Agfacolor CT 18.
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Agfacolor-Filme wurden von unterschiedlichen Agfa-Unternehmen produziert, darunter: I.G. Farbenindustrie AG (1936 bis 1945), Filmfabrik Agfa, einer Abteilung der Sowjetischen Staatlichen Aktiengesellschaft Photoplenka (1945 bis 1953), VEB Filmfabrik Agfa Wolfen in Wolfen, DDR (1954 bis 1964; danach abgelöst durch die ORWO Orwocolor und Orwochrom-Filme), Farbenfabriken Bayer und Agfa AG, Leverkusen 1949-1964 Agfa-Gevaert AG, Leverkusen, Bundesrepublik Deutschland (1964-2004), AgfaPhoto GmbH, Leverkusen (2004-2005) Verarbeitung Die Agfacolor-Filme wurden ursprünglich nach dem Agfacolor-Verfahren verarbeitet; dabei handelt es sich auch um das erste Verfahren mit in den Filmschichten eingelagerten wasserlöslichen, fettgebundenen Farbkupplern sowie um das erste Negativ-/Positiv-Verfahren mit chromogener Entwicklung für Kinofilme und Farbfotopapiere. Geschichte Technische Entwicklung Bereits 1932 wurde der erste Agfacolor-Farbfilm nach dem Kornrasterverfahren vorgestellt. 1933 folgte der Agfacolor Linsenrasterfilm als erster Kleinbildfilm für Farbaufnahmen (Dias), dem 1932 schon ein entsprechender Schmalfilm mit einer Bildbreite von 16 mm vorangegangen war. 1936 brachte Agfa den Agfacolor-Neu-Film auf den Markt, er war damit der erste moderne Farbfilm mit eingelagerten Farbkupplern, das heißt: Er besteht aus drei übereinander liegenden lichtempfindlichen Gelatineschichten mit den darin – im Unterschied zu den Kodachrome-Filmen – eingelagerten Farbkupplern. Die drei Schichten sind (von oben nach unten) für Blau, Grün und Rot sensibilisiert. Da die Silberbromid- und Iodidkristalle in der grün- und rot-sensibilisierten Schicht auch auf blaues Licht empfindlich sind, ist zwischen der Blau- und der Grünschicht noch eine das restliche blaue Licht absorbierende Gelbfilterschicht, deren Eigenfarbe beim Entwickeln herausgewaschen wird. Der Agfacolor-Neu-Film war zuerst als Umkehrfilm für Diapositive erhältlich, gefolgt vom Schmalfilm. Hier wird das nach dem Belichten vorhandene latente Negativ zunächst als Schwarzweißbild erstentwickelt, um dann durch Nachbelichtung des Films das noch vorhandene unentwickelte Silbersalz zu verschleiern. Anschließend erfolgt die Farbentwicklung durch N,N-Diethyl-p-Phenylendiamin (T22), das mit den vom Silbersalz oxidierten zuvor farblosen Farbkupplern die eigentlichen Farbstoffe bildet. Das beim Erstentwickeln und dem Farbentwickeln aus dem Silbersalz reduzierte Silber wird mit Kaliumferricyanid (rotem Blutlaugensalz) oxidiert und herausgelöst, sodass zuletzt nur das Positiv aus Farbstoffpartikeln übrigbleibt. Die Lichtempfindlichkeit betrug nur nominal ISO 4/7°, deutlich weniger als bei Schwarzweißfilmen dieser Zeit. 1938 wurde die Empfindlichkeit durch einen Zusatz von Goldrhodanid in Spuren (etwa 10 µg pro Film) auf ISO 16/13° (nominal: 15/10° DIN) erhöht, und der Film so für Freihandaufnahmen ohne Stativ besser verwendbar. Die Herstellung von Papiervergrößerungen war jedoch nur mit Spezialverfahren über Farbauszüge möglich. Der Agfacolor-Kinefilm arbeitete als erster nach dem Negativ/Positiv-Verfahren mit chromogener Entwicklung. Während der Entwicklung in einem Schritt entsteht aus den Farbkupplern und dem Farbentwickler die jeweils komplementäre Farbe Gelb, Magenta und Cyan. Das Ergebnis ist also ein Negativ, aus dem durch Umkopieren positive Bilder (auf Agfacolor-Papier) und Filme zur Vorführung (auf Agfacolor-Positivfilm) hergestellt werden konnten. 