Der
Deutsche Kaiser bei den siegreichen Truppen in Italien: Kaiser Wilhelm hört auf
dem Kastell von Udine den Vortrag über die siegreichen Verfolgungskämpfe am
Tagliamento (nach der 12. Isonzoschlacht).
Fotoabbildung
im Originaldruck von 1917.
Nach
einer Aufnahme des Bild- und Filmamtes (Bufa).
Journalausschnitt in der Größe 160 x 102 mm.
Mit minimalen Alterungs- und Gebrauchsspuren, sonst
sehr guter Zustand.
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Bildqualität auf Kunstdruckpapier – extrem selten!!!
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Udine genommen
Der Vormarsch gegen den Tagliamento
Großes Hauptquartier, 30. Oktober 1917.
Westlicher Kriegsschauplatz:
Italienische Front:
Udine ist von den verbündeten Truppen der 14. Armee genommen! Der bisherige Sitz der italienischen Obersten Heeresleitung ist damit am 6. Tage der erfolgreichen Operation in unsere Hand gefallen. Unaufhaltsam, keiner Anstrengung achtend, drängen unsere Divisionen in der Ebene dem Lauf des Tagliamento zu. An den wenigen Übergängen des durch die Regengüsse hochangeschwollenen Flusses staut sich der Rückzug des geschlagenen feindlichen Heeres. Die aus Kärnten vorgehenden Truppen haben auf der ganzen Front venezianischen Boden betreten und sind im Vorwärtsdrängen gegen den Oberlauf des Tagliamento.
Das Bild- und Filmamt (Bufa) ist eine am 30. Januar 1917 von der Obersten Heeresleitung (OHL) gegründete Einrichtung zur Einbeziehung des Filmmediums in die psychologische Kriegführung. Entstanden ist das Bufa aus der am 1. November 1916 bei der Nachrichtenabteilung des Auswärtigen Amtes eingerichteten "Militärischen Film- und Fotostelle". Maßgeblicher Betreiber der Bufa-Gründung war der Leiter der Militärabteilung des Auswärtigen Amtes, Oberstleutnant Hans von Haeften, der auch die Leitung des neuen Amtes übernahm.
Aufgaben und Arbeitsweise
Die Aufgaben der Bufa, das alle regierungsamtlichen und militärischen Film- und Presseabteilungen - das Foto- und Filmzensurbüro, das Pressebüro des Generalstabs und das Filmbüro des Auswärtigen Amtes - vereinigte, bestanden u. a. in der Versorgung mit Filmen im Inland und an der Front, der Einrichtung von Feldkinos, der Heranziehung von Filmgesellschaften zu Produktionen im regierungsamtlichen Auftrag, der Verteilung des Rohfilmmaterials der AGFA und dem Vertrieb von Filmen im Ausland. Das Bufa setzte Kriegsberichterstatter ein, produzierte Filme und besaß sogar eine eigene Kopieranstalt.
Obwohl verschiedene Privatfirmen wie die Oskar-Messter-Film GmbH in das Bufa eingegliedert wurden, unterlag seine gesamte Tätigkeit der Geheimhaltung.
Filme des Bufa (Auswahl)
Der Feldarzt (1917)
Jan Vermeulen, der Müller aus Flandern (1917)
Unsere Helden an der Somme (1917)
Der papierene Peter (1917)
Der magische Gürtel (1917)
Dem Licht entgegen (1917/18)
Kinderhände (1918)
Gründung der Ufa
Das Bufa wurde am 4. Juli 1917 durch Erich Ludendorff in die Universum Film AG (UFA) umgewandelt, aus der nach Ende des Zweiten Weltkrieges - neben einer Reihe westdeutscher Privatfirmen - wiederum die DEFA hervorging.
Propagandastellen anderer Länder
In Österreich war während des Ersten Weltkrieges das Kriegspressequartier für die Bild- und Filmpropaganda zuständig, in Frankreich das Maison de la Presse, in Großbritannien das War Propaganda Bureau und in den USA das Committee on Public Information.
Udine (furlanisch Udin, slowenisch Videm, deutsch veraltet: Weiden in Friaul) ist eine Stadt in der Region Friaul-Julisch Venetien im Nordosten Italiens und mit 96.588 Einwohnern (Stand am 31. Mai 2005) die zweitgrößte der Region. Die Stadt liegt auf 46,07° n.B. und 13,24° ö.L. zwischen den Alpen und der Adria, nur 20 Kilometer von der slowenischen Grenze entfernt. Udine ist die wichtigste Stadt der historischen Landschaft Friaul und Hauptstadt der Provinz Udine.
Geschichte
Erstmalig erwähnt wurde die Stadt im Jahr 983 in einer von Kaiser Otto II. verbrieften Urkunde, archäologische Funde jedoch weisen auf ein wesentlich höheres Alter hin. Zu jener Zeit waren Städte mit Stadtmauern befestigt; im Fall von Udine wurden sie im Laufe der Jahrhunderte fünfmal erweitert, um der wachsenden Bevölkerung mehr Platz zu geben. Zur fünften und letzten Mauer, welche die Stadt fast kreisförmig umlief, gehört der Turm der Porta Aquileia. In der Via Mercatovecchio entstand der erste Markt, der im Jahre 1223 von dem Patriarchen Berthold von Andechs dem damals mittelalterlichen Flecken gewährt wurde. „Die Marktfreiheit zusammen mit der (1248 gewährten) Steuerfreiheit zogen viele Freie an, welche so d.h. Bürger von Udine wurden, neue Häuser errichteten, den von Mauern umgebenen Flecken vergrößerten und zur Stadt machten“. Der Ort gelangte erst im 14. Jahrhundert zu einiger Bedeutung. 1420 fiel Friaul unter die Herrschaft Venedigs. Im 17. und 18. Jahrhundert eiferten einheimische Adelsfamilien mit den reichen Patriarchen in einem kostspieligen Wettstreit um die prachtvollsten Paläste. So kam auch Giovanni Battista Tiepolo (1696-1770) von Venedig nach Udine, um die Ausschmückung der Palazzi vorzunehmen. Nach den Wirren der Napoleonischen Zeit kam es zum Risorgimento, der Wiederauferstehung des italienischen Staates.
Söhne und Töchter der Stadt
Afro Basaldella, italienischer Maler
Dino Basaldella, italienischer Maler
Mirko Basaldella, italienischer Maler
Giuseppe Battiston, italienischer Schauspieler
Viktor Dankl, K.K. Generaloberst im Ersten Weltkrieg
Luigi De Agostini, italienischer Fußballspieler
Tina Modotti, Fotografin
Giuseppe Virgili, italienischer Fußballspieler
Stadtmuseen
Schlosskomplex
Der Bogen spannt sich von einer Galerie antiker Kunst, einem Archäologiemuseum, über eine Galerie der Entwürfe und Drucke bis hin zum Friulanischen Museum der Fotografie.
Palazzo Valvason Morpurgo
Das Gebäude bewahrt die Archive von Architektur und Design auf, ist Gastgeber von Ausstellungen zur Thematik und nimmt sich im Speziellen der Welt Friulanischer Projekte an.
Kirchenmuseen
Die Kapelle Manin kann wochentags nach Voranmeldung besucht werden, das Diözesanmuseum und das Dommuseum zeigen weitere sakrale Kunstwerke.
Italienfront ist die deutsche Bezeichnung für die zwischen Italien und Österreich-Ungarn verlaufende Front des Ersten Weltkrieges.
Die Front verlief zwischen 1915 und 1917 vom Stilfser Joch an der Schweizer Grenze über den Ortler und den Adamello zum nördlichen Gardasee. Östlich der Etsch verlief die Front dann über den Pasubio und weiter auf die Sieben Gemeinden. Von dort aus bedrohte Österreich-Ungarn die italienischen Isonzoarmeen im Rücken, weswegen durchaus von einem Zweifrontenkrieg gesprochen werden kann.
Ausgangslage
Italien war vor Ausbruch des Ersten Weltkrieges im sogenannten Dreibund mit Österreich-Ungarn und Deutschland verbündet. 1914 weigerte sich Italien, auf der Seite der Mittelmächte in den Krieg einzutreten mit der Begründung, dass der Dreibund ein Defensivpakt sei. Es bestehe nur eine Bündnispflicht, wenn einer der Bündnispartner angegriffen würde, laut italienischer Ansicht hätten jedoch Deutschland und Österreich-Ungarn den Krieg begonnen und somit bestehe keine Bündnispflicht.
Der tatsächliche Grund war, dass die Entente von Beginn an Italien Versprechungen machte, welche den Bestrebungen der italienischen Irredenta entsprachen. In Friaul und Südtirol sowie im Trentino und in Triest lebten unterschiedlich starke italienische Minderheiten und die Entente versprach diese österreichischen Gebiete Italien im Falle eines Kriegseintrittes auf ihrer Seite. Österreich wies zwar darauf hin, dass mehr Italiener als Minderheit in Frankreich und in der Schweiz lebten, fand damit aber kein Gehör. Ein weiterer Grund dafür war wohl auch, dass Italien Österreich als den vermeintlich schwächeren Gegner betrachtete. So gab es Pläne im italienischen Generalstab, binnen vier Wochen bis nach Wien vorzurücken. Auch die italienische Wirtschaft hatte kein Interesse daran, an der Seite der Mittelmächte zu kämpfen. Die italienische Wirtschaft war sehr abhängig von Rohstoffimporten auf dem Seeweg, diese wären im Falle eines Krieges gegen die Entente blockiert worden.
Die italienische Bevölkerung war allerdings keineswegs kriegsbegeistert und musste mittels Propaganda erst motiviert werden. Hier tat sich vor allem der Dichter Gabriele d'Annunzio hervor, der es verstand, antiösterreichische Stimmung zu erzeugen. Auch General Luigi Cadorna gelang es, mit optimistischen Versprechungen und Prognosen das Parlament auf seine Seite zu ziehen.
Kriegshandlungen
Am 23. Mai 1915 trat Italien trotz des Bündnisses auf Seiten der Entente gegen Österreich-Ungarn in den Ersten Weltkrieg ein. Im Manifest vom 23. Mai 1915 An meine Völker! sagte dazu Kaiser Franz Josef: “Der König von Italien hat mir den Krieg erklärt. Ein Treubruch, dessengleichen die Geschichte nicht kennt, ist von dem Königreiche Italien an seinen beiden Verbündeten begangen worden.“ Italien verfügte bei Kriegsbeginn über ein Heer von 900.000 Mann, das sich in vier Armeen sowie die Karnische Gruppe gliederte. Oberbefehlshaber war General Luigi Cadorna. Der festgelegte Operationsplan sah vor, mit der 2. und 3. Armee über den Fluss Isonzo in Richtung Laibach vorzustoßen, um ein strategisches Zusammenwirken mit dem russischen und serbischen Heer zu ermöglichen. Die Karnische Gruppe sollte Richtung Villach in Kärnten vorstoßen, die 4. Armee Toblach angreifen. Die gegen Südtirol eingesetzte 1. Armee sollte sich defensiv verhalten. Bereits in den ersten Wochen zeigte sich, dass die geplanten Operationsziele völlig unrealistisch waren.
Bis Oktober 1917 lief die Front in nördlicher Richtung durch die Dolomiten und dann in östlicher Richtung durch die Karnischen Alpen. In den Julischen Alpen verlief sie im Wesentlichen entlang der heutigen italienisch-slowenischen Grenze und am Isonzo entlang nach Süden. Südlich von Görz fanden etliche Schlachten auf dem östlich des Isonzounterlaufes gelegenen Karstplateau statt (1.–12. Isonzoschlacht), von wo aus die italienische Armee in Richtung Triest und Laibach vorstoßen wollte. Die Frontlinie endete bei Duino an der Adria. Insgesamt handelte es sich um eine ca. 600 km lange Front (Luftlinie), die zwischen der Schweiz und der Adria in Form eines liegenden „S“ verlief. Der Großteil der Front lag im Hochgebirge, weswegen die genannten 600 km aus topografischen Gründen in Wirklichkeit um mehrere hundert Kilometer verlängert werden müssen.
Von Oktober 1917 bis Oktober 1918 verlief die Front nach der Schlacht von Karfreit (12. Isonzoschlacht) von der Hochfläche der Sieben Gemeinden über den Monte Grappa und im Tiefland am Piave entlang bis zur Adria.
An der Italienfront fanden folgende größere Ereignisse statt:
der Gebirgskrieg 1915–1918
zwölf Isonzoschlachten
drei Piaveschlachten.
Die Zwölfte Isonzoschlacht oder auch Schlacht von Karfreit (dem heutigen Kobarid), italienisch Battaglia di Caporetto, ist die Bezeichnung der letzten Isonzoschlacht im Ersten Weltkrieg. Sie begann am 24. Oktober 1917 und endete als solche am 27. Oktober 1917, mit dem Erreichen des als Minimalziel festgesetzten Tagliamento. Die weiteren Ereignisse machen es jedoch erforderlich die untrennbar damit verbundenen Kampfhandlungen bis zum Übergang in den Stellungskrieg am Piave zu behandeln. Letzteres geschah nach dem Befehl zum Einstellen der Offensive am 3. Dezember 1917.
Ausgangslage
Im österreichisch-ungarischen Hauptquartier in Baden bei Wien war man zu der Erkenntnis gekommen, dass ein weiterer Angriff wie der vorangegegangene (Elfte Isonzoschlacht) nicht mehr würde abgewehrt werden können. Man war daher gezwungen zu reagieren und sah die einzige Möglichkeit darin, selbst zum Angriff überzugehen. Mit eigenen Kräften allein würde dieses Vorhaben jedoch nicht durchfürbar sein, weswegen man den deutschen Bündnispartner um Unterstützung bat. Obwohl der deutsche Chef des Generalstabes Generalfeldmarschall von Hindenburg und mit ihm sein „Erster Generalquartiermeister“ General der Infanterie Ludendorff den Schwerpunkt auf den Osten legen wollten, sahen sie ein, dass eine Entlastung Österreich-Ungarns notwendig sein würde. Als operatives Minimalziel war zunächst nur die Rückeroberung der verlorenen Gebiete bis zur Reichsgrenze und falls der Angriffsschwung ausreichen sollte, ein Vordringen bis zum Tagliamento vorgesehen. Die deutschen Truppen sollten spätestens nach dem Erreichen des Flusses wieder abgezogen werden.
Wortlaut des Operationsbefehls
BEFEHL
* Ziel der Operation ist, die Italiener über die Reichsgrenze und, wenn möglich über den Tagliamento zurückzuwerfen. Hierzu wird die ganze Heeresfront an einem noch zu bestimmenden Tage gleichzeitig die Offensive ergreifen.
* Der deutschen 14. Armee wird die Aufgabe zufallen, die feindliche Front im Raume der Jeza-Höhe westlich Tolmein zu durchbrechen, dann zunächst die Linie: Höhen nördlich Cividale - Reichsgrenze nordwestlich der Korada zu gewinnen. Die Armee wird ferner dem rechten Flügel der 2. Isonzo-Armee das Überschreiten des Isonzo zu erleichtern haben.
* Dem Korps Krauß (k.u.k. I. Korps) wird obliegen, aus dem jetzigen Raum der k.u.k. 93. Infanterie-Truppendivision (bei Flitsch) vorbrechend, die rechte Flanke der 14. Armee zu decken.
* Die 2. Isonzo-Armee wird, den Nordflügel stark haltend, den Angriff gleichzeitig mit der 14. Armee aufnehmen und vorerst die Reichsgrenze nordwestlich Korada - Mt. Santo zu erreichen haben.
* Die 1. Isonzo-Armee wird zunächst durch kräftiges Anfassen möglichst starke feindliche Kräfte zu binden, bzw. auf sich zu ziehen haben.
* Als Angriffstag wird vorläufig der 22. Oktober in Aussicht genommen.
Kdo. der Südwestfront
Truppen
Neu aufgestellt wurde für diesen Zweck die 14. Armee, ein zunächst rein deutscher, später ein gemischter deutsch-österreich-ungarischer Verband unter dem Kommando von General der Infanterie Otto von Below, die den Hauptstoß (dieser zielte auf die linke Schulter der italienischen 2. Armee) führen sollte. Österreich-Ungarn zog die bisherige 1. und 2. Isonzoarmee zur „Heeresgruppe Boroëvić“ am linken Flügel zusammen und setzte zur Unterstützung die 10. (k.u.k) Armee unter dem Kommando von Feldmarschall Freiherr von Krobatin aus den Karnischen Alpen von Norden gegen die italienische Flanke an. Im Verlauf der Kampfhandlungen griff dann auch noch die 11. (k.u.k) Armee unter Feldmarschall Franz Conrad von Hötzendorf aus Tirol her ein.
An Verbänden standen sich 41 italienische Divisionen mit 3626 Geschützen und 34 Divisionen der Verbündeten mit 3302 Geschützen gegenüber.
Beteiligte Großverbände
I. II.
10. Armee (Österreich-Ungarn) unter Feldmarschall Freiherr von Krobatin
14. Armee (Deutsches Reich) unter General der Infanterie Otto von Below
Heeresgruppe Boroëvić (Österreich-Ungarn) unter Generaloberst Boroëvić
11. Armee (Österreich-Ungarn) unter Feldmarschall Franz Conrad von Hötzendorf 1. Amee - General Brusati
2. Armee - General Capello
3. Armee - General Herzog von Aosta
4. Armee - General Giardino
Bereitstellungen der 14. Armee
Links:
„Gruppe Scotti“ mit 1. (k.u.k.) InfTrpDiv bei Selo, dahinter 5. (d) InfDiv
„Gruppe Berrer“ mit 200 (d) InfDiv im Südteil des Tolmeiner Brückenkopfes, dahinter die 26. (d) InfDiv
Mitte:
„Gruppe Stein“ (kgl. bay. III. Korps) mit Alpenkorps im Nordteil des Brückenkopfes, 12. (d) InfDiv nördl. Tolmein, 50. (k.u.k.) InfTrpDiv bis zum Krn. Hinter dem Alpenkorps östl. Sela die 117. (d) InfDiv
Rechts:
Gruppe Krauß: (I. k.u.k. Korps) mit 55. (k.u.k.) InfTrpDiv bis zum Becken von Flitsch, 22. (k.u.k.) SchtzDiv im Becken von Flitsch, k.u.k. Edelweißdivision bis zum Rombon. Dahinter nordöstlich Soca die Deutsche Jägerdivision.
