Die Orientreise des Kaisers im Jahre 1869.
Von Feldzeugmeister Graf Friedrich Beck, k. k. Gardekapitän.
Zweiseitiger großformatiger Originaldruck von 1908.
Mit vier Fotoabbildungen:
Kaiser Franz Joseph I. in Paris in den sechziger Jahren. Aufnahme Atelier Levitzky, Paris.
Der Kaiser mit Suite und Ehrendienst in Konstantinopel vor der Abreise nach Pera am 31. Oktober 1869.
Abgebildet sind:
1. Sektionschef Leopold Friedrich Freiherr von Hofmann.
2. Handelsminister Ignaz Edler von Plener.
3. Königlich-ungarischer Ministerpräsident Graf Gyula (Julius) Andrássy von Csík-Szent-Király und Kraszna-Horka der Ältere.
4. Major Johann Groller von Mildensee.
5. Pater Béla Dudik (Reisekaplan).
6. Reichskanzler Friedrich Ferdinand Graf von Beust.
7. Oberst Friedrich Ritter von Beck.
8. Erster Oberhofmeister Konstantin Prinz zu Hohenlohe-Waldenburg-Schillingsfürst.
9. Generaladjudant Friedrich August Graf Bellegarde.
10. Oberst Alfred Ritter von Kraus.
11. Rittmeister Hilbert August Engelhard Freiherr von Löhneysen.
12. Kabinettsdirektor Adolph Aloys Ritter von Braun.
Der Kaiser im Ehrenzelt an den Geländen des Suezkanals.
Der Kaiser mit Suite und Ehrendienst auf der Terrasse des Palais Dolma Bagdsche in Konstantinopel.
1. Königlich-ungarischer Ministerpräsident Graf J. Andrássy.
2. Reichskanzler Graf Beust.
3. Sektionschef Leopold von Hoffmann.
4. Oberst Friedrich Ritter von Beck.
5. Kabinettsdirektor A. Ritter von Braun.
6. Generaladjudant August Graf Bellegarde.
Die Angabe unter dem Bild stimmt hier nicht. Das Foto, aufgenommen von Franz Schier & Otto Schoefft am 22. November 1869 vor dem Gezira-Palast in Kairo, zeigt den Kaiser mit seiner Reisegesellschaft. Weitere abgebildete, aber namentlich nicht erwähnte Personen:
Major Anton Freiherr Bechtolsheim-Mauchenheim (1834 - 1904); Reisekaplan Pater Béla Dudik (1815 - 1890); Major Johann Groller von Mildensee (1834-1918); Carl Hoffmann; Konstantin Prinz von Hohenlohe-Waldenburg-Schillingsfürst (1828 - 1896) ; Hofarzt Dr. Philipp Jungh (lebte um 1874); Alfred Freiherr von Kraus (1824 - 1909); Edmund von Krieghammer (1832 - 1906); Reisearzt Dr. Gustav Löbel (1816 - 1880); Hilbert August Engelhard Freiherr von Löhneysen (1833 - 1910), , Friedrich Freiherr von Mayr (1821 - 1894); Ernst Freiherr von Plener (1841 - 1923); Ignaz Freiherr von Plener (1810 - 1908); Hofsekretär Franz Edler von Raymond (1819 - 1875); Vizeadmiral Wilhelm von Tegetthoff (1827 - 1871); Sektionschef Ernst Freiherr von Teschenberg (1836 - 1886); Major Alexander Graf von Uexküll-Gyllenband (1836 - 1915).
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(* 18. August 1830 in Wien-Schönbrunn; † 21. November 1916 ebenda) aus dem Haus Habsburg-Lothringen, war Kaiser von Österreich sowie Apostolischer König von Ungarn 1848–1916. Sein Name in den anderen Sprachen der Donaumonarchie: Francesco Giuseppe (italienisch), František Josef (tschechisch), I. Ferenc József (ungarisch), František Jozef I (slowakisch), Franciszek Józef (polnisch), Franjo Josip (kroatisch), Franc Jožef (slowenisch), Francisc Iosif (rumänisch), Franc Josyp I (ruthenisch/ukrainisch). Leben Franz Joseph Karl von Habsburg wurde am 18. August 1830 um 9:45 Uhr als Sohn von Erzherzog Franz Karl, dem jüngeren Sohn von Kaiser Franz I., und Prinzessin Sophie von Bayern in Wien geboren. Während der Niederschlagung der Märzrevolution von 1848, durch den Rücktritt seines Onkels Ferdinand I. und den Thronverzicht seines Vaters wurde er bereits mit 18 Jahren neuer Kaiser von Österreich. Von Anfang an sah er seine Hauptaufgabe darin, eine weitere Revolution zu verhindern und stützte sich dabei hauptsächlich auf das Militär (Armee und Kriegsmarine) und die Kirche. Kaum eine Darstellung zeigt ihn anders als in der Uniform des Obersten Kriegsherrn. 1853 überlebte Franz Joseph ein Attentat und lernte in seiner Sommerresidenz in Ischl seine erst 16jährige Cousine Elisabeth kennen. Elisabeth war die zweite Tochter von Herzog Max Joseph in Bayern und Ludovika Wilhelmine, Tochter des bayerischen Königs Maximilian I. und Schwester von Franz Josephs Mutter Sophie. Eigentlich war zwischen den Müttern vereinbart, dass Elisabeths ältere Schwester Helene die Aufmerksamkeit des 23jährigen Franz Joseph I. gewinnen sollte. Statt dessen verliebte sich Franz Joseph in Elisabeth, die er am 24. April 1854 in Wien heiratete. In kurzer Zeit kamen drei Kinder zur Welt: Sophie (1855-1857), Gisela (1856-1932) und Kronprinz Rudolf (1858-1889). Elisabeth wurde jedoch jeder Einfluss auf die Erziehung ihrer ersten drei Kinder verweigert. 1868 wurde ihr viertes Kind Marie-Valerie (1868-1924) geboren. Kaiser Franz Joseph hielt den Kronprinzen Rudolf von allen Staatsgeschäften fern. Nachdem Rudolf seine streng militärische Ausbildung - erst nach mehreren Interventionen seiner Mutter Elisabeth beim Kaiser - abbrechen durfte, widmete er sich naturwissenschaftlichen Studien und arbeitete an Brehms Tierleben mit. Er war auch als Journalist in der liberalen Presse tätig, natürlich anonym und ohne Wissen seines Vaters. Auf Druck des Kaisers heiratete er 1881 Prinzessin Stephanie, Tochter des belgischen Königs Leopold II.. Der Ehe entstammte eine Tochter, Elisabeth, geboren 1883. Kronprinz Rudolf starb am 30. Jänner 1889 durch Suizid. Das Recht der Thronfolge ging nach dem Tod von Franz Josephs Brüdern, Maximilian (dem glücklosen Kaiser von Mexiko) im Jahre 1867 und Erzherzog Karl Ludwig im Jahre 1896, auf den Sohn des Letztgenannten, Erzherzog Franz Ferdinand über. Franz Ferdinands Kinder waren jedoch nicht erbberechtigt, da er mit Sophie Chotek, Reichsgräfin von Hohenberg verheiratet war, die zwar dem tschechischen Uradel entstammte, aber dem Kaiserhaus nicht ebenbürtig war. Nach dem Tod ihres Sohnes Rudolf reiste Kaiserin Elisabeth ziel- und ruhelos in Europa umher. Am 10. September 1898 wurde sie in Genf von einem Attentäter, Luigi Lucheni, mit einer Feile ermordet. Das 60-Jahres-Jubiläum des Regierungsantritts Franz Josephs wurde im Jahre 1908 in der gesamten Monarchie noch gebührend gefeiert. Am 28. Juni 1914 erlebte der Kaiser jedoch auch noch den gewaltsamen Tod seines Thronfolgers Franz Ferdinand. In Sarajevo wurden der Thronfolger und seine Frau in ihrem Automobil von einem serbischen Attentäter erschossen. Das Ultimatum an das Königreich Serbien zur Auslieferung der Hintermänner des Attentats und die darauf folgende Kriegserklärung Österreich-Ungarns an Serbien lösten am 28. Juli 1914 den „großen Krieg” (später Erster Weltkrieg genannt) aus. Zwei Jahre später verstarb der 86jährige Franz Joseph I. mitten im Krieg am 21. November 1916. Die pompösen Begräbnisfeierlichkeiten wurden vom Krieg überschattet und dem sich anbahnenden Zerfall der österreichisch-ungarischen Monarchie, des Vielvölkerstaates, der vom Kaiser zusammengehalten worden war. Sein Nachfolger Karl I. regierte nur noch zwei Jahre bis zum Ende des zu einem Weltkrieg ausgedehnten großen Krieges 1918. Politik Innenpolitik Die nach der Regierungsübernahme von Kaiser Franz Joseph I. (im Revolutionsjahr 1848) am 4. März 1849 erlassene Reichsverfassung (Oktroyierte Märzverfassung) wurde nie voll durchgeführt und am 31. Dezember 1851 mit den "Silvesterpatenten" gänzlich abgeschafft. Von nun an regierte der junge Kaiser wieder absolutistisch und entschieden zentralistisch. Erst die Niederlage 1859 gegen Napoléon III. von Frankreich und die Truppen Piemont-Sardiniens in der blutigen Schlacht von Solferino und Magenta, bei der Franz Joseph selbst den Oberbefehl übernommen hatte, bereitete den Weg für Verfassungsreformen: es folgten 1860 das Oktoberdiplom und 1861 das Februarpatent, die - gegen den Widerstand Franz Josephs - die Rückkehr zu konstitutionellen Verhältnissen einleiteten. Die Niederlage gegen Preußen 1866 brachte Franz Joseph nach zähem Ringen zum Österreichisch-Ungarischen Ausgleich, durch den eine Realunion der beiden Reichsteile entstand. Am 8. Juni 1867 wurde Franz Joseph in Budapest zum Apostolischen König von Ungarn gekrönt, wobei der Doppelstaat Österreich-Ungarn entstand. Die nicht-ungarischen (cisleithanischen, d.h. diesseits des Flusses Leitha liegenden) Länder erzielten am 21. Dezember 1867 eine konstitutionelle Verfassung (Dezemberverfassung). An dieser Verfassung hielt Franz Joseph bis zu seinem Tod fest - alle Reformpläne (auch die seines designierten Nachfolgers Franz Ferdinand) lehnte er ab. Vor allem seine Reformunfähigkeit gab den Unabhängigkeitsbestrebungen der Völkerschaften seines Reiches neue Nahrung und führten schließlich nach seinem Tod und nach dem verlorenen Krieg zum Zerfall des Vielvölkerstaates. Außenpolitik Außenpolitisch gab es während der Regierungszeit Kaiser Franz Josephs I. eine Serie kleiner Siege und große militärische Niederlagen. Im italienischen Krieg gegen Napoléon III. und vor allem Sardinien-Piemont wurden seine Soldaten aus Italien vertrieben; nach der Niederlage im österreichisch-preußischen Krieg 1866 schieden die Habsburger aus der gesamtdeutschen Politik aus. Militärische Leistungen wie Tegetthoffs Sieg in der Seeschlacht von Lissa blieben bedeutungslos. Nach 1879 lehnte sich die Habsburger Monarchie eng an das 1871 neu gegründete Deutsche Kaiserreich an, wodurch es zwar einen mächtigen Verbündeten (etwa in Balkanfragen) bekam, gleichzeitig aber in die kommenden Bündnissysteme (vor 1914) verstrickt wurde. 1878 wurde Bosnien von den Truppen der k.u.k. Monarchie besetzt, 1908 annektiert. Die politischen Verstrickungen auf dem Balkan, gemeinsam mit den Automatismen der Bündnispolitik, brachten 1914 auch das Verhängnis eines zweiten europäischen Großkrieges, der sich zum (ersten) Weltkrieg ausdehnte. Ohne den Krieg aktiv betrieben zu haben, setzte Franz Joseph doch seine Unterschrift unter die Kriegserklärung an Serbien, wodurch die ungelösten Nationalitätenprobleme seines Vielvölkerreiches, das er mit großer Zähigkeit bislang vor dem Untergang bewahrt hatte, unbeherrschbar wurden und sein Reich zuletzt unterging. Kultur und Wirtschaft Besonders der wirtschaftliche Aufschwung der Donaumonarchie ist mit der Ära Franz Josephs I. verbunden, dessen Namen nach wie vor auf vielen Wiener Prachtbauten aus dieser Zeit als Inschrift zu lesen ist. Nach der Schleifung der mittelalterlichen Stadtbefestigungen Wiens auf Anordnung des Kaisers war Platz für eine die gesamte Innenstadt umfassende Prachtstraße, der Ringstraße geworden, die heute noch lebendiges Zeugnis seiner Epoche ist. Unter seiner Regentschaft blühte die Geisteskultur in Österreich-Ungarn wie nie zuvor und nie danach, ohne dass der Monarch freilich - im Gegensatz zu seinem Sohn Kronprinz Rudolf - aktiv an diesen kulturellen und intellektuellen Strömungen, die ihm völlig fremd blieben, Anteil genommen hätte. Der Suizid des Architekten Van der Nüll, Miterbauer der Wiener Oper, als Reaktion auf eine Kritik des Kaisers, veranlasste Franz Joseph, zu kulturellen Angelegenheiten nur noch sehr zurückhaltend Stellung zu nehmen. Es heißt, der Kaiser habe sich bei allen möglichen kulturellen Anlässen nur noch mit der stereotypen Phrase: „Es war sehr schön, es hat mich sehr gefreut!“ geäußert. Die Zurückhaltung des Kaisers erlaubte es dem Architekten Adolf Loos, genau gegenüber dem barocken inneren Burgtor der kaiserlichen Hofburg im Jahre 1910 sein umstrittenes erstes schmuck- und ornamentloses Wohnhaus zu bauen. Franz Joseph soll die Hofburg seit damals stets durch andere Tore verlassen haben. Der Kaiser und der Film Obwohl Kaiser Franz Joseph technischen Neuerungen grundsätzlich skeptisch bis ablehnend gegenüberstand, hatte er vom Film eine positive Meinung - wohl in Anerkennung des großen Werbe- und Propagandapotentials dieses vor allem unter der einfachen Bevölkerung besonders beliebten Mediums. So ließ er sich häufig von - vorerst jedoch nur französischen Operateuren - bei seinen Aktivitäten filmen: Etwa bei den „Kaisermanövern“ mit seinem reichsdeutschen Pendant Kaiser Wilhelm in Mähren 1909, bei der Gamsjagd im selben Jahr in Bad Ischl, bei der Hochzeit von Thronfolger Karl 1911 in Schwarzau, oder auch an der Adria-Ausstellung 1913 in Wien. 1911 berichtete die Kinematographische Rundschau über ein Vorkommnis bei einer Rede des Kaisers an seinem 81. Geburtstag, an der auch ein Operateur der Oesterreichisch-Ungarischen Kinoindustrie, wie die Wiener Kunstfilm-Industrie damals noch hieß, anwesend war. Er stellte seinen Aufnahmeapparat nahe an den Kaiser, wurde jedoch von einem Mann des Gefolges aufgrund des Knarrens des Apparates aufgefordert, während der Rede des Kaisers nicht zu filmen. „Kaiser Franz Joseph hörte es, faßte den Herrn des Gefolges beim Arm und sagte, so daß es der Operateur hören konnte: ‚Lassen Sie den Mann nur seine Arbeit verrichten, mich stört es nicht!‘ Der Operateur drehte weiter, und als der Kaiser geschlossen, winkte er dem Kinematographen freundlich zu.“ Als der Kaiser 1916 starb, entstand der letzte große „Hofbericht“ aus der Monarchie. Sascha Kolowrat-Krakowsky filmte das Begräbnis für die Wiener Kinos. 