Napoleon empfängt die Königin Luise in Tilsit am 6. Juli 1807.
Originaldruck, um 1890.
Nach dem Originalgemälde von Nicolas Louis François Gosse (1787-1878) in der Galerie zu Versailles.
Abgebildet sind von links nach rechts: Talleyrand, Napoleon I., Zar Alexander I. von Rußland, Königin Luise, König Friedrich Wilhelm III. von Preußen.
Journalausschnitt in der Größe 330 x 250 mm.
Mit vertikaler, mittiger Bugfalte.
Mit minimalen Alterungs- und Gebrauchsspuren, sonst sehr guter Zustand.
Hervorragende Bildqualität auf Kunstdruckpapier – extrem selten!!!
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Juli 1807, Adel, Akademische Kunst, Akademische Malerei, Altmeisterlichkeit, Aristokratie, Armee, Ars gratia artis, Bildnis, Bildniskunst, Degen, Dekorative Graphik, Dynastie, Dynastien, Edelleute, Ehrenzeichen, Elite, Elitetruppe, Emblem, Emperor Napoleon, Europa, Europäer, Europäische Geschichte, F-77300, France, Frankreich, Frankreich, Französische Revolution, Garde-Regimenter, Gemälde, Genealogie, General, Generäle, Genre, Genremalerei, Geschichte, Grande Armee, Grande Nation, Graphik, Großbürgertum, Großer Generalstab, Heer, Heeresleitung, Heerführer, Heerführer, Heerwesen, Heraldik, Herrschaft, Herrscher, Herrscherhäuser, High Society, Historically, Historicism, Historienbilder, Historisch, Historische Bilder, History, Hochadel, Hochkultur, Ikone, Ikonografie, Imperator, Kaiser Napoleon I., Kaiserreich, Kaiserzeit, Kultur, Kulturgeschichte, Kunst, Kunstgeschichte, Le Couronnement de l‘Empereur et de l‘Impératrice, Legenden, Leibgarde, Litauen, Majestät, Militär, Militärdienst, Militärgeschichte, Militaria, Militärmalerei, military, Monarch, Monarchie, Napoleon Bonaparte, Napoléon Ier en costume du Sacre, Neunzehntes Jahrhundert, nobels, Nobilitiy, Nordwestrussland, Oberster Kriegsherr, Offizier, Offiziere, Österreich, Patriotismus, Persönlichkeiten, Portrait de Napoléon en costume impérial, Regentschaft, Russland, Rußland Oblast Kaliningrad, Schlacht bei Austerlitz, Souverän, Sowetsk, Sowjetsk, Staatsoberhaupt, Stadtkreis Sowetsk, Tilsit, Tilžė, Tradition, Truppe, Uniform, Uniformkunde, Vaterland, Wappen, Zar Alexander I. von Rußland, Zeitgeschehen, Zeitgeschichte, Föderationskreis Nordwestrussland, Oblast Kaliningrad, Stadtkreis Sowetsk, RU-238750 Sowetsk, RU-238769, OKATO 27 430, Советск, Tilsit, Tilžė Nicolas Louis François Gosse (* 2. Oktober 1787 in Paris; † 9. Februar 1878 in Soncourt-sur-Marne, Dept. Haute-Marne) war ein französischer Historienmaler. Gosse war ein Schüler von François-André Vincent an der École des Beaux-Arts, wo er in der akademischen Malerei ausgebildet wurde und in dieser Weise mehrere öffentliche Gebäude mit dekorativen und monumentalen Malereien ausschmückte. Gosse wurde im Jahre 1828 zum Ritter der Ehrenlegion und 1870 zum Offizier der Ehrenlegion ernannt. Zu seinen bedeutendsten Werken gehören u. a. die Wandmalereien in der Kirche St.-Nicolas du Chardonnet: Der Bischof von Lisieux beschützt in der Bartholomäusnacht das Leben der Hugenotten, und die drei im historischen Museum zu Versailles befindlichen Bilder: Napoleon I. empfängt 1807 die Königin Luise von Preußen in Tilsit, Napoleons und Alexanders Zusammenkunft in Erfurt und Ludwig Philipp schlägt die seinem Sohn, dem Herzog von Nemours, angebotene Krone von Belgien aus. Werke (Auswahl) Die Anbetung der Könige Die Geburt Christi Die Söhne Eduards IV. von England Die Gerechtigkeit Karls V. Der heilige Vinzenz von Paul, der von Tunesen gefangen, seinen Herrn, einen Renegaten, bekehrt Der Tod des heiligen Vincentius Ferrerius (Kathedrale zu Vannes) Der Frieden von Tilsit (französisch Traité de Tilsit; russisch Тильзитский мир, Tilsitski mir) vom 7. und 9. Juli 1807 war ein im ostpreußischen Tilsit verhandeltes und geschlossenes Vertragswerk, welches den Vierten Koalitionskrieg (1806–1807) zwischen Preußen und dem Russischen Kaiserreich einerseits und dem Französischen Kaiserreich andererseits beendete. Der russisch-französische Friedensschluss teilte Europa in eine französische und eine russische Interessensphäre; das preußisch-französische Abkommen stufte Preußen auf den Status einer europäischen Mittelmacht zurück. Vorgeschichte Nach den Niederlagen in den Schlachten von Jena und Auerstedt am 14. Oktober 1806 kam es zum Zusammenbruch der preußischen Armee. Truppen und Festungen kapitulierten vor den Franzosen unter Kaiser Napoleon I., der am 27. Oktober 1806 in Berlin einzog. Der preußische König Friedrich Wilhelm III. entwich nach Ostpreußen. Als der russische Kaiser Alexander I., der sich seit 1805 mit Frankreich im Krieg befand, im Winter 1806/07 zugunsten Preußens in die Kämpfe eingriff, konnte die preußische Führung die Lage stabilisieren. Am 28. Januar 1807 schlossen Preußen und Großbritannien den Frieden von Memel. Beide Nationen beendeten damit den zwischen ihnen herrschenden See- und Handelskrieg, der über die Besetzung des Kurfürstentums Hannover durch Preußen Anfang 1806 ausgebrochen war; Preußen garantierte in dem Vertragswerk die Rückgabe Kurhannovers. Im April 1807 verpflichteten sich Preußen und Russland im Bartensteiner Vertrag, nur im gegenseitigen Einverständnis die Waffen niederzulegen. Großbritannien und Schweden schlossen sich dem Bündnis an und stellten auf Rügen mit Preußen eine gemeinsame Armee auf. Nachdem russische und preußische Truppen am 14. Juni 1807 in der Schlacht bei Friedland eine schwere Niederlage erlitten hatten, nahm Alexander I., ohne Preußen zu konsultieren, Verhandlungen mit der französischen Seite auf, die zunächst am 23. Juni zu einem Waffenstillstand führten. Am 25. Juni begannen die Friedensverhandlungen zwischen Napoleon und Zar Alexander I. auf zwei Pontonbooten, die in der Mitte der Memel, der Demarkationslinie zwischen dem französisch und russisch besetztem Territorium, bei Tilsit verankert war, während der König von Preußen am Ufer zurückbleiben musste. Das franko-russische Abkommen Der russische Kaiser akzeptierte den Rheinbund und das neu gegründete Herzogtum Warschau, das der König von Sachsen in Personalunion regieren sollte, als napoleonische Vasallen und trat der Kontinentalsperre bei. Ferner stimmte Russland der territorialen Halbierung Preußens zu, verhinderte aber die von Napoleon favorisierte Auflösung des Gesamtstaates. Die Ionischen Inseln und Cattaro, die von den russischen Admiralen Uschakow und Senjawin besetzt waren, kamen an Frankreich. Im Gegenzug garantierte Napoleon die Souveränität des Herzogtums Oldenburg und einiger anderer Kleinfürstentümer, die von deutschen Verwandten des Zaren regiert wurden. Das Gebiet um die Stadt Białystok (vormals ein Teil der Provinz Neuostpreußen) kam an Russland. In einem geheimen Zusatzabkommen vereinbarten Kaiser Alexander und Napoleon, Dänemark-Norwegen, Schweden und Portugal zum Beitritt zur Kontinentalsperre zu zwingen. Das britische Vorgehen gegen das um Neutralität bemühte Dänemark, das in der Belagerung und Bombardierung Kopenhagens und der anschließenden Auslieferung der dänischen-norwegischen Flotte an Großbritannien gipfelte, löste indes den Britisch-Russischen Krieg (1807–1812) aus. Mit französischer Billigung konnte Russland nun gegen Schweden vorgehen und die zuvor begonnenen Kriege gegen Persien und das Osmanische Reich zu seinem Vorteil beenden: Im Russisch-Schwedischen Krieg (1808/1809) erzwang es die Abtretung Finnlands und den Beitritt Schwedens zur Kontinentalsperre. Im Russisch-Persischen Krieg (1804–1813) eroberte das Zarenreich Georgien und weite Gebiete des Kaukasus. Im Russisch-Türkischen Krieg (1806–1812) sicherte es sich große Teile der Fürstentümer Walachei und Moldawien sowie Bessarabien. Seit 1810 unterlief Russland das Vertragswerk, indem es neutralen Schiffen erlaubte, britische Waren in seinen Häfen zu löschen. Die franko-russischen Beziehungen verschlechterten sich nun rapide. Im April 1812 unterzeichneten Russland, Großbritannien und Schweden ein gegen Napoleon gerichtetes Geheimabkommen. Nachdem am 24. Juni 1812 Napoleons Russlandfeldzug begonnen hatte, schlossen Russland und Großbritannien sowie Großbritannien und Schweden (zur Beendigung des Schwedisch-Britischen Krieges, 1810–1812) am 12. Juli 1812 in Örebro auch offiziell Frieden. Das franko-preußische Abkommen War das franko-russische Abkommen vom 7. Juli 1807 noch ein Abkommen unter Gleichen, hatte der mit Preußen zwei Tage später geschlossene Vertrag den Charakter eines Diktatfriedens. Der Gebietsbestand Preußens und die Zahl seiner Untertanen wurden um mehr als die Hälfte reduziert: von vormals rund 323.408 km² Fläche belief sich das preußische Territorium auf nur noch 158.867, in dem nach Friedensschluss nur noch rund 4,5 Mio. Einwohner – von zuvor 9,75 Mio. – lebten. Lediglich die nicht von Frankreich eroberten Festungen Kolberg, Graudenz, Neiße, Cosel, Pillau und Silberberg blieben von französischen Besatzungen frei. Ferner musste Preußen der Kontinentalsperre gegen Großbritannien beitreten. Die westelbischen Territorien wurden dem neu gegründeten Königreich Westphalen einverleibt, an Sachsen fiel der Kreis Cottbus. Berühmt geworden ist der Bittgang der Königin Luise zu Napoleon, in dem sie ihn vergeblich um eine Milderung dieser Gebietsverluste anflehte. Aus den von Preußen bei der Zweiten und Dritten Teilung Polens annektierten Gebieten formte Napoleon das Herzogtum Warschau, wobei Danzig mit Oliva und Hela zur „Freien Stadt“ wurde und Russland den Bezirk Białystok erhielt. Durch die 2. Elbinger Konvention vom 10. November 1807 verlor Preußen zusätzlich zu dem bereits im Juli verlorenen Kreis Kulm auch den Kreis Michelau (Art. 2 der Konvention) sowie den 1795 bei der dritten Teilung Polens erworbenen Teil „Kleinpolens“, der als Kreis Tschenstochau oder „Neuschlesien“ bezeichnet wurde, an das Herzogtum (Art. 7 der Konvention). Im Königsberger Folgeabkommen vom 12. Juli 1807 verpflichtete sich Frankreich, seine Truppen aus Preußen Zug um Zug entsprechend der Abgeltung der noch festzusetzenden Kriegskontribution zurückzuziehen. Deren Höhe wurde von Napoleon erst am 8. September 1808 in der Pariser Konvention festgelegt. Preußen hatte danach eine Kriegskontribution von 120 Mio. Francs (über 32 Mio. Preußische Reichstaler) zu leisten, bis zur Zahlung sollten in den Oder-Festungen französische Garnisonen von insgesamt 10.000 Mann verbleiben. Das preußische Heer, bei Kriegsbeginn 1806 etwa 235.000 Mann stark, war auf 42.000 Mann zu reduzieren. Die Aufstellung oder Ausbildung jeder Art von Miliz oder militärischer Reserve wurde verboten. Frankreich verpflichtete sich, Preußen, mit Ausnahme der Festungen, innerhalb von 40 Tagen zu räumen. Damit endete im Dezember 1808 die Anwesenheit französischer Truppen in Städten und Dörfern Preußens, nicht aber in den Festungen Stettin, Küstrin und Glogau. Der Frieden von Tilsit war ein Auslöser für grundlegende Reformen des Staates Preußen. Luise Prinzessin zu Mecklenburg [-Strelitz], bekannt als Königin Luise von Preußen, vollständiger Name: Luise Auguste Wilhelmine Amalie Herzogin zu Mecklenburg (* 10. März 1776 in Hannover; † 19. Juli 1810 auf Schloss Hohenzieritz) war die Gemahlin König Friedrich Wilhelms III. von Preußen. Zeitgenossen beschrieben sie als schön und anmutig, ihre ungezwungenen Umgangsformen erschienen ihnen eher bürgerlich als aristokratisch. Ihr Leben war eng verknüpft mit den dramatischen Ereignissen im Kampf Preußens gegen Napoleon Bonaparte. Da sie früh starb, blieb sie in der Vorstellung auch der nachfolgenden Generationen jung und schön. Schon zu Lebzeiten wurde sie zum Gegenstand beinahe kultischer Verehrung. Nach ihrem Tod setzte sich diese Tendenz verstärkt fort. Sie wurde als Mutter Kaiser Wilhelms I. zum Symbol für den Wiederaufstieg Preußens und für die Entwicklung hin zum Deutschen Kaiserreich. So liegt ihre historische Bedeutung in der legendären Berühmtheit, die sie als Königin von Preußen tatsächlich hatte. Das Leben Elternhaus und Kindheit Luises Familienhintergrund war das Ergebnis von Zweckverbindungen des Hochadels über die Grenzen der deutschen Kleinstaaten hinweg. Ihr Vater Herzog Karl zu Mecklenburg [-Strelitz] war ein nachgeborener Prinz aus dem Hause der Herzöge von Mecklenburg-Strelitz. Nach Studium in Genf und einigen Reisen hatte er die repräsentative und gut bezahlte Aufgabe übernommen, das Kurfürstentum Hannover als Gouverneur für seinen Schwager, den britischen König Georg III., zu verwalten; der war zwar in Großbritannien geboren, stammte aber aus dem Haus Hannover und ließ sein deutsches Stammland von London aus regieren. 1768 heiratete Karl in Hannover die 16-jährige Prinzessin Friederike von Hessen-Darmstadt. Fünf ihrer zehn Kinder starben früh, sie selbst überlebte die letzte Niederkunft nur um zwei Tage. Als sie im Alter von 29 Jahren starb, war ihre Tochter Luise, Prinzessin von Mecklenburg-Strelitz, erst sechs Jahre alt. Der Witwer heiratete die jüngere Schwester der Verstorbenen – Luise erhielt also ihre Tante zur Stiefmutter –, die aber nach nur 15 Monaten ebenfalls im Kindbett starb, nachdem sie ihren Sohn Karl zur Welt gebracht hatte. Wenig später wurden die sechs Kinder getrennt. Die beiden Söhne, Georg und Karl, blieben bei ihrem Vater in Hannover. Charlotte, die älteste der vier Töchter, war seit 1785 mit dem Regenten des kleinen Herzogtums Sachsen-Hildburghausen verheiratet. Die Schwestern Therese, Luise und Friederike wurden 1786 ihrer Großmutter in Darmstadt zur weiteren Erziehung anvertraut. Diese Großmutter, einst mit dem Bruder des regierenden Landgrafen von Hessen-Darmstadt verheiratet und nach dem Vornamen ihres verstorbenen Gatten volkstümlich „Prinzessin George“ genannt, war eine resolute, kluge alte Dame, die ihren drei Enkelinnen im Alten Palais der kleinen Residenzstadt Darmstadt manche Freiheiten ließ. Jugend Luise, als Kind mit Beinamen wie „Jungfer Husch“ und „unsre tolle Luise“ bedacht, war noch als Jugendliche kindlich unbefangen und verspielt. Der Stadtpfarrer von Darmstadt gab den drei Schwestern Konfirmandenunterricht. Für die unumgängliche Ausbildung in der französischen Sprache und in höfischer Etikette sorgte Mademoiselle Salomé de Gélieu, die zuvor im damals preußischen Neuchâtel ein Mädchenpensionat geleitet und in England als Erzieherin in aristokratischen Familien gearbeitet hatte. Zusätzlich erhielten die Prinzessinnen Unterricht in Englisch, Geschichte und Deutsch sowie im Zeichnen und Malen und im Klavierspiel. Luise war keine eifrige Schülerin. Ihre französisch geschriebenen Briefe blieben lebenslang fehlerhaft und erst viel später, in Berlin, ging sie daran, einige der größten Bildungslücken zu schließen. Dort ließ sie sich über Geschichte und Philosophie informieren und bat Freundinnen wie Marie von Kleist und Karoline von Berg, sie bei der Auswahl ihrer Lektüre zu unterstützen. Frau von Berg (1760–1826), ihre