Erneut Mahnung der Berliner Werktätigen.
Genau wie an den Vortagen, zogen auch am 6. September zu der festgesetzten Stadtverordneten-Versammlung die Delegationen der Betriebe zum Neuen Stadthaus, um als Vertreter des werktätigen Berlins der Beratung über das Winternotprogramm der SED im Stadtparlament beizuwohnen. Da die Fraktionen der CDU, LDP, und der SPD sich erneut einer Stellungnahme durch Verlassen der Stadtverordneten-Versammlung entzogen, konnten die Verhandlungen nur mit der SED-Fraktion im Beisein des CDU-Vertreters Dr. Brandt geführt werden. Das Foto zeigt: Während die Werktätigen auf der Tribüne erwarteten, daß die Stadtverordneten nun endlich an die Lösung der brennenden Tagesfragen gehen, verließen die CDU-, LDP- und SPD-Fraktion den Saal.
100% Originaler Pressefotoabzug aus dem Jahr 1948.
Aufnahme: Bruno Heinscher - Illus.
Auf der Rückseite mit Stempel: ILLUS BILDERDIENST, Berlin W 8, Jägerstr. 65, sowie aufgeklebtem Presse-Informationszettel.
Größe: 175 x 132 mm.
Mit minimalen Alterungs- und Gebrauchsspuren, sehr guter Zustand.
Hervorragende Bild-Qualität – extrem selten!!!
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Es befindet sich am Molkenmarkt zwischen der Jüden-, Kloster-, Parochial- und Stralauer Straße. Nach dem Zweiten Weltkrieg begann für das im Gegensatz zum Roten Rathaus weniger zerstörte Gebäude des Stadthauses eine Zeit unterschiedlicher Nutzungen. Bis 1956 war es noch ein Verwaltungsbau des Magistrat von Groß-Berlin. Dieser nutzte zusätzlich ein benachbartes Gebäude in der Parochialstraße, erbaut Mitte der 1930er Jahre und geplant durch Kurt Starcks und Franz Arnous als Geschäftshaus der Versicherung Städtische Feuersozietät. Das Haus in der Parochialstraße übernahm damit die Funktion des Stadthauses als erweiterter Dienstsitz verschiedener Berliner Magistratsverwaltungen und so auch die Bezeichnung Neues Stadthaus. Das ursprüngliche Neue Stadthaus hieß dagegen zur Unterscheidung von nun an Altes Stadthaus, so dass in der Literatur immer wieder Verwechslungen der Bauwerke zu finden sind. Von 1956 bis zum Ende der DDR diente das Alte Stadthaus unter anderem dem ersten Ministerpräsidenten der DDR Otto Grotewohl und dem letzten Lothar de Maizière als Amtssitz. Ab 1992 waren hier zwei Berliner Außenstellen der Bonner Bundesregierung untergebracht. Mitte der 1990er Jahre begann eine umfassende Renovierung und das Alte Stadthaus diente danach wieder seiner ursprünglichen Verwendung als ein Gebäude der Stadtverwaltung, indem es seitdem die Berliner Senatsverwaltung für Inneres beherbergt. Geschichte Suche nach einem „Zweiten Rathaus“ Das schnelle Wachstum Berlins seit den 1860er Jahren um 50.000 Menschen jährlich brachte auch eine enorme Steigerung des Verwaltungsaufwands mit sich. Die Kapazitäten des erst 1869 fertiggestellten Roten Rathauses als Berliner Rathaus waren daher bald wieder erschöpft, wie ein Vergleich zeigt: Beim Baubeginn des Roten Rathauses lebten in der Stadt etwa 500.000 Einwohner, bei der Fertigstellung bereits 800.000. In der Folge stellte sich heraus, dass der Berliner Magistrat eine Zweitresidenz, eine Art „zweites Rathaus“ brauchen würde. Einen Anbau an das vorhandene Rathaus schlossen sowohl Magistrat als auch die Stadtverordneten aus, da eine Erweiterung des baulich schon geschlossenen Rathauskomplexes auf architektonisch befriedigende Weise unmöglich schien. Der Bau des neuen Hauses war vor allem mit den wichtigen Fragen des wie und wo verbunden. 