1993 stellte das Österreichische Filmarchiv unter dem Titel „k.u.k.: Kaiser und Kinematographie“ eine 3-stündige Aneinanderreihung sämtlicher Aufnahmen von Kaiser Franz Joseph zusammen. Darunter auch Aufnahmen von seiner „Reise durch Bosnien und die Herzegowina“ im Jahr 1910, wo unter anderem christliche und muslimische Kinder gemeinsam beim friedlichen Vorbeigehen an einem Aufnahmeort zu sehen sind. Einschätzung und Legendenbildung Kaiser Franz Joseph ist bis heute in der Geschichtsschreibung eine äußerst zwiespältige Figur. In seiner Anfangszeit nach der Revolution von 1848 unpopulär bis zur Verhasstheit, wurde er (nicht zuletzt in Ungarn) mit dem repressiven Säbelregiment des Nachmärz assoziiert. Die gesellschaftlichen und geistigen Entwicklungen der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts gingen an ihm vorbei (letzteres in auffälligem Kontrast zu seinen kunstinteressierten Vorfahren) und die liberalen Reformen nach 1859 geschahen gegen seine innere Überzeugung. Nach historischer Meinung wäre, neben dem erfolgten Ausgleich mit Ungarn, auch ein Ausgleich mit Böhmen notwendig gewesen, um den Fortbestand der Monarchie zu sichern. Der Wirtschaftsfachmann Ernest von Koerber, Ministerpräsident 1900-1904, formulierte seine Einschätzung so: Der Kaiser hat Österreich zweimal unendlich geschadet - einmal durch seine Jugend und einmal durch sein Alter. Dagegen wurde der Kaiser schon zu Lebzeiten zu einer teilweise mit nostalgischem Flair umwobenen Figur (so etwa bei Joseph Roth in seinem Roman Radetzkymarsch), nicht zuletzt auch wegen der Beziehung zu seiner Frau Elisabeth (bekannter unter ihrem Kosenamen Sisi, im Film ”Sissi” genannt) und dem Briefwechsel mit der Schauspielerin Katharina Schratt, mit der er schon zu Lebzeiten seiner Frau eine lange Beziehung pflegte - übrigens auf Elisabeths Initiative hin. Seine Schicksalsschläge (1867 Hinrichtung seines Bruders Maximilian in Mexiko, 1889 Suizid seines Sohnes Kronprinz Rudolf, 1898 Ermordung seiner Frau Elisabeth, 1914 die Ermordung seines Neffen und Thronfolgers Erzherzog Franz Ferdinand und dessen Frau beim Attentat von Sarajewo) ließen ihn in den Augen seiner Untertanen als einen Mann erscheinen, der stoisch ein schweres Schicksal trug. "Mir bleibt auch nichts erspart!" soll der Kaiser nach dem Bekanntwerden des Attentats auf seine Frau, Kaiserin Elisabeth, gesagt haben. In den letzten Jahren seiner Herrschaft wurde er, auch aufgrund seines äußeren Erscheinungsbildes, mehr und mehr als gütiger älterer Herr gesehen. Dieses Bild wird heute am häufigsten mit seiner Person in Verbindung gebracht. Gegenüber den nach 1900 überbordenden Nationalitätenkonflikten wirkte er als eine Instanz der Bewahrung und des Zusammenhalts. Nachkommen Erzherzogin Sophie Friederike (1855-1857) Erzherzogin Gisela (1856-1932) ∞ 1873 mit Prinz Leopold von Bayern, Sohn von Prinzregent Luitpold von Bayern und dessen Gattin Erzherzogin Auguste Ferdinande von Österreich Kronprinz Rudolf (1858-1889) ∞ 1881 mit Prinzessin Stephanie, Tochter von König Leopold II. und dessen Gattin Erzherzogin Marie Henriette von Österreich Erzherzogin Marie Valerie (1868-1924) ∞ 1890 mit Franz Salvator von Österreich-Toskana, Sohn von Erzherzog Karl Salvator von Österreich-Toskana und dessen Gattin Prinzessin Maria Immaculata von Neapel-Sizilien Sozialhistorische Annotationen Die Gesellschaftspyramide gipfelte in der sozialen Rolle des Kaisers als sakrosankter, fast religiös überhöhter Spitze. „Der höchste Beamte war Gott. Gott aber war eine unsichtbare Instanz, zu der nur ein indirekter Dienstweg ... beschreitbar war. Gott trug weder eine Zivildienst- noch eine Militäruniform. Seine k.u.k. Apostolische Majestät, der Kaiser in Wien, trug als nächster im Range eine Generalsuniform mit Eichenlaub am Kragen, wodurch er sich von der anderen Generalität unterschied. Vom Kaiser ging die Leiter ununterbrochen abwärts ...“ (Franz Werfel, Abituriententag) Die Ausbildung hierarchischer Strukturen wird sozialpsychologisch teilweise mit der These erklärt, dass ein Kind, nachdem es erkannt hat, „wie beschränkt tatsächlich die Allmacht des Vaters ist,“ oft nicht anders kann, als sich „immer wieder einen neuen Vater zu suchen: Im Lehrer, im Pfarrer, im Bürgermeister, in Königen und Kaisern. Mit einer gewissen Regelmäßigkeit wird das Vaterbild auf mehrere Personen aufgeteilt, wobei die furchterregenden Eigenschaften in einer den Erziehern wohlbekannten und den meisten erwünschten Wahl auf den Polizeimann, Flurwächter und sonstige Amtspersonen übertragen werden.“ Kaiser Franz Joseph war das Bindeglied zwischen der aus der christlichen Trinität stammenden göttlichen Vatergestalt und den menschlichen Vätern: „Gott und Kaiser haben die besondere Stellung in der Vaterreihe gemeinsam, dass man ihnen anhängt, ohne sich mit ihnen zu messen und ihre Höhe erreichen zu wollen ... Das Kind hat das Verlangen, von einem ... Wesen abzuhängen, dessen Größe, Macht und Wissen ihm absolute Sicherheit und Schutz gewähren. Der Wunsch nach einem solchen Vater lässt eben den wirklichen Vater fallen und bleibt als Bedingung für die Wahl der Vatergestalten. Er schafft die Intensität der Verehrung und Abhängigkeit für die späteren Autoritäten, als letztes irdisches Abbild, für den König und Kaiser. Der Sicherheitsgewinn der uralten Wunscherfüllung, die in der tiefsten Seele das Paradies der Kindheit mit seinem unvergleichlichen Vater bewahrte, erhielt sich trotz der Kritik des Verstandes.“ (Paul Federn, Zur Psychologie der Revolution) In der Gesellschaft zählte, wie unter anderem Stefan Zweig anschaulich berichtet, der ältere, reife Mann, weniger der jugendliche. Das Greisenhafte des alten Kaisers verstärkte die mythische Weihe seiner Patriarchenrolle. „Vom Alter zu Boden gedrückt und des nahen Endes bewußt, verschlossen in seiner Einsamkeit ... scheint der Kaiser ... die heroische Mediocritas zu verkörpern.“ (Claudio Magris, Der Habsburgische Mythos) Die gesellschaftlich institutionalisierte Vaterrolle des Kaisers wurde durch individuelle Züge höchst wirksam ergänzt. Franz Joseph präsentierte sich als statische, leidgeprüfte Gestalt, die „mit der zwangsneurotischen Pedanterie einer Maschine“ am Schreibtisch saß, Akten studierte und unterschrieb, meint Erwin Ringel. „Der Mann wurde schon in der Kindheit durch seine Mutter und die Erziehung vernichtet, hat dann 68 Jahre regiert, (und) hat in dieser überlangen Zeit keine einzige konstruktive Idee gehabt ... “ Diese Diagnose resultiert aus des Kaisers Pessimismus und dem Wissen um die eigene Erfolglosigkeit, jedoch gepaart mit Pflichterfüllung bis zuletzt und dem Wunsch, mit Ehren zugrunde zu gehen, ferner der „Scheu vor Entscheidungen, Reformen und Veränderungen.“ Drang nicht manches davon auch in die Verwaltung ein, die zwar tüchtig administrierte, aber vor allem in der Spätzeit der Epoche die Verwaltungsmaschinerie ohne élan vital, ohne wirkliche Zukunftsperspektiven dahinwerkeln ließ? Friedrich von Beck-Rzikowsky Friedrich Beck, ab 1861 Ritter von Beck, ab 1878 Freiherr von Beck, ab 1906 Graf von Beck, ab 1913 Graf von Beck-Rzikowsky (* 21. März 1830 in Freiburg im Breisgau; † 9. Februar 1920 in Wien) war Geheimer Rat, Generaloberst und von 1881 bis 1906 Chef des Generalstabs des österreichisch-ungarischen Heeres. Leben Er war ein Sohn des Freiburger Professors der Chirurgie und Augenheilkunde Karl Joseph Beck. Einer seiner Brüder war der Militärarzt Bernhard Oktav Beck. Beck trat 1846 in das kaiserliche Heer ein. Er diente als Unterleutnant und Oberleutnant bei der Infanterie, den Pionieren und beim damaligen Generalquartiermeisterstab. 1848/49 nahm er an den Kämpfen in Ungarn sowie an der Erstürmung von Brescia teil. Nach Absolvierung der Kriegsschule wurde Beck 1854 zum Hauptmann II. Klasse im Generalstab ernannt und konnte sich 1859 als Generalstabschef der Division „Reischach“ in Italien besonders in den Gefechten bei Candia und in der Schlacht bei Magenta auszeichnen. In dieser wurde er schwer verwundet und erhielt für Tapferkeit vor dem Feind von Kaiser Franz Joseph I. den Orden der Eisernen Krone III. Klasse mit Kriegsdekoration verliehen. 1861 folgte die Erhebung Becks in den österreichischen Ritterstand. Weitere Schritte seiner militärischen Karriere waren: 1861 Beförderung zum Major 1862 Flügeladjutant des Freiherrn von Heß 1865 Oberstleutnant bei der Generaladjutantur des Kaisers 1867 Oberst 1866 wurde er während des Deutschen Krieges vom Kaiser in Spezialmissionen auf den Kriegsschauplatz entsandt, was ihn erstmals in weiteren Kreisen bekannt machte. 1867 wurde er Vorstand der Militärkanzlei des Kaisers und 1874 sein Generaladjutant. Gleichzeitig wurde er zum Geheimen Rat ernannt. 1878 beförderte ihn der Kaiser zum Feldmarschallleutnant und entsandte ihn auf eine Geheimmission in das soeben okkupierte Bosnien. Anschließend wurde Beck vom Kaiser am 31. Oktober 1878 in den Freiherrenstand erhoben. 1881 wurde Beck Chef des Generalstabs (bis 1906) und 1882 zum Oberstinhaber des Infanterieregiments Nr. 47 sowie 1888 zum Feldzeugmeister befördert. 1885 berief ihn der Kaiser in das Herrenhaus des Reichsrates. In diesem Jahr regte er die Generalkarte von Mitteleuropa an, die später im Maßstab 1:200.000 angefertigt wurde. Auch veranlasste er im k.u.k. Militärgeographischen Institut die Einführung der Photogrammetrie als Aufnahmeverfahren für topographische Karten. Beck wurde 1893 durch den preußischen König Wilhelm II. zum Ritter des Schwarzen Adlerordens ernannt. Den Posten als Generalstabschef hatte er 25 Jahre lang inne und übte in dieser Zeit als Vertrauter von Kaiser Franz Joseph I. großen Einfluss aus. Bei den vielfältigen internen Konflikten des Heeres suchte er ausgleichend zu wirken. Ruhig und vorsichtig, nahm er in militärischen Fragen eine Mittelposition zwischen fortschrittlich-liberalen Modernisierern und dem reaktionären Lager um Feldmarschall Erzherzog Albrecht ein. Unter seiner Leitung wurde der Generalstab zum eigentlichen Oberkommando der Streitkräfte, dessen Unterordnung unter das Reichskriegsministerium fast nur mehr nominellen Charakter trug. Im Volksmund wurde Beck bis 1906 „Vizekaiser“ genannt, da er gleich alt und von ähnlichem Naturell war wie Franz Joseph I. und mit ihm militärpolitisch bestens harmonierte. Während der Ungarischen Krise 1905 entwickelte Beck Pläne („Fall U“ für Ungarn) dafür, einen möglichen Aufstand in Ungarn mit Gewalt niederzuschlagen. 1906 entließ der 76-jährige Kaiser auf Drängen von Thronfolger Franz Ferdinand, den er mit Überlegungen zur Modernisierung der Streitkräfte beauftragt hatte, den ebenfalls 76-jährigen Generalstabschef. Kriegsminister Heinrich von Pitreich wurde auf Wunsch Franz Ferdinands im gleichen Jahr enthoben. Neuer Generalstabschef wurde auf Betreiben des Thronfolgers der damals 54-jährige Feldmarschalleutnant Conrad von Hötzendorf. In Würdigung seiner langjährigen Verdienste wurde Beck vom Kaiser nunmehr am 11. Juni 1906 in den erblichen Grafenstand erhoben und in weiterer Folge zum Kapitän der Arcièren-Leibgarde ernannt. Als solcher wurde er 1913 von Ludwig Koch porträtiert. Das Gemälde befindet sich heute in der Dauerausstellung des Heeresgeschichtlichen Museums in Wien. 1916 erfolgte die Beförderung Beck-Rzikowskys in den 1915 neu geschaffenen Rang eines Generalobersten. Beck heiratete 1861 Anna Maria Rzikowsky von Dobrzicz. Im Jahre 1913 erfolgte die kaiserliche Bewilligung der Vereinigung des Namens Beck mit dem der im Mannesstamm erloschenen Familie seiner Gattin. Sein Sohn Friedrich Graf von Beck (* 1872) war Oberst im Generalstab. Friedrich August Graf Bellegarde, k. k. Kämmerer, Geheimer Rat, Generalmajor und Generaladjudant des Kaiser Franz Joseph I. Geboren am 10. Dezember 1826, gestorben am 12. Januar 1886 in Kairo. Ernennung zum Generalmajor am 21.8.1866, Ernennung zum Feldmarschall-Leutnant am 31.10.1872, pensioniert am 19.12.1874. Der Elisabeth-Orden wurde am 17. September 1898 durch Kaiser Franz Joseph I. als erster und einziger Damenverdienstorden Österreich-Ungarns zu Ehren der heiligen Elisabeth von Thüringen gestiftet. Gleichzeitig diente er dem Andenken der am 10. September 1898 in Genf ermordeten Kaiserin Elisabeth. Er konnte an alle Frauen, gleich welchen Standes oder Religion, ob verheiratet oder ledig, als Belohnung für Verdienste, die in den verschiedensten Berufen oder auf anderem Wege für das allgemeine Wohl im religiösen, karitativen und philanthropischen Bereich erworben wurden, verliehen werden. Ordensklassen Der Orden bestand aus folgenden Klassen und wurde wie folgt verliehen: Klasse Inländerinnen Ausländerinnen Gesamt Großkreuz 36 45 81 I. Klasse mit Stern (ab 30.4.1918) 1 2 3 I. Klasse 274 58 332 II. Klasse 462 38 500 Elisabeth-Kreuz (ab 30.4.1918) 1 1 Elisabeth-Medaille 163 45 208 Das erste Großkreuz, dessen Stiftung ursprünglich für den 2. Dezember 1898 (50 Jahre Regierung von Kaiser Franz Joseph I.) vorgesehen war, wurde bereits am 17. September des Jahres an Gräfin Irma Sztáray, letzte Hofdame von Kaiserin Elisabeth, verliehen.[1] Die I. Klasse mit Stern und das Elisabeth-Kreuz wurden mit kaiserlichem Handschreiben vom 30. April 1918 gestiftet, daher die geringe Trägerinnenzahl. Ordensdekoration Das Ordenszeichen ist ein goldenes gleicharmiges Kreuz, dessen Arme stilisierte Lilienblüten sind. Jede Blüte ist dreiteilig, die beiden äußeren Blätter sind rot, das mittlere weiß emailliert. Zwischen den Kreuzarmen sind Rosenzweige aus grün emaillierten Blättern und roten Blüten eingebettet. Im weißen Medaillon des Kreuzes ist auf der Vorderseite die Büste der nach rechts gewandten heiligen Elisabeth und auf der Rückseite eine goldene Rose mit der Initiale E (Elisabeth) zu sehen. Sonstiges Nach dem Tod der Beliehenen mussten die Ordenszeichen und die Statuten an die Ordenskanzlei zurückgegeben werden. Mit dem Ende der Monarchie 1918 ist der Orden erloschen. Leopold Friedrich Freiherr von Hofmann (* 4. Mai 1822 in Wien; † 24. Oktober 1885 ebenda) war ein österreichischer Diplomat, Minister und Generalintendant am Hoftheater Wien. Er entstammte einer Familie des Reichritterstandes, die ursprünglich aus dem Breisgau stammte, und aus der mehrere Mitglieder seit dem 18. Jahrhundert für den Reichshofrat oder die Reichskanzlei tätig waren. Bereits sein Großvater Ignaz von Hofmann ist Hofrat gewesen. Leben Leopold Friedrich von Hofmann studierte von 1840 bis 1844 in Wien die Rechte und trat 1842 beim österreichischen Landgericht in den Staatsdienst. 1845 wurde er Konzeptsbeamter in der Staatskanzlei, 1847 Attaché bei der Gesandtschaft in Bern, 1848 dem deutschen Büro des auswärtigen Ministeriums zugeteilt und 1851 zu Missionen nach Dresden und Berlin in der deutschen Frage verwendet. 