1942 wurden bei der Tagung Film und Farbe in Dresden der Agfacolor-Negativ-Fotofilm und das Agfacolor-Fotopapier vorgestellt, das bis Kriegsende nur für Propaganda- und militärische Zwecke verfügbar war. Kodaks Kodacolor, ein prinzipiell gleich aufgebauter Film, kam ebenfalls 1942 auf den Markt, allerdings mit einem zu Agfacolor nicht kompatiblem Verarbeitungsprozess. Der Unterschied bestand in der Art der Verankerung der Farbkuppler in den drei fotografischen Schichten. Während Agfa auf diffusionsfeste Moleküle mit langen gesättigten Kohlenwasserstoffketten ähnlich den Fettsäuren setzte, die nicht in die benachbarte Gelatineschicht wandern konnten, waren es bei Kodak winzige Öltröpfchen in der Gelatine, das heißt ölgeschützte, wasserunlösliche Farbkuppler. Dieses Verfahren hat sich inzwischen längst allgemein für Farbdia- und negativfilme durchgesetzt. Agfacolor im Kino Agfacolor hielt ab 1939 auch in der deutschen Filmproduktion Einzug. Der Erfolg des US-amerikanischen Technicolor-Systems mit Kassenknüllern wie Robin Hood oder Vom Winde verweht gab hierzu den Anstoß. Aus Prestigegründen und um die Leistungsfähigkeit der deutschen Filmindustrie auch in Kriegszeiten zu demonstrieren, wurde die technische Entwicklung schnell vorangetrieben. Der erste in Agfacolor gefilmte abendfüllende deutsche Spielfilm hieß Frauen sind doch bessere Diplomaten. Er entstand 1939 bis 1941 und zeigte eine noch relativ unausgereifte Farbumsetzung. Während der Produktion einer Reihe von weiteren Farbfilmen wurde das Agfacolor-Verfahren kontinuierlich verbessert. Spätestens mit dem 1943 zum 25-jährigen Ufa-Jubiläum uraufgeführten Münchhausen konnte Agfacolor in der Bildqualität mit dem technisch wesentlich aufwändigeren Technicolor-Verfahren gleichziehen. Bis zum Kriegsende 1945 entstanden in Deutschland insgesamt 13 abendfüllende Farbfilme: Die goldene Stadt (1942), Das Bad auf der Tenne (1943), Immensee (1943), Münchhausen (1943), Die Frau meiner Träume (1944), Opfergang (1944), Große Freiheit Nr. 7 (1944) und Kolberg (1945). Dazu gehören die nach dem Kriege von der DEFA (DDR) zur Vorführung reif gemachten Überläuferfilme von 1944/1945 Wiener Mädeln, Das kleine Hofkonzert, Ein toller Tag und Die Fledermaus (1946). Nachdem bis in die 1960er Jahre noch zahlreiche Kinofilme in Agfacolor produziert worden waren, erhielt bei der Bildung der Agfa-Gevaert-Gruppe 1964 der belgische Zweig die Zuständigkeit für Kinofarbfilm-Materialien, die unter den Marken Gevacolor und dann Agfa XT auf den Markt kamen und schließlich nicht mehr dem Agfacolor-Verfahren folgten. Der VEB Filmfabrik Wolfen in der DDR nannte auch seine Agfacolor-Kinefilme 1964 in Orwocolor um. Entwicklung nach 1945 Nach der Veröffentlichung der Agfacolor-Rezepte und der zwangsweisen Freigabe des Agfacolor-Verfahrens im Jahre 1945 produzierten mehrere Hersteller (Adox, Ferrania, Fuji, Gevaert, Konishiroku (heute Konica), Tellko, Valca) derartige Filme und Fotopapiere, wobei die Entwicklungsverfahren jedoch je nach Hersteller unterschiedlich waren. Ab 1978, beginnend mit dem hochempfindlichen Negativfilm Agfacolor CNS 400, stellte Agfa-Gevaert auf die Kodak-Chemie (ölgeschützte, wasserunlösliche Farbkuppler) um, damit waren Agfa- und Kodak-Farbfilme in denselben Entwicklungsprozessen zu verarbeiten, dem bis heute bestehenden C-41 für Negative oder E-6 für Dias. Diese Umstellung auf Kodak-Chemie fand konsequenterweise bei Farbnegativ- und Farbdiafilmen sowie auch bei Farbpapieren statt. Die Umstellung brachte bei den Filmen einen deutlichen Gewinn an Schärfe, Feinkörnigkeit und Qualität der Farbwiedergabe. Die Verarbeitungszeit in 38 °C warmen Bädern wurde gegenüber den Entwicklungszeiten der Agfacolor/Agfachrome-Filme bei 18 bis 25 °C deutlich verkürzt. Gleichzeitig verschwanden so bekannte Traditionsprodukte wie der Agfacolor CNS und Agfacolor CT18-Diafilm vom Markt. Die Entwicklung der alten Agfa-Prozesse ist auch heute noch in einigen Fachlabors in Großbritannien und den USA möglich. Der Markenname