Scene aus “Micado”.
Neuanfertigung nach der extrem seltenen Kaulbach-Heliogravüre von 1889.
Originalgemälde von Fritz August von Kaulbach (gemalt im Jahre 1888).
In der Platte signiert.
Im Bild steht unter den Noten: Three Little Maids From School Are We.
Großformatiger echter Fotoabzug auf professionellem Fotopapier.
Größe 294 x 192 mm.
Zustand: neu.
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Geboren am 2. Juni 1850 in München; gestorben am 26. Juli 1920 in Ohlstadt bei Murnau am Staffelsee. Er war der Sohn des Historienmalers Friedrich Kaulbach (1822–1903) und dessen Frau Sophie (1818-1854) und ist berühmt für seine dekorativ schwärmerischen Porträts der vornehmlich weiblichen Gesellschaft im französischen Stil des 19. Jahrhunderts. Leben Friedrich August Kaulbach übersiedelte mit 6 Jahren mit seinem Vater, der 1856 durch König Georg V. zum Hofmaler berufen wurde, nach Hannover (großes Gruppenbild der Königsfamilie; Julia Capulets Hochzeitsmorgen, 1862 begonnen, 1902 vollendet). Seinen ersten Malunterricht erhielt er bei seinem Vater. Von 1868 – 1870 studierte er an der königlichen Kunstgewerbeschule in Nürnberg (bei August von Kreling und Karl Raupp). Vorübergehend kehrte er in das Atelier seines Vaters zurück, kopierte Gemälde in der Dresdener Galerie und ließ sich 1872 in München nieder. Hier fand er Kontakt zu Lorenz Gedon, Wilhelm Diez und seinem Kreis, zu Rudolf Seitz, Gabriel Seidl und Wilhelm Busch. Er nahm am geselligen Leben der 1873 gegründeten „Allotria“ teil, für deren Kneipzeitung er Karikaturen schuf. 1873 heiratet er Mina (Wilhelmine) Lahmeyer (1849 – 1934), Tochter des Lehrers und Organisten Ernst Hermann Lahmeyer und der Auguste Charlotte Beisner. Er gehörte neben Franz von Lenbach und Franz von Stuck zu den sogenannten Münchener Malerfürsten und wurde einer der bestbezahlten deutschen Porträtmaler. Seine Porträts waren zumeist Auftragsarbeiten, die Porträtierten fast ausschließlich Angehörige der höchsten deutschen und amerikanischen Gesellschaftskreise. Sein Bild Kinderkarneval, das die fünf Kinder der Familie Pringsheim darstellt, zeigt Katia Mann (ganz links) als Kind; Thomas Mann hatte lange, bevor er seine spätere Frau kennenlernte, eine Reproduktion des Bildes in seinem Zimmer hängen. Kaulbach reiste seit 1873 mehrmals nach Italien, ging 1877 mit F. Lenbach, H. Makart, L. Gedon und W. Hecht zum Rubensfest in Antwerpen auf eine „Reise ins Niederland" (Titel einer Kneipzeitung). Aus dem Künstlerfaschingsfest 1876, „Ein Hoffest Karls V.“, gingen zwei Kostümbilder hervor, in denen er sich mit Leibls „Frau Gedon“ (1870) auseinandersetzte; sie brachten Kaulbach in München und auf der Pariser Weltausstellung 1878 den ersten größeren Erfolg: das Porträt seiner Schwägerin Johanna Lahmeyer als Burgfräulein|und das Bildnis von Frau Gedon mit ihrem Sohn. Eine Reihe weiterer Gemälde in historischen Kostümen findet ihren Abschluß in einer Familienszene im Freien, „Ein Maientag“ (1879) und einen Nachklang in der „Lautenspielerin“ (1882). 1883-85 verbrachte Kaulbach jeweils einige Wintermonate in Paris. Seine Beschäftigung mit der zeitgenössischen französischen Porträtmalerei wird in den seit 1883 entstandenen Gemälden sichtbar: „Geschwister Rangabé und „Frau M.“. Das Bildnis seiner Schwester Josepha Samelson brachte Kaulbach wegen der Brillanz der Wiedergabe des Atlasschleppenkleides in Berlin die Goldmedaille (1884) ein. Von nun an gehörte Kaulbach zu den gefragtesten Porträtisten in Deutschland – insbesondere für Damenbildnisse. Er bekam Verbindung zu Kreisen des Adels, lernte auf Jagdgesellschaften Prinz Luitpold von Bayern kennen, der ihn 1886 nach dem Tode Pilotys zum Direktor der Münchner Kunstakademie ernannte. Er war darüber hinaus Mitglied der Akademie der Künste in Berlin. Um sich mehr seiner eigenen Arbeit widmen zu können, reichte Kaulbach 1888 ein Entlassungsgesuch ein, dem jedoch erst 1891 stattgegeben wurde. Friedrich August von Kaulbach malte (sehr wahrscheinlich) zu Beginn des Jahres 1897 in Pastell das Porträt der 25jährigen dänischen Violinvirtuosin Frida Scotta. Das Porträtbild trägt den Titel „Hebe“ und zeigt Frida als antike griechische Bacchantin. Am 15. Mai 1897 ehelicht er in Kopenhagen Frida Scotta (Künstlername), geborene Schytte (31. März 1871 Kopenhagen – 29. April 1948 Ohlstadt), Tochter des Gutsbesitzers Karl Friedrich Schytte und der Asa Höhling, nachdem er sich nur wenige Wochen zuvor von seiner ersten Frau Mina nach fast 24 Jahren Ehe hatte scheiden lassen. Seine Tochter Hedda war mit dem Bildhauer Toni Stadler verheiratet, seine Tochter Mathilde heiratete 1925 den Maler Max Beckmann. Seit Ende der 90er Jahre steigerte sich Kaulbachs Ruhm als Maler vor allem durch frei verkäufliche Bildnisse von Künstlerinnen (Geraldine Farrar, Rosario Guerrero, Isadora Duncan, Ruth St. Denis und anderen) sowie seiner 2. Frau und den gemeinsamen drei Töchtern (unter anderem „Spielzeug“ und „Kirschen“). Zum Kreise der Dargestellten gehörten jetzt Mitglieder von Herrscherhäusern und Adelsfamilien, der Wissenschaft und Hochfinanz. Die letzten Lebensjahre verbrachte Kaulbach größtenteils in Ohlstadt, wo er sich vorwiegend mit Landschaftsmalerei beschäftigte und auch eine Serie von Radierungen schuf. Kaulbachs besondere Stellung im Münchener Kunstleben in den drei Jahrzehnten um die Jahrhundertwende kommt unter anderem darin zum Ausdruck, daß ihm, ebenso wie Lenbach, auf den Kunstausstellungen im Glaspalast eine Art „Ehrensaal“ eingeräumt wurde. Kaulbach kam den Vorstellungen von „Kunst“ im traditionellen Sinne entgegen, indem er Bildformen und malerischen Duktus vergangener Kunstepochen aufgriff. Zu Beginn seiner Schaffenszeit setzte er sich in seinem Werk vor allem mit der Dürerzeit auseinander, später unter anderem mit Tizian und Tintoretto, mit Rubens, Van Dyck und den englischen Porträtisten des 18. Jahrhunderts. Nur in Ausnahmefällen läßt sich jedoch für ein Werk ein bestimmtes Vorbild angeben. Wie Lenbach und andere verband Kaulbach historische Bildformen mit photographisch-genauer Detailwiedergabe vor allem der Gesichtszüge, zum Teil unter tatsächlicher Verwendung von Photographien. Dies schloß nicht aus, daß er zu Beginn des Schaffensprozesses Farbstudien anfertigte, die bereits eine Vorform der späteren Farb- und Formkompositionen darstellen. Kaulbach modifizierte die photographisch erfaßten Gesichtszüge bei den Damenbildnissen in Richtung des Lieblichen, des Weltgewandt-Damenhaften oder auch – bei jüngeren Dargestellten – des Bescheidenen. Umständliche Toilette, großer Dekor oder weite Parklandschaften tragen zur Betonung der gesellschaftlichen Stellung der Dargestellten bei – hierin zeigt sich eine andere Tendenz als bei Lenbach, der die Dargestellten im Anklang an Tizian idealisierte. Bei Themen aus mythologischem, religiösem und allegorischem Bereich bevorzugte Kaulbach Frauengestalten, die als „Flora", „Musica", „Psyche“ oder „Madonna“ erscheinen. Auch bei diesen Gattungen, ebenso wie bei Stilleben und Landschaften, bewegte er sich meist innerhalb traditioneller Bildauffassungen. Die Wertschätzung des Publikums wurde weitgehend von der Kritik geteilt, die Kaulbachs solide, an den alten Meistern orientierte Maltechnik, seine „vornehme Zurückhaltung“ und seine „ungewöhnlich große koloristische Begabung“ (→Friedrich Pecht) hervorhob. Dennoch wurden schon seit den 80er Jahren Kaulbachs Eklektizismus, der Liebreiz der Frauengestalten, der „Mangel an Psychologischem“ kritisiert. Uneingeschränkte Bewunderung fanden damals wie heute die Karikaturen. Sie überraschen durch