Hofdame, Mentorin und Vertraute, führte einen literarischen Salon in ihrer Villa am Berliner Tiergarten und korrespondierte mit Berühmtheiten wie Goethe, Herder, Jean Paul und dem Reichsfreiherrn vom und zum Stein. Von ihr erhielt Luise Hinweise zur zeitgenössischen Literatur, von ihr erbat sie Texte „von denen Sie annehmen, daß sie mir gefallen und mir am meisten nützen“. In einem Brief an Marie von Kleist, die Cousine des Dichters Heinrich von Kleist, werden ihre literarischen Neigungen deutlich: „Möge Gott mich davor bewahren, meinen Geist zu pflegen und mein Herz zu vernachlässigen“; sie würde eher „alle Bücher in die Havel werfen“, als den Verstand über das Gefühl zu stellen. Das Leben der Prinzessinnen in Darmstadt wurde unterbrochen durch häufige Besuche bei den zahlreichen Verwandten aus hessischen und mecklenburgischen Adelshäusern, durch Reisen nach Straßburg und in die Niederlande. Oft hielt man sich in Frankfurt am Main auf, wo die ältere Schwester Therese seit 1787 mit dem damals noch nicht ganz standesgemäßen, aber sehr reichen späteren Fürsten Karl Alexander von Thurn und Taxis verheiratet war. Mehrmals machten die 14-jährige Luise und ihre jüngere Schwester Friederike Besuche im Hause der Frau Rat Catharina Elisabeth Goethe, der Mutter des berühmten Dichters; Jahre später schrieb diese ihrem Sohn darüber nach Weimar: „Das Zusammentreffen mit der Prinzessin von Mecklenburg hat mich außerordentlich gefreut … von einer steifen Hofetikette waren sie da in voller Freyheit – tantzend – sangen und sprangen den gantzen Tag …“ In Frankfurt war man auch 1792, aus Anlass der Krönungsfeierlichkeiten für Franz II., den letzten Kaiser des Heiligen Römischen Reiches, der 1804 als Franz I. erster Kaiser Österreichs wurde. Den Festball in der Botschaft Österreichs eröffnete Luise gemeinsam mit dem jungen Reichsgrafen Klemens von Metternich, dem später berühmten Diplomaten und Staatsmann. Anfang März 1793 wurden die beiden Schwestern, jetzt 17 und 15 Jahre alt, in Frankfurt dem preußischen König Friedrich Wilhelm II. vorgestellt, der brieflich über diese Begegnung berichtete: „Wie ich die beiden Engel zum ersten Mal sah, es war am Eingang der Komödie, so war ich so frappirt von ihrer Schönheit, daß ich ganz außer mir war, als die Großmutter sie mir präsentirte. Ich wünschte sehr, daß meine Söhne sie sehen möchten und sich in sie verlieben […] Ich machte mein möglichstes, daß sie sich öfter sahen und sich recht kennen lernten. […] Sie gaben sich das Jawort und die Versprechung wird bald vor sich gehen, vermuthlich in Mannheim. Der älteste heirathet die älteste und der jüngste die jüngste.“ Zum ersten Mal traf Luise den „ältesten“, den 22-jährigen Kronprinzen Friedrich Wilhelm am 14. März 1793, am 19. März machte er seinen persönlichen Heiratsantrag und am 24. April fand in Darmstadt die offizielle Verlobung statt. Im Ehevertrag wurde festgehalten, dass Luise eine bestimmte Summe „zu selbsteigener Disposition“ erhalten sollte, die sich bei der Geburt eines Sohnes deutlich erhöhen würde; für eine Tochter war nichts dergleichen vorgesehen. Inzwischen war auch Prinz Louis, der „jüngste“, mit Luises Schwester Friederike verlobt, widerwillig allerdings und nur aus Gründen der Staatsräson – er war schon anderweitig, aber unter seinem Stand verliebt. Die Doppelhochzeit wurde für die Weihnachtstage 1793 vereinbart. Die Kronprinzessin Am 22. Dezember trafen die Schwestern in der festlich geschmückten Stadt Berlin ein. Ein kleines, weißgekleidetes Mädchen begrüßte die Prinzessinnen mit einem Gedicht, Luise hob das Kind hoch, küsste es – und reagierte erkennbar verständnislos, als man ihr sagte, dass ein solches Verhalten ihrer hohen Stellung nicht angemessen sei. Dieser Vorfall, vielfach weitererzählt, gab den ersten Anstoß zur außerordentlichen Beliebtheit Luises bei der Berliner Bevölkerung. Am 24. Dezember 1793 wurde sie mit dem Kronprinzen nach altem Hofzeremoniell im Weißen Saal des Berliner Schlosses getraut. Nach Berichten von Augenzeugen wirkte der Bräutigam, sonst eher schüchtern und introvertiert, an diesem Tag heiter und ausgelassen. Zwei Tage später heirateten Friederike und Prinz Louis. Die Paare bezogen zwei benachbarte Gebäude an der Straße Unter den Linden, das Kronprinzenpalais und das später so genannte Prinzessinnenpalais. Hier entstand 1795 die berühmte „Prinzessinnengruppe“ des Bildhauers Gottfried Schadow, von König Friedrich Wilhelm II. in Auftrag gegeben. Der Künstler hatte vorübergehend einen Arbeitsraum im Kronprinzenpalais, sah die Schwestern häufig und durfte sogar „nach der Natur“ ihre Maße nehmen. Luises Mann, der Kronprinz, war allerdings mit der natürlichen, trotz reichlichen Faltenwurfs recht körperbetonten Darstellung unzufrieden. Zudem hatte sich die inzwischen verwitwete Friederike noch im Trauerjahr schwängern lassen und, „in höchster Eile“ verheiratet, den Hof und Berlin verlassen müssen. Als Luise Königin geworden war, verschwand die Skulptur daher für Jahrzehnte aus der Öffentlichkeit. Das Leben am preußischen Hof verlangte von Luise ein hohes Maß an Anpassung an unbekannte Personen, Regeln und Pflichten. Ihr ungezwungenes Naturell stand dabei manches Mal im Wege. Als Oberhofmeisterin wurde ihr eine erfahrene Hofdame zur Seite gestellt, die Gräfin Sophie Marie von Voß. Sie war 64 Jahre alt, als Luise in Berlin eintraf und stand seit Jahrzehnten im Dienst des Königshauses. Nach anfänglichen Konflikten zwischen ihrer strengen Berufsauffassung und Luises Neigung zu unkonventionellem Verhalten war sie der Kronprinzessin und späteren Königin eine unentbehrliche Lehrmeisterin in höfischer Etikette und blieb ihr bis zuletzt eine vertraute Ratgeberin und Freundin. Hilfreich für Luises Eingewöhnung in die neue Situation war, dass Friedrich Wilhelm im privaten Bereich jede Art von hergebrachter Förmlichkeit ablehnte. Das Paar pflegte einfache, in diesen Kreisen ungewöhnliche Umgangsformen. Man duzte sich und sprach voneinander als von „meinem Mann“ und „meiner Frau“. Spaziergänge ohne Gefolge auf der Straße Unter den Linden, Besuche von Volksbelustigungen wie dem Berliner Weihnachtsmarkt und dem „Stralauer Fischzug“ entsprachen offensichtlich ihren persönlichen Neigungen und wurden von der Bevölkerung beifällig zur Kenntnis genommen. Ihr Hang zur Einfachheit bestimmte auch die Auswahl der Wohnsitze. In Berlin zogen sie das Kronprinzenpalais dem Schloss vor, die Sommermonate verbrachten sie vorzugsweise nahe der Residenzstadt Potsdam im Herrenhaus Paretz, einem frühklassizistischen Landschloss, welches für seine Papiertapeten berühmt ist. Das einfache Schloss, das wegen seiner Lage von Zeitgenossen auch den Beinamen „Schloss Still-im-Land“ erhielt, bot Friedrich Wilhelm Erholung von seinen Amtsgeschäften und Luise die Landluft und Ruhe, die sie besonders während ihrer zahlreichen Schwangerschaften schätzte. Als Mutter erfüllte Luise alle Erwartungen, die an sie gestellt wurden. In knapp 17 Ehejahren brachte sie zehn Kinder zur Welt, sieben von ihnen erreichten das Erwachsenenalter – eine für damalige medizinisch-hygienische Verhältnisse überdurchschnittlich hohe Quote –, einige gelangten in höchste Positionen. Ihr ältester Sohn Friedrich Wilhelm (IV.) war von 1840 bis 1861 König von Preußen, der Nächstgeborene Wilhelm (I.) folgte seinem Bruder auf dem Thron und wurde 1871 Deutscher Kaiser. Die Tochter Friederike Charlotte heiratete 1817 den Thronfolger Nikolaus (I.) von Russland und wurde so 1825 unter dem Namen Alexandra Fjodorowna russische Zarin. Die Kinder waren immer in der Nähe der Eltern aufgewachsen. Obwohl ihre Bildung weitgehend angestellten Erziehern überlassen wurde und das Verhältnis des Königs zu den Kindern zuweilen als recht distanziert beschrieben wird, bot man doch das Bild einer kinderreichen, glücklichen Familie, ein Muster für die entstehende bürgerliche Gesellschaft des 19. Jahrhunderts. Die junge Königin Am 16. November 1797 starb Friedrich Wilhelm II. Sein Tod wurde in Preußen nicht nur betrauert. Mit seiner unglücklichen Außenpolitik, mit Mätressenwirtschaft und Verschwendungssucht hatte er das Land und dessen Ansehen stark beschädigt. Sein Sohn, Friedrich Wilhelm III., war bei Regierungsantritt erst 27 Jahre alt, schüchtern in der Öffentlichkeit und sprachlich wenig ausdrucksfähig, unschlüssig vor Entscheidungen und kaum darauf vorbereitet, ein problembeladenes Königreich in schwieriger Zeit zu regieren; an seiner Seite wurde Luise mit 21 Jahren Königin. Die letzte wichtige außenpolitische Handlung Friedrich Wilhelms II. war der separate Friedensschluss von Basel 1795 gewesen. Preußen verließ die Allianz, die sich im Ersten Koalitionskrieg gegen Frankreich formiert hatte, die linksrheinischen Landesteile gingen verloren, das nördliche Deutschland wurde für neutral erklärt. Der auf diese Weise erkaufte Frieden verschaffte Preußen eine Reihe von „stillen Jahren“, wie sie im Rückblick genannt wurden. Die Innenpolitik des neuen Königs war bestimmt durch strikte Sparsamkeit, zu den überfälligen, grundlegenden Reformen in Verwaltung und Armee konnte er sich nicht entschließen. Nach außen setzte er auf Neutralität um beinahe jeden Preis. Sorgen bereitete Luises Schwester Friederike, zu der die Königin seit jeher ein besonders enges Verhältnis gehabt hatte. Prinzessin Louis, wie sie seit ihrer Heirat genannt wurde, war nach einer kurzen, lieblosen Ehe 1796 mit 18 Jahren Witwe geworden. In ihrem Witwensitz Schloss Schönhausen hatte sie zahlreiche Affären. „Sie weiß sich nur zu gut zu trösten“, schrieb die Gräfin Voß in ihr Tagebuch. Schließlich kam es zum Eklat: Friederike erwartete ein uneheliches Kind. Luise erfuhr erst spät, kurz vor Weihnachten 1798 davon und war vor allem von dem Mangel an Vertrauen ihr gegenüber tief enttäuscht. Friederike musste eilig den Prinzen Solms-Braunfels, den mutmaßlichen Kindsvater heiraten, sie verlor Titel und Hofstaat, das Paar hatte Berlin zu verlassen, die beiden Kinder aus erster Ehe blieben in der Hauptstadt. In einer dritten Ehe mit dem Herzog von Cumberland wurde Friederike schließlich 1837 Königin von Hannover. Friedrich Wilhelm und Luise unternahmen mehrere sogenannte Huldigungsreisen. Im Mai und Juni 1798 fuhren sie durch Pommern, Ostpreußen und Schlesien, von Mai bis Juli 1799 in die westlichen Landesteile, nach Franken und Thüringen. Im August 1800 wurde die Schneekoppe in Schlesien erstiegen, eine Exkursion, die von der Königin später als ein besonders glücklicher Moment ihres Lebens bezeichnet wurde. Die Bevölkerung zeigte sich auf allen diesen Reisen begeistert über die äußere Erscheinung und das Auftreten der Königin. Ähnliche Begeisterung rief sie auch in der Hauptstadt hervor, sogar unter den Angehörigen des Diplomatischen Corps. Ein Sekretär der britischen Gesandtschaft schrieb seinen Schwestern: „In der Berliner Gesellschaft, besonders unter den jüngeren Leuten, herrscht ein Gefühl ritterlicher Ergebenheit gegen die Königin […] Wenige Frauen sind mit so viel Lieblichkeit begabt als sie […] Doch ich muß inne halten, oder ihr werdet denken, daß mir der Kopf verdreht ist, wie es schon so viele Köpfe sind, durch die Schönheit und Anmuth der Königin Luise von Preußen.“ Inzwischen hatte der Druck Napoleons auf Norddeutschland wieder zugenommen. Ein Bündnis Preußens mit Russland schien ein geeignetes Gegenmittel zu sein. Im Mai und Juni 1802 hielten sich Friedrich Wilhelm III. und Königin Luise in Memel auf und trafen dort mit Zar Alexander I. von Russland zusammen. Die politisch recht bedeutungslose Begegnung hat dennoch in Luises Lebensbeschreibungen nachhaltige Spuren hinterlassen. Die Königin war höchst beeindruckt von dem jungen Zaren. In ihren Aufzeichnungen liest man: „Der Kaiser ist einer der seltenen Menschen, die alle liebenswürdigen Eigenschaften mit allen echten Vorzügen vereinigen […] Er ist wunderbar gut gebaut und von sehr stattlicher Erscheinung. Er sieht aus wie ein junger Herkules.“ Der Zar seinerseits war von Luise fasziniert. Friedrich Wilhelm III. reagierte nicht eifersüchtig, sondern stolz, wie immer, wenn seine Frau bewundert wurde. Mehrere Biografen deuten die Frage an, ob zwischen Luise und Alexander ein intimes Verhältnis bestanden haben könnte. Die Antwort ist immer: mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht. In den Jahren 1803 bis 1805 führten verschiedene Reisen das Königspaar in die fränkischen Besitzungen, nach Darmstadt, nach Thüringen und Schlesien. Vom 25. Oktober bis zum 4. November 1805 war Zar Alexander in Potsdam, um den König für ein neues Kriegsbündnis zu gewinnen, das Österreich und Russland gegen Napoleon geschlossen hatten. Friedrich Wilhelm III. zögerte, befahl aber vorsorglich die Mobilmachung. Im Dezember 1805 wurden Russen und Österreicher in der Dreikaiserschlacht bei Austerlitz geschlagen. Im Juni und Juli 1806 waren Friedrich Wilhelm und Luise zur Kur in Bad Pyrmont – spätestens hier endeten die „stillen Jahre“ in Preußen. Krieg und Flucht Am 12. Juli 1806 wurde in Paris der Vertrag über den Rheinbund geschlossen, Napoleon dehnte seinen Einflussbereich im deutschen Gebiet erheblich aus. Preußen fühlte sich provoziert, der König war jedoch noch immer unentschlossen; erst auf Drängen verschiedener Berater wie Minister Freiherr vom Stein, Generalleutnant Ernst von Rüchel und Prinz Louis Ferdinand von Preußen sowie unter dem Einfluss seiner Frau, die in Napoleon ein „moralisches Ungeheuer“ sah, änderte er seine Meinung und erklärte Frankreich am 9. Oktober 1806 den Krieg. Als Mittelpunkt dieser sogenannten „Kriegspartei“ erreichte Luise von Mecklenburg-Strelitz wohl den Höhepunkt ihres politischen Einflusses. Nur fünf Tage später erlitten die schlecht geführten, getrennt kämpfenden preußischen Truppen bei Jena und Auerstedt vernichtende Niederlagen, die Reservearmee wurde bei Halle geschlagen und fast alle befestigten Städte ergaben sich kampflos. Am 27. Oktober 1806 zog Napoleon als Sieger in Berlin ein. Friedrich Wilhelm III. und Luise hatten sich in der Nähe des Kriegsschauplatzes aufgehalten, im Chaos des Zusammenbruchs mussten sie sich auf getrennten Wegen retten. Luise gelangte mit den Kindern, ihrem Leibarzt Christoph Wilhelm Hufeland und der Gräfin Voß über mehrere Zwischenstationen – Auerstedt, Weimar und Blankenhain – nach Königsberg. Dort erkrankte sie schwer am „Nervenfieber“, wie man damals den Typhus nannte. Noch während ihrer Krankheit drohte Napoleon mit seiner Armee Königsberg zu erreichen. Hufeland bot an, mit der Königin zurückzubleiben, sie lehnte ab: „Ich will lieber in die Hände Gottes fallen, als dieses Menschen.