Großformatiger, originaler Reklamedruck von 1944.
Vorderseite:
Alle Jahre wieder No. 4711.
Die deutsche Qualitätsmarke.
Mit Illustration von Ewald Linge.
In der Platte signiert.
Rückseite:
Perutz Film.
Mit vier Abbildungen von Freericks:
Das Deutsche Museum in München.
Apparat von Franz Kobell und Carl August Steinheil, den sie 1839 zu photographischen Versuchen mit Chlorsilberpapier.
Packung Perutz Peromnia-Film recte panchromatic.
Rectepan Umkehr-Film. Panchromatischer Feinkornfilm.
Größe 253 x 365 mm.
Mit minimalen Alterungs- und Gebrauchsspuren, sehr guter Zustand.
Hervorragende Bildqualität auf Kunstdruckpapier – extrem selten!!!
100%-Echtheitsgarantie – kein Repro, kein Nachdruck!!!
Besichtigung jederzeit möglich.
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Zu Rückgabe und AGB bitte mich-Seite beachten. Die dort hinterlegten Informationen sind verbindlicher Bestandteil dieses Angebots/dieser Artikelbeschreibung!1944, 20. Jahrhundert, 40er – Jahre, Advertisement, Advertising, Altmeisterlichkeit, Altmünchen, Alt-München, Anmut, anmutig, Ars gratia artis, Art Deco, art history, Artdeco, Ästhetik, Avantgarde, Bayern, Beauties, Beruf, Berufe, Berufswelten, Berufswesen, Bildnis, Bildniskunst, blond, Bohème, Bohemians, Bourgeoisie, Branchen, Brauchtum, Bräuche, Breast, Busen, Carl August Steinheil, Chemie, chemische Erzeugnisse, Chemische Industrie, Chlorsilber, Christbaum, costume, costumes, cultural history, D-50667 Köln, D-81379 München, Daguerreotypie, Dame, Dekolleté, Dekorative Graphik, Design, deutsche fotochemische Industrie, Deutsche Geschichte, Deutsche Wirtschaftsgeschichte, Deutsches Reich, Diva, Drogerie, Duft, Düfte, Duftstoffe, Duftwasser, Echt Kölnisch Wasser, edel, Edeldame, Edelleute, elegance, elegant, Eleganz, Elite, Eros, erotic, Erotica, Erotik, Erotika, erotique, Exhibitionismus, exklusiv, Exotic, extravagant, Extravaganz, Fantasie, Farbenphotographie, Farbfotographie, Fee, female, feminin, femininity, Fetisch, Fetischismus, Fetish, Firma, Firmen, Firmengeschichte, Flakon, Forschung, Fotografie, fotografische Filme, Fourties, Franz Kobell, Frau, Fräulein, Galanterie, gazellenhaft, Gebrauchsgraphik, Genre, Geruch, Gerüche, Gesellschaft, Gesellschaftsleben, Gestaltung, Gewerbe, Girl, Glamour, Glockengasse, Grafik, Graphik, Grazie, grazienhaft, grazil, graziös, Großbürgertum, Haltung und Balance, Handel, Harmonie, Histoire de Moeurs, Historische Bilder, History of Manners, Hygiene, Idylle, Industrie, Industriegeschichte, intim, Isar, Jugend, jugendliche Schönheit, Junge Dame, Kistlerhofstrasse 75, Kleinbildfilm, Kölner Duftwasser, Königlich bayerische Akademie der Wissenschaften, Körper, Körperhaltung, Körperkultur, Kosmetik, Kostüme, Kostümkunde, Kreation, Kreativität, Kultur, Kulturgeschichte, Kunst, Kunstgeschichte, Lady, Lebenstil & Mode, Lichtbild, Lichtbildwesen, Lichtempfindlichkeit, Luxus, Mädchen, Marken, Markenzeichen, Mode, mondän, Nordrhein-Westfalen, Nostalgia, Nostalgie, Original Eau de Cologne, Otto Perutz Trockenplattenfabrik GmbH, Paradies, Parfum, Parfüm, Parfümentwickler, Parfümerie, Parfümeur, Parfümieren, Parfümindustrie, Perutz-Photowerke, Phantasie, Photographica, Photographie, photographische Versuche, Pin