die Distanz, in der Kaulbach seine Zeitgenossen, seine Malerfreunde, sich selbst und sein Werk sah. Kaulbach-Villa München Der Erfolg vor allem als Porträtmaler ermöglichte es Kaulbach, sich 1887 -1888 nach seinen eigenen Ideen von dem Architekten Gabriel von Seidl in der nach seinem Onkel Wilhelm von Kaulbach benannten Kaulbachstraße in der Nähe des Englischen Gartens ein repräsentatives Haus errichten zu lassen, in dem eine Sammlung von Kunstwerken von der Antike bis zur Barockzeit entstand. Diese Villa ist, wie die im selben Jahr von von Seidl begonnene Villa Lenbach, der italienischen Renaissance nachempfunden. Kaulbach-Villa Ohlstadt 1893 erbaute der Maler nach eigenen Plänen ein Landhaus im oberbayerischen Ohlstadt bei Murnau. Die „Kaulbach-Villa“ diente ihm bis zu seinem Tode als Zweitwohnsitz für den Sommer. Seit Juli 1997 ist sie ein Museum, in dem rund 30 Gemälde und 25 Zeichnungen von Kaulbach gezeigt werden. Zugänglich und im Originalzustand erhalten sind der Atelierraum und ein Studierzimmer. Kaulbach und die „Allotria“ Mit einer Vielzahl von Karikaturen dokumentierte Kaulbach die Künstlerszene seiner Zeit. Prominente Motive fand er insbesondere unter den Mitgliedern der Künstlergesellschaft Allotria, die von Franz von Lenbach als Gegenkraft zu „etablierten“ Künstlern in München gegründet wurde. Schnell etablierte sich dabei Franz von Lenbach selbst, was Kaulbach und der „Schwabenmajer“ (Gustav Majer) zu freundlichem Spott in einer „Lenbachiade“ inspirierte. Werke Schützenlisl, 1878; Hl. Cäcilie, 1886; Beweinung Christi, 1892; - Bildnisse: Frau Munkakcsy; Friedrich Kaulbach (V); Prinzregent Luitpold v. Bayern (mehrere) u. a. Mitglieder d. Hauses Wittelsbach; Alice v. Hessen u. Mitglieder der russischen Zarenfamilie, M. v. Pettenkofer, J. Joachim, O. v. Miller, Mitglieder der Familien Rockefeller, McCormick, Hearst; - Gruppenbildnisse: Geschwister Rangabé, 1883; Die Kinder d. Fam. Pringsheim („Pierrots“ 1889); d. Töchter d. Hzg. Alfred v. Sachsen-Coburg-Gotha; d. Prinzessinnen v. Cumberland; Kaiserin Auguste Viktoria, Prn. Victoria Luise; - Genrehafte Gemälde, u. a. Im Sonnenschein, 1878; Beim Förster, 1880; Der Spaziergang, 1883; Quartett, 1886; diese u. e. T. d. hochbezahlten Damen- u. Kinderbildnisse befinden sich in Privatbesitz. Der Mikado ist eine Operette in zwei Akten von Gilbert und Sullivan (Text: William Schwenck Gilbert, Musik: Arthur Sullivan). Sie entstand in den 1880er Jahren im viktorianischen London, wo sie 1885 auch uraufgeführt wurde. Die Operette „Der Mikado“ lebt von ihren zahlreichen satirischen Elementen. Demgegenüber dient die Liebesgeschichte nur als Rahmenhandlung. Der zweite Titel ist auch „Ein toller Tag in Titipu“. Orchester Zwei Flöten, eine Oboe, zwei Klarinetten, ein Fagott, zwei Hörner, eine Trompete, zwei Posaunen, eine Harfe, Schlagwerk und Streicher Die Handlung Die Operette spielt um 1450 in Titipu in Japan, wo der Kaiser, der damals den Titel Mikado führte, das Flirten bei Todesstrafe verboten hat. Dieses Gesetz fordert so viele Opfer, dass sich die Obersten der Stadt entschließen, einfach den nächsten, der hingerichtet werden solle, zum Oberhofscharfrichter zu machen. Weil die genaue Reihenfolge der Todesurteile eingehalten werden muss, ist sichergestellt, dass es keine weitere Hinrichtung geben kann, bevor sich dieser nicht selbst enthauptet hat (Lied Nr. 3: Who’s next to be decapited / Cannot cut off another’s head / Until he’s cut his own off). Alle weiteren Verurteilten werden gegen Kaution freigelassen. So wird der Kimonoschneider Ko-Ko begnadigt und in den Rang des Oberhofscharfrichters erhoben, der nun fortan für die Hinrichtungen zuständig ist; seine eigene zuallererst. Aus Protest über diesen „Emporkömmling“ sind alle Minister und Träger öffentlicher Ämter zurückgetreten. Daraufhin hat Pooh-Bah sämtliche Funktionen übernommen – einschließlich der dazugehörigen Gehälter. Das hat zur Folge, dass er schon mal mit sich selbst in Konflikt gerät. Ko-Ko ist mit der jungen und hübschen Yum-Yum verlobt. Diese hat sich aber in Nanki-Poo verliebt, den Sohn des Mikado. Dieser ist vor der Zwangsheirat mit Katisha, einer älteren Hofdame, geflohen und reist seitdem inkognito als fahrender Musikant durch die Lande. Die eigentliche Handlung setzt ein, als Nanki-Poo nach Titipu zurückkommt, um Yum-Yum seine Liebe zu erklären. Als er erfährt, dass sie bereits mit Ko-Ko verlobt ist und die Hochzeit unmittelbar bevorsteht, ist er untröstlich. Ein kaiserlicher Erlass bringt die Stadt in Aufruhr. Da seit einiger Zeit keine Hinrichtungen mehr stattgefunden haben, soll die Stadt zum Dorf degradiert werden. Ko-Ko gerät in Panik, da er noch nie einen Menschen hingerichtet hat und er der erste auf der Liste der Verurteilten ist. Nanki-Poo, dessen wahre Identität er nicht kennt, bietet sich als Opfer an. Als Gegenleistung fordert er allerdings, Yum-Yum heiraten zu dürfen und mit ihr einen Monat lang zusammen leben zu dürfen. Mitten in den Hochzeitsvorbereitungen wird aber bekannt, dass nach dem Gesetz die Witwe eines Hingerichteten lebendig begraben werden muss. Damit ist natürlich auch Yum-Yum nicht einverstanden. Als Lösung wird die Hinrichtung nur schriftlich vollzogen und von Puh-Bah bestätigt. Der Mikado kündigt (von Katisha gerufen) seinen Besuch an. Als er erfährt, dass Ko-Ko ausgerechnet den Thronerben Japans geköpft hat, werden der Oberhofscharfrichter und seine „Helfershelfer“ selbst zum Tode verurteilt. Nanki-Poo erklärt sich bereit, wieder aufzutauchen und die Unschuld der Verurteilten zu beweisen – allerdings nur, wenn er Yum-Yum bekommt und Ko-Ko die stockhässliche Katisha heiratet, damit deren Zorn auf ihren davongelaufenen Verlobten Nanki-Poo besänftigt wird. Ko-Ko erklärt sich dazu bereit und alles löst sich in Wohlgefallen auf. Rezeption Der Mikado fällt durch den schwarzen englischen Humor auf; von der Süßlichkeit eines Land des Lächelns ist dieses Werk denkbar weit entfernt. Gilbert nutzt vielmehr die exotische Dekoration zu einer bissigen Satire der viktorianischen Gesellschaft: ein Beamter, der fast alle Staatsämter auf sich vereint und sich dabei selbst betrügt, ein Scharfrichter, der sich eigentlich selbst enthaupten muss und ein Herrscher, der seine Lust an Gewalt in drakonischen Strafen versteckt. Deutlich wird dies in seiner Arie: A more humane Mikado, wonach es sein Ziel ist, aus der Bestrafung der Straftäter für sich a source of innocent merriment zu machen. Korrupte Politiker, überdrehte Beamte und Hinrichtungen derart zum Gegenstand des Gelächters zu machen, findet sich erst wieder bei Monty Python. So hat auch passenderweise 1986 Eric Idle den Ko-Ko in einer Londoner Inszenierung gespielt. Die Erstaufführung des Werks in deutscher Übersetzung fand am 1. September 1886 im Wiener Carltheater statt. Japan In Japan wurde das Werk schon früh zu einem Problemthema, auch der japanisch-britischen Beziehungen, wegen seiner – der Meinung vieler Japaner nach – oberflächlichen Darstellung Japans und Karikierung des Kaisers. Als das Werk November 1885 mit der Emele Melville Opera and Comedy Company Japan erreichte, überzeugte der britische Konsul diese, das Stück aus dem Programm zu nehmen. 