oft mit dem Deutschen Reich kooperiert (insbesondere wegen des Bagdadbahn-Projekts), aber auch mit den Entente-Mächten gab es enge Beziehungen und einen regen Handel. Auf Betreiben Enver Paschas kam es schließlich zu einem Kriegsbündnis mit Deutschland und Österreich-Ungarn, das allerdings im Kabinett umstritten war. Das Osmanische Reich begriff den Weltkrieg als Chance zur Rückeroberung verlorengegangener Gebiete auf dem Balkan, zu expansionistischen Zielsetzungen in Richtung Kaukasus und Zentralasien und zur Verhinderung der armenischen Reformfrage. Die armenische Reformfrage war eine andere Dimension der orientalischen Frage und bedeutete, dass die westlichen Mächte und Russland unter dem Vorwand der Kontrolle der Reformen zugunsten der Armenier jederzeit in das Osmanische Reich intervenieren konnten, wobei am Ende der Interventionen die Aufteilung des Reiches das Ziel war. Die osmanische Führung während des Kriegs (die jungtürkische Partei Ittihad ve Terakki) kündigten bald nach dem Kriegseintritt das Abkommen vom 8. Februar 1914. Mitten im Weltkrieg, am 5. September 1916, kündigte die osmanische Führung alle weiteren Verträge und Abkommen, die internationale Interventionsmöglichkeiten enthielten. Dazu gehörten der Vertrag von Paris (1856), der Berliner Vertrag (1878), die Deklaration von London (1871). Am 24. April 1915 veranlasste die osmanische Regierung die Verhaftung und die Deportation armenischer Zivilisten in Istanbul. Ihre antiarmenische Politik mündete in der Ermordung von ca. 600.000 bis zu 1,5 Millionen Armeniern. Durch die Deportationen kamen etwa zwei Drittel der auf dem Gebiet des Osmanischen Reiches lebenden Armenier ums Leben. (Siehe auch: Völkermord an den Armeniern) Die Folgen des Krieges waren katastrophal. In Arabien hatte man den britischen Kräften nichts entgegenzusetzen. Schon 1916 schüttelte der Emir von Mekka, Husain Ibn Ali die osmanische Oberhoheit ab und rief sich zum König von Arabien aus. Er wurde schließlich als König des Hedschas anerkannt, während der übrige Teil des Reichs gemäß dem Sykes-Picot-Abkommen in Interessensphären aufgeteilt wurde. Ein Teil Palästinas wurde 1917 in der Balfour-Deklaration als „nationale Heimstatt“ für die Juden ohne Abstimmung mit den dort lebenden Menschen (zumeist Palästinenser) versprochen. Wegen der Oktoberrevolution in Russland schied dieses zwar mit dem Friedensvertrag von Brest-Litowsk aus dem Krieg aus, aber die Siegermächte besetzten im November 1918 einen Großteil des ehemaligen Osmanischen Reiches. Das Jungtürkische „Triumvirat“ aus Cemal Pascha, Talat Pascha und Enver Pascha wurde entlassen und flüchtete. Nachdem im selben Jahr Mehmed V. gestorben war, rückte sein Bruder Mehmed VI. (Mehmed Vahideddin) nach, der aber den Siegermächten politisch völlig ausgeliefert war, und der nach Abschaffung des Sultanats im November 1922 Istanbul verließ. Die Entstehung der modernen Türkei Es entstand eine Widerstandsbewegung gegen das Besatzungsregime. Die herausragende Rolle spielte dabei der General Mustafa Kemal Pascha (später wurde Mustafa Kemal vom türkischen Parlament der Beiname Atatürk („Vater der Türken“) verliehen). Schon bald bildete die kemalistische Bewegung in den nicht besetzten Gebieten eine Art Gegenregierung. Bei den im Dezember 1919 durchgeführten Wahlen errang die Befreiungsbewegung eine Zweidrittelmehrheit und zog nach Angora (heute Ankara) als Sitz um. Im April 1920 konstituierte sich hier die „Große Türkische Nationalversammlung“. Die neue Regierung pflegte gute Beziehungen zum mittlerweile bolschewistischen Russland und wurde von Frankreich, das das Mandat für das südliche Zentralanatolien hatte, faktisch anerkannt. Der 1920 von der Hohen Pforte unterzeichnete Vertrag von Sèvres, der dem türkischen Staat die Souveränität aberkannte, wurde von Ankara nicht anerkannt. Es kam zum nationalen Befreiungskrieg, in dem die griechischen Truppen aus Kleinasien zurückgeschlagen wurden. Auch der überwiegende Teil der griechischen Zivilbevölkerung vor allem in Smyrna (von da an türkisch İzmir) wurde vertrieben. Von griechischer Seite werden diese Ereignisse auch als die „Kleinasiatische Katastrophe“ bezeichnet. Die Erfolge der Kemalisten sorgten für einen herben Prestigeverlust für die Regierung Sultan Mehmeds VI. In den Verhandlungen um den Vertrag von Lausanne 1923 war diesmal eine Delegation der Kemalisten aus Ankara vertreten, was einer internationalen Anerkennung gleichkam. Zur Lausanner Konferenz (die am 30. November 1922 startete) war formal auch die Istanbuler Regierung eingeladen. Um zu verhindern, dass die Türkei durch zwei Regierungen vertreten wird, schaffte die Regierung in Ankara unter Mustafa Kemal am 1. November 1922 das Sultanat offiziell ab. Drei Tage danach trat die Istanbuler Regierung unter Ahmed Tevfik Pascha offiziell zurück. Der 4. November 1922 ist somit der letzte Tag der Existenz des Osmanischen Reichs. Am 23. Oktober 1923 wurde Ankara zur Hauptstadt erklärt und am 29. Oktober offiziell die Republik ausgerufen; Mustafa Kemal Pascha wurde Staatspräsident, Ismet Pascha, dem später aufgrund der Siege bei Inönü der Nachname „Inönü“ verliehen werden sollte, Ministerpräsident der neu gegründeten Republik. Der letzte Sultan, Mehmed VI., und alle Angehörigen der Dynastie Osman mussten das Land für immer verlassen. Sultane, Großwesire, Türkei, Türkenkriege, Byzantinisches Reich, Islam, Ulama, Eyalet, Vilayet. Die Kaiserliche Marine entstand nach der Reichsgründung 1871 aus der Marine des Norddeutschen Bundes. Die Reichsverfassung vom 16. April 1871 bezeichnet die Marine des Reichs meist als Kriegsmarine, an einer Stelle aber auch als Kaiserliche Marine. Für den Marinegebrauch wurde letztere Bezeichnung am 1. Februar 1872 eingeführt. Sie bestand bis zum Ende des Ersten Weltkriegs 1918. Den Schiffsnamen der Kaiserlichen Marine wurde – vergleichbar der Tradition in der britischen Marine (HMS = His/Her Majesty's Ship) – das Kürzel S.M.S. (für "Seiner Majestät Schiff") vorangestellt. 1871 bis 1890 1. Februar 1872 wurden deren bisherige Marinebehörden zur Kaiserlichen Admiralität zusammengefasst, deren erster Chef General der Infanterie Albrecht von Stosch wurde. Den Oberbefehl hatte der Kaiser inne. Anfangs bestand die Hauptaufgabe im Küstenschutz und im Schutz der deutschen Seehandelswege, obwohl schon bald erste Auslandsstationen gegründet wurden. In den 80er Jahren des 19. Jahrhunderts beteiligte sich die Kaiserliche Marine an der Gewinnung von Kolonien in Afrika, Asien und Ozeanien. Kiel an der Ostsee und Wilhelmshaven an der Nordsee waren gemäß der Reichsverfassung Reichskriegshäfen. Zu den Aufgaben der Marine gehörte auch die allgemeine Repräsentanz des Reichs im Ausland und vor allem in Übersee. Bereits die Preußische Marine hatte, wie in der damaligen Zeit üblich, Auslandskreuzer eingesetzt, die die diplomatische Interessenvertretung Preußens und später des Reichs insbesondere gegenüber kleineren Staaten zu unterstützen hatten. Ein besonderes Beispiel für diese Form der Zusammenarbeit von Diplomatie und Marine, der klassischen Kanonenbootdiplomatie, war die sogenannte Eisenstuck-Affäre in Nicaragua 1876-1878. 