up, Pinup, Pin-up, Plakatkünstler, Plakatmalerei, Poesie, Produkte, Reklame, retro, Riechen, Riechwasser, Rollfilm, Romantik, Schönheit, Sexy, Sinnenrausch, Sittengeschichte, Talbot, Toilettenchemie, Traditionsunternehmen, Traumbilder, Träumen, Träumerei, Traumwelt, Unternehmen, Unternehmensgeschichte, Vamp, Vierziger Jahre, Vintage Print, Vogue, vornehm, Voyeur, Voyeurismus, Weib, Weiblichkeit, Weihnacht, Weihnachten, Weihnachtsbaum, Werbung, Wirtschaft, Wirtschaftsgeschichte, Wohlgeruch, woman 4711 (siebenundvierzig-elf) ist die Kölnisch-Wasser-Marke der Mäurer & Wirtz GmbH & Co. KG und einer der bekanntesten deutschen Markenartikel. Geschichte 1803–1847 Am 19. August 1803 kaufte Wilhelm Mülhens einem Carlo Francesco Farina (* 5. August 1755 in Santa Maria; † 25. September 1830 in Düsseldorf) aus Italien, der nicht zu der berühmten Kölnisch-Wasser-Familie Farina in Köln gehörte, das Recht ab, seinen Namen als Firma zu führen. Danach verkaufte er den Firmennamen Farina etwa 30 Mal weiter, ohne dafür eine Legitimation zu haben. 1805 versucht die Firma Johann Maria Farina gegenüber dem Jülichs-Platz durch Zeitungsanzeigen die Sachlage in Bezug auf Wilhelm Mülhens richtigzustellen: „Um jeder Verwirrung in den Handlungs-Benennungen zwischen Johann Maria Farina gegenüber dem Jülichsplatz, und F. Maria Farina eigentlich Franz Maria Farina vorzubeugen, die letzterer im Absatze seines Cöllnischen Wassers durch seine Gebrauchszetteln und Ankündigungen nicht zu vermeiden scheint; sieht unterzeichneter sich genöthiget zu erklären, daß gedachter Franz Maria Farina der Herr Wilhelm Mülhens in Cölln seye, und diesen gesagten Namen von einem sichern Herrn Carl Franz Farina aus Sancta Maria gebürtig, späterhin zu Bonn wohnhaft – der aber mit den Geschäften des Unterzeichneten nie in der entferntesten Verbindung gestanden, auch seinen Namen schon mehr feil geboten und verkauft hat – gleichfalls käuflich an sich gebracht habe; wovon die authentischen Beweise einzusehen sind bey den Herren Gebrüder Bertina im Augsburgerhofe zu Frankfurt am Main Lit. G. No. 99, denen für diese Messe, und die Folge bis zur Aufkündigungs-Anzeige die Niederlage des Unterzeichneten übertragen ist – jedoch unbeschadet seinen übrigen dasigen Verbindungen. Zugleich glaubt er in Bezug auf der Herren Christoph Herstadt und Comp. in Cölln, in die zwote Beylage zu No. 77 der Frankfurter Nachrichtsblätter unterm 12ten Sept. 1805, durch die Herren G. H. Schotte und Comp. daselbst eingerückte Anzeige bemerken zu müssen: daß nicht unbescheidene Pralerey die vorzügliche Güte einer Waare gegen alle andere bestimme, sondern die Untersuchung des Kenners, und daß dadurch jene Erklärung leicht umgekehrt gefunden werden könne. Cölln, den 14ten Sept. 1805. Johann Maria Farina, ältester Distillateur des Cöllnischenwassers gegenüber dem Jülligsplatz.“ Zwischen 1804 und 1824 verkauft Mülhens die Namensrechte „Franz Maria Farina“ an mehr als 25 Personen, die damit FARINA-Nachahmerfirmen gründen, wie z. B. Schrieffer, Willmann, J. A. von der Bourg, Cleve, Graff, Schülgen, Vend, Gohr, Wolff. Am 22. Mai 1832 wird Wilhelm Mülhens vom Königlichen Landgericht, 1. Civilkammer zu Cöln, und am 5. Oktober 1833 vom Rheinischen Appellationsgerichtshofes wegen „Namensmißbrauch“ verurteilt. Er wie auch seine Geschäftspartner verlieren das Recht, aufgrund des Vertrages von 1803 den Namen FARINA zu benutzen. Um weiter unter dem Namen FARINA zu firmieren, nimmt Peter Joseph Mülhens, der Sohn von Wilhelm Mülhens, 1832 einen Farina aus Mortara (Italien) in seine Firma als Teilhaber auf für „Comptoir Arbeiten und Beaufsichtigung der Fabrikation“. 