1887 wurde das Stück vom Gaiety Theatre in Yokohama in das Programm aufgenommen, die es auch nach Strafandrohung seitens der japanischen Behörden nicht strichen, sondern es unter Entfernung aller Verweise auf den Kaiser unter dem Titel Three Little Maids from School aufführten. Als Prinz Komatsu Akihito 1886 in London verweilte, schaute sich dieser das Stück an, ohne Anstoß daran zu nehmen. Im Gegensatz dazu veranlassten die britischen Behörden, dass bei dem Besuch Prinz Fushimi Sadanarus 1907 in London alle dortigen Aufführungen abgesagt wurden. Ab 1899 wurden generell keine Aufführungen mehr in Japan erlaubt, egal wie groß die Änderungen waren. Das Werk wurde erst wieder während der alliierten Besetzung Japans (1945–1952) von einer japanischen Operntruppe vor alliierten Soldaten aufgeführt. Allerdings wurde die Aufführung des Werks 1947 durch das alliierte Hauptquartier verboten, offiziell wegen Urheberrechtsverletzung. Der Allgemeinheit wurde das Werk durch den japanischen Essayisten und Liedtexter Rokusuke Ei bekanntgemacht, der davon überzeugt war, dass Titipu die Stadt Chichibu – Titibu nach der Kunrei-Transkription – meint und Gilbert und Sullivan von dieser durch den Chichibu-Zwischenfall, einem Bauernaufstand von 1884, gehört hatten. Eine andere Möglichkeit ist, dass beide von der Chichibu-Seide gehört hatten, damals einem Hauptexportgut der Stadt. 2000 wurde ein Bürgerkomitee in Chichibu gegründet mit dem Ziel, die Operette in japanischer Sprache aufzuführen. Die erste Aufführung fand im März 2001 statt und war die erste Darbietung des Werks für ein allgemeines Publikum in Japan. Eine Geisha (jap. Person der Künste) ist eine japanische Unterhaltungskünstlerin, die traditionelle japanische Künste darbietet. Wortherkunft und Terminologie Der Begriff Geisha, zusammengesetzt aus gei (Kunst oder Künste) und sha (Person), stammt aus dem Tokioter Dialekt und wurde von dort in die europäischen Sprachen übernommen. Das Hochjapanische kennt den Begriff geigi (Künstlerin), im Kansai-Dialekt werden sie als geiko (Kind/Mädchen der Kunst) bezeichnet. Eine Geisha in Ausbildung heißt in Tokyo u.a. hangyoku (Halb-Juwel) oder oshaku und in Kyōto maiko (tanzendes Mädchen). Historische Entwicklung Der Geisha-Beruf hat seine Ursprünge in den taikomochi oder hōkan (am ehesten vergleichbar mit Alleinunterhaltern bei Hofe) und wurde zunächst nur von Männern ausgeübt. Die ersten Frauen, die etwa ab dem 17. Jahrhundert den Geisha-Beruf auszuüben begannen, wurden noch onna geisha (weibliche Geisha) genannt. Die Blütezeit der Geishas war im 18. und 19. Jahrhundert, in dieser Zeit waren ihre Dienste als Unterhalterinnen gefragt und erschwinglich; auch waren sie Trendsetter im Bereich der Mode. Nach der Meiji-Restauration änderte sich ihre Rolle zu Bewahrerinnen der traditionellen Künste. In den meisten japanischen Städten gab es in der Vergangenheit so genannte Hanamachi (Blumen-Viertel; hana ist auch ein Euphemismus für eine Prostituierte). In diesen Vergnügungsvierteln lebten Geishas in okiyas (weiblichen Großfamilien) zusammen. Heutzutage existieren nur noch wenige hanamachi, die berühmtesten davon in Kyōto, dem Zentrum der japanischen Geisha-Kultur. Die größte und bekannteste hanamachi ist Gion. Die Zahl der Geishas geht stetig zurück, und ihre Dienste sind teuer und exklusiv. Außerdem debütierte im Dezember 2007 in Tokio zum ersten Mal eine westliche Frau als Geisha, und zwar unter dem Namen Sayuki. Ausbildung (heute) Die harte Grundausbildung einer Maiko (Geisha-Auszubildende) beginnt traditionell mit sechs Jahren, sechs Monaten und sechs Tagen, also am 2190. oder 2191. Lebenstag, ist jedoch heute ab dem Alter von 16 Jahren möglich und dauert normalerweise fünf Jahre. In dieser Zeit lernt sie die Grundlagen der traditionellen japanischen Künste wie Kalligrafie (künstlerisches Schönschreiben), und das Spiel auf mehreren japanischen Musikinstrumenten, z. B. Shamisen, Hayashi-Flöte und Tsuzumitrommel. Eine Geisha muss auch geübt in Konversation und eine perfekte Sängerin, Tänzerin und Gastgeberin sein und die Teezeremonie beherrschen. Die hohen Kosten für die Ausbildung werden von den Besitzerinnen der okiya (das Haus in dem die Geishas oft zu mehreren leben) übernommen und müssen von den Geishas später zurückgezahlt werden. Viele Geishas üben ihren Beruf bis ins hohe Alter aus. Um erfolgreich zu sein, muss eine Geisha anmutig, charmant, gebildet, geistreich und schön sein. Sie muss außerdem die Regeln der Etikette einwandfrei beherrschen und bei jeder Gelegenheit Haltung bewahren können. Unterhaltung Geishas treten für gewöhnlich bei Feiern oder Versammlungen auf, etwa in Teehäusern (chaya) oder in traditionellen japanischen Lokalen (ryōtei). Die Buchung erfolgt bei einem kenban, also bei einer „Geisha-Agentur“, die die Termine organisiert und die Zeitpläne für Auftritte und Ausbildung verwaltet. Die Kosten für eine Geisha richten sich nach ihrer Arbeitszeit, die traditionell als Brenndauer bestimmter Räucherstäbchen festgelegt wird, und werden „Räucherstäbchengebühr“ (senkōdai) oder „Juwelengebühr“ (kyokudai) genannt. Kleidung und Accessoires Als im 17. Jahrhundert die ersten Frauen begannen, den Geisha-Beruf auszuüben, befürchteten die damaligen Kurtisanen (Oiran) Konkurrenzkämpfe. Deswegen wurde den Geishas auffällige Kleidung und Haarschmuck verboten. Die traditionelle Berufskleidung der Geishas sind Seidenkimonos. Von November bis März sind diese wattiert, den Rest des Jahres – ungeachtet der Temperaturen – aus dünner Seide. Den richtigen Kimono auszuwählen, ist eine Kunst für sich, er muss genau auf die Jahreszeit und den Anlass abgestimmt werden. An den Füßen tragen Geishas spezielle Schuhe, die Getas (Holzsandalen). Die Frisur besteht normalerweise aus einem schlichten Haarknoten, zu besonderen Gelegenheiten werden aber auch kunstvoll geschlungene, schwarze Perücken (Katsura) getragen. An der Frisur mit ihren Kanzashi einer Maiko kann man erkennen, in welchem Abschnitt ihrer Ausbildung sie gerade ist. Eine Maiko verwendet stets ihr echtes Haar, keine Perücken. Auch wenn im Westen ein weiß gepudertes Gesicht mit einem rubinroten Schmollmund als Markenzeichen der Geishas gilt, wird dieses Make-up nur zu offiziellen Anlässen oder Aufträgen der Geisha angelegt. Je älter die Geisha wird, desto dezenter schminkt sie sich, da sie hauptsächlich mit ihrer Kunst Aufmerksamkeit erregen soll, nicht mit ihrer Schönheit. Das Gesicht wird mit einer weißen Paste geschminkt (Oshiroi), weil die weiße Haut als Schönheitsideal gilt. Ein Bestandteil des traditionellen Make-ups ist ein Muster im Nacken, das stilisierte Schamlippen symbolisieren soll und als äußerst erotisch gilt. Geishas in der Edo-Zeit Während der Edo-Periode war Prostitution legal. Prostituierte, auch Oiran genannt, arbeiteten in lizenzierten Distrikten. Im 17. Jahrhundert ließen die Oiran manchmal Männer, die „Geisha“ genannt wurden, gegen Bezahlung auf ihren Feiern auftreten. Die ersten Geishas waren also Männer. Später gab es in den Distrikten eine klare Unterscheidung zwischen Prostituierten und Geishas. Geishas war es verboten, sexuelle Handlungen zu verrichten. Oftmals wird auch der Begriff „Mizuage“ als Verkauf der Jungfräulichkeit missverstanden. „Mizuage“ ist bei Geishas der Ausdruck für das Erreichen der Stufe der Geisha von der Vorstufe, der Maiko. Bei „hochklassigen Prostituierten“ gibt es tatsächlich den Brauch der Mizuage (Versteigerung der Jungfernschaft), und durch diese Namensgleichheit der Bräuche kommt es zu diesem Missverständnis. Geishas heute Heutzutage sind Geishas Bewahrerinnen der traditionellen Künste und haben nichts mit der japanischen Sexindustrie zu tun. Erotik spielt bei der Unterhaltung der Gäste zwar durchaus eine Rolle, bleibt aber subtil. So wird es bereits als erotisch empfunden, wenn bei der Geisha der Nacken unbedeckt ist oder wenn beim Einschenken des Tees ein Stück des Unterarms sichtbar wird. Beim Hinsetzen darf die Geisha auch kurz mit ihrem eigenen Bein das Bein ihres Gegenübers berühren, was in gewisser Weise schon als erotische Handlung angesehen wird. Tennō (jap. 