Armeereserven:
Hinter dem linken Flügel in der Tiefe: 13. (k.u.k.) SchtzDiv, 4. (k.u.k.) InfTrpDiv und 33. (k.u.k.) InfTrpDiv
Angriffsrichtungen
„Gruppe Scotti“: Globocak - Tribil - Castel del Monte
„Gruppe Berrer“: Monte Hum - Monte San Martino - Cividale
„Gruppe Stein“:
linker Flügel: Jeza - Kolowratrücke - Monte Matajur - Natisonetal
rechter Flügel: Idersko - Karfreit - Monte Mia - Monte Juanes - Monte Madlessena
„Gruppe Krauß“:
Hauptstoß im Tal von Flitsch über Saga auf den Stol
linker Flügel 55. (k.u.k.) InfTrp: Vrsic - Ravna - Starosela
alle Kräfte dann: Monteaperta - Monte le Zuffine
Nördliche Nebenkolonne im Gebirge: Prevalascharte - Neveasattel - Resiutta - Venzone
Die Italienischen Streitkräfte standen:
2. Armee: Vom Rombon bei Flitsch bis zur Wippach bei Görz (28 Divisionen)
3. Armee: Von der Wippach bei Görz über die südliche Karsthochfläche bis zum Meer (13 Divisionen)
Lageentwicklung bis zum 24. Oktober 1917
Obwohl der Angriffszeitpunkt von zwei übergelaufenen tschechischen und rumänischen Offizieren verraten worden war und auch die italienische Feindaufklärung bereits früher entsprechende Meldungen an die Heeresleitung weitergegeben hatte, konnte man sich auf italienischer Seite nicht rechtzeitig zu wirksamen Gegenmaßnahmen entschließen. Ein Untersuchungsausschuss unter Vorsitz von General Caneva stellte nach dem Krieg fest, dass die Evindenz folgende Erkenntnisse gewonnen und gemeldet habe:
14. September 1917: Sperrung der Österreichisch-Schweizer Grenze, Anwesenheit einer deutschen Division in Südtirol, Abzug Österreich-Ungarischer Truppenteile aus Südtrol und Verlegung an andere Fronten, Verlegung von etwa 15 Österreich-Ungarischen Divisionen von der russischen Front nach Kärnten und Krain
30. September 1917: Deutsche Offiziere erscheinen in größerer Zahl an der Front bei Tolmein, deutsche Truppen treffen in Grahovo ein
2. Oktober 1917: eine Österreich-Ungarische Division wird in das Baca-Tal verlegt, die 12. deutsche Infanterie-Division wird aus dem Elsaß nach Kärnten verlegt, deutsche Truppen erscheinen in Villach
3. Oktober 1917: an der Front bei Tolmein trifft deutsche Infanterie und Artillerie ein
18. Oktober 1917: umfangreiche Truppenbewegungen von Villach nach Laibach
General Cadorna war jedoch der Meinung, die Stellungen seien stark genug, um die Angreifer lange genug aufzuhalten bis Verstärkungen herangeführt seien. Aus diesem Grund unternahm er nichts gravierendes, es wurden lediglich Hindernisse ausgebaut, sowie die Artillerie etwas verstärkt und einige Bersaglieri und Alpini Kompanien in die betroffenen Abschnitte gelegt.
Durch die nun folgenden Ereignisse sah sich die 4. italienische Armee, die westlich der Linie Feltre - Belluno - Pieve stand und die Front nach Tirol hielt, plötzlich massiv im Rücken bedroht und war letztendlich gezwungen sich schnellstens aus den Höhenstellungen der Dolomiten zurückzuziehen.
Chronologischer Ablauf der Ereignisse der Schlacht
24. Oktober 1917
Von dem um 02.00 Uhr einsetzenden Artillerieschlag der Verbündeten wurden die italienischen Truppen völlig überrascht. Der hohe Anteil an Gasgranaten, sowie die, von den italienischen Soldaten auf ihrer Seite bisher nicht gekannt Intensität des Artilleriefeuers, führten unverzüglich nicht nur zu starken Verlusten in den viel zu dicht belegten vordersten Gräben, sondern auch zu ersten Auflösungserscheinungen. Der besonders angegriffene rechte Abschnitt der 2. (it) Armee gab fast sofort nach und begann die dadurch entstandenen und in der Luft hängenden Flügel mitzureissen. Aus diesem Grund konnten bereits am Morgen des gleichen Tages im Raum Flitsch und Tolmein tiefe Einbrüche erzielt und eine nicht erwartete Anzahl an Gefangenen gemacht werden. Der 12. (d) InfDiv war es bis zum Abend gelungen, 27 Kilometer zu überwinden und bis nahe Robic an der Landesgrenze vorzustoßen.
25. Oktober 1917
Trotz der numerischen Überlegenheit der italienischen Infanterie und Artillerie ermöglichte das beginnende Chaos und letztendlich der falsche und zu späte Einsatz der Reserven den Erfolg der Verbündeten. Es standen zwar italienischerseits 144 Infanteriebataillone als Reserven zur Verfügung, diese waren jedoch nicht sofort verfügbar, sondern weit verstreut im Bereich der Ebene südlich des Gebirges zwischen Civedale, Palmanova und dem Isonzo disloziert. Sie wurden überstürtzt und ohne Plan den Angreifern entgegengeworfen und aufgerieben. Am Abend dieses Tages war das vordere italienische Stellungsstem, sowie der Monte Stol genommen.
Die südlich bis zur Adria operierende 3. (it) Armee begann an diesem Tag ebenfalls zu weichen, da ihre linke Flanke in der Luft hing und die Gefahr einer Einkesselung immer drohender wurde. Große Teile wurden in die Panik mit hineingezogen und vergößerten das Chaos noch.
Die auf den Karnischen Alpen stehenden Teile der 2. (it) Armee begannen ebenfalls zu weichen. Einerseits dem Druck der 10. (k.u.k.) Armee nachgebend, andererseits um nicht durch die vorwärtsdrängenden Teile der 14. (d/ö) Armee abgeschnitten zu werden.
Obwohl die Führung der 14. (d/ö) Armee von Anfang an bestrebt war, den Angriff über das ursprünglich fixierte Nahziel (Görz und die Reichsgrenze) hinaus weiterzutragen wurde man doch von den bisherigen Ergebnissen überrascht. Das Kommando der k.u.k. Südwestfront befahl nach den bisherigen Ergebnissen dann jedoch unverzüglich die Verfolgung zunächst bis an den Tagliamento und setzte diesen als vorläufiges operatives Ziel fest.
26. Oktober 1917
Nach der Erstürmung des Monte Matajur, Monte Hum und Globocak war die zweite italienische Stellung überwunden. Die dritte Stellung war praktisch nicht mehr vorhanden, der operativen Durchbruch somit gelungen.
Der beginnende Druck machte sich im Bereich vor der 1. (k.u.k.) Isonzoarmee bemerkbar. Auch hier wichen die Italiener zurück. Am Abend dieses Tages hatte die 2. (k.u.k.) Isonzoarmee den Isonzo erreicht. Lediglich der rechte Flügel der Armee kam im Rombon-Gebiet wegen des schwierigen Geländes und sehr schlechten Wetters langsamer vorwärts. Auch war hier der Widerstand erheblich stärker als in den übrigen Frontabschnitten.
27. Oktober 1917
Görz fiel ohne Widerstand an die österreichisch-ungarischen Truppen, womit das ursprünglich vorgegebene Minimalziel bereits erreicht war. Die 14. (d/ö) Armee traf auf die Ebene und begann mit der Verfolgung der 2. (it.) Armee. Zu diesem Zeitpunkt bestand diese nur noch aus einem Konglomerat von hastig zurückfluteten Truppenteilen, die von den Angreifern oftmals überflügelt und zu tausenden gefangengenommen wurden. Bis dahin hatte die italienische Armee bereits etwa 200.000 Gefangene und eine ungeheure Menge an Kriegsgerät verloren.
Als sich abzuzeichenen begann, dass man die Operation über den Tagliamento hinaus würde fortführen können, begann man die die Ziele weiter zu stecken. Die Truppen wurden angewiesen sich der Brücken über den Fluss zu bemächtigen, bevor sie zerstört werden konnten. Es galt die Masse der italienischen Isonzo Armeen vor oder hinter dem Fluss einzuholen und zu vernichten. Dazu erließ der der General von Below den folgenden Armeebefehl:
A.H.Qu. 27. Oktober 1917 10° Abends
Armeebefehl
1.Tagliamento-Brücken bei Ragogna-Dignano-Codroipo gewinnen, ehe sie der Feind zerstört
2.Gefechtsstreifen:
- Krauß links:Colloredo (ausschl.) - Daniele Süd (einschl.) - Vacile (einschl.)
- Stein links: Plaino (einschl.) - Silvella - (einschl.) - Gradiska (einschl.)
- Scotti links: Eisenbahn Udine -- Codroipo - (einschl.) - Casarsa - (einschl.)
3. A.O.K. am 28.10. Kneza, am 29.10. Karfreit.
Höchstkdo. Krainburg
Der italienische Generalstabschef, General Cadorna erließ den allgemeinen Rückzugsbefehl für das italienische Isonzo-Heer. Er selbst verließ sein Hauptqaurtier in Udine am Nachmittag. Die Zivilbevölkerung begann ebenfalls die Stadt zu verlassen und das Durcheinander auf den Rückzugsstrassen noch zu vergrößern.
Ablauf der folgenden Ereignisse vom 28. Oktober bis zum 11. November
28. Oktober
Am Abend begann der Angriff der 10. (k.u.k) Armee in die linke Flanke der 2. (it) Armee. Der Große Pal östlich des Plöcken Passes und Pontebba werden erobert. Die 2. (k.u.k.) Isonzo-Armee erreicht die Linie Prepotto - Cormòns, die 1. (k.u.k.) Isonzo-Armee den Unterlauf des Isonzo.
Zwischen dem Meer und Kärnten befanden sich die gesamten italienischen Streitkräfte auf dem Rückzug. Um 10.00 Uhr hatten die letzten Nachuten unbehelligt den Isonzo überschritten. Die 3. (it) Armee zog sich auf die Höhe von Palmanova zurück, stark behindert durch etwa 250.000 Versprengte der 2. (it) Armee und unzählige zivile Flüchtlinge.
Am Tagliamento waren bedingt durch das Hochwasser mehrere Kriegsbrücken zerstört und weggerissen worden. Die zurückflutenten Truppenteile der 2. (it) und 3. (it) Armee konzentrierten sich daher in zwei Flügeln auf die Brücke von Pinzano im Norden und die von Codroipo im Süden. In dieses Vakuum zwischen den beiden Flüchtlingsströmen stießen die Spitzen der 14. (d/ö) Armee und standen bei Rivis kurz vor dem Tagliamanto.
Udine wurde an diesem Tag von der 29. (d) Infanteriedivision eingenommen.
Das Wetter war an diesem Tag geprägt von ungewöhnlich starken Regenfällen, die ein kämpfendes Vorwärtskommen stark erschwerten. Dazu kamen die bereits vorher hochgehenden Flüsse und Bäche, deren Pegel dadurch noch weiter anschwoll. Den abziehenden Italienern standen genügend feste Brücken zur Verfügung, die sie jedoch hinter sich weitgehend zerstörten, sodass die Verfolger auf Kriegsbrücken und die nicht gänzlich zerstörten Festbrücken angewiesen waren. Erstere mußten allerding zuerst gebaut, letztere instandgesetzt werrden.
Bei Salt konnte die feste Brücke über den Torrente Torre im brauchbaren Zustand eingenommen und das Gewässer vom (d) Reserve Jäger Bataillon Nr. 18 überquert werden.
Des weiteren fanden Kämpfe im Rombon - Gebiet und Resia Tal statt.
29. Oktober
Die Armeestäbe befanden sich ab diesem Tag in Krainburg (14. (d) Armee), Tarvis (10. (k.u.k.) Armee), Ober-Loitsch (2. (k.u.k.) Isonzo Armee), Sana (1. (k.u.k.) Isonzo-Armee), Adelsberg (Hgrp. Boroevic) und in Marburg a.d.Drau das Kdo k.u.k. Südwestftont.
Die 14. (d/ö) Armee erreichte mit Masse den Tagliamento, der weitere Vormarsch verzögerte sich jedoch zunächst, da die Truppen der Verbündeten umgruppiert und geordnet werden mussten. Die k.u.k Verbände des linken Abschnitts (1. (k.u.k.) und 2. (k.u.k.) Isonzo Armee) hingen noch zurück. Die 1. (k.u.k.) Isonzo-Armee hatte Schwierigkeiten bei der Überwindung des Isonzo. Die Funktelegraphische Verbindung war wegen ungünstiger Witterungseinflüsse unterbrochen, man war sich im Hauptquartier der 14. (d/ö) Armee zu diesem Zeitpunkt über die Lage dieser Verbände im unklaren. Die 2. (k.u.k.) Isonzo-Armee konnte mit ihrem rechten Flügel Anschluss an die 14. (d/ö) Armee finden. Die 10. (k.u.k.) Armee erreichte die Linie Forni Avoltri - Rigolata - Paluzza - Paidaro - Moggio - Udinese.
Generalleutnant Albert von Berrer war an diesem Tag gefallen, den Befehl über die „Gruppe Berrer“ übernahm Generalleutnant Eberhard von Hofacker.
Die 22. (k.k.) Schützendivision erhielt den Befehl bei Tarcento eine Kriegsbrücke über den „Torrente Torre“ zu schlagen. Nach der Fertigstellung gelangte noch während des Vormittags die 43. (k.k.) Schützenbrigade auf das westliche Ufer und besetzte Tarcento.
Am Abend war das Panzerwerk „Chiusaforte“ im Raccolanatal durch das k.u.k. Feldjägerbtaillon Nr. 30 eingenommen worden.
Die 200. (d) InfDiv eroberte bei Bonzicco einen Brückenkopf
Die 7. (k.u.k.) Gebrigsbrigade rückt über die nicht vollständig gesprengte Brücke von Firmano vor und erreichte ohne Feindberührung das Gebiet um San Gottardo - La Buse dai Veris - Laipacco. In der irrigen Annahme, diese Brücke sei nicht mehr passierbar bog die 22. (k.k.) Gebirgsbrigade über Cividale in den Raum Remanzacco - Selvis - Orzano ab. Auch diese Brigade hatte keinen Feindkontakt.
Die 3. (it) Armee begann mit dem XXIII. (it) und dem XIII. (it) Korps im südlichen Bereich mit dem Übergang über den Tagliamento. Am nördlichen Flügel vermengte sich der Rückzug stark mit den ohne Ordnung zurückflutenden Teilen der 2. (it) Armee, was hier teilweise zu chaotischen Zuständen führte.
30. Oktober
Der linke Flügel der 14. (d/ö) Armee schwenkte nach Südwesten ab und griff bei Codroipo und östlich davon an, um die italienischen Truppen vor dem Tagliamento abzuschneiden. Als Folge dessen wurde die Brücke bei Codroipo gegen 14:30 Uhr gesprengt. Dadurch gerieten über 60.000 Mann des II., VI., XXIV. und XXVII. Korps der 2. (it) Armee, sowie des V. und IX. Korps der 3. (it) Armee in Gefangenschaft. Die hier diszipliniert zurückmarschierenden Truppenteile der 2. (it) Armee konnten rechtzeitig nach Süden ausweichen und zusammen mit den Resten der 3. (it) Armee (die alles schwere Gerät bereits vor Ort zurückgelassen hatte) bei Madrisio und Latisana ungehindert den Fluss überschreiten.
Als Folge der nicht mit der Führung der 2. (k.u.k) Isonzo-Armee abgesprochenen Linksschwenkung der 14. (d/ö) Armee kam es dazu, dass sich die beiden Truppenkörper im Vormarsch kreuzten, was einerseits zu Problemen vor Ort als auch zu Unstimmigkeiten auf der Kommandoebene führte.
Bei der 10. (k.u.k.) Armee erreicht die 22. (k.k.) Schützendivision Gemona. Dort wurde ein, sich aus dem Gebirge zurückziehendes Alpinibataillon gefangengenommen. Die Sperrwerke von Osoppo und Ospedaletto waren bereits verlassen und wurden besetzt. Spitzen der Division erreichten den Tagliamento, auf dessen gegenüberliegenden Ufer die Ortschaften Bordano, Braulins, Trasaghis und Peonis noch von italienischen Truppen besetzt waren.
Für die Gruppe Stein wurde die Verfolgung der zurückweichenden Italiener in südwestlicher Richtung befohlen.
Die (k.u.k.) 50. InfTrpDiv und die (d) 12. InfDiv griffen die italienischen Stellungen auf dem Monte Ragogna an
Der Ort Pozzuolo wurde von der 10. (k.u.k.) Gebirgsbrigade eingenommen.
31. Oktober 1917
Die 10. (k.u.k.) Armee war auf ganzer Breite bis zum Plöckenpass auf dem Vormarsch. Italienische Truppen begannen bereits bis hinauf nach Cortina d'Ampezzo ihr stationäres Gerät abzubauen und zurückzuschaffen. Auf Seiten der Verbündeten schloss man hieraus, dass die Italiener nicht beabsichtigten am Tagliamento stehen zu bleiben, sondern erst am Piave eine neue Front zu errichten.
Am Spätabend dieses Tages stellte sich die Situation am linken Flügel der 14. (d/ö) Armee folgendermaßen dar:
Das Alpenkorps stand östlich Dignano mit der Absicht den Übergang über den Tagliamento zu erzwingen. Dazu stand eine große Menge an erbeutetem Brückengerät zur Verfügung.