“ Als Fluchtort kam nur noch Memel im äußersten Nordosten des Landes in Frage. Bei starkem Frost und Schneetreiben musste die Gruppe um die schwerkranke Luise den Weg über die Landzunge der Kurischen Nehrung zurücklegen, die im Winter kaum passierbar war. Nach drei anstrengenden Tagen und höchst unbequemen Nächten war das Ziel erreicht, und Hufeland stellte überrascht sogar eine gewisse Besserung im Befinden der Königin fest. Auch diese Episode gehört, mehr oder weniger dramatisch erzählt oder illustriert, zum festen Bestand aller Biografien und Legenden über Luise, ebenso wie ihr Zusammentreffen mit Napoleon. Luise und Napoleon in Tilsit Friedrich Wilhelm III. gelangte auf anderen Wegen nach Memel, dort traf das Königspaar auch mit dem russischen Zaren zusammen, der seine unbedingte Unterstützung zusagte. Aber am 14. Juni 1807 besiegte Napoleon in der Schlacht bei Friedland die Armee Alexanders zusammen mit den letzten Resten der preußischen Truppen. Die anschließenden Friedensverhandlungen fanden in einem Prunkzelt auf einem Floß im Fluss Memel (Njemen) statt. Der preußische König war zunächst nur als Randfigur zugelassen, als Russland seinen Sonderfrieden mit Napoleon abschloss. Weil vorauszusehen war, wie rücksichtslos der französische Kaiser mit dem schon zuvor besiegten Preußen umgehen würde, unterbreitete der preußische Unterhändler Graf Kalckreuth dem König seine Ansicht „dass es von guter Wirkung sein würde, wenn Ihre Majestät die Königin hier sein könnten, und zwar je eher, je lieber“. Nun hatte aber Friedrich Wilhelm seiner Frau kurz zuvor nach Memel geschrieben, wie er Napoleon erlebt hatte: „Ich habe ihn gesehen, ich habe mit diesem von der Hölle ausgespienen Ungeheuer, das von Beelzebub gebildet wurde, um die Plage der Erde zu werden, gesprochen! […] Nein, niemals habe ich eine härtere Prüfung erfahren …“ Trotzdem leitete er den Vorschlag Kalckreuths weiter. Luise antwortete: „Ihr Brief mit der Beilage von K. erreichte mich gestern abend spät. Sein Inhalt hatte die Wirkung, die Sie vorausgesehen haben. Dennoch hat mein Entschluß im selben Augenblick festgestanden. Ich eile, ich fliege nach Tilsit, wenn Sie es wünschen.“ Die Begegnung mit Napoleon fand am 6. Juli 1807 in Tilsit statt, im Haus des Justizkommissionsrats Ernst Ludwig Siehr, Deutsche Straße 24, das Napoleon während der Friedensverhandlungen bewohnte. Luise trug ein silberdurchwirktes weißes Kreppkleid und wirkte auf Augenzeugen, trotz ängstlichster Spannung, schöner als je zuvor. Der leitende Minister Karl August von Hardenberg hatte sie eingehend auf die Unterhaltung vorbereitet. Er hatte ihr geraten, liebenswürdig zu sein, vor allem als Ehefrau und Mutter zu sprechen und keinesfalls ein betont politisches Gespräch zu führen. Die Königin erlebte eine Überraschung. Statt des gefürchteten Ungeheuers stand ihr mit Napoleon ein beeindruckender, offensichtlich hochintelligenter, angenehm plaudernder Mann gegenüber. Luise bat um maßvolles Vorgehen bei den Friedensbedingungen, Napoleon blieb unbestimmt in seinen Antworten, machte der Königin jedoch Komplimente wegen ihrer Garderobe. Als er fragte, wie die Preußen so unvorsichtig sein konnten, ihn anzugreifen, gab Luise die oft zitierte Antwort: „Der Ruhm Friedrichs des Großen hat uns über unsere Mittel getäuscht.“ Später äußerte sie sich positiv über ihre persönlichen Eindrücke bei der Unterredung. Und da auch der Kaiser sich beeindruckt zeigte, endete hier jedenfalls die Zeit gegenseitiger Beleidigungen – abgesehen von einer späteren Bemerkung Napoleons, wonach er geglaubt habe, „Hardenbergs Papagei“ zu hören. Zuvor hatte Napoleon sich wiederholt und öffentlich sehr abfällig über Luise geäußert – sie trage Schuld am Ausbruch des Krieges, sei „eine Frau mit hübschen Zügen, aber wenig Geist … Schrecklich muss sie von Gewissensbissen geplagt werden wegen der Leiden, die sie über ihr Land gebracht hat.“ Nach der Besetzung Berlins hatte er Teile ihrer dort aufgefundenen Privatkorrespondenz veröffentlichen lassen; Luise ihrerseits hatte aus ihrer tiefen Abneigung gegen Napoleon, aus ihrer Überzeugung von dessen Amoralität nie ein Geheimnis gemacht. Konkrete Zugeständnisse erreichte die Königin nicht. Über das etwa einstündige Gespräch unter vier Augen berichtete der Kaiser seiner Frau Josephine nach Paris: „Die Königin von Preußen ist wirklich bezaubernd, sie ist voller Koketterie zu mir. Aber sei ja nicht eifersüchtig, ich bin eine Wachsleinwand, an der alles nur abgleiten kann. Es käme mir teuer zu stehen, den Galanten zu spielen.“ Tatsächlich waren die Bedingungen des Friedens von Tilsit vom 9. Juli 1807 für Preußen überaus hart. Der Staat verlor die Hälfte seines Territoriums und seiner Bevölkerung – alle Gebiete westlich der Elbe und die polnischen Besitzungen. Ein französisches Besatzungsheer musste versorgt werden. Die Zahlungsverpflichtungen von 400 Millionen Talern überstiegen bei weitem die Leistungsfähigkeit des Landes. Immerhin blieb Preußen als Staat erhalten – dank der Fürsprache des Zaren, dem sehr an einem Pufferstaat zwischen seinem Reich und Napoleon gelegen war. In Ostpreußen Nach dem demütigenden Friedensschluss sah Luise ihre Hauptaufgabe darin, den König, der oft verzweifelt war und von Abdankung sprach, aufzurichten und ihm durch ein glückliches Familienleben Rückhalt zu geben. Sie selbst schwankte zwischen Niedergeschlagenheit und Hoffnung. Im April 1808 schrieb sie in einem Brief an ihren Vater: „Für mein Leben hoffe ich nichts mehr … Die göttliche Vorsehung leitet unverkennbar neue Weltzustände ein und es soll eine andere Ordnung der Dinge werden, da die alte sich überlebt hat … und zusammenstürzt. Wir sind eingeschlafen auf den Lorbeeren Friedrichs des Großen … Es kann nur gut werden in der Welt durch die Guten … deshalb bin ich der Hoffnung, dass auf die jetzige böse Zeit eine bessere folgen wird …“ Noch dauerte die „böse Zeit“ in Königsberg an. Luise entbehrte die Geselligkeit von Berlin und vertrug das raue, ostpreußische Klima nicht. Sie litt unter fiebrigen Erkältungen, Kopfschmerzen und Atemnot. In einem Brief an den Bruder klagte sie: „Das Klima Preußens ist … abscheulicher, als es sich ausdrücken lässt. … Meine Gesundheit ist völlig zerstört.“ Weil eine Rückkehr in das französisch besetzte Berlin dem preußischen König und seiner Familie als unmögliche Zumutung galt, regierte er den Staat von Königsberg aus. Freiherr vom Stein brachte die ersten, dringenden Reformen auf den Weg: 1807 die Bauernbefreiung, 1808 die Städtereform. Scharnhorst, Gneisenau und Boyen leiteten die Preußische Heeresreform. Luise war mit Einzelheiten dieser Neuerungen kaum befasst. Mit dem meist schroffen und cholerischen Stein hatte sie nur wenige Gemeinsamkeiten und notierte: „Er hält mich ohnehin für ein Weibchen, das sehr oberflächlich ist.“ Stein, der das eigene Gehalt und das seiner Beamten um die Hälfte kürzte, verlangte auch vom königlichen Haushalt kräftige Einsparungen. Bis auf den Schmuck der Königin wurde alles Entbehrliche verkauft. Im Winter 1808/1809 unternahm das Königspaar auf Einladung des Zaren eine achtwöchige Reise nach Sankt Petersburg. Stein hatte sich vergeblich gegen die Vergnügungsreise ausgesprochen und darauf hingewiesen, dass jeder verfügbare Geldbetrag im kriegszerstörten Ostpreußen dringend gebraucht würde. Luise genoss die Bälle, Diners und sonstigen gesellschaftlichen Veranstaltungen in der russischen Residenz. Sie konnte aber auch den Kontrast zu ihrer eigenen Situation nicht übersehen: „Es regnete Diamanten … Die Pracht jeder Art übersteigt alle Begriffe. Was es hier an Silberzeug, Bronzen, Spiegeln, Kristallen, Gemälden und Marmorstatuen gibt, ist enorm.“ Die Begegnungen Luises mit Zar Alexander I. verliefen, verglichen mit der gelösten Atmosphäre bei früheren Anlässen, recht kühl. Rückkehr Nach dem Abzug der Franzosen aus Berlin im Dezember 1808 hatte der König zunächst eine Rückkehr nach Berlin vermieden, um das Vorübergehende der Situation Preußens zu unterstreichen. Erst nach dem Scheitern der Erhebung Österreichs 1809 kehrte die königliche Familie am 23. Dezember 1809 in die Hauptstadt zurück. Der Empfang durch die Berliner war überwältigend herzlich, sowohl bei der Ankunft am Schloss, als auch während einer abendlichen Spazierfahrt durch die festlich illuminierte Stadt. Eine Vielzahl von Empfängen und Festessen, von Theater- und Opernaufführungen schloss sich an. Erstmals wurden zu solchen Festen auch nicht adlige Offiziere und bürgerliche Familien eingeladen. Im Hinblick auf die unverändert düstere politische Lage schrieb Luise am 27. Januar 1810 in einem Brief an Hardenberg: „Wir sind immer noch höchst unglücklich. Indessen ist das Leben hier in Berlin erträglicher als in Königsberg. Es ist wenigstens ein glänzendes Elend mit schönen Umgebungen, die einen zerstreuen, während es in Königsberg wirklich ein wirkliches Elend war.“ Luise beteiligte sich aktiv an den Bemühungen, Hardenberg wieder in den preußischen Staatsdienst zu stellen, den er auf Betreiben Napoleons nach dem Frieden von Tilsit hatte verlassen müssen. In ihm sah sie den Berater, den ihr häufig unschlüssiger Mann brauchte. Trotz weiter bestehender Vorbehalte stimmte Napoleon schließlich zu – nur Hardenberg traute er zu, die enormen Kriegskontributionen aufzubringen, mit denen er Preußen belastet hatte. Letzte Reise und Tod Eine geplante Sommerreise nach Bad Pyrmont, wo Luise ihre Gesundheit wiederherzustellen hoffte, musste abgesagt werden, aus finanziellen wie aus politischen Gründen: Preußen war praktisch bankrott und in Pyrmont hielten sich damals zwei Brüder Napoleons auf. Statt dieser Reise wurde ein Ausflug nach Neustrelitz beschlossen, wo seit 1794 Luises Vater als Herzog residierte. Auch „Prinzessin George“, die Großmutter aus Darmstadt, lebte inzwischen dort. Die Gräfin Voß, schon über achtzig Jahre alt, nahm an der Exkursion teil. In einem Brief an den Vater wird deutlich, wie sehr Luise sich auf diesen Besuch freute: „Ich glühe vor Freude und schwitze wie ein Braten.“ Am 25. Juni 1810 kam sie in Neustrelitz an, der König wollte sich später einfinden. Nach kurzem Aufenthalt in der Residenzstadt zog man um nach Schloss Hohenzieritz, in die herzogliche Sommerresidenz. Für den 30. Juni 1810 war ein Abstecher nach Rheinsberg beabsichtigt; die Fahrt musste jedoch ausfallen, Luise blieb fiebernd im Bett. Der örtliche Arzt diagnostizierte eine Lungenentzündung, die aber nicht lebensbedrohlich sei. Auch der aus Berlin herbeigerufene Leibarzt des Königs, Ernst Ludwig Heim, fand keinen Anlass zu ernster Besorgnis. Am 16. Juli wurde er abermals konsultiert, weil sich die Symptome – Erstickungsanfälle und Kreislaufstörungen – heftig verschlimmert hatten. Mit Eilkurier ließ die Gräfin Voß den König in Berlin benachrichtigen, kurz vor fünf Uhr am Morgen des 19. Juli 1810 traf er mit seinen beiden ältesten Söhnen in Hohenzieritz ein. Vier Stunden später starb Luise. Bei der Obduktion ergab sich, dass ein Lungenflügel zerstört war, auch fand man eine Geschwulst im Herzen. Gräfin Voß schrieb dazu in ihr Tagebuch: „Die Ärzte sagen, der Polyp im Herzen sei eine Folge zu großen und anhaltenden Kummers.“ Unter großer Anteilnahme der Bevölkerung wurde der Leichnam nach Berlin überführt, drei Tage im Berliner Stadtschloss aufgebahrt und am 30. Juli im Berliner Dom beigesetzt. Fünf Monate später, am 23. Dezember 1810, fand Luise von Mecklenburg-Strelitz ihre letzte Ruhestätte in einem Mausoleum, das inzwischen von Heinrich Gentz unter Mitarbeit von Karl Friedrich Schinkel im Park des Schlosses Charlottenburg neu errichtet worden war. Die Grabskulptur der Königin, ein Meisterwerk der Berliner Bildhauerschule, schuf Christian Daniel Rauch zwischen 1811 und 1814; Friedrich Wilhelm III. hatte den Entstehungsprozess mit vielen Wünschen und Vorschlägen intensiv begleitet. Er selbst wurde 1840 an gleicher Stelle beigesetzt. Das Mausoleum entwickelte sich zum nationalen Wallfahrtsort, zur wichtigsten Kultstätte der Luisen-Verehrung. Friedrich Wilhelm III. (* 3. August 1770 in Potsdam; † 7. Juni 1840 in Berlin) gehörte dem Adelshaus der Hohenzollern an, war seit 1797 König von Preußen und als Markgraf von Brandenburg zudem Kurfürst und Erzkämmerer des Heiligen Römischen Reiches bis zu dessen Auflösung im Jahre 1806. Leben Der Kronprinz Friedrich Wilhelm wurde 1770 in Potsdam als ältester Sohn von Friedrich Wilhelm II. und Friederike von Hessen-Darmstadt geboren. Friedrich der Große, die zentrale Gestalt der preußischen Geschichte, war sein Großonkel. Der Junge hatte den Alten Fritz noch gekannt. Friedrich Wilhelm galt als verschlossenes, schüchternes und zurückhaltendes Kind. Auch als Erwachsener war sein Wesen eher trocken und nüchtern. Legendär wurde die charakteristische Kürze seiner Redeweise. Besonders das Weglassen der Personalpronomina wurde Vorbild für die knappe preußische Militärsprache. Die Eigenart des Kronprinzen erklärt sich nicht zuletzt daraus, dass der königliche Vater sich wenig um ihn kümmerte. Wesentlich mehr Aufmerksamkeit widmete er dagegen seinem „Lieblingssohn“, Alexander von der Mark, den er mit seiner Mätresse Wilhelmine Encke gezeugt hatte, welcher allerdings in jungen Jahren verstarb. Jene Frau aus einfachen Verhältnissen erhob er schließlich zur Gräfin Wilhelmine von Lichtenau. Das Verhältnis Friedrich Wilhelms zu seinem Vater war auch deswegen gespannt. Nachdem er die Regierung angetreten hatte, ließ er die Neu-Gräfin verhaften und den umfangreichen Besitz, den sie ihrem Verhältnis mit dem König verdankte, einziehen. Seit seinem Regierungsantritt gab es in Preußen kein Mätressen-Regime mehr. Am 24. Dezember 1793 heiratete Friedrich Wilhelm Luise von Mecklenburg-Strelitz. Die Zuneigung dieser Frau wurde dem Kronprinzen, der bisher wenig Liebe erfahren hatte, zu einer glücklichen Erfahrung. Das befriedigende Eheleben führte zu zehn Kindern, von denen sieben erwachsen wurden. Prinz Wilhelm von Preußen, der zweitälteste Sohn, wurde König von Preußen, als der Erstgeborene, Friedrich Wilhelm IV., gesundheitlich nicht mehr dazu in der Lage war, später der erste Kaiser des ersten deutschen Nationalstaats, des Deutschen Kaiserreichs. Die älteste Tochter, Prinzessin Charlotte, bestieg als Alexandra Feodorowna den Zarenthron von Russland. Im Kronprinzenpalais Unter den Linden in Berlin, wo er auch als König wohnen blieb, und im bescheidenen Sommersitz von Paretz bei Potsdam führte Friedrich Wilhelm ein fast schon bürgerliches Leben und eine vorbildhafte Ehe. Regierung, Neutralität und Zusammenbruch (1797–1806) Friedrich Wilhelm trat seine Regierung als preußischer König am 16. November 1797 an. Angewidert vom moralischen Zerfall am Hofe seines Vaters (Intrigen einer kleinen Hofclique, Affären des königlichen Vaters, der am Ende mit drei Frauen zugleich verheiratet war), war er bemüht, die Sittlichkeit im Königshaus wiederherzustellen. Sein Eifer ging sogar so weit, dass er Johann Gottfried Schadows Prinzessinnengruppe der Öffentlichkeit entzog. Friederike, die Schwester seiner Frau Luise und Witwe seines jüngeren Bruders, die dort mitdargestellt war, hatte nach ihrer frühen Witwenschaft verschiedene Liebhaber und ein uneheliches Kind bekommen. Sie wurde vom König ins fränkisch-preußische Ansbach verbannt. Ein Zitat Friedrich Wilhelms III. beschreibt die Pflichtauffassung und kann als Beispiel seiner knappen Sprache gelten: „Jeder Staatsdiener hat doppelte Pflicht: Gegen den Landesherrn und gegen das Land. Kann wohl vorkommen, daß die nicht vereinbar sind, dann aber ist die gegen das Land die höhere.