1893 schlug der Magistrat ein Grundstück am Ufer der Spree in Höhe der Waisenbrücke vor; an ungefähr dieser Stelle befindet sich heute die Berliner Finanzverwaltung und die Vertretung des Sozialverbandes Deutschland. Das vorgeschlagene Areal lehnten die Stadtverordneten jedoch ab, da sie befürchteten, dass das neue Gebäude durch seine exponierte Lage das bestehende Rathaus an Wirkung und Glanz übertreffen könne. Daher verschob man die Frage nach dem neuen, „zweiten Rathaus“ um einige Jahre. In der Zwischenzeit trat der Magistrat erneut mit Vorschlägen an die Abgeordneten heran, beide Seiten fanden jedoch wiederum keinen Konsens. 1898 griff auch der damalige Stadtbaurat Ludwig Hoffmann in die Diskussion ein, der, wie Schäche schreibt, durch „kluges Eingreifen in die Debatte [einen] Meinungsumschwung unter den Stadtverordneten“ herbeiführte. Schließlich einigten sich Berliner Magistrat und die Abgeordnetenversammlung auf das Grundstück am Berliner Molkenmarkt zwischen Jüden-, Parochial-, Kloster- und Stralauer Straße. Die auf dem anvisierten Baugrund bestehenden 32 bebauten Parzellen kaufte die Stadt nach und nach auf und ließ die vorhandenen Bauten abreißen. Durch sein Eingreifen in die Debatte, aber auch durch sein gewachsenes Ansehen stand unzweifelhaft fest, dass Ludwig Hoffmann der Architekt für das neue, repräsentative Gebäude sein sollte. So bekam der damalige Stadtbaurat ohne Ausschreibung den Auftrag, ein Verwaltungsgebäude mit etwa 1.000 Arbeitsplätzen und zwei Sitzungssälen zu entwerfen. Festlegungen oder gar Einschränkungen, betreffend die Gestaltung sowie der städtebaulichen Repräsentation, gab es nicht. Entwürfe für das neue Gebäude legte Hoffmann, wie er selbst in seinen Memoiren berichtet, erst Jahre später vor. Dabei gelangen ihm zwei Überraschungen, indem er die äußere Gestaltung durch einen Turm, die innere jedoch durch eine große Halle dominieren ließ. Die Ausschussmitglieder der Stadtverordnetenversammlung äußerten sich zwar zunächst kritisch dazu, votierten in der darauf folgenden Abstimmung dennoch mehrheitlich für das Konzept Hoffmanns. Die finanzielle Lage der Stadt Berlin war damals so gut, dass selbst der Stadtkämmerer weder Einwände gegen das Haus selbst noch gegen den Bau des Turms hatte. Baubeschreibung Hoffmann schuf ein monumentales Gebäude mit fünf Innenhöfen, um „einmal die Büros der städtischen Verwaltungen, die im Rathaus keinen Platz haben, aufzunehmen; es sollte aber außerdem die Halle für große öffentliche Feiern enthalten, die der Stadt fehlt, und auch nach außen hin das Berlin von heute repräsentieren und also ausgesprochener monumentaler Prunkbau sein“ (Ludwig Hoffmann 1914). Die Repräsentationsfunktion zeigt sich nach außen im etwa 80 Meter hohen Turm (die Angaben variieren hier), der sich auf einem quadratischen Sockel über dem Mittelrisalit an der Jüdenstraße erhebt. Der Turm besteht aus zwei Trommeln mit Säulenkranz und wird von einem Kuppelhelm gekrönt, die eine 3,25 Meter große Fortuna-Figur aus Kupfer von Ignatius Taschner trägt. Der Turm ist ein Zitat der von Carl von Gontard entworfenen Türme des Französischen und des Deutschen Domes am Gendarmenmarkt und soll aufzeigen, dass „Berlin eine in die Höhe gerichtete Entwicklung