Die 200.(d) InfDiv befand sich bei San Odorico und östlich davon
Die 26. (d) InfDiv hatte Condroipo eingenommen und versuchte die Brücken (eine Eisenbahnrücke, eine Holzbrücke und eine Kriegsbrücke) intakt in die Hände zu bekommen.
Die 5. (d) InfDiv kämpfte in der Linie Rivolto-Galleriano-Sclaunico. Die Artillerie litt hier bereits unter Munitionsmangel.
Die 117. (d) InfDiv Stand mit Teilen bei Pasian di Prato, bei Pozzuolo und in Udine
Die (k.u.k.) 1. InfTrpDiv bei Udine und in Mortigliano
Die 28. (k.u.k) InfTrpDiv mit Teilen zwischen Pozzuolo und Udine
Die 57. (k.u.k) InfTrpDiv mit Teilen zwischen Pozzuolo und Udine
Die 15. (k.u.k.) Gebirgsbrigade erhielt den Befehl, den Monte Ragnogna einzunehmen. Dieser Berg beherrschte die Brücken von Cornino und San Pietro und musste unbedingt erobert werden. (Was aber an diesem Tage nicht mehr gelang.) Danach sollte die 5. (k.u.k.) Gebirgsbrigade den Tagliamento auf der Brücke von Cornino überschreiten und auf Pinzano vorstoßen.
Im Bereich der 3. (it) Armee befanden sich zu diesem Zeitpunkt nur noch vier Infanteriebrigaden als Nachhuten auf dem östlichen Ufer des Tagliamento. Sechs Infanteriebrigaden hatten sich in völliger Ordnung über den Fluss zurückgezogen. Noch warteten dagegen die Teile der 2. (it) Armee mit den Resten des II., VI. und XXIV. Korps auf eine Möglichkeit zum Übergang.
Wegen unzureichender Absprachen gerieten wieder Teile der 14. (d/ö) Armee und der 2. (k.u.k.) Isonzo-Armee ineinander
Gegen 17.00 Uhr erreichten die 60. (k.u.k.) InfTrpDiv von Süden und die 5. (d) InfDiv von Norden den Ort Roveredo.
Zu nennenswerten Kämpfen kam es an diesem Tag lediglich östlich von Latisana, wo die deutsch/österreichischen Kräfte starken Druck auf die zurückweichenden Italiener ausübten.
1. November 1917
Die Truppen der Verbündeten versuchten an diesem Tag an mehreren Stellen vergeblich den Tagliamento zu überschreiten. Frühmorgens wurde die Tagliamentobrücke bei Cornino von italienischen Pionieren gesprengt. Die Sprengungen waren jedoch nur unvollständig, sodass es gelang ein Bataillon des (k.u.k.) InfRgt Nr. 30 auf die unter der Brücke liegenden Flussinsel vorzuschieben. Bedingt durch den starken Widerstand vom westlichen Ufer und den immer noch reißenden Fluss (obwohl er inzwischen um ca. 80 cm gefallen war) gelang zu diesem Zeitpunkt kein weiteres Vordringen.
Die von den Italienern nur unzureichend gesprengte Brücke bei Madrisio wurde instandgesetzt und würde in absehbarer Zeit wieder benutzbar sein.
Der Monte Ragogna wurde an diesem Tag eingenommen, die rückwärtige Bedrohung der Flussübergänge war somit ausgeschaltet.
Die gesprengte Brücke bei Pinzano war vorläufig nicht wieder herzustellen. Dieser Flussübergang fiel somit zunächst aus.
Die weniger schlagkräftige 10. (k.u.k) Armee rückte nur stockend vor und verhinderte dadurch zunächst die wichtige Wegnahme des Panzerwerks „Monte Festa“, das das für den Nachschub wichtige Fellatal sperrte. Daraufhin wurde umgruppiert und die 10. (k.u.k) Armee erhielt die (k.u.k.) Edelweiß-Division und die 22. (k.k.) Schützendivision zugeteilt.
Versuche der (d) Jägerdivision, den Fluss bei Braulins zu überqueren scheiterten am Feindwiderstand und der immer noch reißenden Strömung.
Den ganzen Tag über erfolgten Verschiebungen und Umgruppierungen, um die durcheinandergeratenen Truppenteile in ihre zugewiesenen Gefechtsabschnitte einzuweisen.
Nach hartnäckigem Widerstand im Häuserkampf erreichte die 10. (k.u.k.) InfTrpDiv in Latisana die (bereits gesprengten) Brücken.
2. November 1917
Auf dringliche Forderungen des AOK 14 begannen an diesem Tag die 50. (k.u.k.) InfTrpDiv und die 55. (k.u.k.) InfTrpDiv (General d. Inf. Krauß) mit Versuchen den Tagliamento zu überqueren.
Die 55. (k.u.k.) InfTrpDiv hatte hierzu bei Cornio, die 50. (k.u.k.) InfTrpDiv bei Pontaiba anzutreten. (Die hier stehende Holzbrücke war nur ungenügend zerstört und wieder begehbar zu machen.) Die 55. (k.u.k.) InfTrpDiv würde von den nachfolgenden 22. (k.k.) Schützendivision und der (k.u.k.) Edelweiß-Division unterstützt. Die (d) Jäger-Division sollte bei Braulins den Fluss überqueren und von dort aus die 55. (k.u.k.) InfTrpDiv unterstützen.
Nach mehreren missglückten Versuchen bei Codroipo und Madrisio gelang es dem IV. Bataillon des bosnisch-herzegowinischen Infanterieregiments Nr. 2 den Fluss gegen 18.00 Uhr auf einer wiederhergestellten Brücke zu überqueren und einen Brückenkopf zu bilden. Bis zum späten Abend hatte der Brückenkopf ausgeweitet werden können, musste sich aber die ganze Nacht über gegen starke italienische Gegenangriffe behaupten, die nur mit Mühe abgewiesen werden konnten.
Am oberen Tagliamento machte die 10. (k.u.k.) Armee erhebliche Fortschritte. Die 1. (k.u.k.) und die 2. (k.u.k.) Isonzo Armee waren den ganzen Tag mit dem Umgruppieren ihrer Verbände beschäftigt und traten dadurch zunächst auf der Stelle.
Der Versuch der 50. (k.u.k.) InfTrpDiv bei Pontaiba überzusetzen scheiterte an der Strömung, die den Bau von Schwimmbrücken nicht zuließ.
3. November 1917
Bis zum Abend waren die Umgruppierungen abgeschlossen. Neue Angriffe sollten jedoch erst nach dem Nachziehen der schweren Artillerie erfolgen. Desungeachtet brach am Morgen die 38. (k.u.k.) Infanteriebrigade unter ihrem Kommandanten Oberst Graf Zedtwitz aus dem Brückenkopf aus, drangen über den Torrento Pontaiba vor und besetzten den Monte Santos bei Manazzos. Die Übergangsstellen über den Tagliamento waren damit gesichert.
Die Feindaufklärung fing Telegramme von General Cadorna ab mit denen er, in völliger Unkenntnis der tatsächlichen Lage immer noch versuchte die Front am Tagliamento zu stabilisieren. An Truppen stand ihm im Zentrum lediglich noch das Korps des Generalleutnant di Giorgio, bestehend aus den Resten der 20. (it) InfDiv bei Ragogna und der 33. (it) InfDiv bei Pinzano zur Verfügung.
Der für diesen Zeitpunkt geplante Abzug von zunächst fünf deutschen Divisionen wurde zurückgestellt.
Die Versuche, den Tagaliamento bei Amaro, Venzone und Braulins zu überqueren, wurden von der Deutschen Jägerdivision ergebnislos abgebrochen. Sie erhielt nunmehr den Befehl, den Fluss bei Cornino zu passieren.
Die nach Norden zur Unterstützung der 10. (k.u.k.) Armee in Marsch gesetzte 22. (k.k.) Schützendivision wurde zurückgerufen um der 55. (k.u.k.) InfTrpDiv über den Tagliamento zu folgen.
4. November 1917
Im Laufe des Vormittags drangen die Verbündeten bis an den Torrente Arzino vor und besetzten die Brücken. Durch selbstständiges Vorgehen konnte auch der Torrente Pontaiba überschritten werden.
Der Kommandeur der 14. (d/ö) Armee, General d. Inf. von Below trug dem Oberbefehlshaber der k.u.k. Südwestfront, Erzherzog Eugen seine Absicht vor, das Operationsziel bis an die Etsch auszudehnen. Dieser hielt jedoch an der Piave als größtmöglicher Geländegewinn fest. Des weiteren wurde das Eingreifen der 11. (k.u.k.) Armee aus dem Trentino besprochen zu der von Below glaubte, größere Kräfte abgeben zu können. Von Below wollte möglichst bald von Belluno aus über das westliche Piaveufer vordringen um dann nach Süden abzudrehen, während gleichzeitig die 11. (k.u.k.) Armee Rückendeckung gewähren sollte. Gleichzeitig wurde eine eventuelle amphibische Landung hinter der Piavemündung besprochen. Nunmehriges Fernziel sollte die Etsch und Verona sein.
Der Versuch der 216. (d) InfBrig den Taglaimento bei Tolmezzo zu überschreiten scheiterte am Widerstand der auf dem Westufer stehenden 36. (it) InfDiv und 63. (it) InfDiv.
Abgefangene Funknachrichten des italienischen Oberkommandos sagten aus, dass die 4. (it) Armee den rechten Flügel der 14. (d) Armee aus Norden her anzugreifen habe.
Die 55. (k.u.k.) InfTrpDiv überquert den Taglaimento bei Cornino. Hinter ihr folgten Teile der (d) Jägerdivision mit dem Garde-Reserve-Jäger-Bataillon und dem Garde-Reserve-Schützen-Bataillon.
5. November 1917
Wohl auch durch den ständigen Rückgang des Hochwassers gelang es der 9. (k.u.k.) InfTrpDiv gegen 21:00 Uhr bei schwacher Abwehr den Tagliamento bei Cordroipo zu überqueren. Ab etwa 03:00 Uhr konnte dieser Brückenkopf ausgebaut und Verstärkungen nachgeführt werden. Ein großer Teil der hier das Westufer verteidigenden italienischen Soldaten wurde gefangengenommen.
Die 22. (k.k.) Schützendivision überquerte am Morgen bei Cornino den Tagliamento. In Treviso wurde das Haupquartier der „Gruppe Krauß“ eingerichtet.
Der bei Pinzano geschaffene Brückenkopf konnte durch die 12. (d) InfDiv und Teile der 50. (k.u.k.) InfTrpDiv nach Westen und Süden ausgweitet werden.
Von der 11. (k.u.k.) Armee wurde gemeldet, dass die Italiener das Gebiet der Drei Zinnen, der Tofana Gruppe mit Cortina d'Ampezzo sowie südlich von Arabba bis zum Rolle-Pass räumen würden.
Ein Befehl des Oberkommandos der Südwestfront verlangte die unausgesetzte Verfolgung über den Piave hinaus, sowie inzwischen die Brenta als operatives Ziel.
Von der Einkesselung bedrohte Teile der 4. (it) Armee setzten sich nach Südwesten in Bewegung und versuchten Anschluss an die zurückgehenden Verbände der 2. (it) Armee zu gewinnen. Die Deutsche Jägerdivision brachte diese Bewegung nach schweren Kämpfen bei Gerchia zum stehen.
Bis zum Abend befanden sich die italienischen Truppen der Dolomitenfront bis zum Colbricon auf dem völligen Rückzug. Österreich-Ungarische Truppen besetzten Cortina d'Ampezzo und Tredolo.
Die 1. (k.u.k.) und 2. (k.u.k.) Isonzo Armee überquerten den nur noch schwach verteidigten Tagliamento und erreichten die Linie Azzano Decimo - Villotta - Pramaggiore - Belflore - Lison.
6. November 1917
Der linke Flügel der 10. (k.u.k.) Armee setze die Verfolgung im Gebirge fort. Die 59. (k.u.k.) GebBrig und die 216. (k.u.k.) InfBrig erreichten Tramonti.
Die Deutsche Jägerdivision wehrte starke italienische Gegenagriffe im Raum Gerchia ab und griff dann ihrerseits die hier kämpfende 36. (it) InfDiv an. Bis zum Abend konnte bis in den Raum Pielungo - Palamagior und mit einzelnen Abteilungen bis Palazzo Ceonis vorgestoßen werden. An diesem Tag wurden etwa 4.000 Gefangene gemacht und eine große Menge an Material erbeutet.
Bei der „Gruppe Krauß“ erreichten die 55. (k.u.k.) und die 50. (k.u.k.) InfTrpDiv ihre Marschziele in Malnisio, bzw. Montereale ohne auf größeren Widerstand zu stoßen. Die 22. (k.k.) SchützenDiv erreichte Meduno und erhielt dort den Befehl über das Gebirge auf Belluno vorzugehen. Die 55. (k.u.k.) und die 50. (k.u.k.) InfTrpDiv erhielten den Auftrag entlang des Torrente Cellina den Vormarsch auf Vittorio fortzusetzen.
Die 12. (d) InfDiv setzte die Verfolgung fort und erreichte, in drei Kolonnen marschierend die Livenza-Übergänge bei Fiaschetti, Sacile und Carolana. Alle Brücken waren jedoch zerstört worden.
Die 13. (k.k.) SchützenDiv überschritt den Tagliamento und drang bis Vivaro vor.
Inzwischen waren die Truppen der italienischen Tirolfront bereits bis zum Valsugana zurückgewichen.
Das AOK 14 hatte jetzt vor, die sich vom Valsugana über das Grappa-Massiv zum Piave langsam bildende feindliche Front an der schwächsten Stelle zwischen Brenta und Piave anzugreifen und hier durchzustoßen.
Die 10. (k.u.k.) Armee rückte im Gebirge weiter vor, die 1. (k.u.k.) und 2. (k.u.k.) Isonzo-Armee erreichten in der Ebene die Livenza.
7. November 1917
Erste Meldungen über das Auftauchen von englischen und französischen Divisionen bei Conegliano und Treviso erreichten das AOK 14.
Die „Gruppe Krauß“ erhielt den Befehl noch vor der 10. (k.u.k) Armee bis Longarone und Belluno vorzudringen und den Angriff der 14 (d/ö) Armee auf den Piave durch einen Angriff auf Feltre zu unterstützen.
Die „Gruppe Scotti“ sollte am Gebirgsfuß gegen den Piave vorrücken.
Die italienische Tirolfront wich vor der nachdrängenden 11. (k.u.k.) Armee weiter zurück. Primör, das Cordevole- und Boite-Tal sowie Auronzo wurden eingenommen.
Das Panzerwerk „Monte Festa“ ergab sich, nachdem ein Ausbruchversuch der Besatzung gescheitert war.
Die Radfahr-Kompanie des (d) Reserve-Jäger-Bataillons Nr. 8 konnte bei einer eigenen Stärke von 60 Mann bei Tramonti ein 3.000 Mann starkes italienisches Infanterieregiment mit 22 Maschinengewehren und zwei Revolverkanonen gefangennehmen.
Die 117. (d) InfDiv erkämpfte sich gegen hinhaltenden Widerstand bei Brugnera den Übergang über die Livenza. Am Abend konnte auf dem westlichen Ufer ein Brückenkopf gebildet werden.
Die 1. (k.u.k.) und 2. (k.u.k.) Isonzo Armee überquerten die Livenza.
8. November 1917
Wegen des erwarteten heftigen Widerstandes hinter Vittorio wurden hier die Truppen durch das Nachziehen schwerer Artillerie, der 1. (k.u.k.) InfTrp Div und der 5. (d) InfDiv verstärkt.
Das I. (k.u.k.) Korps erhielt den Befehl, über Longarone - Belluno auf Feltre vorzugehen.
Die 15. (k.u.k.) GebBrig erreichte Vittorio und drang weiter nach Westen vor um möglichst eine oder mehrer Piavebrücken in die Hand zu bekommen. Der Vormarsch blieb jedoch bei Revine Lago stecken.
Südlich der (d/ö) 14 Armee erreichten die 1. (k.u.k.) und 2. (k.u.k.) Isonzo Armee den Monticano-Abschnitt
9. November 1917
Eine Kompanie des Württembergischen Gebirgsbataillons unter Oberleutnant Erwin Rommel und eine Kompanie des (k.k.) slowenischen Schützeregiments „Marburg“ Nr. 26 überquerten südlich Langarone den Piave auf einem Wehr und errichteten einen Brückenkopf auf dem westlichen Ufer. Der Kommandant der 22. (k.k.) Schützdivision, Generalmajor Müller, schob sofort Verstärkungen nach, sodass dieser Brückenkopf gegen italienische Angriffe gehalten werden konnte.
Die Spitzen der 10. (k.u.k.) Armee hatten inzwischen das östlich Piaveufer bei Codissaga (nördlich von Langarone) erreicht und schossen von dort auf die zusammengedrängten italienischen Truppen in der Stadt.
Die 55. (k.u.k.) InfTrpDiv trat um 07:00 Uhr von Vittorio aus den Vormarsch gegen Belluno an. Bei Fadalto blieb dieser jedoch zunächst vor einer italienischen Riegelstellung liegen und konnte auch bis zum Abend nicht fortgesetzt werden.
Die 117. (d) InfDiv erreichte mit Teilen gegen 15:00 Uhr den Piave und wurden vom gegenüberliegenden Ufer mit Artillerie beschossen. Die 200. (d) InfDiv überschritt als Armeereserve den Tagliamento bei Bonzicco und hielt zunächst im Raum Pordenone - Pozzo an. Die 1. (k.u.k.) InfTrpDiv verlegte in den Raum Flaibano - Plasencis, die 5. (d) InfDiv, sowie die 4. (k.u.k) und die 33. (k.u.k.) InfTrpDiv verblieben in ihren Verfügungsräumen westlich und östlich von Udine.
Im Bereich der „Heeresgruppe Conrad“ (11. (k.u.k.) Armee) räumten die Italiener ihre Stellungen im Raum Asiago. Nördlich des Valsugana zogen sie sich in den Bereich östlich Castello Tesino zurück.
Die 1. (k.u.k.) und 2. (k.u.k.) Isonzo Armee erreichte nach Kämpfen mit italienischen Nachhuten den Piave.
