General v. Lettow-Vorbeck:
Abschied von Afrika.
Zweiseitiger Originaldruck von 1953.
Mit Fotoabbildung nach einer Aufnahme von Hellmut Prinz:
Lebensader des Empire – so wurde einst der Suez-Kanal genannt. Heute steht er im Brennpunkt der Auseinandersetzungen zwischen Großbritannien und Ägypten. Aber kaum einer der Durchreisenden merkt, daß an den Ufern „heißer Boden“ ist. Hier in Ägypten nach General v. Lettow-Vorbeck (mit Tochter Heloise) nach monatelanger Fahrt durch Afrika Abschied vom Dunklen Erdteil.
Journalausschnitt in der Größe 125 x 353 mm.
Mit geringen Randläsuren und wenige winzige Klammerungslöcher, sonst mit minimalen Alterungs- und Gebrauchsspuren, guter bis sehr guter Zustand.
Hervorragende Bildqualität auf Kunstdruckpapier – extrem selten!!!
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Zu Rückgabe und AGB bitte mich-Seite beachten. Die dort hinterlegten Informationen sind verbindlicher Bestandteil dieses Angebots/dieser Artikelbeschreibung!1. Weltkrieg, 1. WK, 1.WK, 1914, 1915, 1916, 1917, 1918, 1953, 20. Jahrhundert, 50er – Jahre, Adel, Adelsgeschlecht, Afrika, Aristokratie, Armee, Askari, Daressalam, Dar-es-Salam, Darressalem, Deutsche Geschichte, Deutsche Kolonialpolitik, Deutsche Kolonie, Deutsche Kolonien, Deutsche Schutzgebiete, Deutsche Wirtschaftsgeschichte, Deutsches Kaiserreich, Deutsches Reich, Deutschland, Deutschostafrika, Deutsch-Ostafrika, Deutsch-Südwestafrika, DOA, DSWA, Eingeborene, Empire, England, Feste Omaruru, Fifties, Fifties, Fünfziger Jahre, Generalmajor von Lettow-Vorbeck, Geopolitik, germany, Großbritannien, Guerilla-Krieg, Hauptmann Franke, Heer, Heerführer, Heerwesen, Helden, Heldenkampf, Heldenmut, Henrik Witboi, Hereroaufstand, Historische Bilder, Kaiserliche Schutztruppe, Kaiserzeit, Kampf, Kampftruppe, Kenia, Kenya, Kilimandscharo, Kolonialbeamte, Kolonialbesitz, Kolonialgebiet, Kolonialgeschichte, Kolonialismus, Kolonialkämpfe, Kolonialkämpfer, Kolonialkrieg, Kolonialkrieger, Kolonialpolitik, Kolonialtruppe, Kolonialtruppen, Kolonialwesen, Kolonialzeit, Kolonien, Kriegsgeschichte, Landeskunde, Militär, Militärgeschichte, Militaria, Monarchie, Namibia, Nostalgia, Nostalgie, Offizier, Offiziere, Ortsansichten, Ortskunde, Ostafrika, Ostafrika-Kämpfer, Patriotismus, Persönlichkeiten, Reichskolonialamt, Rhodesia Castle, Rolf Götz, Sansibar, Schlacht, Schutz- und Überseetruppen, Schutzgebiete, Schutztruppe, Schutztruppler, Schwarzer Kontinent, Soldat, Soldaten, Streitkräfte, Tansania, Topographie, Tradition, Tropen, Truppe, Urwaldkämpfe, Urwaldkrieg, Vaterland, Wilhelminische Ära, wilhelminische Weltpolitik, Wilhelminisches Kaiserreich, Wilhelminisches Zeitalter, Windhoek, Windhuk, Wüste, Zeitgeschehen, Zeitgeschichte Heloise Gräfin zu Rantzau-Pronstorf, geb. von Lettow-Vorbeck. Tochter des Generals Paul von Lettow-Vorbeck. Geboren am 30. November 1923 in Bremen, gestorben am 14. Februar 2018. Paul Emil von Lettow-Vorbeck (* 20. März 1870 in Saarlouis; † 9. März 1964 in Hamburg) war ein deutscher Offizier, zuletzt General der Infanterie sowie Kommandeur der Schutztruppe für Deutsch-Ostafrika im Ersten Weltkrieg und Schriftsteller. Er stammt aus dem pommerschen Adelsgeschlecht von Lettow-Vorbeck. Leben Militärische Laufbahn Lettow-Vorbeck trat am 7. Februar 1888 als Portepee-Fähnrich in das 4. Garde-Regiment zu Fuß ein, wurde 1889 Sekondeleutnant, 1895 Premierleutnant und 1901 Hauptmann. 1900/01 nahm er an der Zerschlagung der Boxerbewegung in China teil. In der Kolonie Deutsch-Südwestafrika nahm er zwischen 1904 und 1906 als Adjutant bei Generalstabschef Martin Chales de Beaulieu und als Kompaniechef an der Niederschlagung des Aufstands der Herero teil. Bereits im Herbst 1906 kehrte er allerdings wieder nach Deutschland zurück und wurde zum Großen Generalstab kommandiert. 1907 wurde er unter Beförderung zum überzähligen Major zum Adjutanten des Generalkommandos des 11. Armeekorps ernannt. Im März 1909 wurde er Kommandeur des II. Seebataillons in Wilhelmshaven. Als Oberstleutnant wurde er unter dem 18. Oktober 1913 zum Kommandeur der kaiserlichen Schutztruppe für Kamerun ernannt. Ehe er sein Kommando dort antreten konnte, erfolgte bereits die Kommandierung zur Vertretung des Kommandeurs der Schutztruppe für Deutsch-Ostafrika, der er seit 13. April 1914 auch formell als Kommandeur vorstand. Kriegseinsatz in Deutsch-Ostafrika Im Ersten Weltkrieg gelang es ihm mit der Schutztruppe für Deutsch-Ostafrika, dieses bis 1916 erfolgreich gegen die Briten zu behaupten, wobei er in der Schlacht bei Tanga einen Landungsversuch zahlenmäßig überlegener Kräfte der Angloindischen Armee zurückschlug. Nachdem sowohl die Briten in Kenia wie auch Belgier im Kongo ihre Kräfte verstärkt hatten und ab Januar 1916 zur Großoffensive übergingen, musste sich die Schutztruppe schrittweise zurückziehen und war ab Ende 1916 in den Süden der Kolonie abgedrängt. Lettow ging zu Guerilla-Taktiken über und manövrierte die alliierten Verbände durch Schnelligkeit und enorme Marschleistungen immer wieder aus. Im November 1917 zogen sich die Reste der deutschen Kolonialtruppen aus Deutsch-Ostafrika nach Mosambik (damals Portugiesisch-Ostafrika) zurück und führten dort ihren Buschkrieg fort. Dabei banden sie weiterhin erhebliche britische und vor allem südafrikanische Truppen, denen es nie gelang, die Schutztruppe entscheidend zu stellen. Sein Hauptgegner war lange Zeit der südafrikanische General Jan Christiaan Smuts, später ein lebenslanger Freund. Mitte 1918 kehrte Lettow-Vorbeck angesichts britischer Verstärkungen in Mosambik wieder nach Norden um und marschierte überraschend zurück nach Deutsch-Ostafrika. Er gelangte durch den Süden des Landes bis nach Nordrhodesien. Dort erfuhr er bei Kasama vom Waffenstillstand in Europa; hier wurde später ein Denkmal errichtet. Bei seinen weißen Offizieren und Unteroffizieren sowie bei der deutschen Zivilverwaltung erzeugte er oft durch kriegsbedingte Befehle, die Einschränkungen des kolonialen Luxuslebens mit sich brachten, Unwillen. Mit dem Gouverneur Heinrich Schnee bestanden von Beginn an erhebliche Differenzen über die Kriegsziele: Während Schnee vor allem auf den Erhalt des Schutzgebietes in seinem Bestand Wert legte und dazu auch zu Konzessionen an die Briten bereit war, versuchte Lettow-Vorbeck, zur Entlastung der Front am Kriegsschauplatz in Europa möglichst viele alliierte Truppen auf dem afrikanischen Kriegsschauplatz zu binden. Trotz einer vielfachen zahlenmäßigen Unterlegenheit kämpfte er mit seiner Truppe vom deutschen Mutterland isoliert weiter und war der einzige deutsche Kommandeur des Ersten Weltkrieges, der in britisches Gebiet eindrang. Die „humanen Kosten“ (menschlichen Verluste) seiner und der alliierten Kriegsführung hatte vor allem die afrikanische Bevölkerung der Kolonie und der von ihm invadierten Kolonien Mosambik und Nordrhodesien zu tragen. Beide Seiten mieden direkte Gefechte und versuchten, einander den Nachschub abzuschneiden. So wurden umkämpfte Gebiete verwüstet, arbeitsfähige Männer und Lebensmittel weggenommen. Viele starben so an Hunger und Krankheiten. Die Rekrutierung von Trägern für Nachschub und Materialtransport im wegarmen Land durch alle kriegführenden Seiten kostete nach sachkundigen Schätzungen mindestens 100.000 Trägern das Leben. Die Truppen Lettow-Vorbecks bestanden zum größten Teil aus einheimischen Askari. Nur einige hundert Deutsche kämpften in seiner Truppe und bildeten vor allem das Offizierskorps. Mitte 1915 wurden auch die Überlebenden des Kleinen Kreuzers Königsberg mit der geborgenen Schiffsartillerie und die Besatzung des Hilfsschiff Somali in seine Truppe eingegliedert. Ende des Ersten Weltkriegs Am 13. November 1918, also zwei Tage nach dem Waffenstillstand in Europa, erfuhr der inzwischen zum Generalmajor ernannte Lettow-Vorbeck aus den Papieren eines gefangengenommenen britischen Motorradfahrers, der die Meldung den britischen Truppen überbringen sollte, vom Waffenstillstand und der angeordneten Übergabe der Schutzgebiete binnen eines Monats. Lettow-Vorbeck misstraute der Meldung, da er mangels Kommunikationsmöglichkeiten die Nachricht nicht vom deutschen Oberkommando bestätigen lassen konnte. Schließlich traf aus Salisbury in Südrhodesien eine Bestätigung des Waffenstillstands ein, an der nicht zu zweifeln war. Am 18. November 1918 erfuhren dann die letzten kämpfenden Einheiten beider Seiten von der Waffenruhe in Europa. Man vereinbarte mit den Briten den gemeinsamen Abmarsch nach Abercorn südlich des Tanganjika-Sees, wo Lettow-Vorbeck am 25. November 1918 offiziell die Waffen niederlegte. Nach seiner Rückkehr nach Deutschland wurde ihm und den überlebenden 143 deutschen Soldaten am 12. März 1919 in Berlin ein triumphaler Empfang bereitet. Im April 1919 übernahm er die Führung der dem Garde-Kavallerie-Schützen-Korps unterstehenden Marine-Division, zu dem auch das Schutztruppen-Regiment 1 gehörte. Am 30. Januar 1920 wurde ihm das Ritterkreuz des Militär-St.-Heinrichs-Ordens ausgehändigt. Den höchsten preußischen Militärorden, den Pour le Mérite, hatte er bereits am 4. November 1916 erhalten, das Eichenlaub dazu am 10. Oktober 1917. Freikorps und Kapp-Putsch In Hamburg begannen am 23. Juni 1919 Aufstände wegen verdorbener Lebensmittel (die sogenannten Sülzeunruhen). Vier Tage nach Ende der Unruhen marschierte Lettow-Vorbeck mit dem „Korps Lettow“ am 1. Juli 1919 in Hamburg ein, obwohl bereits wieder die Ordnung hergestellt worden war. Von Lettow-Vorbeck trat mit seinem Korps der von Korvettenkapitän Hermann Ehrhardt geführten Marine-Brigade Ehrhardt als Divisionskommandeur bei. Entgegen falschen Behauptungen wurde Lettow-Vorbeck 1920 nicht wegen seiner Teilnahme am Kapp-Putsch vor ein Kriegsgericht gestellt, er wurde lediglich bis zur Klärung der Vorfälle beurlaubt. Aus dem Militärdienst wurde er mit einer Beförderung zum Generalleutnant unter Beibehaltung seiner Pensionsansprüche und mit dem ehrenden Recht, weiterhin seine Uniform tragen zu dürfen, erst im August 1920 aus der Reichswehr entlassen. Ein Prozeß vor dem Reichsgericht wegen angeblichen Hochverrats fand nicht statt; nach Voruntersuchung durch das Reichsgericht hinsichtlich der ihm vorgeworfenen Beteiligung an diesem Vorgang durch gutgläubige Unterstellung der von ihm befehligten Reichswehrbrigade 9 an General v. Lüttwitz als direkten Dienstvorgesetzten erging vom Reichsgericht Einstellungsbeschluss vom 20. Sept. 1920 (Quelle: Bundesarchiv N 103/55). Weimarer Republik und Zeit des N. Bereits kurz nach Ende des Krieges veröffentlichte er zwei Bücher, die sich mit seiner Zeit in Ostafrika beschäftigten (s. u.) und heute kontrovers diskutiert werden. Darin forderte er die Rückgabe der Kolonien mit der Begründung, die Siegermächte hätten sie sich zur Erweiterung eigener Kolonialbestände einverleibt, von „Befreiung“ könne keine Rede sein. 1923 zog er nach Bremen, wo er als Großhandelskaufmann in der Firma Konrad Keller & Cie arbeitete. Lettow-Vorbeck wohnte seit 1923 mehr als 20 Jahre bis 1945 in Bremen, Colmarer Straße. Er war Mittelpunkt der konservativen Kreise. Zudem war er Mitglied in der Deutschnationalen Volkspartei (DNVP). 1926 konnte er durchsetzen, dass die ehemaligen Askari der deutsch-ostafrikanischen „Schutztruppe“ den seit 1917 noch ausstehenden Sold erhielten und außerdem eine kleine Rente, die auch später durch die Bundesrepublik Deutschland weitergezahlt wurde. Von 1928 bis 1930 war er Abgeordneter der rechtskonservativen DNVP im Reichstag; im Juli 1930 wechselte er zur gemäßigten Volkskonservativen Vereinigung, dies ein Hinweis darauf, dass er nicht bereit war, den Rechtsruck der Partei unter ihrem seit 1928 amtierenden Vorsitzenden Alfred Hugenberg mitzutragen. Er förderte den Bau des auch von ihm 1932 eingeweihten Reichskolonialehrendenkmals (heute Antikolonialdenkmal) in Bremen. Bei dem Einweihungsfestakt hielt er eine der Reden, die vor allem die Rückforderung der deutschen Kolonien zum Inhalt hatten. Lettow-Vorbeck wurde 1933 von H. umworben und erfolglos zum Eintritt in die N. aufgefordert. Die Leitung des ihm angebotenen Reichskolonialministeriums lehnte er ab. Gegen die Entlassung des Bremer Polizeioberst Caspari durch die N. protestierte er im April 1933 erfolglos bei Reichspräsident Hindenburg. Trotzdem wurde er am 1. August 1933 zum Staatsrat in Bremen berufen, einer der höchsten Positionen der Stadt. Im Juni 1934 sprengte ein S.-Rollkommando einen Vortrag von Lettow-Vorbeck vor ehemaligen Angehörigen der „Schutztruppe“, Mitgliedern des „S.“ und Freunden, und verprügelte die Anwesenden einschließlich Lettow-Vorbeck. Sein Protest bei H. hatte keine größeren Folgen. P.minister G., J. notierte am 21. Januar 1938 über Lettow-Vorbeck in seinem Tagebuch: „Auch so ein Reaktionär!“ Und wenig später: „Lettow-Vorbeck stänkert gegen den Staat und gegen die Partei. Ich lasse ihm das öffentliche Reden verbieten.“ So passte beispielsweise Lettow-Vorbecks öffentlich geäußerte Hochachtung vor den Askaris nicht ins r. Weltbild der N. Nachdem er wieder öffentlich reden durfte, vermied Lettow-Vorbeck verbale Attacken auf Staat und Partei und befasste sich ausschließlich mit Kolonialfragen und Kriegserinnerungen. 1938 wurde auch die Leeraner Kaserne und 1939 das Bremer Realgymnasium ( heute Hermann-Böse-Gymnasium) nach ihm benannt. Lettow-Vorbeck erhielt am 27. August 1939, dem sogenannten Tannenbergtag, den Charakter als General der Infanterie verliehen. Am 5. Juni 1940 fiel sein Sohn, Rüdiger von Lettow-Vorbeck, am 19. Oktober 1941 dessen Bruder Arnd. 1945 wurde das Haus Lettow-Vorbecks in Bremen durch einen Luftangriff zerstört. Er zog in den Kreis Eutin und dann nach Hamburg um. Lettow-Vorbecks Verhältnis zum N. scheint widersprüchlich. Einerseits begrüßte er H.s M. und trat auch auf Veranstaltungen, insbesondere in der Kolonialfrage, bis 1938 als Redner auf, andererseits stießen seine regimekritischen Äußerungen bei den N. auf Missfallen. So protestierte er in den Jahren 1933/34 gegen die Absetzung des Bremer Polizeikommandeurs Walter Caspari bzw. gegen die Eingliederung des „S.“ in die S. Die N. versuchten, Lettow-Vorbecks Popularität für ihre Zwecke zu nutzen, dieser blieb seiner konservativ-reaktionären Haltung jedoch treu und setzte sich lediglich für die Rückgabe der Kolonien ein. Als die N. ab 1943 dem Kolonialrevisionismus zugunsten der Eroberung des „Lebensraumes Ost“ dann endgültig die Absage erteilten, wurde Lettow-Vorbeck für sie uninteressant. Letzte Jahre Im Auftrage einer Illustrierten bereiste er 1953 nochmals seine ehemaligen Wirkungsstätten in Afrika. Sein kurz danach veröffentlichtes Buch „Afrika, wie ich es wiedersah“ ist eine Rechtfertigung der Kolonialherrschaft. Zwar sollten „einmal die Eingeborenen sich auch ganz selbständig regieren“, räumte er ein, dies könne aber nur ein Fernziel sein: „Bis es soweit ist, ist europäische Führung notwendig; das sehen auch die verständigen Schwarzen ein.“ Er begrüßte auch das südafrikanische Apartheidsregime. 1956 wurde von Lettow-Vorbeck zum Ehrenbürger seiner Geburtsstadt Saarlouis ernannt. 