天皇 „Himmlischer Herrscher“), eingedeutscht Tenno, ist ein japanischer Herrscher- und Adelstitel, der im Deutschen oft mit „Kaiser“ übersetzt wird, sowie in loserer Verwendung auch die Bezeichnung für das dynastische Geschlecht, das in Japan diesen Titel getragen hat. Derzeit ist Naruhito unter der Regierungsdevise (jap. Nengō) Reiwa (dt. „schöne Harmonie“) der amtierende 126. Tennō. Sitz des Kaisers und der kaiserlichen Familie ist der Kōkyo im Zentrum Tokios. Titel Ursprünglich wurde der Herrscher von Wa bzw. Yamato, wie Japan damals genannt wurde, im Land als „Großkönig“ (大王, Ōkimi) tituliert bzw. von oder nach außen (China und Korea) als „König von/der Wa“ (倭王), „König des Landes (der) Wa“ (倭国王) oder „König von Groß-Wa [= Yamato]“ (大倭王). Weitere Bezeichnungen waren suberagi, sumeragi, sumerogi, sumera-mikoto oder sumemima no mikoto. Die ersten drei sind dabei nur lautliche Varianten eines Begriffs, dessen Bedeutung unklar ist, wobei das gi wohl ein männliches Suffix (vgl. Izana-gi und Izana-mi) und mikoto ein Ehrentitel ist. Der Kaisertitel 天皇 (chin. tiānhuáng, jap. tennō) selbst stammt aus China, wo er kurzzeitig vom Tang-Kaiser Gaozong (reg. 649–683) und seiner Nachfolgerin – der einzigen Kaiserin Chinas – Wu Zetian (reg. 684/690–705) benutzt wurde, von letzterer vermutlich auch, weil er im Gegensatz zum traditionellen Kaisertitel 皇帝 (chin. huángdì, jap. kōtei) keine Geschlechtskonnotation barg. In Japan wurde der Titel erstmals von Temmu (reg. 672–686) verwendet und dann regelmäßig von seiner Nachfolgerin Jitō (686–697). Die von Temmus Sohn Toneri im Jahre 720 herausgegebene Geschichtschronik Nihonshoki wandte diesen Begriff auch auf alle Vorgänger an. Dieselben Schriftzeichen wurden dann auch mit der alternativen Aussprache sumeragi versehen. Der Begriff 皇帝 hingegen etablierte sich, in Abgrenzung zum Tennō, als Bezeichnung für alle nicht japanischen Kaiser. Später kam der Titel Mikado (御門, „erlauchtes Tor“) hinzu, der sich eigentlich auf den kaiserlichen Palast bezog und damit indirekt auf den Kaiser verwies, analog dem Titel Hohe Pforte im Osmanischen Reich. Daher wurde der Titel Mikado auch als 帝 geschrieben, mit dem auch die chinesischen Kaiser bezeichnet werden und das ursprünglich die Bedeutung „Gottheit“, übertragen also „Gottkaiser“, hatte. Ähnliche weitere Titel des Tennō waren Dairi (内裏, „inneres Inneres“) und Kinri (禁裏, „verbotenes Inneres“), die sich auf das Innerste des Palastes bezogen. Zu Beginn seiner Amtszeit erlässt der Tennō eine Regierungsdevise (nengō), die sich nur aus jeweils 2 von ausgewählten 216 Schriftzeichen zusammensetzen darf. Sie dient offiziell seit 1874 zugleich als Ärabezeichnung – vor der Meiji-Restauration 1868 wurden die Nengō auch durch Shōgune und Prinzregenten verkündet, gewöhnlich nach bedeutenden Natur- oder politischen Ereignissen oder auf Basis astrologischer Erwägungen, und auch während der Amtsperiode eines Tennō geändert. Bis zu seinem Tod trägt der Tennō seinen nach seiner Geburt erhaltenen Eigennamen, wird jedoch von Japanern (außer vielleicht innerhalb seiner Familie) niemals so angeredet oder bezeichnet, sondern tennō heika (kaiserliche Majestät) angesprochen oder kinjō tennō (der gegenwärtige Tennō) genannt. Nach seinem Tod wird er nur noch mit seinem Regierungsmotto, das zugleich den „Totennamen“ bildet, und dem Suffix -tennō bezeichnet. So lautet der Name des 1989 verstorbenen Kaisers Hirohito heute „Shōwa-tennō“, abgeleitet aus der Bezeichnung seiner Amtsperiode, „Shōwa-jidai“, (dt. „Ära des erleuchteten Friedens“). Funktion Die Hauptfunktion des Tennō ist heute rein zeremonieller Natur. Das Datum aller offiziellen Anlässe, sowohl staatlich als auch geschäftlich, wird nach der Dauer der Herrschaft des gegenwärtigen Kaisers berechnet (Japanische Zeitrechnung). Artikel 1 der Nachkriegsverfassung von 1946 erklärt, dass der Kaiser „das Symbol des Staates und der Einheit des Volkes“ sei. Seine politische Rolle ist auf eine Symbolfunktion beschränkt, die durch das Volk legitimiert ist; de jure ist er kein Staatsoberhaupt. Zu seinen politischen Funktionen gehören die Ernennung des Premierministers und des Präsidenten des Obersten Gerichtshofes (Shinninshiki), die Einberufung des Parlamentes, die Verkündung von Gesetzen und die Entgegennahme der Akkreditierungsschreiben ausländischer Botschafter. Er hat in diesen Angelegenheiten aber keinerlei eigene Entscheidungsgewalt. Der Shōwa-Tennō Hirohito, der als Mitverantwortlicher des Zweiten Weltkrieges gilt, beteiligte sich nach Kriegsende nicht mehr am politischen Tagesgeschehen. Nach seinem Tod 1989 setzte sein Sohn Akihito diese Haltung fort, er nahm aber anlässlich von Staatsbesuchen und Audienzen – anders als sein Vater – zu außenpolitischen Fragen insbesondere der Aussöhnung mit den Kriegsgegnern Japans im Zweiten Weltkrieg Stellung, wobei ihm aber die Verfassung nach Ansicht der japanischen Regierung enge Grenzen auferlegte. In religiöser Hinsicht gilt der Tennō als der oberste Priester des Shintō. Diese sakrale Funktion geht auf das kaiserliche Erntedankfest Niiname-sai (新嘗祭, „Kosten des neuen Reises“) zurück. Bei diesem Ritual wird den Göttern durch den Kaiser frisch geernteter Reis geopfert. Im ersten Jahr nach der Thronbesteigung des Kaisers wird das Fest als Daijōsai (大嘗祭, „Großes Kosten“) begangen. Eine erste Erwähnung dieses Rituals, dessen Ursprung noch früher vermutet wird, findet sich im Geschichtswerk Nihonshoki aus dem Jahre 720. Das Fest veränderte sich im Laufe der Zeit und wurde zum heutigen gesetzlichen Feiertag, dem Tag des Dankes für die Arbeit. Kaiserliches Siegel Das Kaiserliche Siegel zeigt eine stilisierte Chrysantheme mit 16 Blütenblättern (bzw. 32 Blütenblätter). Aus diesem Grund wird der japanische Kaiserthron auch als Chrysanthementhron bezeichnet. Das Kaiserliche Siegel wird nur von Mitgliedern der kaiserlichen Familie verwendet. Es existiert zwar kein Gesetz, welches das Kaiserliche Siegel zum Staatswappen erklärt, jedoch wird es weitestgehend als solches genutzt und ziert unter anderem die Hülle des japanischen Passes. Geschichte Die Institution des Tennō wird bis in das Jahr 660 v. Chr. zurückgeführt. In diesem Jahr soll einer Legende nach Jimmu durch seine Thronbesteigung das japanische Kaiserhaus gegründet haben. Allerdings gibt es dafür keine Beweise, vermutlich existiert die Institution erst seit der Gründung des japanischen Staatswesens im 5. Jahrhundert. Seit der Begründung des Yamato-Reichs fand kein Dynastienwechsel mehr statt. Diese Kontinuität kam unter anderem dadurch zustande, dass für das Tennō-Amt in Ausnahmefällen auch Frauen eingesetzt werden konnten, wenngleich auch nur in symbolischer Funktion. Die Staatsgeschäfte wurden in diesen Fällen von ihren Ehemännern, den Prinzregenten ausgeführt. In den ersten japanischen Reichschroniken, die 712 und 720 abgefasst wurden, wird die Sonnengottheit Amaterasu als Ahnherrin des Tennō angeführt. Die Bedeutung des Tennō-Amtes hat im Laufe seiner Geschichte stark fluktuiert. Vom 7. bis zum 8. Jahrhundert stellten die Tennō tatsächlich die oberste Regierungsinstanz dar, im Laufe der Zeit wurde die Entscheidungsmacht des Tennō aber immer stärker durch Regenten, und schließlich durch die Shōgune eingeschränkt. Die Shogune übernahmen vom 12. bis 19. Jahrhundert praktisch die gesamte Regierungsgewalt, sie schafften das Amt des Tennō aber nicht ab, sondern behielten es