1890 bis 1914 Unter dem flottenbegeisterten Kaiser Wilhelm II. (1888 - 1918) gewann die Marine an Bedeutung, und eine große maritime Rüstungsindustrie entstand. Der Kaiser-Wilhelm-Kanal wurde 1895 fertiggestellt und erlaubte eine schnelle Verlegung der Seestreitkräfte zwischen Nord- und Ostsee. Ab 1889 änderte sich die Führungsstruktur. Marinekabinett, Oberkommando der Marine und Reichsmarineamt (von 1897-1916 war Großadmiral (seit 1911) Alfred von Tirpitz dessen Staatssekretär) entstanden. 1898 beschloss der Reichstag ein neues Flottengesetz, welches den weiteren Ausbau festlegte. Das Oberkommando wurde 1899 durch den Generalstab abgelöst, und der Kaiser übernahm erneut den Oberbefehl. Tirpitz gelang es mit Hilfe seines "Nachrichtenbüros" und des Deutschen Flottenvereins, durch geschickte Propaganda im Deutschen Reich eine große Begeisterung für die Flotte zu erzeugen. Die Flottenrüstung war, wie auch in den anderen Marinen der damaligen Zeit, von einer schnellen technischen Entwicklung gekennzeichnet. Nacheinander wurden neue Waffensysteme eingeführt, wie die Seemine, der Torpedo, das U-Boot und die Marineflieger mit Flugzeugen und Luftschiffen. Obwohl alle diese Entwicklungen bereits mit einfachen Modellen im amerikanischen Bürgerkrieg zum Einsatz gekommen waren, war ihre Bedeutung für künftige Seekriege zunächst kaum erkannt worden. Eine Veränderung der Doktrin zu Verteidigungskrieg und Seeschlacht mündete mit dem Aufbau der Hochseeflotte in einem Wettrüsten mit England. Die aus dem deutsch-englischen Gegensatz entstandene Isolierung des Deutschen Reichs hatte entscheidenden Einfluss auf den Ausbruch des Ersten Weltkriegs. Eines der wesentlichen Probleme der Kaiserlichen Marine war bis gegen Ende des Ersten Weltkriegs die mangelhafte interne Koordination. Da der Kaiser selber den Oberbefehl ausübte, fehlte es an der Koordination zwischen den diversen direkt unterstellten Marinedienststellen mit direktem Vorspracherecht beim Kaiser, den sogenannten Immediatstellen, von denen es zeitweise bis zu acht gab. Dazu gehörten der Staatssekretär des Reichsmarineamts, der Chef der Hochseeflotte, die Chefs der Marinestationen. Organisatorisch bildete die Hochseeflotte ab dem Beginn des 20. Jahrhunderts den Kern der Kaiserlichen Marine. Daneben gab es das Ostasiengeschwader, die Mittelmeer-Division und diverse Landdienststellen, wie etwa die Marinestationen der Nordsee und der Ostsee. Hochseeflotte Noch bis zum Ende des 19. Jahrhunderts war es allgemein üblich, Flotten nur in den Sommermonaten aktiv zu halten, während im Winter die meisten Schiffe aufgelegt wurden. Nach der Aktivierung im Frühjahr bedurfte es großer Übungen, um die Schiffe einsatzfähig zu machen. Zu diesem Zweck wurde in der Kaiserlichen Marine alljährlich die so genannte Übungsflotte zusammengezogen, an deren Spitze ein Admiral als Flottenchef stand. Um 1900 wurde die Übungsflotte zunächst in Schlachtflotte und 1906 in Hochseeflotte umbenannt. Ihr erster Chef war der Bruder des Kaisers, Prinz Heinrich. Die Hochseeflotte bildete den Kern der Kaiserlichen Marine. Bei Kriegsausbruch im August 1914 betrug ihre Stärke: 14 Schlachtschiffe 22 Linienschiffe 8 Küstenpanzerschiffe 5 Große Kreuzer (Schlachtkreuzer) 7 Große Kreuzer (Panzerkreuzer) 12 Kleine Kreuzer 89 Torpedoboote (im Flottendienst) 19 U-Boote Die Schlachtschiffe, Linienschiffe und Küstenpanzerschiffe bildeten zu dieser Zeit sechs Geschwader, die Kreuzer bildeten fünf Aufklärungsgruppen, die Flottentorpedoboote waren in acht, die U-Boote in zwei Flottillen eingeteilt. Zusätzlich zu den oben aufgeführten Einheiten gehörten zur Hochseeflotte vier Hafenflottillen mit Kleinen Kreuzern und Torpedobooten. Die Chefs der Hochseeflotte im Ersten Weltkrieg waren: 1914 - 1915 Admiral Friedrich von Ingenohl 1915 - 1916 Admiral Hugo von Pohl 1916 - 1917 Admiral Reinhard Scheer 1917 - 1918 Admiral Franz Ritter von Hipper Ostasiengeschwader Das Ostasiengeschwader ging 1897 aus dem vormaligen Kreuzergeschwader hervor. Es war ein selbständiger Verband, der die Aufgabe hatte, deutsche Interessen im asiatisch-pazifischen Raum zu unterstützen. Nach Ausbruch des Ersten Weltkriegs versuchte das Geschwader, unter Vizeadmiral Graf Spee, rund um Südamerika nach Deutschland durchzubrechen, wurde aber bei den Falklandinseln durch überlegene britische Kräfte gestellt und vernichtet. Der Erste Weltkrieg Der Erste Weltkrieg offenbarte schnell die konzeptionellen Fehler der deutschen Flottenrüstung. Großbritannien verhängte eine Fernblockade gegen das Deutsche Reich und hielt seine Schlachtflotte außerhalb der Reichweite der Hochseeflotte. Die Seeschlachten des Ersten Weltkriegs (u.a. Gefecht auf der Doggerbank, Skagerrakschlacht) hatten deshalb für den Gesamtverlauf keine entscheidende Bedeutung. Zum Kriegsende sollte die Kaiserliche Marine gemäß einem Flottenbefehl vom 24. Oktober 1918 zu einer letzten großen Schlacht ("ehrenvoller Untergang") gegen die Royal Navy antreten. Das wurde durch den Matrosenaufstand verhindert. Dieser mündete in die Novemberrevolution, die das Ende des Kaiserreichs bedeutete. Die Verluste an Menschenleben im Seekrieg werden für das Deutsche Reich mit 1.569 Offizieren, 8.067 Deck- und Unteroffizieren und 25.197 Mannschaften angegeben. An sie erinnert das 1936 am 20. Jahrestag der Skagerrakschlacht eingeweihte Marineehrenmal in Laboe bei Kiel. Selbstversenkung der Hochseeflotte Nach Ende der Kampfhandlungen wurde die Hochseeflotte gemäß den Waffenstillstandsbestimmungen im schottischen Scapa Flow interniert. Die Schiffe waren entwaffnet worden und nur mit Notbesatzungen besetzt. Als im Sommer 1919 die Bedingungen des Versailler Vertrages und die damit verbundene Ablieferung großer Teile der Flotte an die Siegermächte bekannt wurde, ließ Konteradmiral Ludwig von Reuter die unter seinem Kommando befindliche Hochseeflotte am 21. Juni 1919 versenken. Damit war der Kern der Kaiserlichen Marine zerstört. Mit der Selbstversenkung hatte die Marine zwar einen Teil des im Krieg und insbesondere während der Revolution verlorenen Ansehens zurückgewonnen, jedoch waren harte Konsequenzen zu tragen. Die Alliierten verlangten nicht nur die Übergabe anderer, zum Teil recht moderner Schiffe, die für die neue Reichsmarine hätten den Grundstock bilden sollen, sondern auch den größten Teil der noch bestehenden deutschen Handelsflotte. Die durch die Versenkung unbrauchbar gewordenen Schiffe hatten noch einen großen Schrottwert. Außerdem blockierten sie die besten Ankerplätze in der Bucht von Scapa Flow. Deshalb wurden sie bis zum Zweiten Weltkrieg zum größten Teil gehoben und verschrottet. Bis heute wird jedoch gelegentlich hochwertiger Stahl aus den Wracks für medizinische Geräte geborgen. Dieser Stahl ist deswegen wertvoll, weil er nicht atmosphärischer Strahlung während der Zeit der oberirdischen Nukleartests ausgesetzt war und sich deshalb gut zum Bau von derartigen Messgeräten eignet. Bilanz Hatte die Marine in den Einigungskriegen von 1866 und 1871 noch keine praktische Rolle gespielt, so wurde sie in den Folgejahren mit Augenmaß und den Bedürfnissen des Reichs entsprechend aufgebaut. Nach Bismarcks Entlassung 1890 begann