HELIKON
VERLAG BUDAPEST
hier
die Ausgabe Nr. 871
Details zur
Faksimile-Edition:
Verlag: Helikon – Budapest, 1993
Einband: Das Faksimile mit goldgeprägtem Ledereinband und
Goldschnitt kommt zusammen mit dem Kommentarband mit Halbleineneinband in einer
Velours-Kassette
Kommentar: 1 Band von Eva Knapp
Sprachen: Deutsch, Ungarisch
mit privaten Zusatz-Kommentar Heft
Faksimile: 1 Band Detailnahe Reproduktion des gesamten
Originaldokuments (Umfang, Format, Farbigkeit). Der Einband entspricht
möglicherweise nicht dem ursprünglichen oder aktuellen Dokumenteneinband.
BESCHREIBUNG
Codex Germanicus
Der Codex Germanicus ist eines der
wichtigsten Zeugnisse der europäischen Buchherstellung im späten 15. und frühen
16. Jahrhundert, als neue Drucktechniken in die Kunst der Manuskriptherstellung
integriert wurden, die sich damals in ihrer letzten und wohl prächtigsten
Periode befand. Es handelt sich um die handschriftliche Kopie eines gedruckten
Buches, das vermutlich von Kaiser Maximilian I. in Auftrag gegeben wurde, aber
die genauen Umstände seiner Entstehung bleiben unklar. Sieben ganzseitige
Holzschnitte von Hans Weiditz dem Jüngeren und zahlreiche gestochene Rahmen
schmücken das deutsche Gebetbuch, das von einem virtuosen Schreiber stammt. Die
Besitzgeschichte des Buches ist auch mit der wechselvollen Geschichte Ungarns
zwischen dem 16. und 18. Jahrhundert verbunden.
Codex Germanicus
Ende des 15. und Anfang des 16. Jahrhunderts
erlebte die europäische Manuskriptherstellung ihre letzte und glanzvollste
Blüte, während sich gleichzeitig der Buchdruck über den Kontinent ausbreitete.
Dennoch bevorzugte der Hochadel weiterhin handgefertigte Codices aus Pergament
im Gegensatz zu gedruckten Büchern aus billigem Papier. Natürlich gab es eine
Rivalität zwischen beiden Techniken, aber es kam auch zu Überschneidungen und
Anleihen. Eines der schönsten Beispiele dafür ist ein Manuskript, das heute in
der Budapester Universitätsbibliothek unter der Signatur Codex Germanicus 3
aufbewahrt wird.
Eine
kaiserliche Kommission?
Der Codex Germanicus ist eine deutsche
Handschrift aus dem frühen 16. Jahrhundert, bei der es sich um die Abschrift
eines zeitgenössischen gedruckten Gebetbuchs handelt, das unter dem
Kurztitel Gilgengart bekannt ist und von dem Johann
Schönsperger der Ältere (1455–1521) in den Jahren 1520 und 1521 in
Augsburg zwei Ausgaben auf grobem Pergament veröffentlichte. Er war 1508 zum
Hofdrucker von Kaiser Maximilian I. (1459–1519) ernannt worden, und
obwohl es keine direkte Verbindung zum Kaiser gibt, deuten sowohl die
verwendete Schrift als auch die Umstände des Drucks darauf hin, dass es sich
ursprünglich um einen kaiserlichen Auftrag handelte, der jedoch zu Lebzeiten
Maximilians nicht fertiggestellt wurde. Dies wäre bei weitem nicht der einzige
von Maximilian in Auftrag gegebene Buchdruck, dessen endgültige
Veröffentlichung durch finanzielle Beschränkungen verzögert wurde, auch wenn
die Buchstaben und Holzschnitte bereits fertiggestellt waren.