1847 stirbt dieser Farina aus Mortara. 1862–1881 1862 tritt ein neues Namensgesetz in Kraft, nach dem nur der Name eines Teilhabers als Firmenname benutzt werden darf. Mülhens verliert damit wieder die Grundlage für die Benutzung des Namens FARINA Um den Namen FARINA weiter zu benutzen, ließ Mülhens sich 1865 aus Lesmo in Italien den Tagelöhner Ludwig Franz Farina (it. Ludovico Francesco Farina) nach Köln kommen. Diesen lässt er eine FARINA Firma eintragen. Er selber löscht am 21. Oktober 1865 seine Firma, um sich drei Tage später von ihm die Firma Franz Maria Farina in der Glockengasse 4711 der Post gegenüber übertragen zu lassen. 1881–1994 Durch Urteil des Kgl. Oberlandesgerichts zu Cöln vom 27. April 1881 wird Ferdinand Mülhens endgültig untersagt, den Namen FARINA zu benutzen. Er muss seine Firma löschen lassen und gründet eine neue Firma mit dem Namen Eau de Cologne- und Parfümerie-Fabrik Glockengasse No. 4711 gegenüber der Pferdepost von Ferd. Mülhens 4711 wird bis zum kaiserlichen Hof in Wien geliefert. 1990 erfolgte die Umfirmierung in Muelhens KG. 1994 bis heute 1994 wurde die Firma von der Familie Mülhens an die Wella AG in Darmstadt verkauft. Dabei bündelte Wella seine Kosmetikaktivitäten und somit auch Muelhens seit 1997 unter dem Dach der Cosmopolitan Cosmetics GmbH, bis die Wella AG ihrerseits 2003 von dem amerikanischen Waschmittel- und Kosmetikhersteller Procter & Gamble übernommen wurde. Seit dem 1. Juli 2005 wurde das Duftgeschäft von Cosmopolitan Cosmetics Prestige, Muelhens und Procter & Gamble Prestige Beauté unter dem Dach der Procter & Gamble Prestige Products GmbH zusammengefasst. Im Sommer 2006 gab P&G bekannt, sich von der Marke 4711 (und den drei daneben noch existierenden Muelhens-Marken Tosca, Sir Irisch Moos und Extase) trennen zu wollen, da sie nicht zur Strategie des Konzerns passten, sich auf Marken mit globalem Wachstumspotenzial zu konzentrieren. Nach einem mehrmonatigen Bieterverfahren wurden die Marken und das Gebäude Glockengasse Nr. 4 im Dezember 2006 an das zur Dalli-Gruppe gehörende Aachener Parfüm-Unternehmen Mäurer & Wirtz verkauft. Dort wurde die erste Flasche 4711 am 23. Mai 2007 produziert. Die Firma Muelhens GmbH & Co. KG in Köln verbleibt im Konzern von Procter & Gamble als Produktionsunternehmen ohne eigene Marken. Geschichte der Hausnummer 4711 Angesichts der vor Köln stehenden französischen Truppen billigt der Rat am 3. Oktober 1794 den Vorschlag der Wachtkommission, ehe noch der Plan die ganze Einrichtung der Sicherheits-Wacht geendigt werden könnte, „[…] alle Häußer der Stadt ohne Unterscheid nummerieren und nach Maasgab der Entlegenheit beleuchten zu lassen. Die Beleuchtung wird für sofort angeordnet, die Nummerierung an die Schickung verwiesen“. Am 6. Oktober 1794 besetzen die Franzosen die Stadt unter Brigadegeneral (seit 8. Mai 1794) Charles Daurier (*29. Juni 1761, † 29. Mai 1833), der als Stadtkommandant den Oberbefehl über die Stadt Köln übernimmt. Am 7. Oktober beschließt der Rat mit den Vierundvierzigern, dass „jeder Bürger-Hauptman eine Verzeichniß deren in seinem Fahnenbezirk