bei, als Legitimation ihrer eigenen Rolle. Auch diese Machtlosigkeit während des Großteils der japanischen Geschichte sicherte indirekt den Fortbestand der Dynastie; denn wer die Macht im Lande übernehmen wollte, musste nicht den Tennō, sondern den Regenten oder Shōgun absetzen. Altertum und Mittelalter Das japanische Kaisertum folgte ursprünglich chinesischen Vorbildern. Militärmachthaber, Regenten und Seitenlinien entmachteten allerdings die Kaiser, abgedankte Ex-Kaiser mischten sich in die Machtkämpfe ein. Die gescheiterte Kemmu-Restauration führte zu einer ein halbes Jahrhundert andauernden Spaltung in eine nördliche und eine südliche Dynastie. Danach führte das Kaisertum fast ein halbes Jahrtausend lang nur noch ein reines Schattendasein. China und Yamato Im 7. Jahrhundert stand Japan unter starkem kulturellen und wirtschaftlichen Einfluss Tang-Chinas, neben dem Buddhismus und der chinesischen Schrift wurden auch die chinesischen Adelsränge und Staatsstrukturen übernommen. Die Eigenbezeichnung als Tennō für „Himmlischer Herrscher“ und „Göttlicher Kaiser“ folgte ebenfalls dem chinesischen Vorbild, sie bezweckte aber auch Emanzipationen gegenüber dem Kaiserreich China und eine politische Abgrenzung von Tang-China. Erst daraufhin wurden ab Ende des 7. Jahrhunderts (Asuka-Zeit) bzw. Anfang des 8. Jahrhunderts (Nara-Zeit) jene grundlegenden japanischen Chroniken und Geschichtsmythen verfasst, die eine Abstammung von der Sonnengöttin Amaterasu beanspruchen und bereits den legendären Herrscher Jimmu als ersten Kaiser (Tennō) bezeichnen (vgl. Urkaiser Chinas). Regenten und Ex-Kaiser Schon ab dem 8. Jahrhundert wuchs der Einfluss der Regenten aus dem Fujiwara-Clan, die das Monopol auf das oberste Regierungsamt allmählich erblich machen konnten. Seit dem 9. Jahrhundert übten sie anstelle des Kaisers die tatsächliche Regierungsgewalt aus und heirateten in die kaiserliche Familie ein, im 10. Jahrhundert erreichten sie unter Fujiwara no Michinaga den Höhepunkt ihrer Macht, der Kaiser war zu einer bloßen Marionette geworden. Um die Macht der Fujiwara zu schwächen und die Regenten zu umgehen, begründete Tennō Go-Sanjo im 11. Jahrhundert das Insei-System. Ältere Kaiser dankten ab und zogen sich ins Kloster zurück, behielten aber weiterhin bestimmte Privilegien, die ihnen Einfluss auch unter der Herrschaft ihrer jüngeren Nachfolger sicherten. Als Privatarmee zahlreicher Ex-Kaiser begann der Aufstieg des Taira-Clans. Ständige Rivalitäten zwischen Ex-Kaisern, amtierenden Kaisern und Regenten kulminierten schließlich im 12. Jahrhundert in der Hōgen-Rebellion. Taira und Minamoto Nicht zur Thronfolge gelangte Angehörige des Kaiserhauses bildeten Seitenlinien, deren Einfluss sich ebenso vergrößerte wie ihr Machtstreben. Die wichtigsten dieser kaiserlichen Abkömmlinge bzw. Nebenlinien waren die Minamoto und die Taira. (Minamoto ist dabei nicht allein eine auf einen bestimmten Kaiserabkömmling zurückgehende Nachkommenschaft, sondern auch ein allgemeiner Überbegriff für einen auch spätere Nebenlinien einschließenden Clan.) In der Hōgen-Rebellion bzw. der Heiji-Rebellion entmachteten die Taira die Fujiwara-Regenten, wurden jedoch im Gempei-Krieg von den Minamoto geschlagen. Die Führungsspitze Japans war fortan dreigeteilt. Minamoto no Yoritomo riss 1192 als erster Shogun (Militärregent) Japans die tatsächliche Macht an sich, während formal die Hōjō (ein Zweig der Taira) als Zivilregenten weiterhin die Regierungsgeschäfte für den Kaiser führten und die Macht der Ex-Kaiser nach dem Jōkyū-Krieg beschnitten wurde. Restauration und Spaltung Tennō Go-Daigo versuchte ab 1330 mit einer Rebellion gegen die Hojo-Regenten und der Absetzung des Minamoto-Shoguns die tatsächliche Macht zurückzugewinnen, dagegen rebellierte der Ashikaga-Clan (ein Zweig der Minamoto). Go-Daigo floh mit seinem Hofstaat aus der Hauptstadt Kyoto nach Yoshino (südlicher Hof), während Ashikaga Takauji sich zum Shogun ernannte, die Hojo vernichtete, das Regentenamt entmachtete und in Kyoto einen Gegenkaiser aus einer älteren Linie der Dynastie einsetzte (nördlicher Hof). Die kaiserliche Dynastie spaltete sich in eine ältere (nördliche) und jüngere (südliche) Linie. Obwohl es mit dem Südhof verbündeten Truppen viermal gelang, Kyoto zu erobern, dankte 1392 der südliche Kaiser Go-Kameyama schließlich ab und unterwarf sich dem Shogun Ashikaga Yoshimitsu. Neuzeit Als Schattenkaisertum existierte das Tennō-Wesen auch nach dem Sturz der Ashikaga-Zeit, während der „Streitenden Reiche“ und der shogunlosen Zeit sowie unter den Tokugawa-Shogunen weiter bis zum Ende der Edo-Zeit. Erst durch die Reformen des Jahres 1868, bekannt als Meiji-Restauration, und durch das Scheitern der Gründung einer Republik auf Hokkaido bekam der Tennō wieder mehr politische Bedeutung zugesprochen. Der ideologische Anspruch dieser Reformen war eine Rückkehr zum Staatswesen des Altertums, als der Tennō noch alle Macht innehatte. Daher spricht man auch von einer Restauration. Dieser Begriff ist allerdings umstritten, gebräuchlich ist auch Renovation oder Revolution. Nationalistischer Kaiserkult und konstitutionelle Monarchie Nach 1868 erfolgte eine konsequente Umgestaltung des japanischen Staates in einen modernen Nationalstaat. Der junge Meiji-tennō galt zwar als Oberhaupt des Staates, hatte aber de facto auch in dieser Regierungsform mehr zeremonielle Funktionen als wirkliche politische Gestaltungsmöglichkeiten. Die Verfassung von 1889, die an die Verfassung des Königreichs Preußen angelehnt war, sah die Person des Kaisers als unverletzlich an und seine ernannte Regierung war nicht dem Parlament, sondern ihm verantwortlich. Als Symbol des Staates spielte der Tennō aber in der nationalistischen Staatsideologie, die besonders im 20. Jahrhundert immer stärker forciert wurde, eine umso bedeutendere Rolle. Der Staat wurde als Familie dargestellt, der Tennō als Vater und die Untertanen als Kinder (Familiarismus). Es durfte außerdem niemand am göttlichen Ursprung des Tennō (wie er in den alten Mythen dargestellt wird) zweifeln. Auch die japanische Eroberungspolitik, die schließlich im Zweiten Weltkrieg und japanischen Kriegsverbrechen ihren Höhepunkt erreichte, wurde im Namen des Tennō geführt. Erneute Entmachtung als repräsentatives Symbol Die Institution des Tennō wurde nach dem verlorenen Krieg unter der US-amerikanischen Besatzung nicht abgeschafft, der Tennō wurde allerdings aller politischen Funktionen enthoben. Über den Rundfunk rief der Tennō zum friedlichen Gehorsam gegenüber den amerikanischen Besatzern auf. Dieser Aufruf (Gyokuon-hōsō) war die erste öffentliche Stimmübertragung des Tennō überhaupt. Außerdem setzten die Amerikaner nach dem Sieg der Kommunisten in China mehr auf die konservativen Kräfte in Japan, denen eine Abschaffung des Kaisertums nicht zuzumuten war. Weiterhin befürchtete man Unruhen, da durch den extremen national-religiösen Kaiserkult der letzten Jahrzehnte eine Abschaffung der Institution einer großen Demütigung des japanischen Volkes gleichgekommen wäre. Dass der Tennō aber nach wie vor eine wichtige symbolische Rolle in der japanischen Gesellschaft einnimmt, lässt sich daran erkennen, dass die offizielle japanische Zeitrechnung seit 1979 wieder der Ärabezeichnung des jeweiligen Tennō folgt. Zu Beginn des 21. Jahrhunderts hatte die kaiserliche Familie Japans, auch bedingt durch die Abschaffung der einst üblichen Polygamie und Konkubinate im 19. Jahrhundert und die Abschaffung des japanischen Adels im Jahr 1946, ein großes Nachwuchsproblem: Nur fünf Männer leben heute noch, die nach