Agfacolor wurde bis zum Konkurs der aus dem Agfa-Gevaert-Konzern herausgelösten AgfaPhoto GmbH 2005 für Farbnegativfilme verwendet. Den zuletzt produzierten Vista/Optima-Filmen wurden in Tests in Fotozeitschriften höchste Farbtreue bei Unempfindlichkeit gegenüber Farbverschiebungen zum Beispiel durch Leuchtstoffröhrenlicht bescheinigt. Zu den letzten aktuellen Produkten gehören unter anderem der Agfacolor Vista 100, Agfacolor Ultra 100 (ISO 100/21°), Agfacolor Optima Prestige 100, Agfacolor Portrait 160 Professional (ISO 160/23°), Agfa Agfacolor HDC 200, Agfacolor Vista 200, Agfacolor Optima Prestige 200, Agfacolor Vista 400, Agfacolor Optima Prestige 400, Agfacolor Vista 800. Agfa ist ursprünglich ein Unternehmen der chemischen Industrie. »AGFA« steht für »Aktiengesellschaft für Anilinfabrikation«. Der breiten Öffentlichkeit wurde die Firma durch ihre fotografischen Produkte bekannt. Agfa war über Jahrzehnte einer der größten europäischen Hersteller von fotografischen Filmen und Laborausrüstungen nach den weltweit führenden Konkurrenten Kodak und Fujifilm. Für den Massenmarkt wurden auch Kameras und Diaprojektoren hergestellt. Die Unternehmen der heutigen Agfa-Gevaert Gruppe konzentrieren sich auf Produktbereiche jenseits der chemischen Photographie (Graphics, Materials, Health Care). Frühe Unternehmensgeschichte und -struktur Gründung Die Chemiker Paul Mendelssohn Bartholdy (Entdecker des noch heute in der Textilfärbung verwendeten Azofarbstoffs Bismarckbraun) und Carl Alexander von Martius gründeten 1867 die Gesellschaft für Anilinfabrikation mbH in Rummelsburg bei Berlin. Bereits 1872 kaufte man die Chemische Fabrik von Dr. Jordan in Berlin-Treptow, da beide Unternehmen auf dem gleichen Gebiet tätig waren. Die Jordan’sche Fabrik gab es seit dem 11. Dezember 1850, sie produzierte vorzugsweise Endprodukte, insbesondere Farbstoffe, während man sich bei der Gesellschaft für Anilinfabrikation auf Zwischenprodukte konzentrierte. So ergänzten sich beide Unternehmen hervorragend. Aus dem Zusammenschluss ging am 21. Juli 1873 die Actien-Gesellschaft für Anilin-Fabrikation hervor. Die Bezeichnung AGFA folgte erst später, sie wurde am 15. April 1897 als Warenzeichen für „chemische Präparate für photographische Zwecke“ eingetragen. 1924 kam der berühmte Agfa-Rhombus als Logo hinzu. Für den Anfang des Unternehmens stehen also mit 1850, 1867 und 1873 drei Zeitpunkte zur Verfügung, gewöhnlich wird aber die Gründung der Aktiengesellschaft im Jahr 1873 als Beginn angesehen. Erweiterung Die erfolgreiche Chemieproduktion führte 1878 zu einer Erweiterung der Produktionsanlagen in Treptow. 1882 richtete man ein wissenschaftliches Labor ein. Da die benachbarten Grundstücke alle bebaut waren, folgte ein Zweigwerk in Greppin, das im Bitterfelder Braunkohlenrevier lag und dadurch eine günstige Energieversorgung bot. Auch waren die Lohnkosten auf dem Land um 20 % niedriger. Das Werk wurde am 17. März 1896 eröffnet. Weil die Luftverschmutzung in Berlin, insbesondere der von den Dampflokomotiven der nahegelegenen Bahnstrecke verursachte Dreck, es schwierig gestaltete, dort Filmmaterialien zu fertigen, baute man eine eigenständige Filmfabrik. Zur Diskussion stand auch der Raum Frankfurt / Mannheim, man kaufte aber schließlich 25,2 ha Land nahe der Farbenfabrik Greppin. Da der größte Teil davon in der Gemeinde Wolfen lag, nannte sich das Werk schließlich Agfa Wolfen. Die Pläne zu dem Werk entstanden im März 1909, bereits am 19. Juli 1910 folgte die Bauabnahme und Erlaubnis für den Betrieb einer chemischen Fabrik. Es handelte sich um die größte europäische und weltweit zweitgrößte Filmfabrik – nach Eastman Kodak in Rochester, USA. Erster Weltkrieg Mit Ausbruch des Ersten Weltkriegs entfielen zahlreiche Exportmärkte