1957 erschienen seine Memoiren mit dem Titel „Mein Leben“. Da die Bundesregierung eine Rente nicht vorsah, sammelte sein Gegner aus dem Ersten Weltkrieg, Jan Christiaan Smuts, unter seinen Offizieren finanzielle Unterstützung für ihn. Als von Lettow-Vorbeck 1964 in Hamburg starb, ließ die Bundesregierung mit Hilfe der Bundeswehr zwei ehemalige „Askari“ als Staatsgäste einfliegen, damit diese „ihrem“ General die letzte Ehre erweisen konnten. Einige Offiziere der Bundeswehr wurden für die Ehrenwache abkommandiert, und Verteidigungsminister Kai-Uwe von Hassel hielt die Trauerrede mit dem Kernsatz, der Tote sei wahrlich im Felde unbesiegt gewesen. Paul von Lettow-Vorbeck wurde in Pronstorf, Kreis Segeberg, Schleswig-Holstein auf dem Friedhof der Vicelinkirche beigesetzt. Gedenken In mehreren deutschen Städten sind Straßen nach Paul von Lettow-Vorbeck benannt. Fünf Bundeswehrkasernen in Leer, Hamburg-Jenfeld, Bremen, Bad Segeberg und Wentorf bei Hamburg tragen bzw. trugen den Namen des Generals. Der Stadtrat von Saarlouis hat im Frühjahr 2010 die „Von-Lettow-Vorbeck-Straße“ in „Walter-Bloch-Straße“ bzw. „Hubert-Schreiner-Straße“ umbenannt. In Hannover wurde die Umbenennung der „Lettow-Vorbeck-Allee“ in „Namibia-Allee“ erst nach einer verwaltungsgerichtlichen Auseinandersetzung vorläufig beendet; Urteil jedoch noch nicht rechtskräftig; Berufung kann vor dem OVG beantragt werden. In Wuppertal, Cuxhaven, Mönchengladbach, Radolfzell, Bünde und Halle (Westf.) gibt es noch nach Lettow-Vorbeck benannte Straßen. Ebenfalls den Namen des Offiziers trug die Kaserne im ostfriesischen Leer, bis sie im Herbst 2010 in „Evenburg-Kaserne“ umbenannt wurde. Die Lettow-Vorbeck Kaserne in Bad Segeberg schloss am 31. Dezember 2008 endgültig ihre Tore, seither ist das Gelände ungenutzt. Die ehemalige Lettow-Vorbeck Kaserne in Hamburg-Jenfeld wird nicht mehr als Kaserne geführt. Kleinere Bereiche der Liegenschaft werden noch durch die Bundespolizei und die Universität der Bundeswehr Hamburg genutzt. Sie wird zur "New Jenfeld City" umgebaut. Die Bundeswehr führt die restlichen Gebäude unter der Bezeichnung "Jenfelder Bereich". Die historischen Gebäude mit Fassadenmotiven mit Bezügen zu den Kolonialtruppen sollen erhalten bleiben. Ein Dinosaurier trägt den Namen Dysalotosaurus lettow-vorbecki. Er wurde bei Ausgrabungen im damaligen Deutsch-Ostafrika zusammen mit weiteren Sauriern gefunden und steht im Berliner Museum für Naturkunde Deutsch-Ostafrika ist die Bezeichnung einer ehemaligen deutschen Kolonie in der Zeit von 1885 bis 1918. Das Gebiet umfasste die heutigen Länder Tansania (ohne Sansibar), Burundi und Ruanda. Sie war die größte und bevölkerungsreichste Kolonie des Deutschen Reiches. Inbesitznahme des Landes und Entwicklung bis 1904 In den 1880er Jahren wurden in Deutschland Stimmen laut, die eine verstärkte Kolonialpolitik forderten. Reichskanzler Otto von Bismarck lehnte dies am Anfang ab, da er sich außenpolitisch zum größten Teil auf Europa konzentrierte. Doch die zunehmenden sozialen und wirtschaftlichen Probleme zwangen das Deutsche Reich zum Handeln. So fehlten der Wirtschaft angeblich neue Absatzmärkte, die den anderen europäischen Kolonialmächten bereits großen Reichtum einbrächten. Herrschende Wirtschaftskreise erhofften sich eine Schwächung der erstarkenden Arbeiterbewegung durch eine Auswanderungskampagne mit Ziel der Besiedlung eines „deutschen Indiens“ in Übersee, wo es angeblich glänzende Entwicklungsmöglichkeiten gäbe. Diese Idee fiel auf fruchtbaren Boden in nationalistisch gesinnten Kreisen des Bürgertums und des Adels. Die treibende Kraft bei der Kolonialisierung Afrikas war der Pastorensohn Carl Peters, welcher in der von ihm gegründeten Gesellschaft für deutsche Kolonisation die Aufgabe erhielt, Gebiete in Afrika in Besitz zu nehmen. Am 10. November 1884 kam Peters in Sansibar an. Er reiste getarnt, da sein Vorhaben gegenüber den Briten unentdeckt bleiben sollte. Wenig später wurden die ersten „Schutzverträge“ auf dem Festland abgeschlossen, die den Anspruch der Kolonisationsgesellschaft auf das Land bekräftigten, deren eigentlicher Sinn von den unterzeichnenden Häuptlingen jedoch zumeist nicht verstanden wurde. Am 27. Februar 1885 gab Kaiser Wilhelm I. einen Schutzbrief heraus, der die Besetzung ostafrikanischer Gebiete legitimierte. Die inzwischen umbenannte Deutsch-Ostafrikanische Gesellschaft unter der Leitung von Carl Peters hatte nun auch den Rückhalt des Deutschen Reiches sicher und konnte die Annexionen weiter vorantreiben. Im gleichen Jahr geriet das Sultanat Witu in deutschen Besitz. Peters gelang es in der Folgezeit, große Territorien für Deutschland hinzugewinnen. So konnte er 1887 das Küstengebiet zwischen den beiden Flüssen Umba und Rovuma erwerben. 1888 kam es zum Aufstand eines Großteils der arabisch geprägten Küstenbevölkerung unter dem Sklavenhändler Buschiri bin Salim von Tanga im Norden bis Lindi im Süden gegen die deutsche Inbesitznahme und das von diesen verhängte Verbot des Sklavenhandels (der sogenannte Araberaufstand). Die schwarzafrikanische Bevölkerung stand in diesem Konflikt mehrheitlich auf Seite der Deutschen, da sie bis zum Erscheinen der Europäer sehr unter dem arabischen Sklavenhandel zu leiden hatte. Dem am 3. Februar 1889 zum Reichskommissar ernannten und an Spitze einer neu formierten „Schutztruppe“ stehenden Hermann von Wissmann gelang es, die Revolte niederzuschlagen. Die unter Führung deutscher Offiziere stehende Truppe bestand zunächst hauptsächlich aus landfremden afrikanischen Söldnern (Askari), meist Sudanesen. Der Aufstandsführer Buschiri bin Salim wurde am 15. Dezember 1889 hingerichtet. Der arabische Sklavenhandel, dessen Zentrum in Ostafrika das Sultanat Sansibar war, hörte auf. Am 1. Juli 1890 wurde der Helgoland-Sansibar-Vertrag zwischen Deutschland und Großbritannien abgeschlossen. Der Vertrag regelte die Übergabe der Nordseeinsel Helgoland und des Caprivi-Zipfels (heute Namibia) an das Deutsche Reich, während Witu-Land (heute Teil Kenias) und die Ansprüche auf Sansibar an Großbritannien abgetreten wurden. 1891 wurde Deutsch-Ostafrika als „Schutzgebiet“ offiziell der Verwaltung durch das Deutsche Reich unterstellt, und die Soldaten von Wissmann erhielten die offizielle Bezeichnung Schutztruppe. Erster Zivilgouverneur war 1891-93 Julius Freiherr von Soden. Ihm folgte 1893-95 Friedrich von Schele, der nach Auseinandersetzungen mit den Massai 1894 eine Strafexpedition gegen die Wahehe anführte und die Festung Kuironga von Häuptling Mkwawa erobern konnte. Carl Peters war 1891 zum Reichskommissar ernannt, aber auf Grund von Grausamkeits-Vorwürfen 1897 wieder entlassen worden. Es kam zu weiteren Erhebungen gegen die Kolonialverwaltung, der von 1897 bis 1901 Eduard von Liebert als Gouverneur vorstand. Der Aufstand des mächtigen Wahehe-Volkes im Süden des Schutzgebiets wurde bis 1898 niedergeschlagen. Im 20. Jahrhundert verstärkte man die landwirtschaftliche Entwicklung, indem man den Kautschuk- und Baumwolleanbau einführte. Viele einheimische Arbeitskräfte wurden dafür zur Zwangsarbeit eingezogen und zusätzlich noch durch hohe Steuerabgaben belastet. Kolonialgesellschaften Folgende Kolonialgesellschaften haben sich Deutsch-Ostafrika als Wirkungsfeld gewählt: die Deutsch-Ostafrikanische Gesellschaft die Deutsch-Ostafrikanische Plantagengesellschaft die L. & O. Hansing, Mrima Land- und Plantagengesellschaft in Hamburg die Usambara-Kaffeebaugesellschaft in Berlin, gegründet 1893 die Pangani-Gesellschaft die Rheinische Handel-Plantagengesellschaft in Köln, gegründet 1895 die Westdeutsche Handels- und Plantagengesellschaft Düsseldorf, gegründet 1895 Sigi-Pflanzungsgesellschaft m.b.H. in Essen an der Ruhr, gegründet 1897 Montangesellschaft m.b.H. in Berlin, gegründet 1895 die Irangi-Gesellschaft Usindja-Gold-Syndikat, später Victoria-Njansa-Gold-Syndikat, Berlin, gegründet 1896 Kilimandjarao-Handels- und Landwirtschaftsgesellschaft, vormals Kilimandjaro-Straußenzuchtgesellschaft in Berlin, gegründet 1895 Kaffeeplantage Sakarre AG in Berlin, gegründet 1898 Lindi-Hinterland-Gesellschaft m.b.H. in Koblenz, vormals Karl Perrot & Co., Deutsche Lindi-, Handels- und Plantagengesellschaft in Wiesbaden, gegründet 1900 Deutsche Agaven-Gesellschaft in Berlin, gegründet 1902 Bergbaufeld Luisenfelde G.m.b.H. in Berlin, gegründet 1902 Der Maji-Maji-Aufstand Wegen zunehmender repressiver Maßnahmen, der Erhöhung der Steuern und besonders der Einführung der so genannten Dorfschamben (Baumwollfelder, auf denen die Einwohner eines Dorfes zur Arbeit gezwungen wurden) brach 1905 der Maji-Maji-Aufstand aus. Die ersten Unruhen ereigneten sich in der zweiten Julihälfte in den Matumbi-Bergen, westlich der Küstenstadt Kilwa. Die deutsche Kolonialverwaltung in Daressalam hoffte zu diesem Zeitpunkt noch, dass es sich dabei um ein lokal begrenztes Ereignis handelte. Diese Einschätzung des Gouverneurs Gustav Adolf Graf von Götzen sollte sich jedoch spätestens am 15. August als völlig verfehlt erweisen, als Aufständische den Militärposten von Liwale erstürmten. Der Widerstand gegen die Kolonialherrschaft nahm damit für die Deutschen endgültig bedrohliche Ausmaße an. Die besondere Gefahr für die Kolonialverwaltung lag in der Struktur des Widerstandes, der sich schnell über ethnische und politische Grenzen hinweg ausbreitete. Binnen weniger Wochen und Monate schlossen sich unterschiedliche Volksgruppen der Aufstandsbewegung an. Dies wurde vor allem durch den Maji-Kult ermöglicht, der traditionelle Mythen aufgreifend in verschiedenen Gebieten auf Resonanz stieß. Der Prophet Kinjikitile Ngwale predigte den Widerstand gegen die Deutschen und verbreitete seine Botschaft mit Hilfe „heiligen Wassers“ (Wasser = Maji) als eine Art Medizin. Das Maji sollte die Aufständischen im Kampf schützen, indem es die feindlichen Gewehrkugeln zu Wassertropfen verwandeln sollte. Die integrative Kraft des Maji-Kultes fand ihren Höhepunkt im Sturm auf die Boma (befestigte Station) von Mahenge am 30. August 1905, als knapp 4000 Afrikaner den deutschen Posten angriffen, der von etwa 80 Mann Schutztruppe und 200 Mann loyalen Einheimischen verteidigt wurde. Im Maschinengewehrfeuer versagte das Maji allerdings seine Wirkung, und die Angreifer erlitten verheerende Verluste. Der Rückschlag von Mahenge bedeutete aber noch nicht das Ende der Aufstandsausweitung. Weitere Gruppen schlossen sich der Bewegung an, und so kontrollierten die Aufständischen im Oktober etwa die Hälfte der Kolonie. In der Folge der verlustreichen offenen Feldschlachten verlegten sich die Aufständischen dennoch bald auf die Führung eines Kleinkrieges gegen die Deutschen, der sich, wenn auch ohne die bisherige übergreifende Kooperation, bis 1907 fortsetzte. Ab 1906 wehrten sich die Deutschen gegen die Guerilla-Taktik der Aufständischen mit einer „Strategie der verbrannten Erde“. Dörfer wurden zerstört, Ernten und Vorräte verbrannt, Brunnen zugeschüttet und Angehörige der Rädelsführer in „Sippenhaft“ genommen, um den Aufständischen die Grundlage zur Kriegführung zu entziehen. Die Folge war aber auch eine verheerende Hungerkatastrophe, die ganze Landstriche entvölkerte und die die sozialen Strukturen der afrikanischen Gesellschaft nachhaltig veränderte. Die Verluste auf Seiten der Aufständischen werden heute auf 100.000 bis 300.000 Personen geschätzt. Auf der Gegenseite kamen 15 Europäer und 389 afrikanische Soldaten ums Leben. Die Anzahl deutscher Soldaten in der Kolonie (ohne afrikanische Askari) lag während des gesamten Aufstandes niemals über 1000 Mann (neben der Schutztruppe kamen noch Besatzungsmitglieder deutscher Kriegsschiffe als „Landsoldaten“ zum Einsatz sowie kriegfreiwillige Zivilisten, darunter eine Anzahl nichtdeutscher Weißer, zumeist Briten und Südafrikaner). Der Reichstag in Berlin wollte keine zusätzlichen Mittel zur Niederwerfung des Aufstandes bewilligen, da die Kolonie sich im Unterschied zum als „Siedlungskolonie“ vorgesehenen Deutsch-Südwestafrika „selbst tragen“ müsse. Die Vorgänge in Ostafrika wurden aus verschiedenen Gründen im Deutschen Reich kaum wahrgenommen und standen bzw. stehen bis heute im Schatten des Krieges in Deutsch-Südwestafrika. Um die Stabilität der Kolonie zu sichern, wurde das Herrschaftssystem nach dem Ende des Krieges unter dem neuen Gouverneur Rechenberg entschärft. Die Reformmaßnahmen scheiterten jedoch weitgehend am Widerstand der weißen Siedler. Dennoch gab es bis zum Ende der deutschen Herrschaft in Ostafrika keinen nennenswerten Widerstand mehr. Der Erste Weltkrieg In Deutsch-Ostafrika waren zu Beginn des Ersten Weltkriegs knapp 300 deutsche Soldaten sowie über 4.500 einheimische Askaris stationiert. Im Gegensatz zu den anderen Einheimischen waren die Askaris der deutschen Schutztruppe treu ergeben und stellten somit für jeden Feind einen ernsthaften Gegner dar. Im Laufe des Krieges wurde das Heer auf 3.500 deutsche Soldaten und 13.000 Askaris aufgestockt. Die Schutztruppe stand unter dem Befehl von Oberstleutnant (später General) Paul von Lettow-Vorbeck. Am 2. August 1914 erhielt der Gouverneur Dr. Heinrich Albert Schnee die Nachricht von der deutschen Mobilmachung in Europa. Den Kriegszustand erklärte er erst am Morgen des 5. August, als die Kriegserklärung Großbritanniens an das Deutsche Reich erfolgte und dies die Küstenfunkstation Daressalam aus Togo erfuhr. Die Kolonie war fast ausschließlich von übermächtigen Gegnern umschlossen; allein die Briten hatten über 130.000 Soldaten aufgeboten. Die ersten Angriffe erfolgten vom britischen Kreuzer Pegasus, der am 8. August die Funkstation der Stadt Daressalam unter Beschuss nahm. Am 23. August gelang ihm die Zerstörung der Station. Kurze Zeit später wurde das britische Schiff vom Kreuzer Königsberg versenkt. Daraufhin kappten am 15. August 1914 deutsche Truppen die Telegraphenleitungen, die den Tanganyika-See entlangführten, und beschossen die angrenzenden Städte. Am 22. August öffnete ein deutsches Schiff das Feuer auf den Hafen Lukugas (Belgisch-Kongo). Am 2. November begann die Schlacht bei Tanga mit der Landung eines 8.000 Mann starken britischen Korps unter dem Befehl von General Arthur Aitken, der die sofortige Übergabe der Stadt forderte. Paul von Lettow-Vorbeck hatte seine Hauptstreitmacht am Kilimandscharo konzentriert und brach sofort in Richtung Tanga auf. In den frühen Morgenstunden des 4. November begann Lettow-Vorbecks Streitmacht mit dem Entsatzangriff auf die Hafenstadt, wobei die Briten eine empfindliche Niederlage hinnehmen mussten und am Tag darauf, von einer unfähigen Führung und deutschen Scharfschützen malträtiert, in nackter Panik flohen. Sie erlitten über 1000 Mann Verluste, die Deutschen weniger als 100. Die britischen Schiffe dampften mit den Überlebenden wieder ab und hinterließen eine beträchtliche Menge an Kriegsmaterial und Kommunikationsausrüstung, mit der nun die Schutztruppe ausgestattet werden konnte. Weitere Angriffe der Briten und Belgier, unter anderem am Kilimandscharo, wurden erfolgreich abgewehrt. Am Kiwa-See erlitten auch die Belgier eine herbe Niederlage. Anfang des Jahres 1915 versuchten die Briten zum zweiten Mal, Tanga einzunehmen, was jedoch erneut am heftigen Widerstand der Verteidiger scheiterte. Am 10. April traf das deutsche Versorgungsschiff Rubens mit einer großen Anzahl von Material und Soldaten ein. Am 11. Juli wurde die Königsberg bei einem Seegefecht so stark beschädigt, dass man sich entschloss, sie zu sprengen. Alle nachfolgenden Angriffe der Alliierten wurden von der Schutztruppe zurückgeschlagen. Das Kräftegleichgewicht bei den Kämpfen am Viktoriasee blieb das ganze Jahr über ausgeglichen. 1916 kippte die Situation in der Kolonie, als der britische General Smuts mit fast 100.000 Mann eine Großoffensive einleitete und die Deutschen sich aus der Gegend des Kilimandscharo zurückziehen mussten. Ebenfalls in diesem Kriegsjahr traf ein zweites Versorgungsschiff ein, das unbemerkt die alliierte Blockade durchbrechen konnte. Bis zum 17. September konnte sich die Stadt Tabora halten, bis sie schließlich von den Belgiern unter General Tombeur überrannt wurde. Zwei Tage später marschierten portugiesische Truppen in Deutsch-Ostafrika ein. Die Portugiesen waren jedoch weniger erfolgreich und wurden zurückgeschlagen. Am 21. November 1917 startete das deutsche Luftschiff LZ 104/L 59 von Bulgarien aus in Richtung Ostafrika. Der Kommandant des Luftschiffs, Kapitänleutnant Bockholdt, hatte Munition und Medikamente geladen. Durch einen gefälschten Funkspruch der Briten kehrte der Kommandant kurz vor dem Ziel wieder um, sodass von diesem abenteuerlichen Unternehmen der frühen Luftfahrt nur ein Langstreckenrekord (6757 Kilometer in 95 Stunden) blieb. Die Schutztruppe musste sich also weiterhin mit erbeuteten Material begnügen. Die Übermacht des Feindes war inzwischen so stark, dass sie durch Mut und Strategie nicht mehr ausgeglichen werden konnte. Lettow-Vorbeck musste in den portugiesischen Teil Ostafrikas ausweichen. Im September 1918 marschierte die Schutztruppe wieder auf eigenes Gebiet. Sie hatte einen Weg von über 2500 km zurückgelegt, und konnte sich durch alliiertes Kriegsmaterial über Wasser halten. Im November kam es dann zu einigen letzten Gefechten. Noch im Oktober 1918 griff Lettow-Vorbeck das britische Nordrhodesien (heute Sambia) an, wo er am 13. November (4 Tage nach dem Waffenstillstand in Europa) von der Kapitulation des Deutschen Reiches erfuhr. Am 25. November 1918, zwei Wochen nach Kaiser Wilhelms Abdankung, streckten seine letzten Soldaten die Waffen. Die verbliebenen deutschen Offiziere wurden daraufhin in Daressalam interniert. 