“ Er vertrat fortschrittliche Kunstansichten: Das zeigt jedenfalls der Ankauf der „modernsten deutschen Bilder der Zeit“ – Caspar David Friedrichs Der Mönch am Meer und Abtei im Eichwald (1810). Friedrich Wilhelm III. war auch musikalisch besonders begabt. Bereits als zehnjähriger Prinz komponierte er einen heute noch sehr bekannten Marsch, der allerdings zunächst in Vergessenheit geriet. Aufgeführt wurde dieser Marsch erstmals 1835 bei der Revue von Kalisch. Der Marsch wurde später von den meisten Regimentern der Armee als Präsentiermarsch genutzt und auch so benannt. Auch die Bundeswehr spielt ihn noch heute. Seine Politik war wie er selbst: vorsichtig und bedächtig den Mittelweg wählend. Reformen liefen nur zögerlich an. Der junge König hatte zwar den guten Willen zum Besseren, stand jedoch noch ganz im Schatten des Systems des Alten Fritz und dessen oft überalterten Generälen und Spitzenbeamten. Außerdem fühlte er sich weder politisch noch militärisch dazu berufen, in den Fußstapfen des Großen Königs Preußen als Großmacht zu führen. So wich er den großen Herausforderungen der europäischen Politik aus und vermied durchgreifende innenpolitische Veränderungen. Außenpolitisch verfolgte er die neuere preußische Politik der Neutralität weiter. Schon der Friede von Basel von 1795 hatte zum Ausscheiden Preußens aus den Koalitionskriegen gegen das revolutionäre Frankreich geführt. Es blieb den kriegerischen Auseinandersetzungen mit Frankreich auch weiterhin fern. Da Frankreich versuchte, Großbritanniens Position im Mittelmeer durch die Eroberung Ägyptens zu erschüttern, hatte sich um Großbritannien eine Zweite Koalition aus Russland und Österreich gebildet, die am 1. März 1799 einen weiteren Krieg gegen die Franzosen begann. Die Briten blieben in der Folge der Hauptfeind Napoleons. Zwar ging Frankreich aus diesem Krieg geschwächt hervor, aber sein Einfluss auf Deutschland wuchs. Das Heilige Römische Reich Deutscher Nation wurde in den darauffolgenden Jahren von Frankreich unter Beteiligung der meisten deutschen Fürsten aufgelöst. Dabei verschwanden in der Folge des Reichsdeputationshauptschlusses viele Kleinstaaten und freie Städte von der Landkarte. Napoleon vergrößerte die größeren deutschen Fürstentümer (z.B. wurden Bayern, Sachsen und Württemberg zu Königreichen erhoben) und machte sie im Rahmen des Rheinbundes zu seinen Vasallen, die ihm für seine Kriege Kontributionen und Soldaten zu stellen hatten. Preußen geriet durch seine Neutralität in eine außenpolitische Isolation und war gleichzeitig zu Gebietsgewinnen gekommen. Im Jahr 1805 verbündete sich Friedrich Wilhelm nach langem Schwanken mit Russland, scheute sich aber, in den Krieg Österreichs und Russlands gegen Frankreich einzugreifen. Nach deren Niederlage von Austerlitz wurde die Lage Preußens immer prekärer. Zwar durfte es das französisch besetzte Hannover, das in Personalunion mit England regiert wurde, in Besitz nehmen. Napoleon bot es jedoch wenig später in Friedensverhandlungen über Friedrich Wilhelms Kopf hinweg Großbritannien an. Nachdem sich französische Provokationen häuften, forderte Friedrich Wilhelm im Sommer 1806 Frankreich ultimativ auf, seine Truppen aus Süddeutschland zurückzuziehen. Napoleon ignorierte das Ultimatum und erklärte Preußen am 9. Oktober den Krieg. In der Schlacht bei Saalfeld am 10. Oktober fiel der bei Hofe einflussreiche Prinz Louis Ferdinand, ein Neffe Friedrichs II. Bei der darauffolgenden Schlacht bei Jena und Auerstedt wurde das Heer des Königs vernichtend geschlagen, und Friedrich Wilhelm musste mit Frau und Kindern nach Memel in Ostpreußen fliehen, in den nordöstlichsten Zipfel des Landes. Am 9. Juli 1807 war er, auch wegen des Abfalls seines Verbündeten, des Zaren Alexander I gezwungen, den Frieden von Tilsit anzunehmen, in dem Preußen alle Gebiete westlich der Elbe und einen Großteil der Gewinne aus den Polnischen Teilungen verlor. Reformen und Befreiungskriege (1807–1815) Der Zusammenbruch des preußischen Staates war der Anlass für die preußischen Reformen. Der König leitete diese Reformen mit seiner typischen Vorsicht ein. Vor allem lag ihm daran, eine Balance zwischen Adel und aufstrebendem Bürgertum zu wahren. Deswegen bremste er im Interesse der Krone die Reformer an einigen kritischen Punkten. Reformen wurden von Freiherrn vom Stein, Karl August von Hardenberg, Wilhelm von Humboldt und Militärs wie Gerhard von Scharnhorst und August Graf Neidhardt von Gneisenau vorangetrieben. Die Lage des Landes und auch die Beziehung zwischen Volk und König besserten sich in der Folge. Die Ausplünderung des Landes durch die Franzosen und die endlose Verlängerung der Besatzung nach dem Friedensschluss führten zu einer immer mehr von Hass gegen die Besatzer erfüllten Stimmung. Im Jahr 1809 verweigerte sich Friedrich Wilhelm dem Drängen der Reformer und des romantischen Dichters Heinrich von Kleist, sich dem neuen Feldzug des österreichischen Kaisers Franz I. gegen Napoleon anzuschließen, obwohl die Österreicher bei der Schlacht bei Aspern Napoleon seine erste große Niederlage beibrachten. Weil dieser Anfangserfolg jedoch nicht ausgenutzt wurde, wurde der König in seinem Glauben bestärkt, dass die Österreicher nicht dazu fähig waren, Napoleon wirklich zu besiegen. Den Aufstand Ferdinand von Schills verurteilte der König scharf. Der preußische König stand unter den Ostmächten, die (wegen des gegenseitigem Misstrauens) noch nicht koordiniert gegen Napoleon zusammenarbeiteten, in dieser Lage als einziger in Gefahr, sein ohnehin geschwächtes Land zu verlieren. Am 24. Februar 1812 wurde Friedrich Wilhelm auf französischen Druck hin Verbündeter im sich abzeichnenden Krieg Napoleons gegen Russland. Preußen musste ein Truppenkontingent für die Grande Armée stellen und durch sein Gebiet wälzten sich plündernd endlose Kolonnen von Napoleons Vielvölkerarmee. Nach dem Desaster Napoleons in den russischen Weiten und seiner Flucht nach Paris verhandelte General Ludwig Yorck von Wartenburg, Kommandeur des Preußischen Korps, das noch unter dem Befehl der Franzosen stand, und wenig ins Gefecht gekommen war, eigenmächtig mit den Russen. Ergebnis war die Konvention von Tauroggen, in der sich Yorck für neutral erklärte. Der König war entzürnt über diese riskante Eigenmächtigkeit, die ihn zum Krieg gegen Frankreich drängte. Später rehabilitierte er Yorck, wenn auch mit inneren Vorbehalten. Er entzog sich durch die Flucht nach Schlesien (Breslau) der Umklammerung der Franzosen, die ihn und seine Familie in Berlin oder Potsdam jederzeit hätten gefangennehmen können. Am 16. März 1813 erklärte er Frankreich den Krieg. Hier hatten sich schon die künftigen preußischen Führer der Befreiungskriege versammelt, General von Blücher, Scharnhorst und Gneisenau. Nach Ostpreußen wurde nun Schlesien zum Zentrum des preußischen Widerstandes gegen Napoleon. In dieser Situation wurde am 9. Februar 1813 endlich das Kernstück der Militärreform, die Wehrpflicht, von Scharnhorst und Gneisenau seit Jahren gefordert, eingeführt, zunächst „für die Dauer des Krieges“, indessen später beibehalten. Historische Bedeutung erlangte hierbei auch der von Friedrich-Wilhelm III. 1813 anlässlich des Beginns der Befreiungskriege gegen Frankreich herausgegebene Aufruf An Mein Volk in der Breslauer Schlesischen privilegierten Zeitung vom 20. März 1813. In dem Aufruf rechtfertigt ein preußischer Regent erstmals vor seinen Untertanen seine Politik; parallel wird die Stiftung des Eisernen Kreuzes, bekannt gegeben. Das Kreuz, entworfen von Karl Friedrich Schinkel, schuf erstmals eine Auszeichnung für alle Ränge, auch die einfachen Soldaten. Im Verbund mit den Russen, Österreichern und Schweden waren die Preußen, die unter Blücher die Russen mit sich zogen, die treibende Kraft bei der Verfolgung Napoleons bis nach Paris. Preußen, bisher eher nach Osten orientiert, hatte durch die durch den Wiener Kongress beschlossene Übernahme Westfalens und der Rheinlande die Verteidigung der Westgrenze Deutschlands übernommen. Diese war in den letzten Jahrhunderten zumeist schlecht gesichert und deswegen Spielball fremder Mächte gewesen, insbesondere Frankreichs (vgl. die Reunionen unter Ludwig XIV.). In diesem Zusammenhang erließ der König am 11. März 1815 die „Order zur Neubefestigung der Stadt Coblenz und der Festung Ehrenbreitstein“. In den folgenden Jahren entstand die Festung Koblenz, eines der umfangreichsten Festungssysteme Europas, gebaut nach modernsten Erkenntnissen, der so genannten „Neupreußischen“ oder „Neudeutschen Befestigungsmanier“. Der Reformer Gneisenau ging als oberster Militärgouverneur ins Rheinland, später auch der Prinz von Preußen Wilhelm. Der König hatte bereits umfassende Bildungsreformen eingeleitet. Am 11. August 1806 verfügte er die Gründung der ersten preußischen Blindenanstalt. 1809 übertrug er Wilhelm von Humboldt die Gründung der Alma Mater Berolinensis, die Universität Berlin (1828–1949 Friedrich-Wilhelms-Universität, danach Humboldt-Universität zu Berlin). 1811 wurde die Schlesische Friedrich-Wilhelms-Universität (Universität Breslau) eingerichtet und zuletzt unter Altensteins Leitung die Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität in Bonn. Mindestens ebenso wichtig waren die Reformen des Schulwesens in seinen verschiedenen Stufen. Außerdem wurde die Berufsausbildung verbessert sowie die Ausbildung von Fachleuten und Unternehmern der gerade entstehenden Industrie. Durch die 1817 neu gegründete Union suchte Friedrich Wilhelm zugleich den religiösen Sinn zu heben und die Einheit der protestantischen Konfessionen in der Evangelischen Kirche in Preußen zu erzielen, wobei er es zunächst friedlich versuchte. Hartnäckiger Widerstand, vor allem in den neuen sächsischen Landesteilen, führte ihn zu Zwangsmaßregeln, etwa zur Inhaftierung von Pfarrern, zur Beschlagnahme lutherischer Kirchen, Enteignung von Grundbesitz, wie die Entstehung der evangelisch-lutherischen (altlutherischen) Kirche und der Agendenstreit belegen. Am 11. März 1812 wurden auf Initiative des Königs, der selbst kein Philosemit war, 30.000 Juden durch das Judenedikt der christlichen Bevölkerung rechtlich weitgehend gleichgestellt. Konsolidierung im Frieden (1816–1840) Den Begriff Restauration auf das Preußen der langen Friedensperiode von 1816 bis 1840 (vom Jahr nach dem Sieg bei Belle Alliance/ Waterloo bis zum Tod des Königs) anzuwenden, ist im Grunde irreführend. Während in Frankreich die alte Dynastie der Bourbonen restauriert, und damit tatsächlich der Versuch gemacht wurde, die neue Ausrichtung von Staat und Gesellschaft wieder zurückzudrehen, setzten in Preußen die Hohenzollern ihre Regierung fort. Auch ein weiter Begriff der Restauration will nicht recht passen, da ja die Reformen bestehen blieben und teils noch fortgesetzt wurden. Es wurden weder die Leibeigenschaft wieder eingeführt, noch die Selbstverwaltung der Städte oder die Gewerbefreiheit abgeschafft und auch nicht die allgemeine Wehrpflicht. Reformen im Heerwesen sowie in der Finanz-, Wirtschafts- und Bildungsförderung wurden noch ausgebaut. Mit dem negativ wertenden Begriff Restauration will man offensichtlich ausdrücken, dass das politische System Preußens konservativ blieb, dass es z.B. nicht durch eine Verfassung erweitert wurde. Das hatte etwas mit dem Druck der konservativen Mächte Russland und Österreich zu tun. Den reaktionärsten Einfluss übte Fürst Metternich aus, der Staatskanzler Österreichs. Dagegen wirkte die Macht der preußischen Reformen unter der politischen Oberfläche im Ganzen weiterhin liberalisierend. Außerdem wurde Preußens zunehmende Westorientierung ein Gegengewicht gegen den Einfluss der Ostmächte. Als in Frankreich 1830 die Julirevolution ausbrach, weigerte sich Friedrich Wilhelm militärisch einzugreifen, zum Ärger des Zaren, seines Schwiegersohns. Wilhelm, der zweite Sohn des Königs, erkannte (auch in geistiger Auseinandersetzung mit den Vorgängen im Westen) frühzeitig die Notwendigkeit des Übergangs zu konstitutionellen Formen, die jedoch erst nach der Revolution von 1848 möglich wurden. Bis kurz vor seinem Tode (1822) hoffte Staatskanzler Hardenberg, den König dazu zu bewegen, Preußen ein Parlament und eine Verfassung zu geben. Doch die Adels-Partei bei Hofe, angeführt vom jungen Kronprinzen, dem späteren König Friedrich Wilhelm IV., wollte Preußen zu ständischen Formen mit starker Dominanz des Adels zurückführen. 1823 wurden nur Provinzialstände eingeführt, immerhin die ersten Regionalparlamente, aber eben keine „Reichsstände“. So konnte Hardenberg die Reform des Finanzwesens, die das durch Besatzung und Krieg völlig verarmte Preußen langsam wieder zahlungsfähig machte, nicht durch eine geschriebene Verfassung und eine Nationalversammlung krönen. Dennoch gab es ein weiteres positives Resultat dieser Periode, die Militärreform, die der allgemeinen Wehrpflicht verpflichtet blieb und ein kostengünstiges System aus Linienarmee und Landwehr einrichtete. Die Beibehaltung der Landwehr (Militär) wurde in Österreich und Russland argwöhnisch als Verstetigung der „Volksbewaffung“ des Befreiungskriegs beäugt. Mit seinem gesamten Reformwerk wurde Preußen das Land der öffentlichen Pflichten, der Wehrpflicht, der Schulpflicht und der Steuerpflicht. In Preußen wurden damit wesentliche Grundlagen der staatlichen Organisation geschaffen, die im Kaiserreich auf ganz Deutschland übertragen wurden und zum Teil noch heute nachwirken. 