und es stieg die Nachfrage von Röntgenplatten und Film für die Luftbildfotografie, dem sogenannten „Fliegerfilm“. Die Feldkinos verlangten ebenfalls nach Filmmaterial, außerdem produzierte man Scheiben und Filter für Gasmasken. Die Mitarbeiterzahl von Agfa Wolfen fiel zunächst von 504 auf 335, stieg dann aber im Laufe des Krieges auf weit über 1.000 an. I.G. Farben Bereits 1885 kam es über die Herstellung der Farbe Kongorot zu Patent-Streitigkeiten mit Bayer, woraufhin man sich auf ein Abkommen zur gemeinsamen Nutzung auch zukünftiger Patente einigte. Aus dieser Zusammenarbeit ergab sich 1904 die Interessengemeinschaft Farbstoffchemie, der Dreierbund, zu dem die Actien-Gesellschaft für Anilin-Fabrikation, Bayer und BASF gehörten. 1925 resultierte daraus die I.G. Farbenindustrie AG. Agfa übernahm dabei die Fotochemie, erhielt dazu von Bayer das Camerawerk München und die Photofabrik Leverkusen, in der Fotopapiere hergestellt wurden. Diese Sparte III der I.G. Farben hatte ihre Zentrale in Berlin SO 36, nämlich in Treptow, Lohmühlenstraße, der Adresse der ehemaligen Fabrik Dr. Jordan. Direktor in der Sparte III wurde Paul Mendelssohn Bartholdy, der Sohn des gleichnamigen Unternehmensgründers. 1928 kaufte man noch die Ansco Photo Products Inc. auf, ein 1842 in New York gegründetes Unternehmen. 1941 ging es allerdings durch eine Beschlagnahme der US-Regierung wieder verloren. Wiederaufbau Nach 1945 lagen die Agfa-Fabriken in verschiedenen Besatzungszonen, was einen erneuten Zusammenschluss schwierig gestaltete. Zudem gab es Kräfte, die einen Zusammenschluss unbedingt verhindern wollten. Insbesondere interessierte sich das belgische Unternehmen Gevaert für eine Übernahme. In der amerikanischen Zone lag das Agfa Camerawerk München, in der britischen Zone die Agfa Photopapierfabrik Leverkusen und in der sowjetischen Zone die Filmfabrik Wolfen. Alle Fabriken hatten bereits 1945 ihre Produktion wieder aufnehmen können. In den USA übernahm erneut die Agfa-Ansco-Cooperation (Binghamton) den Vertrieb. Dies betraf allerdings nicht die Agfa-Filme, da es inzwischen eine Ansco-Filmproduktion gab. Die Bemühungen insbesondere der Mitarbeiter von Ulrich Haberland führten schließlich dazu, dass die Hohen Kommissare einen Verbleib bei Bayer gestatteten. Daraufhin wurde am 18. April 1952 die Agfa AG für Photofabrikation in Leverkusen gegründet. Die alliierte Kontrolle der Kameraproduktion endete am 18. März 1953, so dass es bereits am 20. März zur Gründung der Agfa-Camerawerk AG kam. 1957 fasste man beide Unternehmen zur Agfa AG Leverkusen zusammen. Filmfabrik Wolfen Der Standort der photochmischen Produktion war gegen 1909 von Berlin-Treptow nach Wolfen verlegt worden. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Wolfener Werk zunächst von den US-Streitkräften, dann von der sowjetischen Militärverwaltung SMAD übernommen. Während dieser Zeit war die Filmfabrik Wolfen zur Begleichung der Reparationsanspüche der UdSSR als Sowjetische Aktiengesellschaft (SAG) organisiert. Obwohl die Agfa-Leitung vor Kriegsende alle wichtigen Patente nach Leverkusen übertragen hatte, bereitete dem westdeutschen Agfa-Zweig das ostdeutsche Pendant große Probleme: Die Filmfabrik Wolfen verkaufte ihre Produkte ebenfalls mit dem Agfa-Logo, was die Kunden verwirrte. Zunächst stellte sich die ostdeutsche Seite auf den Standpunkt, Rechtsnachfolger von Agfa zu sein. Vor Gericht hatte diese Strategie jedoch keine Chance, da eine Sowjetische Aktiengesellschaft kein Nachfolger sein konnte. Überraschenderweise bestand die Regierung der DDR später jedoch nicht darauf, am Markennamen Agfa festzuhalten. Dort war man vielmehr der Meinung, die Produkte aus sozialistischer Fertigung seien von solch hoher Qualität, dass sie nicht eines