nimmt“. Im Inneren ist besonders der dreigeschossige, tonnengewölbte Festsaal repräsentativ, der so genannte Bärensaal, der in der Mitte des Gebäudes liegt. Georg Wrba gestaltete den Rosso-Verona-Marmorboden, sechs Prunkkandelaber und drei bronzene Portalgitter, die unter anderem den Saal ausschmücken. Die Halle selbst, die weder vom Magistrat noch von den Stadtverordneten verlangt worden war, sollte nach Hoffmann „eine Stadthalle für ernste Feiern“ sein und bietet etwa 1.500 Menschen Platz. An der Decke des Saales wurden 18 Reliefs mit „Bürgertugenden“ in Versform angebracht; zusätzlich schuf Georg Wrba einen großen, bronzenen Bären, der ans Ende des Saales gerückt wurde. Wrba fertigte den Bären, das Symbol der Stadt, sogar zweimal an: Zuerst in einer etwas großen Form, die der Künstler jedoch für zu herabdrückend in der 19 Meter hohen Halle fand, so dass er – ebenfalls aus Bronze – eine zweite Figur in verkleinerter Form anfertigte. Der Grundriss des Gebäudes folgt als unregelmäßiges Trapez den Ausmaßen des abgerissenen Stadtquartiers. Die Seitenflügel an der Parochial- und Stralauer Straße durchstoßen als dreiachsige Seitenrisalite die Fassaden an der Jüden- und der Klosterstraße. Die Hauptachse mit der Eingangshalle und dem Festsaal liegt zwischen den fünfachsigen Mittelrisaliten an der Jüden- und der Klosterstraße. Querflügel unterteilen den Gebäudekomplex im Inneren in fünf Innenhöfe. Die Fassadengliederung orientiert sich an den Formen des Palladianismus. Über dem Rustikasockel mit Erdgeschoss und der Hälfte des Zwischengeschosses erhebt sich die durch zweieinhalb Geschosse reichende toskanische Säulen- und Pilasterordnung. Mit dieser Verwischung der Grenze verletzte Hoffmann bewusst die Normen seines Vorbildes, des Palazzo Thiene in Vicenza. Die Fassade wurde in grauem Muschelkalk ausgeführt. Das Gebäude wird von einem Mansarddach bekrönt. Die Front in Richtung Jüdenstraße ist 82,63 Meter lang, in Richtung Klosterstraße 126,93 Meter, Parochialstraße 108,31 Meter sowie zur Stralauer Straße 94,46 Meter. Das Stadthaus ist reich an Bildhauerarbeiten, unter anderem 19 von ursprünglich 21 Figuren als Allegorien der Bürgertugenden, die von den Bildhauern Josef Rauch, Ignatius Taschner, Georg Wrba und Wilhelm Widemann geschaffen wurden. Im Giebelfeld der Frontfassade befanden sich ursprünglich drei Berliner Stadtwappen aus der Werkstatt von Josef Rauch. Beim Umbau zum Haus des Ministerrats wurden sie abgenommen und durch ein DDR-Staatswappen ersetzt. Nach der Wende wurde das DDR-Wappen entfernt, die Berliner Wappen wurden jedoch bisher nicht wieder angebracht. Eröffnung nach langem Warten Die Bauarbeiten zogen sich in die Länge, so dass Teile der Verwaltung, unter anderem die Hoch- und Tiefbaudeputation und die städtische Polizeiverwaltung bereits im März 1908 einzogen; Kanalisations-Deputation und städtische Feuersozietät folgten ihnen ein paar Wochen später. Der Turm selbst entstand in den Jahren 1908 bis 1911. Nach mehr als zehn Jahren Planungs- und Bauzeit eröffnete Bürgermeister Martin Kirschner am 29. Oktober 1911 das Gebäude in einer feierlichen Zeremonie. Die genaue Bauzeit betrug insgesamt neun Jahre und sechs Monate (April 1902 bis Oktober 1911). Ludwig Hoffmanns Bau galt in der Bevölkerung allgemein als gelungen. Das „imposante“ Gebäude setzte einen Schwerpunkt im städtebaulichen