1819 ermordete der Jenaer Burschenschafter und Theologiestudent Karl Ludwig Sand den Dichter August Kotzebue, der im Dienste Russlands gestanden und sich gegen die Turnbewegung und die Burschenschafter ausgesprochen hatte, die er als revolutionär, liberal und nationalistisch angriff. Davon beeindruckt, ließ sich der König durch Metternich zum Glauben an die Existenz einer allgemeinen revolutionären Verschwörung gegen die legitime Ordnung überreden. So begannen 1820 die sogenannten Demagogenverfolgungen, bei denen auch staatstreue Patrioten wie Ernst Moritz Arndt verfolgt wurden (er wurde erst unter Friedrich Wilhelm IV. rehabilitiert). Unruhen, welche auch in Deutschland infolge der Pariser Julirevolution von 1830 ausbrachen, bestärkten den König später in seiner Abneigung gegen revolutionäre Regungen und verschärften die konservativen Tendenzen seiner späteren Regierung. Schwierigkeiten bereitete die Integration der Katholiken, von denen es in Preußen wegen der Übernahme des Rheinlands jetzt wesentlich mehr gab. Eine nach der napoleonischen Unterdrückung wieder wesentlich selbstbewusstere Römische Kurie setzte dem König, der sich als Schirmherr des Protestantismus in Preußen und Deutschland sah, erheblichen Widerstand entgegen und rief die Katholiken zum Ungehorsam auf. Offene Widersetzlichkeit, zum Beispiel in der Frage der konfessionell gemischten Ehen (sog. Kölner Wirren), führte zur Verhaftung der Erzbischöfe von Köln und Posen. In den Gebieten mit polnischer Bevölkerung war die konfessionelle Frage auch mit dem Wunsch der Polen nach nationaler Selbstbestimmung verknüpft. Im Rheinland versuchte der Klerus, mentale Unterschiede der Ost- und Westdeutschen für seine Interessen zu nutzen. Außenpolitisch verfolgte Friedrich Wilhelm weiter jene Ideen, mit denen er schon als junger König angetreten war, Neutralität und Frieden. Die neu geschaffene Armee kam nach den Befreiungskriegen praktisch nie ins Feuer. Oft war der König in europäischen Konflikten vermittelnd tätig. Die Politik der Heiligen Allianz war zwar reaktionär und restaurativ, aber sie verschaffte Kerneuropa, das seit der Französischen Revolution bis zur Schlacht von Belle Alliance (bei den Engländern Schlacht von Waterloo genannt) immer wieder von Kriegen überzogen wurde, eine lange und heilsame Friedensperiode. In Preußen wurde diese Periode dazu genutzt, Landwirtschaft, Gewerbe und Handel wieder in Gang zu bringen. Deswegen fielen im neuen Preußen alle Binnenzölle und nach außen (auch gegen das restliche Deutschland) wurde ein einheitlicher Zoll festgesetzt, der so moderat war, dass er Preußen nicht nach außen abschottete. Zuvor hatte Preußen den deutschen Ländern zu fairen Bedingungen einen Zollverein angeboten, den diese jedoch aus Angst um ihre Selbstständigkeit abgelehnt hatten. Für Friedrich Wilhelm war dabei stets das Interesse der Krone wichtig, das er, wie Friedrich der Große und seine Vorgänger, weitgehend mit dem Interesse des Landes identifizierte. Wie schon seine Frau Luise ging er davon aus, dass eine florierende Wirtschaft auch die Mittel zur Sicherung des Landes bereitstellt und die Stimmung der Bevölkerung stabilisiert. Schon frühzeitig hatte der König aus dem Kurfürstentum Hannover Albrecht Daniel Thaer nach Preußen berufen, der zum Reformator der Landwirtschaft wurde. Für das Gewerbe und die junge Industrie wurde aus Cleve stammende, preußische Rheinländer Christian Peter Wilhelm Beuth der einflussreiche Förderer. Das sehr vergrößerte, aber territorial ungünstig verteilte neue Preußen konnte dadurch seinen Kapitalstock wieder aufbauen und sich intensiver vernetzen, z.B. durch den Bau von Chausseen. Als der König starb, war die Berlin-Potsdamer Eisenbahn knapp zwei Jahre fertiggestellt. und Borsig in Berlin begann mit dem Bau von Lokomotiven. Großen Einfluss (auch bei Hofe) und große Popularität in Preußen erlangte auch Alexander von Humboldt, so dass die Naturwissenschaften sich eines großen Aufschwungs der Aufmerksamkeit erfreuten. Die Berufung von Georg Wilhelm Friedrich Hegel an den philosophischen Lehrstuhl der Berliner Universität machte diese zum Mittelpunkt der Philosophie in Deutschland. Von großer Bedeutung war auch das Wirken von Christoph Wilhelm Hufeland. Der Leibarzt des Königshauses war auch ein preußischer Reformer der Medizin und des Sozialwesens. Eine Idee der Reformzeit und eine Reaktion auf die Verschleppung zahlreicher Kunstwerke durch Napoleon und deren Rückkehr (darunter Schadows Quadriga vom Brandenburger Tor) war die Zusammenfassung der bisher in den königlichen Schlössern verstreut gezeigten Kunstschätze in einem eigens dafür errichteten Museum. Im Jahr 1810 beauftragte Friedrich Wilhelm III. Wilhelm von Humboldt mit der Zusammenstellung einer „gut gewählten Kunstsammlung.“ Dem neuen Verständnis der Kunst gemäß entstand mit dem Königlichen Museum eine Kultur- und Bildungseinrichtung, die sich an den Staatsbürger richtete. Das Gebäude, eines der schönsten Bauwerke des Klassizismus, errichtete Karl Friedrich Schinkel in den Jahren 1824 bis 1830 am Lustgarten in Berlin. Durch weitere Museen, die Friedrich Wilhelms Nachfolger hinzufügten, wurde es als Altes Museum der Auftakt der Berliner Museumsinsel. Trotz seiner legendären Sparsamkeit ging Friedrich Wilhelm auch als Förderer von Architektur und Kunst in die Geschichte ein. Zwar konnte Schinkel seine zuweilen ausgreifenden Projekte oft nicht realisieren, aber der nüchterne und mäßigende Geist des Königs brachte die Kreativität des Baumeisters oft zu Höchstleistungen. Die Wache unter den Linden, das Schauspielhaus, die Friedrichswerdersche Kirche, das Museum und die Bauakademie (erstere in Berlin noch vorhanden, die Bauakademie leider nur in Bildern, in einer Ansicht meisterhaft durch Eduard Gärtner dargestellt) drücken den Geist der Periode musterhaft aus. Die Wiederentdeckung von Backstein und Terrakotta durch Schinkel in Zusammenarbeit mit dem Berliner Unternehmer Tobias Feilner war nicht nur eine historische und künstlerische, sondern auch eine technologische Leistung ersten Ranges. In enger Zusammenarbeit mit der Stadtplanung Schinkels schmückten Christian Daniel Rauch und dessen Bildhauerschule Berlin mit Statuen aus, die das Andenken der Befreiungskriege festhielten. Gerhard von Scharnhorst, Bülow von Dennewitz und Blücher erhielten als erste ihre Denkmale. Yorck und Gneisenau folgten später unter Friedrich Wilhelm IV. Die Reliefs am Berliner Denkmal von Blücher zeichnen sich durch große Volkstümlichkeit aus (der von der Reaktion am meisten angefeindete Reformer Gneisenau ist mehrfach zu sehen). Kurz vor seinem Tode ließ der König noch den Grundstein für das Denkmal Friedrichs des Großen legen, das mehr als zehn Jahre später durch Rauch und seine Schüler fertiggestellt wurde. Es erfreute sich (wie die Legende Friedrichs) großer Beliebtheit im Volk. Auch für die Malerei tat der König einiges. Er unterstützte Wilhelm Wach, der im Lagerhaus bei Rauch mit seinem Atelier unterkam und Friedrich Wilhelm von Schadow, den Sohn des Bildhauers Johann Gottfried Schadows. Er ließ ihn durch Kultusminister Altenstein zum Direktor der Düsseldorfer Kunstakademie ernennen. Anfang 1826 trat er seinen Dienst dort als Nachfolger von Peter von Cornelius an, der nach Schinkels Entwürfen die Vorhalle des Museums ausmalte. Bald folgten ihm seine begabtesten Schüler, und es entstand nach kurzer Zeit die berühmte Düsseldorfer Malerschule. Das Urteil über König Friedrich Wilhelm III. fiel schon im späten 19. Jahrhundert eher ungünstig aus und so ist es zu Unrecht noch heute. Denn die produktive Wirksamkeit von so vielen fähigen Fachleuten aus Politik, Militär, Wissenschaft und Kunst, zum großen Teil vom König berufen, ist zu erdrückend, um ihm das Verdienst abzusprechen, zuweilen als Impulsgeber, zumeist jedoch als Moderator des Übergangs in die preußische Moderne gewirkt zu haben. Durch Hardenbergs Finanzreformen, allgemeine Sparsamkeit und die Wirkungen des Zollvereins (eines der eigensten Projekte des Königs) wurde der Staatshaushalt saniert, der sich beim Tode des Königs deutlich im Plus befand. Nach den Befreiungskriegen wurde er in den Kernprovinzen Preußens und in Berlin, zum Beispiel wenn er fast täglich im Theater erschien, als „Vater des Vaterlands“ gefeiert. Das Volk hatte einst mit großer Anteilnahme den Tod der jungen und beliebten Königin Luise gesehen. Als der Witwer 14 Jahre später (1824) die Gräfin Auguste Gräfin von Harrach in morganatischer Ehe heiratete, gab es Unmut, der sich jedoch bald legte. Heinrich Heine berichtet in seinen Briefen aus Berlin, dass das Volk genau über „ihre“ Prinzen und Prinzessinnen Bescheid wusste und z. B. bedauerte, dass „unsere Alexandrine“ als Großherzogin von Mecklenburg-Schwerin verheiratet wurde. Eindruck soll es auf die Bürger Berlins gemacht haben, dass der König oft mit seinem einfachen Militärmantel und seiner einfachen Militärmütze in der Stadt unterwegs war, im uralten Zweispänner (in den sich, wie man sagte, kaum ein Hofangestellter setzen würde) oder als Spaziergänger im Tiergarten. Der Tod des geraden und einfachen Mannes wurde trotz seiner Fehler vom Volk stark bedauert. Die Berliner Bürger ließen ihn durch Rauchs Schüler Friedrich Drake als Marmorskulptur im Tiergarten darstellen, wo er heute noch zu sehen ist. Einen Eindruck von der Atmosphäre der späteren Regierungszeit Friedrich Wilhelm III. erhält man auf Franz Krügers Gemälde Eine Parade, das der König auf der Akademieausstellung nach dem Zeugnis des Direktors Gottfried Schadow ausdrücklich lobte. Hier sieht man die Berliner Gesellschaft, Adel, Bürgertum und Volk zu Hunderten bunt gemischt im Vordergrund, dagegen die „Hauptpersonen“, König, Zar, Prinzen, Militärs nur in Miniatur erscheinen. Friedrich Wilhelm starb am 7. Juni 1840. Seine letzte Ruhestätte fand er im Mausoleum im Park von Schloss Charlottenburg, an der Seite seiner ersten Gemahlin Luise. Christian Daniel Rauch, der ihn so oft porträtiert hatte, stellte ihn in einem Marmorbild auf dem Sarkophag liegend neben dem Sarkophag seiner Frau dar. Auch dieses Bildwerk der Berliner Klassik kann besichtigt werden. Charakter und Regierungsstil In der Monarchie hängt vieles an den Entscheidungen (oder Nicht-Entscheidungen) des Monarchen. Deswegen beeinflusst der jeweilige Charakter des Herrschers die geschichtlichen Abläufe. Friedrich Wilhelm III. war ein verständiger, prinzipientreuer und rücksichtsvoller Mensch. Mit „genialen“ Menschen kam er jedoch nicht gut zurecht. Er vertiefte sich gewissenhaft in die Dinge, aber seine Neigung, sie bis ins Letzte zu durchgrübeln und abzuwägen, lähmte oft seine Entschlusskraft. Auch in seiner Friedensliebe war er ganz das Gegenteil Friedrichs des Großen, seines Großonkels, den seine philosophische Ader nicht davon abhielt, schnell das Nötige zu tun, etwa einen Krieg anzufangen. Wie bei Friedrich II. war Friedrich Wilhelms Leben von einem großen Wendepunkt bestimmt, und dieses Phänomen sollte sich bei seinem Sohn Wilhelm, später als Wilhelm I. Deutscher Kaiser, wiederholen. Doch diese drei Lebens-Wenden von Großonkel, Friedrich Wilhelm selbst und Sohn Wilhelm waren ganz verschieden. Großonkel Friedrich II. war in seiner Jugend ein humanistischer Schöngeist und voller Verachtung gegenüber dem prosaischen Regiment seines Vaters, des politisch fähigen Soldatenkönigs. Der Vater-Sohn-Konflikt führte dazu, dass Friedrich versuchte, ins Ausland zu fliehen, gefangen wurde und nur knapp der Hinrichtung entkam. Seine Errettung soll dem Einspruch des Alten Dessauers zu verdanken sein. Friedrich begann sich (erst aus Entsagung, dann aus Überzeugung) in die prosaischen Fachgebiete der Regierung zu vertiefen. Friedrich Wilhelms Lebenswende wurde durch den Zusammenbruch Preußens (1806) und den frühen Tod seiner geliebten Frau (Luise von Mecklenburg-Strelitz 1810) ausgelöst. Dem staatlichen und persönlichen Abgrund nahe, entschloss er sich, die Reformen, über die er bisher nur nachgedacht hatte, auch umzusetzen. Bei Sohn Wilhelm ging die Lebenswende auf den Zusammenbruch der staatlichen Macht anlässlich der Märzrevolution zurück. Aufständische versuchten ihn auf der Flucht nach England zu lynchen. Die Folgen waren bei den drei großen preußischen Königen sehr verschieden. Friedrich wurde ein harter, pragmatischer und einsamer Mann. Wilhelm dagegen, ein Verehrer Friedrichs, wurde sensibler und die Weichen für den späteren Volkskaiser waren gestellt. Friedrich Wilhelm wiederum entwickelte sich aus einer einfachen zu einer komplexeren Person. Wie einst der Soldatenkönig zwar am Militär, aber nicht am Krieg interessiert, wurden die Reformzeit und die Friedenszeit nach dem Befreiungskrieg die Phase seiner besten Wirksamkeit. Preußen wurde aus einem Staat des Militärs zu einem Land von Bildung, Kultur und Kunst. Besonders lagen dem König die Aufhebung der preußischen Binnenzölle und die Gründung eines Deutschen Zollvereins am Herzen. Die Förderung des Handels nach liberalen Prinzipien entsprach dem Charakter Friedrich Wilhelms in besonderer Weise. Aus den Aufzeichnungen der Königin Luise ist bekannt, dass auch sie bereits solchen Ideen angehangen hatte. „…denn jeder weiß so gut wie ich, dass nur der Handel einen Staat zur Blüte bringt, das nur er das Volk reich macht, und wem kommt der Reichtum mehr zugute als dem König? Wenn also diese alte Wahrheit wahr bleibt, dann musste der Handel für den König ein politischer Gesichtspunkt, und zwar einer der allerwesentlichen sein.“ Als Friedrich Wilhelm 1797 im Alter von noch nicht einmal 30 Jahren die Regierung übernahm, zeichnete sich jene Periode ab, in der Napoleon Bonaparte mit seinem energischen Willen unaufhaltsam nach Osten vorrückte. Der Imperator hielt Verträge und Abmachungen nur so lange, wie sie ihm nützten. Friedrich Wilhelm versuchte das Land, so lange es nur ging, aus dem großen europäischen Krieg herauszuhalten. Doch das oft nicht geschickte Lavieren und das von der preußischen Kriegspartei geforderte Aufbäumen gegen den Kaiser führten 1806 in der Schlacht bei Jena und Auerstedt in die Katastrophe. Wäre Preußen später nicht wie Phönix aus der Asche gestiegen, hätte die Geschichte wohl nur noch wenig von dem Land geredet. Doch der König bekam seine zweite Chance. Neben dem russischen Zaren, Alexander I., war Friedrich Wilhelm die treibende Kraft des Befreiungskrieges. Allerdings überließ er den Krieg weitgehend Blücher und Gneisenau, also der Führung der Schlesischen Armee. Das ungleiche Duo aus dem volkstümlichen General und dem intelligenten Strategen nutzte den Spielraum, der aus der Natur des Königs erwuchs, konsequent aus. So konnten die Preußen gegen die bremsenden Österreicher einen Vorwärts-Feldzug durchsetzen, der darauf ausging, Napoleon im eigenen Land zu besiegen. Der König tolerierte diese Strategie durch seine Passivität. Er hatte den aggressiven Charakter von Napoleons Politik erkannt, mit dem kein dauerhafter Frieden möglich war. Auch aus seinen Neigungen heraus wünschte der König eine Periode des Friedens. Sie sollte dazu dienen, die Kräfte des ausgesogenen Landes zu sammeln. Zu diesem Zwecke musste auf Grundlage der oft noch auf dem Papier stehenden Reformen und der preußischen Traditionen ein neues, in sich schlüssiges gesellschaftliches System gefunden werden. Schieflagen, die die Modernisierung des sozialen Systems des Soldatenkönigs und Friedrichs des Großen nach sich zog, mussten ausgeglichen werden. Die Aufgabe, die Reformen mit der Tradition zu verknüpfen und die sozialen Verhältnisse zu stabilisieren, entsprach ganz dem Charakter und Regierungsstil des Königs. Noch Friedrich der Große hatte mit seiner zähen Arbeitskraft und wenig Schlaf im kompakteren und vormodernen Preußen alles und jedes bis ins Detail geregelt. Unter Friedrich Wilhelm war Preußen in die Frühmoderne eingetreten, und die komplexeren