1919 durften sie nach Deutschland zurückkehren. Der Versailler Vertrag Der Versailler Vertrag bestimmte, dass Deutschland alle Kolonien abzugeben hatte. Deutsch-Ostafrika wurde am 20. Januar 1920 der Verwaltung des Völkerbundes unterstellt. Die Mandate über das Land wurden Belgien (Kontrolle über Burundi und Ruanda) und Großbritannien (Tanganjika) zugesprochen. Im Süden fiel das Kionga-Dreieck an Portugiesisch-Ostafrika (Mosambik). Liste der Gouverneure von Deutsch-Ostafrika 1885 - 1888 Carl Peters (Reichskommissar) 1888 - 1891 Herrmann von Wissmann (Reichskommissar) 1891 - 1893 Julius Freiherr von Soden 1893 - 1895 Friedrich Radbod Freiherr von Scheele 1895 - 1896 Hermann von Wissmann 1896 - 1901 Eduard von Liebert 1901 - 1906 Gustav Adolf Graf von Götzen 1906 - 1912 Georg Albrecht Freiherr von Rechenberg 1912 - 1918 Heinrich Albert Schnee Erster Weltkrieg in Ostafrika Datum: 3. August 1914 bis 25. November 1918 Ort: Burundi, Kenia, Mosambik, Ruanda, Sambia, Tansania Ausgang: Kapitulation auf deutscher Seite Folgen: Ende der deutschen Kolonialherrschaft Friedensschluss: Friedensvertrag von Versailles Befehlshaber: Jan Christiaan Smuts Jacob van Deventer Charles Tombeur Paul von Lettow-Vorbeck Die Kämpfe in Ostafrika während des Ersten Weltkrieges hielten über die gesamte Dauer des Krieges an. Diese Kämpfe wurden hauptsächlich auf dem Boden der damaligen Kolonie Deutsch-Ostafrika, aber auch im britischen Kenia, dem portugiesischen Mosambik und anderen Nachbarländern ausgetragen. Es standen sich dabei einerseits die deutsche Schutztruppe und andererseits verbündete Streitkräfte des Britischen Weltreichs sowie Portugals und Belgiens gegenüber. Die Mehrzahl der Beteiligten auf beiden Seiten waren Afrikaner, die als Kolonialsoldaten unter dem Befehl europäischer Offiziere gegeneinander kämpften oder als Träger für den Nachschub eingesetzt waren. Es kamen vorübergehend auch zahlreiche weiße Südafrikaner sowie Soldaten der britisch-indischen Armee zum Einsatz. Ausgangssituation Die Streitkräfte in Ostafrika waren bei Beginn des Krieges auf allen Seiten nur schwach ausgebaut. Die Vereinbarungen der Kongokonferenz als internationales Recht sah im Kriegsfall eine Neutralität der Kolonialgebiete vor. Sinn der kolonialen Armeen war die Sicherung der Herrschaft über die unterworfene Bevölkerung, nicht die Kriegsführung gegen andere Kolonialarmeen. Bei Beginn des Krieges gab es in Deutsch-Ostafrika die Schutztruppe mit rund 2.500 einheimischen Askaris und 200 weißen Offizieren und Unteroffizieren, die in 14 Feldkompanien über das Land verteilt waren. Zusätzlich gab es noch eine Polizeitruppe mit 2.100 Askaris und 45 weißen Polizeioffizieren. Die Bewaffnung war leicht – drei Kompanien verfügten über moderne Karabiner vom Typ K98, die restlichen 11 Kompanien waren mit veralteten Mausergewehren ausgerüstet. Alle Kompanien waren mit Maschinengewehren ausgerüstet, die Artillerie bestand aus wenigen Feldgeschützen. Die Briten verfügten im Wesentlichen über die auf Kenia, Uganda, Sansibar und Nyassland verteilten Bataillone der King’s African Rifles mit 2.300 Afrikanern und 70 britischen Offizieren. Die Force Publique im Belgisch-Kongo zählte zwar an die 16.000 Askaris, war aber überwiegend als Polizei über das gesamte riesige Gebiet stationiert. Portugal und seine Kolonie Mosambik waren bis 1916 neutral. Zu Beginn des Krieges spielten auch Marinestreitkräfte eine eigenständige Rolle. Die Briten konnten auf eine in Südafrika stationierte Kreuzergruppe zurückgreifen, die vor Kriegsbeginn nach Ostafrika verlegt wurde. Auf deutscher Seite gab es den in Daressalaam stationierten kleinen Kreuzer SMS Königsberg sowie das leicht bewaffnete Vermessungsschiff SMS Möwe. Die europäischen Kriegsparteien griffen während des Krieges auf einheimische Hilfstruppen (Rugaruga) zurück sowie auf bis zu 1.000.000 afrikanische Lastenträger. Kriegsverlauf August 1914 bis März 1916 – Kriegsbeginn bis zur alliierten Offensive Am 2. August 1914 erhielt der Gouverneur Heinrich Schnee die Nachricht von der deutschen Mobilmachung in Europa. Die 1884 von den Kolonialmächten in Berlin verabschiedete Kongo-Akte verpflichtete die Kriegsparteien im Falle eines europäischen Konfliktes zur Neutralität in Afrika. Doch das War Office in London fürchtete, deutsch-ostafrikanische Häfen könnten von der kaiserlichen Marine als Basen genutzt werden, um im Indischen Ozean Jagd auf britische Fracht- und Versorgungsschiffe zu machen. Schnee versuchte, die Kolonie aus dem Krieg herauszuhalten und erklärte die Küstenorte zu „offenen Städten“. Der Kommandeur der Schutztruppe, Paul von Lettow-Vorbeck, plante jedoch, mit der Schutztruppe einen eigenen Beitrag zur Kriegsführung zu leisten und durch Angriffe auf die Uganda-Bahn möglichst viele britische Kräfte auf dem ostafrikanischen Schauplatz zu binden. Zunächst folgte er aber dem Befehl des Gouverneurs und zog seine Truppen aus der Stadt ab. Die kriegerischen Handlungen selbst wurden schließlich durch die Kriegsschiffe beider Seiten begonnen. Der Kreuzer Königsberg erhielt im Juli den Befehl, im Kriegsfalle britische Handelsschiffe im Indischen Ozean anzugreifen. Die Königsberg verließ am 31. Juli 1914 den Hafen von Daressalaam und konnte die älteren und langsameren britischen Kreuzer abschütteln, die hier bereits zu ihrer Bewachung auf Position gegangen waren. Nach der britischen Kriegserklärung (5. August) versenkte die Königsberg am 6. August den britischen Dampfer City of Winchester vor der Küste des Oman. Am folgenden Tag tauchte der britische Kreuzer HMS Pegasus vor Daressalaam auf und nahm den Funkmast unter Beschuss, woraufhin der Gouverneur die weiße Flagge aufziehen ließ und einen Zug nach Morogoro nahm. Als Lettow-Vorbeck mit seinen Soldaten in Abwesenheit des Gouverneurs am 8. August wieder nach Daressalaam zurückkehrte, sah er nur noch die britischen Schiffe aufs offene Meer hinausfahren. In den folgenden Monaten beschränkten sich die Kampfhandlungen auf kleinere Gefechte, da die Truppenstärken auf allen Seiten gering waren. Anfängliche Kämpfe fanden gegen britische Einheiten entlang der kenianischen Grenze und gegen belgische Truppen an der kongolesischen Grenze statt. Es gab einzelne Streifzüge der deutschen Seite auf die anfangs nur von britischen Polizeikräften gehaltenen Gebiete von Nordrhodesien, die aber zu keiner Besetzung führten. Gegenüber dem britischen Kenia war das Ziel von Patrouillen immer wieder die Unterbrechung der Uganda-Bahn, die parallel zur Grenze vom Nachschubhafen Mombasa nach Nairobi verläuft. Die Schutztruppe setzte im August bewaffnete Schiffe auf dem Viktoriasee und dem Tanganjikasee ein und legte damit die britische und belgische Schifffahrt zunächst lahm. Ihr Vorstoß auf den wichtigen Bahnhof und Hafen Kisumu wurde bei Kisii von den Briten zurückgeschlagen. Schnell über den Indischen Ozean herbeigeschaffte Boote wurden per Bahn nach Kisumu transportiert und schalteten die deutschen Boote auf dem Viktoriasee bald aus. Auf dem Tanganjikasee hingegen schuf sich die Schutztruppe mit Hilfe zweier Frachtdampfer und der Marinesoldaten von der SMS Möwe eine kleine Kriegsflotte, die bis 1916 die Vormacht auf dem See innehatte. Mit Ankunft der von Kapstadt über Land transportierten Schnellboote Mimi und Toutou wendete sich das Blatt allerdings auch hier zugunsten der Briten und Belgier. Am 15. August besetzte die Schutztruppe gegen geringen Widerstand die in Britisch-Ostafrika gelegene Grenzstadt Taveta. Im September kehrte die Königsberg in die Kolonie zurück, versenkte am 14. September die in Sansibar für Reparaturen liegende Pegasus und versteckte sich für eine Maschinenreparatur anschließend im Delta des Rufijiflusses, für das die Briten keine Karten hatten. Die Royal Navy leitete die Besetzung der Insel Mafia und eine Seeblockade des Deltas ein. Auf britischer Seite führte die Besetzung Tavetas zur Entscheidung, 4.000 indische Soldaten nach Mombasa zu bringen, die ab September eintrafen. Im Oktober wurde weitere 8.000 Mann aus Indien eingeschifft, um mit vereinten Kräften Lettow-Vorbecks Verbände zu zerschlagen. Die Landung bei Tanga am 2. November 1914 wurde ein Desaster für die britische Seite. Lettow-Vorbeck hatte durch Spione von der Landung Kenntnis erhalten und es gelang in der Schlacht bei Tanga, die schlecht geführten britisch-indischen Truppen zum Rückzug auf ihre Schiffe zu zwingen. Am Folgetag, dem 3. November, wurde der andere Teil der britischen Offensive bei Longido am Kilimandscharo-Massiv abgewehrt. Als weitere britische Niederlage folgte eine Kapitulation indischer Einheiten in der Schlacht um Jassini, die den Grenzort Jassini unmittelbar an der Küste besetzt hatten und von Lettow-Vorbeck mit starken Kräften angegriffen wurden, bevor sie Verstärkung erhalten konnten. Kleinere Erfolge erzielte die britische Seite mit der Einnahme von Bukoba am 21. Juni 1915. Außerdem gelang es, die Vormacht auf dem Viktoriasee zu erringen, nachdem bewaffnete Motorboote mit der Bahn nach Port Florence (heute: Kisumu) gebracht worden waren. Das einzige Flugzeug auf deutscher Seite war ein Otto-Doppeldecker der Firma Pfalz mit Druckpropeller. Der Pilot Bruno Büchner traf samt Flugzeug am 5. August 1914 in Deutsch-Ostafrika ein. Die Maschine wurde sofort von der Schutztruppe requiriert. Büchner und sein Monteur meldeten sich zum Dienst. In der Nähe des Funkturms von Daressalam wurde ein provisorisches Flugfeld angelegt. Büchner wurde bei einem Aufklärungsflug nach Sansibar von feindlichen Kanonenbooten beschossen und verletzt. Ihm gelang eine Notlandung am Strand nahe Daressalam. Nach der Reparatur des Flugzeugs sollte Oberleutnant Ernst Ludwig Henneberger die Maschine fliegen, um damit ins Kampfgebiet am Kilimandscharo zu starten. Doch schon bei einem Probeflug am 15. November 1914 verunglückte er tödlich. Das Flugzeug wurde daraufhin in einer Schmiede bei Daressalam abermals neu zusammengebaut, diesmal als Wasserflugzeug mit Schwimmern. Es absolvierte noch Flüge am Rufiji-Delta. Aufgrund von Benzinmangel wurde der Motor aber kurz danach ausgebaut. Er diente noch kurze Zeit als Antrieb für eine Bahn-Draisine auf der Strecke Daressalam-Morogoro. Am 11. Juli 1915 gelang der britischen Marine nach Einsatz von ca. 20 Schiffseinheiten, Flugzeugen und für flache Gewässer geeigneten Monitoren eine schwere Beschädigung der im Delta des Rufiji eingeschlossenen Königsberg. Ihre Besatzung sprengte das Schiff und schloss sich der Schutztruppe an. Sie brachte ihre 10,5-cm-Schiffsgeschütze mit, die auf Lafetten gesetzt wurden und der deutschen Seite zur schwersten Artillerie des ostafrikanischen Feldzugs verhalfen. Leichte Entlastung auf deutscher Seite brachten ferner die Blockadebrecher A (Rubens) und 15 (Marie), die der bedrängten Schutztruppe dringend benötigtes Material, vor allem Munition, brachten. Die Rubens, ein 6000 BRT-Frachtschiff, stach am 18. Februar 1915 von Wilhelmshaven aus in See. Das Kommando führte Oberleutnant Carl F. Christiansen. Das Schiff erreichte Deutsch-Ostafrika im April 1915, wurde aber in Küstennähe vom britischen Kreuzer Hyacinth so schwer beschädigt, dass es in der Mansabucht nahe Tanga auf Grund gesetzt wurde und schließlich in Flammen aufging. Ein großer Teil der Ladung konnte jedoch geborgen werden und die vernässte Munition durch mühevolle Trocknung von der Schutztruppe genutzt werden. Ein zweiter Versuch, die Schutztruppe über See zu stärken, erfolgte im März 1916 mit dem Hilfsschiff Marie, das Hilfsleutnant zur See Conrad Sörensen führte. Das Schiff erreichte unbeschädigt die Sudi-Bucht im Süden von Deutsch-Ostafrika. Die Ladung konnte gelöscht und das Schiff Richtung Südostasien wieder auslaufen. Bis in das Jahr 1916 konnte die Schutztruppe das Gebiet Deutsch-Ostafrikas im Wesentlichen halten, da die britische Seite beschlossen hatte, nach dem Debakel bei Tanga erst einmal größere Verbände zusammenzuziehen. Auch die Belgier im Kongo benötigten Zeit, um aus den verstreuten Polizeitruppen ihrer Force Publique militärische Einheiten aufzubauen. Portugal stockte nach der deutschen Kriegserklärung am 9. März 1916 seine Truppen in Portugiesisch-Ostafrika auf und verabredete eine Beteiligung an der bevorstehenden alliierten Offensive. März bis September 1916 – Alliierte Offensive Mit dem Eingreifen einer großen Streitmacht unter südafrikanischer Führung im Januar 1916 begann dann der Rückzug der deutschen Einheiten. Die vereinten britisch-indisch-südafrikanischen Kräfte gingen von Kenia her vor. Eine Kolonne unter General Edward Northey mit 5.000 afrikanischen, britischen und südafrikanischen Soldaten drang von Nyassaland her in den Südwesten der Kolonie ein. Die belgischen Truppen rückten vom Kongo aus in Ruanda und Burundi ein und gingen dann entlang der Bahn gegen Tabora vor. Die Portugiesen besetzten zunächst erfolgreich das Kionga-Dreieck an der Küste. Ihr weitergehender Angriff auf den Süden wurde 1916 verlustreich zurückgeschlagen und auch die Besetzung des Makonde-Plateaus im Jahr 1917 endete mit einer Niederlage. Die alliierten Streitkräfte waren zahlenmäßig weit überlegen, sie konnten insgesamt an die 100.000 Soldaten ins Feld führen, zu denen noch ein Vielfaches an nichtkämpfenden Einheiten kam. Lettow-Vorbeck hatte sich auf diese Situation gut vorbereitet und verstrickte den zahlenmäßig überlegenen Gegner in eine Mischung aus Bewegungs- und Partisanenkrieg (Hit and Run). Der Vormarsch der alliierten Seite war damit nicht aufzuhalten, aber die Beweglichkeit der deutschen Truppen ermöglichte es ihnen, dem Gegner Verluste zuzufügen und sich meistens rechtzeitig zurückzuziehen. Stärkere Verluste als durch Kämpfe erlitten die alliierten Truppen durch Tropenkrankheiten, denen Tausende zum Opfer fielen. Hier war die deutsche Seite viel weniger betroffen, da die Mehrzahl ihrer Kämpfer Afrikaner waren, die das Klima gewohnt und gegen viele Krankheiten immun waren. Auf alliierter Seite standen ihnen überwiegend südafrikanische und indische Soldaten gegenüber, die weder Klima noch Krankheiten gewohnt waren. Im August 1916 hatten die alliierten Kräfte die meisten wichtigen Orte der Kolonie bis auf Daressalaam eingenommen. Moshi am Kilimandscharo war bereits im März gefallen. Von Kigoma über Tabora, Dodoma bis nach Morogoro war die Mittellandbahn unter Kontrolle der Alliierten. Daressalaam wurde erst im September besetzt, da die Briten hier Kräfte vermuteten, die Lettow-Vorbeck längst weiterbewegt hatte. Die Schutztruppe zog sich in den Bereich südlich der Linie Daressalaam-Morogoro-Iringa zurück September 1916 bis November 1917 – Buschkrieg im Süden Der Vormarsch der Alliierten drängte die Schutztruppe allmählich in den unwegsamen Südosten der Kolonie zurück. Entscheidend dafür war ein Wechsel in der Strategie der Briten. Anfangs hatten sie ausschließlich auf indische und britische sowie südafrikanische Truppen gesetzt. Afrikaner wurden gering geschätzt und nur als Träger eingesetzt, freilich in sehr großer Zahl, da den europäischen Soldaten und in geringerem Umfang auch den indischen Soldaten ein umfangreiches Gepäck zugebilligt wurde. Die Schutztruppe bestand von Anfang an zum größten Teil aus Afrikanern, die an das Klima gewöhnt waren und keine persönlichen Träger brauchten, wenn auch viele von ihnen Frauen und Kinder mitführten. Erst im Jahr 1916 begann der Ausbau afrikanischer Einheiten wie der King’s African Rifles aus Kenia und Uganda, die zuvor eher für den Schutz der Bahnlinie in Kenia abgestellt waren. 1917 bestand bereits die Hälfte der britischen Truppen aus Afrikanern, die einen schwierigeren Gegner für Lettow-Vorbeck abgaben als die weißen und indischen Einheiten mit ihrem riesigen Tross. Die Verluste der Schutztruppe stiegen an. Ein großer Verband unter Hauptmann Tafel mit 2000 Soldaten musste sich im Oktober 1917 ergeben. Ein Verband unter dem Kommando von Max Wintgens löste sich im Februar 1917 von Lettow-Vorbecks Hauptteil und begann autonome Guerillaoperationen im Westen und Norden der deutschen Kolonie. Die Reste dieses Verbandes kapitulierten am 1. Oktober 1917 bei Luitaberg südöstlich von Kondoa. Die verbleibenden Kräfte Lettow-Vorbecks wurden zunehmend in der Nähe der mosambikanischen Grenze zusammengedrängt. Das letzte Funkgerät der Schutztruppe wurde zerstört, sodass es forthin keine Kommunikation mit Deutschland mehr gab. Im November 1917 gab es noch einen Versuch, die Schutztruppe durch das Luftschiff LZ 104/L 59 von Bulgarien aus mit Nachschub zu versorgen. Nachdem britische Berichte über den Rückzug der Schutztruppe in Deutschland abgehört wurden, entschloss man sich zum Abbruch des Unternehmens, da es keine sicheren Landegebiete in Ostafrika mehr gab. LZ 104 kehrte über dem Sudan wieder um und stellte lediglich einen Langstreckenrekord (6757 Kilometer in 95 Stunden) der frühen Luftfahrt auf. Übergang nach Mosambik bis zur Kapitulation Der Durchbruch der Schutztruppe Deutsch-Ostafrika über den Rowuma Mitte November 1917. Darstellung von Carl Arriens Im November 1917 fasste Lettow-Vorbeck den Entschluss, unter Zurücklassung von Verwundeten und Kampfunfähigen den Grenzfluss Rovuma mit 280 deutschen und 1600 afrikanischen Soldaten sowie einem Tross von 5000 Trägern und Frauen zu überschreiten und sich nach Portugiesisch-Ostafrika zu begeben. Am 25. November besiegte er in der Schlacht von Ngomano portugiesische Truppen und sicherte den Übergang über den Grenzfluss. Seine Rechnung ging insofern auf, als die britischen Kräfte Schwierigkeiten hatten, ihn im unwegsamen Nordmosambik aufzuspüren und die portugiesischen Kolonialtruppen kein kampfstarker Gegner waren. In Nordmosambik konnte Lettow-Vorbecks Truppe mehrere Stützpunkte und Depots einnehmen, aus denen er Verpflegung, Waffen und Munition auffüllen konnte, die aber knapp blieben. Die Briten verlegten indes ihr regionales Hauptquartier nach Porto Amelia (heute: Pemba) und begaben sich auf die Suche nach der Schutztruppe. In den nächsten Monaten zog die Schutztruppe ständig umher, auf der Suche nach Verpflegung und um größeren Kämpfen auszuweichen. Sie gelangte bis in die Nähe von Quelimane. Hier erreichten ihn Nachrichten, dass in der Gegend starke britische Verbände zusammengeführt wurden. Lettow-Vorbeck beschloss, wieder nach Norden zu ziehen. Ständig von britischen Einheiten verfolgt, die ihn aber nie stellen konnten, überquerte die Schutztruppe am 28. September wieder den Rovuma und kehrte auf das Gebiet von Deutsch-Ostafrika zurück. Hier zog sie nach Norden, entlang des Nyassa-Sees über Songea und Mbozi. Hier entschloss sich Lettow-Vorbeck, den Marsch nach Nordrhodesien fortzusetzen, das nach seinen Informationen weithin frei von britischen Truppen war, die ihn in anderen Teilen der Kolonie vermuteten. Hier erhielt er durch britische Parlamentäre am 13. November 1918 die Nachricht vom Waffenstillstand in Europa. Am 25. November 1918 wurde in Abercorn (heute Mbala) südlich des Tanganjika-Sees die Kapitulation unterzeichnet und der nur noch 1.300 Mann starke Verband offiziell aufgelöst. Die menschlichen Kosten des Krieges Die Alliierten hatten 210.000–240.000 Soldaten eingesetzt, die Hälfte von ihnen Afrikaner. Die Briten verloren 3.443 an Gefallenen und 6.558 Verstorbene aufgrund von Krankheiten. Die entsprechenden Verluste der Belgier betrugen 683 Gefallene und 1300 Tote durch Krankheit. Auf portugiesischer Seite starben 1734 Europäer und eine unbekannte Zahl von Afrikanern. Die Verluste der Schutztruppe betrugen 734 Europäer und 1798 Afrikaner. Im Rahmen des Ersten Weltkrieges waren diese militärischen Verluste durchaus überschaubar, kostete doch allein der erste Tag der Schlacht an der Somme im Kriegsjahr 1916 20.000 britischen Soldaten das Leben. Weitaus schwerwiegender waren die Folgen der Kriegsführung für die afrikanische Zivilbevölkerung, die sehr viel höhere Verluste an Menschenleben ertragen musste. Bei einer Bevölkerungszahl von nur 7,6 Millionen hatte die afrikanische Bevölkerung Deutsch-Ostafrikas Hunderttausende von Toten zu beklagen. Aus den Dörfern kamen die Träger, die von allen Kriegsparteien für Nachschub und Materialtransport im wegarmen Land eingesetzt wurden. Das britische Kolonialministerium schätzte, dass insgesamt etwa 750.000 Träger auf alliierter Seite im Einsatz waren, wozu 100.000–200.000 auf deutscher Seite kamen. 