Umfeld zwischen Molkenmarkt und Parochialkirche, wie es das eigentliche Berliner Rathaus, im Allgemeinen als Rotes Rathaus bekannt, zwischen Alexanderplatz und Nikolaikirche tat. Nicht umsonst bekam das in Laufnähe zu diesem gelegene Stadthaus auch den Namen „zweites Rathaus“, wofür es mit seiner Architektur geradezu prädestiniert war. In statistischer Sicht übertraf das „zweite“ das „erste Rathaus“ bei weitem: So bot das Stadthaus Raum für etwa 1.000 Arbeitsplätze städtischer Beamter, das Rote Rathaus dagegen gerade 317. Auch an Gesamtfläche war das Hoffmannsche Stadthaus mit etwa 12.600 Quadratmetern im Gegensatz zu 9.000 im alten Haus größer. Weiteres Geschehen und Planungen zur Zeit des Nationalsozialismus Bis in die 1920er Jahre änderte sich nichts Wesentliches am Stadthaus. Weder der Erste Weltkrieg noch die anschließende Revolution konnten dem Gebäude etwas anhaben. 1920 bildete sich die neue Großgemeinde Berlin unter Eingemeindung vieler vorgelagerter Dörfer und Städte wie Spandau, Köpenick, Charlottenburg oder Wilmersdorf. Damit stieg wiederum der Verwaltungsaufwand erheblich, so dass bereits einige Abteilungen und Dienststellen ausgelagert werden mussten. 1929 beauftragte der Berliner Magistrat die Hochbauverwaltung, ein Konzept für einen zwei Blöcke umfassenden Verwaltungsneubau zu entwickeln, der gleichzeitig eine visuelle und bauliche Verbindung zwischen dem Berliner Rathaus und dem Stadthaus darstellen sollte. In dem neuen Verwaltungsbau sollten jedoch nicht nur neue Arbeitsplätze für Beamte entstehen, es sollte auch die vorhandene Stadthauptbibliothek sowie die Stadtsparkasse mitaufnehmen. Der Bau des neuen Gebäudes war in ein groß geplantes Sanierungsprogramm des Molkenmarktviertels integriert. So sollten menschenunwürdige Wohnungen im so genannten „Krögel-Block“ abgerissen und durch neue ersetzt werden. Bis 1931 gediehen die Pläne dieses Programms, doch aufgrund der desolaten politischen und wirtschaftlichen Situation konnte die Verwirklichung nicht mehr weiterverfolgt werden. Nach dem Antritt Hitlers als Reichskanzler wollte der Berliner Magistrat mit seiner Verwaltung – passend zur nationalsozialistischen Propaganda – seinen Teil zum „Nationalen Aufbauprogramm“ beitragen und nahm die Sanierungs- und Neubaupläne wieder auf. Die Pläne waren besonders durch den sozialen Aspekt des Wohnungsneubaus im „Krögel-Block“ sehr gut für dieses Programm. Allerdings tat sich ein anderes Problem auf: Da durch das Reichsministerium für Verkehr der Ausbau der Mühlendammschleuse im Zusammenhang mit dem Bau des Mittelland- und des Adolf-Hitler-Kanals angeordnet wurde, musste auch die vorhandene Mühlendammbrücke ersetzt werden. Dadurch mussten einige Gebäude, darunter auch das Ephraim-Palais, versetzt werden. Dabei war eine generelle Neuplanung des Viertels willkommen, denn auch das preußische Finanzministerium meldete den Neubau der Reichsmünze an. In dem neuen Gebäude mit dem Namen „Deutsche Reichsmünze“ sollten alle vorhandenen – damals sechs – Ländermünzen vereinigt werden. Durch all dies erwuchs der Gedanke, den Bereich um den Molkenmarkt in eine Art „großes Stadt- und Verwaltungsareal“ umzubauen, wobei das von Ludwig Hoffmann konzipierte Stadthaus Mittelpunkt des neuen „Forums“ werden sollte. Im Übrigen fiel dabei erneut das Wohnungsbauprojekt des „Krögel-Blocks“ aus den Plänen