unter Kaiser Wilhelm II. und Tirpitz das große Flottenwettrüsten, das eine der wesentlichen, jedoch nicht die einzige Ursache des Ersten Weltkriegs war. Es war ein Element einer verfehlten Bündnis- und Rüstungspolitik. Im Ersten Weltkrieg zeigte sich, dass die Hochseeflotte falsch konzipiert und schlecht geführt war. Sie konnte nicht entscheidend zum Kriegsausgang beitragen, und der Unmut ihrer Soldaten entlud sich in Meutereien, die wesentlich zum Ende der Monarchie beigetragen haben. Die Deutschen Militärmissionen im Osmanischen Reich waren verteidigungspolitische Vorhaben zur Modernisierung der Osmanischen Armee in der Zeit des Deutschen Kaiserreichs. Die Militärmissionen unter den deutschen Generälen von der Goltz und Liman von Sanders stellten neben dem Bau der Bagdadbahn einen maßgeblichen Beitrag zur Intensivierung des deutsch-türkischen Verhältnisses dar, was das Osmanische Reich mit veranlasste, auf Seiten der Mittelmächte in den Ersten Weltkrieg einzutreten. Vorgeschichte Seit dem Ende der zweiten Belagerung Wiens 1683 hatte sich das Osmanische Reich in Europa auf dem Rückzug befunden. Die vielfältigen Niederlagen der Osmanen hatten zu einer moralischen Schwächung der „Türken“ geführt. 1730 war der Sultan durch Revolution gestürzt worden und die Janitscharen hatten darauf über Jahre eine Willkürherrschaft errichtet. Nach dem Krieg gegen Russland und Österreich traten 1739 die vermittelnden Franzosen als führende Bundesgenossen der Türken hervor und wurden schließlich offiziell als Beschützer der lateinischen Christen (Katholiken) im Osmanischen Reich anerkannt. In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts begann ein folgenschwerer politischer Machtumschwung, der anstelle des deutschen Kaisers den russischen Zaren zum Vorkämpfer gegen die Osmanen werden ließ. Seitdem sind die Türken vor allem von Russland bedroht. Das Bündnis Friedrichs des Großen 1761 (Allianz von Bunzelwitz) und seines Nachfolgers 1791 (gegen Russland) brachte erstmals Beziehungen zum aufstrebenden Preußen, die letztlich zum Bündnis im Ersten Weltkrieg führen. 1798-1800 führte das französische Vorgehen in Ägypten zum vorübergehenden Bruch mit dem traditionell befreundeten Osmanischen Reich und ließ England politisch ins Blickfeld der Türken treten. Die napoleonische Ägyptische Expedition läutete für den Nahen Osten und die Türken eine neue Epoche ein. Den militärischen Reformen am Anfang des 19. Jahrhunderts folgten zivile - in Abhängigkeit und unter dem Druck der Großmächte, die dem Osmanischen Reich zunehmend Schutz vor Russland boten. Aber die zivilen Reformen begünstigten auch das wachsende Nationalgefühl der Araber und Balkanvölker, so dass der Sultan Ende des 19. Jahrhunderts eine reaktionäre Politik betrieb, die schließlich in der jungtürkischen Revolution 1908 zusammenbrach. Während des 19. Jahrhunderts erwies sich besonders auf literarischem und pädagogischen Gebiet vor allem Frankreich als Vorbild der Türken. Militärisch und wirtschaftlich setzte sich dagegen um die Wende zum 20. Jahrhundert der deutsche Einfluss immer stärker durch. Der Rekrutierung ausländischer Experten bei der Modernisierung der Osmanischen Armee hatten sich bereits alle reformorientierten Sultane seit Abdülhamid I. (1774-1788) und Selim III. (1788-1807) bis Mahmud II. (1808-1839) bedient. Die jüngsten deutschen Militärreformen fallen schließlich in die Zeit von Abdülhamid II. (1876-1909) und Mehmed V. (1909-1918). Die Militärreformen des 18. und frühen 19. Jahrhunderts Abdülhamid I. hatte im Unterschied zu früheren Reformperioden keine zum Islam zwangskonvertierten Überläufer mit der Reform beauftragt, sondern es westlichen Beratern ermöglicht, für eine begrenzte Zeit in seinen Dienst zu treten, so z. B. dem Baron von Tott. Der Wirkungsbereich der Reformen war mit Ausnahme der Errichtung eines Flottenstützpunktes in Sinop jedoch hauptsächlich auf Konstantinopel beschränkt. Sein Neffe Selim III. suchte die Hilfe des traditionell befreundeten Frankreichs für die Reform des osmanischen Militärs, zögerte jedoch 1804 - auch hervorgerufen durch die Unaufrichtigkeit der französischen Politik - bis die europäischen Erfolge der französischen Armee ab 1805 schließlich 1806 zu einer französischen Militärmission in Konstantinopel unter Botschafter und General Sébastiani führten, die die Meerengen befestigte und den englischen Angriff 1807 erfolgreich abwehrte. Doch wurde die Mission abrupt nach Aufständen von Janitscharen-Hilfstruppen (Yamak) und Janitscharen durch die Absetzung Selim III. 1807 beendet. Unter Mahmud II. begann ab 1809 ein schleichender Reformprozess. Er schloss mit dem britischen Gesandten, Sir Robert Adair (später abgelöst von Stratford Canning, 1852 ernannt zum Viscount Stratford de Redcliffe), einen Friedensvertrag an den Dardanellen mit der geheimen Vereinbarung der Unterstützung durch die britische Marine für den Fall eines Angriffs Frankreichs, Österreich-Ungarns oder Russlands auf das Osmanische Reich in der Adria oder Ägäis. Es gelang ihm, die großen Einfluss auf das Volk ausübende Ulema für sich zu gewinnen und 1826 einen Aufstand der Janitscharen gegen die Einführung europäischer Militärgewohnheiten niederzuwerfen und die Janitscharen-Armee abzuschaffen. Deutsche Militärreform im Osmanischen Reich ab 1882 Vorgeschichte Seit der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts unter Sultan Mahmud II. hatten immer wieder preußische Offiziere für kurze Zeit Dienst in der osmanischen Armee getan, doch waren engere Kontakte zwischen Konstantinopel und Berlin bis weit in die Bismarck-Ära hinein selten. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zeichnete sich die aufstrebende deutsche Industriemacht nun zunehmend für den Sultan Abdülhamid II. dadurch aus, dass sie keine territorial-kolonialen Interessen in den das Osmanische Reich berührenden Bereichen hegte, während etwa England 1881 Ägypten besetzt hatte und den Suez-Kanal als Tor nach Asien, Australien und Afrika ansah, Frankreich sich Tunesien einverleibt und Syrien anvisiert hatte, Russland den Kaukasus bedrohte und selbst Italien auf Tripolitanien und die Dodekanes spekulierte. Auch der wirtschaftliche Einfluss der Deutschen war bis in die späten 80er Jahre des 19. Jahrhunderts unbedeutend gegenüber dem auch weiterhin auf hohem Niveau bleibenden Frankreichs und dem nun stark nachlassenden Englands. Nach der Niederlage gegen Russland 1877/1878 sah sich der Sultan gezwungen, ausländische Hilfe für die Reorganisation der osmanischen Streitkräfte in Anspruch zu nehmen, um die Bedrohung durch außen- und innenpolitische Gegner abwehren zu können. Mit der Gründung des zweiten deutschen Reiches und dem militärischen Sieg gegen Frankreich schienen dem Sultan die erstarkenden Deutschen sowohl besonders geeignet, als auch durch ihren bis dahin geringen Einfluss im Osmanischen Reich und die zurückhaltende Haltung Otto von Bismarcks gegenüber einem politischen Engagement im Orient als verhältnismäßig unverdächtig und ungefährlich im Vergleich zu Frankreich und England. Bismarck bewilligte schließlich den Ausbau der schon traditionellen sporadischen Zusammenarbeit zu einer ersten deutschen Militärmission nach sorgfältiger Überprüfung etwaiger außenpolitischer Konsequenzen, behandelte aber weiterhin die „orientalische Frage“ offiziell als Mittel zum Ausgleich der Großmächte und nicht als deutschen politisch-wirtschaftlichen Selbstzweck. Ablauf 1882 suchte Sultan Abdülhamid II. einen neuen Stab militärischer Berater. Graf von Moltke, der berühmteste preußische Offizier, der Sultan Mahmud II. gedient hatte, betraute darauf General Otto Kähler mit dieser Aufgabe, der sich besonders als wirtschaftlicher Interessenvertreter der Firma Krupp betätigte. Oberst Colmar Freiherr von der Goltz, seit 1883 im Ausbildungsdienst der osmanischen Generalstabschule, übernahm nach dem Tod Kählers die Nachfolge als Leiter der Mission. Als Marineberater wurde 1884 der Korvettenkapitän Starke berufen. 