großen Namens bedürfen, um Absatz zu finden. In Wolfen wollte man aber dennoch nicht darauf verzichten. Ohne eine Einigung der beiden Unternehmensteile bestand jedoch die Gefahr, dass die Rechte an einen Dritten fielen. So kam es 1956 zu einem Warenzeichen-Abkommen, das bis 1964 gelten sollte. Demnach durfte die Filmfabrik Wolfen den Markennamen im Ostblock benutzen, Leverkusen in der restlichen Welt mit Ausnahme von Frankreich und Jugoslawien. Über diese beiden Länder sollte ein internationales Gericht entscheiden. Dennoch gelangten immer wieder ostdeutsche Agfa-Produkte auf die westdeutschen Märkte. Das ostdeutsche Unternehmen führte nach Ende der Betriebsorganisation als SAG bis 1964 die Namen (VEB Filmfabrik Agfa Wolfen sowie VEB Film- und Chemiefaserwerk Agfa Wolfen. Nach 1964 ging man schließlich in Wolfen auf den Namen ORWO für Original Wolfen über. Übernahmen Kleine Unternehmen Um die Produktionskapazität zu erweitern, übernahm Agfa in den 1950er und 1960er Jahren mehrere kleine Unternehmen, die aufgrund ihrer Größe nicht mehr in der Lage waren, konkurrenzfähige Produkte anzubieten. Aufgrund des zunehmenden Arbeitskräftemangels nahmen sämtliche Unternehmen, so auch Agfa, in Deutschland lange Transportwege in Kauf, um überhaupt eine ausreichende Stückzahl gefertigt zu bekommen. Den Anfang machte 1952 die UCA – Vereinigte Elektro-Optische Werke GmbH in Flensburg-Mürwick, die um 1948 begann, in der ehemalige Marine-Ingenieurschule Sucher- und sogar Spiegelreflexkameras zu fertigen. 1962 übernahm man Iloca-Witt in Hamburg, ebenfalls einen Kamerahersteller. 1969 wurde das Optische Werk Dr. Staeble in Altenstadt (Oberbayern) übernommen, ein Hersteller von Kamera- und Projektionsobjektiven. Um alle Kameraverschlüsse und Belichtungsmesser selber bauen zu können, arbeitete Agfa auch mit Uhrenherstellern zusammen, und zwar ab 1959 mit der Fabrique d'Horologie La Vedette SA in Zabern (Elsass) und ab 1960 mit OSCO-Uhren, Otto Schlud in Schwennigen. An beiden Unternehmen beteiligte sich Agfa kurz darauf 50,24 % bzw. 75 %. In Agfa-Hände gelangten auch die Chemische Fabrik Vaihingen und die Gelantinefabrik vorm. Koepff & Söhne, Mimosa und die Leonar-Werke. Perutz („Kleine Lösung“) 1961 übernahm die Agfa AG 50 %, 1964 dann 100 % der Perutz Photowerke in München. Dieses Unternehmen hatte Otto Perutz 1880 gegründet, es produzierte zunächst fotografische Platten, ab 1922 auch Rollfilme. Agfa-Gevaert-Gruppe („Große Lösung“) Beabsichtigte Gevaert noch Ende der 1940er Jahre eine Übernahme von Agfa, kam es nun zu einer Fusion: Agfa übernahm Gevaert und so kam es 1964 zu der sogenannten großen Lösung: die Gründung der Agfa-Gevaert-Gruppe. Zu ihr gehörten die Agfa-Gevaert AG mit Sitz in Leverkusen und die Gevaert-Agfa N.V. mit Sitz in Mortsel. Gevaert wurde 1894 von Lieven Gevaert in Antwerpen gegründet und produzierte zunächst nur Fotopapiere. Für diese Fusion musste Agfa sämtliche Beteiligungen an fremden Unternehmen in eigenen Besitz umwandeln. 1981 übernimmt die Bayer AG die Gruppe zu 100 Prozent. 1983 erzielte das Unternehmen einen Weltumsatz von 5,9 Milliarden DM (3,0 Milliarden Euro) und ein Gewinn vor Steuern von 291 Millionen DM (149 Millionen Euro). Fotochemie Anfänge Den Einstieg in die Fotochemie leitete der Farbstoffchemiker Momme Andresen ein, er kam im Januar 1887 zum Unternehmen und legte der Unternehmensleitung nahe, sich auf dem zukunftsträchtigen Gebiet der Fotografie zu betätigen. Andersen hatte sich bereits als Fotoamateur betätigt, weshalb ihm die Unzulänglichkeiten des Kollodium-Nassverfahrens vertraut waren. Daraufhin schuf er bei AGFA neue Entwicklersubstanzen und Fixierbäder, vor allem 1888 den Filmentwickler Rodinal, der einen großen Fortschritt in der Dunkelkammer brachte. Es