heraus. Nachdem 1936 der Krögel-Block mit seinen Wohnungen abgerissen worden war, konnte auch der Neubau dieses Verwaltungsareals beginnen. Vor dem Stadthaus, dem neuen Mittelpunkt des Gebietes, sollte ein großer Platz entstehen, der durch zwei gleiche Flügelbauten jeweils links und rechts des Stadthauses flankiert war. Auf dem Platz selbst sollte die heute im Lustgarten stehende Granitschale des Steinmetzen Christian Gottlieb Cantian stehen, die wiederum von zwei großen Säulen mit jeweils einer Adlerstatuette abgegrenzt werden sollte. Zum Neubau des Verwaltungsforums gehörten außerdem ein so genanntes „Stadtpräsidentenhaus“, die Reichsmünze sowie mehrere andere Verwaltungsgebäude. Von diesen Planungen wurden nur wenige verwirklicht, darunter die Verwaltungsgebäude (in den Plänen mit C und D gekennzeichnet) sowie das Haus der Feuersozietät, das heutige „Neue Stadthaus“. Neben all diesen städtischen Planungen, das heißt Planungen, die aktiv vom Magistrat der Reichshauptstadt betrieben wurden, entwarf auch der Generalbauinspektor für die Reichshauptstadt Albert Speer das Gelände eines weitaus größeren Verwaltungsareals für eine zukünftige „Welthauptstadt Germania“. Im Zweiten Weltkrieg wurde das Gebäude von Fliegerbomben getroffen, so dass es einige Schäden, besonders an den Hausflügeln C und D sowie am Eckbereich Jüden-/Parochialstraße, gegeben hat. Die größten Schäden erhielt das Gebäude jedoch in den letzten Kriegsmonaten und -wochen durch die näherrückende Front und den so genannten „Endkampf“. Das Mansarddach brannte nahezu vollständig ab, erhebliche Wasserschäden taten ein Übriges. Außerdem wurden im Krieg die Statuen am Eingangsrisalit an der rückwärtigen Fassade zur Klosterstraße zerstört. Die Stadtkommandantur gab den Schaden mit etwa 50 Prozent an. Situation nach 1945 Kurz nach der bedingungslosen Kapitulation der Wehrmacht am 8. Mai 1945 suchte der sowjetische Stadtkommandant Nikolai Bersarin nach fähigen, antifaschistischen Personen für eine neue öffentliche Verwaltung Berlins. Am 19. Mai ernannte Bersarin die 19 Mitglieder des Magistrats unter der Führung des kommissarischen Oberbürgermeisters Arthur Werner. Die Ernennung fand jedoch weder im Roten Rathaus noch im Stadthaus statt, denn beide Gebäude waren relativ stark zerstört. So wird berichtet, dass der Sitz der Städtischen Feuersozietät direkt neben dem Stadthaus den „besterhaltene[n] Saal in der ganzen Innenstadt“ aufweisen konnte. Auch aus diesem Grund zog der Magistrat von Groß-Berlin, der sich in den nächsten Monaten personell vergrößerte, in das ehemalige Haus der Feuersozietät in der Parochialstraße 1–3, das so schnell den Namen „Neues Stadthaus“ bekam. Um dieses wiederum vom eigentlichen Stadthaus zu unterscheiden, erhielt der Hoffmannsche Bau den bis heute gültigen Namen „Altes Stadthaus“. Das Stadthaus als nun „drittes Rathaus“ beherbergte vorläufig das Planungs- und Hochbauamt, die Ämter für Vermessung und Wohnungswesen und einige andere Ämter. Während die Mitarbeiter der Verwaltung die Büros vollständig belegt hatten und nutzten, standen der Festsaal sowie die Turmräume aufgrund fehlender Heizung, großer Feuchtigkeit und daraus resultierender Schimmelschäden leer, abgesehen von einigen Planungsausstellungen des Berliner Stadtbaurates Hans Scharoun. Der Magistrat verwaltete von den beiden Gebäuden des Alten und Neuen