Verhältnisse erforderten es, Verantwortung an Spitzenbeamte zu delegieren, die ihre Gebiete mit einer gewissen Eigenständigkeit bearbeiteten. Dabei ging es sowohl um die Fachressorts, als auch die Leitung der neu gebildeten Provinzen. Dem König oblagen zwar weiterhin die grundlegenden Entscheidungen, aber die Umsetzung ins Detail war den Ressorts überlassen. Vor allem aber wurden die beratenden Leistungen der Fachleute wichtiger. Zur königlichen Rolle des Entscheiders gesellte sich die des Moderators und dafür war Friedrich Wilhelm gut geeignet. Deswegen ist seine zweite Regierungsperiode die erfolgreichere. Doch trotz der Ruhe und der Ausgeglichenheit des Königs, konnte er zuweilen in Zorn geraten und harte Entscheidungen treffen. Das betraf vor allem Dinge, die ihm besonders am Herzen lagen, wie die Union der Reformierten und Lutheraner und die Wahrung der Rechte der Protestanten (und der Krone) in den katholisch dominierten Provinzen. Er versuchte es lange im Guten. Da ihm jedoch notorischer Widerstand entgegenschlug, etwa seitens der Erzbischöfe von Köln und Posen oder der sächsischen Lutheraner, griff er schließlich durch. Ausgleichendes Vorgehen war für Preußen auch außenpolitisch und regional nötig. Das Land lag nun mehr in der Mitte Europas, zwischen den konservativen Mächten des Ostens, Russland und Österreich, und den sozial fortgeschrittenen Staaten des Westens, England und Frankreich. Dazu kam, dass die Länder Preußens geografisch ungünstig verteilt lagen und sich sozial und kulturell deutlich unterschieden. Das an Russland grenzende bäuerliche Ostpreußen und das städtische Rheinland an Deutschlands Westgrenze standen auf sehr verschiedenen Stufen der sozialen Entwicklung. Dem neuen Preußen, einem weitläufigen und heterogenen Gebilde, war nach den Befreiungskriegen auch der Schutz des Westgrenze Deutschlands zugewiesen („Wacht am Rhein“). Es entsprach dem Charakter des Königs, dass er den friedlichen Ausgleich suchte. Das Zweckbündnis des Befreiungskrieges mit Russland und Österreich wurde fortgesetzt. Einen besonderen Akzent setzte er durch den Ausgleich mit Frankreich. Zwar wurde die Verteidigungslinie nach Westen stark ausgebaut, aber der preußische König vermied es, Frankreich zu reizen oder zu demütigen. In die Julirevolution von 1830 griff er nicht ein, obwohl der russische Verbündete, Schwiegersohn Zar Nikolaus I., ihn dazu drängte. Auch als im selben Jahr an der für Preußen kritischen polnischen Flanke der Novemberaufstand gegen die russische Besatzung ausbrach, verhielt er sich eher passiv. Wie auch in seiner Rolle als Schutzherr der Protestanten so konnte Friedrich Wilhelm Härte zeigen, wenn es um die Grundfesten der preußischen Monarchie ging. Inhalt und Stil des Liberalismus, später des Sozialismus, stießen schroff auf die preußische Tradition, aber auch auf den am Ausgleich der Stände interessierten Charakter des Königs. Als legitimen Spross einer altehrwürdigen und leistungsfähigen Dynastie beunruhigte ihn der Angriff auf alles Bestehende. Vom Haupt der europäischen Reaktion, Metternich, ließ er sich von der Existenz einer politischen Verschwörung gegen die legitime Ordnung überzeugen und im Rahmen der Demagogenverfolgungen zu überzogenen Maßnahmen verleiten. Dennoch war es sein Verdienst, dass in Preußen der Prozess der Modernisierung zügiger vorankam als in Russland und Österreich. Es wurden Grundlagen für die Industrialisierung gelegt, insbesondere für ihre deutsche Form mit der Orientierung auf solide Ausbildung und Qualität. Das vom König geförderte Gewerbeinstitut, das aus England und Frankreich und Belgien technologisches Wissen beschaffte, Maschinen nachbaute, Unternehmer und Ingenieure ausbildete und diesen die Technologie zugänglich machte spielte dabei eine Schlüsselrolle. Ebenso lag Friedrich Wilhelm III. die Modernisierung der Landwirtschaft am Herzen, die in seiner Regierungszeit große Fortschritte machte. Glaubhaft versichern die Quellen, z.B. der Bischof Eylert, die Vorliebe des Königs (und seiner Frau Luise) für den Bauern- und Bürgerstand, wobei letzterer erst in seiner klein- bis mittelbürgerlichen Form in Erscheinung trat. Städte bürgerlichen Gewerbefleißes erfreuten sich der Zuwendung der Monarchen, allen voran das damals noch beschauliche Magdeburg, das dem König auch die Sicherung und Pflege seines Domes verdankt. Adliger Hochmut war dem Königspaar zuwider. Allerdings war Luise die ungleich volksnähere Natur. Am kleinen Darmstädter Hof war sie mit wenig Etikette herangewachsen und hatte sich unter Menschen aller Stände bewegt. Dagegen war der König in seiner Jugend kaum aus den Hofkreisen von Berlin und Potsdam herausgekommen. Im Laufe seiner langen Regierungszeit wandelte sich jedoch das ernste und steife Wesen des Königs. Schon das volksnahe Leben mit Luise und der Familie im ländlichen Paretz („Schloss Still-im-Land“) hatte dazu beigetragen. Friedrich Wilhelm war die Hoffnung des kinderlosen Alten Fritz gewesen, der mit der Lebensart seines Neffen Friedrich Wilhelm unzufrieden war, der als Friedrich Wilhelm II. seine kurze Regierung antrat. Aber wenig fähig mit Kindern umzugehen und den Jungen liebevoll in seinem Sinne zu erziehen, gab Friedrich ihm einen pedantischen Sauertopf zum Erzieher und ab und zu gute Ratschläge, deren sich der König später immerhin noch erinnern konnte. Der Junge wurde von seinem Vater wenig beachtet und hielt sich dem frivolen Treiben bei Hofe fern. Er entwickelte sich zu einem schüchternen und wenig selbstbewussten Charakter. Ohne jene Fügung, die den aufmunternden Charakter Luises an die Seite Friedrich Wilhelms brachte, ist seine Wandlung zu einer gewissen Umgänglichkeit kaum vorstellbar. Dass es eine Liebesheirat wurde und die Ehe glücklich und kinderreich, trug dazu bei. Das junge Paar war bei der Bevölkerung beliebt, auch weil es oft ohne Begleitung in Berlin Unter den Linden oder im Tiergarten spazierte. Der König mischte sich später gerne unter das Volk und ließ sich allabendlich im Theater sehen. Dabei ging er sowohl in das Berliner Schauspielhaus als auch in das Königsstädtische Theater, die er beide in Auftrag gegeben hatte. Bischof Eylert berichtet, dass der König sich auf diese Weise von der Regierungsarbeit zu erholen suchte. Zum anderen versuchte er sich anhand der bürgerlichen Volksstücke in die Mentalität seiner Bürger und ihre Stimmungen einzufühlen. Friedrich Wilhelm III. von Preußen im fortgeschrittenen Alter von Christian Daniel Rauch (Römische Bäder Potsdam-Sanssouci) Denkmäler Berlin Im südlichen Großen Tiergarten steht ganz in der Nähe des Denkmals der Königin Luise ein 6,50 Meter hohes Standbild des Königs, das der Bildhauer Friedrich Drake geschaffen hat. Es stellt Friedrich Wilhelm in einfacher Kleidung dar, die Inschrift lautet: Ihrem Könige Friedrich Wilhelm III. Die dankbaren Einwohner Berlins 1849. Das Denkmal entstand als Dank für die Verschönerung des Tiergartens, die vom König veranlasst worden war. Finanziert wurde es durch Spenden aus allen Teilen der Bevölkerung. Termin der Aufstellung war der 3. August 1849. Die Reliefs am Sockel versinnbildlichen einen Lobgesang auf den Tiergarten. Das Denkmal ist eine Kopie, das geschützte Original befindet sich seit Mai 2009 in der Zitadelle Spandau. In der Mitte des Lustgartens stand ein Reiterstandbild des Königs von Albert Wolff, enthüllt am 16. Juni 1871, dem Tag der Heimkehr der siegreichen Truppen aus dem Deutsch-Französischen Krieg. Es gehörte zu einem Ensemble der Reiterstandbilder von schließlich fünf Hohenzollern, die auf das Berliner Stadtschloss zu ritten. Das bei der Umgestaltung des Platzes 1936 an den westlichen Platzrand gerückte und im Zweiten Weltkrieg beschädigte Denkmal wurde nach 1945 als Buntmetallschrott eingeschmolzen. Im Jahre 1886 wurde in der Herrscherhalle des Zeughauses ein 2,8 Meter hohes Bronzestandbild Friedrich Wilhelms von Emil Hundrieser aufgestellt. Zuerst 1944 auf die Plassenburg bei Kulmbach ausgelagert, befindet es sich seit 1960 mit den anderen Herrscherstatuen auf der Burg Hohenzollern bei Hechingen (Abbildung siehe oben). Für die Siegesallee schuf der Bildhauer Gustav Eberlein in der Denkmalgruppe 30 ein Marmorstandbild Friedrich Wilhelms III., enthüllt am 30. März 1901. Auf Wunsch Kaiser Wilhelms II., dem Auftraggeber der Monumentalallee, zeigte Eberlein den König nicht als den unglücklichen alten Mann, dessen Politik eher ungünstig in Erinnerung blieb, sondern in schlanker Offiziersgestalt als jungen König, der sich gerne in das fast bürgerliche Familienleben im Sommersitz Paretz zurückgezogen hatte. Die politisch-militärische Dimension seiner Regierungszeit repräsentierten in der Denkmalgruppe die Nebenbüsten zu Gebhard Leberecht von Blücher und Heinrich Friedrich Karl Reichsfreiherr vom und zum Stein. Das Standbild Friedrich Wilhelms ist erhalten (die rechte Hand und der Stock fehlen) und ruht seit Mai 2009 gleichfalls in der Zitadelle Spandau. Zugleich hatte Eberlein ein überlebensgroßes Marmorstandbild Friedrich Wilhelms für den zwischen 1892 und 1903 von Ernst von Ihne zum Hauptrepräsentationraum des preußischen Staates umgestalteten Weißen Saal des Berliner Schlosses geschaffen. Zusammen mit den anderen acht Statuen fiel sie im Dezember 1950 der Sprengung des Schlosses zum Opfer. Breslau 1861 wurde in der Nähe des Neuen Rathauses ein Reiterstandbild zu Ehren Friedrich Wilhelm III. aufgestellt. Das Denkmal wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört. Potsdam 1845 wurde in Potsdam auf dem Wilhelmsplatz (dem heutigen Platz der Einheit) ein aus Spenden von Potsdamer Bürgern finanziertes Bronzedenkmal des Berliner Bildhauers August Kiß eingeweiht. Es zeigte König Friedrich Wilhelm III. zu Fuß in Generalsuniform mit Mantel und unbedecktem Haupt. Wegen einer Fundamentabsenkung musste es 1928 aus der Mitte an die Südseite des Platzes verlegt werden. Das unbeschädigte Denkmal wurde 1945 nach Kriegsende demontiert und 1950 auf Anordnung der Brandenburgischen Landesregierung als Buntmetallschrott zusammen mit anderen Potsdamer Bronzestandbildern eingeschmolzen. Kolberg Die Bürger Kolbergs errichteten Friedrich Wilhelm, der die Stadt wegen ihres erfolgreichen Widerstands gegen die französische Belagerung im Jahre 1807 besonders gefördert hatte, 1860 vor dem Rathaus ein von Friedrich Drake geschaffenes Standbild. Es zeigte auf hohem Podest den barhäuptigen König, mit der Rechten seinen Hermelinmantel raffend, die Linke gestützt auf ein Schwert, in angedeuteter Schrittstellung. Das Denkmal wurde 1945 nach der Inbesitznahme Kolbergs durch Polen beseitigt. Köln Gustav Blaeser führte ein aus Bürgerspenden finanziertes Kolossaldenkmal für den Heumarkt in Köln aus, das 1878 eingeweiht wurde. Nachdem das Denkmal im Zweiten Weltkrieg stark beschädigt wurde, blieb der Platz bis 1990 ohne Preußenkönig. Ein Teil-Nachguss mit Originalstücken schmückte anschließend den innerstädtischen Platz bis 2007. Durchgerostete Stellen mussten bearbeitet werden, um die Standfestigkeit zu sichern. Am 6. Oktober 2009 wurde das Reiterstandbild wieder auf den unverkleideten Sockel gehoben. Die Kosten von rund 200.000 Euro wurden hälftig von der Stadt und Spendern aufgebracht. Königsberg Als Friedrich Wilhelm IV. mit Friedrich August Stüler ein Zentrum für Kunst und Wissenschaft in Königsberg plante, errichteten die dankbaren Preußen, die Stände der Provinz Preußen, im Jahre 1851 Friedrich Wilhelm III. bereits vor dem Neubau der Universität (1857–1862) ein bronzenes Reiterstandbild. Modelliert von August Kiß und gegossen aus erbeuteten französischen Geschützen, zeigte die fünf Meter hohe Figur den lorbeerbekränzten König im Purpurmantel. Sie erhob sich auf einem sechs Meter hohen Sockel, geschmückt mit sechs Frauenfiguren die Glauben, Tapferkeit, Gerechtigkeit, Liebe, Friede und Weisheit darstellten. Das Denkmal galt als das repräsentativste der Stadt. Im nunmehr sowjetischen Kaliningrad wurde es in den 1950er Jahren beseitigt und eingeschmolzen. Merseburg Reiterdenkmal im Schlosspark, Bronzeguss 1918, aufgestellt 1935, letztes Werk von Louis Tuaillon. Nachkommen Alle Kinder stammen aus der ersten Ehe mit Luise von Mecklenburg-Strelitz (1776–1810). Totgeburt einer Tochter (*/† 1794) Friedrich Wilhelm IV. (1795–1861) ∞ 1823 Prinzessin Elisabeth von Bayern Wilhelm I. (1797–1888) ∞ 1829 Prinzessin Augusta von Sachsen-Weimar-Eisenach Charlotte (1798–1860) ∞ 1817 Zar Nikolaus I. Friederike (1799–1800) Carl (1801–1883) ∞ 1827 Prinzessin Marie von Sachsen-Weimar-Eisenach Alexandrine (1803–1892) ∞ 1822 Großherzog Paul Friedrich zu Mecklenburg-Schwerin Ferdinand (1804–1806) Luise (1808–1870) ∞ 1825 Prinz Friedrich, Prinz der Niederlande Albrecht (1809–1872) ∞ 1830–1849 Prinzessin Marianne der Niederlande (1810–1883), eine Schwester von Friedrich, Prinz der Niederlande ∞ 1853 Rosalie von Rauch, eine Tochter des Generals Gustav von Rauch, spätere Gräfin von Hohenau (1820–1879) Die zweite Ehe mit Gräfin Auguste von Harrach (1800–1873), spätere Fürstin von Liegnitz, blieb kinderlos. Napoléon Bonaparte (* 15. August 1769 in Ajaccio auf Korsika; † 5. Mai 1821 in Longwood House auf St. Helena im Süd-Atlantik) war ein französischer Staatsmann und Feldherr. Er war General der französischen Revolutionsarmee, von 1799 bis 1804 Erster Konsul der Französischen Republik, von 1804 bis 1814 und erneut 1815 als Napoleon I. (frz. Napoléon Ier) Kaiser der Franzosen, 1805 König von Italien und 1806 bis 1813 Protektor des Rheinbundes. Bedeutung Napoléon Bonaparte gilt als einer der fähigsten militärischen Führer aller Zeiten. Es gelang ihm in kurzer Zeit, fast ganz Europa unter seine direkte oder indirekte Kontrolle zu bringen. Er selbst machte sich zum Kaiser der Franzosen und Verwandte und Vertraute zu Königen und Fürsten der eroberten Länder. Nicht minder bedeutsam ist Napoléons staatsmännische Aufbauleistung in der Zeit nach der Französischen Revolution. Sein Gesetzbuch Code Civil gilt in Frankreich bis heute und hatte seit seiner Veröffentlichung im Jahre 1804 einen nachhaltigen Einfluss auf die Entwicklung des bürgerlichen Rechts. Die von Napoléon erzwungene Abdankung des deutschen Kaisers Franz II. und die Beendigung des Heiligen Römischen Reichs Deutscher Nation, die Neuordnung deutscher Fürstentümer zu größeren Territorien wie auch der spätere Befreiungskampf gegen Napoléon förderten das deutsche Nationalgefühl und den Aufstieg Preußens bis hin zum Deutschen Reich. Leben Kindheit Napoléon wurde als Napoleone Buonaparte bzw. korsisch Nabulione in Ajaccio auf der italienischen Insel Korsika geboren, die nach einem langen Unabhängigkeitskrieg gegen Genua im Jahre 1768 an Frankreich verkauft wurde. Später fälschte Napoleon das Geburtsdatum auf den 15. August 1769, ein Zeitpunkt zu dem die Insel bereits französisch war. Er war der zweite Sohn von Carlo di Buonaparte und Letizia Ramolino, die gemeinsam 13 Kinder hatten, von denen jedoch nur acht die frühen Kindheitsjahre überlebten. Die Familie gehörte dem korsischen Kleinadel an und war seit dem frühen 16. Jahrhundert auf der Insel präsent. Ihre Wurzeln liegen in der italienischen Toskana. Napoléons Vater war der Sekretär von Pascal Paoli, einem korsischen Revolutionär und Widerstandskämpfer und hatte mit diesem für die Unabhängigkeit Korsikas gekämpft. Paoli war Napoléons Jugend-Vorbild. Als studierter Jurist hatte Napoléons Vater an einer korsischen Verfassung mitgearbeitet, beugte sich aber 1769 der französischen Oberhoheit. Er arbeitete fortan als Advokat bzw. Richter und als Winzer und Landwirt auf seinen Gütern. Darüber hinaus war er gewählter Adelsvertreter im korsischen Standesparlament und in Paris. Aufgrund seiner umfangreichen Bibliothek und dem Einfluss des Vaters interessierten sich seine älteren Söhne, darunter Napoléon, früh für Geschichte, Literatur und Jura. Jugend und militärische Ausbildung Dank eines königlichen Stipendiums, welches Ludwig XVI. für verarmte aber verdiente französische Adlige ins Leben gerufen hatte, zog der zehnjährige Napoleone – Napoléon, wie er nun genannt wurde – 1779 zusammen mit seinem Bruder Joseph nach Frankreich in ein Internat in Autun wo er – erst jetzt – die französische Sprache lernte. Danach ging er an die Kadettenschule von Brienne. Hier galt er als Stipendiat und einziger Korse als Außenseiter, aber auch als guter Schüler. Ein besonderes Talent entwickelte er in der Mathematik, außerdem interessierte er sich für die großen Helden der Geschichte wie Alexander den Großen und Julius Caesar. Seine Lieblingslektüre war – ähnlich wie bei Friedrich dem Großen – die Parallel-Biographien von Plutarch, in denen je ein bedeutender Grieche und Römer gegenübergestellt und in ihrem Wert als Vorbilder sittlich-heroischer Lebensführung abgewogen werden. Mit zwölf Jahren hegte er den Wunsch, zur See zu fahren. Als 1783 Großbritannien und Frankreich ihren Seekrieg beendeten, versuchte er sogar, in die britische Marine aufgenommen zu werden. 