1917 zählte der britische Oberbefehlshaber 125.000 Träger, davon 80.000 aus DOA. Das britische Carrier Corps hatte über insgesamt 400.000 „offizielle“ Träger im Dienst, je zur Hälfte aus Kenia und DOA (diese Zahlen ergeben sich durch Addieren der im Laufe des Krieges verpflichteten Träger). Hinzu kamen große Zahlen örtlich verpflichteter Träger. General Northey setzte für seine von Nyassaland her operierende Nyasa-Rhodesia Field Force etwa 200.000 Träger für den Nachschub ein. Die Force Publique der Belgier hatte 260.000 Träger verpflichtet. Zusammen mit den Trägern der Deutschen (in der Spitze ca. 45.000 einschließlich der Hilfskräfte) wird geschätzt, dass etwa eine Million Träger während des Krieges zum Einsatz kamen. Sie wurden zu Beginn des Feldzuges noch angeworben und dienstverpflichtet, im späteren Verlauf dann unter Gewaltandrohung in den Transportdienst gepresst. Hunger, Krankheiten und die Strapazen ihrer Zwangsarbeit kosteten 100.000–300.000 Trägern aller Seiten das Leben. Die Träger waren zugleich die jüngeren Männer, deren Arbeitskraft auf den Feldern dann fehlte. Die Züge der kämpfenden Heere verwüsteten seit 1916 das Land, Lebensmittel und Vieh wurden requiriert. Die Schutztruppe brannte oft die Felder hinter sich ab, um dem nachrückenden Gegner keine Vorräte zu hinterlassen. Als die Schutztruppe im November 1917 den Rovuma überschritt, ließ sie im Süden der Kolonie eine große Hungersnot zurück. Im Jahre 1918 nahmen die Folgen der Verwüstung zusammen mit einer Dürreperiode katastrophale Ausmaße an. Es gibt keine Übersicht, wie viele Menschen damals in Ostafrika verhungerten. Aus dem Bezirk Dodoma wurde für 1917/1918 ein Bevölkerungsverlust von 20 % gemeldet. Nach Schätzungen kostete der Krieg der Kolonie rund 650.000 Menschenleben, fast ein Zehntel der damaligen Bevölkerung. Ab 1918 breitete sich unter der geschwächten Bevölkerung die internationale Epidemie der Spanischen Grippe aus und forderte weitere 50.000–80.000 Opfer. Die Kosten für den Krieg der Europäer mussten letztlich von den Afrikanern getragen werden. Schutztruppe war die offizielle Bezeichnung der militärischen Einheiten in den deutschen Kolonien in Afrika von 1891 bis 1918. In den sogenannten Schutzgebieten Deutsch-Ostafrika, Kamerun und Deutsch-Südwestafrika befanden sich Schutztruppen, die die Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung und Sicherheit im Inneren zur Aufgabe hatten. Sie wurden zum Beispiel zur Niederschlagung von Aufständen, Grenzsicherung oder zur Sicherung von Expeditionen eingesetzt. Für eine Landesverteidigung gegen äußere Angreifer waren sie nicht konzipiert. Die Schutztruppen bildeten einen vom Reichsheer und der Kaiserlichen Marine unabhängigen Teil der Armee des Deutschen Reiches unter dem Befehl des deutschen Kaisers. Ostafrika Die Schutztruppe für Deutsch-Ostafrika wurde durch das Reichsgesetz vom 22. März 1891, die Schutztruppen für Kamerun und Deutsch-Südwestafrika durch das Reichsgesetz vom 9. Juni 1895 errichtet. Der Stiftungstag der Schutztruppe für Deutsch-Ostafrika wurde der 8. Februar 1889, um das Andenken der Wissmann-Truppe zu ehren und zu verkünden, dass die Schutztruppe aus der Wissmann-Truppe hervorgegangen ist. Der Stiftungstag für die Schutztruppe in Deutsch-Südwestafrika wurde durch die Allgemeine Kabinettsorder vom 16. September 1911 auf den 16. April 1889 festgelegt. Die zusammenfassende Regelung der Rechtsverhältnisse der Schutztruppen in den afrikanischen Kolonien erfolgte durch das Reichsgesetz vom 7./18. Juli 1896 (Schutztruppengesetz). 1907 wurde die Verwaltung der Schutztruppe in das neu geschaffene Reichskolonialamt eingegliedert. Das Oberkommando der Schutztruppe war in der Mauerstraße 45/46 (Berlin-Mitte) untergebracht, in unmittelbarer Nähe des Reichskolonialamtes. Die Truppen setzten sich aus Offizieren, Sanitäts- und Veterinäroffizieren, Unteroffizieren, Mannschaften und Beamten sowie angeworbenen Einheimischen zusammen, die in der deutschen Armee als spezielle Truppe (Askari) Dienst taten. In Deutsch-Südwestafrika gab es keine Askari. Dafür warb man eingeborene Hilfstruppen an. Südwestafrika Die Mannschaften Schutztruppe für Deutsch-Südwestafrika bestanden aus Soldaten des Heeres und der Marine (und auch Österreichern), die sich freiwillig aus ihren Regimentern für die Truppe gemeldet hatten. Vor der Verschiffung nach Afrika wurden die Freiwilligen auf deutschen Ausbildungsstützpunkten für ihre speziellen Aufgaben vorbereitet. Solch ein Stützpunkt befand sich beispielsweise in Karlsruhe. Wegen der oft feucht-heißen Bedingungen am Oberrhein sorgte man hier für eine frühe Akklimatisierung. Stärke 1913 bestanden die Schutztruppen in Deutsch-Ostafrika aus 410 Deutschen und 2.682 Askari, in Deutsch-Südwestafrika aus 1.967 Deutschen und in Kamerun aus 185 Deutschen und 1.560 Einheimischen. Strafrecht Für die Schutztruppen galten die deutschen Militärgesetze und die deutsche Militärdisziplinarstrafordnung. Die Militärstrafgerichtsbarkeit über sie wurde nach der Verordnung vom 26. Juli 1896 durch das Gericht des Oberkommandos der Schutztruppen (Reichskanzler und ein vortragender Rat) und Abteilungsgerichte (Befehlshaber der Abteilung und ein untersuchungsführender Offizier) verwaltet. Das Verfahren war das der deutschen Militärstrafgerichtsordnung vom 1. Dezember 1908. Aufstellung der Schutztruppen Oberkommando der Schutztruppen (ab 1897): Berlin - Reichskolonialamt Deutsch-Ostafrika Kommando Daressalam 1. Kompagnie: Aruscha 2. Kompagnie: Iringa und Unbena 3. Kompagnie: Lindi 4. Kompagnie: Kilimatinde und Ssingidda 5. Kompagnie: Massoko 6. Kompagnie: Udjidiji und Kassulo 7. Kompagnie: Bukoba, Ussuwi und Kifumbiro 8. Kompagnie: Tabora 9. Kompagnie: Usumbura 10. Kompagnie: Daressalam 11. Kompagnie: Kissenji und Mruhengeri 12. Kompagnie: Mahenge 13. Kompagnie: Kondoa-Irangi 14. Kompagnie: Muansa und Ikoma Zusätzlich in Daressalam: ein Rekrutendepot, eine Signalabteilung und Intendatur. Stärke: 68 Offiziere, 42 Ärzte, 150 weiße Beamte, Feuerwerker und Unteroffiziere, 2472 farbige Soldaten Deutsch-Südwestafrika Kommando Windhuk Gericht des Kommandos, Intendantur, Sanitätsamt u. Vermessungstrupp Nordbezirk Kommando Windhuk 1. Kompagnie: Regenstein, Seeis 4. Kompagnie (MG): Okanjande 6. Kompagnie: Outjo und Otavi 2. Batterie: Johann-Albrechts-Höhe Verkehrszug 1: Karibib Proviantamt: Karibib Pferdedepot: Okawayo Artillerie- und Train Depot: Windhuk Lazarett: Windhuk Hauptsanitätsdepot: Windhuk Bekleidungsdepot: Windhuk Ortskommandantur: Windhuk Ortskommandantur u. Proviantamt: Swakopmund Südbezirk Kommando: Keetmanshoop 2. Kompagnie: Ukamas 3. Kompagnie: Kanus 5. Kompagnie (MG): Chamis und Churutabis 7. und 8 Kompagnie: Gochas und Arahoab (Kamelreiter und MG), Lazarett. 1. Batterie: Narubis 3. Batterie: Kranzplatz bei Gibeon Verkehrszug 2: Keetmanshoop Artillerie- und Train-Depot: Keetmanshoop Lazarett - und Sanitätsdepot: Keetmanshoop Bekleidungsdepot: Keetmanshoop Proviantamt: Keetmanshoop Garnisonverwaltung: Keetmanshoop Pferdedepot: Aus Kamelgestüt: Kalkfontain Ortskommandantur u. Proviantamt: Lüderitzbucht Stärke: 90 Offiziere, 22 Ärzte, 9 Veterinäre, 59 Beamte, Feuerwerker, 342 Unteroffiziere, 1444 weiße Soldaten Kamerun (Stand: 1914) Kommando Soppo 1. Kompagnie (Stammkompanie) und Artilleriedetachement: Duala 2. Kompagnie: Bamenda, Wum und Kentu 3. Kompagnie: Mora und Kusseri 4. Kompagnie (Expeditionskompanie): Soppo 5. Kompagnie: Buar und Karnot (Carnot) 6. Kompagnie: Mbaiki, Nola und Nguku 7. Kompagnie: Garua, Nassarau (Nassarao), Mubi, Marua, Lere 8. Kompagnie: Ngaundere 9. Kompagnie: Dume und Baturi 10. Kompagnie: Ojem und Mimwoul 11. Kompagnie: Akoasim (Akoafim), Ngarabinsam und Minkebe 12. Kompagnie: Bumo, Fiange (Fianga), Gore und Schoa Stärke: 61 Offiziere, 17 Ärzte, 23 Beamte, Feuerwerker, 98 weiße Unteroffiziere, 1550 afrikanische Soldaten Polizeitruppen In Afrika und in der Südsee waren diese den Zvilbehörden, in Kiautschou dem Gouvernement unterstellt. Sie waren jedoch in keinem Fall Teil einer militärischen Verwaltung (Bei den Zahlenangaben über Polizeitruppen handelt es sich häufig um Sollstärken.) Deutsch-Ostafrika 4 Offiziere, 61 weiße Wachtmeister, 147 farbige Unteroffiziere, 1.863 Askari (ohne so genannte Knüppel-Askaris) Kamerun 4 Offiziere, 37 Köpfe sonstiges weißes Personal, 1.255 Mann (ausschl. Zoll) Deutsch-Südwestafrika 7 Offiziere, 9 Köpfe Verwaltung, 68 Polizeiwachtmeister, 432 Polizeiserganten, 50 Vertragspolizisten, außerdem farbige Polizeidiener Togoland 2 Offiziere, ? Polizeimeister, 530 farbige Soldaten Deutsch-Neuguinea 19 weiße Polizeimeister, 670 farbige Polizisten in Neuguinea und auf den Inseln 1 farbiger Polizeimeister, 30 Fita - Fita, 20-25 Landespolizisten auf Samoa. Die Fitafita bestand aus Häuptlingssöhnen und war hauptsächlich für den Ordonnanzdienst, den Dienst als Bootsmannschaft, Hilfspolizist, Ehrenwache und Postbote vorgesehen. Die Landespolizisten waren dagegen für den üblichen Polizeidienst vorgesehen. Kiautschou sog. chinesische Polizei (war Teil der Zivilverwaltung und bestand ausschließlich aus Chinesen) Europäischer Stab und 60 Chinesen Die berittene Landespolizei von Deutsch-Südwestafrika bestand im Gegensatz zu den berittenen Polizeien der anderen Kolonien ausschließlich aus Deutschen. Moderne Schutztruppen Im heutigen Sprachgebrauch bezeichnet der aus der Kolonialzeit stammende Begriff Schutztruppe (meist internationale) Truppen, die in anderen Ländern nach einem Krieg oder Ähnlichem die öffentliche Ordnung und Sicherheit bzw. den Herrschaftsanspruch der Großmächte gewährleisten sollen. Ein Beispiel für eine solche Schutztruppe ist ISAF in Afghanistan. Als Askari (von Swahili für „Soldat“, ursprünglich arab. ‘askarī, auch in Sprachen wie Türkisch, Persisch und Somali als Lehnwort vorkommend, Plural im Deutschen Askaris) wurden vor allem in Afrika einheimische Soldaten oder Polizisten in den Kolonialtruppen der europäischen Mächte bezeichnet. Die Bezeichnung wurde in den Kolonialtruppen von Italien, Großbritannien, Portugal, Deutschland und Belgien gebraucht. Askaris spielten sowohl bei der Eroberung von Kolonien als auch danach bei der Aufrechterhaltung der Kolonialherrschaft eine wichtige Rolle. In beiden Weltkriegen kämpften sie auch außerhalb ihrer Herkunftsgebiete. Askaris in der deutschen Schutztruppe Im deutschen Sprachraum sind Askaris zuerst durch die Orient-Romane Karl Mays, dann durch die Askaris der Schutztruppe für Deutsch-Ostafrika bekannt geworden. Sie bildeten den Großteil der deutschen Schutztruppe in Deutsch-Ostafrika und trugen im Ersten Weltkrieg die Hauptlast des Kampfes gegen die britischen Truppen. Die ersten Askaris in deutschen Diensten in Ostafrika waren durch Hermann von Wissmann in Ägypten angeworbene Söldner aus dem Sudan und Zulu aus dem portugiesischen Mosambik, mit denen der ostafrikanische Küstenstreifen 1889 gegen den Widerstand der Küstenbevölkerung unter Abuschiri erobert wurde. Sie wurden aus der sogenannten „Wissmann-Truppe“ in die Schutztruppe übernommen. Ein Teil der brutalen Kriegsführung im Maji-Maji-Krieg von 1905 wird oft auf sie zurückgeführt, wobei sie die Befehle der Taktik verbrannter Erde ihrer deutschen Offiziere ausführten. Um die Askari bildete sich ein Mythos der deutschen Kolonialgeschichte, der die in den deutschen Kolonien herrschenden humanen Verhältnisse aufzeigen sollte und die geschichtsrevisionistischen Bestrebungen der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg stützte. Tatsächlich hatten die Askaris den deutschen Kolonialherren in freiwilliger Loyalität gedient und nach dem Ende der deutschen Herrschaft sich nach dieser zurückgesehnt; beim Abschied 1918 sollen Tränen geflossen sein. Entgolten wurde ihre Treue mit vergleichsweise hohem Sold und dem Anrecht auf lebenslange Rente. Ein Teil der Askari kam zu Beginn nicht aus Ost-Afrika, sondern aus dem englischbesetzten Sudan. Diese waren entweder Söldner oder Feinde der Engländer. Die Masse der insgesamt etwa 40.000 Mann, die im ersten Weltkrieg die von allen Seiten wiederholt vorgetragenen Angriffe alliierter Truppen abwehrten, waren allerdings Landeskinder. Zusammen mit dem kleinen Kontingent deutscher Soldaten unternahmen sie auch Angriffe auf gegnerische Gebiete. Deutsche und Askaris konnten auf die Unterstützung der einheimischen Bevölkerung bauen, die keineswegs unter alliierte Herrschaft kommen wollte. Der Krieg wurde als eine Mischung aus Stellungs-, Bewegungs- und Partisanenkrieg (= Guerillakrieg) geführt und verband deutsche Militärtaktik mit einheimischer Kenntnis der Verhältnisse und Beweglichkeit zu einer schlagkräftigen Kampfführung. Die Treue der Askari gegenüber der Schutztruppe im Ersten Weltkrieg führte man lange Zeit auch auf das Charisma des militärischen Oberhauptes Paul von Lettow-Vorbeck zurück. Geschichten über die „Askari-Treue“ wurden von Kolonialismusbefürwortern der 1920er Jahre propagandistisch ausgenutzt und überhöht. In Anlehnung daran wählte man das Wort Askari auch als Titel für die Nachrichten aus der kolonialen Jugendbewegung. Dieses meist nur vierseitige Blatt lag den Ausgaben des Jambo (Unterhaltungs- und Belehrungshefte über Kolonien und Übersee) der Jahrgänge 1924 und 1925 bei. Die Pensionen der Askari wurden von der Bundesrepublik Deutschland vom Anfang der 1960er Jahre bis zum Tode der letzten Askaris Ende der 1990er Jahre weiterhin ausgezahlt. Als Askari bezeichnete man auch die afrikanischen Soldaten in Diensten des italienischen Heeres in Italienisch-Ostafrika. Denkmal 1938 wurde am Eingang der Hamburger „Lettow-Vorbeck-Kaserne“ das sogenannte „Deutsch-Ostafrika-Ehrenmal“ errichtet. Es stand in der Tradition einer direkt nach dem Ersten Weltkrieg einsetzenden Verehrung der deutschen Kolonial-Truppen, die zur Zeit der N. kultartige Züge erlangte. Nach Schließung der Kaserne, 1999, geriet auch die Aufstellung des Reliefs, im Rahmen einer Gedenkstätte für die Opfer der Kolonialzeit, in die Diskussion. Zeitweise abgebaut, wurde das Relief 2003 im Rahmen des sogenannten „Tansania-Park“, unter Protesten, wiedererrichtet. Deutsch-Südwestafrika war von 1884 bis 1915 eine deutsche Kolonie auf dem Gebiet des heutigen Staates Namibia. Mit einer Fläche von 835.100 km² war Deutsch-Südwestafrika ungefähr 1,5 mal so groß wie das damalige Deutsche Reich. Deutsch-Südwestafrika war die einzige der deutschen Kolonien, in der sich eine nennenswerte Anzahl deutscher Siedler niederließ. 1915 wurde das Gebiet von Truppen der Südafrikanischen Union erobert, unter deren Militärverwaltung gestellt und 1919 als Völkerbundsmandat Südwestafrika der Verwaltung Südafrikas übertragen. Inbesitznahme Im Auftrag des Bremer Kaufmanns Adolf Lüderitz erwarb der 21-jährige Heinrich Vogelsang am 1. Mai 1883 von dem Nama-Häuptling Josef Frederick für 200 alte Gewehre und 100 englische Pfund die Bucht von Angra Pequena, der heutigen Lüderitzbucht, mit fünf Meilen Hinterland. Dieses Gebiet wurde am 24. April 1884 unter den Schutz des Deutschen Reiches gestellt, um die Landerwerbungen des Bremer Kaufmanns gegen britische Gebietsansprüche zu sichern. Die erste offizielle Flaggenhissung fand am 7. August 1884 unter Beteiligung von Besatzungen deutscher Kriegsschiffe, Vertretern der Firma Lüderitz und des Namahäuptlings Josef Frederick nebst seinen Ratsleuten im feierlichen Rahmen statt. Im gleichen Monat schloss Vogelsang einen zweiten Vertrag ab, in dem Lüderitz der Küstenstreifen zwischen dem Oranje-Fluss und dem 26. Breitengrad und ein Gebiet von 20 Meilen landeinwärts von jedem Punkt der Küste aus für weitere 500 Pfund und 60 Gewehre verkauft wurde. 