1895 kehrte von der Goltz in das Deutsche Reich zurück, worauf die deutsche Botschaft eine Militärattachéstelle für die Berichterstattung, Beschaffung von Rüstungsaufträgen und Besetzung von ausgewählten Militärpositionen mit deutschen Offizieren einrichtete. Unter anderem wurden als Militärattachés von Morgen und Major von Strempel berufen Auch in der Folge blieben die Deutschen bemüht, die Beziehungen zu pflegen. 1897 wurde der ehemalige Staatssekretär des Äußeren Freiherr Marschall von Bieberstein vom Kaiser zum Botschafter ernannt. Beim zweiten Kaiserbesuch in Konstantinopel 1898 war der spätere Kanzler Graf von Bülow im Gefolge, um den Botschafter in der Förderung des wirtschaftlichen Einflusses zu unterstützen. Auch das schon von der Goltz zur Verfügung gestandene Mittel des Bakschisch wird hierfür verwendet, wovon besonders Izzet Pascha Gewinn trägt. Umfang Wie zuvor schon Kähler, trieb auch von der Goltz die Importe deutscher Waffen voran: so ließ er Hunderte schwerer Kanonen und Feldgeschütze über Hamburg zur Befestigung der Dardanellen einschiffen (1885: 500 schwere und schwerste Krupp-Geschütze), während Fachleute der Firma Krupp die alten Befestigungen der Çatalca-Linie westlich von Konstantinopel auf den modernsten technischen Stand brachten. 1886 setzte er beispielsweise einen Auftrag für eine Torpedoboot-Flottille für eine Werft in Elbing durch, und die Neubewaffnung des türkischen Heeres mit 500.000 Gewehren und 50.000 modernen Karabinern von Mauser und Loewe wurde beschlossen. Sein Versuch jedoch, einen funktionierenden Generalstab aufzubauen, wurde durch Rivalitäten innerhalb des osmanischen Oberkommandos behindert. Immerhin konnte von der Goltz den Sultan veranlassen, die militärische Struktur zu reorganisieren und damit eine Mobilisierung sowie die Befehlsübermittlung vom Oberkommando an die Kampfverbände und an ferne Garnisonen zu beschleunigen. Von der Goltz konnte dank seiner Persönlichkeit die Einwände der Ulema entkräften und erreichte von Sultan Abdülhamid II., ausgewählte Offiziere zur weiteren Ausbildung nach Potsdam zu schicken. Zwar befanden sich daraufhin selten mehr als 20 Offiziere pro Jahr im Deutschen Reich, doch oft über längere Zeiträume. Die Organisation war wesentlich durchdringender organisiert als die englische Ausbildung türkischer Kadetten in Woolwich unter Sultan Mahmud II. Bis zur jungtürkischen Revolution waren somit etwa 100 Offiziere im preußisch-deutschen Militär ausgebildet worden. Wirkung Zwar wurde der Sieg im „30-Tage-Krieg“ gegen Griechenland 1897 als Erfolg der deutschen Militärreformer angesehen, wobei auch der Nutzen der Anatolischen Bahn für militärische Zwecke erprobt worden war. Auch folgte daraus eine vorübergehende Konsolidierung der Herrschaft des Sultans, die selbst die Bestrebungen der Europäer um eine Lösung der Armenierfrage für Jahre abrupt beendete und die die Aufteilung der „Türkei“ besonders auf Grundlage deutscher Fürsprache verhinderte. Dennoch wurde der Erfolg bei der Reorganisation der osmanischen Armee von deutscher Seite als sehr mäßig und zäh voranschreitend eingestuft - maßgeblich verursacht durch die passive Behinderung durch den Sultan selbst. Um jedoch die gute politische Fühlung zum Sultan nicht an andere Mächte zu verlieren, blieb die Mission bestehen und trieb vor allem die Rüstungsbestellungen bei der deutschen Waffenindustrie weiter voran. Im Bereich der Rüstungsgeschäfte gelang es den Deutschen (besonders Krupp) tatsächlich, durch die Vermittlung der Militärmission vorerst ein Monopol im Osmanischen Reich zu errichten und die noch in den 70er Jahren dominierenden Franzosen (Schneider-Creusot) sowie die Engländer (Vickers, Armstrong Whitworth) zu verdrängen. Damit handelte sich die deutsche Militärmission und Rüstungsindustrie jedoch nach dem Zusammenbruch der osmanischen Armee im Balkankrieg den - politisch und wirtschaftlich motivierten - internationalen und jungtürkischen Vorwurf ein, deutsche Waffentechnik habe das Versagen der osmanischen Armee verschuldet. Obwohl alle Kriegführenden überwiegend mit Krupp-Geschützen ausgerüstet waren, schmälerte die Kampagne Prestige und Einfluss der Deutschen und kam der englischen und französischen Waffenindustrie zugute, worauf der Botschafter Freiherr von Wangenheim eine zweite - mit mehr Vollmachten ausgestattete - Militärmission als geeignetes Mittel zur Begegnung der Vorwürfe und ihrer Folgen ansah. Den Waffengeschäften war neben der Konzession zum Bau der Anatolischen Bahn schließlich auch die für die Bagdadbahn gefolgt, welche entscheidend für den deutschen Einfluss im Osmanischen Reich wurde. Von großer Bedeutung war die Tätigkeit der ersten Militärmission unter von der Goltz aber nicht zuletzt durch die Ausbildung eines deutschfreundlichen oder zumindest deutschnahen Kerns von jungtürkischen Offizieren gewesen, der auch nach der Revolution durch die allgemein weitaus eher Frankreich und England zugewandten Jungtürken 1908 die Bindungen zur deutschen Armee nicht verlor und einige der wichtigsten Posten besetzte. So erwirkte etwa der osmanische Generalstabschef Ahmed Izzet Pascha im Mai 1909, dass von der Goltz - nun Generaloberst - erneut in die osmanische Armee berufen wurde. Und auch den späteren Leiter der zweiten Militärmission, Liman von Sanders, kannte Izzet Pascha noch aus seiner Zeit bei den Husaren in Kassel. Deutsche Militärmission im Osmanischen Reich unter Liman von Sanders ab 1913 Vorgeschichte In der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg war der Zustand des osmanischen Heeres wie auch der Marine vollkommen desolat . Das Reich befand sich in einem Spannungsfeld zwischen panislamischen, osmanistischen, pantürkischen und panturanischen Strömungen. Die deutschen Militärreformer unter Generalfeldmarschall von der Goltz erfuhren vor dem Balkankrieg durch Sultan Abdülhamid II., der in ständiger Furcht vor einer durch das Militär gestützten Revolution lebte, kaum praktische Unterstützung, das osmanische Militär wirksam zu modernisieren. Auch die nach der Absetzung des Sultans (1909) durch die Jungtürken erfolgte Reorganisation des Heeres nach dem Plan von Marschall Izzet Pascha (türk.: Ahmet İzzet Paşa) geschah ohne Einflussmöglichkeit der deutschen Instruktionsoffiziere und führte in die katastrophale Niederlage des Balkankrieges 1912/13. Nur die