Zunächst eines vorweg: bei dem musealen Artefakt dieses Angebotes handelt es sich um eine Uhr, die es eigentlich gar nicht geben darf: eine Repetitionstaschenuhr aus ca. 1590 - 1620, gebaut vom bekannten deutschen Uhrmacher Nikolaus Schmid dem Älteren, der von 1549 bis 1629 in Augsburg gelebt und gewirkt hat
Offiziell ist die erste Repetitionstaschenuhr jedoch erst Ende des 17. Jahrhunderts erfunden worden. Sicher ist, dass in einem Schiedsspruch Königs Jakob II von England 1687 das Patent für eine Taschenuhr mit Stunden- und ¼-Stunden-Repetitionsschlagwerk Daniel Quare (1649–1724) zugesprochen wurde
Ich will dieses einmalige Stück Uhrengeschichte hier nicht verkaufen - sie wird so oder so in einem Museum landen - denn sie ist entweder einen Bruchteil des angegebenen Preises oder ein Zigfaches davon wert. Mir geht es darum, mit der weltweiten Reichweite von Ebay möglichst viele Informationen über das museale Stück zu sammeln
Das einmalige Stück Uhrengeschichte wurde jetzt 1 Jahr von d e r deutschen Uhren Restaurationslegende - Rolf Lang in Glasshütte - zerlegt und untersucht. Rolf Lang ist einer von lediglich 3 zertifizierten Uhrenrestauratoren in ganz Deutschland. Lang ist Inhaber der letzten deutschen Uhrenmanufaktor, er war Chefrestaurator des blauen Salons in Dresden - d e m Technik Geschichte Museum weltweit überhaupt - und 15 Jahre Leiter des Prototypenbaus von Lange&Söhne in Glashütte
Rolf Langs Fachexpertise lautet: ja, das ist eine echte Nikolaus Schmid Augsburg und ja, es handelt sich um ein Repetitionswerk, was für die Lebzeit von Nikolaus Schmid schon eine absolute Sensation darstellt
Rolf Lang hält das Werk für gut erhalten und restaurationsfähig, allerdings würde das viele tausend Euro kosten, da einige Teile neu von Hand angefertigt und eingepasst werden müssen, z.B. eine Tonfeder oder Glocke. Solche Kosten kann nur das Museum bezahlen, in welchem das einmalige Stück irgendwann landet
Zunächst die Fakten: Nikolaus Schmid der Ältere lebte von 1549 bis maximal 1629, Fakt ist, Schmid beherrschte die Kunst des Baus filigraner Repetitions Uhrwerke, da er nachweislich bereits 1590 eine kleine Tischuhr mit Viertelrepetition gebaut hat, die heute noch erhalten ist und sich im Museum befindet
Das Werk des Artefaktes dieses "Angebotes" ist eindeutig von Nikolaus Schmid dem Älteren, vollständig signiert und es besitzt definitiv einen Repetitionsmechanismus, wenn auch aktuell nicht funktionstüchtig weil Werk nicht läuft und Tonfeder oder Glocke sowie Auslöser der Repetition fehlen
Es könnte sich eventuell auch um eine Stundenschlagfunktion mit 2 Hämmern handeln, dann wäre das Werk immer noch einmalig ob seines Alters, Größe und Provenienz, aber nochmal: es ist bewiesen, dass Nikolaus Schmid Ende des 16. Jahrhunderts den Bau kleinster Viertelrepetitionen beherrschte
Zifferblatt ist signiert "Coulin Geneve", Coulin war ein bekannter Uhrmacher aus dem 18. Jahrhundert, aber das Zifferblatt hat mit der historischen Bedeutung des Werkes rein gar nichts zu tun, das wurde später mal ausgetauscht
Beobachtbare Details:
- das Werk hat eine Kette und wird nicht durch Darmseiten angetrieben, die Originalkette ist noch vorhanden
- eine Welle im Werk scheint gebrochen oder aus dem Lager gerutscht
- mindestens ein Rad scheint gebrochen
- Tonfeder oder Glocke sowie Auslösmechanismus fehlen
- die Vollplatine ist handgraviert, auch das Hilfszifferblatt an einer scheinbar frühen Feinregulage
- alle Schrauben scheinen aus Eisen zu sein, nicht aus Stahl
- Zeiger sind handgearbeitet
- der mit einem handgefertigten Scharnier gehaltene Werkschutzdeckel ist zweifellos original, alle Aussparungen passen, beide Hämmer besitzen eigene Öffnungen