Stadthauses aus bis 1948 noch das gesamte Groß-Berlin. Nach der Wahl zur Stadtverordnetenversammlung von Groß-Berlin Anfang Dezember 1948 zogen die 14 West-Berliner Bezirksverwaltungen Ende 1948 aus. Bis zur Wiederherstellung des Roten Rathauses 1956 arbeitete dann nur noch die Verwaltung für die damals noch acht Ost-Berliner Stadtbezirke hier. Änderungen in der DDR Die Beschädigung des Alten Stadthauses konnte durch einige kleine Aufbaumaßnahmen, unter anderem eine Notdachdeckung, bis 1950 prozentual auf 45 Prozent gesenkt werden. Für kleinere Arbeiten bestanden gerade noch die personellen, materiellen und finanziellen Möglichkeiten, größere Bauarbeiten konnten in den ersten Nachkriegsjahren nicht in Angriff genommen werden. Erste Vorschläge für eine Rekonstruktion des Hauses erarbeitete das Hochbauamt bereits im Jahr 1948. Konkret ging es dabei vor allem um das neu aufzubauende Dach. Nach und nach kristallisierten sich zwei Varianten heraus: Entweder einen originalgetreuen Aufbau des Mansarddaches oder die Konstruktion eines flachen Satteldaches. Wichtigstes Kriterium dabei war die benötigte Anzahl an Schnittholz, das weder damals noch später in der DDR in ausreichender Menge zur Verfügung stand. Deshalb fiel die Entscheidung zugunsten eines Satteldaches bei 214 m² Schnittholz, eine Mansarddachkonstruktion hätte dagegen 930 m² beansprucht. Erwägungen des Denkmalschutzes spielten kaum eine Rolle. Bei beiden Varianten war geplant, das Dachgeschoss für Büroräume auszubauen. Der Wiederaufbau des Alten Stadthauses sollte in den Jahren 1950 bis 1955 in fünf einzelnen Phasen stattfinden. Der erste Bauabschnitt soll sich vor allem mit der Aufstockung des Hofflügels in Richtung Stralauer Straße befasst haben (hierzu finden sich keine genauen Angaben). Im zweiten Teil betrafen die Rekonstruktionsmaßnahmen den Flügel Stralauer Straße/Jüdenstraße, dabei ließ der Magistrat als Bauherr im vierten Geschoss weitere Büros und einen 300 Personen fassenden Speisesaal inklusive Küche einbauen. Diese Maßnahmen waren bis Anfang 1952 fertiggestellt. Die weiteren Bauphasen kamen jedoch aus mehreren Gründen nicht mehr zur Verwirklichung; der vermutlich schwerwiegendste war, dass das Stadthaus nicht Amtssitz des Bürgermeisters war, außerdem hatte der Aufbau alter, „wilhelminischer“ Architekturbauten keine hohe Priorität – die Errichtung von Wohnraum war damals wesentlich dringender, so dass diese Investition nicht in den Volkswirtschaftsplan aufgenommen wurde. Nach Jahren der Rekonstruktion war das Rote Rathaus im Jahr 1955 fertiggestellt und wieder voll funktionstüchtig. Damit konnten nun viele Abteilungen des Ost-Berliner Magistrats, der sich weiterhin Magistrat von Groß-Berlin nannte, aus den beiden Stadthäusern und anderen, weiter entlegenen Verwaltungsgebäuden, wieder in das Rote Rathaus umziehen. Anfang desselben Jahres war außerdem bekannt geworden, dass das Alte Stadthaus vom inzwischen Ost-Berliner Magistrat an den Ministerrat der DDR übergehen sollte. Dieses Staatsorgan hatte sich seit seiner Gründung 1949 inzwischen erheblich personell erweitert und brauchte neue Räume, wobei das Alte Stadthaus nur eine Zwischenlösung darstellen sollte. Bereits im Herbst 1955 zog der Ministerpräsident der DDR Otto Grotewohl in das Haus ein. Zuvor fanden Umbauarbeiten statt, um den Ansprüchen des Ministerpräsidenten und