10. November 1917
Das Württembergische Gebirgsbataillon als Vorhut der 22. (k.k.) Schützendivision erreichte Belluno. Die Division selbst traf am Abend ebenfalls dort ein. Die Edelweiß-Division wurde nach Longarone beordert um dort den Rücken der 22. (k.k.) Schützedivision gegen aus dem Norden anrückende italienische Verbände zu decken.
Die 55. (k.u.k.) InfTrpDiv marschierte bis Castione gegenüber Belluno. Die Piavebrücken waren jedoch hier, bei Ponte nelle alpi und Cesana bereits gesprengt.Die 50. (k.u.k) InfTrpDiv gelangte bei Bas und San Vito an den Piave. Wegen der gesprengten Brücken und des heftigen Artillerifeuers unterblieb der Versuch den Fluss zu überqueren.
Bei Vidor versuchte die 12. (d) InfDiv den hier vorhandenen italienischen Brückenkopf einzudrücken und gleichzeitig mit Masse über die Brücke vorzudringen. Starke italienische Gegenwehr, unterstützt von massivem Artilleriefeuer verhinderte dieses Vorhaben. In der Nacht wurde der Brückenkopf jedoch aufgegeben und die Brücke gesprengt.
Die 13. (k.k.) Schützendivision erreichte bei Nervesa den Fluss und entwickelte sich in ganzer Breite auf dem östlichen Ufer. Dabei wurden auf der gegenüberliegenden Seite starke feindliche Kräfte und Feldbefestigungen erkannt. Auf Grund einlaufender Meldungen und sonstiger Informationen musste das Oberkommando zur Kenntnis nehmen, dass am Piave nun doch mit erheblichem Widerstand zu rechnen sein würde. Des weiteren drohte eine Überdehnung der Nachschublinien, da sich der letzte nutzbare Bahnhof in San Lucia bei Tolmein befand. Nichstdestoweniger stand die „Gruppe Krauß“ (noch vor den Einheiten der 10. (k.u.k.) Armee) auf beiden Seiten des Flusses und war bereit, flussabwärts die italienischen Stellungen flankierend aufzurollen. Allerdings befand sich südlich von Feltre das Grappa Massiv, was sich dann als unüberwindbares Hinernis herausstellen sollte. Die italienischen Einheiten hatten das Becken von Feltre bereits unter Zurücklassung nahezu der gesamten Ausrüstung geräumt und sich so der Umklammerung entzogen. Die nachdrängende (k.u.k.) 10. Armee unter Generaloberst von Krobatin und (k.u.k.) 11. Armee unter Feldmarschall Conrad von Hötzendorf durchbrachen die italienischen Sperrriegel bei Pieve di Cadore und im Val Sugana, kamen jedoch über die Linie Asiago - Monte Baldo nicht hinaus.
Der Mangel an Artilleriemunition bewog die Führung, von einem gewaltsamen Vordringen über den Piave auf breiter Front zunächst abzusehen.
11. November 1917
Am 11. November wurde an mehreren Stellen der Piave überschritten und auf dem westlichen Ufer Brückenköpfe eingerichtet. ein weiters vordringen war jedoch nicht mehr möglich.
Ausklingen der Offensive vom 12. November - 3. Dezember 1917
Insbesondere durch den Mangel an Artilleriemunition zur Unterstützung eines weiteren Angriffs über den Piave hinaus, kam die Offensive hier zum Stillstand. Es folgten bis Ende des Monats noch weitere verlustreiche Versuche das Grappa Massiv zu erobern, diese hatten jedoch gegen die stark ausgebauten Gebirgsstellungen keinen Erfolg. Auch die 11. (k.u.k.) Armee kam nicht weiter vorwärts. Beides wäre jedoch nötig gewesen, um die italienische Verteidigungsstellung am Piave vom Norden her zum Einsturz zu bringen und so Vicenza, Padua und letztendlich Venedig zu bedrohen. Es rächte sich jetzt, dass man nicht dem Vorschlag von Generalfeldmarschall von Hindenburg gefolgt war, der angeregt hatte durch Judikarien und am Gardasee entlang einen Stoß auf Brescia und Mailand zu führen.
Am 29. November 1917 entschloss sich das Oberkommando der Südwestfront zum Einstellen der Offensivbewegungen. Dieser Befehl wurde am 3. Dezember 1917 erlassen.Die Umstände sind bis heute nicht gänzlich geklärt, eine nicht unwesentliche Rolle dürfte jedoch die schlechte allgemeine Versorgungslage gespielt haben.
Die Brückenköpfe auf dem Westufer wurden aufgegeben, die k.u.k. Truppen zogen sich auf das Ostufer zurück und gingen in den Stellungskrieg über.
Der größte Teil der italienische Armee war zu diesem Zeitpunkt völlig demoralisiert und am Ende. Man hatte jedoch begonnen, am Piave frische Truppen eingesetzt die an dem vorhergegangenen Desaster nicht beteiligt waren und deren Widerstnd sich zusehends versteifte, je mehr sich die Front dem italienischen Kernland näherte.
Die sofort einsetzenden alliierten Verstärkungen und der Materialnachschub kamen zu diesem Zeitpunkt noch nicht zur Entfaltung. Mit Hilfe der USA konnten dann aber die existenzbedrohenden italienischen Materialverluste schnell wieder ausgeglichen werden. Am Korsett der englischen und französischen Unterstützungsdivisionen richtete man die Armee wieder auf.
Italienische Verluste
Die Angaben über die italienischen Verluste während der Zwölften Isonzoschlacht und den unmittelbar darauffolgenden Kämpfen differenzieren stark. Das ist hauptsächlich auf die massive Geschichtsklitterung der faschistischen Ära Mussolini zurückzuführen, als man aus Gründen des Nationalstolzes solche Ereignisse schönredete und eigene Erfolge wie die sog. Schlacht von Vittorio Veneto über Gebühr aufbauschte. Diese verfälschten Angaben findet man heute noch in diverser italienischer Literatur ebenso wie auf der it.wp. Auch gibt es manchmal Zahlen, die sich nur auf die 2. (it) Armee beziehen und die daher ebenfalls irreführend sind.
Die tatsächlichen italienischen Verluste von Menschen und Material wurden 1918 von einer Kommission des k.u.k. Evidenzbureaus unter der Leitung von Oberst Ritter von Pohl für den Zeitraum 20. Oktober 1917 bis 20. November 1917 wie folgt eruiert:
Personalverluste:
ca. 13.000 Gefallene
ca. 30.000 Verwundete
ca. 300.000 Versprengte
ca. 66.000 Deserteure
298.745 Gefangene + 6220 Überläufer
Gesamtverluste (wenn auch nur temporär)ca: 714.000 Mann. Das entsprach bei einer Truppenstärke von ca. 667.000 Mann bei der 2. (it) Armee und ca. 207.000 Mann bei der 3. (it) Armee einem Prozentsatz von 84 %
Materialverluste:
3152 Geschütze aller Kaliber
1732 Minenwerfer aller Kaliber
2899 Maschinengewehre
ca. 300.000 Gewehre
eine nicht mehr feststellbare Menge an Pionier, - und Traingerät, Kleidung und Ausrüstung, Munition, Verpflegung und Schlachtvieh
Politische Folgen
Die italienische Regierung überlegte im November bereits eine Umsiedlung nach Neapel, da sich westlich des Piave zunächst ein militärisches Vakuum aufgetan hatte und man das schlimmste befürchtete.
Erst die Niederlage von Caporetto bewog die italienische Politik von den Forderungen des Londoner Vertrags etwas abzugehen und eine Verständigung mit Serbien und dem Südslawischen Komitee unter Ante Trumbić zu suchen.
Die, im Abschnitt „Lageentwicklung bis zum 24. Oktober 1917“ erwähnte Untersuchungskommission, deckte schonungslos die Mängel auf die zu dieser Katastrophe geführt hatten und brachte teilweise erschreckendes Versagen in Organisation und Führung zum Vorschein.
Dem vormaligen Generalstabschef Luigi Cadorna wurde im Jahre 1919 vom Parlament sein Rang kassiert und die Bezüge gestrichen.
Sonstiges
Der Roman von Ernest Hemingway A Farewell to Arms (deutsch In einem andern Land), in dem er seine persönlichen Erlebnisse mit verarbeitet, spielt vor dem Hintergrund der Schlacht von Karfreit.
Erwin Rommel nahm als Oberleutnant im württembergischen Gebirgsbataillon an der Schlacht teil und spielte eine wichtige Rolle durch die Eroberung des Monte Matajur. Für seine Leistungen erhielt er den Orden Pour le Mérite verliehen.
Fazit
Die Zwölfte Isonzoschlacht war keinesfalls als Durchbruchschlacht geplant, sondern sollte lediglich der Entlastung der äußerst bedrängten Isonzofront dienen. Bei anderer Vorbereitung und mehr Ressourcen wäre es vielleicht möglich gewesen, die Zangenbewegung aus dem Trentino nach Süden zu vollenden um damit auch die 4. italienische Armee zu vernichten, was für Italien die endgültige Niederlage bedeutet hätte. Die österreichisch-ungarische Führung war von dem anfänglichen Erfolg völlig überrascht worden. Im großen und Ganzen gesehen hat man strategisch versagt (wie bereits 1916 bei der Südtiroloffensive), als man in Deutschland die ungeheuere Tragweite eines Durchbruchs nach Venetien nicht sehen wollte und statt dessen seine Kräfte bei Verdun vergeudete. Man war wieder einmal nicht Willens oder in der Lage gewesen, so etwas als möglich vorherzusehen und es dann vollständig auszunutzen.
Zur Unterstützung der italienischen Seite mussten mehrere britische und französische Divisionen nach Italien verlegt werden. So wurde ein Auseinanderfallen des italienischen Heeres und ein Ausscheiden Italiens aus dem Krieg verhindert. (hierzu vgl. „Erste Piaveschlacht“). In diesem Falle hätte die Entente nicht nur Russland, das in Folge der nach westlichem gregorianischem Kalender im November 1917 stattfindenden Oktoberrevolution aus dem Weltkrieg ausschied, sondern auch noch Italien verloren. „Caporetto“ wurde in Italien zum Synonym für eine „schwere Niederlage“. Benito Mussolini bezeichnete den gescheiterten Generalstreik in Italien 1922 als das „Caporetto des italienischen Sozialismus“.
Die Gebietsgewinne für die Mittelmächte gingen bis zum Kriegsende auf Grund der sich rapide verschlechternden militärischen Stärke wieder verloren.
Aufstellung 14. Armee und 2. (it) Armee
Deutschland/Österreich-Ungarn
14. Armee
Armeeoberkommando: General der Infanterie Otto von Below
Chef des Stabes: Generalleutnant Konrad Krafft von Dellmensingen
Höherer Artilleriekommandeur: Generalmajor Richard von Berendt
Stabssitz: Gorenji Log
I. k.u.k. Korps (Gruppe Krauß - General der Infanterie Alfred Krauß)
Stabssitz: Am Monte Nero (Krn)
33. k.u.k. Infanterie-Truppendivision (Edelweiß-Division)
22. k.u.k. Schützendivision
55. k.u.k. Infanterie-Truppendivision
Deutsche Jägerdivision
Kgl. Bay. III. Armeekorps (Gruppe Stein - Generalleutnant Hermann von Stein)
Stabssitz: Mengore
50. Infanterie-Truppendivision
12. (d) Infanteriedivision
117. (d) Infanteriedivisison
Deutsches Alpenkorps
LI. (d) Armeekorps (Gruppe Berrer - Generalleutnant Albert von Berrer)
Stabssitz: Santa Lucia d'Isonzo
26. (d) Infanteriedivision
200. (d) Infanteriedivision
XV. k.u.k. Korps (Gruppe Scotti - Feldmarschalleutnant Karl Scotti
Stabssitz: Santa Lucia d'Isonzo
1. k.u.k. Infanterie-Truppendivision
5. (d) Infanteriedivision
Armeereserve
4. k.u.k. Infanterie-Truppendivision (Feldmarschalleutnant Alfred Pfeffer von Ehrenstein)
13. k.u.k. Infanterie-Truppendivision (Feldmarschalleutnant von Kalser)
33. k.u.k. Infanterie-Truppendivision (Generalmajor Arthur Iwansky von Iwanina)
Der 14. Armee in der Folgezeit noch zugewiesene Großverbände
35. k.u.k. Infanterie-Truppendivision (Feldmarschalleutnant von Podhoransky)
94. k.u.k. Infanterie-Truppendivision (Feldmarschalleutnant Lawrowski)
Stärke:
98.400 Soldaten (nur Infanterie)
164 Bataillone (einschl. 65 deutsche)
1.759 Geschütze aller Kaliber
Italien
2ª ARMATA (2. Armee)
Comandante in capo: (Oberbefehlshaber) Generalleutnant Luigi Capello
Stabschef: Oberst Silvio Egidi
Stabssitz: Am Monte Rombon in Vipacco
Erste Linie:
IV Corpo d'armata (IV. Armeekorps) Generalleutnant Alberto Cavaciocchi
Stabssitz: Am Monte Rombon in Dolje
50ª Divisione (50. Infanteriedivision) Generalmajor Giovanni Arrighi
Brigata (Brigade) "Friuli" - 87. und 88. Infanterieregiment
Brigata "Foggia" - 280. Infanterieregiment
Battaglioni alpini (Alpinibataillone) "Borgo S. Dalmazio", "Dronero" und "Saluzzo"
2º Gruppo alpini - (2. Alpinigruppe) mit den Alpinibatillonen "Ceva", "Mondovì" und "Monviso"
43ª Divisione Generalleutnant Angelo Farisoglio
Brigata "Genova" und "Etna" - 223. Infanterieregiment
V raggruppamento alpini: 5º gruppo (5. Alpinigruppe) mit den Bataillonen "Albergian", "Chisone" und "Belluno")
9º reggimento bersaglieri (9. Bersaglieriregiment)
46ª Divisione Generalleutnant Giulio Amadei
Brigata "Caltanissetta" - 147. und 148. Infanterieregiment
Brigata "Alessandria" - 155. und 156. Infanterieregiment
Brigata "Etna" - 224. Infanterieregiment
2º reggimento bersaglieri (2. Bersaglieriregiment)
34ª Divisione, riserva di corpo d'armata (Korpsreserve)
Brigata "Foggia" (ohne 280. Infanterieregiment)
Battaglione alpini (Alpinibataillon) "Argentera".
XXVII Corpo d'armata (XXVII. Armeekorps) Generalleutnant Pietro Badoglio
Stabssitz: Breg
19ª Divisione - Generalmajor Giovanni Villani
Brigate "Napoli", "Taro" und "Spezia"
65ª Divisione - 274. Infanterieregiment, I. und II. Bataillon /275. Infanterieregiment
22ª Divisione - brigata (Brigade) "Pescara"
64ª Divisione - 276. Infanterieregiment, III. Btl /275. Infanterieregiment und II. Btl/208. Infanterieregiment
Riserva di corpo d'armata: (Korpsreserve)
X Gruppo Alpini: (X. Alpinigruppe) Bataillone "Vicenza", "Monte Berico", "Morbegno" und "Adige"
Brigata "Puglie" und brigata "Roma" (bereits in die Front eingeschoben)
XXIV Corpo d'armata (XXIV. Armeekorps) Generalleutnant Enrico Caviglia
Stabssitz: Breg al monte Zgorevnice
49ª Divisione - brigata "Lambro", "Sele" und "Ravenna" (am Morgen des 24. Oktober wurde die „brigata Lambro“ dem XIV Corpo d'armata zugewiesen und ersetzte dort die Brigade "Palermo")
68ª Divisione - brigata "Grosseto"
10ª Divisione - brigate "Verona" und "Campobasso"
II Corpo d'armata (II. Armeekorps) Generalmajor Alberico Albricci
Stabssitz: Zgorevnice al monte Sella di Dol
67ª Divisione - brigate "Cremona" und "Tortona"
44ª Divisione - brigate "Re" und "Brescia"
8ª Divisione - brigate "Udine" und "Forlì"
Riserva di corpo d'armata: (Korpsreserve) brigata "Aquila"
VI Corpo d'armata (VI. Armeekorps) Generalleutnant Giacomo Lombardi
Stabssitz: Sella di Dol a Borgo Carinzia (Gorizia)
66ª Divisione - brigate "Cuneo" ed "Abruzzi" (die brigata "Milano" war aus taktischen Gründen dem AOK direkt unterstellt)
24ª Divisione - brigate "Gaeta" ed "Emilia"
VIII Corpo d'armata (VIII. Armeekorps) Generalamajor Francesco Grazioli
Stabssitz: Borgo Carinzia (Gorizia) al Vipacco
48ª Divisione - brigate "Piemonte" und "Borgo Maurizio"
59ª Divisione - brigate "Pesaro" und "Modena"
7ª Divisione - brigate "Lucca" und "Bergamo"
Brigata "Sesia" in Görz (aus taktischen Gründen dem AOK direkt unterstellt)
Zweite Linie:
VII Corpo d'armata (VII. Armeekorps) Generalmajor Luigi Bongiovanni
Stabssitz: Zwischen dem Monte Matajur und dem Globočak
3ª Divisione - brigate "Elba" und "Arno"
62ª Divisione - brigata "Salerno" und IV brigata bersaglieri (IV. Bersaglieri Brigade)
Riserva di Corpo d'armata: (Korpsreserve) brigata "Firenze"
XIV Corpo d'armata (VII. Armeekorps) Generalleutnant Sagramoso - (Armeereserve)
Stabssitz: zwischen der Quelle des Judrio und demIsonzo
20ª Divisione brigate "Palermo" und "Livorno"
30ª Divisione brigate "Treviso" und "Girgenti"
XXVIII Corpo d'armata (XXVII.