derzeitiger Gesetzeslage als Thronfolger in Frage kämen, und vier davon sind bereits im vorgerückten Alter. In der Folge kamen Diskussionen über die Zulassung der weiblichen Thronfolge auf, damit die Tochter des gegenwärtigen Kaisers Naruhito, Prinzessin Aiko, nach dessen Ableben Kaiserin werden könnte. Am 7. Februar 2006 teilte das kaiserliche Hofamt mit, dass Prinzessin Akishino überraschend erneut schwanger sei und das Kind im Herbst erwarte. Am 6. September brachte sie ihren Sohn Hisahito zur Welt, für das japanische Kaiserhaus die erste Geburt eines Jungen seit mehr als vierzig Jahren. Der Junge ist dem Gesetz nach Zweiter in der Thronfolge nach seinem Vater; die zuvor angepeilte Änderung der Thronfolgeordnung zugunsten der weiblichen Sukzession wird seither nicht mehr weiterverfolgt. Inthronisation In der Moderne wird die Inthronisation des Tennō durch zwei Zeremonien markiert. Die offizielle Krönungszeremonie (即位の礼, Sokui no Rei), bei der der Premierminister anwesend ist, umrahmt die zeremonielle Besteigung des kaiserlichen Throns (高御座, Takamikura) und die formelle Übernahme der Throninsignien Japans. Eine stärker religiös ausgerichtete Zeremonie, das Daijōsai (大嘗祭, auch Ōnie no Matsuri), wird danach vom Kaiserlichen Hofamt ausgerichtet. Es handelt sich um ein shintōistisches Opferritual. Wegen der verfassungsmäßig untersagten Ausübung religiöser Aktivitäten durch den Staat (Artikel 20 der japanischen Verfassung) klagten einige Gruppen gegen die Teilnahme öffentlicher Amtsträger am Daijōsai bei der Thronbesteigung Kaiser Akihitos, das trotz seiner „privaten“ Natur mit öffentlichen Mitteln finanziert wird. Vorher war bereits durch die Bestattung des Shōwa-Tennō eine öffentliche Debatte um die religiöse Rolle des Tennō ausgelöst worden (siehe unten). Der Oberste Gerichtshof erklärte die Inthronisationszeremonie und die Teilnahme öffentlicher Amtsträger als verfassungsgemäß, da die Teilnahme an den Inthronisationsriten als „soziales Ritual“ die säkulare Natur des Staates nicht beeinträchtige. Die Regierung hatte bereits im Vorfeld der Thronbesteigung Akihitos eine Kommission mit der Vorbereitung der Zeremonie beauftragt und eine strikte Trennung der staatlichen und religiösen Akte vorgesehen. Das Gesetz über die kaiserliche Familie (皇室典範, kōshitsu tenpan) der Nachkriegszeit sieht in Artikel 24 zwar eine Inthronisierungsfeier vor, legt aber keine Details fest. Bestattungsriten Beim Tod des Tennō ist nach dem Gesetz über die kaiserliche Familie ein großer Bestattungsritus (大喪の礼, Taisō no Rei) abzuhalten. Der Ritus als solcher bedient sich stark shintoistischer Symbolik, ist aber trotz gegenteiliger Auffassung des Kaiserhauses eine Erfindung der Meiji-Zeit mit ihrer Politik der Trennung von Shintō und Buddhismus (Shinbutsu-Bunri) – vorher erhielt der Tennō, wie die meisten anderen Japaner auch, ein buddhistisches Begräbnis. Zuletzt wurde ein solcher Ritus am 24. Februar 1989 bei der Bestattung des Shōwa-tennō Hirohito durchgeführt. Es war das erste Mal, dass diese Zeremonie nach dem Zweiten Weltkrieg sowie nach der politischen und verfassungsmäßigen Neubestimmung des Kaisertums stattfand. Dies führte fast zu einer Staatskrise und im asiatischen Ausland zu Protesten, da eine Abgrenzung der religiösen und staatlichen Funktionen und Bedeutungen während des Ritus sehr schwierig war. Samurai ist die übliche Bezeichnung für ein Mitglied des Kriegerstandes im vorindustriellen Japan. Eine weitere Bezeichnung, die während der Edo-Periode gebräuchlich war, ist bushi. Heute wird Samurai ausschließlich für den Kriegeradel verwendet und nicht beispielsweise für Ashigaru (wörtlich: „leichtfüßig“; gemeint sind leichtgerüstete Fußsoldaten). Ein herrenloser Samurai, der keinem Daimyō (Lehnsherren) diente, wurde Rōnin („Wellenmann“) genannt. Etymologie Der Ursprung des Wortes liegt im Japan der Vor-Heian-Periode. Es wurde vermutlich saburai ausgesprochen und bedeutet „Diener“ oder „Begleiter“. Erst in der frühen Moderne, namentlich in der Azuchi-Momoyama-Periode und der frühen Edo-Periode des späten 16. und frühen 17. Jahrhunderts, bürgerte sich das Wort Samurai an Stelle von saburai ein. Die Bedeutung hatte sich allerdings bereits lange Zeit vorher gewandelt. Der Begriff Samurai wird aber auch vom japanischen Verb saberu abgeleitet, was ins Deutsche übersetzt dienen bedeutet. Samurai bedeutet also Dienender. Geschichte Ursprung der Samurai Die Armeen des japanischen Kaisers bestanden ursprünglich aus Wehrpflichtigen, die im Kriegs- oder Rebellionsfall den entsprechenden Provinzen Japans zugeordnet wurden. Sie waren nach dem Vorbild chinesischer Armeen aufgebaut und bestanden aus einem Drittel der kampffähigen erwachsenen männlichen Bevölkerung. Jeder Soldat musste für seine Waffen und Versorgung selbst aufkommen. Mit den Taika-Reformen von 645 und dem Taihō-Kodex von 702, aufgrund derer eine Landreform durchgeführt und ein einheitliches Steuersystem eingeführt wurde, begann die Entwicklung mächtiger Clans und damit des Schwertadels. Zu den Steuern gehörten auch Fron- und Militärdienst. Kleinbauern, die sich ihrer Steuern und besonders des Wehrdienstes entledigen wollten, verschenkten ihr Land an Institutionen wie Klöster oder an Adlige und pachteten es von ihren neuen Herren wieder zurück. Eine symbiotische Gemeinschaft von Großbauern und Gefolgschaft, Herr und Diener (Shujū) entstand. Diese Methode wurde Kishin (Schenkung) genannt. Durch die Kishin-Methode (die seit der Nara-Zeit unter Strafe stand, was allerdings keinen Erfolg zeigte) brach das ohnehin schwer zu verwaltende und ineffektive System der Wehrpflicht jedoch zusammen. Während der frühen Heian-Periode, also im späten 8. und frühen 9. Jahrhundert, strebte Kaiser Kammu (737–806) nach einer Konsolidierung und Expansion seines Reiches in die nördlichen Honshū-Region. Er sandte seine Armeen aus, um die im Norden noch nach den alten Traditionen der Yayoi-Zeit lebenden Emishi zu unterwerfen, und führte den Titel des Shōgun ein, wobei er sich bei der Unterwerfung der Emishi auf die starken regionalen Clans verließ. Im Krieg gegen die Emishi ab 780 erwiesen sich die Wehrpflichtigen aber als schlechte Kämpfer – die stärksten militärischen Einheiten waren die berittenen Eliteoffiziere. Daraufhin wurde 792 die Wehrpflicht abgeschafft und die Armee auf ein Freiwilligenheer umgestellt. Dieses war jedoch nicht mehr in der Lage, die Sicherheit im ganzen Land aufrecht zu erhalten. Besonders in den entlegenen Provinzen verschlechterte sich die Situation, so dass die lokalen Großbauern dort letztlich selbst für ihre Verteidigung sorgen mussten. Sie waren dabei so erfolgreich, dass sich einige Familien im Laufe der Zeit darauf spezialisierten, militärische Aufträge des Kaiserhauses durchzuführen – der Schwertadel (Buke) war geboren. Dabei spielten Prinzen, die ihr Glück in der Provinz suchten, eine besondere Rolle: Die Taira, Minamoto und andere Sippen haben alle kaiserliche Vorfahren. Während der Heian-Zeit (794–1192) bezog sich saburai vor allem auf die Wachen des kaiserlichen Palastes und die Schwertträger. Diese Vorläufer der klassischen Samurai wurden vom Herrscher ausgestattet. Ihnen war es vorgeschrieben fortwährend ihre Beherrschung der Kampfkunst zu verbessern. Da zu Beginn der größte Vorteil dieser militärischen Einheiten in ihrer Erfahrenheit im Gebirgskampf und vor allem im Bogenschießen lag, blieb für den größten Teil der folgenden Feudalperiode, der Ära der Samurai-Herrschaft, der Ausdruck Yumitori (Bogenschütze) der Ehrentitel eines ausgezeichneten Kriegers, selbst als der