- die Schrauben, welche die Vollplatine auf den Pfeilern halten besitzen die typischen Splinte mittelalterlicher Sackuhren
- der Spindelkloben ist weit nicht so aufwändig gearbeitet und verziert wie bei späteren Spindeltaschenuhren, er musste offensichtlich nur funktionieren
- das gut erhaltene Emaile Zifferblatt ist verschraubt wie bei Sackuhren üblich
- eine hauchfeine Kette ist bereits erkennbar, keine Kraftübertragung durch Darmsaiten wie z.B. bei der "Peter Henlein Dosenuhr"
- der Fundzustand des Werkes war sehr kompakt und verschlossen, zudem befand es sich in der auf den Fotos erkennbaren Messing Hülle, es ist daher gut möglich, dass sie evtl. vollständig ist, was natürlich eine hervorragende Basis für eine Restauration darstellen würde
Noch ein paar Fakten: Werkdurchmesser: 44mm, Gewicht brutto: 55,6g, arabische Ziffern, verschraubtes Emaile Zifferblatt, Kraftübertragung durch Kette, innliegendes Federhaus zu erkennen, Zeiger (im 18. Jahrhundert durch Coulin ...?) schon gebläut
Ich bitte jeden, aber wirklich jeden Fachmann, der irgendwas über Technik, Werk, Geschichte von Repetitionswerken oder einen der beiden Uhrmacher Schmid aus Augsburg und vor allem deren erhaltenen Werke (was befindet sich wo in welchem Museum?), sich zu melden und mir jeden noch so kleinen Hinweis oder Link zu geben
Vielen herzlichen Dank für Unterstützung, ich habe es mir zur Aufgabe gemacht, das Rätsel zu lösen, Baujahr und Herkunft dieser Uhr zu klären, ich bitte von Spaßgeboten, beleidigenden Preisvorschlägen und bei Ebay üblichen Beschimpfungen und Verunglimpfungen abzusehen - vielen Dank!
Natürlich kann jeder solvente Sammler dieses Werk zu einem fairen Preis erwerben und bei Rolf Lang restaurieren lassen, dann besitzt er vermutlich die erste bekannte Repetitions Taschenuhr der Welt, ich kann vermitteln und dafür sorgen, dass Rolf Lang den Auftrag auch wirklich annimmt
Geschichte des deutschen Uhrmacher Nikolaus Schmid Augsburg 1549 - 1629(Quelle: Wikipedia /Dr. Crott):
Nikolaus Schmidt wurde 1549 in Wiltz/Luxemburg geboren. 1576 machte er sich in Augsburg selbständig. 1620 heiratete er die Tochter des des renommierten Uhrmachers Hans Fronmüller
Wann Nikolaus Schmidt verstarb ist nicht eindeutig geklärt. Es kann davon ausgegangen werden, daß er nach 1625, aber vor 1629 verstarb. Sein Sohn, Nikolaus Schmidt der Jüngere war ebenfalls Uhrmacher. Weltweit sind von Ihm mehrere Uhren in bedeutenden Museen ausgestellt. Von ihm ist z.B. eine Renaissance-Tischuhr erhalten, die sich heut im Besitz des Uhrenmuseum Beyer Zürich befindet, aber auch Louvre und das "Museum of modern Art" in New York stellen mindestens eine echte "Nikolaus Schmid Augsburg" aus
Nikolaus Schmidt der Ältere wurde 1549 in Wiltz/Luxemburg geboren. 1576 erlangte er in Augsburg die Meisterwürde und heiratete die Tochter des des renommierten Uhrmachers Hans Fronmüller. Wann er verstarb ist nicht eindeutig geklärt. Es kann davon ausgegangen werden, dass er nach 1625, aber vor 1629 verstarb. Sein Sohn, Nikolaus Schmidt der Jüngere, war ebenfalls ein bedeutender Uhrmacher. Weltweit sind von Ihm mehrere Uhren in bedeutenden Museen ausgestellt, wie im Metropolitan Museum of Art in New York und dem Historischen Museum in Basel.
Nikolaus Schmidt der Ältere ist verzeichnet bei Jürgen Abeler, "Meister der Uhrmacherkunst", 2. Auflage, Wuppertal 2010, S. 503.
Eine weitere Tischuhr mit der nahezu identischen Löwenjagd Szene ist abgebildet in Klaus Maurice, "Die deutsche Räderuhr", Band 2, München 1976, Abb. 511a und stammt von Gallus Schellhammer aus Nürnberg
Achtung!! Ich vergaß' zu erwähnen, das exclusive Stück hat aktuell kein Glas, das müsste im Zug einer Restauration erneuert werden!