Armeekorps) Generalmajor Saporiti - (Armeereserve)
Stabssitz: Im Judrio-Tal nördlich von Cormons
23ª Divisione - brigate "Messina", "Sassari", "Venezia" und "Avellino"
47ª Divisione I. und V. brigate bersaglieri
Brigata "Milano"
Riserve del Comando Supremo (Reserve des Oberkommandos)
60ª Divisione - brigate "Taranto" und "Ferrara" (bei VIII Corpo d'armata)
53ª Divisione - brigate "Vicenza" und "Potenza" (bei XIV Corpo d'armata)
13ª Divisione - brigate "Massa Carrara" und "Jonio" (bei XXVIII Corpo d'armata ausgenommen brigata "Teramo" )
Stärke der 2. Armee:
20.222 Offiziere
646.795 Unteroffiziere und Mannschaften
353 Infanteriebataillone (davon 17. Alpinibataillone und 24 Bersaglieribataillone
2430 Geschütze aller Kaliber.
Der Gebirgskrieg 1915–1918 im Ersten Weltkrieg war ein großangelegter Stellungskrieg in gebirgigem Gelände an der Grenze zwischen Österreich-Ungarn und Italien, und war als Gebirgskrieg in den Alpen in seiner Art einmalig.
Vorgeschichte: Italien war vor Ausbruch des Ersten Weltkrieges im sogenannten Dreibund mit Österreich-Ungarn und Deutschland verbündet. 1914 weigerte sich Italien, auf der Seite der Mittelmächte in den Krieg einzutreten. Als Grund führte Italien an, dass der Dreibund ein Defensivpakt sei. Es bestehe nur eine Bündnispflicht, wenn einer der Bündnispartner angegriffen würde, laut italienischer Ansicht hätten jedoch Deutschland und Österreich-Ungarn den Krieg begonnen und somit bestehe keine Bündnispflicht. Der eigentliche Grund war, dass die Entente von Beginn an Italien Versprechungen machte. In Friaul und Südtirol, sowie im Trentino und in Triest lebten unterschiedlich starke italienische Minderheiten und die Entente versprach diese österreichischen Gebiete Italien im Falle eines Kriegseintrittes auf ihrer Seite. Österreich wies zwar darauf hin, dass mehr Italiener als Minderheit in Frankreich und in der Schweiz lebten, fand damit aber kein Gehör. Ein weiterer Grund dafür war wohl auch, dass Italien Österreich als den vermeintlich schwächeren Gegner betrachtete. So gab es Pläne im italienischen Generalstab, binnen vier Wochen bis nach Wien vorzurücken. Auch die italienische Wirtschaft hatte kein Interesse daran, an der Seite der Mittelmächte zu kämpfen. Die italienische Wirtschaft war sehr abhängig von Rohstoffimporten auf dem Seeweg, diese wären im Falle eines Krieges gegen die Entente blockiert worden. Die italienische Bevölkerung war allerdings keineswegs kriegsbegeistert und musste mittels Propaganda erst motiviert werden. Hier tat sich vor allem der italienische Dichter Gabriele d'Annunzio hervor, der es verstand, antiösterreichische Stimmung zu erzeugen. Auch General Luigi Cadorna gelang es, mit optimistischen Versprechungen und Prognosen das italienische Parlament auf seine Seite zu ziehen. Am 23. Mai 1915 trat Italien trotz des Bündnisses auf Seiten der Entente gegen Österreich-Ungarn in den Ersten Weltkrieg ein. Italien verfügte bei Kriegsbeginn über ein Heer von 900.000 Mann, das sich in vier Armeen sowie die Karnische Gruppe gliederte. Oberbefehlshaber war General Luigi Cadorna. Der festgelegte Operationsplan sah vor, mit der 2. und 3. Armee über den Fluss Isonzo in Richtung Laibach vorzustoßen, um ein strategisches Zusammenwirken mit dem russischen und serbischen Heer zu ermöglichen. Die Karnische Gruppe sollte Richtung Villach in Kärnten vorstoßen, die 4. Armee Toblach angreifen. Die gegen Südtirol eingesetzte 1. Armee sollte sich defensiv verhalten. Bereits in den ersten Wochen zeigte sich, dass die geplanten Operationsziele völlig unrealistisch waren. General Cadorna war zwar ein gewandter Redner, sein militärisches Geschick stand jedoch in keiner Relation dazu. Die österreichische Grenze war zwar in Erwartung eines italienischen Kriegseintrittes gut befestigt worden, allerdings nur mit schwachen Landsturmeinheiten besetzt. Für manche Frontabschnitte waren zu Beginn überhaupt keine k.u.k. Truppen verfügbar. Hier marschierten Freiwillige nachts von Gipfel zu Gipfel und täuschten durch viele Fackeln eine stärkere Besetzung vor. General Cadorna scheute jedes Risiko wie auch eine rasche Offensive. Die Österreicher brachten ihrerseits schließlich Verstärkung von der serbischen und russischen Front an die italienische Grenze und schafften es so, bereits nach zwei Wochen eine geschlossene Verteidigung zu organisieren. Der deutsche Verbündete griff der Donaumonarchie unter die Arme: das neuaufgestellte Alpenkorps wurde noch im Mai 1915 nach Südtirol verlegt und blieb dort bis in den Herbst. Deutschland war allerdings erst seit August 1916 formell mit Italien im Kriegszustand. Das gebirgige Gelände stand einem schnellen italienischen Vormarsch entgegen und begünstigte die Verteidiger zusätzlich. Der Kriegsschauplatz: Die Front befand sich zum größten Teil in gebirgigem Gelände und stellte somit besondere Anforderungen an die Kriegsführung (vgl. Gebirgskrieg). So musste buchstäblich jede Wasserflasche und jedes Stück Feuerholz von Maultieren in die Stellungen transportiert werden. Da ab dem Winter 1916/17 die Pferde und Maultiere auf Grund von Futtermangel kaum noch leistungsfähig waren, wurden diese mehr und mehr durch elektrisch betriebene Seilbahnen bzw. Zugverbindungen ersetzt. Die kürzeste Verbindung nach Kärnten bzw. ins nördliche Slowenien wurden außerdem durch noch in der napoleonischen Zeit errichtete Forts (z.B. Fort Herrmann oder Herrmannswerk) versperrt. Der österreichisch-ungarischen Armeeführung war jedoch bewusst, dass diese Sperranlagen einem Beschuss mit modernen Artilleriegeschützen nicht standhalten würden. Die Geschütze und Besatzungen dieser Forts waren deshalb noch vor Kriegsausbruch, bis auf eine minimale Restmannschaft, die eine Vollbesetzung vortäuschte, abgezogen worden. Die italienischen Truppen wurden vor diesen Forts gestoppt und die italienische Artillerie schoss die Forts nieder, was der österreichischen Armee die Zeit verschaffte, die sie zum Aufbau ihrer Verteidigungslinien benötigte. Am Isonzo und in Richtung Triest war das Gelände eher hügelig und verkarstet und somit offen für Großangriffe. Demzufolge konzentrierten sich die italienischen Angriffe immer wieder in diesem Abschnitt. Vor allem die einzigen zwei österreichischen Brückenköpfe westlich des Isonzo, bei Tolmein und bei Görz, wurden immer wieder angegriffen. Hier zeigte sich jedoch das mangelnde militärische Geschick Cadornas. General Cadorna hatte zu Beginn eine konservative, veraltete Kriegsführung bei Angriffen seiner Soldaten. So gingen seine Soldaten dicht gedrängt und gestaffelt vor, was alle anderen kriegsführenden Länder wegen der außerordentlich hohen Verluste, die diese Taktik durch gegnerische Maschinengewehre forderte, längst vermieden. Die österreichischen Verteidiger fügten so einzelnen italienischen Kompanien in den Anfangstagen hohe Verluste (bis 90 %) zu. Außerdem war Cadorna zu zögerlich und verschenkte so des Öfteren bereits erkämpfte Anfangserfolge. Die Österreicher ihrerseits hatten mit Generaloberst Svetozar Boroevic von Bojna einen ihrer fähigsten Kommandanten an die italienische Front entsandt. Vor allem die Defensive war eine Spezialität General Boroevics und so schaffte er es immer wieder, trotz deutlicher Unterlegenheit gegen einen bis zu dreimal stärkeren Gegner, einen italienischen Durchbruch zu verhindern. Sein Geschick trug ihm bald den Beinamen „der Löwe vom Isonzo“ ein. Am 1. Februar 1918 wurde er von Kaiser Karl I. zum Feldmarschall befördert. Beide Seiten hatten aufgrund der ungeheuren Strapazen und Entbehrungen mit Disziplinproblemen bis hin zur Desertion zu kämpfen. In der k.u.k. Armee waren italienische und tschechische Einheiten stark betroffen. Der Nationalismus und die Propagierung eines eigenen tschechischen Nationalstaats durch die Entente begann Wirkung zu zeigen. Die schlechte Versorgungslage der k.u.k. Einheiten tat ein Übriges, um die Moral zu senken. Bei den italienischen Einheiten war oft der noch heute existierende Unterschied zwischen den Nord- und Süditalienern Grund für das Überlaufen zum Feind. Süditaliener betrachteten den Krieg häufig als einen sie nichts angehenden Krieg „Roms und des Nordens“. Besondere Gefahren drohten den Soldaten beider Seiten nicht nur vom Feind, sondern auch aus der Natur. Teilweise kamen mehr Soldaten durch Lawinen, Felsstürze und sonstige Unfälle ums Leben als durch feindlichen Beschuss. Aufgrund des schwierigen Geländes wurde auch wieder auf den Minenkrieg zurückgegriffen, wobei feindliche Stellungen, zum Teil sogar ganze Berggipfel, untergraben und in die Luft gesprengt wurden. Das bekannteste Beispiel hierfür ist der Col di Lana. Schlachten: Während in den Dolomiten eher Halteschlachten geschlagen wurden, fanden die wesentlichen Ereignisse in den Karnischen und Julischen Alpen statt. Hierbei ragten besonders die Isonzo- und Piaveschlachten heraus. Erst nach dem erfolgreichen Feldzug gegen Serbien im Herbst 1915 ergab sich für Österreich eine Möglichkeit, gegen Italien offensiv zu werden. Geplant war eine Offensive von zwei österreichischen Armeen, ausgehend von der Hochfläche von Lavarone in Richtung Venedig. Durch ungünstige Witterungsverhältnisse konnte der Angriff jedoch erst am 15. Mai 1916 beginnen, wodurch der Überraschungseffekt verloren ging. Trotz des schwierigen Geländes erzielte die Offensive Anfangserfolge, lief sich jedoch bald fest. Die Anfang Juni 1916 einsetzende russische Brussilow-Offensive zwang die Österreicher endgültig zum Einstellen des Angriffes. Die österreichische Frühjahrsoffensive 1916 auf dem Gebiet der Sieben Gemeinden blieb erfolglos. Lediglich an der Kärntner und Isonzo-Front gelang es, den Stellungskrieg in den Bewegungskrieg zu überführen. Die 12. Isonzo-Schlacht im Herbst 1917 führte zum Zusammenbruch der italienischen Dolomitenfront im Hochgebirge, ein Erfolg, der nicht ausgenutzt werden konnte. Die Gebirgsfront bestand zwischen dem Stilfser Joch und dem Piave bis 1918 weiter. Der südliche Abschnitt der österreichischen Gebirgsfront brach Ende Oktober 1918 nach der Schlacht von Vittorio Veneto zusammen.
Wilhelm II., mit vollem Namen Friedrich Wilhelm Albert Victor von Preußen, (* 27. Januar 1859 in Berlin, Preußen; † 4. Juni 1941 in Doorn, Niederlande) entstammte der Dynastie der Hohenzollern und war von 1888 bis 1918 Deutscher Kaiser und König von Preußen.
Einleitung
Die dreißigjährige Regentschaft Wilhelms II. im Deutschen Reich (von 1888 bis 1918) wird als die wilhelminische Epoche bezeichnet. Herausragende Merkmale waren das Streben des Kaisers nach nationalem Prestige und die Versuche, das Reich in den Rang einer Weltmacht zu erheben. Eng verbunden mit diesem Anspruch war die militärische Aufrüstung des Kaiserreichs und die Forcierung der Kolonialpolitik in Afrika und der Südsee. Dies und die Verwicklung des Deutschen Reichs in verschiedene internationale Krisen (zum Beispiel Krügerdepesche 1896, Marokko-Krisen 1905/06 und 1911, Daily-Telegraph-Affäre 1908) führte zu einer Destabilisierung der Außenpolitik.
Die Vorliebe Wilhelms für militärischen Prunk, die sich beispielsweise in zahlreichen Paraden zu den unterschiedlichsten Anlässen ausdrückte, führte auch gesellschaftlich zu einer Überbetonung des Militärs und militärischer Hierarchien bis hinein ins zivile Leben der deutschen Gesellschaft, in der für eine berufliche Laufbahn – nicht nur im Verwaltungsapparat – die Ableistung des Militärdienstes und der militärische Rang eines Menschen von entscheidender Bedeutung war (Militarismus).
Der wirtschaftliche Aufschwung Deutschlands während Wilhelms Regentschaft, verbunden mit technologischem, naturwissenschaftlichem und industriellem Fortschritt, begünstigte eine auch vom Kaiser mit getragene allgemein verbreitete Technik- und Fortschrittsgläubigkeit. Innenpolitisch setzte er die für ihre Zeit als modern und fortschrittlich geltende Sozialpolitik Bismarcks fort und erweiterte sie. Er setzte sich für die Abschaffung des Sozialistengesetzes ein und suchte, teilweise erfolglos, den Ausgleich zwischen ethnischen und politischen Minderheiten.
Wilhelm II. wollte sowohl die Innen- als auch Außenpolitik des Reiches wesentlich stärker als sein Großvater Wilhelm I. beeinflussen. Das „persönliche Regiment“ des Kaisers war aber in Wirklichkeit eine von häufig wechselnden Beratern gesteuerte Politik, die die Entscheidungen Wilhelms im Urteil der meisten Historiker oft widersprüchlich und letztlich unberechenbar erscheinen ließen. Wilhelm II. nutzte durch seinen sprunghaften Charakter die Macht, die ihm die Reichsverfassung zugestand, nie konsequent, musste aber immer wieder erleben, dass diejenigen, die ihn zu schwerwiegenden Entscheidungen drängten, sich hinter seinem Rücken versteckten, als sich deren Misserfolg abzeichnete. Die Marokkokrisen oder die Erklärung des unbeschränkten U-Boot-Krieges sind nur zwei Beispiele für Entscheidungen anderer Personen, die den Ruf des Kaisers heute nachhaltig belasten.
Auch war seine Amtszeit von politischen Machtkämpfen zwischen den einzelnen Parteien geprägt, die es den amtierenden Kanzlern nur schwer möglich machten, längerfristig im Amt zu bleiben. So wurden im Kampf zwischen dem sog. Nationalliberal-Konservativen Kartell, Bülow-Block und Sozialdemokraten fünf von sieben Kanzlern unter kritischem Mitwirken des Parlaments entlassen.
Während des Ersten Weltkriegs von 1914 bis 1918 wurde Wilhelms strategische und taktische Unfähigkeit offenbar. Ab 1916 enthielt er sich zunehmend relevanter politischer Entscheidungen und gab die Führung des Reiches faktisch in die Hände der Obersten Heeresleitung, namentlich in die der Generäle von Hindenburg und Ludendorff, die die Monarchie während der letzten Kriegsjahre mit starken Zügen einer Militärdiktatur versahen. Als Wilhelm II. sich nach Ende des „großen Kriegs” in Folge der Novemberrevolution, die zum Ende der Monarchie und zur Ausrufung der Republik führte, zur Abdankung und zur Flucht ins Exil nach Holland entschloss, hatte das deutsche Kaiserreich den Krieg verloren. Etwa 10 Millionen Menschen waren auf den Schlachtfeldern gefallen.
Kindheit und Jugend
Wilhelm II. wurde am 27. Januar 1859 in Berlin als ältester Sohn des Kronprinzen Friedrich Wilhelm von Preußen (1831–1888) (vom 9. März bis 15. Juni 1888 Deutscher Kaiser Friedrich III.) und dessen Frau Victoria (1840–1901) geboren und war somit Enkel Kaiser Wilhelms I. (1797–1888) und der englischen Königin Victoria (1819–1901).
Die Geburt Wilhelm des Zweiten war ausgesprochen schwierig, der Prinz kam als Steißgeburt zur Welt und überlebte nur durch das couragierte Eingreifen einer Hebamme, die das leblose Baby ganz gegen das Protokoll mit einem nassen Handtuch schlug. Der linke Arm des Kindes war so verletzt, dass er zeitlebens gelähmt und deutlich kürzer blieb. 101 Salutschüsse verkündeten das freudige Ereignis, eine jubelnde Menschenmenge versammelte sich vor dem Kronprinzenpalais, die Thronfolge im Hause Hohenzollern war gesichert. Keinen gesunden Thronfolger geboren zu haben, empfand Prinzessin Victoria als persönliches Versagen und war nur schwer bereit, die Behinderung des Sohnes zu akzeptieren. Kronprinz Wilhelm erlebte eine Kindheit voll Torturen, nichts blieb unversucht, seine Behinderung zu beheben. Legendär sind Kuren wie das Einnähen des kranken Armes in ein frisch geschlachtetes Kaninchen oder Metallgerüste, die Wilhelm umgeschnallt wurden, um seine Haltung zu verbessern.
Wilhelm, von Geburt an durch diesen verkümmerten Arm behindert, verbrachte laut eigenen Aussagen „eine recht unglückliche Kindheit“. Wie im Hochadel üblich, traten seine Eltern als unmittelbare Erzieher ganz hinter seinem calvinistischen Lehrer Georg Ernst Hinzpeter zurück. Als Siebenjähriger erlebte er den Sieg über Österreich-Ungarn 1866 mit der daraus resultierenden Vorherrschaft Preußens in Deutschland. Mit zehn Jahren, im damals üblichen Kadettenalter, trat er beim 1. Garde-Regiment zu Fuß formell als Leutnant in die preußische Armee ein. Als Zwölfjähriger wurde er mit der Gründung des Deutschen Kaiserreiches nach dem Sieg über Frankreich 1871 auch übernächster Anwärter auf den deutschen Kaiserthron.