1856 habilitierte er sich als Dozent für deutsches Staats- und Bundesrecht an der Wiener Universität. Nachdem er 1857 zum Ministerialsekretär und 1859 zum Legationsrat befördert worden war, wurde er 1865 dem Statthalter von Holstein, Gablenz, als Adlatus zugeteilt. 1869 wurde er Sektionschef im auswärtigen Ministerium und erhielt die Preßleitung als Departement. Nach dem Tod Ludwig von Holzgethans wurde er 1876 zum k.u.k. gemeinsamen Reichsfinanzminister und zum Mitglied des Herrenhauses ernannt. Im Jahr 1878 wurde er zum Mitglied der Leopoldina gewählt. 1879 wurde er nach der Annexionskrise als Gouverneur mit der Verwaltung von Bosnien und Herzegowina betraut. Doch nahm er schon am 8. April 1880 seine Entlassung als Minister, da er es als eifriger Freund der Künste und Wissenschaften vorzog, als Generalintendant an die Spitze des Wiener Hoftheaters zu treten. Baron Hofmann starb in Wien, begraben ist in der Hinterbrühl. Ignaz von Plener (* 21. Mai 1810 in Wien; † 17. Februar 1908 ebenda) war ein österreichischer Politiker, Minister und Ministerpräsident. Leben Ignaz Plener war der Sohn eines hohen Beamten im Finanzministerium. Er studierte 1827 bis 1833 Rechtswissenschaft an der Universität Wien und trat 1836 in den Staatsdienst ein. 1841 kam er als Finanzrat nach Eger, 1848 nach Prag, später nach Pest und 1851 als Landesfinanzdirektor nach Pressburg. 1856 wurde er geadelt („Edler von“), 1857 als Landesfinanzdirektor nach Lemberg berufen. Er war wesentlich beteiligt an der Durchsetzung der neoabsolutistischen Steuerverwaltung in der Monarchie. 1859 kehrte er als Mitglied des Reichsrats nach Wien zurück, wo er sich für die parlamentarische Finanzkontrolle einsetzte. Von 1860 bis 1865 war Plener österreichischer Finanzminister. Schon 1862 konnte er durch Sparpolitik und Reduzierung des Banknotenumlaufs einen ausgeglichenen Haushalt vorlegen. Damit schuf er die Grundlagen für den wirtschaftlichen Aufschwung der Gründerzeit. Er war beteiligt an der Ausarbeitung des Februarpatents und ab 1861 Mitglied des böhmischen Landtags. Er bekämpfte die absolutistische und föderalistische Politik von Ministerpräsident Richard Belcredi. Aus Protest gegen dessen Sistierung der Verfassung trat er 1865 zurück. Für Plener war der Zentralismus lebensnotwendig, denn die Deutschen wollen und müssen es wollen, daß sie, weil in Böhmen sich in der Minorität befindend, mit den Deutschen der anderen Kronländer ein geeintes Ganze mittels des Central-Parlaments bilden, damit sie nicht im böhmischen Landtag ... aufgehen. Er sah in der deutschen (im heutigen Sprachgebrauch: deutschösterreichischen) Dominanz und der ungestörten Verbindung mit den Deutschböhmen und Deutschmährern eine elementare Voraussetzung für nationale Existenz und Stärke des „Austrodeutschtums“. Im Bürgerministerium von 1867 bis 1870 war Plener Handelsminister. Sein besonderes Interesse galt dabei dem Ausbau des Eisenbahnsystems durch Konzessionierung vieler Privatbahnen, einer Reform der Großbanken, Einführung der Statistik und des Haftpflichtgesetzes, sowie der Neuorganisation der Handelskammern. vom 15. Jänner bis 1. Februar 1870 fungierte er übergangsweise als österreichischer Ministerpräsident. Von 1873 bis zu seinem Lebensende war er für den konservativen Flügel der altliberalen „Verfassungspartei“ Abgeordneter des Herrenhauses. Politisch war er mit dem Lager des Liberalismus verbunden, wehrte sich aber lebhaft gegen die Abspaltung der Nationalliberalen wie überhaupt gegen den Vormarsch der Idee eines einheitlichen Reiches aller Deutschen auf Kosten des durch die Habsburger dynastisch-historisch geprägten Staatsverständnisses. Im Jahr 1888 wurde in Wien-Währing (18. Bezirk) die Plenergasse nach ihm benannt. Auch sein Sohn Ernst von Plener wurde österreichischer Finanzminister, dann Rechnungshofpräsident. Ignaz von Plener wurde 1907 vom Kaiser in den erblichen Freiherrenstand erhoben. Seine letzte Ruhestätte fand Plener in der Familiengruft auf dem Hietzinger Friedhof. Gyula (Julius) Graf Andrássy von Csík-Szent-Király und Kraszna-Horka der Ältere [ˈɟulɒ ˈɒndraːʃi] (* 8. März 1823 in Kaschau, Komitat Abaúj-Torna; † 18. Februar 1890 in Volosca, Österreichisches Küstenland) war ein ungarischer Magnat, Aufständischer gegen Habsburg und führender Politiker in der österreichisch-ungarischen Doppelmonarchie. Leben Gyula Andrássy entstammte einer alten ungarischen Magnatenfamilie. Sein Vater Károly Andrássy (1792–1845), Großgrundbesitzer und Politiker war mit Etelka Szapáry (1798–1876) verheiratet. Nach beendetem Universitätsstudium und nach Reisen ins Ausland wurde er in den Pressburger Reichstag von 1847/48 gewählt und vom neuen ungarischen Ministerium zum Obergespan des Komitats Zemplén gewählt. Als leidenschaftlicher Patriot nahm er 1848 aktiv an der ungarischen Revolution gegen die Habsburger unter Führung von Lajos Kossuth teil. Andrássy war Anführer des Zempléner Landsturms im Kampf gegen die kaiserlichen Truppen bei Schwechat sowie ungarischer Gesandter in Istanbul. Nach Niederschlagung der ungarischen Revolution 1850 wurde er in Abwesenheit zum Tode durch den Strang verurteilt. Er flüchtete nach Paris, wo er die Comtesse Katharina Kendeffy heiratete, und zog später nach London. In Paris ist er in die Freimaurerloge Le Mont Sinai aufgenommen worden. Durch Verwendung seiner Mutter durfte er 1860 wieder nach Ungarn zurückkehren. Während seiner Zeit im Exil veränderte sich Andrássys Einstellung zur ungarischen Frage: Angesichts des Panslawismus zweifelte er zunehmend an der Überlebensfähigkeit eines eigenständigen Ungarns und setzte sich für den Verbleib in der österreichischen Monarchie ein, allerdings mit erweiterten Rechten für den ungarischen Reichsteil. 1861 wurde Andrássy Abgeordneter im ungarischen Reichstag, wo er zusammen mit Ferenc Deák zum Meinungsführer für den Verbleib im Habsburgerreich wurde. Bei der Reorganisation der Monarchie durch den österreichisch-ungarischen Ausgleich wurde Andrássy am 17. Februar 1867 zum ungarischen Ministerpräsidenten gewählt. In den folgenden Jahren betrieb er innerhalb des ungarischen Reichsteils eine entschiedene Magyarisierungspolitik, vor allem auf Kosten der kroatischen Minderheit. Er genoss das besondere Vertrauen des Kaiserpaares Franz Joseph und Elisabeth. Er begleitete beide zur Pariser Weltausstellung und zur Eröffnung des Sueskanals. Nach der Amtsenthebung Friedrich Ferdinand von Beusts wurde Andrássy am 14. November 1871 zum Minister des Äußeren und des kaiserlichen Hauses ernannt. Schon im Deutsch-Französischen Krieg 1870–1871 war Andrássy für die strikte Neutralität der Monarchie eingetreten. Die Aufrechterhaltung der guten Beziehungen zum Deutschen Reich blieb auch fortan das Hauptziel seiner Tätigkeit. Mit mehreren Initiativen versuchte er den russischen Einfluss auf dem Balkan einzudämmen. 1872 nahm er in Berlin am Dreikaisertreffen teil, 1874 begleitete er den Kaiser nach Sankt Petersburg, 1875 nach Venedig zum Treffen mit dem italienischen König Viktor Emanuel II., 1876 zum Treffen mit dem russischen Zaren in Reichstadt. Ein Aufstand in Bosnien und Herzegowina gab ihm 1876 den Anlass zu einer Note an die Hohe Pforte (die Regierung des Osmanischen Reiches) bezüglich der flüchtigen Christen. Während der Balkankrise, d. h. der Kriege der Türkei mit Serbien und Montenegro und dann mit Russland, leitete er die österreichisch-ungarische Politik im Sinne der Neutralität. Der Vertrag von San Stefano 1878 trübte das Verhältnis zu Russland. Andrássy erhielt von den Delegationen einen Kredit von 60 Millionen Gulden und arbeitete nun dahin, dass der Friedensvertrag von San Stefano einem europäischen Kongress unterbreitet wurde, der im Juni 1878 in Berlin zusammentrat und an dem er als erster Bevollmächtigter teilnahm. Dort bewirkte er, dass Österreich von den Großmächten das Mandat zur Besetzung von Bosnien und der Herzegowina übertragen wurde. Am 8. Oktober 1879 trat er von seinem Ministerposten zurück, nachdem er seiner Tätigkeit durch den Zweibund mit dem Deutschen Kaiserreich einen je nach Ansicht glänzenden oder aber verhängnisvollen Abschluss gegeben hatte. Offiziell gab er gesundheitliche Gründe für diesen Schritt an. Eine Rolle dürfte auch gespielt haben, dass der russische Einfluss, den er jahrzehntelang bekämpft hatte, auch auf Ungarn überzugreifen begann. Andrássy war Mitglied der Akademie der Wissenschaften in Pest. Die Empfehlung zum Ehrenmitglied der Akademie war seinerzeit damit begründet worden, dass Andrássy zwar nicht Geschichte geschrieben, aber Geschichte gemacht habe. Er starb in der Villa Minach in Voloska an Krebs, den sein Arzt Dr. Antal mittels elektrischer Beleuchtung der Blase diagnostiziert hatte. Seine sterblichen Überreste wurden auf sein Herrschaftsgut nach Tőketerebes überführt und in einem (später) im Schlosspark errichteten Mausoleum bestattet. Familie Am 9. Juli 1856 heiratete Andrássy in Paris die Gräfin Katharina (Katalin) Kendeffy (* 1830, †1896). Aus der Ehe gingen drei Kinder hervor: Theodor (Tivadar; * 10. Juli 1857 in Paris, † 13. Mai 1905 in Budapest) ∞ Eleonora Gräfin Zichy (* 1867, † 1945) Ilona (* 1858, † 1952) ∞ Lajos Graf Batthyány (* 1860, † 1951) Gyula der Jüngere (* 1860, † 1929) ∞ (ab 1909) Eleonora Gräfin Zichy (* 1867, † 1945) Auch sein Sohn Gyula Andrássy der Jüngere war ein führender ungarischer Politiker und wurde vom letzten österreichischen Kaiser Karl I. wenige Tage vor dem Ende der Monarchie zum Außenminister ernannt. Ehrung Gyula Andrássy ist Namensgeber der Budapester Prachtstraße Andrássy út sowie der deutschsprachigen Andrássy Universität in Budapest. Auf der Südseite des Budapester Parlamentsgebäudes wurde 1906 eine Andrássy-Reiterstatue aufgestellt. Sie war ein Werk des ungarischen Bildhauers György Zala (*1858, † 1937). 1945 wurde aus politisch-ideologischen Gründen die Statue abgetragen und eingeschmolzen. Das Material wurde für eine riesige Stalin-Statue verwendet, die im Budapester Stadtwäldchen aufgestellt wurde. Auf Beschluss der ungarischen Regierung wurde eine Rekonstruktion des demolierten Andrássy-Denkmals gefertigt, die 2016 auf der Stelle des alten Denkmals aufgestellt wurde. Johann Groller von Mildensee, geboren am 13.12.1834, gestorben am 13.04.1918 (Freitod). 1.11.1882 (2.11.82) GM, 1.5.1887 (4.5.87) FML, 1.1.1890 pens. Beda Dudík (eigentlich Franziskus/Franz Dudík, tschechisch: Beda František Dudík; * 29. Januar 1815 in Kojetín; † 18. Januar 1890 als Abt und Titularabt von Trebitsch im Kloster Raigern/Rajhrad) war im österreichischen Mähren des 19. Jahrhunderts ein Benediktiner, Historiker, Priester und Schriftsteller. Leben Beda Dudík war das älteste von neun Kindern von Vincenc und Magdalena Dudík. Nach einem philosophischen Studium in Brünn wechselte er an die Universität Olmütz. Im Jahre 1836 trat er dem Benediktinerorden bei und wurde am 20. August 1840 im Kloster Raigern in Mähren zum Priester geweiht. Für historische Forschungen ging er 1851 nach Schweden, 1852 nach Rom. Bis 1854 arbeitete als Lehrer für klassische Sprachen und Geschichte in einem Gymnasium in Brünn. Im Jahre 1855 wurde er Privatdozent für historische Forschung an der Universität Wien. Zwischen den Jahren 1853 und 1859 gründete er in Wien die historische Bibliothek des Deutschen Ordens. Im Jahre 1859 wurde er Professor für mittelalterliche Geschichte und Historiograph von Mähren. Aufgrund dieser Tätigkeit bezeichneten ihn Zeitgenossen manchmal als Mährischen Palacký. Im Jahre 1866 war er Kriegskorrespondent in Italien und im Jahre 1869 persönlicher Kaplan von Kaiser Franz Joseph I. 1870 besuchte er aus Forschungszwecken die Länder Frankreich, Belgien und Holland, im Jahre 1874 auch Russland, welches er später immer wieder bereiste. Seit 1870 war er korrespondierendes Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Friedrich Ferdinand Graf von Beust (auch: Ferdinand Beust) (* 13. Januar 1809 in Dresden; † 24. Oktober 1886 auf Schloss Altenberg, bei St. Andrä-Wördern) war ein Staatsmann im Königreich Sachsen und in der Habsburgermonarchie. Als Gegenspieler von Bismarck versuchte er, eine gemeinsame Politik der deutschen Mittelstaaten zwischen Österreich und Preußen zustande zu bringen. Leben Beust studierte 1826 bis 1830 Rechts- und Staatswissenschaften an der Georg-August-Universität Göttingen und der Friedrich-Wilhelms-Universität Berlin. Danach trat er in den diplomatischen Dienst des Königreiches Sachsen. Er wurde 1836 Legationssekretär in Berlin und 1838 in Paris, 1841 Geschäftsträger in München, 1846 Ministerresident in London und 1848 Gesandter in Berlin. Beust war von 1849 bis 1866 sächsischer Außenminister, von 1849 bis 1853 zugleich Kultusminister sowie von 1853 bis 1866 zugleich Innenminister. Zusätzlich amtierte er vom 25. Oktober 1858 bis 15. August 1866 als Vorsitzender des Gesamtministeriums des Königreiches Sachsen, galt aber schon vor 1858 als maßgebendes Mitglied des Kabinetts. Den Dresdner Maiaufstand ließ er 1849 mit Hilfe preußischer Truppen niederschlagen. Mit Preußen und Hannover schloss er das Dreikönigsbündnis. Da sich Bayern und Württemberg nicht anschlossen, wandte sich Beust von Preußen ab und Österreich zu. In dieser Zeit gewann er entscheidenden Einfluss auf König Johann I. Beust sah sich als Pendant zum preußischen Ministerpräsidenten Otto von Bismarck, obwohl Sachsen weder politisch noch militärisch oder wirtschaftlich eine mit Preußen vergleichbare Großmachtposition besaß. Auf den Würzburger Konferenzen arbeitete er an einer gemeinsamen Politik der Mittelstaaten und legte auch einen eigenen Plan zur Reform des Deutschen Bundes vor. 1864 war Beust Vertreter des Bundes auf der Londoner Konferenz zur Beendigung des Deutsch-Dänischen Krieges. 