befindlichen Bürger und Unbürger binnen 2 mal 24 Stunden einzuliefern hat und […] der Numerirungs-Punkt deren Häußer zur löblichen Wachts-Kommission verwiesen wird, die also mit der Durchführung beauftragt wird“. Am 20. Oktober 1794 notierte der Ratsverwandte Gottfried von Gall in seinem Tagebuch, dass man mit der vor 8 Tagen begonnenen Nummerierung und Litterierung der Häuser fortfahre: „es wurden alle Hauser numerirt und litterirt, mit diesem bereits 8täg angefangener Arbeit continuirt“. Der Drucker Heinrich Josef Metternich (Mitglied des Rates) beantragt die Genehmigung zur Veröffentlichung eines Adress-Kalenders, der unter anderem die inzwischen angebrachten Hausnummern enthalten soll, und zur Erhebung der erforderlichen Angaben. Er betont dabei, „dass durch die von Euer Gnaden veranstaltete Polizey-Einrichtung … nunmehro alle Häußer hießiger Stadt nach Ordnung der Colonelschafften mit Nummeren bemerkt sind“. Als Bewohner des Hauses in der Glockengasse, das die Nummer 4711 erhalten hat, stand noch im 2. Kölner Adressbuch von 1797 die Witwe des Wilhelm von Lemmen seel. Erst im 3. Kölner Adressbuch von 1797 wird Wilhelm Mülhens als Bewohner genannt, als Berufsbezeichnung ist angegeben: „in Speculationsgeschaeften“, unter den Herstellern von Kölnisch Wasser im Branchenverzeichnis wird er noch nicht aufgeführt. 1811 wurde die durchlaufende Nummerierung wieder abgeschafft und auf eine straßenweise Nummerierung, wie sie heute üblich ist, umgestellt. Das Haus Glockengasse No. 4711 erhielt darauf die Hausnummer Glockengasse Nr. 12. Im Vorwort des französischsprachigen Adressbuchs von 1813 behauptet der Verleger Thiriart, vor Ankunft der Franzosen habe es in Köln keine Häusernummerierung gegeben („inconnu à Cologne avant l’arrivée des armées francaises au bord du Rhin“), sie sei 1795 angeordnet worden. Hier beginnt die Legendenbildung. 1854 zog Peter Joseph Mülhens von der Glockengasse 12 in das neue Geschäftshaus mit neugotischer Fassade in der Glockengasse 26–28 gegenüber der Pferdepost um. Das Haus in der Glockengasse Nr. 12, welches 1794 die Hausnummer 4711 bekommen hatte, stand zunächst leer und wurde später auf Abbruch verkauft. 1943 wurde das Haus Glockengasse 26–28 durch einen Bombenangriff völlig zerstört. 1963 wurde ein Neubau im Stil des Vorkriegsgebäudes an neuem Standort an der Ecke Schwertnergasse 1/Glockengasse 4 errichtet. Die neugotische Fassade wurde jetzt mit Arkaden um die Straßenecke fortgeführt. Das Bild des französischen Offiziers, der hoch zu Ross die Hausnummer 4711 mit dem geschwungen umschriebenen No. (für frz. numéro)) auf die Fassade des Hauses in der Klöckergasse (Glockengasse) schreibt, ist ein Produkt der Werbung und wird erstmals 1949 in einer Werbeanzeige von Karl Petau verwendet. Von dieser Vorlage wurde auch ein Webteppich, der in den 1950er Jahren in Auftrag gegeben worden war, gefertigt. In seiner szenischen Umsetzung fand es in den 1950er und 1960er Jahren große Verbreitung. Der Schriftzug No. 4711 wurde erst später mit rechts angehängtem Glockensymbol für die Glockengasse gedruckt. Die Perutz-Photowerke GmbH in München, zuvor Otto Perutz Trockenplattenfabrik GmbH, waren ein Unternehmen der fotochemischen Industrie, das von 1880 an zunächst Fotoplatten und später Filme herstellte. 