dessen Büroleitung gerecht zu werden. Dazu zählten die Einrichtungen der verschiedenen Ministerialzimmer, die schon früher geplante Aufstockung um das vierte Obergeschoss, Neuordnung der Treppenhäuser, Belüftungsanlagen und elektrische Einrichtungen. Gänge und Flure erhielten lange rote Teppiche; des Weiteren wurde in den Jahren 1960/61 der Festsaal erheblich verändert, der nach dem Umbau nur noch 300 statt bisher 1.500 Personen fasste. Außerdem brachten Bauarbeiter neue hölzerne Wandelemente an, und unter die gewölbte Decke wurde eine niedrigere Zwischendecke gehängt. Dabei gingen auch prunkvolle Kandelaber, bronzene Portalgitter und der Marmorfußboden verloren. Die von Georg Wrba geschaffene Bärenskulptur wurde 1959 im Tierpark Friedrichsfelde aufgestellt. Ab 1960 wurde das Gebäude der Amtssitz des gesamten Ministerrates der DDR. Im vorderen Bereich wurden eine Sicherheits- und Sonderzone eingerichtet, der öffentliche Zugang zum „Haus des Ministerrates“ befand sich jetzt in der Klosterstraße. Das Eingangsportal zur Jüdenstraße, an dem das Staatswappen der DDR angebracht wurde, war nur in Ausnahmen geöffnet. Diese Veränderungen sollten auch die negative Haltung zum „wilhelminischen“ Charakter des Stadthauses darstellen, die nicht dem sozialistischen Idealbild entsprachen, denn, so schreibt Schäche, die Innenarchitektur Hoffmanns galt als „pomphaft, schwülstig, düster und nicht mehr zeitgemäß“. Insgesamt kosteten die Umbaumaßnahmen zwei Millionen DDR-Mark. Auch die Fortuna-Statue überdauerte die Bauarbeiten nicht: schon bei den ersten Rekonstruktionsmaßnahmen 1951 entfernte man sie und ersetzte sie durch eine 13 Meter hohe Rundfunkantenne. Nach der Inbetriebnahme des Fernsehturms 1969 wurde diese wiederum gegen eine DDR-Flagge ausgewechselt. Die Fortuna war bis in die 1960er Jahre in der Kuppel eingelagert, danach wurde sie eingeschmolzen. Die anderen Statuen befanden sich bis 1974 auf dem Stadthaus, danach wurden auch sie abgenommen und in Friedrichsfelde und anderen Depots eingelagert, da sie durch Regen und Frost erheblichen Schaden genommen hatten. Allgemein nahm die Bedeutung des Stadthauses jedoch im Staatsapparat der DDR ab. Wichtige Anlässe, Feiern und Festakte fanden im Roten Rathaus, im Palast der Republik oder im Staatsratsgebäude statt. Der einzige historische Höhepunkt lag in der Spätphase der DDR, als die erste und einzige frei gewählte DDR-Regierung unter Führung von Lothar de Maizière hier ihren Amtssitz bezog. So wurden die Konditionen des Einigungsvertrags im Stadthaus ausgehandelt. Zentralbilder. Pressefotografie in der DDR Die Bilder sollten um die Welt gehen. Auf Einladung des US-Präsidenten Dwight D. Eisenhower traf im September 1959 Nikita Chruschtschow als erster sowjetischer Regierungschef zu einem Besuch in den USA ein. Nach der Begrüßung auf dem Washingtoner Luftwaffenstützpunkt Andrews begab er sich auf eine zweiwöchige Rundreise durch das Land des „Klassenfeindes". Aus Sorge darum, welche Bilder dieses historischen Ereignisses die Leser in der DDR zu Gesicht bekommen, versicherte sich ADN-Zentralbild (ADN-ZB), die staatliche Bildagentur der DDR, schon im Vorfeld des Besuchs der Unterstützung durch die sowjetische Schwesteragentur Fotochronik-TASS. Die Bildagentur wollte damit sicherstellen, nicht allein auf die Lieferungen der kooperierenden westlichen Agenturen