1784 wurde er in der École royale militaire in Paris angenommen und erreichte die Stadt am 21. Oktober. Da er weiterhin zur Marine wollte, kam er in die Artillerie-Klasse, wo er u. a. Hydrostatik, Differential- und Integralrechnung studierte. Am 24. Februar 1785 starb sein Vater an Magenkrebs und Napoléon übernahm die Rolle des Familienoberhauptes, die eigentlich seinem älteren Bruder Joseph Bonaparte zustand. Im gleichen Jahr konnte Napoléon sein Studium, aufgrund seiner guten Leistungen, vorzeitig beenden und erhielt, kaum 16 Jahre alt, sein Offizierspatent. Da die französische Marine in diesem Jahr keine Offiziere suchte, entschied er sich für das Regiment La Fère in Valence, der Korsika am nächsten gelegenen Garnisonsstadt. Dort nahm er als Leutnant im Januar 1786 seinen Dienst auf, bis er im Juni 1788 nach Auxonne versetzt wurde. Um seine Mutter zu entlasten, nahm er seinen elfjährigen Bruder Louis zu sich und kümmerte sich um dessen Erziehung. Literatur und Reformvorstellungen In seiner Freizeit widmete er sich der Literatur und der Schriftstellerei. Er las in dieser Zeit sehr viel und sehr umfangreich, von Romanen bis zu Lehrbüchern, von antiken Werken wie denen Platos bis hin zu neuzeitlichen Werken, wie z. B. von Voltaire, Corneille und Lavater, oder naturwissenschaftliche Werke wie Rollins Geschichte des Altertums, Buffons Histoire Naturelle oder Marignys Geschichte der Araber. Als Autodidakt brachte er sich ein umfangreiches Wissen bei. Als er sich auch zunehmend für Politik interessierte, wurde Jean-Jacques Rousseau sein großes Vorbild und eine konstitutionelle Monarchie wie die Großbritanniens schien ihm vorbildlich; Patriotismus, bzw. im Dienste des Volkes zu handeln, wurde sein Ideal. Zu dieser Zeit fing er auch selbst an zu schreiben. Unter anderem verfasste er einen Gruselroman mit politischem Hintergrund, den Versuch einer Geschichte Korsikas – wegen der ablehnenden Haltung Paolis, den er um Unterstützung bat, gab er dies enttäuscht auf -, und einen philosophischen Essay über menschliches Glück, den er für eine Preisausschreibung der Akademie von Lyon schrieb – kein Essay wurde für würdig gefunden, den Preis zu erhalten. Er vertritt hier die Auffassung, dass der Mensch geboren wird, um glücklich zu sein und „Sittlichkeit wird es geben, wenn die Regierungen frei sind.“ Ein Soldat der Revolution Als im Frühjahr des Jahres 1789 die Französische Revolution ausbrach, emigrierte Napoléon nicht, wie viele andere Offiziere, sondern wurde trotz seiner eigenen Adelsabstammung glühender Befürworter der Republik und deswegen bald zum Hauptmann befördert. Bonaparte versah zunächst nur einige unbedeutende Ordnungsaufgaben in der französischen Provinz und hielt sich zumeist in seiner Heimat Korsika auf, wo die Nationalbewegung einen neuen Aufschwung erlebte und die Unabhängigkeit von Frankreich anstrebte. Im Jahre 1792/93 erhielt Napoléon sein erstes militärisches Kommando und wurde mit der Befehlsgewalt über ein Freiwilligen-Bataillon der korsischen Nationalgarde für die Invasion nach Sardinien betraut, mit dem sich die Französische Republik seit 1792 im Krieg befand. Der Landungsversuch scheiterte jedoch, wofür Bonaparte vor allem die französischen Truppenteile verantwortlich machte. Die undurchsichtige Verwicklung seiner Brüder in einen Staatsstreich gegen den Führer der korsischen Unabhängigkeitsbewegung Pasquale Paoli zwang die Familie im Sommer 1793 Korsika fluchtartig zu verlassen und völlig verarmt nach Frankreich zu gehen. 1793 wurde Hauptmann Napoleon zur Belagerungsarmee vor Toulon kommandiert. Die Stadt wurde, unterstützt von der englischen Flotte, von königstreuen Royalisten gehalten. Am 25. November 1793 trug Napoleon dem Befehlshaber General Dugommier seinen Plan für den Sturm auf die Stadt vor. Dieser führte am 19. Dezember zur Eroberung von Toulon. Auf Grund der Empfehlung des sich in der Belagerungsarmee aufhaltenden Augustin Robespierre, des Bruders von Maximilien, wurde Napoleon im Alter von 24 Jahren dafür zum Brigadegeneral ernannt. Dies bildete den Auftakt seiner beispiellosen militärischen Karriere. Der Italienfeldzug und die Expedition nach Ägypten Nach der Entmachtung und Hinrichtung Robespierres fiel Napoléon in Ungnade und wurde kurzfristig in Haft genommen. Wenig später wurde er Kommandeur der Westarmee gegen die Royalisten in der Normandie. Am 5. Oktober 1795 schlug er im Auftrage Paul de Barras' und des Direktoriums, unter dem Einsatz von Geschützen, einen Aufstand der Royalisten in Paris nieder. Dieser Sieg brachte ihm das Vertrauen des Direktoriums und am 27. März 1796 den Oberbefehl über die Italienarmee. Zur selben Zeit lernte er Joséphine, die Geliebte Barras', kennen, die er am 9. März 1796 heiratete. Als Kommandierender General der schlecht ausgerüsteten französischen Truppen in Italien gelang es ihm mehrfach, die österreichischen Truppen zu besiegen. Österreich, unter der Führung von Erzherzog Karl, musste daraufhin den Frieden von Campo Formio annehmen. 1798 marschierte Napoléon in Ägypten ein, um Großbritanniens Zugang nach Indien zu stören. Napoléon, als selbstverstandener Förderer der Aufklärung, nahm Gelehrte auf seine Expedition mit. Der Stein von Rosetta ist ein bekannter Fund jener Expedition. Napoléons Expeditionsflotte wurde im August 1798 in der Seeschlacht von Abukir von der britischen Flotte unter Nelson fast völlig zerstört. Daher war Napoléon von der Versorgung auf dem Seeweg abgeschnitten. Er setzte seinen Ägyptischen Feldzug fort. Als ihn das Gerücht über einen bevorstehenden Umsturz in Frankreich erreichte, verließ er, unter Zurücklassung seiner Truppen, Ägypten am 23. August 1799 an Bord der Fregatte Muiron. Mit viel Glück segelte er durch die Blockade der Royal Navy und erreichte am 30. September Ajaccio auf Korsika. Das französische Festland betrat er bei St. Raphael wieder am 9. Oktober. Bürger Napoléon Bonaparte – Erster Konsul der Französischen Republik (1799–1804) In Europa formierte sich eine Koalition gegen Frankreich, die Royalisten wurden wieder mächtiger. In den darauf folgenden Wochen planten Emmanuel Joseph Sieyès und Roger Ducos, Direktoren der französischen Regierung, einen Staatsstreich. Dafür benötigten sie aber militärische Hilfe und Napoléon war ihr Mann um die Truppen zu führen. Am 9. November 1799 marschierte Napoléon mit seiner Armee in Paris ein und führte den Staatsstreich des 18. Brumaire VIII durch. Darauf bootete er Sieyès und Ducos aus und ernannte Jean-Jacques Cambacérès und Charles-François Lebrun als zweiter und dritter Konsul. Sie hatten keine politische, sondern nur beratende Kompetenzen. Der 30-jährige Bonaparte wurde so als Erster Konsul faktisch zum Alleinherrscher. Er vollzog mehrere dauerhafte Reformen im Bildungswesen, in der Verwaltung sowie im Rechts- und Finanzwesen. Seine Gesetzessammlung, der Code Civil oder Code Napoleon, wie sie nach Napoléon auch genannt wurde, hat bis zum heutigen Tag in vielen Ländern Bedeutung. Im Jahre 1800 griff Napoléon Österreich an und besiegte es erneut, vor allem in der Schlacht bei Marengo am 14. Juni 1800. In der Schlacht fiel sein enger Mitstreiter General Desaix. Danach unterschrieben auch die Briten einen Friedensvertrag. 1802 ließ Napoléon die Sklaverei in den französischen Kolonien wieder einführen, was auf Haiti 1804 erneut zu einem Aufstand führte, der dem Land schließlich die Unabhängigkeit brachte. Im gleichen Jahr war Thomas Jefferson bereit, New Orleans von Napoléon zu kaufen, der kurz zuvor der unumstrittene Herrscher von Frankreich geworden war und Louisiana von Spanien erworben hatte. Jefferson sandte James Monroe nach Paris, um die Verhandlungen beim Verkauf von Louisiana zu unterstützen. Nach einer aufgedeckten Verschwörung im August 1803 um Georges Cadoudal, Pichegru und General Moreau, die ein Attentat im Malmaison auf Napoléon planten, ließ Bonaparte den Herzog von Enghien als Führer der Royalisten entführen, verurteilen und erschiessen. Dies schadete Napoléon außenpolitisch insbesondere in Deutschland und Preußen, da man die eigenen Souveränitätsrechte bedroht sah. Innenpolitisch hatte Bonaparte jedoch mit dieser „terroristischen Hinrichtung“ (Louis Bergeron) alle weiteren royalistischen Komplotte erstickt und die Zustimmung der breiten Bevölkerung hinter sich. Napoléon I. – Kaiser der Franzosen (1804–1815) Die Kaiserkrönung Nachdem Napoléon seinen Einfluss auf die Schweiz und Deutschland vergrößert hatte, gab eine Meinungsverschiedenheit über Malta den Briten einen Vorwand, um Frankreich 1803 den Krieg zu erklären und die französische royalistische Opposition zu unterstützen (Beginn der Napoleonischen Kriege). Nachdem ihm in einer Volksabstimmung die Kaiserwürde angetragen wurde, krönte sich Napoléon am 2. Dezember 1804 in der Zeremonie selbst zum Kaiser. Am 26. Mai 1805 wurde Napoléon im Mailänder Dom mit der Eisernen Krone der Langobarden zum König von Italien gekrönt. Austerlitz Im April 1805 unterzeichneten Großbritannien und Russland einen Vertrag, um Holland und die Schweiz zu befreien. Österreich trat der Allianz bei, nachdem Genua annektiert und Napoléon zum König Italiens ausgerufen worden war. Napoléon bereitete eine Invasion von England vor und hatte dazu Invasionstruppen von 150.000 Mann bei Boulogne versammelt. Der französische Plan, gemeinsam mit den Spaniern die Briten zur See zu schlagen, schlug bei Trafalgar fehl und die Briten erlangten die dauerhafte Herrschaft über die Weltmeere. Angesichts der drohenden Übermacht von Großbritannien, Russland und Österreich war es entscheidend für Napoléon, die Großmächte einzeln zu vernichten. Der erste Schlag traf mit einer Blitzkampagne die Österreicher in der Schlacht von Elchingen bei Ulm (25. September – 20. Oktober 1805), wo General Karl Mack von Leiberich gezwungen wurde, mit seiner gesamten Armee von anfangs 70.000 Mann zu kapitulieren. Damit stand Napoléon der Weg nach Wien offen: Nach kleineren Scharmützeln entlang der Donau gelang seinen Truppen am 13. November die kampflose Einnahme Wiens. Im Anschluss lockte Napoléon die Russen und Österreicher durch geschickte Vortäuschung eigener Schwäche in die Schlacht bei Austerlitz (auch Dreikaiserschlacht), die er am 2. Dez. 1805 gewann. Krieg gegen Preußen Im Ergebnis der Schlacht von Austerlitz wurde Napoléon faktisch Herrscher über die meisten Gebiete Europas. Die daraufhin, im Mai 1806, begonnenen Verhandlungen zwischen England und Frankreich scheiterten aber am Widerstand Preußens gegen die von Napoleon vorgeschlagene Aufteilung Deutschlands. Ein preußisches Ultimatum vom 26. August 1806 forderte, Napoleon solle seine Truppen bis zum 8. Oktober über den Rhein zurückführen. Napoleon stieß daraufhin mit seinen Truppen vom Main aus durch Thüringen auf die preußische Hauptstadt Berlin vor. Im Oktober 1806 kam es zu der Schlacht bei Jena und Auerstedt, in der die preußischen Truppen vernichtet wurden. Die französischen Truppen marschierten in Berlin ein. Mit den verbliebenen Truppen setzte Preußen den Kampf an der Seite der russischen Armee fort. Erst nach weiteren blutigen Schlachten (z. B. die Schlacht bei Preußisch Eylau) wurde der Krieg endlich beendet. Als Napoleon am 21. Juni 1807 einen Waffenstillstand mit Russland schloss, hatte er – bis auf England, Schweden und das Osmanische Reich – sämtliche europäische Staaten erobert oder mit Verträgen an sich gebunden. Nur wenige Wochen später kam es am 9. Juli zum Frieden von Tilsit, in dem festgelegt wurde, dass Preußen die Hälfte seines Staatsgebietes abtreten und 120 Millionen Francs an die Franzosen zahlen musste. Napoléon setzte mit der Kontinentalsperre einen europaweiten Handelsboykott gegen Großbritannien durch und setzte einen neuen König in Spanien ein. Die Spanier erhoben sich und es gelang Napoléon nicht, den Aufstand niederzuschlagen. Die Heirat mit Marie Louise Während Napoleon in Spanien kämpfte, marschierte die österreichische Armee unter Erzherzog Karl von Österreich in Bayern ein. Napoleon war aus Spanien, über Paris nach Bayern geeilt und traf am 16. April 1809 in Donauwörth ein. Am 21. Mai 1809 überquerten seine Truppen südöstlich Wiens die Donau. In der Schlacht von Aspern-Essling stoppten die Österreicher den französischen Vormarsch. Diese Schlacht wurde zur ersten Niederlage Napoleons. In der Schlacht bei Wagram konnte er aber letztendlich Erzherzog Karl besiegen. Im Friede von Schönbrunn musste Österreich daraufhin auf Dalmatien, Krain und das Küstenland verzichten. Das Land musste der anti-englischen Kontinentalsperre beitreten und sein Heer auf 150 000 Mann reduzieren. Ferner wurde ein Militärbündnis zwischen Österreich und Frankreich geschlossen. Im selben Jahr ließ sich Napoléon von Joséphine scheiden, da ihre Ehe kinderlos blieb. Josephine hatte ihre