Zerstrittenheit der Balkanstaaten rettete das Osmanische Reich vor dem Untergang und sicherte den Osmanen noch die Herrschaft über den Bosporus und die verbliebenen europäischen Territorien. Sowohl Russland als auch die Entente Frankreich/England sahen auch angesichts des sich abzeichnenden Machtvakuums in der Kontrolle über Dardanellen und Bosporus ein eigenes vitales Interesse . Ablauf In dieser Situation erfolgte am 22. Mai 1913 die offizielle Bitte des Osmanischen Reiches um Entsendung eines deutschen Generals zur Reorganisation der Armee. Am 30. Juni 1913 wurde Liman von Sanders vom Kaiser zum Leiter der neuen Militärmission nach Konstantinopel ernannt, worauf die osmanische Regierung im August 1913 Verhandlungen mit der deutschen aufnahm und per Kontrakt die deutsche Militärmission unter der Führung des deutschen Generalleutnants und nunmehr osmanischen Generals (kurz darauf deutschen Generals und osmanischen Marschalls) Liman von Sanders mit weitreichenden Befugnissen ausstattete und mit der zweiten Reorganisation der Armee beauftragte. Damit wurde das Vermächtnis des ehemaligen Kriegsministers - Großwesir und General Schewket Pascha (türk. Şevket Paşa) - verwirklicht, der vor seiner Ermordung dem deutschen Botschafter Freiherr von Wangenheim erklärt hatte, dass das Deutsche Reich eine besondere Rolle bei der Umgestaltung des osmanischen Staates übernehmen müsse, welcher „unter der fast diktatorischen Oberleitung eines deutschen Generals“ „von Grund auf reformiert werden“ müsse. Infolge der Ermordung Schewket Paschas verzögert, erhielt Liman von Sanders schließlich im November die Erlaubnis des Kaisers, den von deutscher Militärführung, Auswärtigem Amt und türkischem Ministerrat gebilligten Vertrag zu unterzeichnen. Wenige Tage nach dem Eintreffen der deutschen Militärmission in Konstantinopel im Dezember 1913 trat der bisherige Kriegsminister Izzet Pascha zugunsten des jungen Majors Ismail Enver Bey (später Enver Pascha) zurück, der das Vertrauen Schewket Paschas in die deutsche und türkische Armee teilte, dessen militärische Unerfahrenheit in der Folge aber zu ernsten Konflikten mit dem fachlich außerordentlich gewissenhaften - aber diplomatisch wenig begabten - Liman von Sanders führte. Innerhalb von nur sieben Monaten führte nun Liman von Sanders durch schonungslose und unermüdliche Arbeit das osmanische Heer zu einer Schlagkraft heran, mit der die Entente aufgrund der Balkankriegserfahrung nicht ansatzweise gerechnet hatte. Doch wurde die Tätigkeit der deutschen Militärmission mit der Aussicht auf eine Erstarkung des osmanischen Heeres auch zum Anlass für eine internationale Krise, welcher später teils sogar kriegsauslösende Wirkung zugeschrieben wurde, da sich Russland und die Entente unter Zugzwang gesetzt fühlten. Nach Ausbruch des europäischen Krieges am 1. August 1914 war per Kontrakt der Militärmission zunächst die Rückberufung der deutschen Offiziere vorgesehen. Am 2. August schlossen darauf jedoch Großwesir Said Halim und Kriegsminister Enver einen geheimen Allianzvertrag mit dem Deutschen Reich ab, in den nach Konsultation Limans auf dessen Rat für den Fall eines Verbleibens der Militärmission ein Passus eingefügt wurde , der den deutschen Offizieren einen „tatsächlichen Einfluss auf die Kriegsführung“ zusicherte. Dennoch befürchteten die Deutschen weiterhin ein Überschwenken der formal die Neutralität wahrenden Osmanen und drängten auf raschen Kriegseintritt. Auch konnte die Befestigung der Dardanellen wegen der Anwesenheit einer englischen Marinemission nicht wirksam betrieben werden. Entsprechend der deutschen Heeresmission war für die Marine schon 1912 der englische Admiral Limpus mit der Reformierung beauftragt worden, dessen Militärmission - im August 1914 bereits über 70 Marineoffiziere - nun aber offiziell durch die osmanische Regierung am 15. August 1914 beendet wird, also kurz nach der brüskierenden Beschlagnahme der Schlachtschiffe Reschadie (türk. Reşadiye) und Sultan Osman I. durch die Engländer am 1. August 1914, worauf am 12. August 1914 die spektakuläre Übergabe der SMS Goeben (umgetauft in Jawus Sultan Selim, türk.: Javuz Sultan Selim) und der SMS Breslau (umgetauft in Midilli) in den osmanischen Dienst mit deutscher Besatzung durch Konteradmiral Souchon erfolgt war. Admiral Wilhelm Souchon wurde vom Sultan zum Oberbefehlshaber der Osmanischen Flotte ernannt. Die englische Marinemission hatte in für Marineminister Dschemal (türk. Cemal) bindender Tradition gestanden, da vor Limpus bereits 1908 Konteradmiral Sir Douglas Gamble und 1910 Admiral Williams dafür verwendet wurden, wenn auch ohne wirkliche Möglichkeit zu einer effektiven Modernisierung. Nach dem deutschen Sieg bei Tannenberg schiffte das Osmanische Reich am 15. September 1914 die letzten englischen Offiziere aus und sperrte schließlich nach eiligst durchgeführter Befestigung der Dardanellen unter deutscher Leitung am 27. September 1914 offiziell die Meerengen für die internationale Schifffahrt, worauf es am 29. Oktober 1914 fast zeitgleich zu Angriffen der unter osmanischer Flagge fahrenden Flotte unter Admiral Souchon im Schwarzen Meer gegen die Russen und zu einem englischen Angriff gegen osmanische aus dem Hafen von Smyrna (türk. İzmir) auslaufende Handelsschiffe kommt und am 12. November 1914 die osmanische Regierung der Tripel-Entente den Krieg erklärt. Liman von Sanders geriet nun in heftige Konflikte mit dem deutschen Botschafter bezüglich der von dem deutschen Militärattaché und dem Botschafter geplanten Expeditionen von Sondereinheiten, da er diese nach strikt militärischen Gesichtspunkten beurteilte und sich den politischen Interessen und Expansionswünschen Berlins wie auch denen der Jungtürken nicht beugen wollte. Daher wurde seine Ablösung durch den Generalfeldmarschall von der Goltz beschlossen. Nachdem von dieser Maßnahme wieder abgesehen wurde, die Vereinbarungen betreffs der Entsendung des Freiherrn von der Goltz aber nicht rückgängig gemacht wurden, traf dieser am 12. Dezember 1914 in Konstantinopel ein und wurde zunächst als Militärberater des Sultans verwendet, möglicherweise, um zwischen osmanischer Seite, Botschaft und Militärmission zu vermitteln, was allerdings aufgrund der Teilnahmslosigkeit von Mehmed V. wenig erfolgreich blieb. Am 24. März 1915 erhält Liman von Sanders durch Enver den Oberbefehl über die neu zu formierende fünfte Armee zur Verteidigung der Dardanellen, welche neben der vorausgegangenen Mobilisierung die erste große Bewährungsprobe der reorganisierten Armee wurde. Nach dem Verlust Bagdads im März 1917 - dem sowohl die türkischen Offiziere nach dem Tod des Freiherrn von der Goltz im April 1916 durch strategische Missgriffe im Osten als auch die deutschen Berater Envers Vorschub geleistet hatten - wird von der bisherigen maßvollen Militärunterstützung abgerückt, indem auf Initiative des Militärattachés und gegen heftigen Protest von Liman von Sanders die Heeresgruppe F (türk. Bezeichnung: „Yıldırım“ oder „Jilderim“ = Blitz) mit einem fast rein deutschen Generalstab aufgebaut wird. Hatte die Militärmission die Verwendung deutscher Offiziere und deutscher Formationen nach Möglichkeit