handelte sich um ein Konzentrat, das nur verdünnt zu werden brauchte, während man bisher aus verschiedenen Pulvern den Entwickler selbst mixen musste. Rodinal konnte stärker verdünnt auch für die Papierentwicklung verwendet werden, es blieb bis zum Ende der Fotochemie-Produktion im Agfa-Programm und wird auch heute hergestellt. Zu Beginn übernahm F. Krüger, ein ehemaliger Chemiker der Actien-Gesellschaft für Anilin-Fabrikation, in Frankfurt den Vertrieb der Agfa-Fotoprodukte; 1889 ging man zum Vertrieb in eigener Regie über. 1892 schlug Andresen vor, Trockenplatten herzustellen, die auf die Agfa-Entwicklersubstanzen exakt abgestimmt sind und wurde dann damit von der Direktion beauftragt. Trockenplatten stellte die Jo Sachs & Co (Berlin) im Jahr 1879 als erstes Unternehmen her; deren Fertigung verlangte nach einer aufwändigen Entwicklungsarbeit und die erforderlichen Begießungsanlagen mussten aus dem Ausland beschafft werden. Bei Agfa gelangen erst im Mai 1894 die ersten Platten, es gab aber immer wieder Probleme mit Verschmutzungen, Ablösungen und uneinheitlicher Lichtempfindlichkeit. So warfen die Trockenplatten erst 1898 einen Gewinn ab. In diesem Jahr kamen auch Agfa-Röntgenplatten auf den Markt, sie waren derart fortschrittlich, dass sie mit einem Viertel der üblichen Bestrahlungszeit auskamen. Rollfilm Den fotografischen Platten folgten Planfilme, deren Zukunft man bei Agfa sofort erkannte, lagen doch die Vorteile von Platten nur in der absoluten Planlage. Dem gegenüber standen ein sehr hohes Gewicht, ein großer Platzbedarf beim Archivieren und ihre Zerbrechlichkeit. Der weitere Schritt, die Filme zu rollen, bereitete dann allergrößte Schwierigkeiten. Kodak stellte bereits 1888 Rollfilme her und hatte sie bis 1896 bereits erheblich verbessert, sodass sie auf Tageslichtspule geliefert werden konnten. Damit blieb man über ein Jahrzehnt konkurrenzlos auf dem Markt. Hinter dem Kodak-Film stand Hannibal Goodwin, der einen Patentstreit mit Kodak gewann. Bei Agfa wollte man unter Berücksichtigung der Patente ebenfalls einen Rollfilm schaffen, musste aber immer wieder Rückschläge hinnehmen. Zwar bot man 1900 solche Filme an, es kam aber immer wieder zu reduzierter Lichtempfindlichkeit und schwarzen Flecken, was erst in Kundenhand bemerkt wurde und schließlich 1905 zur vorübergehenden Produktionseinstellung führte. Kinofilme Bei den kinematografischen Filmen hatte Agfa mehr Erfolg, bereits 1901 gelang es mit einer selbstkonstruierten und patentierten Maschine konkurrenzfähige Produkte herzustellen, die 1903 dann auch in den Handel gelangten. Ein großes Problem der Kinofilme jener Tage stellte ihre leichte Entflammbarkeit dar. Bei Agfa arbeitete man an diesem Problem, stellte 1908 den ersten Sicherheitsfilm vor und richtete ein Jahr später in Berlin-Lichtenberg eine Produktionsanlage dafür ein. Fotozubehör Schon sehr früh produzierte Agfa auch Zubehör, ab 1904 Blitzbeutel zum Selbstfüllen, gefolgt von Blitzlampen (Agfa Blitzlampe I von 1907), Belichtungstabellen und Planfilm-Kassetten. Entstehung des Farbfilms Kornrasterverfahren 1909 begannen bei Agfa die Arbeiten zur Farbfotografie, insbesondere im Hinblick auf den großen Konkurrenten Kodak, dem man dieses Gebiet nicht allein überlassen wollte. So kamen 1916 die ersten Platten für Farbdias nach dem Kornrasterverfahren heraus. Diese Platten besaßen aber nicht nur eine sehr grobe Auflösung, sie mussten auch noch etwa 80mal länger als die damaligen Schwarzweiß-Materialien belichtet werden. 1923 erschienen neue Platten mit verbesserter Farbwiedergabe und erhöhter Empfindlichkeit, woraufhin die 30fache Belichtungszeit ausreichte – bei sonnigem Sommerwetter konnte man mit 1/25 s bei f/4,5 arbeiten. 