Meissen
seltenes Paar eckige
Übertöpfe / Hülltopf / Cachepot / Vase / container
mit Vergissmeinnicht-Relief & Holzschnittblumen, um 1750
Höhe je: ca. 10,5 cm
Breite je: ca. 11 cm
Wohnkultur des Rokoko:
Betrachten wir das Kunsthandwerk des 18. Jahrhunderts,
so gewinnen wir den Eindruck, Blumen seien allgegenwärtig gewesen.
Auf Gemälden, in Stickereien auf Kleidern, als Marketterien auf Möbeln,
im vergoldeten Stück an Decken und Wänden und nicht zuletzt bunt
gemalt auf Porzellan finden wir Blumen über Blumen!
Dennoch waren Stäuße aus frischen, echten Blumen nur selten
in Wohnräumen anzutreffen. Statt dessen dominierten künstliche
Blüten aus Papier, Seide oder Porzellan. Berühmt geworden ist der
prachtvolle Strauß aus Porzellanblumen, der 1749 von Maria Josepha,
Ehefrau des französischen Thronfolgers, an Ihren Vater August III.,
König von Sachsen, geschenkt wurde.
Eine Ausnahme unter all der kunstfertigen Künstlichkeit im Bereich
der Blumen und Blüten bildet jedoch die Blumenzwiebel. Von ihr
ging schon seit dem 17. Jh. eine große Faszination aus, weshalb sie
anders als Schnitt-Blumen durchaus auch in höfischen Wohnräumen
anzutreffen waren. Spezielle Container bändigten auch hier den Wuchs
und lenkten sie in kultivierte Formen. So setzt sich das Prinzip der
gebändigten und vom Menschen kontrollierten Natur aus den
barocken Gärten bis in die Wohnräume fort.
Auch bei den hier vorgestellten Containern aus Meissner Porzellan
mag es sich wohl um Hülltöpfe für Blumenzwiebeln handeln.
Ihre Größe würde etwa für Hyazinthen-Zwiebeln sprechen.
Die Kübel stehen je auf vier leicht ausgestellten Voluten-Füßchen.
Der Kopus auf quadratischer Grundfläche zeigt vier gerade
Wandflächen, die nach oben hin ausgestellt sind. Die Wandungen
sind flächig mit einem diagonal verlaufenden Flechtmuster im
Relief verziert. Eingesetzt in die Streben des Flechtwerks sind
hunderte kleine Vergissmeinnicht-Blüten, ebenfalls als Relief gearbeitet.
Die Kanten des Containers schließen nach oben und unten
mit starkt bewegten Bordüren aus Akanthusblättern und Muschen ab.
Der malerische Dekor der Töpfchen besteht aus gestreuten Blüten
und keinen Sträußchen bunter Blumen, welche die Flächen der
Gefäße auf allen Seiten locker bedecken. Alle Kanten sind
außerdem mit Akzenten in Gold betont.
Erhaltung
Beide Cachepots sind sehr repräsentativ erhalten.
Die Vergoldungen sind nur leicht berieben, die Malerei
ist frisch und farbstark. Eines der Füßchen an einem
der Töpfe ist einmal unauffällig neu befestigt worden;
siehe hierzu auch das Detailfoto.
Marken
Beide Gefäße tragen am Boden je die berühmte Marke
der Königlichen Porzellan Manufaktur Meissen mit den
gekreuzten Schwertern in unterglasur Blau.
Die eher kleine Marke mit den sehr gerade gemalten
Klingen der Schwerter deutet in die Jahre zwischen
1745 und 1750. Auch die Malerei spricht für eine
Entstehung um das Jahr 1750.
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