eingeschränkt und den Schwerpunkt auf die Schulung der türkischen Offiziere, die Unterstützung durch Geld und Kriegsmaterial und die Bereitstellung deutscher Offiziere für die Truppenführung etc. gelegt, so wird nun „Jilderim“ eine Heeresgruppe in deutscher Verantwortung unter General Erich von Falkenhayn. Zusammengesetzt aus türkischen Armeen mit Unterstützung deutscher Truppen und Hilfsformationen - inklusive des neuen „Asien-Korps“ etwa ein Zehntel der Gesamtstärke - sollte Jilderim Bagdad zurückerobern, muss aber dann ab Herbst 1917 an die Sinaifront verlegt werden, da die Engländer inzwischen von Ägypten aus vorgehen - provoziert durch die gegen Liman von Sanders durchgesetzte, fehlgeschlagene osmanische Expedition an den Suezkanal im August 1916. Beim Kaiserbesuch im Oktober 1917 wird eine vom deutschen Militärattaché im Frühsommer 1917 initiierte Militärkonvention durch die Kriegsminister Hermann von Stein und Enver unterschrieben, welche sofort inkrafttreten und den Kontrakt der Militärmission ersetzen soll. Nachdem der erst im Oktober benachrichtigte Liman von Sanders gegen das Aushebeln des bis zum 14. Dezember 1918 laufenden Kontraktes seine Abberufung vorschlägt, wird das Inkrafttreten auf die Zeit nach Kriegsende verschoben. Die Konvention entspricht dem System der ersten deutschen Militärreform, also einzeln arbeitender Offiziere, lediglich unter einer gewissen Aufsichtsfunktion des jeweils dienstältesten Offiziers. Als Liman von Sanders Anfang Februar 1918 von der baldig vorgesehenen Übernahme der Militärmission durch den Chef des osmanischen Generalstabs - von Seeckt - informiert wird, ersucht er ein weiteres Mal um seine Abberufung, da er eine Übernahme der deutschen Truppen in die Zuständigkeit des schon mit der Versorgung der osmanischen Truppen überforderten türkischen Hauptquartiers ablehnt. Er verbleibt jedoch - wie auch Mitte April 1918 nach ganz ähnlichem Ablauf der Ereignisse - weiterhin in seiner Funktion. Nachdem die Engländer den mit den türkischen Offizieren schlecht zusammenarbeitenden von Falkenhayn in Palästina zurückdrängen, bittet Enver am 19. Februar 1918 Liman von Sanders, den Oberbefehl über Jilderim zu übernehmen. Dieser übernimmt die wenig Erfolg versprechende Aufgabe nur unter der Bedingung der „rückhaltlosen Unterstützung“, doch verfolgt Enver tatsächlich kaukasische Expansionspläne und bindet damit die Truppen, die der Verteidigung Palästinas fehlen. Dennoch gelingt es unter Liman von Sanders erfolgreich, den englischen Vormarsch einzudämmen und zu verzögern. In dem Waffenstillstand von Mudros (Limnos) am 30. Oktober 1918 kann der Großwesir Izzet Pascha dem englischen Admiral und Leiter der alliierten Delegation Sir Somerset Calthorpe den freien Abzug der deutschen und österreichisch-ungarischen Offiziere und Truppen abringen. Darauf übergibt Liman von Sanders den Oberfehl seiner Truppen Mustafa Kemal Pascha am 31. Oktober 1918 in Adana. Als Oberbefehlshaber über alle noch in der „Türkei“ befindlichen deutschen Offiziere und Truppen regelt er deren Rückführung nach Deutschland in Absprache mit den inzwischen in Konstantinopel eingetroffenen englischen Militärbehörden. Ende Januar 1919 beginnt die Ausschiffung der Reste der Militärmission und Truppen, während Liman von Sanders bis August 1919 auf Malta als Kriegsgefangener der Engländer festgehalten wird. Umfang Im Folgenden werden Militärmission und kriegsbedingt detachierte Truppenteile gemeinsam behandelt. Den rund 40 Instruktionsoffizieren - der Kontrakt sah 42 vor - im Dezember 1913 folgten bis Mitte 1914 zunächst rund 30 weitere und besonders mit Kriegsbeginn 1914 viele zusätzliche sowie detachierte Truppenteile (Offiziere, Mannschaften, Fachleute, Personal etc.). Anfang 1916 befanden sich bereits rund 200 Offiziere im Dienst der Mission, die sich ab dem Winter 1916/1917 zu einer großen deutschen Etappenbehörde entwickelte, welche die Arbeit der bisherigen Verbindungsoffiziere übernahm sowie die Verwaltung sämtlicher deutscher Personalien und Gerichtsangelegenheiten. Zum Kriegsende wurden schließlich allein über Gibraltar rund 800 deutsche Offiziere und 12.000 Mannschaften repatriiert. Schätzungen zufolge könnte die maximale Anzahl der im Osmanischen Reich verwendeten Deutschen 18.000-25.000 Mann betragen haben. Sowohl sämtliche wichtigere Funktionen in Generalstab, Artillerie, technischen Truppen, Rüstungsindustrie, Marine und sonstigen Diensten mussten Deutschen übertragen werden, wie auch einfacheres Personal (Unteroffiziere, Meister, Vorarbeiter) und sogar Fabrikarbeiter, da das Osmanische Reich nicht über entsprechend ausgebildete Kräfte verfügte. Die Deutschen übernahmen die komplette Instandsetzung der Verteidigungsanlagen der Dardanellen und des Bosporus, Bedienung der schweren Artillerie, Verstärkungen der Befestigungsanlagen, das Verbindungswesen, Legen der Seeminen, die Verteidigung der U-Boote, Luftwaffe, alle Waffen-, Munitions-, und Sprengstoff-Fabriken, das Marinearsenal, die Docks und vieles mehr und besetzten es mit ihrem Personal. Das verwahrloste und unentwickelte Militärlazarettwesen wurde unter Suleyman Numan Pascha durch Verdienst des obersten Sanitätsoffiziers, Prof. Dr. Mayer, auf kriegstauglichen Stand gebracht. Bekleidung und Hygiene der Truppen, innerer Zustand der militärischen Gebäude und Stallungen sowie die Pflege der Pferde hatten sich zu Beginn der Tätigkeit der Militärmission in stark vernachlässigtem Zustand befunden. Die Ausbildung der Offiziere war theorielastig und nicht auf Verantwortung für Truppe und Material ausgerichtet gewesen. In der ersten Jahreshälfte 1914 wurden die Infanterie-, Feldartillerie- und Fußartillerieschule in Konstantinopel und die Kavallerie-Unteroffizierschule in Ajas Agar mit deutschen Leitern und Lehrern besetzt und eine Offizierreitschule sowie eine Schule für Ausbildung des Trains von den Deutschen gegründet. Eine komfortable Reiseverbindung wurde erst nach Mackensens Durchbruch in Serbien mit dem dadurch ermöglichten Balkanzug Berlin-Wien-Konstantinopel verwirklicht, worauf die Deutschen das dringend benötigte Kriegsmaterial nicht mehr durch die strengen rumänischen Kontrollen schmuggeln mussten, sondern es über Serbien und Bulgarien durch „eigenes“ Territorium bis Konstantinopel fahren konnten. Der erste dieser Balkanzüge traf am 17. Januar 1916 in dem Kopfbahnhof in Sirkedschi/Konstantinopel (türk. Sirkeci/İstanbul) ein. Wirkung und Bewertung Die deutsche Militärmission unter Liman von Sanders hat in der Öffentlichkeit und Geschichtsschreibung sehr unterschiedliche Beurteilungen erfahren, die weniger durch jeweils verschiedenen Forschungsstand als durch sehr unterschiedliche Interessenlagen bestimmt wurden, deren Kenntnis zum Verständnis der Auseinandersetzung wichtig ist: Politisch Nachdem sie den Einfluss des deutschen Faktors im Osmanischen Reich, der ab den späten 1880er Jahren auf ihre Kosten gewachsen war, nur behindern - jedoch nicht verhindern (Bagdadbahn) - hatten können, war es den Kriegsgegnern des Deutschen Reichs - insbesondere Frankreich und Großbritannien - im Krieg sowie nach ihrem Sieg darum gegangen, den Deutschen die alleinige