1964 wurde das Unternehmen von der Agfa AG übernommen. Geschichte Gründung Der Chemiker Otto Perutz (1847–1922) erwarb am 13. April 1880 die Chemische und pharmaceutische Produktenhandlung Dr. F. Schnitzer & Co. in der St.-Anna-Straße 9 in München. Dort kauften die damaligen Lichtbildner (Fotografen) die Chemikalien, aus denen sie kurz vor der Aufnahme ihre nassen Kollodiumplatten gossen. Zu den Fotomaterialien im Sortiment zählten Glasplatten, Kollodium, Höllenstein, Jodkali und Cyankali. Neben dem Verkauf der Chemikalien begann Perutz zunächst in kleinem Umfang mit der Herstellung von Bromsilber-Gelatine-Trockenplatten nach dem Rezept von Johann Baptist Obernetter (1840–1887), der ein Fotoatelier in München besaß. Diese Trockenplatten waren verpackbar, leicht transportabel und einige Tage haltbar. Hermann Wilhelm Vogel (1834–1898) entwickelte die Bromsilberemulsion weiter. Durch den Zusatz von Farbstoffen (Azalin, Eosin) erreichte er eine tonwertrichtige Wiedergabe der Farben in den Graustufen des Fotos. Unter anderem wurde die Blauempfindlichkeit herabgesetzt. Im Jahr 1882 nahm die Firma Otto Perutz in der Müllerstraße eine echte Fabrikation von Trockenplatten auf. Die erste Firmenbezeichnung lautete Trockenplattenfabrik für photographische Zwecke. Die Vogel-Obernetter-Silber-Eosin-Platte stellte einen Fortschritt dar: Sie war nicht nur bequemer zu verwenden, sondern lieferte auch bessere Ergebnisse. Sie gilt als Urtyp der orthochromatischen (das heißt: bis auf Rot farbtonrichtigen) Fotoplatten. Wegen steigender Nachfrage zog der kleine Betrieb in ein größeres Gebäude in der Dachauer Straße 50 um. Fortschritte bei der Herstellung verlängerten die Haltbarkeit der Trockenplatten um Wochen, Monate und schließlich Jahre. Bereits 1897 war eine Haltbarkeit von fünf Jahren erreicht. 1888 wurden erstmals Chlorsilber-Emulsions-Platten hergestellt, die sich zur Herstellung von Diapositiven eigneten (damals Laternenbilder genannt). 1892 lieferte Otto Perutz neben den lichtempfindlich beschichteten Glasplatten erstmals auch Planfilme auf Zelluloid-Grundlage. George Eastman hatte 1884 erstmals Papier als Basis von Rollfilmen benutzt, Hannibal Goodwin aus Newark hatte 1887 glasklare Folien aus Zelluloid hergestellt. Frühere Versuche mit gehärteten Gelatinefolien als Schichtträger (Emulsionshäute) hatten das Problem ergeben, dass die Gelatine in den Entwicklungsbädern weich wurde und sich ausdehnte. Auch nach dem Tod Hermann Wilhelm Vogels blieb die Zusammenarbeit zwischen der Forschung in der Berlin und der industriellen Fertigung in München erhalten. Durch die Arbeit von Adolf Miethe (1862–1927) und Arthur Traube (1878–1948) am Chemischen Institut der Technischen Hochschule Berlin entstanden im Jahr 1900 zwei neue Produkte: Die Perorto-Platte, damals als orthochromatische Momentplatte bezeichnet, mit gesteigerter Empfindlichkeit, und die Perchromo-Platte, die nach Blau, Gelb und grün auch Rot tonwertrichtig wiedergab. Mit dem neuen Farbstoff Ethylrot von Miethe und Traube gelang die Herstellung der dauerhaften und lichthoffreien Perchromo-Platte mit einer bis dahin unerreichten Rot-Empfindlichkeit bis zum hellen Kirschrot. Ihre Weiterentwicklung zur Perchromo-B ergab später eine Empfindlichkeitssteigerung für den gesamten sichtbaren Rotbereich. Eigentümerwechsel Am 1. Juni 1897 erwarb Fritz Engelhorn, der