Schwertkampf die größere Wichtigkeit erlangt hatte. Ausbildung Die Ausbildung zum Samurai begann oft schon im Alter von drei Jahren und war geprägt von hartem Drill. Die Ausbildung beinhaltete in erster Linie Körperbeherrschung und Schmerzunterdrückung. Wenn sie etwas älter waren, lernten sie in einem nahen Kloster lesen und schreiben. Dorthin mussten sie, auch im Winter, zu Fuß gehen. Sie waren gezwungen, ihre Angst zu bekämpfen, indem sie auf dem Friedhof oder Richtplatz eine Nacht verbringen mussten. Im Alter von etwa fünf bis sieben Jahren begann die Unterweisung im Umgang mit den Waffen (Bogenschießen, Schwertkampf, Fechten und Jiu-Jitsu: Selbstverteidigung ohne Waffengebrauch). Wie in vielen stark spezialisierten Berufen, war es auch für die Ausbildung des Samurais üblich, daß ein älterer, erfahrener Samurai einen jungen Mann über mehrere Jahre in die Lehre nahm. Erst nach Abschluss der Ausbildung nahm er gegebenenfalls einen neuen Lehrling auf, bildete also in der Regel nie mehrere Krieger gleichzeitig aus. Die Lehrzeit bei einem älteren Samurai, die etwa um das zwölfte Lebensjahr begann, endete ungefähr mit 15 Jahren. In dieser Zeit lebten Lehrer und Schüler zusammen und hatten eine Wakashudo genannte Beziehung, die meist mit dem Erwachsenwerden des Schülers in eine platonische Freundschaft überging. Den Abschluss der Ausbildung bildete die feierliche Zeremonie des Gempuku. In dieser legte der Schüler seinen alten Kindesnamen ab und bekam einen neuen Namen, erhielt Lang- und Kurzschwert, das Dai-Sho, eine eigene Rüstung und übernahm den traditionellen Haarschnitt der Samurai. Die Waffen der Samura Äußeres Kennzeichen der erhabenen sozialen Stellung war das Schwerterpaar (Daishō), das zu tragen ausschließlich Samurai vorbehalten war. Das Daisho bildete die Hauptbewaffnung des Samurai. Es bestand aus dem langen Katana, welches im 15. Jahrhundert aus dem Tachi hervorging und ab Ende des 14. Jahrhunderts (frühe Muromachi-Zeit) traditionell von den Samurai verwendet wurde, und dem kurzen Wakizashi bzw. Kotetsu. Im Gegensatz zu den meist geraden Schwertern der europäischen Ritter war das japanische Schwert leicht gebogen und mehr wie ein Säbel für den Hieb als für den Stoß ausgelegt. Es war rasierklingenscharf und Vorder- und Rückseite unterschiedlich gehärtet. Ein Treffer verursacht tiefe, einschneidende Wunden oder trennt Gliedmaßen ab. Wie auch beim europäischen Adel des Mittelalters wurde der Verzierung des Schwertes und der Schwertscheide Bedeutung zugemessen. Eine andere Waffe der Samurai war der Yumi (Bogen), insbesondere der Dai-kyū, auch Kyudo genannt, (Langbogen), welcher wegen seiner enormen Größe, seiner gewaltigen Reichweite und seiner großen Durchschlagskraft gefürchtet war. Ein geübter Schütze konnte aus etwa 150 Metern Entfernung ein bewegliches Objekt von der Größe eines Hundes sicher treffen, aber auch Reichweiten von etwa 300 Metern waren möglich. Seine asymmetrische Form machte es zudem möglich, ihn auch vom Pferderücken aus abzufeuern, was ihn als Reiterwaffe gefürchtet machte. Zu ihrer Notwehr besaßen sie zusätzlich noch den so genannten Tantō, einen Dolch. Auch zwei Lanzen gehörten zur Ausrüstung eines Samurai: Die Klinge der Schwertlanze Naginata war lang und leicht gebogen, der Yari hatte meist eine dolchartige und dreieckige Spitze und war beidseitig geschliffen. Der Yari konnte aber auch ein- oder beidseitig Haken aufweisen. In der Kreuzform spricht man vom Jumonji-Yari. Die japanischen Waffen leiten sich von Vorbildern vom Festland ab, entwickelten sich aber relativ unabhängig: Die ersten, geraden Schwerter wurden allmählich einschneidig und gebogen, die Bögen asymmetrisch und sehr lang. Bis in die Ashikaga-Zeit im 14. Jahrhundert war der Bogen die Hauptwaffe. Selbst zu Beginn der Einführung von Handfeuerwaffen durch die Portugiesen Mitte des 16. Jahrhunderts war der Langbogen diesen in Anwendung, Zielsicherheit und auch Reichweite überlegen. Schwerter kamen erst zum Einsatz, nachdem alle Pfeile verschossen waren. Der Kampf wurde zum Duell, nachdem der Krieger aus der Formation hervortrat und die Namen seiner Vorfahren rief, die ebenfalls Ruhm als Samurai genossen, um sich dann einem ebenbürtigen Gegner zu stellen. Schlachten in geschlossenen Formationen mit massiver Verwendung der Lanze (yari-ashigaru) traten erst im Sengoku Jidai, dem Zeitalter der streitenden Reiche Ende des 15. bis Ende des 16. Jhdts., auf. Die Muskete drängte wie in Europa allmählich die Blankwaffen durch ihre Kostengünstigkeit und einfache Handhabung zurück. Allerdings gab es einige Adelshäuser in Japan, die die Verwendung von Musketen ablehnten, weill sie Feuerwaffen als eine "feige" und "unehrenhafte" Waffen betrachteten. Aufstieg der Samurai Ursprünglich waren die Samurai nur Soldaten im Dienste des Kaisers und der Adelsstämme. Durch den Aufstieg des Shogunats und der damit einhergehenden Errichtung einer Militäraristokratie stiegen die Samurai allerdings zur regierenden Schicht auf. Während die regionalen Daimyō sich zusammenschlossen und Arbeitskraft sowie Ressourcen sammelten, formten sie eine auf den tōryō (Anführer) ausgerichtete Hierarchie. Dieser tōryō war entweder ein entfernter Verwandter des Kaisers oder ein rangniedrigeres Mitglied einer der drei Adelsfamilien, der Fujiwara, der Minamoto oder der Taira. Obwohl die tōryō ursprünglich nur auf vier Jahre befristet als Magistraten in die Provinzen entsandt worden waren, entschlossen sie sich zu bleiben, wohl wissend dass sie nach ihrer Rückkehr nur Nebenrollen in der Regierung spielen würden. Ihre Söhne erbten ihre Positionen und führten von der Mitte bis zum Ende der Heian-Periode die regionalen Daimyō weiter beim Niederschlagen der Rebellionen in ganz Japan an. Wegen ihrer militärischen und ökonomischen Stärke entwickelten sich die Daimyō zu einem neuen Machtfaktor in der Politik am Kaiserhof. Ihre Beteiligung an der Hōgen-Rebellion gegen Ende der Heian-Periode trug noch zur Konsolidierung ihrer Macht bei. Während der Heiji-Rebellion 1160 kam es zum Kampf der rivalisierenden Minamoto und Taira. Der siegreich aus der Rebellion hervorgehende Taira no Kiyomori (1118–1181) wurde als erster Krieger, der eine solche Position erreichte, kaiserlicher Berater und übernahm schließlich die Kontrolle über die Regierung. Auf diese Weise bildete er die erste Samurai-dominierte Regierung und verlegte den Kaiser auf einen ausschliesslich zeremoniellen Posten. Japan der Feudalzeit Ein erneuter Zusammenstoß zwischen den Taira und den Minamoto 1180 führte zum Gempei-Krieg, der bis 1185 dauerte. Der siegreiche Minamoto no Yoritomo (1147–1199) ging 1190 nach Kyōto und wurde zum Seii-Tai-Shōgun ernannt (wie der Titel Shōgun in voller Länge heißt). Er begründete das Kamakura-Shōgunat (1192–1333). Der mongolische Kaiser Kublai Khan sandte während der frühen Feudalzeit Abgesandte an den japanischen kaiserlichen Hof, um die Unterwerfung des japanischen Kaisers zu fordern, der japanische Kaiser weigerte sich allerdings, den Forderungen des Kublai Khan Folge zu leistem, und schickte die Botschafter wieder zu ihrem Herrn zurück. Anno 1274 griffen die Mongolen unter Kublai Khan Japan mit einer Flotte von 900 Schiffen und 23.000 Soldaten an. Der Angriff misslang, und viele der Schiffe wurden durch den berühmt gewordenen Sturm Kamikaze zerstört oder stark beschädigt. Als der Kublai Khan einige Jahre später erneut Abgesandte schickte, liess der japanische Kaiser sie köpfen. Jahre später, um 1281 versuchten die Mongolen in der Schlacht von Kōan mit einer noch grösseren Armee von oder 4500 Schiffen und 142.000 Soldaten erneut Japan zu erobern, was allerdings wegen Schlechtwetterbedingungen und wegen harten Widerstand des Volks misslang.