Verbindung
zu Ungarn
Maximilian hatte schon früher die
Vervielfältigung von manuell gedruckten Büchern in Auftrag gegeben, und die
Tatsache, dass der Text des Manuskripts für ein weibliches Publikum bestimmt
war, deutet darauf hin, dass es als Hochzeitsgeschenk für seine Enkelin Maria
von Österreich (1505–58) entstanden sein könnte, die 1515 König
Ludwig II. von Ungarn (1506–26) heiratete. Nach dem Tod ihres Mannes in
der Schlacht von Mohács 1526 floh Maria nach Preßburg, dem heutigen
Bratislava in der Slowakei, wo sie mehrere Monate blieb und einen Teil ihrer
Schätze und Bücher in der dortigen Kirchenbibliothek deponierte. Nach der
Auflösung der Bibliothek durch Kaiser Joseph II. (1741–90) wurde die
Handschrift 1782 von Michael Winkler erworben, der Priester in
Bonyhád, Ungarn, war. Dies erklärt, wie das Manuskript im frühen 16.
Jahrhundert nach Ungarn kam und im ausgehenden 18. Jahrhundert dorthin
zurückkehrte.
Ein
einzigartiger Codex
Der meisterhaft geschriebene und mit goldenen
Initialen geschmückte Fraktur-Text scheint auf dem Druck von 1520 zu
beruhen, ist aber keine exakte Kopie, obwohl er im gleichen Dialekt geschrieben
ist: Es gibt kleine Abweichungen in der Formatierung, der Rechtschreibung, und
männliche Formen werden durch weibliche ersetzt (z. B. "ich arme
Sünderin" statt "ich armer Sünder"). Im Gegensatz zu den Texten
anderer deutscher Gebetbücher, die seit dem 14. Jahrhundert entstanden sind,
unterscheidet sich der Gilgengart sowohl in Form als auch
Inhalt. Er enthält 47 eigenständige, aus verschiedenen Quellen
zusammengestellte Texte, von denen 19 der Jungfrau Maria gewidmet sind, aber es
fehlen ein Kalender und einige andere typische Elemente. Insgesamt haben die
Texte vier Themen gemeinsam: die Buße, den Erwerb und die Anhäufung von
Ablässen sowie die Verehrung des leidenden Christus sowie Marias.
Eine
Synthese der Künste
Es gibt keine Hinweise auf die
Entstehungsumstände der Handschrift, da sowohl das Titelblatt als auch der
Originaleinband fehlen, aber sie wurde mit 111 Blättern aus feinem Pergament im
Format 133 x 100 mm erstellt. Die sieben Holzschnitte, die das Manuskript
schmücken, stammen von Hans Weiditz dem Jüngeren (1485 – ca. 1537),
auch bekannt als der Petrarca-Meister. Sie zeichnen sich durch ihre
Vorliebe für eine diagonale Raumwahrnehmung, ein zentriertes
Kompositionsschema, die Proportionen von dunklen und hellen Flächen und die
Motive der ornamentalen Rahmen aus. Beeinflusst wurde Weidtz von seinem
Meister Hans Burgkmair (1473–1531) sowie von anderen Zeitgenossen
wie Albrecht Dürer (1471–1528), Hans Schäufelein (ca.
1480–1540) und Leonhard Beck (ca. 1480 – 1542). 23 Seiten sind
außerdem mit kunstvollen Holzschnittrahmen mit typischen vegetabilen und
zoomorphen Motiven geschmückt, die wahrscheinlich von derselben Hand koloriert
wurden, die auch für die Initialen verantwortlich war. Der heutige Ledereinband
aus der Wende zum 18. Jahrhundert wurde in Tyrnau, Österreich, hergestellt.
Alternativ-Titel
Codex Germanicus 3
Art
Umfang / Format
222 Seiten / 13,3 × 10,0 cm
Herkunft
Datum
Anfang des 16. Jahrhunderts
Epoche
Stil
Genre
Sprache
Buchschmuck
7 ganzseitige kolorierte Holzschnitte; 23
Holzschnittbordüren; Etliche goldene Initialen
Inhalt
Gilgengart
Künstler / Schule
Hans Weiditz der Jüngere (1485 – ca. 1537)
Vorbesitzer
Michaelis Winckler
ACHTUNG: Das Faksimile ist neuwertig mit minimalsten Gebrauchsspuren, im Kommentarband ist vorne ein privat Stempel der aber nicht stört.
Ein
MUSS für jeden FREUND der besonderen FAKSIMILE
KUNST, für SAMMLER, HISTORIKER, ALTERTUMSFORSCHER,
GESCHICHTLER oder LIEBHABER der edlen exklusiven BUCHKUNST!!!