1866 führte er Sachsen an der Seite Österreichs in den Deutschen Krieg. Nach der Niederlage in der Schlacht von Königgrätz schied er auf Wunsch Bismarcks aus dem sächsischen Dienst aus und ging nach Österreich. Beust war vom 30. Oktober 1866 bis 1871 österreichischer bzw. österreichisch-ungarischer Außenminister, ab dem 7. Februar 1867, vor Abschluss des Ausgleichs mit Ungarn, bis zum Ende des Jahres auch österreichischer Ministerpräsident. Als dieser führte er im Februar 1867 den Ausgleich mit Ungarn durch und leitete die konstitutionelle Verfassung ein. Er führte ab dem 23. Juni 1867 zusätzlich zur Funktion des k.u.k. Außenministers auch den Titel des Reichskanzlers. Nach seinem Ausscheiden erlosch diese Amtsbezeichnung. Nach seiner Entlassung als Außenminister und Reichskanzler am 8. November 1871 wurde er Botschafter in London und von 1878 bis 1882 in Paris. Sein Nachfolger als k.u.k. Außenminister wurde Graf Gyula Andrássy. 1882 zog er sich ins Privatleben zurück. Familie Als Mitglied der adeligen Familie Beust führte er den Adelstitel Freiherr. 1868 wurde er in den Grafenstand erhoben. Sein Eltern waren der Oberhofsgerichtsrat Friedrich Karl Leopold von Beust (1779–1845) und dessen Ehefrau Erdmuthe Wilhelmine von Carlowitz (1774–1854). Sein älterer Bruder Friedrich Constantin von Beust war Oberberghauptmann in Sachsen und Generalinspektor der Bergwerke in Cisleithanien. Von Beust heiratete 1843 Freiin Mathilde von Jordan (1817–1886), die Tochter des bayrischen Generalleutnants Wilhelm Freiherr von Jordan und seiner Frau Violanda geb. Gräfin von Sandizell. Sie bekamen eine Tochter, Marie (1845–1926) die 1863 in Dresden den späteren sächsischen Finanzminister Léonce Freiherr von Könneritz heiratete sowie drei Söhne. Graf von Beust ruht auf dem Evangelischen Friedhof Matzleinsdorf (Gruft 10, rechts) in Wien. Konstantin Viktor Ernst Emil Karl Alexander Friedrich Prinz zu Hohenlohe-Waldenburg-Schillingsfürst (* 8. September 1828 in Wildeck, Hessen; † 14. Februar 1896 in Wien) war k.u.k. Erster Obersthofmeister und General der Kavallerie in Österreich-Ungarn. Leben Familie Prinz Konstantin war der jüngste Sohn von Fürst Franz Joseph zu Hohenlohe-Schillingsfürst. Seine drei älteren Brüder waren Victor Herzog von Ratibor, Präsident des preußischen Herrenhauses, Chlodwig zu Hohenlohe-Schillingsfürst, deutscher Reichskanzler sowie Kardinal Gustav Adolf zu Hohenlohe-Schillingsfürst. Daneben hatte er noch drei Schwestern und zwei weitere im frühen Kindesalter verstorbene Brüder. 1859 heiratete Prinz Konstantin in Weimar Prinzessin Marie zu Sayn-Wittgenstein (1837–1920), Tochter der geschiedenen Fürstin Carolyne zu Sayn-Wittgenstein (1819–1887), die seit 1849 mit Franz Liszt in Weimar zusammenlebte. Prinzessin Marie hatte ihre Jugend in Weimar und auf Reisen im Kreise von Dichtern und Künstlern verbracht. In Wien, wo sie mit ihrem Mann ab 1862 im Palais Dobner-Dobenau lebte, das er 1861 gekauft hatte, wurde sie Förderin des Kunst- und Kulturlebens und engagierte sich für soziale Einrichtungen. Ihr Lieblingsdichter war der in Wien lebende Friedrich Hebbel. Anton Bruckner, Mitglied der Wiener Hofmusik-Kapelle, widmete Hohenlohe 1881 seine Symphonie Nr. 4 Es-Dur, die „Romantische“ - und Johann Strauss Sohn bereits 1868 seinen Walzer Geschichten aus dem Wienerwald. Seine Kinder waren: Prinz Franz Joseph zu Hohenlohe-Schillingsfürst (1861–1871) Prinz Konrad zu Hohenlohe-Schillingsfürst (1863–1918) Prinz Philipp zu Hohenlohe-Schillingsfürst (1864–1942), Pater Konstantin OSB Prinz Gottfried zu Hohenlohe-Schillingsfürst (1867–1932), ∞ Erzherzogin Maria Henriette von Österreich-Teschen (1883–1956) Prinz Wolfgang zu Hohenlohe-Schillingsfürst (1869–1883) Prinzessin Dorothea zu Hohenlohe-Schillingsfürst (1872–1954) Laufbahn Konstantin besuchte in Breslau das Maria-Magdalenen-Gymnasium, das er 1848 mit dem Abitur verließ mit dem Vermerk: „wird sich dem Militärstande widmen“. Er trat noch im gleichen Jahr in den Dienst der österreichischen Krone. 1849 nahm er am oberitalienischen Feldzug teil, 1854 trat er in den österreichischen Hofdienst, 1859 wurde er Flügeladjutant Kaiser Franz Josephs I. Im Juli 1866, nach der für Österreich unheilvollen Schlacht von Königgrätz, wurde Konstantin zu Hohenlohe-Schillingsfürst zum Ersten Obersthofmeister ernannt. Zugleich erhielt er mit seiner Gattin den persönlichen Fürstentitel mit dem Prädikat „Fürstliche Gnaden“. Er galt als vollendeter Hofmann, sein Handeln stimmte immer mit der politischen Linie des Kaisers, der zwei Jahre jünger als er war, überein. Der Obersthofmeister stand am Wiener Hof im Mittelpunkt des politischen und des gesellschaftlichen Lebens; als das bís 1866 einheitliche Kaisertum 1867 in die Doppelmonarchie Österreich-Ungarn umgegliedert wurde, erhielt das Obersthofmeisteramt, für beide Reichshälften zuständig, die Bezeichnung k.u.k. Nach der vom Kaiser 1857 angeordneten Beseitigung der Wiener Stadtbefestigungen begann mit der Errichtung der Wiener Ringstraße Jahrzehnte lange rege Bautätigkeit. Zu den Aufgaben des Obersthofmeisters gehörte die Verantwortung für Bauwerke und Liegenschaften des kaiserlichen Hofes, an der Ringstraße die Vollendung des k.k. Hofoperntheaters, später der Neubau des k.k. Hofburgtheaters und der Bau der zwei neuen Hofmuseen, des Kunsthistorischen und des Naturhistorischen Museums. Bei der Hofburg begann der Bau der Neuen Burg, der bis zum Ersten Weltkrieg dauern sollte. Im Wiener Prater, dem einstigen kaiserlichen Jagdgebiet, traten anlässlich der Wiener Weltausstellung 1873 (Hohenlohe war an der Bauleitung beteiligt; der im Prater neu aufgeschüttete Konstantinhügel wurde nach ihm benannt) ebenso große Veränderungen ein wie im Zusammenhang mit der 1875 abgeschlossenen Donauregulierung. Als Freund der schönen Künste holte er namhafte Künstler zur Ausgestaltung der neuen kaiserlichen Bauten nach Wien. Als oberster Chef der Hoftheater war er oft auch bei Kompetenzstreitigkeiten als Vermittler gefragt. Bei Verhandlungen mit unterschiedlichen politischen, gesellschaftlichen und ethnischen Delegationen vertrat er immer die Meinung des Kaisers; etwas Anderes wäre in seiner Funktion undenkbar gewesen. Zudem hatte er viele offizielle Verpflichtungen bei Besuchen ausländischer Würdenträger wahrzunehmen, die, was ihr Erscheinen bei Hof betraf, vom Obersthofmeisteramt zu betreuen waren. Diese nahmen anlässlich der Weltausstellung deutlich zu. Hohenlohes Ehrgeiz, alle Fäden in der Hand zu behalten, ließ ihn bei den vielseitigen Aufgaben an seine Leistungsgrenzen stoßen. Die Last der Aufgaben und der Verantwortung beeinträchtigte zunehmend seine Gesundheit. Er wurde als klug, tatkräftig und energisch beschrieben. Der vielbeschäftigte Obersthofmeister wurde wegen seiner Schlagfertigkeit und seines Erzähltalents geschätzt, doch konnte er auch aufbrausend sein. Hohenlohe blieb Erster Obersthofmeister bis zu seinem Tod, im Amt gefolgt von Rudolf von Liechtenstein. Auszeichnungen Fürst Konstantin zu Hohenlohe-Schillingsfürst wurde 1870 Ehrenmitglied der Gesellschaft der Musikfreunde sowie 1873 Ehrenkurator der Akademie der Bildenden Künste Wien und Ehrenkurator des Österreichischen Museums für Kunst und Industrie. Er erhielt vom Kaiser als König von Ungarn das Großkreuz des königlich-ungarischen Stephansordens, wurde vom Kaiser zum lebenslangen Mitglied des Herrenhauses der österreichischen Reichshälfte ernannt und 1883 mit dem Orden vom Goldenen Vlies, dem Hausorden der Dynastie Habsburg-Lothringen und ranghöchsten Orden der Gesamtmonarchie, ausgezeichnet. Hohenlohe war zudem Träger der höchsten Orden fast aller europäischen Fürstenhäuser. Alfred Freiherr von Kraus, geboren am 7.April 1824 in Pardubitz, gestorben am 28.Februar 1909 in Wien. Er trat nach Absolvierung seiner juridischen Studien in Prag beim Obersten Militärgerichtshof ein und wurde 1850 als Oberleutnant-Auditor dem Garnisionauditoriat in Mantua zugeteilt. Hier führte er 1853 die Untersuchungen im Mantuaer Hochverratsprozeß und 1854 nach dem Aufstand in Parma die dortige gerichtliche Untersuchung. 1857 wurde Kraus als Rittmeister zur Gendarmerie übersetzt und zum Vorstand des Präsidialbüros beim Chef der Obersten Polizeibehörde Kempen von Fichtenstamm ernannt. Von 1859 bis 1862 war er in der Zentralkanzlei des Armeeoberkommandos und des Kriegsministeriums tätig, wurde Flügeladjutant des Kriegsministers und kam 1866 in die Militärkanzlei des Kaisers. 1874 wurde Kraus zum Stellvertreter des Vorstandes der Militärkanzlei, Generaloberst Graf Beck, ernannt. Weiters wurde er 1880 zum Feldmarschall-Leutnant, 1881 zum Freiherr und im gleichen Jahr nach kurzer Dienstleistung als Präsident des Militär-Obergerichts mit der Leitung der Statthalterei in Böhmen betraut. Bereits ein Jahr später wurde er Statthalter von Böhmen mit der Aufgabe, die Politik des Ministerpräsidenten Graf Taaffe durchzuführen und nach den Prager Unruhen die Ordnung in Böhmen wiederherzustellen. Er gewann das Vertrauen der Tschechen nicht, doch löste seine Amtsführung schwere Auseinandersetzungen mit den Deutschen aus, die 1886 aus dem Landtag austraten und am 2.September 1889 seine Enthebung als Statthalter durchsetzten. Hilbert August Engelhard Freiherr von Löhneysen, k. k. Geheimer Rat und General der Kavallerie. Geboren am 16. September 1833 in Braunschweig, gestorben am 18. Juli 1910 in Görz. Adolph Aloys Freiherr von Braun, Geheimer Rat, Staatsrat und Vorstand der Kabinettskanzlei des Kaisers Franz Joseph I. Geboren am 17. Juni 1818 in Bubra bei Prag, Böhmen, gestorben am 4. März 1904 in Bad Aussee. Adolph Aloys Freiherr von Braun (17 June 1818 – 4 March 1904) was a diplomat and statesman who became one of the closest collaborators of the Emperor Franz Joseph I of Austria. He was the Privy Councillor and Director of the Emperor’s Cabinet’s Chancellery (Hofrat und Chefs der Kabinetskanzlerei) from 1865-1899. Education Von Braun was born in a suburb of Bubna in Prague, Kingdom of Bohemia (today the Czech Republic). He attended primary and high school in Prague and Pilsen, graduated with highest honours, and received the “Ring of the Emperor”. 1842 : Graduated in Law and Political Science at the Universities of Prague and Vienna. 1843 – 1848 : Studied at the University of Rome obtaining degrees in Mineralogy, Church Law and Italian. Diplomatic career 1842 : Began internship at the Ministry of Foreign Affairs in Vienna. 1848 : Franz Joseph I succeeds his uncle Ferdinand I as Emperor of Austria at the age of 18. Count Felix Schwarzenberg, statesman who restored the Habsburg Empire as a European power following the revolution of 1848 appointed Minister President and Foreign Minister. 1849 : Appointed Legation Attaché to Switzerland (Bern and Zurich)). 1849 : In April, Braun appointed Presidential Secretary of the Minister President and Foreign Minister of Austria, Count Felix Schwarzenberg. 1850-1851 : Accompanied the Foreign Minister to conferences in Dresden and other German courts and was entrusted with special missions at this crucial historic moment for the Empire. 1851 : Appointed as Legation Secretary to the Presidential Embassy in Frankfurt am Main as Chargé d'Affaires ad interim of Austria to Frankfurt am Main, Hessen Darmstadt and Hessen-Nassau. 1856 : Promoted to the full tenure of Chargé d’Affairs (Geschäftsträger) at the Embassy in Frankfurt am Main. 1859 : Promoted to the rank of Legation Counsellor. Responsibilities as Chargé d’Affairs were extended to the Princely Courts of Lippe, Schaumburg-Lippe, Waldeck and Hessen-Homburg and to a special mission at the Grand Duchy of Baden. 1861 : Interim Head of the Office of German Affairs in Vienna before moving back to Frankfurt in August of the same year. Work with Emperor Franz Joseph I of Austria 1863 : Appointed Presidential Secretary of the Emperor during the Congress of the German Princes in Frankfurt am Main. 1865 : Called back to Vienna and appointed by the Emperor to become Privy Councillor and Director of His Cabinet’s Chancellery. Took oath on Nov.10, 1865. The very private relation between him and the Monarch commanded his absolute secrecy. At the end of 1865 his career as a diplomat ended and he took permanent residence in Vienna. 1866 : Battle of Königrätz, on 3 July – Defeat of the Austrian Monarchy against the Prussians. Dissolution of the German Confederation. 1867 : Franz Joseph I became Constitutional Emperor 1867 : The Emperor and his wife Elisabeth were invited by Napoleon III to visit the Paris World Exhibition (autumn). Braun was part of the retinue. 1867 : The Emperor’s brother Ferdinand Maximilian (Emperor Maximilian I of Mexico) was shot in Mexico. 1869 : Napoleon III invited the Emperor Franz Joseph I to the opening of the Suez Canal (planned by Austrian Engineer Alois Negrelli and built by French Ferdinand de Lesseps). Braun traveled in the retinue of the Emperor who made the first pilgrimage of a Habsburg Monarch to the Holy Land since Friedrich III in 1430. The route went through Constantinople, Jerusalem, Jaffa to Egypt. 1870 : Franz Joseph I revoked the Concordat with the Vatican. 1874 : Traveled with the Emperor to St.Petersburg to visit Tsar Alexander II of Russia. 1879 : Silver Wedding Anniversary of the Emperor. 1889 : Death of Crown Prince Rudolf in Mayerling together with Baroness Mary Vetsera. von Braun wrote on behalf of the Emperor to the mother of 18-year-old Vetsera on 19 July 1889 to announce the tragic event and forward the Emperors condolences. (Letter in the Vienna National Library) 1898 : Assassination of the Empress Elisabeth in Geneva, Switzerland. 1899 : von Braun went into retirement in December, at age 81. Titles and Decorations 1850-1851 : Received Knights Cross of the Albert Order (King of Saxony) and the Order of the Royal Württemberg Crown. 1861 : Received the Order of the Iron Crown Third Class for the services rendered that year. Knighted (Ritter) (4.1.1861) 1863: Knight’s Cross of the Order of Leopold. 1867 : Grand Cross of the Order of Leopold (Privy Councillor). 