[2] Mit dem Tod des Kublai Khan im Jahre 1294 wurden die Invasionspläne aufgegeben und Japan wurde abgeschrieben. Obwohl der Krieg gewonnen wurde, so gab es doch zahlreiche Probleme im Land. Weill die Landwirtschaft vernachlässigt worden war, gab es Hungerprobleme in Japan und viele Samurai wurden herrenlose Ronin. Tatsächlich waren Chaos und Hunger in Japan ausgebrochen, von vielen Historikern wird diese Zeit als eine der dunkelsten Phasen in der Geschichte der Samurai betrachtet. Im Laufe der Zeit wurden mächtige Samurai-Daimyō zu Kriegsadeligen (buke), die nur nominal der Aristokratie des Hofes (Kuge) unterstanden. Während die Samurai höfische Sitten wie Kalligraphie, Dichtkunst und Musik übernahmen, wurden im Gegenzug von den kuge auch Samurai-Fähigkeiten übernommen. Trotz verschiedener Intrigen und kurzer Perioden unter der Herrschaft diverser Kaiser lag die wahre Macht in den Händen der Shōgune und Krieger. Während der Sengoku Jidai („Periode der Krieg führenden Provinzen“, 1467–1568) war das japanische Ständesystem noch so flexibel, dass sich auch Männer aus niederen sozialen Klassen als Krieger einen Namen machen und Samurai oder Samurai zu Daimyō werden konnten (auch wenn ein formaler Bushidō-Status bei 150 gleichzeitig um Einfluss kämpfenden Kriegsherren kaum einen Wert besaß). Dies änderte sich, als Toyotomi Hideyoshi (1536–1598), selbst Sohn eines Fußsoldaten, nach einem furiosen Aufstieg Erster Minister (Kampaku) wurde. Er erließ 1586 ein Gesetz, das die Zugehörigkeit zum Samurai-Stand als permanent und erblich festschrieb und Nicht-Samurai verbot, Waffen zu tragen. Während des Tokugawa-Shogunats beziehungsweise der Edo-Periode (1603–1867) wurden Samurai vermehrt Höflinge, Bürokraten und Administratoren anstelle von Kämpfern und Daishō. In dieser Zeit wurde vermutlich das erste Mal ein Europäer, nämlich William Adams, zum Samurai ernannt. Das Schwertpaar der Samurai (Katana und Wakizashi) wurde mehr ein symbolisches Emblem der Macht denn eine Waffe des täglichen Gebrauchs. Samurai besaßen weiterhin das Recht, jeden Bürger niederzuschlagen, der ihnen nicht den gebührenden Respekt erwies; in welchem Maße von diesem Recht Gebrauch gemacht wurde, ist aber nicht bekannt. Als die Regierung schließlich die Daimyō zwang, die Größe ihrer Armeen zu reduzieren, wurden arbeitslose Rōnin zu einem großen gesellschaftlichen Problem. Schüler schrieben den Bushidō in seiner schlussendlichen Form während der Tokugawa-Periode fest. Aus dieser Periode stammt auch das berühmteste Buch des kenjutsu, Miyamoto Musashis Das Buch der Fünf Ringe (1643). Die Ereignisse der 47 herrenlosen Samurai (Rōnin), die den erzwungenen Selbstmord ihres früheren Herrn rächten, führten in der damaligen Gesellschaft zu einem Konflikt zwischen der Kriegerehre und dem durch das Tokugawa-Shogunat erzeugten Rechtssystem. Am Ende wurde den 47 Rōnin befohlen, Seppuku zu begehen (verfilmt in 47 Ronin). Persönliches Einkommen und Lebenssituation Den Samurai wurde von ihrem Lehnsherrn (Daimyo) eine festgesetzte jährliche Reismenge (Koku) als eine Art Gehalt gewährt. Das Koku war abhängig von Status, Familienzugehörigkeit und persönlichem Verdienst. Ein niederer Daimyo verfügte über mindestens 10.000 Koku Reis pro Jahr, ein hoher Samurai oder Hatamoto über 100.000. Gemessen an der Kaufkraftentwicklung entsprach dabei 1 Koku etwa 100 Euro nach heutigem Stand. In einem kleinen Fürstenlehen (Han) wie Yamagata, das um das Jahr 1865 70 000 Koku Ertrag brachte, mochte ein Samurai in einer hohen Militär- oder Beamtenposition wenige Tausend Koku erhalten. Doch auch ein Samurai mit 1200 Koku galt als vermögend. Eine 400-Koku-Familie zählte zu den Wohlhabenden und mochte ein respektables Anwesen mit Ziergarten und mehrerern Dienern besitzen. Selbst ein Samurai mit 150 Koku lebte in noch gesicherten finanziellen Verhältnissen. Ein 50-Koku-Samurai (etwa ein rangloser Soldat oder niederer Beamter der Burgverwaltung) führte hingegen eine prekäre Existenz, obwohl er – wie jeder Samurai – von Abgaben befreit war und vom Dienstherrn eventuell die Unterkunft gestellt bekam. Typisch war das Leben in einer bescheidenen "Samurai-Reihenhaussiedlung": umzäunte kleine Wohnhäuser mit Wirtschaftsgebäuden, dazu ein Gemüsegarten, den er unter Umständen mit Hilfe seines vermutlich einzigen Dieners bestellte. Hatte der Samurai außerdem noch Frau und zwei bis drei Kinder zu versorgen, war die Gefahr von Armut und Verschuldung groß. Etwa im Fall einer langwierigen Krankheit drohte die Verpfändung von Koku-Anteilen, so dass das Netto-Einkommen vielleicht auf 30 Koku sank. In diesem Fall geriet die gleichzeitige Finanzierung von angemessener Kleidung und von Lebensmitteln unmöglich, Familienmitglieder waren nun zur Heimarbeit oder zur Annahme einer Erwerbsarbeit gezwungen. In dieser Situation unterschied sich das Leben zumindest materiell kaum noch von dem eines Kleinbauern. Jedem Samurai drohte das Schicksal, zum herren- und mittellosen Rōnin abzusteigen. Fiel er in Ungnade, oder hatte nach dem Tod seines Herrn dessen Nachfolger keine Verwendung mehr für ihn, zog die Samurai-Familie mitunter jahrelang auf Wanderschaft, um sich einen neuen Brotgeber zu suchen. Religion Nahezu alle Samurai waren Anhänger des Buddhismus, und handelten dennoch sehr oft gegen dessen heilige Regeln, indem sie Menschen oder Tieren Leid zufügten. Viele Samurai besaßen zum Buddhismus eine ähnliche Beziehung, wie die europäischen Ritter zum Christentum. Sogar die Ronin, welche sich eigentlich vom Weg der Samurai entfernt hatten, praktizierten trotz allem immer noch ihre Religion, und behielten sich so ihren Glauben. Einige Samurai sollen sogar aus Verehrung zu dem Buddha Siddhartha Gautama gegenüber ihren Gegnern Gnade gezeigt haben. In der Kamakura-Zeit geschah durch die Einführung von zwei buddhistischen Schulen eine neue, religiöse Ära in Japan, welche sich auch auf die Samurai auswirkte. Der japanische Kaiser an sich wurde von vielen Samurai als lebende Gottheit angesehen, dies wirkte sich jedoch nicht auf ihre Gesinnung gegenüber des Buddhismus aus. Auch heute wird der buddhistische Glaube noch in Samurai-Schulen unterrichtet. Die Meiji-Restauration Die letzte Sternstunde der ursprünglichen Samurai kam 1867 während der Meiji-Restauration, als kaisertreue Samurai aus den Provinzen Chōshū und Satsuma die Streitkräfte des Shogunates bezwangen. Kaiser Meiji (eigentlich Mutsuhito, 1852–1912) hob den Samurai-Status jedoch zugunsten einer moderneren, westlich orientierten Armee auf und behielt lediglich das Katana für Offiziere bei. Der Samurai-Stand wurde in Shizoku (士族) umbenannt. 1876 wurde den Samurai das Tragen ihrer traditionellen Tracht mit den zwei Schwertern in der Öffentlichkeit untersagt, ihnen die Privilegien entzogen. Die Samurai führten mehrere Kriege gegen den Kaiser an, die Samurai betrachteten diese aber nicht als Kriege gegen, sondern für den Kaiser. Die letzte Erhebung von mit der neuen Ordnung unzufriedenen Samurai wurde 1876/77 (Satsuma-Rebellion) von der neuen japanischen Wehrpflichtigen-Armee blutig unterdrückt. Der Film Last Samurai greift dieses Motiv auf, nimmt sich aber große erzählerische Freiheiten. Noch im Zweiten Weltkrieg beeinflussten einige Gedanken des Bushidō das Handeln der japanischen Soldaten. Viele Blutlinien der Samurai, wie das Haus Honda, haben in der japanischen Wirtschaft und Politik auch heute noch großen Einfluss.