1932, mit der Produktionsverlagerung nach Wolfen, führte man die Bezeichnung Agfacolor ein. Jetzt gab es nicht nur Platten, sondern auch Filme nach dem Kornrasterverfahren. Der 16-mm-Farbschmalfilm nach dem Linienrasterverfahren nannte sich ebenfalls Agfacolor. 1936 erschien dann noch die hochempfindliche Platte Agfacolor Ultra. Agfacolor Neu Den ersten „richtigen“ Farbfilm, also einen Film mit drei Farbschichten, stellte Agfa im November 1936 vor. Er nannte sich in der Anfangszeit Agfacolor Neu, um sich von dem Kornrasterverfahren zu unterscheiden. Dieser Diafilm benötigte noch sehr viel Licht, seine Empfindlichkeit gab man mit 7/10° DIN an, die 16-mm-Schmalfilm-Variante folgte 1937. Bereits 1938 gelang es, die Empfindlichkeit auf nunmehr 15/10° DIN zu steigern, was nach heutiger Angabe ungefähr ISO 16/13° entspricht. Zudem erschien eine Variante für Kunstlicht, die für die Studiofotografie gerne verwendet wurde, da man dort gewöhnlich noch mit Nitraphot-Lampen arbeitete. Negativfilm Musste man sich bei der Farbfotografie zunächst auf Diafilme beschränken, so arbeitete Agfa auch an farbigen Papierbildern. Ein Negativfilm ging 1939 in Produktion, aber zunächst nur für das Kino – dort benötigte man Negativfilme zum Erstellen von Kopien. Auf der Dresdner Tagung „Film und Farbe“ im Jahre 1942 konnte dann das Verfahren mit Negativfilm für farbige Papierbilder offiziell vorgestellt werden. In Produktion ging es dann 1949 in Leverkusen, ab Januar 1950 nahmen die Fotohändler Filme zur Entwicklung und Vergrößerung an. Spielfilme Der erste farbige, allerdings nur zweifarbige Agfa-Film wurde am 10. Dezember 1931 uraufgeführt, es handelte sich um den UFA-Kulturfilm Bunte Tierwelt, der nach dem sogenannten „Ufacolor“-Verfahren entstand. Mit Agfacolor Neu drehte man ab 1939 zunächst nur kurze Werbe-, Kultur- und Probefilme, der erste abendfüllende Film Frauen sind doch bessere Diplomaten hatte seine Uraufführung am 31. Oktober 1941, ihm folgten bis zum Kriegsende zwölf weitere Spielfilme. Als erster Agfacolor-Spielfilm nach dem Krieg wurde am 7. September 1950 Schwarzwaldmädel uraufgeführt. Chemische Produkte (ohne Fotochemie) In der Anfangszeit verkaufte die Actien-Gesellschaft für Anilin-Fabrikation vor allem Anilinfarben in kleinen Glasflaschen, die zum Färben von Stoffen Verwendung fanden. Zunächst handelte es sich vorzugsweise um Blau- und Rottöne in vielen Abstufungen, 1877 setzte der Modetrend auf Grün. Da konnte man mit dem Malachitgrün große Gewinne erzielen, da man auf dessen Herstellung ein Patent hielt und konkurrierende Unternehmen nichts im Angebot hielten. 1913 machten die Farben noch 65 % des Umsatzes aus, gefolgt von 26 % Filmmaterialien, 7,7 % Zwischenprodukte und 1,3 % Arzneimittel. 1943 verlegte man die Magnetband-Produktion der BASF nach Wolfen, womit sie in die Hände von Agfa gelangte. So ergab es sich, dass man sie nach dem Krieg fortsetzte und wieder Tonbänder, später auch Musik- und Videokassetten anbot. 1991 verkaufte man die Produktion an die BASF. Dies erwies sich als ein idealer Zeitpunkt, schon kurze Zeit später konnte man mit Magnetbändern keine Gewinne mehr erzielen. Camerawerk München Optische Anstalt Alexander Heinrich Rietzschel Die Ursprünge des Agfa Camerawerks liegen in der 1896 gegründeten Optischen Anstalt Alexander Heinrich Rietzschel. Rietzschel wurde 1860 in Dresden geboren und absolvierte eine Lehre als Feinmechaniker und Optiker bei Carl Zeiss in Jena, bevor er 1886 nach München ging. Dort arbeitete er zunächst beim Objektivhersteller CA Steinheil & Söhne, dann bei Rodenstock GmbH. 1896 gründete er schließlich einen eigenen optischen Betrieb in der Gabelsbergerstraße 36/37. Der Erfolg dieser Unternehmung fußte vor allem auf dem Objektiv Linear 4,5, für das Rietzschel 1898 ein Patent erhielt. Eine Kamera