1868 : Distinguished with the title of k.k. Wirklichen Geheimen Rates. 1873 : Received knighthood and the Commander Cross of the Hungarian Royal Order of St.Stephan from the Emperor. Receives the title of Baron (Freiherr) (4.7.1873) 1975 : Honorary citizen of Bad Aussee, Austria. 1881 : Braun was appointed Knight of the Order of the Golden Fleece (Kanzler des Goldenen Vlies) until his death. 1884 : “Braungasse” (Braun street) in Bad Aussee 1887 : Order of the Iron Crown first class. 1894 : Honorary Citizen of the city of Plan in Bohemia. 1896 : Grand Cross of the Order of Leopold. 1899 : Grand Cross with Diamonds of the Imperial Austrian Order of Leopold, one of the only four recipients of this honour. 1899 : Honorary Member of the Association of Visual Artists of Vienna. Further Interests Braun's fondest interests were the study of natural sciences and particularly astronomy and mineralogy. His fine collection of minerals and meteorites was donated to the Museum of Natural History in Vienna (Naturhistorisches Museum) after his death. In one last transaction before the collapse of the Monarchy, the museum manages to purchase over the years 1906-07 the magnificent collection of Staatsrath Freiherr von Braun (totaling more than 2,500 items, doublets not included). He was in close relation with the Austrian Geological Society and when the Austro-Hungarian North Pole Expedition ended, one of the discovered islands was named after him “Braun Island”. This name can be found in old maps of the time. His passion for music began in early childhood, and he proved to be an excellent pianist, singer and composer . In 1867, during an official reception offered by Napoleon III in the castle Compiègne near Paris, Braun was asked by Empress Eugénie to play the piano and to sing. Princess Pauline de Metternich describes this moment in her book “My years in Paris”. (""... The Empress asked Baron Braun, our Emperor's chef de cabinet to give us a concert. She had heard it told that he had a beautiful bariton voice. When the Emperor saw this he asked me what her intentions regarding Baron Braun were. I answered his Majesty: "Sire, the Empress has asked him to sing." The Emperor leapt up and with real terror in his voice begged me: " I hope after all that he will not accept!" I answered, not without some cruelty: "But certainly, Sire, he has the most beautiful voice in the world and sings admirably." - "Not possible," answered the Emperor "It would be heart-breaking were he to make a fool of himself!" I tried to reassure his Majesty to the best of my ability. The Baron Braun did not make a fool of himself; he sang most beautifully and was applauded enthusiastically by everyone present. The Emperor was immensely relieved, and apparently delighted by this discovery."" ) He developed personal relationships and correspondence with musicians such as Johannes Brahms, Anton Bruckner, Antonín Dvořák and Bedřich Smetana. The whole family was intensely involved in the musical life. They had a permanent Loge at the Vienna State Opera (Loge 13 Parterre). Braun spoke fluent German, Czech, French, Italian and English and had extensive knowledge of the numerous languages spoken in the Austrian Empire. Personal life Parents: Wenzel Braun (1785-1826) and Constantia Fidelis Slanzowsky (b.1788) 1858: married (6.4. 1858) Friederike Louise Borgnis, the daughter of Carl Hieronymus Borgnis and Philippine Elisabeth Emma b. Thurneisen. The marriage took place at the Hauskapelle of the Frankfurt Federal Palace— with the hand-written consent of the Emperor. Five sons: Carl Adolph von Braun (b. 1859, Frankfurt am Main), Franz von Braun (b. 1861, Frankfurt am Main), Aloys (Louis) Ernst Hugo Gabriel von Braun (b.30.01.1864, Frankfurt am Main - d. 02.09.1937, Klagenfurt), Ernst von Braun (b. 1866, Vienna), Alexander von Braun (b. 1874, Vienna) Resided in Prague and Vienna, Frankfurt am Main, Vienna, Bad Aussee (Austria), Schwanegg Waldgut bei Mitterndorf (Austria). The family lived in Vienna very near the Hofburg at the “Stöckl der Belaria” in a comfortable old house next to the Court Stables. Social life for von Braun in Vienna was very restricted by his position with the Emperor, but guests were numerous at summer house in Bad Aussee. Among the guests were Kübeck, Schmerlin, Beck, Paar, Hohenlohe, Trautmannsdorf, Kesselstadt, Papay, Hoyos, Simony, Haymerle, Schratt, Hübner, Gabillon, Montenuovo, Andrian, Warsberg, Dumreicher, Graf Taafe, Ceschi, and others. 1897: Death of wife Louise Friederike Borgnis Von Braun died on 4 March 1904 in Markt Aussee (Bad Aussee) where he was buried. Die Österreichisch-Ungarische Monarchie, auch bekannt als Donaumonarchie und Doppelmonarchie, war ein Vielvölkerstaat in Mittel- und Südosteuropa, der nach dem Umbau des Kaisertums Österreich zu einer Doppelmonarchie auf der Grundlage des österreichisch-ungarischen Ausgleiches vom 8. Juni 1867 bis zum 31. Oktober 1918 (Austritt Ungarns aus der Realunion) bestand. Sie setzte sich aus zwei Staaten zusammen: aus den „im Reichsrat vertretenen Königreichen und Ländern“, offiziös Cisleithanien (erst ab 1915 amtlich Österreich genannt), und den „Ländern der heiligen ungarischen Stephanskrone“. Hinzu kam 1878 das gemeinsam verwaltete Bosnien-Herzegowina. Die verfassungsrechtlichen Ausgleichsvereinbarungen sicherten im Sinne einer Realunion die Gleichberechtigung der beiden (Teil-)Staaten im Verhältnis zueinander. Gemeinsames Staatsoberhaupt war der Kaiser von Österreich und Apostolische König von Ungarn aus dem Haus Habsburg-Lothringen. Von 1867 bis 1916 regierte Franz Joseph I., danach bis 1918 Karl I./IV. Mit einer Fläche von 676.615 km² und 52,8 Mio. Menschen (1914) war Österreich-Ungarn, flächenmäßig nach Russland, der zweitgrößte und von seiner Bevölkerungszahl, nach Russland und dem Deutschen Reich, der drittgrößte Staat Europas. Sein damaliges Staatsgebiet umfasst die heutigen Staaten Österreich, Ungarn, Tschechien, Slowakei, Slowenien, Kroatien, Bosnien und Herzegowina, Teile des heutigen Rumäniens, Montenegros, Polens, der Ukraine, Italiens, und Serbiens. Namen 1868 legte der Kaiser und König den Staatsnamen Österreichisch-Ungarische Monarchie förmlich fest. Alternativ wird Österreich-Ungarn auch als k. u. k. Monarchie bezeichnet (kaiserliche und königliche Monarchie). Da die Donau den Doppelstaat auf einer Länge von etwa 1.300 km durchfloss und seinen Hauptstrom bildete, spricht man auch von der Donaumonarchie. Wegen der staatsrechtlichen Konstruktion der beiden Reichsteile ist ebenso die Bezeichnung Doppelmonarchie gebräuchlich; mit dem kaiserlichen Doppeladler, den die Ungarn nicht führten, hat dies nichts zu tun. Das kaiserliche Österreich wurde offiziell bis 1915 meist die im Reichsrat vertretenen Königreiche und Länder genannt, inoffiziell in der Politiker- und Juristensprache auch Cisleithanien. Das königliche Ungarn firmierte amtlich als die Länder der heiligen ungarischen Stephanskrone, inoffiziell auch als Transleithanien. In der Literatur wurde das kaiserliche Österreich auch als „Kakanien“ bezeichnet – ein Ausdruck, der aus dem Roman „Der Mann ohne Eigenschaften“ von Robert Musil stammt und sich aus dem für die cisleithanische Reichshälfte verwendeten Kürzel k. k. ableitete. Geschichte Der Weg zum österreichisch-ungarischen Ausgleich (1848–1867) Die Wurzeln der Österreichisch-Ungarischen Monarchie liegen in der Auseinandersetzung des Kaisertums Österreich mit dem Königreich Preußen um die Vorherrschaft im Deutschen Bund, der am 8. Juni 1815 mit Österreich als Präsidialmacht gegründet worden war. Österreich war für Preußen das Haupthindernis in der vom überregionalen Deutschen Nationalverein gestützten Kleindeutschen Lösung, die einen Zusammenschluss der Länder des Deutschen Bundes unter der Führung Preußens unter gleichzeitigem Ausschluss Österreichs vorsah. Diese Auseinandersetzung wurde am 3. Juli 1866 in der Schlacht bei Königgrätz („Deutscher Krieg“) zu Gunsten Preußens entschieden. Die für das Kaisertum Österreich gravierendste Folge dieses Krieges war die Isolierung durch die erzwungene Trennung von den deutschen Staaten. Dieser Schwächung der Deutschen in Österreich stand eine Stärkung der Stellung der demographisch dominierenden nichtdeutschen Nationalitäten gegenüber, die das Zerbrechen des schon 1848 schwer erschütterten Vielvölkerstaates befürchten ließ. Um diese Gefahr zu verringern, musste das Kaiserhaus vor allem das Verhältnis zu den herrschenden Schichten Ungarns entspannen. Die aus der Sicht der Habsburger aufständischen Ungarn konnten im Jahr 1849 nur mit Unterstützung Russlands besiegt werden. Mit der Hinrichtung des gemäßigten ehemaligen Ministerpräsidenten Lajos Batthyány und mehrerer seiner Mitstreiter hatte der 20-jährige Kaiser Franz Joseph I. 1850 allerdings eine Kluft aufgerissen, die durch die Abtrennung der Wojwodina, Kroatiens, Slawoniens und Siebenbürgens sowie die Unterstellung Restungarns unter die Militärverwaltung Erzherzog Albrechts nur vertieft wurde. Mit der Befreiung der Bauern hatte das Haus Habsburg den ungarischen Adel als eigentlichen Entscheidungsträger des Landes endgültig gegen sich aufgebracht. Er reagierte mit passiver Resistenz in Form von Ämter- und Steuerverweigerung, was eine permanente Truppenpräsenz erforderlich machte. Als Positivum dieser Adelsvorrechte reduzierenden und Segregationswünsche unterdrückenden Phase sind, neben der Bauernbefreiung die Modernisierung des Schulwesens, das Ende der Patrimonialgerichtsbarkeit und die Einführung des österreichischen Strafgesetzbuches zu nennen. Die Konfrontation wurde schließlich auch durch den wirtschaftlichen Aufschwung gedämpft, eine substantielle Annäherung war jedoch erst 1865 mit der Wiedereinberufung des ungarischen Landtages und der Zusage der weitgehenden Restitution der ungarischen Verfassung von 1848 durch die kaiserliche Regierung erfolgt. Weitere Schritte waren dringend nötig. Die Ausgleichsverhandlungen mit den Ungarn standen unter dem Zeichen widerstrebender magyarischer Meinungen. Der im Exil lebende geistige Führer der ungarischen Revolution Lajos Kossuth und seine beträchtliche Anhängerschaft im Lande votierten für die Loslösung von Österreich, ein Ausgleich wäre (gemäß Kossuth) der „Tod der Nation“ und würde dem Land das „Zugseil fremder Interessen auferlegen“. Letztendlich setzte sich jedoch die Meinung des Führers der Liberalen Ferenc Deák durch. Er führte ins Treffen, dass ein freies Ungarn mit seinen starken slawischen und deutschen Minderheiten Gefahr liefe, in die Isolation zu geraten und letztendlich zwischen Russland und Deutschland zerrieben zu werden. Ein Bündnis mit dem durch das interne Nationalitätenproblem geschwächten Österreich unter der Führung eines Monarchen, der sich im Krönungseid der ungarischen Nation verpflichtet, wäre deshalb vorzuziehen. Den Adel überzeugte er überdies mit dem Hinweis, dass der Ausgleich die Möglichkeit bieten würde, die territoriale und politische Integrität des Großgrundbesitzes zu wahren und die Herrschaft über die nichtmagyarischen Nationen Ungarns fortzusetzen. Die Verhandlungen über den Österreichisch-Ungarischen Ausgleich wurden Anfang 1867 abgeschlossen. Am 17. Februar 1867 ernannte Franz Joseph I. die neue ungarische Regierung unter Graf Andrássy. Die Wiener Verhandlungen wurden einen Tag später abgeschlossen. Am 27. Februar 1867 wurde der ungarische Reichstag wiederhergestellt. Am 15. März leistete Graf Andrássy mit seiner Regierung in Ofen Kaiser Franz Joseph I. den Treueeid. Zugleich traten die Regelungen des österreichisch-ungarischen Ausgleichs in Kraft. Das gilt als Geburtstag der Doppelmonarchie, wenn auch die Ausgleichsgesetze erst im Dezember 1867 von den Parlamenten beider Staaten beschlossen waren. Franz Joseph I. selbst wurde am 8. Juni 1867 in Buda zum König von Ungarn gekrönt. Die Doppelmonarchie 1867–1914 Franz Joseph I. war nun formal das gemeinsame konstitutionelle Staatsoberhaupt (Personalunion), unter dessen Leitung sowohl die Außenpolitik, die gemeinsame Armee und Kriegsmarine sowie die dazu nötigen Finanzen in den entsprechenden „k.u.k. Reichsministerien“ mit Sitz in Wien gemeinsam verwaltet wurden (Realunion). Alle anderen Angelegenheiten konnten Österreich und Ungarn von nun an getrennt regeln (es kam jedoch freiwillig zu einem gemeinsamen Währungs-, Wirtschafts- und Zollgebiet). Mit dem Abschluss des Ausgleichsvertrages waren jedoch keinesfalls alle Streitpunkte ausgeräumt. So hatte sich Ungarn eine Adaptierung alle zehn Jahre ausbedungen. Die Verhandlungen dazu wurden von den Ungarn vor allem mit dem Ziel der Schwächung der noch vorhandenen Bande und der Verbesserung ihrer wirtschaftlichen Position gegenüber Cisleithanien geführt. Die sich jeweils über viele Monate, ja Jahre, hinziehenden Verhandlungen der entsprechenden Kommissionen schufen ein Klima der permanenten Konfrontation und belasteten das Verhältnis zwischen den beiden Reichshälften bis zur Planung eines Militäreinsatzes. Es zeigte sich, dass der Einfluss Franz Josephs I. als ungarischer König auf die ungarische Innenpolitik weit geringer war als jener auf die Regierungen in Cisleithanien als österreichischer Kaiser. Eines seiner letzten Druckmittel gegenüber den Ungarn blieb die Androhung der Einführung allgemeiner und freier Wahlen. Der Ausgleich mit Ungarn, der den Ungarn eine weitreichende staatliche Autonomie gebracht hatte, führte allerdings zum Protest anderer Nationalitäten, insbesondere der Slawen. Konkrete Forderungen nach einem ähnlichen Ausgleich wurden vor allem von den Tschechen für die Länder der böhmischen Krone (Böhmen, Mähren, Österreichisch-Schlesien) erhoben. Die unberücksichtigten Interessen anderer Nationalitäten und die ungarischen Assimilierungsversuche (z. B. die Magyarisierungspolitik in der heutigen Slowakei) führten zu ethnischen Spannungen und zu Begriffen