Kriegsschuld an dem Ausbruch des Weltkrieges zuzuschreiben, manifestiert im Kriegsschuldartikel des Versailler Vertrages. Ihre eigenen kolonialen, imperialen und wirtschaftlichen Interessen im Orient herunterspielend, unterstellten sie den Deutschen dementsprechend einen wirtschaftlichen, politischen und militärischen Einfluss und kolonial-imperiale Interessen am Osmanischen Reich, welche das Deutsche Reich in der vorgeworfenen Form weder vor noch während oder nach der Ära Bismarck je gehabt hatte. Die deutsche Militärmission und später das Kriegsbündnis des Osmanischen Reichs mit den Mittelmächten mochte daher als Vorwand dienen, die längst von den Großmächten Russland, England und Frankreich erwogene gewaltsame Besetzung der Meerengen zu vollziehen und als Befreiung von deutscher Kontrolle auszugeben. Im Gegensatz zu dieser Darstellung musste aber gerade zu Beginn der Militärmission im Herbst 1913 der aufwendig erarbeitete deutsche Einfluss auf dem Balkan (Griechenland, Rumänien, Serbien) und in der „Türkei“ aufgrund der wirtschaftlichen Überdehnung der deutschen Kräfte weitgehend an die Franzosen abgegeben werden. Das deutsche Kapital hatte entscheiden müssen, ob es in durch Anleihe getragene und die deutsche Exportwirtschaft stützende Rüstungsexporte (v. a. Krupp) im Osmanischen Reich investieren sollte oder in die langfristig strategische, aber vorläufig unrentable Planung (Bagdadbahn). Die Entscheidung war dabei auf letztere gefallen. Im Frühjahr 1914 hatte das Osmanische Reich in Paris eine neue Anleihe aufgenommen. England dagegen genoss weiterhin das osmanische Vertrauen bei der Vergabe bedeutender Werftaufträge (1911 bis Ende 1912 für Marinewerften an Armstrong Whitworth und Vickers, sowie für die Schlachtschiffe Reschadie und Sultan Osman I. an Armstrong). Die Geschichtsschreibung der Weimarer Republik bemühte sich, diesen Vorwurf der alleinigen oder Hauptkriegsschuld der Deutschen in breit angelegter wissenschaftlicher Bearbeitung zu widerlegen. Revisionistische Strömungen neigten dabei auch dazu, das deutsche Engagement auf reine Waffenbruderschaft oder gegenseitige Hilfe mit den Türken zu reduzieren, etwa in Anlehnung an die alten preußisch-türkischen Verbindungen. Die - wenn auch im Vergleich zu den anderen Großmächten sehr spät einsetzenden und teilweise bescheideneren - deutschen Interessen und Ziele in der „orientalischen Frage“ wurden in solchen Darstellungen minder berücksichtigt. Marxistisch-leninistisch motivierte Darstellungen haben dagegen etwa versucht, die Schablone des Kapitalismus - in seiner imperialistischen Phase - auf die deutsch-osmanischen Beziehungen anzuwenden und zeichnen ein Bild des Osmanischen Reiches als „Halbkolonie“ des deutschen Kapitals. Auch die deutsche Militärmission wurde dabei mitunter aus dieser Perspektive betrachtet. Darstellungen aus der Türkei beziehen sich ebenfalls regelmäßig auf die von dem DDR-Historiker Lothar Rathmann vertretenen Interpretationen. Bereits Anfang des 20. Jahrhunderts hatten die Jungtürken dem Deutschen Reich territoriale Interessen im Osmanischen Reich unterstellt. Gerade die deutsche Außenpolitik aber vermied jede Unterstützung von territorialen Expansionsplänen und Siedlungsaktivitäten, um das Engagement im Osmanischen Reich und deren Symbol - die Bagdadbahn - nicht zu gefährden. Auch war die Einbindung deutschen Kapitals (Bagdadbahn) durch Abdülhamid II. erfolgt, um eben dadurch die wirtschaftliche Abhängigkeit des Osmanischen Reiches auf eine breitere Basis zu verteilen als dies noch zur Einrichtung der international kontrollierten „Osmanischen Staatsschuldkommission“ („Administration de la Dette Publique Ottomane“) 1881 nach dem Staatsbankrott der Fall gewesen war. Entsprechend war es das Ziel von Schewket Pascha gewesen, die Rivalität und Konkurrenz der Großmächte bei der Aufteilung des Einflusses auf das Osmanische Reich auszunutzen, indem er möglichst all diese Mächte für die Reform des labilen Staates heranzog - wobei die deutsche Militärmission ein Teil sein sollte. Darüber hinaus hegte die jungtürkische Führung weitreichende expansive Ziele, die geeignet sein mochten, von den Niederlagen im Balkankrieg und den inneren Auseinandersetzungen im Staat abzulenken. Die Entsendung der Militärmission war somit eigenen Interessen der Jungtürken gefolgt und nicht auf deutschem Druck begründet, wenn sich auch Botschafter Wangenheim im April 1913 von ihr versprochen hatte, einer deutschfeindlichen Regierung im Osmanischen Reich entgegenwirken zu können. Auch war es gerade die Beschränkung Liman von Sanders' auf eine rein militärische Tätigkeit der deutschen Militärmission ohne Berücksichtigung politischer Intentionen gewesen, die die jungtürkischen Führer überzeugt hatte, den Mittelmächten beizutreten. Eine monopolistische deutsche Kontrolle über die Türkei hatte weder militärisch, noch politisch oder wirtschaftlich bestanden. Allerdings war die Militärmission für die deutsche Seite Grundbedingung für ein Bündnis mit dem Osmanischen Reich und sollte möglichst zu einer Entlastung der Deutschen für den bereits vorauszusehenden Kriegsfall und drohenden Zweifrontenkrieg dienen. Da sich aber das Deutsche Reich in Europa unter Kaiser Wilhelm II. und nicht zuletzt durch seine Orientpolitik gegenüber den Großmächten isoliert hatte, einte gerade auch die Militärmission und deutsche Präsenz in den Meerengen selbst Russland mit England und Frankreich. Die Militärmission hatte somit indirekt kriegsauslösende Bedeutung, als die Großmächte England, Frankreich und Russland es in ihrem übermächtig gewordenen Bündnis nicht als notwendig erachten mussten, das deutsche Vordringen im Orient hinzunehmen und mit der Präsenz der Deutschen in der Meerenge einen hinreichenden Anlass fanden, auf die Aufteilung des Osmanischen Reiches hinzuwirken. Militärisch In den Belangen, in denen die Militärmission die Unterstützung der osmanischen Offiziere und Verantwortlichen (v. a. Envers) gegen anfängliche Vorbehalte erlangen konnte, wurde ihre Tätigkeit sehr wirkungsvoll. So war die militärische Reorganisation durch die Militärmission unter Liman von Sanders trotz der kurzen Zeit bis zu Kriegsbeginn so erfolgreich verlaufen, dass der Sieg in der Schlacht um die Dardanellen für die Entente völlig überraschend kam. Dass die Expansionswünsche der Jungtürken und die Kriegsziele Berlins nicht erreicht werden konnten, lag weniger an der militärischen Vorbereitung und Umsetzung als vielmehr an der unzureichenden Infrastruktur und Verwaltung im Osmanischen Reich, seiner wirtschaftlichen Überforderung trotz deutscher Unterstützung sowie an der unrealistischen Zielsetzung deutscher- und türkischerseits, die Liman von Sanders noch im Krieg beklagte. Zwar leistete Liman von Sanders beharrlich Widerstand gegen die türkischen und deutschen Projekte von Enver, Botschaft und Militärattaché, da sie seiner Einschätzung nach weniger militärischen Erfordernissen als vielmehr politisch-nationalen Begierden entsprangen und die Verteidigungskraft der osmanischen Armee beeinträchtigten. Doch endeten die Auseinandersetzungen oft mit einer Anordnung des Kaisers an Liman von Sanders, nachzugeben. Auch