folgte mit der Clack 1900, wobei sich die Firma in Alexander Heinrich Rietzschel GmbH, Fabrik photographischer Apparate und Objektive umbenannte und der Unternehmenssitz nunmehr in der Schillerstraße 28 lag. Die Kameraproduktion lief derart ausgezeichnet, dass die Mitarbeiterzahl schon nach einem Jahr 100 betrug, ein Patent für Ganzmetall-Kameragehäuse aus dem Jahr 1905 brachte dann noch mehr Erfolg. Rietzschel-Kameras gaben sich kaum zu erkennen, sie trugen kein Namensschild, nur die Objektivbeschriftung deutete auf den Hersteller hin. Unter Bayer-Regie Zu Beginn des ersten Weltkriegs arbeiteten rund 200 Mitarbeiter bei Rietzschel, die aber nicht gehalten werden konnten, da man keine Rüstungsgüter fertigte. Zwar ging es 1919 schon wieder mit 100 Beschäftigten weiter, es fiel aber schwer, das Unternehmen zu finanzieren. Der Unternehmensgründer sah sich daraufhin nach einem Partner um, wovon man im Münchner Verkaufsbüro von Bayer hörte und dies der Hauptverwaltung berichtete. So übernahm Bayer am 1. März 1921 einen Anteil von 80 %, es blieb aber bei der bestehenden Produktpalette und auch beim Namen Rietzschel, da man in der Führung genügend damit zu tun hatte, Bayer sicher durch die Zeit der großen Inflation zu leiten. Bruno Uhl, ein 26jähriger Kaufmann, der zuvor in der fotografischen Abteilung bei Bayer in Leverkusen tätig war, vertrat die Interessenten Bayers. Ihm gelang es, die Jahresproduktion von 3.700 auf 6.500 Kameras zu steigern, wozu vor allem verstärkte Exporte beitrugen. 1924 erhöhte Bayer seinen Anteil auf 100 % und ernannte Bruno Uhl zum Direktor. Nun schufen 250 Mitarbeiter bereits 10.700 Kameras jährlich. Übergang zum Agfa Camerawerk Mit der Gründung der I.G. Farben AG am 10. Dezember 1925 kamen alle fotografischen Aktivitäten zu Agfa, somit auch die Optische Anstalt, die man dabei in Agfa Camerawerk München umbenannte, die Kameras trugen nun selbstverständlich den Agfa-Rhombus, nur die Objektive hießen noch eine Weile Rietzschel. Bruno Uhl ging als Leiter der Abteilung „Photoverkauf Deutschland“ nach Berlin, wo er für Aufsehen erregende Werbekampagnen sorgte (siehe Agfa Box); ihm folgte Oskar Becker, der zuvor als Betriebsleiter in Berlin tätig war. Alexander Heinrich Rietzschel begab sich, inzwischen 66jährig, in den Ruhestand. 1969 wurden in Oberbayern die Zweigbetriebe Peißenberg und Peiting gegründet. Sie dienten hauptsächlich der Geräteproduktion. Für diese Region bedeutete es nach der Schließung der Kohlezechen neue Arbeitsplätze. In Peißenberg wurden die Fachgeräte der Medizin- und der Druckvorbereitungstechnik, und in Peiting die Großlaborgeräte gefertigt. Beide Produktionsstätten betrieben für die wesentlichen Technologien des Teilespektrums eigene Teilefertigungen. Diese wurden aus Kostengründen sukzessive durch Outsourcing ersetzt. Produktpalette Die Produktpalette des Camerawerks München gab der Slogan Alles aus einer Hand vor, es liefen also nicht nur Kameras vom Band, sondern auch Projektoren und Zubehör wie Diabetrachter. Bei den Kameras lag der Schwerpunkt darauf, den Absatz der Filmmaterialien zu forcieren. Infolgedessen gab es so gut wie keine Kameras mit Wechselobjektiven von Agfa, während Modelle mit einfacher Bedienung im Vordergrund standen, um technisch Unkundige zum Fotografieren zu bewegen. Im Camerawerk wurde möglichst alles selbst produziert, also auch die Objektive und Belichtungsmesser. Im Gegensatz zu anderen deutschen Herstellern, insbesondere Leica und Rollei sind die Agfa-Kameras nur unzureichend dokumentiert. Die Werksaufzeichnungen widersprechen sich mitunter bei der Produktionszeit, Produktionszahlen geben sie überhaupt nicht an. Es existiert lediglich eine tabellarische Übersicht in der Unternehmensdokumentation von Günther Kadlubek.