wie „Völkerkerker“. Andererseits prosperierte die Doppelmonarchie als gemeinsamer Wirtschaftsraum mit gemeinsamer Währung. Die nichtdeutschen Nationalitäten hatten in Österreich wesentlich mehr Rechte als in Ungarn. Dies betraf vor allem den Unterricht in der Muttersprache (obwohl höhere nichtdeutsche Schulen oft erkämpft werden mussten), die Verwendung der Muttersprache bei Ämtern und Behörden (Antworten in der Sprache des Antragstellers mussten allerdings erst gesetzlich vorgeschrieben werden) und die Vertretung im Reichsrat, dem Parlament Österreichs. Diese Vertretung wurde allerdings sehr unterschiedlich genützt. Die Polen Galiziens arbeiteten – durch Steuergeschenke und Investitionen geködert – oft konstruktiv mit und stellten zeitweise k.k. Minister (Agenor Goluchowski, Alfred Józef Potocki, Kasimir Felix Badeni). Viele tschechische Politiker bestritten die Zuständigkeit des Reichsrates für die Länder der böhmischen Krone grundsätzlich, sodass dort schon früher als in anderen Kronländern die Direktwahl der Abgeordneten vorgeschrieben werden musste. Tschechische Reichsratsabgeordnete machten die Beratungen des Abgeordnetenhauses immer wieder durch Lärmorgien unmöglich (Obstruktionspolitik), worauf die Regierung dem Kaiser die Vertagung des Reichsrates vorschlug und mit provisorischen Verordnungen weiterregierte. In Ungarn waren die nichtmagyarischen Nationalitäten, die fast die Hälfte der Bevölkerung ausmachten, durch Schulgesetze und Wahlrecht diskriminiert. Im Unterschied zu Österreich, wo dies 1907 gelungen war, wurde in Ungarn bis zum Ende der Doppelmonarchie kein allgemeines Männerwahlrecht eingeführt. Vorrechte von Stand und Besitz waren in Ungarn wesentlich stärker maßgebend als in Österreich. Die herrschende Schicht Ungarns arbeitete im Rahmen ihrer politischen Möglichkeiten daran, Ungarn möglichst vollständig von Österreich unabhängig zu machen. Als der Berliner Kongress 1878 Österreich-Ungarn die Okkupation Bosniens und der Herzegowina, beide formal weiterhin Bestandteile des Osmanischen Reiches, gestattete, wollten Österreich und Ungarn das neue Verwaltungsgebiet in ihren Staat eingliedern. Die salomonische Lösung war dann, dass Bosnien und Herzegowina weder zu Cis- noch zu Transleithanien geschlagen, sondern vom gemeinsamen k.u.k. Finanzministerium verwaltet wurde. Kaiser und König Franz Joseph I. war nach dem Ausgleich penibel darauf bedacht, seine beiden Reichshälften gleich zu behandeln. Dies erstreckte sich bis zur Frage der Namensgebung für neue Schiffe der k.u.k. Kriegsmarine; Franz Joseph I. lehnte Namensvorschläge ab, die Ungarn benachteiligt hätten. Der nach dem Selbstmord von Kronprinz Rudolf 1889 designierte Thronfolger Erzherzog Franz Ferdinand hingegen verbarg seine Abneigung gegen die herrschende Klasse Ungarns und ihre Magyarisierungs- und Erpressungspolitik gegenüber der Krone nicht und plante in seiner Militärkanzlei (er war Generalinspektor der gesamten k.u.k. bewaffneten Macht) im Schloss Belvedere einen auf die Armee gestützten Umbau der Doppelmonarchie nach dem Tod Franz Josephs I. Sein Vorhaben, aus der Doppelmonarchie durch gleichberechtigte Beteiligung der Südslawen als drittes Staatselement (Trialismus) eine „Tripelmonarchie“ zu machen, wäre wohl nur im Bürgerkrieg mit den Ungarn zu realisieren gewesen. Außerdem hätten die dann nach wie vor benachteiligten Tschechen wohl nicht unbeteiligt zugesehen. Auf Initiative Franz Ferdinands wurden außerdem Modelle zur Umwandlung der Monarchie in einen ethnisch-föderativen Staat entworfen (Modell der „Vereinigten Staaten von Groß-Österreich“ nach Aurel Popovici), die jedoch nicht zur Realisierung kamen. 1908 brach in der Türkei die so genannte jungtürkische Revolution aus. Österreich-Ungarn wurde dadurch daran erinnert, dass Bosnien und die Herzegowina zwar von der k.u.k. Monarchie seit dreißig Jahren okkupiert und verwaltet wurden, jedoch formal Teile des Osmanischen Reiches geblieben waren. Franz Joseph I. sah nun die Chance, „Mehrer des Reiches“ zu sein, und stimmte dem Annexionsplan des k.u.k. Reichsfinanzministers zu. Der einseitige, von keiner internationalen Konferenz unterstützte Rechtsakt, das Hoheitsgebiet der k.u.k. Monarchie auf Bosnien und Herzegowina zu erstrecken, verursachte in Europa größere Unruhe („Bosnienkrise“). Dabei wurde klar, wie wenige Verbündete Österreich-Ungarn im Kriegsfall haben würde. 1908 beging Franz Joseph I. auch sein Jubiläum, 60 Jahre Kaiser von Österreich zu sein. Kaiser Wilhelm II. und fast alle Oberhäupter der deutschen Teilstaaten gratulierten aus diesem Anlass persönlich in Wien. Ungarn sah sich „nicht zu Kundgebungen veranlasst“, war Franz Joseph I. doch bis zu seiner Krönung in Ungarn 1867 als Fremdherrscher empfunden worden. In Prag und Laibach kam es 1908 zu Ausschreitungen gegen die Deutschen als herrschendes Volk des Kaisertums Österreich. Der Weg in den Krieg: Julikrise 1914 Am 28. Juni 1914 besuchten Franz Ferdinand und seine Frau Sophie Herzogin von Hohenberg Sarajevo, die Hauptstadt des 1908 annektierten Bosnien. An jenem Tag beging Serbien zum ersten Mal den Veitstag als offiziellen Staatsfeiertag, den Jahrestag der Schlacht auf dem Amselfeld, an dem 1389 die Serben vernichtend von den Türken geschlagen worden waren. Nationalisten, die ein vereintes Serbien (und somit Gebiete der Monarchie, in denen Serben lebten) forderten, empfanden den Besuch des Paares als Provokation. Während einer Autofahrt durch Sarajevo wurde das Paar von dem serbischen Attentäter Gavrilo Princip erschossen, was zu einer schwerwiegenden Staatskrise, der so genannten Julikrise, führte. Daraufhin erhielt Kaiser und König Franz Joseph ein Treuebekenntnis des deutschen Kaisers Wilhelm II., der ihm versicherte, „im Einklang mit seinen Bündnisverpflichtungen und seiner alten Freundschaft treu an der Seite Österreich-Ungarns [zu] stehen“. Dieses Treuebekenntnis, das nicht voraussetzte, dass weitreichende Entscheidungen Österreich-Ungarns vorher mit dem Deutschen Reich abgesprochen wurden, empfanden politische Beobachter als Blankoscheck. Wie weit zu diesem Zeitpunkt der europäische Krieg bereits im Kalkül der deutschen Führung lag, ist in der historischen Forschung bis heute umstritten (siehe Fischer-Kontroverse). Am 23. Juli stellte Österreich-Ungarn ein Ultimatum an Serbien, da man davon ausging, dass Serbien entscheidenden Anteil an dem Attentat hatte. Die Antwort aus Belgrad war nachgiebig und kooperativ.[1] Die Serben hatten allerdings nicht alle Bedingungen der k.u.k. Monarchie hundertprozentig akzeptiert. Österreichisch-ungarische Spitzenpolitiker und Militärs nahmen daher gern die Gelegenheit wahr, die serbische Antwort als unzureichend abzulehnen. In völliger Verkennung der Weltlage und der Schwäche der Monarchie motivierten sie den 84-jährigen Kaiser und König, der seit 48 Jahren keinen Krieg mehr zu führen gehabt hatte, zur Kriegserklärung an das südöstliche Nachbarland, die am 28. Juli erfolgte. Dies bewog Russland zur Generalmobilmachung, da sich das Zarenreich aufgrund des Panslawismus als Behüter der slawischen Völker sah und den Balkan als eigenes Einflussgebiet betrachtete. Russland erklärte Österreich-Ungarn den Krieg. Hierauf trat für das Deutsche Reich der Bündnisfall ein; das Reich trat an der Seite Österreich-Ungarns in den Krieg ein. Da Russland mit Frankreich und Großbritannien verbündet war (Entente), kamen diese beiden Russland zu Hilfe, womit der „Große Krieg“ – später Erster Weltkrieg genannt – nicht mehr aufzuhalten war. Österreich-Ungarn im Ersten Weltkrieg Italien blieb zunächst neutral. Es sah sich trotz des Bündnisses (Dreibund) mit Österreich-Ungarn und dem Deutschen Reich nicht in der Pflicht, da es ein Defensivbündnis gewesen sei und Italien die „Mittelmächte“ (womit nicht die Größe der Macht, sondern die Lage in Mitteleuropa gemeint war) für die Verantwortlichen des Kriegsausbruches hielt. Italien stellte an Österreich-Ungarn die Forderung, italienischsprachige Gebiete der k.u.k. Monarchie (Trentino, Triest, Istrien usw.) an Italien abzutreten. Österreich-Ungarn wollte allenfalls das Trentino (Welschtirol) abtreten. Deutschland erkannte die Gefahr, dass die Entente Italien in ihr Lager ziehen könnte und mahnte Österreich-Ungarn, die Forderungen Italiens anzunehmen. Die Entente versprach Italien mehr: 1915 wechselte der gewesene Bündnispartner Österreich-Ungarns die Seiten und begann in der Hoffnung, das Risorgimento abschließen und beide Küsten der Adria („mare nostro“ = „unser Meer“) beherrschen zu können, seinen Krieg gegen Österreich-Ungarn. Der Fragilität des Vielvölkerstaates zum Trotz kämpfte die österreichisch-ungarischen Armee mutig und standhaft. In Galizien war es schwer, der russischen Übermacht standzuhalten. (Vorübergehend gab es die Furcht, die Russen könnten bis Wien vordringen.) Serbien, von der Wiener „Kriegspartei“ als leichte Beute betrachtet, leistete erbitterten Widerstand und konnte erst 1915 mit deutscher Hilfe niedergerungen werden. Italien gelang es auch in zwölf (!) Isonzoschlachten (Isonzo = slowenisch Soca, Fluss nahe der heutigen Grenze zwischen Italien und Slowenien) nicht, in den angeblich „weichen Unterleib“ der k.u.k. Monarchie einzudringen; im Gegenteil, nach der 12. Schlacht rückten die österreich-ungarischen Truppen mit Unterstützung der deutschen 14. Armee bis an den Piave, weit in Italien, vor. (Ernest Hemingway, für Italien als Sanitäter im Einsatz, schrieb darüber in seinem Roman „In einem andern Land“ [„Farewell to Arms“]). Auch im Gebirgskrieg in den Dolomiten (Südtirol) blieb Italien erfolglos. Die Adria wurde eher von der k.u.k. Kriegsmarine beherrscht als von Italien. Kriegsgefangene wurden unter anderem in den im heutigen Österreich gelegenen, großen Lagern Sigmundsherberg und Feldbach fest gehalten. Große Internierungslager befanden sich in Drosendorf, Karlstein an der Thaya und Grossau. Die 1917 gehegte Hoffnung, dass der Waffenstillstand mit Russland, dem dort im gleichen Jahr die Oktoberrevolution folgte, die Wende zu einem Sieg der Mittelmächte einleiten würde, erfüllte sich aufgrund der mittlerweile eingetroffenen US-amerikanischen Armee nicht. Die Überlegenheit des Deutschen Reiches, das wesentlich mehr Menschen, Rohstoffe, Waffen usw. in den Krieg investieren konnte, ließ die k.u.k. Monarchie im Lauf des Krieges immer mehr unter den Einfluss des deutschen Generalstabes gelangen. Dieser wollte auch nach dem Kriegseintritt der USA 1917 auf Seiten der Entente lang nicht einsehen, dass der Krieg nicht mehr zu gewinnen war. Die deshalb geheim erfolgten Friedensbemühungen Kaiser Karls I. blieben vergeblich, die USA hatten die tschechischen Exilanten bereits als Vertreter der zu gründenden Tschechoslowakei anerkannt und verhandelten lieber mit den präsumtiven Nachfolgestaaten der Monarchie als mit dem k.u.k.-Außenministerium. Im Hinterland gab es 1918 große Versorgungskrisen und Streiks, in der Bocche di Cattaro (Bucht von Kotor) in Dalmatien meuterten Matrosen. Das Ende der Doppelmonarchie Als der Reichsrat, das Parlament der österreichischen Reichshälfte, im Mai 1917 nach mehr als drei Jahren parlamentsloser Regierung wieder einberufen wurde, legten Abgeordnete aus den Kronländern Bekenntnisse zu Nationalstaaten ab: Die Polen Galiziens wollten sich einem neu entstehenden polnischen Staat anschließen, die Ukrainer Galiziens keinesfalls unter polnische Herrschaft gelangen. Die Tschechen strebten einen tschechoslowakischen Staat an, die Slowenen und Kroaten wollten mit den Serben einen südslawischen Staat bilden. Die Deutschen Böhmens und Mährens wollten das von den Tschechen beschworene frühere böhmische Staatsrecht nicht anerkennen, da sie befürchteten, in den Ländern der böhmischen Krone als Minderheit unter tschechische Herrschaft zu geraten. In Ungarn konnten sich die nichtmagyarischen Nationalitäten kaum artikulieren, da sie im Budapester Reichstag auf Grund des minderheitenfeindlichen ungarischen Wahlrechts kaum vertreten waren und alle anderen Äußerungen der Kriegszensur unterlagen. Slowaken, Rumänen und Kroaten sahen aber wenig Anlass, weiterhin unter magyarischer Oberhoheit zu leben. Ein Ausweg aus dieser rechtlich und politisch verfahrenen Situation ließ sich im Krieg ebenso wenig finden wie vor 1914. Am 16. Oktober 1918 erließ Karl I./IV. letztlich das Völkermanifest. Dieses Manifest sollte den Anstoß dazu geben, die österreichische Reichshälfte unter der Schirmherrschaft des Kaisers in eine Konföderation freier Völker umzuwandeln. Die Nationalitäten Österreichs wurden dazu aufgerufen, eigene Nationalräte (Volksvertretungen) zu bilden. Die ungarische Regierung, die die Lage gründlich verkannte, machte dem König keinen ähnlichen Vorschlag; Karl IV. war politisch zu schwach, ein solches Manifest über die Köpfe der ungarischen Regierung hinweg zu publizieren. Die Nationalitätenfragen Österreichs ließen sich jedoch nicht von denen Ungarns trennen: Die Kroaten im österreichischen Dalmatien wollten den südslawischen Staat mit den Kroaten des ungarischen Kroatien gründen, die österreichischen Tschechen die Tschechoslowakei mit den ungarischen Slowaken. Der mit dem Manifest unternommene Versuch, die Neuordnung der k.u.k. Monarchie unter wenigstens nomineller Führung durch das Haus Habsburg zu ermöglichen, musste somit fehlschlagen. Nationale Wünsche waren weitaus stärker als verbliebene Reste dynastischer Loyalität. Am 21. Oktober 1918 bildeten die deutschen Abgeordneten des Reichsrates die Provisorische Nationalversammlung für Deutschösterreich. Am 30. Oktober setzte die Nationalversammlung unter Vorsitz von Karl Seitz den deutschösterreichischen Staatsrat (Vorsitz: ebenfalls Seitz, Staatskanzler: Karl Renner) als Vollzugsausschuss ihrer Beschlüsse ein, der die Staatsregierung berief. Am 28. Oktober 1918 übernahmen die Tschechen in Prag von den k.k. Behörden unblutig die Macht