Sohn des BASF-Gründers Friedrich Engelhorn, die Firma Otto Perutz, behielt den Firmennamen aber bei. 1904 wechselte Arthur Traube von der Forschung in die Praxis, zog von Berlin nach München um und wurde technischer Leiter der Perutz-Fabrikation. Zu dieser Zeit entstand die Perorto-Grünsiegel-Platte, die später als Grünsiegel-Film zum endgültigen Durchbruch des Films anstelle der Platte führte. Ernst von Oven (1872–1941), der 1910 als technischer Direktor in das Unternehmen kam, führte eine moderne Fabrikation mit genau kontrollierten Herstellungsprozessen ein. Auf ihn gehen die ersten modernen Prüfmethoden zurück. Um schädliche Auswirkungen der innerstädtischen Luftverschmutzung auf die Produktqualität zu vermeiden, initiierte er den Umzug der Fabrik auf das Sendlinger Oberfeld außerhalb der Stadt. Die neue Anlage in der Kistlerhofstraße 75 nahm 1919 ihren Betrieb auf. Das Problem des Lichthofs in der Fotografie löste Ernst von Oven mit Braunstein, einem undurchsichtigen Unterguss aus Gelatine, die mit dunkelbraunem Mangandioxid eingefärbt war. Dadurch wurden Lichtstrahlen zwischen Emulsion und Schichtträger nicht mehr reflektiert. Der Braunstein wurde im Fixierbad aus dem Negativ herausgelöst. 1913 begann das Werk mit der Produktion perforierter Kinefilme. Zur Luftaufklärung im Ersten Weltkrieg entwickelte Perutz eine Spezial-Flieger-Platte mit hoher Empfindlichkeit, feinem Korn und großem Kontrastumfang. Ihre Nachfolgerin, die Tele-Platte, ergab auch bei Bodendunst noch kontrastreiche Negative. Der Perutz-Fliegerfilm (etwa ab 1914 produziert) galt als feinkörnigster und empfindlichster Film seiner Zeit. Filmfabrik Obersendling Das neue Werk in Obersendling wurde 1922/23 durch eine Filmfabrik ergänzt, die als erstes Erzeugnis den Perutz-Grünsiegel-Rollfilm produzierte. Er wurde rasch zum Standardfilm, besonders für die Landschaftsfotografie. Für Kleinbildkameras wie die Leica gab es perforierte 35-Millimeter-Filme bald auch als so genannte Tageslichtfüllung in 1,65 Meter Länge mit einem losen Vorspann aus Papier, ab 1931 mit fortlaufender Nummerierung der Bilder. Die Leica erforderte jedoch ein neues Filmformat, da die zunächst verwendeten Abschnitte von Kinefilm mit ihrer relativ groben Struktur nicht auf die Erfordernisse der Kleinbildfotografie abgestimmt waren. Kurz nach dem Erscheinen der Leica kam der erste Leica-Film auf den Markt: Der Perutz-Leica-Spezialfilm wurde einige Jahre später als Perutz-Feinkornfilm-Antihalo bekannt. Bei dieser Typenbezeichnung wurde erstmals der Begriff Feinkorn verwendet. 1929/30 kamen weicher arbeitende Emulsionen unter dem Namen Persenso auf den Markt. 1933 wurde die Rotempfindlichkeit weiter verbessert: Der Rectepan- oder Perpantic-Film war der erste panchromatische Feinkornfilm überhaupt. 1937 kam ein dünnschichtiger Feinstkornfilm (Pergrano) auf den Markt, der als Spezialfilm für scharfe Negative ein höheres Auflösungsvermögen aufwies. Im Zweiten Weltkrieg wurde die Perutz-Fabrik in der Nacht vom 6. zum 7. September 1943 bei einem Fliegerangriff zum größten Teil zerstört. Teile der Produktionsanlage und wissenschaftliche Unterlagen blieben jedoch erhalten. So konnte weiterhin Fliegerfilm hergestellt werden. Als einziger Kinefilm-Hersteller in der amerikanischen Zone erhielt Perutz 1945 Sonderkredite, um die Rohfilmfertigung wieder aufzubauen. Ein Jahr später wurde wieder Kinefilm an die Bavaria-Filmstudios ausgeliefert. 