1885 wurde in Otjimbingwe der erste Verwaltungssitz eingerichtet. 1890 vergrößerte sich Deutsch-Südwest um den Caprivizipfel im Nordosten, von dem man sich neue Handelsrouten versprach, und der den Anschluss zum Sambesi-Fluss herstellte. Dieser Gebietsgewinn beruhte auf dem mit Großbritannien abgeschlossenen Helgoland-Sansibar-Vertrag. Am 18. Oktober des gleichen Jahres wurde auf Betreiben des Hauptmanns Curt von François der Grundstein für die Feste „Groß Windhuk“ gelegt. Die Schutzgebietsverwaltung wurde bald darauf in diese Festung verlegt. Um sie herum entstand im Laufe der kommenden Jahre die spätere Landeshauptstadt Windhuk. Bevölkerung Vor der deutschen Besiedlung lebten in Südwestafrika etwa 80.000 Herero, 60.000 Owambo, 35.000 Damara und 10.000 Nama. Deutsch-Südwestafrika war die einzige Kolonie Deutschlands, in der eine gezielte Ansiedlung Deutscher in größerem Stil erfolgte. Neben dem Abbau von Diamanten und Kupfer war es insbesondere die Viehzucht, die deutsche Siedler ins Land lockte. 1902 hatte die Kolonie etwa 200.000 Einwohner, darunter 2.595 Deutsche, 1.354 Buren und 452 Briten. Bis 1914 kamen weitere 9.000 deutsche Siedler hinzu. Wirtschaft und Infrastruktur Die ersten deutschen Siedler beschäftigten sich hauptsächlich mit der Viehwirtschaft. Nachdem im Norden Kupfer und später im Süden Diamanten gefunden wurden, entwickelte sich auch eine industrielle Infrastruktur. Der Bau einer ersten schmalspurigen Bahnstrecke von Swakopmund nach Windhuk wurde 1897 in Angriff genommen und am 19. Juli 1902 eröffnet. Sie wurde später von einer Normalspurstrecke abgelöst, und bis zum Ende der deutschen Herrschaft 1915 folgten weitere Bahnverbindungen in den Süden und Norden des Landes; so von Lüderitz nach Aus und Keetmanshop, von Keetmanshop nach Windhuk, sowie eine Bahnlinie in das Kupferabbaugebiet bei Tsumeb. Damit hatte Deutsch-Südwestafrika das umfangreichste Streckennetz aller deutschen Kolonien, das bei Ausbruch des Ersten Weltkrieges eine Länge von 2.100 Kilometern hatte. Mit dem Aufbau dieses Bahnnetzes wurde ein entscheidender Anteil am Aufstieg des Landes erreicht. Der frühe, staatlich unterstützte Versuch, mit LKW das Land zu erschließen, brachte mit zwei importierten Modellen keinen Erfolg, da diese im Wüstensand stecken blieben. So beließ man es bis zum Ende der deutschen Kolonialherrschaft bei den ochsenbespannten Karren, die auch das Militär einsetzte. Eine regelmäßige Schiffsverbindung mit Deutschland erfolgte ab 1898 am 25. jeden Monats durch die Woermann-Linie. Eine Schiffsverbindung zwischen Kapstadt und Walfischbai wurde durch den Küstendampfer „Leutwein“ bedient. Kolonialverwaltung bis 1903 Nachdem Lüderitz die deutsche Regierung von der wirtschaftlichen Bedeutung seiner Niederlassung in Südwestafrika überzeugt und dringend um deren hoheitlichen Schutz gebeten hatte, wurde Dr. Gustav Nachtigal 1884 als kaiserlicher Generalkonsul und Kommissar für Westafrika ernannt. In die Ära seiner kurzen Amtszeit fiel der Abschluss des Schutzvertrages mit den Namas. Nach Nachtigals Tod ernannte Reichskanzler Bismarck 1885 Dr. Heinrich G., den Vater des späteren R.s H. G., zum neuen Reichskommissar. Dieser schloss weitere Schutzverträge mit den einheimischen Stämmen ab. Ihm zur Seite standen ein Dr. Büttner als weiterer Unterhändler, sowie der als „Kanzler“ fungierende ehemalige Gerichtsreferendar Nels und der Feldwebel Goldammer, der die Polizeigewalt ausüben sollte. 1887 wurde das Gerücht verbreitet, dass bei der Walfischbucht Gold gefunden worden wäre. G. wurde daraufhin aufgefordert, vom Reich eine Schutztruppe anzufordern, die die Ordnung auf den vermeintlichen Goldfeldern aufrechterhalten sollte. Die Reichsregierung lehnte mit dem Hinweis, dass das betroffene Gebiet Privatbesitz der Deutschen Kolonialgesellschaft sei, das Ansinnen ab. Die Kolonialgesellschaft stellte daraufhin mit Unterstützung G.s eine eigene Söldnertruppe, bestehend aus zwei Offizieren, fünf Unteroffizieren und 20 schwarzen Soldaten, auf. Der Goldfund stellte sich später als Schwindel heraus, und die Schutztruppe löste sich wieder auf, nachdem sie zuvor lediglich durch ihre Disziplinlosigkeit aufgefallen war. 1888 kam es zu Auseinandersetzungen zwischen dem Stamm der Witboois und den Hereros, die vergeblich auf Unterstützung der Deutschen hofften. Die Hereros kündigten daraufhin die Schürfrechte der Deutschen und den Schutzvertrag auf. G. gelang es weder, die Vertragskündigungen rückgängig zu machen noch die kämpfenden Stämme zu befrieden. Als die Witboois zudem begannen, das ganze Land mit Plünderungen zu terrorisieren, zogen sich G. und die gesamte deutsche Verwaltung dem Chaos entfliehend in das britische Walfischbai zurück. Auf Drängen der Kolonialgesellschaft entsandte die Reichsregierung im Mai 1889 unter der Leitung des Leutnants Hugo von François eine 21-köpfige Truppe, die später auf 50 Mann erweitert wurde, um die deutsche Verwaltung wieder einzusetzen und das Land zu befrieden. François schnitt den Hereros die Waffenzufuhr ab und baute Windhuk zu einer Festung aus. Durch das energische Auftreten beeindruckt, nahmen die Hereros 1890 die Kündigung des Schutzvertrages zurück. Im gleichen Jahr kehrte G. nach Deutschland zurück und François wurde am 12. Mai 1891 zum vorläufigen Reichskommissar und Landeshauptmann ernannt. Damit lagen die zivile und die militärische Macht in einer Hand. François sah es als seine wichtigste Aufgabe an, die Witboois unter ihrem Häuptling Hendrik Witbooi zurückzudrängen, denn sie überfielen nun zunehmend die deutschen Siedler. Nachdem die Schutztruppe noch einmal auf nun 212 Soldaten und zwei Offiziere vergrößert wurde, nahm François im April 1893 den Kampf gegen die Witboois auf. Als François nach einem halben Jahr die Witboois noch immer nicht besiegt hatte und seine Aufgaben als Landeshauptmann kaum noch wahrnahm, kam sowohl in Südwestafrika als auch in Deutschland Unmut auf. Die Reichsregierung entsandte den Major Theodor Leutwein im Dezember 1893 nach Afrika, zunächst mit der Order, François in seinen Verwaltungsaufgaben zu unterstützen. Schnell arbeiteten beide aber auch militärisch zusammen. Nachdem es ihnen gelungen war, eine Reihe von Militärstationen im Witbooi-Gebiet zu errichten, quittierte François seine Ämter und kehrte nach Deutschland zurück. Leutwein stand nun noch vor der Aufgabe, den Kampf gegen die Witboois unter ihrem Häuptling Hendrik Witbooi zu beenden, die sich inzwischen in der Naukluft, einer unzugänglichen Felsenlandschaft, verschanzt hatten. Nachdem die deutschen Truppen noch einmal durch Nachschub aus Deutschland verstärkt worden waren, griff Leutwein die Witboois am 27. August 1894 mit drei Kompanien an und zwang sie nach für beide Seiten strapaziösen Gefechten am 11. September zur Aufgabe. Mit dem Häuptling Hendrik Witbooi wurde ein Schutzvertrag abgeschlossen, der seinem Stamm ein eigenes Siedlungsgebiet zusicherte, das allerdings unter der Aufsicht einer deutschen Garnison stehen sollte. Die Witboois hielten sich bis zum Ausbruch des Hereroaufstandes an diesen Vertrag. Nachdem es Leutwein anschließend auch gelang, die Hererostämme zu befrieden, zog abgesehen von kleineren Geplänkeln für knapp zehn Jahre Ruhe in Deutsch-Südwestafrika ein. 1898 wurde Leutwein zum Gouverneur der Kolonie ernannt. Als Aufstand der Herero und Nama bezeichnet man die Erhebung der Völker der Herero und Nama in Deutsch-Südwestafrika (dem heutigen Namibia) während der Jahre 1904 bis 1908 gegen die dortige deutsche Kolonialherrschaft. Beide Völker sahen durch die Anwesenheit der Deutschen auf ihrem Gebiet seit 1884 ihre Lebensgrundlagen bedroht. Im Januar 1904 schlugen die Hereros unter Kapitän Samuel Maharero gegen deutsche Einrichtungen und Farmen los. Die personalschwache Schutztruppe der Kolonie war anfänglich den Aufständischen nicht gewachsen und völlig überrumpelt. Die deutsche Reichsregierung entsandte daraufhin umgehend ein Marineexpeditionskorps in Stärke von 4 Kompanien und später Verstärkungen der Schutztruppe - Insgesamt etwa 15.000 Mann unter Generalleutnant Lothar von Trotha, dem es bis zum August gelang, den Hereroaufstand niederzuwerfen. Die Kriegführung Trothas war den Bedingungen in Südwestafrika nicht angepasst und zudem durch große Rücksichtslosigkeit gekennzeichnet. Angesichts dessen erhoben sich im Oktober 1904 die bis dahin auf deutscher Seite kämpfenden Nama unter Hendrik Witbooi und Jakob Morenga. Sie mussten sich überwiegend Anfang 1906 geschlagen geben, vereinzelte Kämpfe gab es noch bis ins Jahr 1908 hinein. Die Vorgänge kosteten durch Krankheiten, Kampfhandlungen, Überfälle, Flucht und vielfach menschenunwürdige Missstände in den Sammellagern nach Schätzung zwischen 24.000 und 64.000 Herero, etwa 10.000 Nama sowie etwa 1.440 weißen Einwohnern und deutschen Soldaten das Leben. Vielfach wird das Vorgehen der deutschen Seite unmittelbar nach der Schlacht am Waterberg, als Völkermord an den Hereros betrachtet, diese Deutung ist jedoch umstritten. Umfassende Vergehen gegen die Humanität nach heutigen wie auch nach damaligen europäischen Maßstäben können jedoch nicht geleugnet werden. Gründe des Aufstands Schon während der Legislaturperiode 1893/1894 hatte sich der Reichstag mit der Grund- und Bodenfrage der Herero und Nama im deutschen Schutzgebiet befasst. In den jahrelangen Beratungen und zahlreichen Vorstößen galt es, die Interessen der deutschen Regierung, der Siedler, der Missionen und der Einheimischen zu berücksichtigen. 1897 wurde unter Mitwirkung der Rheinischen Mission das erste für die Nama zu reservierende Territorium in einer Größe von 120.000 Hektar vertraglich geregelt. Bei den Herero gestaltete sich die Verhandlungen schwieriger, eine echte Lösung wurde bis zum Beginn des Aufstandes nicht gefunden. 1897 kam es außerdem zu einer Rinderpest, die das Sozialgefüge und das Selbstbewusstsein dieses Hirtenvolks schwer erschütterten. Das Massensterben der Rinder führte zu einem starken Preisanstieg für Fleisch, der die Rinderzucht in den bislang den Herero vorbehaltenen Gebieten für deutsche Siedler attraktiv machte. Hatten einige Hererokapitäne, darunter auch Samuel Maharero, schon vorher weite Flächen an Stammesland verkauft, nahm die Zahl der Verkäufe durch Kapitäne nach 1897 an die interessierten deutschen Siedler derart zu, dass dem Hererovolk selber am Ende immer weniger Weidegründen und Frischwasserbrunnen zur Verfügung standen. Über die Köpfe etliche Hererostämme hinweg waren viele Verkäufe von den Kapitänen getätigt worden. Daher ließen etliche Herero, denen das Konzept des Landhandels bisher unbekannt gewesen war, ihre Viehbestände weiterhin auf den verkauften Weiden grasen, was den Zorn der Siedler auf sich zog, welche die Hirten gewaltsam vertreiben ließen. Weiterhin erzeugte das der damaligen europäischen Weltsicht entsprechende Auftreten der Siedler wesentliche soziale Reibungen zwischen diesen und den Eingeborenen. Das soziale Stammesgefüge erzeugte keinen Untertanengeist, wie ihn die Siedler, von der eigenen Kultur geprägt, von den geringer erachteten Eingeborene erwarteten („Ein Umstand, der Hottentotten und Herero so hinderlich ist, sich europäischer Kultur einzuordnen, ist ihre ›Staatsverfassung‹. ... nicht allein die Männer, sondern häufig genug auch die Weiber, selbst die Diener geben ihren Rath mit ab. So fühlt sich eigentlich keiner so recht als Untertan, keiner hat so recht gelernt, sich zu fügen.“), so dass im Juli 1900 sich Windhuker Bürger in einer Eingabe an die Kolonialabteilung des Auswärtigen Amtes gegen die Abschaffung der Prügelstrafe aussprachen : „Für Milde und Nachsicht hat der Eingeborene auf die Dauer kein Verständnis: er sieht nur Schwäche darin und wird infolgedessen anmaßend und frech gegen den Weißen, dem er doch nun einmal gehorchen lernen muss, denn er steht geistig und moralisch doch so tief unter ihm.“. Dass auch zu damaligen Zeiten rechtswidrige Übergriffe wie Vergewaltigung und Mord an Eingeborenen nicht oder nur milde bestraft wurden, verstärkte die Spannungen weiter. Der deutschen Schutzmacht war es sehr daran gelegen, den unkontrollierten Zuwachs von Waffen im Land zu unterbinden und die Kampfkraft der Stämme zu vermindern. Dies stieß aber auf den entschlossenen Widerstand der Betroffenen, welche sich auf diese Art nicht in das deutsche Ordnungssystem einbinden lassen wollten. So entwickelte sich aus dem Zähl- und Registrierungsvorhaben der Kolonialverwaltung bei den Bondelswarts-Nama in Warmbad im Oktober 1903 eine wenig geplante, aber dennoch heftige militärische Auseinandersetzung, die sich bis über das Jahresende hinzog und erst nach dem Einsatz von Verstärkungstruppen aus dem Norden des Landes am 27. Januar 1904 mit einem Sieg der Deutschen beendet werden konnte. Dadurch war das Zentrum des Landes ohne ausreichende militärische Bedeckung, was es der Verwaltung in Windhuk unmöglich machte, auf die Anfänge des von Okahandja ausgehenden Hereroaufstandes vom Januar 1904 angemessen zu reagieren. Militärische Schwierigkeiten auf Seiten der Deutschen Das Deutsche Reich war auf einen Aufstand dieser Größenordnung in Deutsch-Südwestafrika völlig unvorbereitet. Zu Beginn des Kampfes gegen die Herero im Januar 1904 bestand die Schutztruppe aus vier Kompanien, einer Geschützbatterie und einer Reihe zumeist kleinerer Stationsbesatzungen mit insgesamt 769 deutschen und 132 eingeborenen Soldaten. Verstärkung aus der Kolonie selbst erhielt die Schutztruppe durch 1.141 Reservisten, Angehörige der Landwehr, Landsturmpflichtige und einige Freiwillige. Des Weiteren konnten noch die einheimischen Baster, Witboois und Bethanier zur Unterstützung bewogen werden. Trotz einer technisch ungleich besseren Bewaffnung (Maxim-Maschinengewehr) der Deutschen war es ohne zusätzliche Unterstützung aus dem Reich nicht möglich, den Aufstand niederzuwerfen. Das, nach Schätzung des Missionars Jakob Irle, kurz vor dem Krieg knapp 80.000 Menschen zählende Volk der Herero, konnte etwa 5.000 bis 7.000 Krieger ins Feld führen. Die erfolgreiche Verteidigung aller größeren Stationen wie Okahandja und Omaruru und deren Entsetzung aus eigener Kraft war daher für die Deutschen von entscheidender Bedeutung. Auch nach dem Eintreffen von Verstärkungen aus Deutschland reichten die zur Verfügung stehenden Kräfte für eine sofortige Beendigung des Aufstandes nicht aus, zumal auch die deutschen Stationen und Siedlungen sowie die Verkehrswege gesichert werden mussten. Es zeigte sich als Nachteil, dass Deutschland, anders als etwa England und Frankreich, nicht über eine ständige Eingreiftruppe verfügte, welche für einen Einsatz in den Kolonien ausgebildet und ausgerüstet war. So bestanden die aus der Heimat per Schiff eintreffenden Verstärkungen großenteils aus schnell aufgestellten Verbänden von Freiwilligen der verschiedensten Truppenteile, die völlig unvorbereitet nach Afrika in Marsch gesetzt werden mussten. Die Leistungsfähigkeit der neu eintreffenden Verbände war daher begrenzt. Fehlende Ausbildung (zum Beispiel bezüglich der besonderen Anforderungen an die Gesundheitsvorsorge auf einem afrikanischen Kriegsschauplatz) und mangelnde Erfahrung führten teilweise zu schweren Verlusten, sowohl im Gefecht als auch durch Krankheiten wie beispielsweise Typhus. Der deutsche Gouverneur Theodor von Leutwein (1849 – 1921), der bis zu seiner Ablösung durch Generalleutnant von Trotha auch Befehlshaber der Schutztruppe war, war sich der begrenzten eigenen Möglichkeiten und der Schwierigkeiten für die deutschen Truppen in dem nahezu unerschlossenen Land bewusst. Leutwein plante eine möglichst politische Lösung des Konflikts. Dagegen forderte die deutsche Führung, in Verkennung der Situation vor Ort, eine rasche und kompromisslose Niederwerfung der Herero. Der dafür entsandte General Lothar von Trotha versuchte mittels konzentrischen Angriffs aller verfügbaren Kräfte die Herero zu einer Entscheidungsschlacht zu stellen und den Aufstand mit einem Schlag militärisch zu beenden. Doch von Trotha unterschätzte die örtlichen Schwierigkeiten, die Fähigkeiten der Herero aber auch die Bedeutung der auf deutscher Seite kämpfenden eingeborenen Hilfstruppen. Die deutsche Führung Das Hauptquartier in Okahandja bestand ab 3. Mai 1904 aus folgenden Personen: Oberkommandierender: Generalleutnant v. Trotha Generalstab: Oberstleutnant Charles de Beaulieu (Chef); Major Quade; Hauptmann Salzer; Hauptmann Maximilian Bayer (Zentralabteilung/Kriegstagebuchführer) Adjutantur: Hauptmann Paul von Lettow-Vorbeck; Oberleutnant Bosse Ordonnanzoffizier: Leutnant v. Goßler Feldintendant: Intendanturrat Nachtigall Chef des Sanitätswesens: Generaloberarzt Dr. Robert Schian Feldgerichtsbarkeit: Oberkriegsgerichtsrat Dr. Volley Führer der Signalabteilung: Leutnant Rückforth Chef des Veterinärwesens: Stabsveterinär Moll Kommandant des