und riefen die Tschechoslowakische Republik aus. Galizien schloss sich dem neu entstehenden Polen an. Slowenen und Kroaten wurden am 30. Oktober Mitgründer des neuen südslawischen Staates. Die ungarische Regierung kündigte am 31. Oktober 1918 die Realunion mit Österreich auf, womit Österreich-Ungarn aufgelöst war. (Die drei gemeinsamen Ministerien konnten nur noch die Trennung administrieren.) In Siebenbürgen übernahmen die Rumänen die Macht. Am 11. November wurde Kaiser Karl I. von den republikanisch gesinnten deutschösterreichischen Spitzenpolitikern dazu bewogen, auf jeden Anteil an den Staatsgeschäften zu verzichten; eine förmliche Abdankung hatte er abgelehnt. Am gleichen Tag entließ der Kaiser die funktionslos gewordene k.k. Regierung von Ministerpräsident Heinrich Lammasch. Am 12. November 1918 fand in Wien die letzte Reichsratssitzung statt, am gleichen Tag rief der Staat Deutschösterreich die Republik aus. Am 13. November leistete der letzte Habsburger-Monarch als König Karl IV. von Ungarn den gleichen Verzicht (Ungarn blieb Königreich ohne König). In den Pariser Vorortverträgen (Vertrag von Saint-Germain mit Österreich und Vertrag von Trianon mit Ungarn) wurden Gebietsabtretungen und Grenzen der Nachfolgestaaten der Monarchie offiziell festgelegt. Die Verträge bestätigten die völkerrechtliche Anerkennung der Nachfolgestaaten Ungarn, Polen, Tschechoslowakei, Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen (ab 1929 Jugoslawien) sowie Gebietsabtretungen an Italien und Rumänien. Deutschösterreich wurde der Anschluss an Deutschland verboten, ebenso die Verwendung des Begriffs „Deutsch“ im Staatsnamen; der Vertrag wurde daher mit der „Republik Österreich“ geschlossen, der bis dahin geführte Staatsname schien nicht mehr auf. Ungarn musste zugunsten der Tschechoslowakei, Rumäniens, des Königreichs der Serben, Kroaten und Slowenen sowie Österreichs auf zwei Drittel des bisherigen Staatsgebietes verzichten und die Habsburger entthronen. Verfassung Eine gemeinsame Verfassung des Doppelstaates gab es nicht. Die legistische Grundlage der Donaumonarchie bildeten die drei folgenden Gesetze, die – gleichlautend – in Österreich und Ungarn Gültigkeit hatten: die Pragmatische Sanktion Kaiser Karls VI. vom 19. April 1713, das Verfassungsgesetz (damals inoffiziell Delegationsgesetz genannte), für Cisleithanien (Österreich) als Teil der Dezemberverfassung vom 21. Dezember 1867, in Ungarn (Transleithanien) zuvor bereits mit Gesetz XII/1867 kundgemacht, und das Zoll- und Handelsbündnis vom 27. Juni 1878. Die Pragmatische Sanktion hatte – da Karl VI. keinen männlichen Nachkommen besaß – die Herrscherrechte seiner Tochter Maria Theresia und ihrer Nachkommen festgeschrieben. Die Delegationsgesetze Österreichs und Ungarns legten fest, welche Angelegenheiten die beiden Staaten gemeinsam zu führen hatten. Das Zoll- und Handelsbündnis mit gemeinsamer Währung, gegenseitiger Niederlassungsfreiheit und gegenseitiger formloser Anerkennung von Unternehmens- und Patentregistrierungen war eine freiwillige Vereinbarung der beiden Staaten. Der Kaiser von Österreich war in Personalunion auch König von Ungarn und somit zugleich König von Kroatien und Slawonien. Dies geschah nunmehr im eigenen Recht Ungarns und nicht mehr in Ableitung aus der österreichischen Kaiserwürde. Die den Delegationsgesetzen zufolge gemeinsamen Angelegenheiten, Außenpolitik und Armee, wurden durch gemeinsame Ministerien verwaltet: Außen-, Kriegs- und Finanzministerium; dieses nicht für die gesamten Finanzen der Doppelmonarchie, sondern nur zur Finanzierung der gemeinsamen Angelegenheiten. Diese Konstruktion wurde als Realunion bezeichnet. Institutionen, die beide Reichshälften betrafen, wurden als „k. u. k.“ (kaiserlich und königlich) bezeichnet. Die Regierung von Cisleithanien wurde als „k. k.“ („kaiserlich-königlich“) bezeichnet, wobei sich königlich auf die böhmische Königswürde bezog, die der österreichische Kaiser ebenfalls innehatte. Regierung und Institutionen der ungarischen Reichshälfte wurden mit „kgl. ung.“ („königlich ungarisch“) bzw. „m. kir.“ (magyar királyi) bezeichnet. Der nach dem Ausgleich des Jahres 1867 am 14. November 1868 vom Kaiser und König festgelegte Herrschertitel und Staatsname: Bei im Namen des Kaisers abgeschlossenen Verträgen: Kaiser von Österreich und Apostolischer König von Ungarn Persönliche Bezeichnung: Seine K. u. K. Apostolische Majestät Staatsname: Österreichisch-Ungarische Monarchie (schon in einem am 2. Juni 1868 kundgemachten Staatsvertrag mit Schweden und Norwegen verwendet) Die Verwendung des Namens Österreich erfolgte in der inländischen Staatspraxis sparsam, wohl aus Rücksicht auf die nichtdeutsche Mehrheit im Kaisertum Österreich. Einerseits regelte im Staatsgrundgesetz vom 21. Dezember 1867 (RGBl. 142/1867) Artikel 1, es bestehe „für alle Angehörigen der im Reichsrate vertretenen Königreiche und Länder […] ein allgemeines österreichisches Staatsbürgerrecht“. Andererseits wurde das Staatsgebiet häufig mit dem Begriff „die im Reichsrat vertretenen Königreiche und Länder“ umschrieben, ein Begriff, der außerhalb amtlicher Texte stets durch Österreich ersetzt wurde, bis dies 1915 (!) auch offiziell so bestimmt wurde. Herrscher und Ministerpräsidenten Franz Joseph I. 1867–1916 8. Juni 1867 Krönung zum König von Ungarn (I. Ferenc József) 21. November 1916 gestorben Karl I./IV. 1916–1918 21. November 1916 Mit dem Tod seines Vorgängers automatisch Kaiser und König; die Krönung in der österreichischen Reichshälfte sollte nach dem Krieg stattfinden. 30. Dezember 1916 Krönung zum König von Ungarn als Karl IV. (IV. Károly) 11. November 1918 Regierungsverzicht in der österreichischen Reichshälfte (keine Abdankung) 13. November 1918 Regierungsverzicht in der ungarischen Reichshälfte (keine Abdankung) Nach dem österreichisch-ungarischen Ausgleich von 1867 hatte jede der beiden Reichshälften ihren eigenen Ministerpräsidenten, der mit Zustimmung des Monarchen sein eigenes Kabinett berief. Aufgrund der Verfassungs- und der realpolitischen Entwicklung der Habsburgermonarchie blieb der österreichische Ministerpräsident ausschließlich vom Willen des Kaisers abhängig (ein Misstrauensvotum, das zum Rücktritt verpflichtete, gab es im Reichsrat nicht), der ungarische Ministerpräsident vom Willen des Königs und der ungarischen Aristokratie. Insbesondere in der österreichischen Reichshälfte wechselten die Amtsträger ab den frühen 1890er Jahren häufig; nur wenige Politiker konnten prägenden Einfluss gewinnen. Direkt vom Kaiser ohne Vorschlag eines Ministerpräsidenten besetzt wurden die für den österreich-ungarischen Gesamtstaat verantwortlichen Ämter des k.u.k. Außenministers, des k.u.k. Kriegsministers (jede Reichshälfte hatte zusätzlich noch eigene Landesverteidigungsministerien, die für die jeweilige nationale Landwehr zuständig waren) und des k.u.k. Finanzministers (zuständig für das Budget der k.u.k. Armee und des Außenministeriums, jede Reichshälfte hatte zusätzlich noch eigene Finanzministerien). Österreich-Ungarn hatte als Ganzes keinen Regierungschef; im Ministerrat für gemeinsame Angelegenheiten führte der Außenminister den Vorsitz, dieser trug aber zumindest zur Zeit des Außenministers Friedrich Ferdinand von Beust (1867-1871) den zusätzlichen Titel Reichskanzler. Reichsteile und Länder Der Fluss Leitha bildete streckenweise die Grenze zwischen den beiden Reichshälften Österreich und Ungarn (entspricht der heutigen burgenländischen Westgrenze). Daraus leiteten sich die Bezeichnungen Cisleithanien („Land diesseits der Leitha“ für die westliche Reichshälfte) und Transleithanien („Land jenseits der Leitha“ für die östliche Reichshälfte) ab. Cisleithanien hieß offiziell Die im Reichsrate vertretenen Königreiche und Länder (vorher inoffiziell, seit 1915 offiziell Österreich genannt), die einzelnen Länder wurden als Kronländer bezeichnet. Die Länder Transleithaniens wurden offiziell als Die Länder der heiligen ungarischen Stephanskrone bezeichnet. Von beiden Reichshälften gemeinsam verwaltet wurde das zuvor zum Osmanischen Reich gehörige Land Bosnien und Herzegowina, das 1878 besetzt und 1908 unter Inkaufnahme der Bosnischen Annexionskrise in den Reichsverband eingegliedert wurde. Die folgenden Tabellen zeigen die Ergebnisse des Zensus vom 31. Dezember 1910. Cisleithanien: 1. Böhmen 2. Bukowina 3. Kärnten 4. Krain 5. Dalmatien 6. Galizien und Lodomerien 7. Küstenland 8. Österreich unter der Enns 9. Mähren 10. Salzburg 11. Österreichisch Schlesien 12. Steiermark 13. Tirol 14. Österreich ob der Enns 15. Vorarlberg Transleithanien: 16. Ungarn mit Vojvodina und Siebenbürgen 17. Kroatien und Slawonien 18. Bosnien und Herzegowina Im Gegensatz zu vielen anderen europäischen Groß- und Mittelmächten hatte Österreich-Ungarn keine kolonialen Ambitionen. Die einzige außereuropäische koloniale Besitzung der Doppelmonarchie bestand zwischen 1901 und 1917 in einer kleinen Konzession in der chinesischen Stadt Tianjin (Tientsin). Die Konzession lag am Kaiserkanal beziehungsweise am Hai He (Peiho) und umfasste ungefähr eine Fläche von 2,5 km². Bevölkerung und Nationalitäten Für die folgenden Aufstellungen wird die Volkszählung vom 31. Dezember 1910 zu Grunde gelegt. Die Umgangssprachen Österreich-Ungarns 1910 In den Volkszählungen wurde in Österreich-Ungarn jeweils die Umgangssprache ermittelt. Juden gaben in Altösterreich meist Deutsch als Umgangssprache an, ebenfalls Beamte, die zwar Deutsch nicht als Muttersprache hatten, aber durch den Einsatz im Verwaltungsapparat vorwiegend deutsch sprachen. Exakte Zahlen über die nationale Zuordnung existieren nicht. Umgangssprachen in den Kronländern der österreichischen Reichshälfte Magyarisierungspolitik in Ungarn Nach dem Ausgleich mit Österreich kam es 1868 innerhalb der ungarischen Reichshälfte zu einem ungarisch-kroatischen Ausgleich. Dieser Ausgleich sicherte Kroatien und Slawonien eine beschränkte Autonomie zu. In den anderen Teilen Ungarns nahmen die Spannungen unter den Volksgruppen jedoch zu. Gründe für diese Spannungen waren sowohl die Magyarisierungspolitik der ungarischen Regierung als auch die Zunahme der Intoleranz der Nationalitäten untereinander. Im Gegensatz zu den im Königreich Ungarn lebenden Minderheiten wie Slowaken oder Rumänen hatte der Nationalismus der Magyaren die Staatsmacht auf seiner Seite und war somit in der stärkeren Position, obwohl die ethnischen Ungarn nur etwa die Hälfte der Bevölkerung stellten. Die Umsetzung der an sich liberalen Minderheitengesetzgebung hatte in einer solchen Atmosphäre kaum Erfolg. Das Nationalitätengesetz von 1868 bestimmte zwar Ungarisch als Staatssprache, ließ jedoch Minderheitensprachen auf regionaler, lokaler und kirchlicher Ebene zu. Doch diese Regelung wurde oft nicht in die Tat umgesetzt, und die Minderheiten sahen sich Assimilierungsversuchen ausgesetzt. Ab 1875 wurde unter Ministerpräsident Kálmán Tisza (1875–1890) eine konsequente Magyarisierungspolitik betrieben, um alle Nichtmagyaren in 40 Jahren zu Ungarn zu machen. Bereits im Revolutionsjahr 1848 ergriffen slowakische Angehörige des ungarischen Parlaments die Initiative, um sich beim Kaiser Unterstützung gegen die Magyarisierungspolitik zu holen. Es wurde eine Erklärung mit „Forderungen der slowakischen Nation“ abgegeben, welche man dem Kaiser und der ungarischen Nationalregierung übergab. Gefordert wurde die Föderalisierung Ungarns, die Konstituierung einer ethnopolitischen Einheit, die Festlegung der slowakischen Grenzen, ein eigener Landtag, eine slowakische Nationalgarde, nationale Symbole, das Recht auf Gebrauch der slowakischen Sprache, allgemeines Wahlrecht und eine gleichberechtigte Vertretung im ungarischen Parlament. Die Magyaren jedoch sahen dadurch ihre Machtstellung in Oberungarn, wie sie die heutige Slowakei nannten, in Gefahr und reagierten mit Kriegsrecht und Haftbefehlen gegen die slowakischen Nationalführer. In Wien und Böhmen wurden slowakische Exilregierungen errichtet, die Hoffnungen der Slowaken wurden aber enttäuscht. Nach der Revolution ließ man die Ungarn mit ihrer zentralistischen Verwaltung gewähren. Der Ausgleich von 1867 lieferte die Minderheiten nun völlig der Magyarisierungspolitik Budapests aus. Zwischen 1881 und 1901 hatten die Slowaken keine eigenen Abgeordneten im ungarischen Parlament, auch danach waren es im Verhältnis weniger, als ihr Bevölkerungsanteil ausmachte. Versuche Budapests vor und während des Ersten Weltkriegs, dem serbischen und rumänischen, auf Expansion bedachten Nationalismus mit Zugeständnissen entgegen zu wirken, kamen zu spät. Auswanderung aus Österreich-Ungarn Zwischen 1876 und 1910 wanderten rund 3,5 Millionen (andere Zahlen geben bis zu 4 Millionen an) Einwohner der Doppelmonarchie aus. Sie waren arm und arbeitslos und erhofften sich in einem anderen Land bessere Lebensbedingungen. Etwa 1,8 Millionen Menschen kamen davon aus der cisleithanischen Reichshälfte und etwa 1,7 Millionen aus der transleithanischen Hälfte. Fast drei Millionen von ihnen hatten als Reiseziel die Vereinigten Staaten von Amerika, 358.000 Personen wählten Argentinien als neue Heimat, 158.000 gingen nach Kanada, 64.000 nach Brasilien und 4.000 wanderten nach Australien aus. Der Rest verteilte sich auf andere Länder. Allein im Jahre 1907 verließen rund eine halbe Million Menschen ihre Heimat. Die Regierungen Österreichs und Ungarns waren besorgt, da sich unter den Auswanderern viele junge arbeitsfähige Männer befanden. 