war die Abgabe der besten osmanischen Truppen an europäische Kriegsschauplätze teilweise gegen den Rat der Militärmission erfolgt. Schließlich begünstigten Kompetenzüberschneidungen mit der deutschen Botschaft und deren Militärattaché sowie mit diversen ranghöheren Offizieren Intrigen und erschwerten eine straffe militärische Führung. Die Förderung der Heranbildung türkischer Offiziere zur selbständigen Tätigkeit war konsequent von Liman von Sanders in seinem praktisch vollständig türkisch besetzten Generalstab betrieben und redlich auf eine Stärkung der osmanischen Wehrkraft im Sinne des Kontraktes zugearbeitet worden. Die nach Beginn des Krieges - über das im Kontrakt der Mission vorgesehene Maß hinaus - einsetzende Besetzung wichtiger Posten durch deutsche Offiziere beruhte anfangs auf dem Mangel geeigneter osmanischer Offiziere. Sie wurde aber im weiteren Verlauf auch von Enver gegen den Willen Liman von Sanders' weitergetrieben und führte in der Folge zu einem verschlechterten „deutsch-türkischen Zusammenarbeiten“. Enver versuchte mit Hilfe des - von ihm als nominellem Chef abhängigen - osmanischen Generalstabes und dessen deutschen (stellvertretenden) Chefs, die unabhängige Stellung der Militärmission und den ihr zugrundeliegenden Kontrakt aufzuweichen. Selbst der Sieg in der Dardanellenschlacht hatte von osmanischer Seite nicht zur Anerkennung der deutschen Militärmission geführt. Das osmanische Hauptquartier und insbesondere Enver bemühten sich im Gegenteil, nach dem militärischen Erfolg die Leitung der Mission zu diskreditieren und Einfluss über sie zu gewinnen. Obwohl unangemessene Maßnahmen und Operationen der osmanischen Heeresleitung in der Folge zur Herabsetzung der Wehrkraft weiter Teile ihrer Armee führte, rechnete Enver sich selbst den bedeutendsten Sieg des Krieges als Verdienst an. Tatsächlich gebührt er der deutschen Militärmission, deren Leiter Liman von Sanders als strategischer Vater das Osmanische Reich vor dem ungehinderten Zugriff der Entente bewahrt hatte, gestützt auf einige hervorzuhebende Offiziere (darunter auch der noch unbekannte Mustafa Kemal Bey), aber in erster Linie auf die beispiellose Zähigkeit des anatolischen Soldaten. Das Selbstvertrauen der Türken, auch gegen die europäischen Großmächte im Krieg bestehen zu können, war jedoch - trotz der Überbeanspruchung und des Zusammenbruchs im Krieg - durch die vielfach erfolgreichen Kämpfe an der Seite der Mittelmächte wieder nachhaltig gefestigt worden. Das Ziel der Jungtürken, sich durch die deutsche Militärreform in die Lage zu versetzen, aus eigener Kraft einen Befreiungskrieg gegen die Großmächte zu gewinnen, ohne die Unabhängigkeit gegenüber den Deutschen zu verlieren, konnte dann tatsächlich unter dem aus der jungtürkischen Bewegung hervorgegangenen Nationalistenführer Mustafa Kemal Pascha (später „Atatürk“) im Türkischen Befreiungskrieg (Griechisch-Türkischer Krieg i. w. S.) 1920-1922 verwirklicht und die mit dem Vertrag von Sèvres 1920 begonnene Aufteilung der Türkei verhindert werden. Die Palästinafront bzw. Sinaifront war ein Nebenkriegsschauplatz im Ersten Weltkrieg. Hier standen sich 1915 bis 1918 die Truppen der Egyptian Expeditionary Force (EEF) und die osmanischen Armee in wechselvollen Kämpfen gegenüber. Geschichte Sinaifront 1915/16 Die Sinaifront wurde im Januar 1915 durch den Vorstoß des Osmanischen Reiches zum Sueskanal eröffnet, der aber durch den britischen Oberbefehlshaber in Ägypten, General Sir John Grenfell Maxwell, erfolgreich abgewehrt werden konnte. Ein zweiter Vorstoß im Juni 1916, der mit Unterstützung das deutschen Asien-Korps unter General Friedrich Kreß von Kressenstein geführt wurde, scheiterte gleichfalls. Unmittelbar danach begannen die Briten unter ihrem Oberbefehlshaber Archibald Murray mit der schrittweisen Rückeroberung der Sinai-Halbinsel und konnten infolge der Schlacht von Magdhaba (28. Dezember 1916) Al-Arisch und bis Februar 1917 Rafah einnehmen. 1917 An der neu entstandenen Palästinafront verteidigte die türkische 8. Armee (unter General Kreß von Kressenstein) erfolgreich die Linie Gaza über Tel el Sheria bis Beerscheba. Zwei britische Vorstöße auf Gaza im März und April 1917 endeten in Grabenkämpfen und einer britischen Niederlage infolge der geschickten Verteidigung der türkisch-deutschen Truppen. Die erste Schlacht von Gaza (26.-28. März 1917) wurde zu einem Fehlschlag, Murrays Stellvertreter General Charles Macpherson Dobell die Kavallerie kurz vor dem entscheidenden Durchbruch zurückrief. Auch der zweite Angriff auf Gaza (17.–19. April) endete erfolglos, woraufhin General Chetwode Dobells Posten übernahm und Murray am 28. Juni 1917 durch General Edmund Allenby ersetzt wurde. Die Egyptian Expeditionary Force begann jetzt eine erfolgreiche Offensive gegen die Osmanische Armee unter dem Oberbefehl von Djemal Pascha. Mitte Juli 1917 übernahm General Erich von Falkenhayn auf Bitten der osmanischen Heeresleitung unter Enver Pascha die Führung der Heeresgruppe F, deren Kräfte im Irak und bei Aleppo neu gebildet wurden. Nach langen Auseinandersetzungen mit der türkischen Führung wurde Falkenhayn am 7. September auch zum Oberbefehlshaber der 7. und 8. Armee in Palästina ernannt. Allenbys Streitkräfte waren bedeutend verstärkt worden und wurden zusätzlich durch Angriffe der aufständischen Araber hinter der Front gegen die Nachschublinien der Türken unterstützt. Am 8. Oktober gelang es den britischen Expeditionsstreitkräften, bei Gaza durchzubrechen und weiter nach Norden vorzurücken. Ein letzter großer Kavallerieangriff des Krieges wurde am 31. Oktober von der australischen 4th Light Horse Brigade und der britischen 5th Mounted Brigade bei der Eroberung von Beerscheba geführt. Am 7. November nahm Allenby endlich das vergeblich vom Gegner stark befestigte Gaza ein. Daraufhin brach der osmanische Widerstand zusammen und Allenby konnte am 16. November auch Jaffa erobern. Während der Schlacht um Jerusalem erfolgte am 9. Dezember die Kapitulation der Hauptstadt, General Allenby zog am 11. Dezember 1917 in Jerusalem ein. 1918 Am 19. Februar 1918 wurde Falkenhayn aus Palästina abberufen, General Liman von Sanders übernahm die Führung der bereits schwer angeschlagenen osmanischen Heeresgruppe. Im Februar 1918 wurde Jericho von den Briten besetzt. Der britische Anlauf auf Amman schlug zunächst fehl, was erneut zu monatelangem Grabenkrieg im Jordantal führte. Mit dem am 19. September erfolgten Durchbruch der gegnerischen Front in der entscheidenden Schlacht bei Megiddo konnte der britische Sieg in Palästina herbeigeführt werden. Allenby konnte darauf Amman am 24. September besetzen. Die Türken sahen sich gezwungen, über Dar'a auf Damaskus zurückzugehen, so dass die verfolgende Kavallerie der Araber bereits am 27. September Dar'a kampflos besetzen konnten. Die Einnahme von Damaskus (1. Oktober) durch die Araber stellten den Schlusspunkt der Kämpfe in Palästina dar. Das Osmanische Reich musste am 30. Oktober 1918 dem Waffenstillstand von Moudros zustimmen, der nicht nur eine alliierte Besetzung der bisherigen arabischen Provinzen, sondern auch der Meerengen und großer Teile Anatoliens vorsah.