Hauptquartiers: Oberleutnant v. Trotha beim Hauptquartier befanden sich ferner: Hauptmann a. D. Dannhauer als Berichterstatter des „Berliner Lokal Anzeiger“ sowie Colonel Trench als britischer Militär-Attaché Der Aufstand der Herero Ausbruch des Aufstandes Unmittelbar vor dem Aufstand massierten sich die Herero in der Region Waterberg, offiziell wegen Erbschaftsstreitigkeiten um den Tod von Waterberg-Herero-Kapitän Kambazembi. Den Deutschen fiel auf, daß die Herero in den letzten Wochen vor dem Aufstand verstärkt Vorräte und anderes aufkauften. „Ich kämpfe, tötet alle Deutschen“ Am 11. oder um den 20. Januar 1904 verabschiedete Samuel Maharero in Osona diesen Befehl, mit folgender Resolution als Zusatz: [Okahandja, den 11. Januar] (Datum im Nachhinein durch Missionare eingefügt) An alle Großleute meines Landes. Ich bin Samuel Maharero, Oberhäuptling der Herero. Ich habe einen Befehl für alle meine Leute angefertigt, daß sie nicht weiter ihre Hände legen an folgende: Engländer, Bastands, Bergdamara, Nama, Buren. Alle diese rühren wir nicht an. Tut dies nicht! Ich habe einen Eid geschworen, daß dieser Beschluß nicht bekannt werden darf, auch nicht den Missionaren. Genug. Häuptling Daniel Kariko sagte eidesstattlich aus, dass die Hererogroßleute auch vereinbarten, alle deutschen Frauen und Kinder sowie Missionare und ihre Familien zu verschonen. Die Verschonungsbefehle Mahareros und der Großleute wurden bis auf wenige Ausnahmen beachtet, und Frauen und Kinder, die aufgegriffen wurden, zu deutschen Siedlungen geleitet. Dort waren sie willkommene (weil einzig präzise) Informationsquellen für den deutschen Stab. Die deutschen Männer wurden allerdings unterschiedslos getötet, häufig im Angesicht ihrer Familie. Jan Bart Gewald zweifelt in seinem Buch „Herero heroes“, S. 141ff. die Datierung des Maharerobriefes auf den 11. Januar an und hält den 20. Januar auf Grund des Gesamtzusammenhanges für wahrscheinlicher. Auch andere Historiker vertreten diese These. Dazu muss man ebenfalls wissen, dass das Datum im Nachhinein von deutschen Missionaren eingefügt worden ist. Die Taktik der Herero Die Herero gingen professionell und überlegt vor. Dem Aufstand waren durchdachte strategische Planungen vorausgegangen. Sie unterschätzten jedoch die Fähigkeit des Deutschen Reiches, große Truppenkontingente in nur kurzer Zeit nach Afrika zu befördern. Die Herero hatten nur die Möglichkeit, schnell, entschlossen und ohne Nachsicht die Deutschen zu besiegen, bevor deren Nachschub eintreffen konnte. Schon Ende des Jahres 1903 hatten sich die Zeichen für einen baldigen Aufstand vermehrt. Augenzeugen berichteten, dass Herero immer öfter bewaffnet durch das Land zogen. Außerdem versuchten sie in großangelegtem Stil, Waffen und Munition ins Land zu schmuggeln. Ferner berichteten Händler, dass die Herero verschiedenste Waren kauften und horteten, die auf eine größere Aktion schließen ließen. Fragen nach der Absicht dieser Großkäufe beantworteten die Herero-Großleute ausweichend. Auch deutsche Farmer meldeten besorgt, dass sich etwas „zusammenbraue“. Optimistische deutsche Meldungen sprachen anfangs noch von einer lokalen Erhebung der Hererobevölkerung. Doch dagegen sprach der von Samuel Maharero am 11. oder um den 20. Januar gegebene Befehl an allen Ovahereroführern, die Waffen gegen die Deutschen zu erheben. Bereits am 12. Januar 1904 hatten die Deutschen entsetzt erlebt, wie Herero unter dem Oberbefehl von Samuel Maharero Okahandja umzingelten, die Eisenbahnbrücke bei Osona zerstörten und die wichtige Telegraphenverbindung in die Landeshauptstadt Windhuk kappten. Auch ein von Swakopmund kommender Zug hatte die Hauptstadt nicht mehr erreichen können. Im Laufe der kommenden Tage versuchte Samuel Maharero, die Baster unter Kapitän Hermanus van Wyk und die Nama unter Kapitän Hendrik Witbooi in den Kampf einzubeziehen. Er schrieb aus diesem Grund zwei Briefe an Witbooi, die diesen jedoch niemals erreichten. Van Wyk weigerte sich indes, Samuel Maharero zu unterstützen, und übergab die an Hendrik Witbooi adressierten Briefe den Deutschen. Die Herero gingen von Anfang an gegen die deutschen Siedler vor. Sie brannten deren Höfe nieder und töteten zumeist die Männer. Damit trafen sie aber auch die unschuldigsten Neuankömmlinge in Südwestafrika – vielfach arme Menschen, die aus Not in das Land gekommen waren – und ernteten den Zorn der Deutschen in der Heimat. Den Hereros kam zugute, dass sich der Hauptteil der deutschen Schutztruppe und Gouverneur Leutwein im Süden befanden, um einen lokalen Aufstand der Bondelzwart niederzuschlagen. Dadurch befanden sich nur schwache deutsche Kräfte im Kampfraum. Neben Angriffen gegen Farmen wurden die ersten Schläge der Herero gegen Depots, Eisenbahnlinien und Handelsstationen geführt. Dabei kamen rund 140 Deutsche und sieben Buren ums Leben, darunter wurden in Okahandja auch Frauen umgebracht, die durch einen Befehl Samuel Mahareros an seine Leute eigentlich geschützt waren. An anderen Orten wurde den deutschen Frauen und Kindern freies Geleit zur nächsten Schutzstation gewährt. Trotz zahlenmäßiger Unterlegenheit der Deutschen – im Aufstandsgebiet lagen nur 2 Ersatzkompanien – gelang es ihnen mit zähem Überlebenswillen, die Städte und letztendlich auch die Telegraphenlinie zu halten. Weiterer Verlauf des Aufstands bis zur Niederlage der Herero Januar 1904 Strategisch wichtig für die Deutschen in dieser ersten Kriegsphase war ein schon am 12. Januar aus Swakopmund abgefahrener improvisierter Panzerzug unter dem Befehl von Leutnant Theodor Kurt Hartwig von Zülow, der die Trupps sichern konnte, welche die an mehreren Stellen von den Hereros unterbrochene Schmalspurbahnstrecke nach Okahandja reparierten. Letztendliches Ziel war, den Belagerungsring um Okahandja zu durchbrechen. Durch diesen Panzerzug war wieder eine rasche Truppenverschiebung gewährleistet. Am 13. Januar erreicht der Zug den Bahnhof Waldau, unterwegs sieht die Ersatzkompanie Zülow die ersten geplünderten Stationshäuser und erschlagenen Beamten. Gegen Abend erreicht der Zug Waldau, wo es in der Nacht zu ersten Kampfhandlungen kam. In Waldau lagerten auch 500 m Schienenbaumaterial, das zu ersten Ausbesserungsarbeiten herangezogen wurde. Dieser Panzerzug, der aus zwei als Doppellok gespannten Feldbahnlokomotiven 104 bestand, war der erste Panzerzug Deutschlands überhaupt. Die vom Chef des Generalstabes, Graf von Schlieffen, eingeleitete Beschaffung professioneller Panzerzüge, wurde von seinem Nachfolger (1906-1914), Helmuth v. Moltke, weiterverfolgt. Am 12. Januar traf eine telegraphische Meldung auf S.M.S. Kleiner Kreuzer „Habicht“ ein, der seit dem 10. Januar aufgrund seiner jährlichen Instandsetzungsarbeiten in Kapstadt vor Anker lag: „Okahandja belagert. Eisenbahn-Telegraphenunterbrechung. Erbitten, gemäß militärischen Auftrages, schleunigst Kriegsschiff Habicht“. Der sogleich von Berlin erbetene Befehl zur Abfahrt nach Swakopmund traf am 14. vormittags gegen 11 Uhr ein, so dass das Schiff am Abend desselben Tages auslaufen konnte. Die englischen Hafenbehörden unterstützen die übereilte Abfahrt mit allen Kräften. Uniformen befanden sich jedoch nicht an Bord und so wurden die weißen Bord-Arbeitsanzüge dazu erklärt. Um wenigstens in den Genuss einer notdürftigen Tarnung zu kommen, wurden diese Arbeitsanzüge in einer Lauge aus Kaffee und Tabak gekocht und erhielten dadurch eine haltbare schmutzigbraune Färbung. Unmittelbar nach der Landung in Swakopmund am 18. Januar, kam der zur Zeit am Platz kommandierende Bezirksamtmann, Dr. Fuchs, an Bord und erstattete Bericht. Laut diesem Bericht waren am 12. Januar alle Hererostämme – ausgenommen der der Otjimbinguer – aufgestanden und hatten Farmer getötet und sich deren Vieh bemächtigt. Windhuk, Okahandja, Omaruru hatten sie eingeschlossen, die Bahnlinie von Okahandja bedroht, Karibib und die Verbindung mit Swakopmund beunruhigt. Hieraufhin war Oberleutnant von Zülow mit sämtlichen dienstfähigen Mannschaften – Reserven und Landwehr, zusammen 60 Mann – von Swakopmund abgerückt, hatte seine Truppe in Karibib durch Einziehen aller Wehrfähigen auf 110 Mann gebracht und diesen Ort, unter Mitnahme von Proviant für drei Tage, zum Entsatz Okahandjas verlassen. Von Zülows letzte Nachricht war die Meldung von seinem Eintreffen in Okasise am 13. Januar. Seitdem fehlte jede Nachricht über seinen Verbleib. Zur Verstärkung Karibibs war noch ein rund 20-köpfiger Trupp unter Baumeister Laubschat hinaufgesandt worden. Die Verbindung mit Karibib war noch sichergestellt; doch wurde die Lage dort mit jedem Tage bedrohlicher. Die Herero hatten bereits mehrere Patrouillen abgeschossen und die schwache Besatzung war kaum imstande, den Ort für den Fall eines Angriffs zu halten. Auch aus dem Süden fehlte jede Nachricht, nur Gerüchte, die 2. Feldkompanie unter Victor Franke sei auf dem Rückmarsch nach Windhuk. Auch mit dem Norden, wo Hauptmann Kliefoth mit seiner Kompanie noch bei Outjo stehen sollte, fehlte jegliche Verbindung. Den Oberbefehl über das Schutzgebiet übernahm jetzt, an Stelle des abwesenden Gouverneurs, Korvettenkapitän Gudewill. Sofort wurde die Ausschiffung des Landungskorps in Stärke von zwei Offizieren, ein Arzt, 52 Mann befohlen. Der Führer, Kapitänleutnant Hans Gygas, 1. Offizier der S.M.S. „Habicht“, erhielt Befehl, nach Karibib zu marschieren und diesen Ort zu sichern, die Verbindung mit Swakopmund unter allen Umständen aufrecht zu erhalten, weitere Unternehmungen jedoch, wenn nicht dringend geboten, in Anbetracht der geringen Stärke des Landungskorps zu unterlassen. Der Befehlshaber der in Karibib stationierten Truppen, Oberleutnant Kuhn, hatte den durch das Bahnhofsgebäude, die Gaststätte Rösemann, Wohnhäuser sowie das Rubiensche Hotel nebst Kegelbahn umschlossenen Stadtplatz eilig verbarrikadieren lassen. Mit dem Eintreffen des Marinekorps trat eine wesentliche Beruhigung der verängstigen weißen Bevölkerung ein. Am 14. Januar wurden die Postämter von Waldau und Waterberg von den Eingeborenen zerstört. Gewalt bricht auch in Omarasa, nördlich vom Waterberg, aus. Der Militärposten Waterberg wird von den Ovaherero erobert. Auf den Panzerzug haben diese Gefechte keinen Einfluss; er rollt weiter Richtung Okahandja. Dieser Vormarsch auf Schienen war ein erster Schritt zur Stabilisierung der deutschen Lage, doch für entscheidende Vorstöße mussten neue Truppen herangezogen werden. Dazu wurde der am weitesten nördlich bei Gibeon stehenden 2. Feldkompanie unter Hauptmann Victor Franke Order erteilt, nach Norden abzurücken. Leutwein übergab Victor Franke, da er selbst erst den Aufstand der Bondelzwaart niederschlagen musste, für die Zeit seiner Abwesenheit das Kommando. Mit einer Gewaltanstrengung schaffte es Franke auch, die 380 Kilometer nach Windhuk, wo der nächsten Schlag der Hereros erwartet wurde, binnen fünf Tagen zurückzulegen. Am 15. Januar wurde Kurt Streitwolf in ein Gefecht in Oparakane verwickelt und von Zülow erreichte, nachdem das teilweise zerstörte Bahngleis zwischen Waldau und Okahandja notdürftig geflickt worden war, mit seinem Panzerzug Okahandja. Franke hielt sich nicht lange in Windhuk auf, sondern zog nach Okahandja, wo er, gemeinsam mit dem Panzerzug, die Herero in Schach hielt und sie in den Kaiser-Wilhelm-Bergen in einem Gefecht schlug. Damit war Okahandja am 27. Januar endgültig befreit. Weiter gen Norden marschierend, konnte Franke auch die Städte Karibib und das belagerte Omaruru am 4. Februar entsetzen. Durch Frankes militärisches Können hatte der Generalstab jetzt endgültig Freiheit gewonnen, weiteren Nachschub heranzuführen. Fast alle Geländegewinne der Hereros waren somit zunichte gemacht; die Bahnlinie war offen und die Hauptorte waren befreit. Am 16. Januar begann die Belagerung von Gobabis und eine deutsche Kompagnie aus Outjo geriet in Okanjande, nahe dem heutigen Otjiwarongo, in einen Hinterhalt. Die Nachricht vom Aufstand war zwischenzeitlich im Reich eingetroffen. Die Regierung befahl, Marineinfanterieeinheiten in Marsch zu setzen, die in einer Stärke von zwei Seebataillonen (500 Mann) am 21. Januar eingeschifft wurden. Des Weiteren wurde eine Freiwilligentruppe aus Angehörigen des Heeres aufgestellt, die ebenfalls Ende Januar/Anfang Februar ihren Marschbefehl erhielten. Die dafür benötigten Gelder wurden im Deutschen Reichstag nach eingehender und kontroverser Debatte, bei Stimmenthaltung der SPD, bewilligt. Februar 1904 Am 12. Februar traf Leutwein, aus dem Süden kommend, ein und übernahm das Oberkommando. Samuel Maharero hatte in der Zwischenzeit um Waffenhilfe beim Namahäuptling Hendrik Witbooi vorgesprochen, was dieser, in Treue zu seinem 1894 mit Leutwein geschlossenen Vertrag, ablehnte. Die Nama kämpften so noch bis zum September 1904 auf deutscher Seite. Außerdem hatte Maharero Schwierigkeiten, die eigenen Truppen, bei denen auch die Frauen und Kinder waren, zu verpflegen und zu führen. Die Verhandlungen, die Leutwein im folgenden wie einst mit Witbooi nun auch mit Maharero führte, sah Berlin als Zeichen der Schwäche des Gouverneurs. Auch kamen sie zu keinem Ergebnis. Doch Leutwein wusste nun, wo sich der Hererohäuptling aufhielt. Für das kommende Vorgehen wurden die Kampfverbände der Deutschen in drei Abteilungen gegliedert: Westabteilung unter Major Ludwig von Estorff (1859 – 1943) (2. und 4. Feldkompanie, eine Kompanie des Seebataillons, einige Geschütze verschiedenen Kalibers). Ihr Ziel: Befriedung des Distrikts Omaruru Hauptabteilung unter Gouverneur Leutwein (eine Kompanie des Seebataillons, 2 Maschinenkanonen, 500 Mann Freiwilligentruppe, welche in die 5., 6., 7. Kompanie sowie eine Feldbatterie eingeteilt wurden). Ihr Ziel: Bis zu endgültigen Formierung, die frühestens nach einem Monat erwartet wurde: Halten von Okahandja, Verunsicherung des Gegners Nach der Formierung: Auskundschaften der feindlichen Hauptstreitmacht und anschließender Angriff Ostabteilung unter Major Franz Georg von Glasenapp (Kompanie von Winkler, Kompanie Eggers, zwei Kompanien des Seebataillons, einige Geschütze verschiedenen Kalibers). Ihr Ziel: Befriedung des Distrikts Gobabis, Abschotten der Ostgrenze um eine Flucht der Hereros zu verhindern Die Westabteilung marschierte von Omaruru aus dem Feind entgegen. Am 25. Februar erreichte die rund 100 Mann starke deutsche Truppe den Otjihanamaparero-Berg, an dem sich rund 1.000 Mann der Herero-Armee um ein Wasserloch verschanzt hatten. Die Stellung war sehr gut gewählt und konnte von den unterlegenen Deutschen nur sehr schlecht angegriffen werden. Da ein Frontalangriff für Major von Estorff ausschied, versuchte er die Flanken des Gegners „aufzurollen“. Dies gelang aber erst, nachdem Teile des rechten Flügels (2. Feldkompanie) dem linken (4. Feldkompanie) beistanden. Nach neun Stunden Kampf konnten die Deutschen das Wasserloch in Besitz nehmen und der geschlagene Hereroverband zog sich in Richtung Waterberg zurück. Nach dem Sieg marschierte die Westabteilung nach Okahandja, um sich mit der Hauptabteilung zu vereinigen. Am 24. März erreichte sie die Stadt und wurde in Leutweins Abteilung eingegliedert. Die 412 Mann starke Ostabteilung, bestehend aus meist unerfahrenen Männern, hatte den Auftrag, ein Gebiet in der Größe Bayerns zu sichern. Am 14. Februar marschierten die Einheiten aus Windhuk in Richtung Kampfgebiet ab. Doch sie erreichten nur gerade verlassene Siedlungen. Der Gegner war ihnen strategisch immer einen Schritt voraus. Schließlich entschloss sich von Glasenapp gegen den erhaltenen Befehl, den Spuren der Tetjo-Herero, Richtung Westen zu folgen und nicht die Ostgrenze abzusperren. Da das Versorgungslager der Ostabteilung aber Gobabis war, wurden die Nachschubwege immer länger. Bei einem Versuch, die Rinderherden der Tetjo-Hereros für sich in Besitz zu nehmen, geriet ein Kundschaftertrupp unter von Glasenapp in einen Hinterhalt. 70 Prozent der Patrouille (18 Mann) wurden getötet. Dies war ein schwerer Schlag für die Moral der Truppe. Leutwein befahl die Abteilung am 11. März nach Okahandja, damit sie die Hauptabteilung beim Kampf gegen Samuel Maharero unterstützen könne. Später wurde der Befehl wieder geändert. Nun sollte die Ostabteilung Fühlung zu den Tetjos halten und dem ursprünglichen Befehl nachkommen, die Ostgrenze abzuriegeln. April 1904 Eine größere Schlacht fand am 9. April statt, als Oberst Leutwein die rund 3.000 Mann starke Hauptmacht der Herero bei Onganjira angriff und ihre Stellungen nach achtstündigem Gefecht bei Einbruch der Dunkelheit durchbrach. Es fielen auf deutscher Seite zwei Offiziere und zwei Mann, daneben waren zahlreiche schwere Verwundungen zu verzeichnen. Auch Hauptmann Maximilian Bayer vom Oberkommando der Schutztruppe nahm an der Schlacht teil. Zwei weitere Gefechte mit günstigen Ausgängen für die Deutschen fanden am 9. April bei Onganjira und am 12. April bei Oviumbo statt. Die Herero zogen danach in Richtung Waterberg ab. Am 13. April mussten Leutweins Männer bei Okatumba ein schweres zehnstündiges Gefecht bestehen, wobei auf deutscher Seite zwei Offiziere und sieben Reiter fielen. Über die Opfer auf der Seite der Herero ist nichts bekannt. Ende April brachen bei der Kolonne Glasenapp Typhuserkrankungen aus, die fast mehr Opfer forderten als die Kugeln der Hereros. Mai 1904 Am 3. Mai 1904 erfolgte nach der Abberufung Theodor von Leutweins die Ernennung Adrian Dietrich Lothar von Trotha gegen den Protest führender Schutztruppenoffiziere zum Oberbefehlshaber von Deutsch-Südwestafrika mit dem Auftrag, den Aufstand der Herero niederzuschlagen. So berichtet Generalmajor Nikolaus Ritter von Endres am 10. Mai 1904 an das Bayerische Kriegsministerium: „dass die Ernennung des Generalleutnants von Trotha zum Führer des Expeditionskorps gegen den Widerspruch des Reichskanzlers, des Chefs des Generalstabes und des Kolonialdirektors von seiner Majestät verfügt wurde.