1901–1905 wurden allein in Österreich 65.603 Liegenschaften, davon 45.530 kleinere Parzellen, von Auswanderern öffentlich versteigert. Ausgewanderte schrieben an ihre daheimgebliebenen Bekannten und Familienangehörige oft begeistert von „drüben“ – manchmal waren gleich bezahlte Schiffsfahrkarten beigelegt. Die wichtigsten Ausgangshäfen für die Auswanderer waren Hamburg und Bremen, wo die Schiffe der großen Reedereien, die Norddeutsche Lloyd und die Hamburg-Amerika-Linie, anlegten. Dauerte eine Schifffahrt nach New York zur Mitte des 19. Jahrhunderts mit den ersten Dampfschiffen noch rund ein Monat, so betrug die Fahrtzeit um 1900 bei gutem Wetter nur noch eine Woche. Von Triest aus mit der Austro-Americana dauerte eine Reise nur noch 15 Tage. Jährlich führten 32 bis 38 Fahrten in die USA. Die Reisebedingungen waren für die zumeist armen Auswanderer oft miserabel. Für die Reedereien, die am Komfort für die weniger wohlhabenden Passagiere sparten, war das Auswanderergeschäft äußerst lukrativ und daher sehr hart umkämpft. Die meisten Auswanderer kamen aus Galizien im heutigen Polen und in der Ukraine. 1907-1912 waren es 350.000, wie aus einer Interpellation von polnischen Reichsratsabgeordneten an verschiedene österreichische Minister am 12. März 1912 hervorging. Wirtschaft Bergbau Der Bergbau erwirtschaftete per 1889 78,81 Millionen Gulden. Die wichtigsten abgebauten Rohstoffe waren Braun- und Steinkohle sowie Salz. Weiters von Bedeutung waren auch Graphit, Blei und Zink. An Edelmetallen konnten 35.435 Meterzentner Silber abgebaut werden. Der Goldbergbau spielte schon damals praktisch keine Rolle mehr – 1889 wurden lediglich rund 13 Kilogramm Gold abgebaut. Industrialisierung Die österreichisch-ungarische Wirtschaft veränderte sich während der Existenz der Doppelmonarchie erheblich. Die technischen Veränderungen beschleunigten sowohl die Industrialisierung als auch die Urbanisierung. Während die alten Institutionen des Feudalsystems immer mehr verschwanden, breitete sich der Kapitalismus auf dem Staatsgebiet der Donaumonarchie aus. Zunächst bildeten sich vor allem um die Hauptstadt Wien, in der Obersteiermark, in Vorarlberg und in Böhmen wirtschaftliche Zentren heraus, ehe im weiteren Verlauf des neunzehnten Jahrhunderts die Industrialisierung auch in Zentralungarn und den Karpaten Einzug hielt. Resultat dieser Struktur waren enorme Ungleichheiten in der Entwicklung innerhalb des Reiches, denn generell erwirtschafteten die westlich gelegenen Wirtschaftsregionen weit mehr als die östlichen. Zwar war bis zu Beginn des 20. Jahrhunderts im annähernd gesamten Staatsgebiet die Wirtschaft rapide gewachsen und das gesamte Wirtschaftswachstum konnte sich durchaus mit dem anderer europäischer Großmächte messen, doch aufgrund des späten Einsetzens dieser Entwicklung blieb Österreich-Ungarn weiterhin im internationalen Vergleich rückständig. Haupthandelspartner war vor dem ersten Weltkrieg mit weitem Abstand an erster Stelle das Deutsche Reich (1910: 48 % aller Exporte, 39 % aller Importe), gefolgt von Großbritannien (1910: knapp 10 % aller Exporte, 8 % aller Importe). Der Handel mit dem geografisch benachbarten Russland hatte dagegen nur ein relativ geringes Gewicht (1910: 3 % aller Exporte, 7 % aller Importe). Haupthandelsgüter waren landwirtschaftliche Produkte. Verkehr Eisenbahn Der Eisenbahntransport expandierte in Österreich-Ungarn rapide. Schon im Vorgängerstaat, dem Kaisertum Österreich, war 1841 von Wien ausgehend ein bedeutender Anteil an Schienenverbindungen entstanden. Grund dafür war, dass die Regierung das große Potenzial des Eisenbahnverkehrs für militärische Zwecke erkannt hatte und somit viel in deren Ausbau investierte. Wichtige Zentren wie Pressburg, Budapest, Prag, Krakau, Graz, Laibach und Venedig wurden in das Netz integriert. 1854 waren etwa sechzig bis siebzig Prozent der 2000 Streckenkilometer unter staatlicher Kontrolle. Allerdings begann die Regierung zu diesem Zeitpunkt große Streckenabschnitte an Privatinvestoren zu verkaufen, um der finanziellen Belastung Herr zu werden, die infolge der Revolution von 1848 und des Krimkriegs entstanden war. Von 1854 bis 1879 wurde beinahe das komplette Schienennetz von privaten Investoren übernommen. In dieser Zeit erweiterte sich die Streckenlänge in Cisleithanien um 7952 Kilometer, in Ungarn um 5839 Kilometer, was zur Folge hatte, dass neue Gebiete vom Bahnnetz erschlossen wurden. Von nun an war es möglich, auch weit entfernte Gebiete zu erreichen und in den wirtschaftlichen Fortschritt zu integrieren, was zu Zeiten, als der Transport noch von Flüssen abhängig war, nicht möglich war. Ab 1879 begannen die Regierungen in Österreich und Ungarn das Bahnnetz wegen der schwerfälligen Entwicklung während der weltweiten Wirtschaftskrise in den siebziger Jahren des 19. Jahrhunderts wieder zu verstaatlichen. Zwischen 1879 und 1900 wurden in Cisleithanien und Ungarn mehr als 25.000 Kilometer neue Bahnstrecken angelegt. Während dieser Periode gelang es der Doppelmonarchie, mittels Bahneinsatzes die Transportkosten im Inneren zu reduzieren und neue Märkte außerhalb des Landes zu erschließen. Schifffahrt Aufgrund der Besitzungen im Österreichischen Küstenland sowie am weiteren Balkan verfügte Österreich über mehrere Seehäfen. Der bedeutendste davon war Triest, wo die österreichische Handelsmarine mit ihren beiden bedeutendsten Gesellschaften Österreichischer Lloyd und Austro-Americana sowie einige Werften ihren Sitz hatten, und auch die k. u. k. Kriegsmarine zahlreiche Schiffe anfertigen und ankern ließ. Dem Aufschwung voraus ging jedoch der Niedergang Venedigs, das zudem von 1815 bis 1866 keine Konkurrenz für Österreich-Ungarn darstellen konnte, da es Teil der Monarchie war. Zuvor konnte die Handelsmarine kaum Bedeutung erlangen, angesichts der großen Konkurrenz in Venedig. Auch die Kriegsmarine erlangte erst zur Zeit Österreich-Ungarns große Bedeutung. Die Gründung einer solchen scheiterte lange am Geldmangel des Hauses Habsburg. Der wichtigste Hafen für die ungarische Reichshälfte war Fiume, von wo aus die ungarischen Schifffahrtsgesellschaften, deren bedeutendste die Adria war, operierten. Ein weiterer wichtiger Hafen war Pola – vor allem für die Kriegsmarine. Im Jahr 1889 zählte die österreichische Handelsmarine 10.022 Schiffe, wovon 7.992 Fischereischiffe und -Boote waren. Für den Küsten- und Seehandel bestimmt waren 1.859 Segler mit 6.489 Mann Besatzung und einer Ladekapazität von 140.838 Tonnen sowie 171 Dampfschiffe mit einer Ladekapazität von 96.323 Tonnen und einer Besatzung von 3.199 Mann. In einem Gesetz vom 19. Juni 1890 wurde zur Förderung des Baus von Dampf- und Segelschiffen aus Eisen oder Stahl im Inland für den Schiffsbetrieb zur See die Befreiung von der Erwerb- und Einkommensteuer auf die Dauer von 15 Jahren gewährt. Dies betraf vor allem den Bau und Betrieb von kleinen Dampfern für die Küstenschifffahrt in Dalmatien. Die Erste Donau-Dampfschiffahrts-Gesellschaft (DDSG) wiederum war bis Ende der Donaumonarchie die größte Binnenschifffahrtsgesellschaft der Welt, während der Österreichische Lloyd eine der größten Hochsee-Reedereien der damaligen Zeit, mit Reisezielen im Orient, sowie ab Errichtung des Suez-Kanals, auch in Asien, war. Vor Kriegsausbruch zählte er 65 mittlere bis große Dampfschiffe. Die Austro-Americana zählte vor Kriegsausbruch etwa ein Drittel davon, verfügte aber mit der S.S. Kaiser Franz Joseph I. über das größte österreichische Passagierschiff. Im Gegensatz zum Österreichischen Lloyd steuerte die Austro-Americana fast ausschließlich Ziele in Nord- und Südamerika an. Bis zum Kriegsausbruch 1914 beförderte die Gesellschaft unter anderem 101.670 Auswanderer von Österreich-Ungarn in die Vereinigten Staaten. Kultur und Wissenschaft Besonders der wirtschaftliche Aufschwung der Donaumonarchie ist mit Franz Josephs I. Namen verbunden, der nach wie vor auf vielen Wiener Prachtbauten aus dieser Zeit als Inschrift zu lesen ist. Nach der 1857 vom Kaiser angeordneten Schleifung der mittelalterlichen Stadtbefestigungen Wiens war Platz für eine die gesamte Innenstadt umfassende Prachtstraße geworden. Entlang dieser Straße, der Wiener Ringstraße, fertiggestellt 1865, entstanden nicht nur die Palais der reichen Bankiers und Großindustriellen, sondern auch der Erweiterungsbau der kaiserlichen Hofburg, große Museen, die die kaiserlichen Kunst- und Natursammlungen beherbergten, ein Parlamentsgebäude für den Reichsrat, die Neue Universität, das Neue Rathaus, das Hofburgtheater und eine zum Andenken an die Errettung des Kaisers vor einem Attentäter im Jahre 1853 gestiftete Votivkirche. Der Suizid des Architekten Van der Nüll, Miterbauer der Wiener Oper, als Reaktion auf eine Kritik des Kaisers, veranlasste Franz Joseph, zu kulturellen Angelegenheiten nur noch sehr zurückhaltend Stellung zu nehmen. Es heißt, der Kaiser habe sich bei allen möglichen kulturellen Anlässen nur noch mit der stereotypen Phrase: „Es war sehr schön, es hat mich sehr gefreut!“ geäußert. Obwohl Franz Joseph I. oft als schwarzer Reaktionär und grauer Bürokrat beschrieben wurde, blühte besonders in den Jahren um 1900 unter seiner Regierung die Geisteskultur in Österreich-Ungarn wie nie zuvor und nie danach. Allerdings nahm der Monarch – im Gegensatz zu seinem Sohn Kronprinz Rudolf – nie selbst aktiv an den neuen kulturellen und intellektuellen Strömungen Anteil; sie berührten ihn nicht, während sein späterer Thronfolger Erzherzog Franz Ferdinand oft wütend dagegen auftrat. Wien war Anziehungspunkt für viele Wissenschaftler wie Christian Doppler und Ludwig Boltzmann, darunter auch eine Reihe späterer Nobelpreisträger wie Albert Einstein, der von Franz Joseph 1911 kurzzeitig zum Universitätsprofessor in Prag ernannt worden war. Philosophen der Moderne wie Ludwig Wittgenstein, der aus einer österreichisch-ungarischen Großindustriellenfamilie stammte, und Ernst Mach beeinflussten die Arbeit der Mitglieder des Wiener Kreises bis in die 1920er Jahre. Nicht zufällig fallen auch Sigmund Freuds wichtigste Arbeiten an der medizinischen Fakultät der Universität Wien in die Zeit um 1900. Auf dem Gebiet der Bildenden Kunst entwickelte sich Gustav Klimt vom Dekorationsmaler der Ringstraßen-Bauten über die Wiener Secession zum Vorreiter der modernen Malerei. Die Zurückhaltung des Kaisers erlaubte es dem Architekten Adolf Loos, genau gegenüber dem barocken inneren Burgtor der kaiserlichen Hofburg im Jahre 1910 sein umstrittenes erstes schmuck- und ornamentloses Wohnhaus zu bauen. Franz Joseph soll die Hofburg seit damals stets durch andere Tore verlassen haben. Auch die Österreichische Filmgeschichte begann in Österreich-Ungarn. In Wien wurden 1896 die ersten beweglichen Bilder Österreichs von den Gebrüdern Lumière präsentiert, und bis zur Gründung der ersten österreichischen Filmproduktionsgesellschaften Ende der 1910er Jahre waren hauptsächlich französische Filmgesellschaften für die noch sehr bescheidene Filmproduktion verantwortlich. Während des Ersten Weltkriegs entstanden mehrere Kriegswochenschauen, die patriotisch und unter Aufsicht der kaiserlichen Zensurbehörde vom Frontgeschehen berichteten. Auch Propagandafilme wurden in großer Anzahl hergestellt, und 1918, das letzte Jahr der Habsburger-Herrschaft, war mit rund 100 Spielfilmen auch das produktivste Jahr der österreichischen Filmindustrie zur Zeit der Monarchie. Im heutigen Budapest, seit 1777 Universitätsstadt, war schon 1834-41 das Nationalmuseum und 1864 das Palais der Akademie der Wissenschaften errichtet worden. Nach dem Ausgleich 1867 waren die Ungarn bestrebt, ihre Hauptstadt zur Konkurrentin Wiens werden zu lassen. Buda (Deutsch: Ofen) am rechten Donauufer war mit der Königsburg lang die bedeutendste Stadt des Königreiches gewesen, wurde aber im 19. Jahrhundert vom linksufrigen Pest überholt. 1872 wurden die beiden Städte zu Budapest vereinigt. Opernhäuser, Theater, Bibliotheken und Museen wurden errichtet, in Pest erhielt die Stadt auch eine Ringstraße (körút). Am Pester Donauufer entstand das riesige neugotische Parlamentsgebäude. Bei Neubauten um 1900 wurden Jugendstil und ungarischer Nationalstil angewandt, oft auch eine Mischung beider. Bildung Im Bereich der allgemeinen Volkbildung kam es durch die allgemeine Unterrichtspflicht zu einem kontinuierlichen Rückgang des insbesondere in den östlichen und südlichen Reichsteilen noch vielfach vorhandenen Analphabetentums. Dieses blieb jedoch weiterhin ein erhebliches bildungspolitisches Problem und behinderte die Teilnahme von weiten Bevölkerungskreisen am gesellschaftlichen und politischen Leben. Neben dem Grundschulwesen bestand parallel für den Militär-Nachwuchs ein eigenes Schulsystem, welches speziell auf militärische Anforderungen ausgerichtet war. Eine Übersicht über diese Schule findet sich in den folgenden beiden Artikeln: Militärschulwesen (Österreich, 1859) Militärschulwesen (Österreich, 1900) Insignien Flaggen Österreich-Ungarn besaß keine gemeinsame Staatsflagge, jedoch eine gemeinsame rot-weiß-rote Kriegs- und Marineflagge (mit einem gekrönten Bindenschild) und eine gemeinsame, 1869 eingeführte Handelsflagge (eine Kombination aus der Marineflagge und der ungarischen Reichsflagge, die durch das kleine ungarische Wappen ergänzt wurde). Die Farben des Hauses Habsburg waren gleichzeitig die Flagge der österreichischen Reichshälfte. Die ungarische Reichshälfte besaß als Flagge eine rot-weiß-grüne Trikolore, versehen mit dem ungarischen Wappen. Wappen Von 1867 bis 1915 war der Doppeladler der Dynastie Habsburg-Lothringen („Haus Österreich“) das Hoheitszeichen für gemeinsame (k.u.k.) Institutionen Österreich-Ungarns. Im Jahr 1915 wurde ein neues gemeinsames Wappen eingeführt, welches eine Kombination aus den Wappen der beiden Reichshälften und dem des Herrscherhauses ist. Die Devise INDIVISIBILITER AC INSEPARABILITER („unteilbar und untrennbar“), soll die Verbundenheit der beiden in der Monarchie vereinigten Staaten darstellen. Das Wappen der österreichischen Reichshälfte zeigte den von der Kaiserkrone überhöhten Doppeladler mit einem Brustschild, der die Wappen der Kronländer beinhaltete. Als Schildhalter dienten zwei Greife. Das ungarische Wappen wurde von der Stephanskrone überhöht und von zwei schwebenden, weiß gekleideten Engeln flankiert.