1949 errichtete Perutz ein neues Verwaltungsgebäude. Es war der erste Industrie-Neubau in München nach dem Zweiten Weltkrieg. In den 1950er Jahren expandierte das Unternehmen, unter anderem übernahm es 1953 die Photochemische Fabrik CAWO in Schrobenhausen. 1956 erwarb Perutz weitere Grundstücke in Obersendling und begann mit dem Bau neuer Gebäude. Die Übernahme der Firma Fota mit Erfahrung im Farbfilmgeschäft bildete 1957 den Grundstein für die Herstellung des ersten Perutz-Farbfilms. Der Diafilm Perutz-Color C 18 wurde 1958 auf der Messe photokina vorgestellt, jedoch erst im folgenden Jahr an den Handel ausgeliefert. Der Film kostete einschließlich Entwicklung 13,50 DM. Zur Entwicklung wurde im Werk ein eigener Entwicklungsdienst aufgebaut. Die Zahl der Beschäftigten stieg von 1946 bis 1954 von 100 auf 450. Im Jahr 1961 stieg die Mitarbeiterzahl von 1670 auf 1820. Übernahme durch Agfa Alleingesellschafter Boehringer suchte 1961 einen starken Partner für Perutz. Nach Verhandlungen mit verschiedenen Unternehmen kam es zu einer Einigung mit den Farbenfabriken Bayer: 50 % der Anteile gingen sofort an Bayer, weitere 50 % sollten im Zuge einer europäischen Fusion der Fotoindustrie folgen. Das Stammkapital wurde von 12 auf 24 Millionen Deutsche Mark erhöht. Bayer erwarb seinen Anteil an Perutz über einen Aktientausch mit Boehringer. 1964 gingen die Perutz-Photowerke München-Obersendling in der Agfa-Gevaert AG auf, die den Markennamen Perutz für eigene Produkte weiter verwendete. Nach der Übernahme durch Agfa wurde in Obersendling 1965 eine Magnetbandfertigung aufgebaut. Dort wurden Tonbänder und Tonbandcassetten produziert, von 1968 an auch Video- und Computerbänder in der ehemaligen Rohfilmfabrik. Die Erfahrungen mit der Technik der Beschichtung von Filmen ermöglichten die Konstruktion neuer Magnetband-Gießmaschinen. 1991 übertrug Agfa sein Magnetbandgeschäft auf BASF. Deren Tochterunternehmen BASF Magnetics GmbH übernahm die Werksgebäude in Obersendling. Agfa-Gevaert bot die Gebäude des alten Perutz-Werks zum Kauf an. 1997 wurde die BASF Magnetics GmbH an den koreanischen Folien- und Faserhersteller KOHAP Inc. verkauft, der die Gesellschaft in Emtec Magnetics umfirmierte und 1998 an eine Investorengruppe weiterveräußerte. Als letzter Teil der alten Perutz-Photowerke wurde 1994 die Filmfabrik geschlossen. Sie hatte zuletzt nur noch Planfilme konfektioniert. Spezielle Produktgebiete 1896 stellte Perutz die ersten X-Platten für die Röntgenfotografie her. Nach dem Ersten Weltkrieg erforschte das Unternehmen in einem speziellen Laboratorium die Röntgenfotografie. 1927 kamen kontrastreichere, doppelseitig begossene Röntgenfilme auf den Markt. 1932 erschien ein Sortiment von Spezialplatten für die Reproduktionsfotografie, die Perutz Graphischen Platten in vier Gradationen. Perforierte Kino-Normalfilme (Kinefilme) mit 35 Millimeter Breite wurden ab 1913 produziert. 