Nach dem Abitur am Friedrichsgymnasium in Kassel trat er am 9. Februar 1877 seinen realen Militärdienst bei seinem Regiment (6.Kompagnie, Hauptmann v. Petersdorff) an. 1880 wurde er am 22. März, dem Geburtstag seines Großvaters Kaiser Wilhelm I., zum Hauptmann befördert. Bereits in diesen Jahren bildete sich bei ihm ein Verständnis seiner monarchischen Rolle, das den liberal-konstitutionellen Vorstellungen seiner Eltern zuwiderlief.
Seine folgenden Lebensstationen sind unter dem Aspekt einer Erziehung zum Monarchen zu sehen: Er sollte möglichst vielerlei Erfahrungen sammeln, erhielt aber in keinem Feld, nicht einmal im militärischen, die Chance, sich beruflich solide einzuarbeiten.
Zum Studium begab er sich an die von seinem Urgroßvater gegründete Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn, wo er nichtschlagendes Mitglied des Corps Borussia wurde.
1881 heiratete er Prinzessin Auguste Viktoria von Schleswig-Holstein-Sonderburg-Augustenburg (22. Oktober 1858–11. April 1921).
Bis 1888 war er dann wechselnden Regimentern zugeordnet, dem 1. Garde-Regiment zu Fuß, dann dem Garde-Husaren-Regiment und dem 1. Garde-Feldartillerie-Regiment, wurde schnell bis zum untersten Generalsrang (Generalmajor) befördert und zuletzt Kommandeur der 2. Garde-Infanterie-Brigade. Der Militärdienst wurde immer wieder durch Beurlaubungen unterbrochen, damit er sich auch soweit möglich mit der zivilen Verwaltung vertraut machen konnte. Sehr gründlich konnte dies nicht geschehen, denn immer mehr Eile war geboten: Sein Großvater stand im höchsten Alter, und sein Vater war mittlerweile todkrank.
Für die Regierungsgeschäfte war dies weniger problematisch, als man vermuten konnte, da bereits seit 1862 Otto von Bismarck, zunächst als preußischer Ministerpräsident, ab 1871 als Reichskanzler die politische Macht fest in seiner Hand konzentriert hatte. Bismarck war nach drei siegreichen Kriegen (1864, 1866, 1870/71) und als Einiger Deutschlands zur stärksten kontinentaleuropäischen Macht ein weltweit respektierter Staatsmann. Wilhelm I. und Friedrich III. hatten ihm gelegentlich opponiert und am Ende stets vertraut. Von diesem Vertrauen hing allerdings nach der Reichsverfassung der Reichskanzler ab, nicht vom Vertrauen des Reichstags. Bismarck baute selbstbewusst darauf, auch den dritten Kaiser lenken zu können.
Das Jahr 1888 ging als Dreikaiserjahr in die Geschichte ein. Nach dem Tode Wilhelms I. am 9. März 1888 regierte Friedrich III. aufgrund seiner bereits fortgeschrittenen Krankheit (Kehlkopfkrebs) nur für 99 Tage (der „99-Tage-Kaiser“). Friedrich III. starb am 15. Juni in Potsdam.
An diese Konstellation hatte der 29-jährige Wilhelm II. bei seinem Amtsantritt anzuknüpfen. Er wünschte, ein Kaiser aller Deutschen zu sein.
Regentschaft und Politik
Soziale Reformen
„[...], weil die Arbeiter meine Untertanen sind, für die ich zu sorgen habe! Und wenn die Millionäre nicht nachgeben, werde ich meine Truppen zurückziehen und wenn ihre Villen erst in Flammen stehen, werden sie schon klein beigeben!“ (Wilhelm II. zu Otto von Bismarck, als er sich weigerte, Soldaten zur Niederschlagung eines Streiks im Ruhrgebiet zu schicken.)
Dieses Zitat und andere Äußerungen Wilhelms in den ersten Jahren seiner Regentschaft weckten in der Arbeiterschaft zunächst Hoffnungen auf einen sozialen Wandel im Reich.
Die Sozialpolitik lag Wilhelm II. durchaus am Herzen. Allerdings folgten seinen sozialen Reformen keine strukturellen Veränderungen im Reich. Im Gegenteil, er baute seinen politischen Einfluss noch aus und lehnte eine Demokratisierung der Verfassung ab. Preußen behielt das seit Anfang der 1850-er Jahre bestehende undemokratische Dreiklassenwahlrecht, das eine repräsentative Landtagsvertretung verhinderte. Nach wie vor wurde die Regierung nicht vom Reichstag gewählt, sondern vom Kaiser ohne Berücksichtigung der parlamentarischen Verhältnisse bestimmt oder entlassen. Es war dem Kanzler aber auch nicht möglich ohne Mehrheit im Parlament Gesetze zu erlassen oder den Haushalt zu beschließen. Das Parlament war in seiner Macht, als echte Legislative, nicht zu unterschätzen.
Bei alledem forderte Kaiser Wilhelm II. noch während Bismarcks Kanzlerschaft am 178. Geburtstag Friedrichs des Großen in einer Proklamation an sein Volk, mit der Devise: „Je veux être un roi des gueux“ (frz.; zu dt.: „Ich will ein König der armen Leute sein“) das Verbot der Sonntagsarbeit, der Nachtarbeit für Frauen und Kinder, der Frauenarbeit während der letzten Schwangerschaftsmonate sowie die Einschränkung der Arbeit von Kindern unter vierzehn Jahren. Außerdem forderte er bei dem zur Erneuerung anstehenden „Gesetz wider die gemeingefährlichen Bestrebungen der Sozialdemokratie“ („Sozialistengesetz“) die Streichung des Ausweisungsparagraphen, der die Polizei zur Ausweisung „gefährlicher Sozialisten“ aus ihrem Heimatort berechtigte. Reichskanzler Bismarck kommentierte dies als „Humanitätsduselei“ und verweigerte sich dem in seinen Forderungen durch den Reichstag unterstützten Kaiser. Seine Forderungen konnte der junge Kaiser erst mit dem Nachfolger Bismarcks durchführen, Leo von Caprivi. Allerdings war Wilhelm II. bei allen sozialen Ambitionen so wenig ein Freund der Sozialdemokratie, wie Bismarck es gewesen war. Im Gegenteil hoffte er, durch seine Reformen die Sympathien für die trotz der Sozialistengesetze erstarkte Sozialdemokratie zu schwächen und durch die Aufhebung des repressiven Sozialistengesetzes der 1890 von SAP in SPD umbenannten Partei ihren Märtyrerbonus zu nehmen.
Die Sozialdemokraten ihrerseits ließen sich nicht von dem Reformen Wilhelms II. beeindrucken und setzten unter August Bebel aus ihrem antimonarchistischen Selbstverständnis heraus weiter auf Fundamentalopposition. Obwohl sie den Fortschritt der im Arbeitsschutzgesetz zusammengefassten Reformen sahen, stimmten sie im Reichstag dagegen. Sie forderten grundlegende strukturelle Veränderungen wie zum Beispiel eine Verfassungsänderung, Demokratisierung, ein ausgeweitetes Wahlrecht, Vorrang des Parlaments bei politischen Entscheidungen, eine Umstrukturierung des Haushalts, deutliche Senkung der Rüstungsausgaben, Freiheit für die Kolonien und anderes mehr, für den Kaiser unerfüllbare Anliegen, die seinen Hass auf die Sozialdemokratie noch steigerten.
Der Wohlstand der deutschen Arbeiterschaft stieg von Jahr zu Jahr, doch gelang es Wilhelm II. nicht, den Arbeitern in den Städten das Gefühl zu geben, anerkannte Mitglieder der Gesellschaft zu sein, was zu starken Stimmenzuwächsen der Sozialdemokraten im Reichstag und den Landtagen der Länder führte.
Diese Vorgänge ließen in Wilhelm II., der immer noch „ein König der Armen“ sein wollte, das Urteil reifen, dass eine Versöhnung mit den Sozialdemokraten nicht möglich sei. Er rief schließlich in Königsberg „zum Kampf für Religion, Sitte und Ordnung, gegen die Parteien des Umsturzes!“ auf.
Überblick der unter der Herrschaft Wilhelms II. erlassenen sozialen Reformen
1889: Gesetz betreffend die Invaliditäts- und Altersversicherung vom 22. Juni (für Arbeiter)
1890: Aufhebung des Sozialistengesetzes
1890: Gründung von 31 Versicherungsanstalten – Vorläufer der Landesversicherungsanstalten (LVA)
1891: Auszahlung der ersten Renten an dauernd Erwerbsunfähige und an Arbeiter über 70 Jahre
1891: Arbeiterschutzgesetz vom 1. Juni (23. Novelle zur Reichsgewerbeordnung) mit Frauenschutz, eingeschränkter Nachtarbeit, Sonntagsruhe und Kinderschutz
1891: Einführung der staatlichen Gewerbeaufsicht
1891: Zulassung freiwilliger Arbeiterausschüsse in Betrieben
1891: Verbot der Sonntagsarbeit in Industrie und Handwerk
1892: Novellierung des Krankenversicherungsgesetzes mit Erweiterungen der Versicherungspflicht (Ausweitung auf Familienangehörige)
1895: Verbot der Sonntagsarbeit für das Handelsgewerbe.
1899: Invalidenversicherungsgesetz
1901: Förderung des Arbeiterwohnungsbaus
1905: Arbeiterausschüsse werden in Bergbaubetrieben zur Pflicht
1908: Höchstarbeitszeit, keine Nachtarbeit für Frauen und Jugendliche
1911: Reichsversicherungsordnung (RVO)
1911: Einführung der Hinterbliebenenrente
1911: Versicherungsgesetz für Angestellte
1911: Hausarbeitsgesetz (Regelung der Heimarbeit)
1916: Herabsetzung des Rentenalters für Arbeiter von 70 auf 65 Jahre
1916: Herabsetzung des Rentenalters für Frauen auf 60 Jahre
Entlassung Bismarcks und Antritt Caprivis [Bearbeiten]
In der letzten Periode der Regierungszeit Bismarcks hatte das Deutsche Reich einer „Kanzlerdiktatur“ geglichen, dessen politische Ziele nicht die des jungen Kaisers waren. Bismarck wollte Russland als einen starken Verbündeten, Wilhelm II. vertraute auf Österreich-Ungarn. Bismarck wollte den „Kulturkampf“ gegen den politischen Katholizismus fortsetzen, der Kaiser war strikt dagegen. Bismarck wollte das Sozialistengesetz verschärfen, Wilhelm II. wollte es abschaffen: „Ich will meine ersten Regierungsjahre nicht mit dem Blut meiner Untertanen färben!“ Als der Reichskanzler hartnäckig blieb, schickte der Kaiser am Morgen des 17. März 1890 den Chef seines Militärkabinetts, General v. Hahnke, in die Reichskanzlei: Der Kanzler solle am Nachmittag ins Schloss kommen und sein Abschiedsgesuch mitbringen. Dieses wurde ihm am nächsten Morgen aber nur durch einen Boten gebracht.
Am 20. März 1890 entließ Wilhelm II. den Reichskanzler Otto von Bismarck. Bismarck überwand dies nie und sorgte indirekt durch vielfach lancierte Kritik an den „Hintermännern“ der wilhelminischen Politik und durch sein Memoirenwerk Gedanken und Erinnerungen für nachhaltige Kritik an Wilhelm II . (Der dritte Teil der Memoiren, in welchem Bismarck seine Entlassung darstellte, wurde in der Tat wegen extremer politischer Brisanz erst 1919 veröffentlicht, als Deutschland Republik geworden war.)
Aus der Bismarckschen Darstellung geht explizit hervor, wie isoliert er zum Zeitpunkt der Entlassung schon war, dass er nicht einmal bei den Angehörigen seines eigenen Kabinetts Unterstützung fand und dass sein Stellverteter, Karl Heinrich von Boetticher, in seiner Abwesenheit und ohne seine Billigung mit dem Kaiser in dessen Sinne verhandelt hatte. Bismarck wollte das unterbinden und berief sich auf eine (38 Jahre alte) Kabinettsorder, die es den preußischen Ministern untersagte, ohne Billigung des Kanzlers mit dem Souverän zu sprechen.
Damit war für den Kaiser das Maß voll und Bismarck musste „aus Gesundheitsgründen“ sofort zurücktreten.
Der Rücktritt Bismarcks war somit zwar primär innenpolitisch begründet, aber langfristig gesehen vor allem außenpolitisch fatal. Bezeichnenderweise erinnerte man nur in Wien, nicht dagegen in St. Petersburg, sofort und explizit an Bismarcks Verdienste (Brief vom Kaiser Franz Joseph I.).
Als Bismarcks Nachfolger ernannte Wilhelm II. den General Leo von Caprivi (1831–1899). Caprivi wurde vom Kaiser als „Mann der rettenden Tat“ gefeiert und ob seiner Leistungen in den Grafenstand erhoben. Mit Caprivi glaubte Wilhelm II. eine anerkannte Persönlichkeit gefunden zu haben, mit der er seine geplante Politik der inneren Versöhnung sowie das Arbeitsschutzgesetz durchzusetzen hoffte.
Ein wichtiges außenpolitisches Ereignis fiel (quasi „genau passend“) in dieses Jahr des Kanzlerwechsels: Der Rückversicherungsvertrag mit Russland widersprach teilweise den Bedingungen des Dreibundpaktes mit Italien und Österreich-Ungarn. Der Kaiser war gegen ein Verletzen des letztgenannten Paktes, während Bismarck den Rückversicherungsvertrag seinerzeit für unbedingt notwendig gehalten hatte. Jetzt, 1890, ging es um seine Verlängerung. Von der Öffentlichkeit unbemerkt (es handelte sich ohnehin um einen Geheimvertrag), und von Caprivi hingenommen, wurde der auslaufende Rückversicherungsvertrag vom Deutschen Reich bewusst nicht erneuert. In Russland nahm man realistischerweise einen deutschen Kurswechsel an und begann, sich Frankreich anzunähern.
Caprivis Kanzlerzeit war durch entschiedene Englandfreundlichkeit geprägt. Er war in der Innenpolitik einer der Hauptverantwortlichen für den Wandel des Deutschen Reiches von der Agrarwirtschaft zur industriellen Exportwirtschaft. Die in diesem Zeitraum gemachten Reformen erleichterten es, dass Deutschland wenig später Großbritannien überholte und zur Weltwirtschaftsmacht Nr. 1 aufstieg. Das „Made in Germany“ errang zu dieser Zeit den Status einer Garantie für höchste Qualität.
Integrationspolitik
Die turbulente Vereinigung des alten „Deutschen Bundes“ zu einem „Deutschen Reich“ ohne die deutschen Österreicher - die Kleindeutsche Lösung - brachte einige Probleme mit sich. Die rheinländische, süddeutsche und polnische Opposition gegen die preußische Vorherrschaft stützte sich auf ein sich politisierendes katholisches Bürger-, Arbeiter- und Bauerntum. Als Partei des politischen Katholizismus formierte sich das „Zentrum“. Die Versuche Bismarcks, die katholischen Parteien in ihrer Arbeit zu behindern, führte zu Eingriffen in das Leben der Katholiken. Auch die Judenintegration, die es vorher außer in Preußen nur in wenigen anderen Staaten gab, war jung, und der merkliche soziale Aufstieg der jüdischen Bevölkerung nährte Neid und Antisemitismus in der Bevölkerung. In den östlichen Gebieten Preußens, vor allem in der Provinz Posen, gab es eine starke Unterdrückung der polnischen Minderheit, die zu Unruhen und Gefühlen der Ungerechtigkeit führte. Der Kaiser erkannte die Ernsthaftigkeit dieser Probleme und bezeichnete sie als eine seiner Hauptaufgaben.
Am besten gelang die Integrationspolitik mit den Katholiken. Sie waren durch den bismarckschen Kulturkampf benachteiligt und an der Teilnahme am politischen Leben, sowie bei der freien Ausübung ihrer Religion gehindert worden. Schon zu seiner Prinzenzeit war Wilhelm gegen diese Praktiken und befürwortete die Beendigung des Kulturkampfes. Um die Einigkeit zwischen Protestanten und Katholiken im Reich zu verbessern, zahlte das Reich die den Opfern vorenthaltenen Gelder zurück, hob allerdings nicht alle gefassten Beschlüsse und Gesetze dieser Zeit wieder auf.
Die östlichen Provinzen Preußens (Ostpreußen, Westpreußen, Pommern und Schlesien) waren bis zur Vertreibung nach 1945 mehrheitlich von Deutschen bewohnt, minderheitlich von Polen, dazu regional von Kaschuben und Masuren. In der Provinz Posen (Poznan) stellten die Polen die Mehrheit. Seit der Bismarckzeit versuchte der Staat, die hier lebenden Polen zu germanisieren, was allerdings scheiterte und in offenen Protest mündete. Kaiser Wilhelm II. hob viele dieser Repressionen, die vor allem die Sprache des Unterrichts und später auch des Gottesdienstes regelten, auf und erkannte die Polen als eigenes Volk und Minderheit im Deutschen Reich an.
Eine der umstrittensten Bereiche in der Einordnung der politischen Meinung des Kaisers ist seine Beziehung zum Judentum bzw. zum Antisemitismus. Die Historiker gehen hier in den Meinungen weit auseinander, je nachdem welche Quellen sie benutzen.
Bei den Reichstagswahlen 1880 zogen zum ersten Mal mehrere antisemitische Parteien in den Reichstag ein. Mit fünf Abgeordneten bildeten sie die „Fraktion der Antisemiten“. Grund für den gestärkten Antisemitismus waren wohl die „Gründerkrise“ und die als relativ stark empfundenen wirtschaftlichen Erfolge jüdischer Unternehmer. Die Juden waren im 1871 gegründeten Deutschen Reich zum ersten Mal freie und gleiche Bürger: Die Einschränkungen, die sie, von Land zu Land unterschiedlich, teilweise zu Schutzbefohlenen eines Herrschers machten und ihnen wirtschaftliche Beschränkungen auferlegten oder ihnen bestimmte Berufsverbote erteilten, waren aufgehoben. Auch der Dienst beim Militär, in Schulen oder der Justiz stand ihnen jetzt offen.