“ Und Major Ludwig von Estorff, der spätere Kommandeur der Schutztruppe schrieb „Wissmann (Offizier Hermann von Wissmann, Anm. des Verf.), der ihn von Ostafrika her kannte, hatte sich seiner Ernennung widersetzt, aber er ward nicht gehört. Wie soll das in großen Verhältnissen werden, wenn sich schon jetzt solcher Mangel an Menschenkenntnis daheim offenbart.“ Das Offizierskorps der Schutztruppe diskutiert ergebnislos, sich mit einer Eingabe direkt an Kaiser Wilhelm II. zu wenden, um die Berufung Trothas rückgängig zu machen. August 1904 Ein konzentrischer Angriff der schwachen deutschen Verbände von rund 1.600 Mann und ihrer verbündeten Nama-Hilfstruppe unter Hendrik Witbooi mit rund 80 Gewehren auf die im Raum Waterberg lagernden Herero führte am 11. August 1904 zur Schlacht am Waterberg. Laut dem Missionar Friedrich Bernsmann hatten sich kurz vor dem deutschen Angriff 35.000 Herero einschließlich Frauen und Kinder am Waterberg eingefunden. Mit dem dazugehörigen Vieh, das mindestens nocheinmal soviele Kopfe zählte, war der an Quellen zwar relativ reiche, aber dennoch in seinen Ressourcen beschränkte Waterberg völlig überlaufen. Den sechs deutschen Abteilungen gelang es zwar, Flügel und Front der Herero auf den engen Raum um die Wasserstellen von Hamakari zusammenzudrücken, doch konnte das vorgegebene Ziel der Operation „Vernichtung oder Übergabe der waffentragenden Herero“ nicht erreicht werden. Den Kapitänen der Hererokrieger gelang es, durch taktische Gegenoperationen mit einem Großteil ihres Volkes und der Herden den Umschließungsring nach Osten, wo laut Generalstabswerk besonders starke deutsche Truppenkonzentrationen lagen, zu durchbrechen. Auf der Pad Streitwolfscher Weg sowie auf dem Trockenflussbett Hamakaririvier konnten sie mit kleinen Teilen, deren genaue Größe unbekannt ist, nach Norden ins Amboland und mit dem Gos Richtung Südosten mit Ziel Britisch-Betschuanaland als wahrscheinlich geplanten Asylort entweichen. Die von der deutschen Führung geforderte militärische Vernichtung des Gegners konnte schon am nächsten Tag, dem 12. August 1904 wegen Erschöpfung der Truppe und fehlenden Nachschubs nicht befohlen werden. Auch die am darauffolgenden Tag einsetzende Verfolgung der Herero musste wegen Wasser- und Weidemangel für die stets im deutschen Tross mitgeführten Schlachtviehherden am 14. August 1904 wieder abgebrochen werden. In dieser Zeit konnten die Herero ihren bis dahin weitgehend geordneten Rückzug in Richtung der britischen Grenze, ihrem Fluchtziel, entlang der Trockenflussbette Eiseb und Epukiro durch das wasserarme Sandfeld (Omaheke-Steppe) nahekommen. Es ist zu vermuten, dass die landkundigen Hererokapitäne die Schwäche der Deutschen, sich in einem extremen Gebiet wie dem Sandfeld zu behaupten, einkalkuliert hatten, als sie gerade im Osten, an einer der am besten bewachtesten Stellen die Umschließung durchbrachen. Unter günstigen Umständen war es für die Herero durchaus möglich, das Sandfeld zu durchqueren. Hauptmann Kurd Schwabe hatte diese Möglichkeit einer Durchquerung 1904 ausführlich dargestellt. und auch Helmut Bley berichtet, dass bereits vor 1903 die Strecke durch das Sandfeld nach Britisch-Betschuanaland außerhalb der Regenzeit von Hererogruppen unbekannter Stärke genutzt worden war. Die moderneren Nachforschungen britischer und südafrikanischer Quellen von Walter Nuhn ergaben zudem noch weitere Wege der Herero auf britisches Gebiet. Generalstabsoffizier Hauptmann Maximilian Bayer hatte während des mühsamen Hinterherziehens der Schutztruppe den Eindruck, dass „die Herero nach gemeinsamen Plan in engen Haufen dem Sandfeld zustrebten“ und „offenbar nach einheitlichem Plan zu ziehen schienen“ Die Herero verwendeten die bewährten Taktiken gut geführter Nachhuten. So ließen sie die mit schwachen Kräften nachstoßenden deutschen Patrouillen auflaufen und verwickelten sie in kurze Feuergefechte mit dem Ziel, ihren Leuten weiteren Vorsprung zu verschaffen. Das Verseuchen der spärlichen Wasserstellen mit totem Vieh und das Inbrandsetzen verdorrten Steppengrases zeigt ebenfalls das Bild eines typischen planmäßigen Rückzugs. Die Verfolgung der Herero musste ergebnislos abgebrochen werden. Die von den Deutschen als „Sieg über die Herero“ bezeichnete Schlacht war somit hinsichtlich der angestrebten Vernichtung der Hererokrieger ein Fehlschlag, was von Trotha in der Kommunikation mit der Militärführung zu vertuschen suchte (es stand ihm während der Schlacht telegraphische Kommunikation mit seinen Abteilungen als auch mit Berlin zur Verfügung ). Hauptmann Victor Franke, einer der erfahrensten Männer der Schutztruppe, hat diese Einschätzung in seinem Tagebuch bestätigt. September 1904 Nach der Schlacht am Waterberg zogen die geschlagenen Herero mit ihren Familien Richtung Britisch Betschuanaland ab. Dazu mussten sie das Sandfeld durchqueren. Von Trotha war der Meinung, mit einer Absprerrung des Sandfelds das Ende der Herero in Deutsch-Südwestafrika besiegeln zu können. Es bleibt an dieser Stelle festzuhalten, dass es nicht das gesamte Hererovolk war, das am Waterberg gelagert hatte und nach der Schlacht in die Wüste abzog. Die Proklamation und der Befehl des Generals von Trotha Am 2. Oktober 1904 erließ der am 3. Mai 1904 ernannte General von Trotha (s.o.) folgende Proklamation an das Volk der Herero: „Ich, der große General der Deutschen Soldaten, sende diesen Brief an das Volk der Herero. Die Herero sind nicht mehr deutsche Untertanen. Sie haben gemordet und gestohlen, haben verwundeten Soldaten Ohren und Nasen und andere Körperteile abgeschnitten, und wollen jetzt aus Feigheit nicht mehr kämpfen. Ich sage dem Volk: Jeder, der einen der Kapitäne an eine meiner Stationen als Gefangenen abliefert, erhält tausend Mark, wer Samuel Maharero bringt, erhält fünftausend Mark. Das Volk der Herero muss jedoch das Land verlassen. Wenn das Volk dies nicht tut, so werde ich es mit dem Groot Rohr dazu zwingen. Innerhalb der Deutschen Grenzen wird jeder Herero mit und ohne Gewehr, mit oder ohne Vieh erschossen, ich nehme keine Weiber oder Kinder mehr auf, treibe sie zu ihrem Volke zurück, oder lasse auf sie schießen. Dies sind meine Worte an das Volk der Herero. Der große General des mächtigen Deutschen Kaisers.“ Ergänzt wurde die Proklamation durch den der eigenen Truppe zu verlesenden Zusatz: Dieser Erlaß ist bei den Appells den Truppen mitzuteilen mit dem Hinzufügen, daß auch der Truppe, die einen der Kapitäne fängt, die entsprechende Belohnung zu teil wird und daß das Schießen auf Weiber und Kinder so zu verstehen ist, daß über sie hinweggeschossen wird, um sie zum Laufen zu zwingen. Ich nehme mit Bestimmtheit an, daß dieser Erlaß dazu führen wird, keine männlichen Gefangenen mehr zu machen, aber nicht zu Grausamkeiten gegen Weiber und Kinder ausartet. Diese werden schon fortlaufen, wenn zweimal über sie hinweggeschossen wird. Die Truppe wird sich des guten Rufes der deutschen Soldaten bewußt bleiben. Dieser nach der vorgegangenen Proklameration an die Schutztruppe ausgegebene Befehl wird heute verbreitet als „Vernichtungsbefehl“ bezeichnet. Der Befehl, welcher im Widerspruch zur Tradition deutscher Streitkräfte stand und sowohl von der Schutztruppe als auch in der deutschen Öffentlichkeit kritisiert wurde, konnte jedoch zu keiner Zeit wirklich umgesetzt werden. Der deutschen Schutztruppe fehlte es, infolge des Anfang Oktober 1904 begonnenen Namaaufstands, an den hierfür erforderlichen Truppen. Die im Raum Sandfeld stehenden deutschen Einheiten waren zu diesem Zeitpunkt weitgehend einsatzunfähig. Das amtliche Generalstabswerk berichtet beispielsweise: „Der Zustand, in dem sich die Abteilung befand, gab zu ernster Besorgnis Anlaß. Sie war nur noch 10 km vorgerückt, hatte dann aber, vollkommen erschöpft, an den hohen felsigen Rändern des Flußbettes Schutz vor der Gluthitze gesucht, die Tiere weideten auf einem kleinen, nicht abgebrannten Grasstücke. Die Mannschaften deckten sich mit Woylachs zu, um sich besser gegen die Sonnenstrahlen zu schützen. Die Pferde standen kraftlos mit gesenkten Köpfen da, die Maultiere brüllten vor Durst, das Wasser war längst zu Ende.“ Auf dem Rückzug mußte diese Abteilung sogar ihre Geschütze und Munitionswagen stehen lassen. „Mehrere Leute waren unterwegs schwer erkrankt, andere holten sich den Keim zu schweren Typhusanfällen bei dem Ausharren an den verpesteten Wasserstellen. 25 Pferde und 21 Esel waren verendet. Hauptmann Klein starb wenige Wochen darauf in Epukiro an Typhus. Ein gleich trauriges Schicksal traf eine ganze Anzahl seiner Reiter.“ Folgerichtig meldete der Chef des deutschen Generalstabes v. Schlieffen am 23. November 1904 an Reichskanzler v. Bülow, dass die Maßnahmen des Generals v. Trotha kontraproduktiv wären und daher aufgehoben werden sollten: „Es wird daher kaum etwas anderes übrig bleiben, als zu versuchen, die Hereros zur Übergabe zu veranlassen.“ Durch die Überanspruchung der Männer, welche das Klima und Lebensumstände Afrikas zumeist nicht gewohnt waren sowie die niemals vollständig zu kontrollierende Weite des weitgehend unerschlossenen Landes, konnte v. Trotha seine Vorstellungen nicht umsetzen. Wider aller Erwartung, hatten sich die Herero nach der Schlacht am Waterberg auch am Rande des Sandfeld nicht zu einem letzten Kampf stellen lassen und waren stattdessen im Busch untergetaucht. Nach Einschätzung von Dr. Hans Jürgen Rust glaubte Trotha und sein Stab nun, dass sich die Herero dem deutschen Zugriff nun vollständig entzogen hatten und Richtung Grenze flüchteten. Reaktion der Öffentlichkeit Binnen weniger Tage nachdem die Trothasche Proklamation vom 2. Oktober 1904 in Berlin eingetroffen war – der Postweg für amtliche Dokumente aus dem Sandfeld dauerte damals gute sechs Wochen –, hatte Trotha direkte Telegraphenverbindung nach Berlin, beschloss die Reichsregierung den „Weg der Gnade für die Hereros zu beschreiten“. Dennoch sollte es noch bis Dezember dauern, bis bei alle beteiligen Behörden und Dienststellen, die im Kaiserreich vielfach wenig kooperierten, die gefassten Beschlüsse endlich umsetzten. Während der damaligen Debatten im Reichstag wurde die Kriegführung des Generals unter anderem von dem SPD-Führer August Bebel angeprangert: „Einen derartigen Krieg wie Herr von Trotha kann jeder Metzgerknecht führen.“ Trotha, der zur Beendigung des Krieges „die Nation als solche vernichtet“ oder „aus dem Lande gewiesen“ sehen wollte (Brief an den Generalstab vom 4. Oktober 1904), wurde zur Umkehr gezwungen. Der Gouverneur von Südwestafrika, Theodor Leutwein, mit dem von Trotha nach eigenem Bekunden in ständigem Widerspruch lag, schrieb bereits am 28. Oktober 1904 an das Auswärtige Amt (Kolonial-Abteilung): „Diese Proklamation hat mich schließlich zur Absendung des oben erwähnten Telegramms veranlaßt, da ich der Ansicht bin, daß mit ihr in die Rechte des Gouverneurs eingegriffen worden ist.“ Und weiter: „Nach alledem was ich vorstehend dargelegt habe, bitte ich die hohe Abteilung mir nicht zu verargen, wenn ich eines Tages die Nachricht von meiner erfolgten Abreise sende.“ Leutwein kam sich „durchaus überflüssig“ vor. Die Proklamation wurde zur echten Zerreißprobe zwischen der Landesverwaltung und der Militärführung. Daher schrieb Leutwein am 12. November 1904 erneut an das Auswärtige Amt (Kolonial-Abteilung): „Aber eine Vernichtungspolitik braucht sie darum doch nicht zu werden, dies nicht aus Liebe zu den Eingeborenen, sondern aus Liebe zu unserer Sache. Denn ich halte eine Vernichtung der Eingeborenen zumal eines so lebenskräftigen Stammes wie die Herero wirtschaftlich für schädlich und militärisch für undurchführbar. [...]“ Der Druck der Öffentlichkeit, besonderes der evangelischen Missionskirchen, wuchs. Der Generalsstab in Berlin kam am 23. November im Sinne Leutweins zu der Überzeugung, dass der Plan Trothas nicht umzusetzen war. Der Chef des Generalstabes der Armee in Berlin, General Alfred von Schlieffen, stellte den Beschluss an diesem Tag in einem Schreiben an Reichskanzler Bernhard von Bülow folgendermaßen dar: „Es wird daher kaum etwas anderes übrig bleiben, als zu versuchen, die Hereros zur Übergabe zu veranlassen. Das wird erschwert durch die Proklamation des Generals v. Trotha, der jeden Herero erschießen lassen will. Wenn durch eine neue Proklamation den Hereros, welche sich unseren Truppen stellen, das Leben zugesagt wird, so werden sie der neuen Zusage kaum trauen wollen. Es muß indes versucht werden.“ Tags darauf erhielt dann der Kaiser vom Kanzler einen Brief, dass die von Trotha geforderten Maßnahmen im Widerspruch zu den christlichen und menschlichen Prinzipien ständen und die „vollständige und planmäßige Ausrottung der Herero alles durch die Forderungen der Gerechtigkeit und der Wiederherstellung der deutschen Autorität gebotene Maß überschreiten.“ Zudem würde die Proklameration dazu beitragen „dem deutschen Ansehen unter den zivilisierten Nationen Abbruch zu tun.“ Trotha musste die Proklamation und seinen Befehl am 9. Dezember 1904 auf ausdrücklichen telegraphischen Gegenbefehl des Generalstabes aus Berlin zurückzunehmen. Er wurde angewiesen, mit Ausnahme der Rädelsführer das Leben der Herero zu schonen und die von den evangelischen Missionaren angebotene Vermittlungstätigkeit nicht zurückzuweisen. Im Hinblick auf die öffentliche Meinung distanzierte sich später auch die Reichsführung von Trotha, denn der Kolonialpolitiker Paul Rohrbach hatte bereits am 7. Oktober 1904 mit Blick in die Zukunft festgestellt: „Die Trothasche Proklamation wird uns bei aller Welt schaden und hier nicht das Mindeste nützen. Die Idee, daß die ‚Schuldigen‘, die Häuptlinge der Hereros, die Mörder der Weißen, je zur Bestrafung in unsere Hände fallen werden, daß das ganze Volk mit seinen Kapitänen je sich uns auf Gnade und Ungnade ergeben könnte oder daß wir jeden Herero einzeln im Sandfeld fangen werden, ist absurd. Wir können anstellen, was wir wollen, so werden wir doch nie darum herumkommen, zu irgendeiner Zeit von uns aus ein Ende mit dem Hererokrieg zu machen und die Hereros wieder heranzuziehen.“ Das Generalstabswerk aus dem Jahre 1906 unterschlägt die Maßnahmen vom 9. Dezember 1904 ebenso, wie die Anordnung aus Berlin, die Kriegsanstrengungen im Osten, also in die Fluchtrichtung der Herero fortzusetzen. Dem unbedarften Leser des Werkes wird so eine Kontinuität der Trothaschen Handlungen suggeriert, die höchst manipulativ wirken und schlaglichtartig verdeutlichen könnte, dass Berlin auf der einen Seite „im öffentlichen Interesse“ Schönfärberei betrieb, auf der anderen Seite es durchaus in Kauf nahm, dass die Herero einer Vernichtung anheim fallen könnten. Tatsache ist, dass der Oberste Generalstab zusammen mit dem Reichskanzler am 11. bzw. 12. Dezember 1904 in separaten Telegrammen mitteilte, dass die „Veröffentlichung des allerhöchsten Erlasses in deutscher Presse zurzeit nicht beabsichtigt“ sei. Und auch das Generalstabswerk von 1906, hielt sich noch an diese eindeutigen Anordnungen, obwohl zu diesem Zeitpunkt die Geschehnisse in Deutschland schon längst allgemein bekannt gewesen sind. Schon von Trotha drahtete auf die beiden Telegramme aus Berlin sogleich seine Antwort zurück, dass er in Südwest „die Publikation nicht mehr verhindern könne“. Es kann als Trostpflaster für die einschneidende Einmischung Berlins in die Führung Generals von Trotha gesehen werden, als er am 14. Dezember 1904 „in Anerkennung seiner Tätigkeit als Kommandeur der Schutztruppe für Süd-West-Afrika bei Bekämpfung des Hereroaufstandes den königlichen Kronenorden 1. Klasse mit Schwertern am statutenmäßigen Bande.