1925 erschien der extrem feinkörnige und lichthofgeschützte Spezial-Fliegerfilm-Antihalo und 1932 der richtig panchromatische Rectepan-Film, Letzterer ab 1933 auch als Umkehr-Schmalfilm in den Formaten 16 Millimeter, 9,5 Millimeter und 8 Millimeter. In den ersten zehn Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg wurden ein Drittel aller im Bundesgebiet gedrehten Spielfilme auf Perutz-Kinefilm hergestellt, der Anteil an den Wochenschauen lag bei 60 Prozent. Eine große Bedeutung erlangten Perutz-Filme beim Fernsehen. Sie waren als 16-mm-Schwarzweiß-Umkehrfilme das Standard-Filmmaterial für Nachrichtenfilme und Dokumentarfilme seit Anfang der 1950er Jahre bis zur Einführung des Farbfernsehens Ende der 1960er Jahre. Die grüne Farbe der Filmschachtel erklärte das Unternehmen mit der besonders hohen Gelb-Grün-Empfindlichkeit der ersten panchromatischen Emulsionen. Diese Eigenschaft wurde in der Werbung als Grünsiegel bezeichnet. Siehe auch: 1884, 1942, 19. Jahrhundert, 20. Jahrhundert, 40er – Jahre, Advertisement, Advertising, Alt-München, Altmünchen, Bayern, Branchen, chemische Erzeugnisse, D-81379 München, deutsche fotochemische Industrie, Deutsche Wirtschaftsgeschichte, Deutsches Reich, Vierziger Jahre, Edelleute, Farbenphotographie, Farbfotographie, Firmengeschichte, Fotografie, fotografische Filme, Gewerbe, Handel, Kistlerhofstrasse 75, Landeskunde, Lichtbildwesen, Marken, Markenzeichen, Ortsansichten, Ortskunde, Otto Perutz Trockenplattenfabrik GmbH, Perutz-Photowerke, Photographica, Photographie, Reklame, Technikgeschichte, Fourties, Topographie, Unternehmen, Werbung, Zeitgeschehen, Zeitgeschichte Otto Perutz (* 27. Juli 1847 in Teplitz; † 18. Januar 1922 in München) war ein deutscher Chemiker. Leben Otto Perutz studierte Chemie an der Technischen Hochschule Dresden, wo er sich dem Corps Teutonia anschloss. Sein Interesse wurde alsbald auf die Fotografie gelenkt. Entscheidend war hier das erste deutschsprachige Lehrbuch der Fotografie des Wiener Physikers Anton Martin. 1871 fertigte er bereits Bromsilber-Gelatine-Trockenplatten. In Zürich fertigte er eine Diplomarbeit zu einem photochemischen Thema an. 1872 bis 1876 war Perutz Betriebsdirektor der damaligen Bayerischen Aktiengesellschaft für chemische und landwirtschaftlich-chemische Fabrikate München/Heufeld (heute Süd-Chemie AG). 1880 gründete Otto Perutz die Otto Perutz Trockenplattenfabrik in München, die späteren Perutz-Photowerke. Mit der Entwicklung eines Verfahrens zur industriellen Produktion der durch Hermann Wilhelm Vogel und Johann Obernetter entstandenen Eosinsilberplatten (panchromatische Sensibilisierung) machte Otto Perutz die farbtonrichtige Schwarzweißfotografie der breiten Masse zugänglich. 1896 wurden Perutz-Platten für erste Röntgenaufnahmen eingesetzt. Nach dem Verkauf seiner Fabrik 1897 war Otto Perutz von 1902 bis 1922 wieder als Mitglied des Aufsichtsrates bei der damaligen Bayerischen Aktiengesellschaft für chemische und landwirtschaftlich-chemische Fabrikate beschäftigt. 1964 gingen die Perutz-Photowerke München-Obersendling, über Jahrzehnte hinweg erfolgreicher Hersteller für Filme, in der Agfa auf, die den Markennamen Perutz für eigene Produkte weiter verwendete. Eine große Bedeutung erlangten Perutz-Filme beim Fernsehen, sie waren als 16 mm-Schwarzweiß-Umkehrfilme das Standard-Filmmaterial für Nachrichtenfilme und Dokumentarfilme seit Anfang der 1950er-Jahre bis zur Einführung des Farbfernsehens Ende der 1960er-Jahre. Mit Beschluss vom 23. Januar 2008 benannte die Landeshauptstadt München eine Straße im Stadtbezirk Riem-Trudering in Otto-Perutz-Straße.