Unfruchtbarkeit schon länger geahnt, aber aus Angst vor einer Scheidung die Behauptung aufgestellt, er könne ihr keine Kinder zeugen, da sie zwei Kinder aus ihrer ersten Ehe hatte. Die Generäle und Politiker Napoléons bedrängten ihn Marie-Louise von Habsburg, die älteste Tochter des österreichischen Kaisers Franz I. zu heiraten. Die Ehe, bei deren Schließung vor allem politischer Vorzüge wie die Stärkung des österreichisch-französischen Bündnisses und der Legitimation des Kaiserreichs eine wichtige Rolle spielten, wurde im Jahr 1810 geschlossen. Leidtragende dabei war die Braut, seit ihrer Kindheit stand sie Napoléon ablehnend gegenüber. Schließlich wurde sie doch der Staatsräson geopfert. Außerdem brauchte Napoléon einen Nachfolger, den ihm Marie Louise 1811 schenkte, als sie Napoléon II. gebar. Napoléon versuchte zweimal, ihn als Erben einzusetzen, aber regiert hat er nie. Der Rußlandfeldzug Zar Alexander I. von Russland war Ende 1810, aus wirtschaftlichen Gründen, nicht bereit, sich an der von Napoléon verhängten Kontinentalsperre gegen England zu beteiligen. Da Napoléon die Kontinentalsperre als einziges Kampfmittel gegen England ansah, führte diese Entscheidung dazu, dass er am 24. Juni 1812 mit seiner Grande Armée aus rund 612.000 Soldaten den Memel überschritt. Sein Plan für den Rußlandfeldzug war, wie in den bisherigen Blitzfeldzügen eine schnelle spektakuläre Entscheidungsschlacht herbeizuführen, die den Krieg bald beenden und Friedensverhandlungen einleiten sollte. An eine Besetzung Russlands war nicht gedacht. Doch die russischen Truppen unter der Führung von Barclay de Tolly wichen in die Weiten des Landes aus. Der neue Befehlshaber Feldmarschall Kutusow stellte sich Napoleon erst in der Schlacht von Borodino, vor den Toren Moskaus, in der 50.000 Mann auf beiden Seiten ihr Leben ließen. Durch diesen Pyrrhussieg gelang es Napoléon zunächst, ohne weiteren Kampf Moskau einzunehmen. Von 250.000 Einwohnern waren 15.000 geblieben; die meisten hatten Moskau verlassen, alles Essbare mitgenommen und die Stadt in Brand gesetzt. Die Soldaten der Grande Armée litten unter Hunger und Krankheiten. Der Zar verweigerte Verhandlungen. Am 18. Oktober gab Napoleon den Befehl zum Abmarsch. Fehlender Nachschub, Krankheiten sowie die Angriffe der russischen Kosaken setzten den französischen Truppen schwer zu. In der Schlacht an der Beresina wurde Napoleons Grande Armee endgültig zerschlagen. Nur 40.000 napoleonische Soldaten übertraten im Dezember 1812 die preußische Grenze. Napoléon war schon vorher nach Paris geflohen, um eine neue Armee aufzustellen. Durch diese schwere Niederlage Frankreichs ermutigt, griffen mehrere Nationen in Europa gegen Frankreich zu den Waffen. Die endgültige Niederlage der Franzosen kam 1813 in der Völkerschlacht bei Leipzig. 1814 bildete sich ein Bündnis aus Großbritannien, Russland, Preußen und Österreich gegen Napoléon. Der Feldzug von 1814 auf französischem Boden gilt auch heute noch militärgeschichtlich betrachtet strategisch wie taktisch als Napoléons „Meisterstück“ und Illustrierung napoleonischer Taktik überhaupt: Mit deutlich unterlegenen Kräften durch geschicktes und temporeiches Manövrieren den zahlenmäßig drückend überlegenen, aber getrennt marschierenden Feind jeweils einzeln zu schlagen. Auf Grund ihrer zahlenmäßigen Überlegenheit nahmen die alliierten Truppen jedoch am 31. März Paris ein. Elba, Herrschaft der Hundert Tage und Waterloo Nachdem Napoléon geschlagen war, dankte er zum ersten Mal am 11. April 1814 in Fontainebleau ab und wurde auf die Mittelmeerinsel Elba verbannt. Dort landete er am 4. Mai 1814. Als Herrscher über die damals 10.000 Einwohner behielt er seinen Kaisertitel. Ermutigt von Meldungen über die wachsende Unzufriedenheit des französischen Volkes mit der Herrschaft Ludwigs XVIII. war Napoleon am 1. März 1815 von seinem Exil auf der Insel Elba nach Frankreich zurückgekehrt. Die Armeen, die ihn aufhalten sollten, empfingen ihn als ihren Führer. Er erreichte Paris und regierte weitere 136 Tage. Diese Zeit wird auch als die Herrschaft der Hundert Tage bezeichnet. Österreich, Russland, England und Preußen hatten sich daraufhin auf dem Wiener Kongress zum militärischen Eingreifen entschieden. Am 25. März erneuerten sie ihre große Allianz von 1814 und verpflichteten sich, eine Armee von insgesamt 700.000 Mann aufzustellen. Napoleon wusste, dass er einem solchen Heer nichts Gleichwertiges entgegenzustellen hatte und entschied sich für einen Präventivschlag, solange die Armeen der Österreicher und Russen sich noch nicht mit den englischen und preußischen Truppen vereinigt hatten. Zu diesem Zweck baute er bis Mitte Juni ein neues, schlagkräftiges Heer auf und verließ am 12. Juni Paris, um das Kommando über die rund 128.000 Mann starke „Armée du Nord“ zu übernehmen. Am 15. Juni überschritt die französische Armee die Grenze zu Belgien und stand zwischen den Verbündeten. Am 16. Juni schlug er die Verbündeten in der Schlacht bei Quatre-Bras und der Schlacht bei Ligny. Am 18. Juni 1815 griff Napoléon die Briten unter dem Herzog von Wellington nahe dem belgischen Ort Waterloo an. Als die preußischen Truppen unter Marschall Blücher den Briten zu Hilfe kamen war die Schlacht verloren. Das Ende dieser Schlacht markiert gleichzeitig das Ende der Napoleonischen Kriege. Verbannung, das Ende auf St. Helena und Aufbahrung Napoléon musste am 22. Juni 1815 erneut abdanken. Die meisten der durch seine Eroberungskriege verursachten Veränderungen auf der politischen Landkarte wurden im Zuge des Wiener Kongress wieder rückgängig gemacht. Napoléon wurde auf die britische Insel St. Helena im Südatlantik verbannt. Dort schrieb er seine Memoiren und starb am 5. Mai 1821. Sein Leichnam wurde noch am selben Tag obduziert und am 9. Mai in einem vierfachen Sarg beigesetzt. Fast zwanzig Jahre nach seinem Tod wurde Napoléon Bonapartes Leichnam, am 15. Oktober 1840, exhumiert und in den Pariser Invalidendom überführt. Er ist dort seit dem 15. Dezember 1840 in einem Sarkophag aufgebahrt. Trivia Vermutungen über seine Todesursache Die Vermutung, Napoléon könnte sukzessiv durch Arsen vergiftet worden sein (zum Beispiel von General Montholon, der vielleicht seine eventuelle Rückkehr nach Frankreich verhindern wollte), ist heute widerlegt. In der medizinischen Fachliteratur ist überzeugend dargelegt, dass Napoléon an fortgeschrittenem Magenkrebs mit Lymphknotenbefall verstarb; aller Wahrscheinlichkeit nach war eine durch das Karzinom ausgelöste starke Magenblutung die unmittelbare Todesursache. Neue Forschungsergebnisse legen darüber hinaus nahe, dass der bösartige Tumor nicht wie früher vermutet familiär bedingt war - bis heute sind die Todesursachen anderer Familienmitglieder nicht geklärt - vielmehr sei die Erkrankung auf eine Infektion mit dem Bakterium Helicobacter pylori zurückzuführen [1]. Eine Beschleunigung des Todes durch falsche ärztliche Therapie ist dabei nicht auszuschließen; häufige Einläufe und Abführmittel hatten offenbar schweren Kaliummangel und Herz-Rhythmus-Störungen hervorgerufen, wie ein amerikanischer Gerichtsmediziner 2004 darlegte. In den 1960er-Jahren wurde zwar in einer Haarprobe Napoléons Arsen in etwa fünffach höherer Konzentration als normalerweise üblich entdeckt; diese Dosis wäre jedoch kaum tödlich gewesen. Es gibt verschiedene Theorien, wie es zu dieser, wenn auch noch nicht lebensgefährlichen, Arsenanreicherung in Napoleons Haaren gekommen ist: So wurden Weinfässer damals mit einer arsenhaltigen Lösung gereinigt, und Napoleon, der gerne Wein trank, könnte das Spurenelement auf diese Weise zu sich genommen haben. Vielleicht bekam er auch Arsen in Form eines Medikamentes gegen Appetitmangel verabreicht (Fowlersche Lösung). Es gibt auch die Theorie, dass Napoléon von seiner Tapete vergiftet wurde. Diese enthielt nämlich den aus Kupferarsenit bestehenden Farbstoff „Scheeles Grün“. In trockenem Klima waren diese Farbpigmente ungefährlich, doch in dem feuchten Klima auf St. Helena zersetzten sie sich und gaben gasförmiges Trimethylarsen frei, welches Napoléon eingeatmet haben könnte. Die Annahme, dass das Arsen erst nach Napoléons Tod zur Konservierung auf die Haare aufgetragen wurde, scheint dagegen durch kürzliche Untersuchungen widerlegt, die Arsen auch im Inneren der Haare nachweisen konnten. In jedem Fall war das Arsen aber, wie dargelegt, nicht die letztliche Todesursache Napoléons. Der Historiker Paul Johnson brachte in seinem Werk „Napoleon: A life“ die Hypothese auf, dass der britische Kommodore Parker Templington ebenso eine Mitverantwortung am Tode Napoléons getragen haben könnte. Der Kommodore, so spekuliert Johnson, dessen stark frankophobe Einstellung mehrfach dokumentarisch erwähnt wurde, könne von Napoléons Magenleiden gewusst haben. Als einer der zuständigen Flottenkommandeure, für den betreffenden Bereich des Antlantischen Ozeans, war er in jedem Falle mehrfach mit dem abgedankten Kaiser auf St. Helena zusammengetroffen. Templington hatte ohne Zweifel Zugang zu allen in Frage kommenden Substanzen, die das Ableben Bonapartes beschleunigen konnten, wozu neben Arsen auch ein reicher Fundus an scharfen Speisen und Gewürzen zählte, die Templington nachweislich auf seinen Schiffen mitgeführt hatte. Bei gemeinsamen Mahlzeiten könne der Kommodore so einerseits von Bonapartes Beschwerden erfahren und in weiterer Konsequenz auf zwei Wegen dem schnellen Tode Napoléons zugearbeitet haben, meint Johnson. Diese Vermutung erscheint insofern sinnvoll, als dass Templington ebenso wie Napoléon ein Verhältnis mit der Dänin Viktoria Kraus nachgesagt wurde, die später von Napoléon schwanger wurde. Jedoch galt Templington als Rationalist und Verstandesmensch, was eventuelle späte Rachegelüste zumindest als unwahrscheinlich erscheinen lässt. Die Krönung Es war eine ungewöhnliche Szene, als er die Krone Pius VII. aus den Händen nahm und sich selbst aufs Haupt setzte. Diese Szene war allerdings abgesprochen und keineswegs wie später dargestellt, die Handlung eines Diktators. Das Gemälde zu dieser Zeremonie stammt vom Maler Jacques-Louis David, der nachträglich die Mutter Napoléons I. auf einer Empore sitzend darstellte. Nachträglich, weil sie sich geweigert hatte, bei der Krönung anwesend zu sein. Der Kaiser bestand aber wenigstens im Bild auf deren Anwesenheit. Da die Zeremonie sich über Stunden hinzog, konnte der Kaiser von Zeit zu Zeit ein Gähnen nicht unterdrücken. Er hielt das Zepter in der Hand wie ein Kinderspielzeug und flüsterte seinem Bruder Joseph zu: „Wenn uns jetzt unser Vater sehen könnte!“ Die Kaiserin Joséphine war von der Krönung so beeindruckt, dass man sie spät abends dazu überreden musste, ihre Krone zum Schlafengehen abzulegen. Napoléon und die Frauen Trotz seiner eher geringen Körperlänge von rund 164 cm gab es in Napoléons Leben zahlreiche „Frauengeschichten“, größtenteils heimliche Affären, die man einerseits auf sein Charisma und andererseits auf eine ihm nachgesagte ausgeprägte Libido zurückführen könnte. Die erste wichtige Frau war Désirée Clary (1777 – 1860), die Schwägerin von Joseph Bonaparte und später Königin von Schweden und Norwegen wurde. Beide waren seit 1794 ein Paar, zwischen 1795 und 1796 verlobt, als Napoléon noch ein politisch unbedeutender General war, aber die Familie Désirées stellte sich gegen einen zweiten Bonaparte, und Napoléon lernte 1796 seine zukünftige Frau kennen. Désirée heiratete General Jean-Baptiste Bernadotte, den späteren schwedisch-norwegischen König, von dem sie am 4. Juli 1799 einen Sohn Oscar bekam. Auf ihre Bitte hin wurde Napoléon Pate dieses Kindes. Ausgerechnet Bernadotte ist zu diesem Zeitpunkt als Kriegsminister Vorgesetzter Napoléons. Napoléon war zweimal verheiratet: seine erste Frau war Joséphine, geboren als Marie Josèphe Rose Tascher de la Pagerie (1763 – 1814) und Witwe des Vicomte de Beauharnais, welche er zur Kaiserin Joséphine von Frankreich krönte und deren Kinder Eugène und Hortense er adoptierte. Da die Ehe kinderlos blieb, ließ sich Napoléon von Joséphine am 5. Dezember 1809 aus politischen Erwägungen und in beiderseitigem Einvernehmen scheiden. Joséphine durfte ihren Kaiserinnen-Titel und den gemeinsamen Wohnsitz Schloss Malmaison behalten. Seine zweite Frau war die Erzherzogin Marie-Louise von Habsburg (1791 – 1847), auch sie wurde zur Kaiserin gekrönt. Aus der Ehe mit Marie-Louise ging ein Kind hervor, Napoléon-François-Charles-Joseph Bonaparte (1811 – 1832), Franz Herzog von Reichstadt, der am Tag seiner Geburt zum König von Rom ausgerufen wurde, jedoch nie regierte. Napoléon hatte schon während seiner Ehe mit Joséphine die folgenden zwei illegitimen Kinder von Mätressen: Aus der Verbindung mit Eleonore Denuelle de la Plaigne (1787 – 1868): Graf Charles Léon Denuelle (1806 – 1881) Aus einer sieben Jahre währenden Liebesbeziehung mit Gräfin Maria Walewska (1786 – 1817), seiner „polnischen Frau“: Graf Alexandre Colonna-Walewski (1810 – 1868) Beide Söhne hatten ihrerseits Nachkommen. Weitere Kinder: Émilie Louise Marie Françoise Joséphine Pellapra von Françoise-Marie LeRoy Karl Eugin von Mühlfeld von Victoria Kraus Hélène Napoleone Bonaparte (1816 – 1910) von Gräfin Montholon Barthélemy St Hilaire (19. August 1805 – 24. November 1895) Zu Napoléons weiteren Geliebten gehörten u. a. die Schauspielerinnen Marguerite Josephine George, genannt Georgina, und Cathérine Josephine Duchesnois; Madame Duchâtel, Frau eines älteren Staatsrates; Carlotta Gazzani, eine genuesische Tänzerin, die von Napoléon zur Vorleserin von Joséphine ernannt wird, und teilweise Frauen seiner Offiziere. Napoléons literarischer Nachlass Seine wohl erste literarische Arbeit „Die Geschichte Korsikas“, verfasste Napoléon im Alter von nur 16 Jahren. Später schrieb er vor allem über seine Feldzüge, oder er verfasste Abhandlungen mit besonderer militärischer Bedeutung (wie etwa über die Versorgung belagerter Städte mit Mehl). Mit dem Werk „Übersicht der Kriege Caesars“ legte er eine militärhistorische Arbeit vor, die auch eine Biographie Caesars beinhaltet. Weniger bekannt ist, dass Napoléon der wohl einzige Kaiser ist, der einen Liebesroman schrieb: Schon während der Revolutionszeit verfasste er Clisson et Eugénie, ein Werk, das seine Leidenschaft für Désirée Clary, die zukünftige Königin von Schweden, widerspiegelt. Sonstiges Er hat vermutlich als erster europäischer Feldherr die Lehren Sunzis studiert und befolgt, dessen Buch Die Kunst des Krieges erst im Jahre 1782 in die französische Sprache übersetzt worden war. Nach seinem Tod wollten viele seiner Anhänger nicht glauben, dass ihr Kaiser tot sei. Es entstand die Sage, dass er in den Kyffhäuser im Harz geritten sei und sich dort im Schwertkampf mit Kaiser Barbarossa selbst gemessen habe. Er verlor den Kampf, wodurch Barbarossa von seinem Fluch erlöst wurde. Seitdem soll Napoleon in dem Berg schlafen.