“ Leutwein, der mit Thotha jedoch unter keinen Umständen mehr etwas zu tun haben wollte und sich von der deutschen Regierung übergangen und ausgebootet sah, trat 1905 von seinem Amt als Gouverneur zurück. Als Dr. Friedrich von Lindequist zum neuen Gouverneur des Schutzgebietes ernannt wurde, legte er Wert darauf, festzustellen, dass er diesen Posten nur unter der Bedingung annehmen würde, dass von Trotha als Truppenbefehlshaber abgelöst würde. So geschah es, dass von Trotha die Kolonie am 18. November 1905 für immer verlassen musste. Kaiser Wilhelm II. weigerte sich nach der Rückkehr von Trothas mehrfach, diesen zu empfangen, obwohl er die Rücknahme der Proklamation erst auf nachhaltiges Argumentieren von Reichskanzler von Bülow befohlen hatte. Das Schicksal der geflohenen Herero Als von Trotha am 2. Oktober 1904 seine Proklamation herausgab, befand sich die Hauptgruppe der vom Waterberg geflohenen Hereros bereits seit dem 11. August 1904 auf ihrem Marsch durch das Sandfeld Richtung britische Grenze, außerhalb des Zugriffsbereichs der Deutschen. Doch der Weg der Herero mit ihrem Tross durch die Omaheke während der Trockenzeit hatte inzwischen zu einer Tragödie geführt. Nahezu ihr gesamtes Vieh war verendet. Nach den Schätzungen des Missionars Jakob Irle, die von den meisten Historikern als realistisch bezeichnet werden, fielen etwa 14.000 Hereros Durst, Hunger und Krankheiten zum Opfer. Mit den Schätzungen des deutschen Missionar Friedrich Bernsmann (23.000 bis 25.000 Überlebende) demzufolge maximal rund 12.000 Hereros im Sandfeld umgekommen sind, erhält man ein ungefähr richtiges Verhältnis. Einen Tag bevor von Trotha seinen Vernichtungsbefehl zurücknahm, hatte er telegraphisch am 11. Dezember 1904 vom Reichkanzler von Bülow (s.o.) die ausdrückliche Unterstützung, nach der Rücknahme des „Vernichtungsbefehls“ die Herero zur Arbeit einsetzen und hierfür geeignete Sammellager errichten zu dürfen. Der Plan wurde daraufhin umgesetzt, während der Krieg im Osten laut oben beschriebenem Geheimbefehl fortgesetzt wurde. Doch stellte tausende von Herero, die aus der Wüste zurückkehrten, die „Absperrung“ des Sandfeldes als bloßen Bühnenzauber in Frage. Es war den Deutschen mit ihren geringen Kräften, der nichtvorhandenen Infrastruktur, der mühsamen Transportwege und des bereits voll im Gange stehenden Nama-Aufstandes nicht möglich, ein engmaschiges Sperrnetz zu errichten. Verarmt, erschöpft und hungernd zogen die Herero nun im Land umher, versteckten sich und wurden nach Ergreifung in die dafür eingerichteten Arbeitslager gebracht. Dabei war der Zustand der aufgegriffenen Herero oft so schlecht, dass auch die Soldaten Hilfe und Unterstützung leisteten, wie verschiedene Berichte (u.a. von Maximilian Bayer) dies dokumentieren. So berichtet der Gefreite Paul Haberland: „Hunger und abermals Hunger! Bedauert haben wir die Kinder, die für alles nichts können. Nur den stolzen ‚Großmännern‘ war keine Not anzusehen. Unter allen erregte ein junges, bis zum Skelett abgemagertes Weib das Mitleid aller Kameraden. Mit kindlicher Liebe führte sie ihre alte, erblindete Mutter an einem Ochsenriemen nach. Hier zeigte sich wieder der durchweg gutmütige Zug der deutschen Soldaten, die den armen Teufeln alles Entbehrliche gaben und mit ihnen teilten.“ Und Oberst Berthold von Deimling, der spätere Pazifist und Vorstand der Deutschen Friedensgesellschaft schreibt: „Tausende (Anm. Wikipedia: Herero) […] haben sich ergeben und wurden in den Etappenorten zu Arbeiten verwendet […] Unsere Leute haben sich den Herero gegenüber immer unendlich geduldig gezeigt, obwohl sie durch ihre bestialische Roheit gegen Gefangene und Verwundete erbittert waren.“ Im Angesicht des Elends der Herero brachen die von Anfang an vorhandenen Aversionen innerhalb der Schutztruppe gegen ihren Befehlshaber noch deutlicher auf. Von Trotha war verärgert über das Misslingen seines Sperrriegels und führte dies am 26. Dezember 1904 in der Presse auf die Rücknahme seiner Prokamation zurück. Und weiter schreibt er: „Daß die Vernichtung nicht bis zum letzten Säugling durchzuführen sein würde, darüber konnte ein logisch denkender Mensch nicht im Unklaren sein.“ Die Situation der Herero besserte sich erst, als Ende 1905 Dr. Friedrich von Lindequist Gouverneur des Schutzgebietes Deutsch-Südwestafrika wurde. Er hatte den Posten nur unter der Bedingung angenommen, dass der von ihm aufgrund seiner Unmenschlichkeit abgelehnte von Trotha als Truppenbefehlshaber abgelöst würde. Von Trotha verließ daraufhin am 18. November 1905 für immer Deutsch-Südwestafrika. Der Aufstand der Nama Der Aufstand der Nama (Hottentotten), ein Stamm der Khoi Khoi, ist nicht so genau dokumentiert wie der Aufstand der Herero. Es fehlt noch ein Übersichtswerk mit genaueren Angaben. Die Erhebung dieses Volkes steht in direktem Zusammenhang mit den Folgen der umstrittenen Ernennung Lothar von Trothas zum Kommandeur der Schutztruppe. Die mit Deutschland verbündeten Kapitäne fürchteten, das selbe Schicksal erleiden zu müssen, wie ihre bisherigen Feinde, die Herero. Ende 1904 Am 3. Oktober 1904, kurz vor Niederschlagung der Revolte der Herero, wechselten die bisher mit den Deutschen verbündeten Nama, unter ihren Kapitänen Hendrik Witbooi und Jakob Morenga, offiziell die Seite und griffen ihre bisherigen deutschen Partner an. Hendrik Witbooi hatte den Deutschen an jenem Tag den bestehenden Schutz- und Beistandpaktes aufgekündigt und stattdessen eine offizielle Kriegserklärung ausgesprochen. Unmittelbar nach dieser Erklärung wurde die rund 80 Mann starke Hilfstruppe der Witbooi, welche die Deutschen bei der Schlacht am Waterberg unterstützt hatte, entwaffnet und gefangengenommen. Noch vollkommen überrascht meldete Leutwein am 8. Oktober, die Witboois, auf deren Treue vor allem der Gouverneur selbst gebaut hatte, wären in feindlicher Absicht aus Gibeon abmarschiert und hätten benachbarte Stationen angegriffen. Zusätzlich liefen Meldungen ein, dass Morenga weiterhin starken Zulauf erhielt. Der Nama-Kapitän Hendrik Witbooi verschonte in Gibeon weder den ihm allzeit überaus freundlich gesinnten Bezirksamtmann von Burgsdorff, noch Missionare, noch Farmer. Auch Frauen wurden umgebracht. Mit den Witboois, welche die Schutztruppe bei der Bekämpfung der Herero aktiv unterstützt hatten, war ein wichtiger Bündnispartner verloren gegangen. Die Kriegführung von Herero und Nama unterschied sich grundlegend. Während die Herero die offene Feldschlacht suchten, operierten die Nama in Form einer Guerillataktik aus dem Hinterhalt heraus. Im Dezember 1904 gab es deutsche Kriegsgefangenenlager in Windhuk, Okahanddja und Swakopmund. Anfang 1905 Die Schlacht von Stamprietfontein am 1. Januar 1905 zwischen Hendrik Witbooi und den Deutschen unter Major Meister endete unentschieden. Am 4. Januar gelingt es deutschen Truppen nach 50-stündigem Gefecht bei Groß-Nabas, diese wichtigste Festung der Hottentotten zu erstürmen. Eine friedliche Gruppe von Ovambo-Arbeitern in Etaneno, südlich von Outjo, wurde von den Deutschen angegriffen. Dies führte zum fast völligen Stillstand der Zuwanderung von Ovambo-Arbeitern. Der finnische Missionar Martti Rautanen schaffte es trotz des deutschen Missgeschicks, den Ovambo-König vom Ondongagebiet zu überreden, nicht den König Nehale zu unterstützen, der unter Ovaherero-Einfluss bereit war, wie 1904 die Deutschen wieder anzugreifen. Februar 1905: Gefecht und Überfall bei Kalkfontein N. Neuformierung des Feldlazaretts Nr. 13 und Stationierung in Kalkfontein am Auob. Mitte 1905 Im Gefecht von Leukop nahe der britischen Grenze wird Jakob Morenga am 19. Mai von den Deutschen unter dem Befehl von Hauptmann Franz Siebert geschlagen. Viele Nama flüchten daraufhin auf britisches Gebiet, kehren jedoch einzeln wieder zurück. Die Schlacht von Narus am Karebfluss tobte vom 15. bis 17. Juni. Der Kampf zwischen den vereinten Verbänden von Jakob Morenga und Jan Hendrik gegen die deutschen Truppe endete mit Verlusten für die Deutschen. Erneute Friedensverhandlungen zwischen der Schutztruppe und Marengo sowie Cornelius Frederiks scheiterten erneut, da die Deutschen, verursacht durch Fehlkoordination, die Nama während des Waffenstillstandes angriffen. Jakob Morenga verwickelte die Deutschen am 3. Juli in ein Gefecht bei Wasserfall. Der Witbooi-Kapitän Sebulon wird verfolgt. Am 1. August besetzte der Nama-Kapitän Hendrik Witbooi mit seinen Truppen das Felsengebirge westlich von Gibeon. Am 5. August griff Abraham Morris die Schutztruppen in Wortel (Nomaos) an. Ende 1905 Cornelius Frederiks wurde am 3. September in der Schlacht von Ai-Ais geschlagen. Er zog daraufhin den Fischfluss hinab zum Oranje und von dort in die Großen Karasberge, wo er sich mit Marengos Truppen vereinigte. In der Schlacht von Nubib, am 13. September in den Zarisbergen kämpften die vereinigten Ovaherero- und Namatruppen unter dem Oberbefehl des Ovahereroführers Andreas gegen die Schutztruppe unter Georg Maercker. Am gleichen Tag kam es in Guigatsis zu einem Gefecht zwischen Abraham Morris und den Deutschen. In Nochas fand am 15. September eine Schlacht zwischen Jakob Marengo und Johannes Christian gegen die Deutschen unter Friedrich von Erckert statt. Nach dieser Schlacht zogen Marengo und Christian weiter gen Süden. Auf ihrem Weg zum Oranje griffen sie eine deutsche Nachschubkolonne in Naruchas, südwestlich von Kalkfontein-Süd (Karasburg), an. Morenga und Christian zerstörten am 6. Oktober den deutschen Beobachtungsposten auf Jerusalem, südlich von Heirachabis. Von dort zogen sie zum Oranje, wo sie am 10. Oktober den Grenzposten Schuitdrift überfielen. In der Schlacht von Hartebeestmund nahe Pelladrift am Oranje gegen Jakob Morenga und Johannes Christian erleiden die Deutschen am 24. und 25. Oktober Verluste. Je drei Offiziere starben und waren verwundet, bei den Mannschaftsdienstgraden lagen die Verluste bei 14 Toten und 35 Verwundeten. Am 29. Oktober starb Hendrik Witbooi im Kampf in Vaalgras (Koichas) als er und seine Männer versuchten, eine deutsche Transportkolonne zu überfallen. 15 Minuten, nachdem er auf einem Pferd reitend angeschossen worden war, starb er. Mit ihm fiel auch ein Mitglied seiner Familie, Petrus Jod. Die Witboois waren durch den Tod ihres Kapitäns so geschockt, dass sie sich Anfang 1906 geschlossen ergaben. Damit war die größte Gruppe der rebellierenden Namas aus dem Kampf geschieden. Im November wurde das 13. Feldlazarett nach Kub in Bereitschaft verlegt und am 7. Dezember aufgelöst. 1906 Am 1. Januar übernimmt in Berlin General Helmuth von Moltke die Nachfolge Alfred von Schlieffens als Generalstabschef des deutschen Heeres. Im März wurde Cornelius mit 200 Mann nach einer monatelangen Verfolgungsjagd durch eine Abteilung unter Hauptmann Richard D. Volkmann gestellt und aufgerieben. In der zweiten Jahreshälfte konnten auch die Bondelzwarts zum Aufgeben gebracht werden. Damit war bis auf den Franzmann-Kapitän Simon Kopper, der noch bis Anfang 1908 von englischem Gebiet aus weiterkämpfte, der Süden unterworfen. Von Anfang an waren ein breite deutsche Öffentlichkeit sowie viele Abgeordnete aus verschiedenen Gründen gegen den Krieg. Am 13. Dezember kommt es zum Eklat im Berliner Reichstag. Reichskanzler Bernhard Fürst von Bülow löst diesen auf Verordnung des Kaisers auf, nachdem die Abgeordneten die Bewilligung zusätzlicher Mittel für den Krieg in Deutsch-Südwestafrika mehrheitlich abgelehnt hatten. Im Dezember wird mit Unterstützung von Missionaren, die bereits während des Hereroaufstands helfend und vermittelnd tätig waren, ein Friedensschluss mit den letzten auf Südwester Gebiet aufständischen Bondelzwarts vereinbart. 1907 Die Probleme der Schutztruppe bei der Bekämpfung des Aufstands führte zu einer Regierungskrise in Berlin und erzwungenen Neuwahlen des Reichstags (sog. Hottentottenwahlen am 25. Januar 1907). Am 31. März 1907 wurde das offizielle Ende des Kriegszustandes bekanntgegeben. Morenga führte den Guerillakrieg weiter, bevor er bei einem Gefecht mit Einheiten der britischen Kappolizei am 19. September 1907 bei Eenzamheid getötet wurde. 1903 hatte die deutsche Kolonialverwaltung in Windhuk Eheschließungen zwischen Deutschen und Eingeborenen nach Druck aus der fortschrittlicheren Kolonialabteilung in Berlin für rechtmäßig erklären müssen. Diese in Windhuk stets ungeliebte Vorgabe wurden jedoch 1907, unter dem Eindruck der Aufstände durch das Südwester Gouvernement - rückwirkend - wieder für nichtig erklärt. Grund für die Mischehen war auf deutscher Seite in erster Linie, dass sich nicht genügend deutsche Frauen bereit erklärten, in die Kolonien zu heiraten und ein hartes Farmerleben aufzunehmen, was für die dort lebenden schwarzen Frauen keinerlei Hürden bedeutete. 1908 Nach dem Gefecht zwischen der Schutztruppe unter Hauptmann Friedrich von Erckert und den letzten Aufständischen unter Simon Kopper vom 16. März in der Kalahari kapitulieren die Nama am 17. März 1908 endgültig. Tote durch den Aufstand Auf deutscher Seite sind die Verluste sehr genau dokumentiert. Es fielen 676 Menschen, 76 gelten als vermisst. Die meisten dürften beim Hereroaufstand umgekommen sein. Zusätzlich verstarben 689 Soldaten des Marine-Expeditionskorps, vor allem an Typhus. Der Erlass Mahareros und die Vereinbarung der Hererokapitäne, keine deutschen Frauen und Kinder zu töten wurden in den meisten Fällen eingehalten. Die genaue Zahl der getöteten Herero ist unbekannt. Bereits die Angaben über die Gesamtgröße des Hererovolkes vor dem Krieg beruhten ausschließlich auf Schätzungen. Der deutsche Missionar Jakob Irle schätzte sie auf insgesamt 80.000 Menschen; 1975 schätzte Gerd Sudholt die Zahl auf 40.000. Walter Nuhn errechnete ca. 23.000-24.000 überlebende Herero, von denen 21.000 in deutscher Gefangenschaft waren. Unter Zugrundelegung der sehr niedrig angesetzten Schätzung Sudholts kommt Nuhn auf eine wahrscheinliche Zahl von 16.000-17.000 Toten durch den Krieg selbst, was sich mit der Schätzung Irles (14.000 im Sandfeld verdurstete) und der des Missionars Friedrich Bernsmann (maximal 12.000 Umgekommene), deckt. (Vor dem Krieg konnte nur vage geschätzt werden, da die Herero über ein großes Gebiet verteilt waren; die Schätzungen im und nach dem Krieg dürften genauer sein, da die Herero sich zum Orlog massierten.) Von den 21.000 Gefangenen waren 15.000 Kriegsgefangene (der Rest, alte und schwache Leute und Kinder, wurde in Hospitälern und unbewachten Lagern der Rheinischen Mission untergebracht, die besser geführt wurden). Von den Kriegsgefangenen kamen nach Aufstellung des Oberkommandos der Schutztruppen 45,2 Prozent um, was etwa 7.000 ausmacht. Damit ergibt sich nach Nuhn eine Gesamtzahl von 16.000-17.000 überlebenden Herero, 14.000 in deutscher Gefangenschaft. 1911 wurde die Zahl der Herero in Deutsch-Südwestafrika bei einer offiziellen Volkszählung mit 15.130 festgestellt. Damit starben nach Nuhn etwa 24.000 Herero durch Krieg, Vertreibung und die Bedingungen in den deutschen Konzentrationslagern. Legt man anstelle der niedrig angesetzten Sudholt-Schätzung Irles sehr hoch gegriffene Schätzung an, kommt man entsprechend auf 64.000 Herero; die wahre Zahl ist nicht mehr feststellbar, liegt aber entsprechend zwischen 24.000 und 64.000. Zahlen zwischen 37.000 und 40.000 gelten als realistisch. Manchmal wird von einschlägigen Kreisen auch eine falsche Zahl von 4.000 angegeben. Die Aufstellung des Oberkommandos meldete von ca. 15.000 gefangenen Hereros und 2.000 Namas 7.682 Tote. Alleine die Toten in den Gefangenenlagern, selbst wenn alle 2.000 Nama überlebt hätten, ergeben schon mindestens 5.000 Tote ohne Berücksichtigung der Toten durch den Aufstand selbst und im Sandfeld. Von den 20.000 Nama, die sich im Herbst 1904 unter ihren Anführern Hendrik Witbooi und Jakob Morenga gegen die Kolonialmacht erhoben, überlebten weniger als die Hälfte. 2.000 Nama kamen in deutsche Gefangenschaft. Konzentrationslager in Deutsch-Südwestafrika siehe auch Hauptartikel Konzentrationslager in Deutsch-Südwestafrika Die Gefangenen der Herero und die der Nama wurden in eigens für sie errichtete „Konzentrationslager“ gebracht. Die ersten dieser Lager wurden in den Jahren 1904/1905 nach dem Vorbild der britischen Buren-Lager in Südafrika errichtet. Sie waren anfangs in Okahandja, Windhuk und Swakopmund; später wurden es mehr. Durch ständige Überbelegung, schlechte klimatische Bedingungen (Swakopmund), schlechtes Trinkwasser und einseitige Ernährung breiteten sich Krankheiten wie Skorbut, Typhus und Ruhr in den Lagern schnell aus und forderten trotz notdürftiger ärztlicher Versorgung tausende Todesopfer. Gesunde Gefangene wurden zur Zwangsarbeit im Straßen-, Wege- und Bahnbau eingesetzt. Die Arbeitsbedingungen waren dermaßen hart, dass nicht einmal die Hälfte der Arbeiter die Strapazen überlebten. Völkerrechtliche Situation 1904 gab es noch kein internationales Gesetz oder eine Vereinbarung bezüglich kolonisierter Nationen. Ehemalige Kolonialregierungen, wie Großbritannien, Frankreich, Belgien und Portugal, setzten sich auch heute nicht für die Etablierung solcher Vereinbarungen ein, da sie vermeiden wollen, alte historische Schulden aufarbeiten zu müssen. Im Zusammenhang mit dem Aufstand der Herero und der Nama in der ehemals deutschen Kolonie in Südwestafrika sei auf ein ähnliches Kapitel in der englischen Kolonialgeschichte hingewiesen, das kurz zuvor die Menschen im damaligen Deutschland genauso erschütterte, wie die Taten eines von Trotha: den Burenkrieg (1899-1902), den einschlägige britische Medien bis heute heldenhaft verklären. Während des Burenkrieges ließ Lord Kitchener seine Truppen das Land durchkämmen, welche die Farmen der Buren niederbrannten, die Männer töteten und rund 120.000 burische Frauen und Kinder in Konzentrationslager verschleppten, wo mindestens 20.000 an Hunger und Krankheit starben.