Als Reaktion auf den Antisemitismus entstanden gesellschaftliche Gruppen, die letzterem entgegenzuwirken versuchten. So bildeten besorgte Christen den Verein zur Abwehr des Antisemitismus, dem neben Heinrich Mann auch der Historiker Theodor Mommsen beitrat.
Im Judentum entwickelten sich neben dem orthodoxen Glauben mehrere Strömungen, teilweise auch mit politischem Hintergrund.
So gab es erstens die assimilierten Juden, die sich taufen ließen und das Christentum als Erfüllung des jüdischen Messias-Glaubens akzeptierten.
Der jüdische so genannte Reform-Glaube (Reformjudentum) lehnte diese Art ab, passte sich aber in seiner Wesensart fast völlig den deutsch-christlichen Traditionen an. Er hielt Gottesdienst am Sonntag, nicht am Sabbat (Samstag), mit deutscher, nicht hebräischer Liturgie, hielt kürzere Gebete mit Orgeluntermalung und verzichtete auf traditionelle Gebetsbekleidung. Kaiser Wilhelm unterstützte diese Art der Religionsausübung sehr und finanzierte den Bau der Reform-Synagoge in der Berliner Fasanenstraße mit, an deren Einweihung er demonstrativ teilnahm.
Eine dritte aufstrebende Richtung war der Zionismus, der die Gründung eines eigenen Judenstaates vorsah. Aus Angst, den Antisemitismus zu bestärken, lehnten die Reformgläubigen auch diese, sehr radikale, ursprüngliche Form des Glaubens ab und strich jegliche Passagen über das gelobte Land aus dem Gottesdienst. Der Kaiser unternahm eine Palästinareise mit Theodor Herzl, dem Begründer des modernen Zionismus in Europa. Auf dieser Reise stiftete er in Jerusalem die Erlöserkirche auf dem Muristangelände. Als Erinnerung an diese Expedition wurde dem Kaiser in Haifa 1982 ein Denkmal gesetzt.
Bei seiner Integrationspolitik kam Kaiser Wilhelm II. der Parlamentarismus im Reich entgegen. Anders als heute gab es keine Fünf-Prozent-Hürde, welche das Entsenden von Abgeordneten aus kleineren Parteien verhinderte. So hatten Dänen (1-2 Abgeordnete), Elsass-Lothringer (8-15 Abgeordnete) und Polen (13-20 Abgeordnete) von 1871 bis zur letzten Wahl 1912 stets ihre Fraktion im Reichstag. Juden organisierten sich nicht in einer eigenen Partei. Dies widersprach ihrem Selbstverständnis, deutsche Staatsbürger zu sein, welches durch lange Tradition besonders in Preußen sehr stark ausgeprägt war. Das Wahlsystem grenzte aber auch politische Minderheiten nicht aus. Dies sorgte dafür, dass sich auch die reichsfeindlichen Welfen, aber vor allem die Antisemiten aus der Christlichsozialen Partei und der Deutschen Reformpartei organisieren konnten. Die Zahl ihrer Abgeordneten überschritt aber nie die Zahl der Abgeordneten aus den Parteien der ethnischen Minderheiten.
Trotz dieser Unterstützung gibt es von Wilhelm II. mehrere Zitate, die einen antisemitischen Klang haben, so: „Ich denke gar nicht daran wegen der paar hundert Juden und der tausend Arbeiter den Thron zu verlassen!“ Ob er allerdings auf die Juden als Kollektiv schimpfte oder einzelne meinte, z.B. die ihn oft kritisch betrachtenden jüdisch geleiteten Zeitungskonzerne, ist unklar. Die Verurteilung der Juden als Volk ist aber unwahrscheinlich, da er in seinem Freundeskreis nie Unterschiede zwischen Deutschen jüdischer oder christlicher Abstammung machte. Der von Antisemiten geprägte und heute noch verwendete Begriff „Kaiserjuden“ verriet allerdings große Missbilligung von Teilen der Bevölkerung an diesen Kontakten.
Wirtschaftspolitik und rüstungspolitische Prioritäten
Caprivi setzte einen weiteren von Bismarck verwehrten Wunsch Wilhelms II. durch, die progressive Einkommenssteuer, die höhere Einkommen stärker belastete: die Miquelsche Einkommensteuerreform von 1891.
Durch die industriefreundliche und exportorientierte Eindämmung des Protektionismus zog sich Caprivi die Feindschaft der im Bund der Landwirte organisierten Grundbesitzer („Ostelbier“, „Junker“) zu, der sehr eng mit der Konservativen Partei verwoben war. Die nach Abschaffung der Schutzzölle wachsenden Agrarexporte der USA bewirkten für sie einen Preisverfall. Durch die Förderung des Einsatzes von Agrarmaschinen konnte man die Verluste zwar teilweise auffangen, erhöhte aber die agrarprotektionistischen Ansprüche der ohnehin unterkapitalisierten und zu Investitionen genötigten Großgrundbesitzer.
1893 löste Wilhelm II. den 1890er Reichstag auf, jetzt, weil der die auch von ihm gewollte Aufrüstung des Heeres abgelehnt hatte. Im darauf folgenden Wahlkampf siegten die Befürworter der wilhelminischen Politik aus der Konservativen und Nationalliberalen Partei. Auch die von Alfred von Tirpitz propagierte Aufrüstung der Kaiserlichen Marine, im Volk populär (vgl. Matrosenanzug), wurde in der Folgezeit von Wilhelm gefördert (1895 Vollendung des heutigen Nord-Ostseekanals, Ausbau der Marinehäfen Kiel und Wilhelmshaven). In diesem Zusammenhang besetzte und pachtete das Deutsche Reich die chinesische Hafenstadt Tsingtao auf 99 Jahre. Wilhelm erkannte trotz seiner Englandfreundlichkeit nicht, dass damit die weltweite Hegemonialmacht Großbritannien aufs Äußerste beunruhigt wurde. Der anhaltende deutsche Kolonialismus – gegen den Bismarck sich noch gewehrt hatte – wurde von ihm nicht als riskant gegenüber den Großmächten England, Frankreich und Japan erkannt und eher gebilligt: 1899 erwarb das Reich die Karolinen, Marianen, Palau und Westsamoa.
Wende in den Reichskanzlerberufungen und außenpolitische Dauerprobleme
1894 wurde Caprivi entlassen. Wilhelm berief erstmals einen Nichtpreußen, den Bayern Fürst Chlodwig zu Hohenlohe-Schillingsfürst, der weder Führungsehrgeiz entwickeln sollte noch entwickelte: 1896 versäumte er, Wilhelm von der Krüger-Depesche abzuhalten, einem Glückwunschtelegramm an die Buren zur Abwehr des britisch inspirierten Jameson Raid, die in Großbritannien mit Empörung aufgenommen und nachhaltig als Abkehr von der englandfreundlichen Politik Caprivis gedeutet wurde.
1900 ersetzte er Hohenlohe durch Graf Bernhard von Bülow, der als Reichskanzler weder die anstehenden innenpolitischen Reformen betrieb noch die sich umgruppierenden außenpolitischen Konstellationen (in Deutschland als Einkreisungspolitik verstanden) zu meistern vermochte. Das Verhältnis zu Frankreich wurde nicht verbessert, England nun auch durch die Flottenpolitik herausgefordert und Russland auf dem Balkan nicht gegen Österreich-Ungarn unterstützt (vgl. dagegen den Rückversicherungsvertrag der Bismarck-Epoche). Wilhelm hatte allerdings bis zur Daily-Telegraph-Affäre und den Eulenburg-Prozessen Vertrauen in Bülow, der sich ihm zudem durch Schmeichelei unentbehrlich machte.
Friedenspolitisch ergriff Wilhelm II. erst 1905 eine Initiative: Zwecks Wiederannäherung an Russland, das gerade seinen Krieg gegen Japan zu verlieren drohte, schloss er mit Nikolaus II. den Freundschaftsvertrag von Björkö. Frankreich sollte einbezogen werden. Leider wurde aber der deutsch-russische Freundschaftsvertrag schon 1907 von Russland für gegenstandslos erklärt, weil er mit der französisch-russischen Annäherung, die inzwischen stattgefunden hatte, nicht verträglich sei. Diese Annäherung hatte sich ergeben, nachdem Wilhelm II. 1906 in der Ersten Marokkokrise durch seinen Besuch in Tanger Frankreich stark provoziert hatte. Resultat war überdies eine Verschlechterung der Beziehungen zu Japan, das bisher Preußen/Deutschland als wissenschaftlichen und militärischen Lehrmeister angesehen hatte.
1908 wurde Wilhelms Hilflosigkeit durch die Daily-Telegraph-Affäre deutlich: Er beschwerte sich in einem Interview der Zeitung über seine eigene Regierung: sie sei nicht englandfreundlich genug. Bismarck war ein Meister darin gewesen, seine Politik medial zu flankieren (vgl. die Emser Depesche 1870). Bei Wilhelm II. dagegen sollte das Interview und markige Reden die Politik ersetzen. Ein besonders eklatantes Beispiel gab der Kaiser mit der bereits am 27. Juli 1900 in Bremerhaven gehaltenen Hunnenrede. Mit dem Daily Telegraph-Interview fiel er nunmehr der Reichspolitik in den Rücken, knickte angesichts des deutschen Pressesturms ein und versprach, sich künftig zurückzuhalten.
Inzwischen begann die Öffentliche Meinung überhaupt, den Kaiser kritisch zu sehen, und eine Kampagne schadete ihm konkret: Schon 1906 hatte der Journalist Maximilian Harden in seiner Zeitschrift Die Zukunft die Kamarilla um den Kaiser und damit das persönliche Regiment des Kaisers angegriffen. Zu besonders harten Auseinandersetzungen führte seine Enthüllung, dass Philipp von Eulenburg und Hertefeld, ein enger Freund und Berater des Kaisers, homosexuell sei und einen Meineid geleistet habe. Es folgten drei Sensationsprozesse gegen Eulenburg, die trotz „freisprechenden“ Urteils das Ansehen des Kaisers beschädigten.
1909 zerbrach der so genannte Bülowblock, in dem sich die regierungsunterstützenden linksliberalen Parteien, sowie die Nationalliberale und die Konservative Partei zusammengeschlossen hatten. Auslöser war der Versuch Bülows, das preußische Wahlrecht zu reformieren, worauf ihm die im Preußischen Landtag dominierenden Konservativen die Gefolgschaft verweigerten. Sozialdemokraten und Zentrum, die diesen Versuch in seinen Grundsätzen unterstützen, verweigerten trotzdem die Zusammenarbeit mit Bülow. Sie warfen ihm Prinzipienlosigkeit vor, da er erst kurz zuvor in Zusammenarbeit mit den Konservativen neue Repressalien gegen die Polen durchgesetzt hatte. Die Germanisierungspolitik wurde auf Betreiben Kaiser Wilhelms II. beendet. Dass Bülow nun aber, um sich die Loyalität der Konservativen Partei zusichern, die Enteignung von polnischen Gütern erleichterte, ignorierte der Kaiser zunächst, um die stabile Parlamentsmehrheit nicht zu gefährden.
Daraufhin entließ er ihn jedoch und ernannte Theobald von Bethmann Hollweg zum Reichskanzler. Er überließ ihm die Außenpolitik, die aber ihre Ziele - Wiederannäherung an England und Distanzierung von der antirussischen Balkanpolitik Österreich-Ungarns - nicht erreichte. Die antifranzösische Politik wurde 1911 in der zweiten Marokkokrise durch deutschen Interventionismus verschärft (der „Panthersprung nach Agadir“), Heer und Flotte wurden weiter verstärkt. Markante Eingriffe Wilhelms unterblieben. Der Kaiser war zwar Militarist, aber kein Bellizist, er wollte trotz seiner kriegerischen Reden im Grunde keinen Krieg. Er tat aber auch zu wenig, um dies deutlich zu machen.
Insgesamt ist Wilhelms II. Anteil an der deutschen Außenpolitik umstritten. Während John C. G. Röhl in ihm eine wirkungsmächtige Instanz hervorhebt, die in die Politik des Reiches eigenständig eingriff, sieht die Mehrzahl der Historiker wie Wolfgang Mommsen die zivile Reichsleitung im Zentrum der Verantwortung. Unbestreitbar ist, dass der Kaiser nicht als Koordinator zwischen Außen-, Heeres- und Flottenpolitik wirkte. So kam es, dass Reichskanzler, Heeres- und Marineleitung je unterschiedliche Ziele verfolgten, die miteinander nicht verträglich waren: Vor allem der Aufbau der Flotte schuf ein außenpolitisches Problem.
Erster Weltkrieg
1914 in der Julikrise spielte Wilhelm II. eine ambivalente Rolle. Er wollte den Frieden retten und auf der Monarchenebene versuchte er sein Bestes, einen fieberhaften Briefwechsel mit dem russischen Kaiser (Lieber Nicky! – Lieber Willy!), der bei der nunmehr objektiven Kriegsentschlossenheit sämtlicher Kontinental-Großmächte gar nichts bewirkte. Objektiv jedoch steigerte der Kaiser die Kriegsgefahr: Denn er ermächtigte Bethmann Hollweg nach dem Attentat von Sarajewo am 28. Juni 1914, Österreich-Ungarn eine Blankovollmacht für dessen aggressive Politik gegen Serbien zu erteilen. Faktisch wurde nach der österreichisch-ungarischen Kriegserklärung an Serbien die Außenpolitik von Kaiser und Kanzler dem deutschen Generalstab überlassen: Die Mobilmachung im Russischen Reich erlaubte es nach dessen Urteil dem Deutschen Reich nicht, mit der Kriegserklärung an Russland und Frankreich länger zu warten, da sonst der deutsche Schlieffenplan, bei einem Zweifrontenkrieg erst schnell Frankreich, dann Russland zu schlagen, undurchführbar zu werden drohte. Wilhelm mischte sich in der Folge nicht in militärische Zielsetzungen ein, überließ diese aber nicht verfassungsgemäß dem Reichskabinett, sondern der Obersten Heeresleitung.
Im Verlauf des Ersten Weltkrieges 1914–1918 wurde die Bedeutung des Kaisers immer geringer. Besonders mit der 3. Obersten Heeresleitung unter Hindenburg und dem dominierenden Ludendorff wurde er 1916–1918 zunehmend von den politisch-militärischen Entscheidungen ausgeschlossen. Jedoch schob die Heeresleitung ihm 1917 die auch im Reich umstrittene Entscheidung über den „uneingeschränkten“ U-Boot-Krieg zu. Er schloss sich – gegen den Rat seines Reichskanzlers – der Meinung der Militärs an und willigte ein, was dann zur Kriegserklärung der USA führte. Diese machten später die Abdankung des Kaisers zur Bedingung für die Eröffnung von Friedensverhandlungen. Ab 1917 hatte Ludendorff eine faktisch diktatorische Position. Auf weitere Reichskanzlerwechsel nahm Wilhelm II. keinen Einfluss, die 1918er Reform der Reichverfassung in Richtung auf eine parlamentarische Monarchie wurde ohne ihn versucht.
Durch den Hungerwinter 1917/18 und das völlige Desaster der Kriegsführung, spätestens nach der gescheiterten Frühjahrsoffensive im Westen 1918, war Wilhelm II. im Reich unhaltbar geworden. Dazu kam die Tatsache, dass der Bevölkerung längst bewusst war, dass ein Friedensschluss unter leidlichen Bedingungen („Selbstbestimmungsrecht der Völker") nur noch von der Abdankung ihres Kaisers abhing, da die USA sich weigerten, Friedensverhandlungen vorher zu beginnen. Am 9. November 1918 gab Reichskanzler Prinz Max von Baden (1867–1929) eigenmächtig und ohne Wilhelms II. Einwilligung dessen (!) Abdankung bekannt. Damit war in Deutschland die Monarchie überall am Ende. Der noch im selben Monat vom Kaiser selbst ausgesprochene Rücktritt (s.u.) war angesichts der Situation zwangsläufig (s. Novemberrevolution).
Die Folgen konnte man zu diesem Zeitpunkt noch nicht erahnen: Der Sturz der Monarchie ebnete nach Ansicht des späteren britischen Premierministers Sir Winston Churchill den Weg in die Diktatur H., A..
Am 10. November 1918 fuhr der Kaiser aus seinem Hauptquartier in Spa in die Niederlande und erbat (und erhielt) dort Asyl. Besonders enttäuscht war er von Hindenburg, der ihn fallen ließ, des Weiteren wetterte er gegen „das Judengesindel“ (O-Ton Wilhelm). Er dankte offiziell am 28. November 1918 ab, 19 Tage nach Ausrufung der Republik, gab aber nie den Wunsch auf, wieder auf den Thron zurückzukehren.
Text der Abdankungsurkunde:
Ich verzichte hierdurch für alle Zukunft auf die Rechte
an der Krone Preussen und die damit verbundenen Rechte an der
deutschen Kaiserkrone.
Zugleich entbinde ich alle Beamten des Deutschen Reiches
und Preussens sowie alle Offiziere, Unteroffiziere und Mann-
schaften der Marine, des Preussischen Heeres und der Truppen
der Bundeskontingente des Treueides, den sie Mir als ihrem
Kaiser, König und Obersten Befehlshaber geleistet haben. Ich
erwarte von ihnen, dass sie bis zur Neuordnung des Deutschen
Reichs den Inhabern der tatsächlichen Gewalt in Deutschland
helfen, das Deutsche Volk gegen die drohenden Gefahren der
Anarchie, der Hungersnot und der Fremdherrschaft zu schützen.
Urkundlich unter Unserer Höchsteigenhändigen Unter-
schrift und beigedrucktem Kaiserlichen Insiegel.
Gegeben Amerongen, den 28. November 1918
Wilhelm
Zeit nach der Abdankung
Exil
Bis 1920 lebte Wilhelm II. in Amerongen, danach bis zu seinem Tod in dem von ihm erworbenen Haus Doorn in den Niederlanden im Exil. 1921 starb seine Frau.
1922 heiratete er die verwitwete Prinzessin Hermine von Schönaich-Carolath, geborene Prinzessin Reuß ä.L. (1887-1947) („Kaiserin“ in seiner Titulatur, amtlich „Prinzessin von Preußen“). Er versammelte Gelehrte zu kulturhistorischen Studien um sich (Doorner Arbeitskreis), verfasste seine Memoiren und weitere Bücher und hielt sich für die Wiederherstellung der Monarchie bereit. Unter anderem durch den H.putsch 1923 sah er sich darin bestätigt, dass nur ein Monarch Ruhe und Ordnung garantieren könne.
Immer wieder äußerte er sich antisemitisch, „Presse, Juden und Mücken“ solle man den Garaus machen, „am besten mit Gas“.
1933 näherte er sich – auch bestärkt durch seine Frau, die im Reich umherreiste – den N. an, von denen er sich die Restauration des Kaiserreichs versprach, was sich trotz zweimaligen Besuchs G.s in Doorn bald als unrealistisch erwies. H. hielt ihn hin.
Als er im November 1938 von dem antijüdischen Pogrom, der „K.nacht“, erfuhr, äußerte er sich entsetzt und hielt es für eine Schande. Bei Besetzung der Niederlande 1940 ließ H. das Anwesen durch die Geheime Feldpolizei abriegeln. Zum deutschen Sieg über Frankreich im Mai erhielt H., A. ein angeblich von Wilhelm II. abgesandtes Glückwunschtelegramm. Darin wurde zwar nicht dem „F.“ H., aber dem Reichskanzler, und vor allem zum „Sieg der deutschen Waffen“ gratuliert. Ob es von Wilhelm II. stammte, wird stark bestritten, sein damaliger Hausminister Wilhelm von Dommes dürfte der Urheber dieses Telegramms gewesen sein.
Tod
Wilhelm II. starb am Morgen des 4. Juni 1941 im Haus Doorn. Seine letzten Worte sind zweifelhaft überliefert: „Ich versinke, ich versinke...“.
Trauerfeiern im Reich wurden verboten. Die NS-Machthaber erlaubten nur einer kleinen Zahl von Personen (dem engeren Familienkreis, einigen ehemaligen Offizieren) die Fahrt in die besetzten Niederlande zur Teilnahme an der Beisetzung. Der Kaiser wurde zunächst in einer Kapelle nahe dem Doorner Torhaus beigesetzt. Sodann wurde sein Sarg in das nach seinen Zeichnungen posthum erbaute Mausoleum im Park von Haus Doorn überführt. Sein selbst gewählter Grabspruch lautet: „Lobet mich nicht, denn ich bedarf keines Lobes; rühmet mich nicht, denn ich bedarf keines Ruhmes; richtet mich nicht, denn ich werde gerichtet.“
Beide Gattinnen ruhen im Antikentempel am Neuen Palais in Potsdam.
Wilhelm II. als Persönlichkeit
Auf Grund von Komplikationen bei seiner Geburt war Wilhelms II. linker Arm um 15 cm kürzer als der rechte und teilweise gelähmt, mit daraus resultierenden Gleichgewichtsstörungen und Haltungsschäden sowie häufigen Schmerzen im linken Ohr. Eine besondere elterliche Zuwendung erfuhr er nicht und dankte es mit einem bleibenden Ressentiment besonders gegen seine Mutter, die ihn selbst wiederum, wie in ihren Briefen deutlich zu lesen, hasste. Schmerzvoll waren die Versuche der Familie, seiner Behinderung entgegen zu wirken. Denn der zukünftige König von Preußen sollte ein „ganzer Mann“ und kein Krüppel sein. So musste er sich als Kleinkind z.B. schmerzhaften Elektroschocktherapien unterziehen. Auch wurde erfolglos versucht, seinen verkümmerten Arm zu strecken. Das beruflich oft erforderliche Reiten fiel ihm daher schwer. Diese unbehebbare Behinderung prägte ihn sehr. Er war gehalten, sie stets als einen Makel zu verbergen. Das Tragen von Uniformen und das Abstützen der linken Hand auf der Waffe war ein Ausweg. Die Behinderung machte ihn vermutlich zu einem Menschen mit Selbstzweifeln und geringem Selbstbewusstsein und einer darauf beruhenden Ichverfangenheit, leichten Kränkbarkeit und ihr zufolge Sprunghaftigkeit. Später dürfte diese auch seine sprichwörtliche Reiselust begünstigt haben. Ob mögliche Neurosen eine ernsthafte seelische Erkrankung unterstellen lassen müssten, ist durchaus strittig. Ob auch eine Anlage zu einer Geisteskrankheit vorlag, noch mehr. Ein schwermütiger Zug wird ihm mitunter attestiert. Der noch heute berühmte Psychiater Emil Kraepelin bezeichnete sogar – auf Grund ferndiagnostisch zugänglicher öffentlicher Quellen – Wilhelms Gemüt als einen „typischen Fall periodischen Gestörtseins“, ein freilich bestrittenes Urteil in Richtung auf eine manisch-depressive Disposition.
Anhaltende Schwierigkeiten waren Wilhelm II. verhasst, deswegen ließ er auch bewährte Freunde und Parteigänger schnell im Stich, so dass eher diplomatisierende Charaktere, wie Bülow und viele Höflinge, seinen Umgang ausmachten und seine Personalauswahl bestimmten. Offiziere, unter denen er sich wohlfühlte, erweiterten sein Urteil wenig, denn sie hatten im Zweifel die politischen Vorurteile ihrer kastenartig abgeschlossenen Berufsgruppe, und auch ihr Stil des Schwadronierens färbte auf ihn ab. Von seiner Persönlichkeit her gesehen behinderten narzisstische Züge seine Einfühlungsgabe und sein Urteil über Andere, wie z.B. über Nikolaus II. von Russland. Seine Taktlosigkeiten waren bekannt. Sie fielen seiner Mitwelt besonders bei seinem Regierungsantritt und bei Bismarcks Entlassung ins Auge, die dieser in seinen Gedanken und Erinnerungen rachsüchtig ausbreitete. Eine diese Handikaps ausbalancierende Welt- und Menschenkenntnis zu erwerben, hatte sein Werdegang ihm nicht erlaubt.
Trotz der Wesensunterschiede zu seinem altpreußisch-schlichten und im Persönlichen bemerkenswert loyalen Großvater Wilhelm I. versuchte Wilhelm II. immer, dessen Regierungsmuster zu folgen. Man kann sein anfängliches Verhältnis zu Caprivi dergestalt deuten, dass er hier ‚seinen eigenen Bismarck‘ gefunden zu haben hoffte. Zum militärischen Oberbefehlshaber ernannte er den Neffen des berühmten Generalfeldmarschalls Helmuth von Moltke („Ich will auch einen Moltke.“), der dann aber aus dem Schatten Alfred von Schlieffens nicht heraus zu treten vermochte. Allerdings wurde die Zurückhaltung seines Großvaters bei direkten politischen Eingriffen keineswegs bleibendes Merkmal des Enkels; wiederholt griff Wilhelm II. durch Personalentscheidungen und Befehle für Gesetzesvorlagen direkt in die Politik ein.
Gar nicht folgte er der öffentlichen Zurückhaltung des alten Kaisers: Selbstdarstellungseifer drängte Wilhelm II. oft repräsentativ in die Öffentlichkeit, wobei eine nicht unbeachtliche Rednergabe ihm Echo einbrachte, aber auch zu politisch bedenklichen Formulierungen verlockte. Auch begünstigte dieser Übereifer sein Verhältnis zu den Massenmedien. Man kann ihn als ersten Medienmonarchen des 20. Jahrhunderts ansehen. Seine Schaustellungen von Uniformen und Orden stimmten im Übrigen zum Protzstil des später nach ihm benannten Wilhelminismus.
Die Künste standen ihm fern, die Literatur lag ihm nicht am Herzen. Eigene Interessen entwickelte er für die Archäologie, seine Korfu-Aufenthalte sind auch davon bestimmt. Außerdem oblag er, wie in Adelskreisen nicht unüblich, begeistert der Jagd, seine Trophäenzahl erfreute ihn (er erlegte rd. 46.000 Tiere); im Exil fällte er gerne Bäume. Bei der Jagd lernte Wilhelm auch seinen später engen Freund Philipp Graf zu Eulenburg kennen, der besonders in den Jahren 1890 bis 1898 zu seinen wichtigsten Beratern zählte.
Desengagement, wenn die Dinge anders liefen, als er wollte, blieb sein Wesenszug. Noch 1918, angesichts der revolutionären Verhältnisse im Reich, emigrierte er sang- und klanglos ins neutrale Ausland. Seine in Holland verfasste Autobiografie mit ihren Rechtfertigungen oder Themenvermeidungen ist ein gutes Zeugnis seiner Urteilsschwächen.
Das Bild Wilhelms II. in der Öffentlichkeit
Wilhelm II. war zunächst sehr populär. Die weniger geschätzten Züge einer Reichseinigung „von oben“ mit Bewahrung alter Machtstrukturen fand in der Kaiserverehrung einen willkommenen Ausgleich. Die weithin monarchistisch gesonnene Presse nahm dies auf, man fand für ihn die Bezeichnungen „Arbeiterkaiser“ und „Friedenskaiser“ (dies geht u. a. auf den Vorschlag von Emanuel Nobel von 1912 zurück, Kaiser Wilhelm II. den von Alfred Nobel gestifteten Friedensnobelpreis zuzusprechen, damals hatte das Deutsche Reich unter seinem Kaisertum 24 Jahre Frieden gehalten). Doch wurde er auch als bedrohlich empfunden (vgl. Ludwig Quiddes als Kritik an Wilhelm II. aufgefasste und vielrezipierte 1894er Studie Caligula zum "Cäsarenwahnsinn“). Zunehmend mischte sich dann Spott hinein: „Der erste war der greise Kaiser, der zweite war der weise Kaiser, der dritte ist der Reisekaiser.“ Auch in der Bezeichnung „Redekaiser“ steckte Kritik. Seine vielerlei Uniformen wurden bewitzelt: „Majestät, im Badezimmer ist ein Rohr geplatzt.“ – „Bringen Sie die Admiralsunifom.“ („Simplicissimus“)
Von den ihn kritisierenden Demokraten, Sozialisten, Katholiken, auch den kritischen Minderheiten (von 1864 her die Dänen, seit 1866 die Hannoveraner, seit 1871 die Elsass-Lothringer, dauerhaft die Polen) wurde ihm zunächst das die öffentliche Meinung beherrschende Bürgertum am gefährlichsten. Bei den Schriftstellern war er nicht angesehen, der ironische Thomas Mann war in seinem Roman Königliche Hoheit noch am mildesten mit einem behinderten und etwas einfältigen Dynasten umgegangen. Direkte Kritik verbot der Paragraph zur „Majestätsbeleidigung“ im Strafgesetzbuch, aber die Witze über ihn wurden immer beißender. Man vergleiche nur das viel positivere Kaiserbild von Franz Joseph in Österreich-Ungarn, der doch viel stärkere innen- und außenpolitische Probleme hatte.
Nach 1918 und seiner Flucht ins Exil überwog die Verachtung, man warf ihm Feigheit vor: Warum ist er nicht an der Spitze seines Heeres kämpfend gefallen? Monarchisten erhofften 1933 mit H.s Machtantritt seine Rückkehr. Da H. nichts dergleichen im Sinne hatte, wurde Wilhelm II. in seinen letzten zehn Lebensjahren immer stärker vergessen, sein Tod blieb überwiegend unbetrauert. Sein öffentliches Ansehen hat sich seither kaum erholt.
Außerhalb Deutschlands war sein Ansehen eher schlechter als in Deutschland. Während des Ersten Weltkrieges war Wilhelm II. oft die symbolische Zielfigur der feindlichen Propaganda.
Familie
Stammbaum
Söhne und Töchter
Friedrich Wilhelm Victor August Ernst (1882-1951) ∞ 1905 Herzogin Cecilie zu Mecklenburg-Schwerin (1886-1954)
Wilhelm Eitel Friedrich Christian Karl (1883–1942) ∞ 1906-1926 Herzogin Sophie Charlotte von Oldenburg (1879-1964)
Adalbert Ferdinand Berengar (1884–1948) ∞ 1914 Prinzessin Adelheid von Sachsen-Meiningen (1891-1971)
August Wilhelm (1887–1949) ∞ 1908-1920 Prinzessin Alexandra von Schleswig-Holstein-Sonderburg-Glücksburg (1887-1957)
Oskar Karl Gustav Adolf (1888–1958) ∞ 1914 Gräfin Ina Maria von Bassewitz (1888-1973)
Joachim Franz Humbert (1890–1920, Selbstmord) ∞ 1916 Prinzessin Marie Auguste von Anhalt (1898-1983)
Victoria Luise Adelheid Mathilde Charlotte (1892–1980) ∞ 1913 Herzog Ernst August von Braunschweig-Lüneburg (1887-1953)
Titel und Ränge
Titular
Akademische Titel
(alphabetisch nach Hochschulen)
Dr. iur. utr. h.c. der Friedrich-Wilhelms-Universität Berlin
Dr.-Ing. E.h. der Polytechnischen Hochschule in Berlin
Ehrendoktor der Wissenschaften der Universität Klausenburg
Dr. of Civil Law der Universität Oxford
Ehrendoktor der Rechte der Universität von Pennsylvania
Ehrendoktor der Medizin der Karls-Universität Prag
Militärische Laufbahn
27. Januar 1869: Leutnant im 1. Garderegiment zu Fuß und à la suite des 1. Batl. (Berlin) des 2. Garde-Landwehr-Regiments.
22. März 1876: Oberleutnant
22. März 1880: Hauptmann
16. Oktober 1881: Major
16. September 1885: Oberst und Kommandeur des Garde-Husaren-Regiments
27. Januar 1888: Generalmajor und Kommandeur der 2. Garde-Infanterie-Brigade
15. Juni 1888: Oberster Kriegsherr des deutschen Heeres und Chef der Marine, Chef des 1. Garde-Regiments zu Fuß, des Regiments der Garde du Corps, des Leib-Garde-Husaren-Regiments
13. September 1889: Chef des Königs-Ulanen-Regiment (1. hannoversches) Nr. 13
Chefstellen und andere Ehrenränge
Hier geht es um den Rang des Chefs (in Bayern: Inhaber) von Truppenteilen, dessen Namen diese dann auch oftmals trugen (das militärische Kommando liegt nicht beim „Chef“, sondern bei dem jeweiligen „Kommandeur“). Die Generals- und Admirals-Titel sind ebenfalls als Ehrenränge zu verstehen.
Deutschland
Chef des
1.Garde-Regiments zu Fuß
Regiments der Gardes du Corps
Leib-Garde-Husaren-Regiments
Königs-Ulanen-Regiments (1. Hannoversches) Nr. 13
Königs-Infanterie-Regiments (6. Lothringisches) Nr. 145
Grenadier-Regiments König Friedrich Wilhelm I. (2. Ostpreußisches) Nr. 3
Regiments Königs-Jäger zu Pferde Nr. 1
Leib-Kürassier-Regiments Großer Kurfürst (Schlesisches) Nr. 1
1. Leib-Husaren-Regiments Nr. 1
2. Leib-Husaren-Regiments Königin Viktoria von Preußen Nr. 2
Leib-Grenadier-Regiments Friedrich Wilhelm III. (1. Brandenburgisches) Nr. 8
2. Badischen Grenadier-Regiments Kaiser Wilhelm I. Nr. 110
Infanterie-Regiments Kaiser Wilhelm (2. Großherzoglich Hessisches) Nr. 116
Königlich Sächsischen 2. Grenadier-Regiments Kaiser Wilhelm Nr. 101
Königlich Württembergischen Infanterie-Regiments Nr. 120
Königlich Württembergischen Dragoner-Regiments Königin Olga (1. Württembergisches) Nr. 25
Inhaber des
1. Königlich Bayerisches Ulanen-Regiment „Kaiser
Wilhelm II., König von Preußen“
Königlich Bayerischen 6. Infanterie-Regiments Kaiser Wilhelm, König von Preußen
Ausland
Inhaber des
K.u.k. Infanterie-Regiments Nr. 34 (Österreich-Ungarn)
K.u.k. Husaren-Regiments Nr. 7 (Österreich-Ungarn)
Chef des
Kaiserlich Russischen St. Petersburger Leib-Garde-Grenadier-Regiments 'König Friedrich Wilhelm III.'
85. Infanterie-Regiments „Wyborg“, (Russland)
13. Husaren-Regiments „Narva“ (Russland)
Königlich Großbritannischen 1. Dragoner-Regiments
Ehrenoberst des
Königlich Portugiesischen 4. Reiter-Regiments
Königlich Spanischen Dragoner-Regiments „Numancia“
Kaiserlich Osmanischer Feldmarschall
Feldmarschall der Kaiserlich-Königlichen Armee Österreich-Ungarns
Königlich Großbritannischer Feldmarschall
Königlich Großbritannischer Ehrenadmiral der Flotte
Königlich schwedischer Flaggenadmiral
Königlich norwegischer Ehrenadmiral
Königlich dänischer Ehrenadmiral
Admiral der Kaiserlich russischen Flotte
Ehrenadmiral der Kgl. griechischen Flotte
Sonstige (nichtmilitärische) Ränge und Orden
Auswahl
Neuntes Oberhaupt und neunter Souverän und Meister des Hohen Ordens vom Schwarzen Adler
Protektor des Johanniterordens
Ritter des Hosenbandordens (Vereinigtes Königreich)
Ritter des St.Andreasordens (Russland)
Ritter des Annunciaten-Ordens (Italien)
Ritter des Elefanten-Ordens (Dänemark)
Ritter des St.-Hubertus-Ordens
Ritter des Seraphinenordens (Schweden)
Ritter des Löwen-Ordens (Norwegen)
Ritter des Ordens vom Goldenen Vlies (Spanien)
Ehrenbailli und Großkreuz des Souveränen Malteserordens.