wie der Associated Press oder der (West-)Deutschen Presse-Agentur angewiesen zu sein. Über befreundete Redaktionen in Italien kaufte ADN-Zentralbild zusätzliche Fotos, die nach Aussage der Bildagentur „die katastrophalen Lebensverhältnisse in den amerikanischen Städten" zeigen würden. Mithilfe der TASS-Fotos, so hieß es auf der Redaktionssitzung nach dem USA-Besuch, hätte man somit in der gesamten Bildberichterstattung in den Medien der DDR nicht einzig allein auf „Fotos aus, amerikanischer Optik'" zurückgreifen müssen. Dieser Plan sei aber fehlgeschlagen. Die eigens eingekauften Bilder von den „katastrophalen Lebensverhältnissen" in den USA hätten die Redaktionstische der DDR-Bezirkszeitungen zu spät erreicht. Im Ergebnis, so der Leiter von ADN-Zentralbild, Walter Heilig, hätte die Bildberichterstattung durch das von der Bildagentur herausgegebene Material über die USA „sehr prächtige Luftaufnahmen usw. – ein zu wirkungsvolles Bild über die USA" vermittelt. Die Strategie der kontrastierenden Pressefotografien war also in den Augen der Verantwortlichen gescheitert, und das zu einem Zeitpunkt, an dem die Arbeit der einzigen Bildagentur der DDR ohnehin unter erhöhter Beobachtung stand. Erst wenige Monate zuvor war die Bildberichterstattung insgesamt von höchster Stelle kritisiert worden. Auf der 3. Pressekonferenz des Zentralkomitees der SED Mitte April 1959 hatte das Politbüro per Beschluss die Abkehr von „starren und gestellten Fotos" gefordert. Pressefotografien hätten „das pulsierende Leben darzustellen und den Menschen zu zeigen, der die sozialistische Gesellschaft gestaltet" habe. Ein gutes Pressefoto, heißt es weiter, müsse „Bewegung atmen und die für das Ganze gültigen Details überzeugend ausdrücken". Bilder für die neue Generation Dieses Beispiel aus der täglichen Redaktionsarbeit und die politischen Stellungnahmen verdeutlichen das wachsende Interesse der SED und ihrer Medieninstitutionen an der Pressefotografie, deutlich sichtbar ab Ende der 1950er-Jahre. Die Verantwortlichen waren sich bewusst, dass man im Bereich der Pressefotografie dringend Bildkonzeptionen finden müsse, welche die parteipolitischen Vorgaben mit den gestiegenen Ansprüchen an einen modernen, zeitgemäßen Bildjournalismus, auch in Konkurrenz zum Fernsehen, miteinander verbinden konnten. Die Erwartungen an die Medien waren diesbezüglich groß. Das galt insbesondere nach dem V. Parteitag der SED 1958. Dort hatte die Partei das „Ganze", dessen Details die Bilder auszudrücken hätten, neu definiert. Walter Ulbricht sprach an dieser Stelle euphorisch von der „neuen sozialistischen Umwälzung" und proklamierte, dass „das Reich des neuen Menschen […] gekommen" sei. Verstärkt wurde diese Debatte nach dem Bau der Mauer 1961, der eine kurze Phase der Liberalisierung in der Medien- und Kulturpolitik einleiten sollte. Die Zielgruppe eines modernisierten Medienangebots war vor allem die Nachkriegsgeneration. Die DDR sollte als junger und dynamischer Staat präsentiert werden, um gerade den Jüngeren ein stärkeres Identifikationsangebot bereitzustellen – und zwar mit Bildern, die zeigen sollten, „wie die Menschen arbeiten, wie sie durch die sozialistische Gemeinschaftsarbeit immer neue Erfolge erringen und wie die ständige Aufwärtsentwicklung in unserer Republik ihr Leben reicher und schöner macht". Dieses Ziel stärkte den Wunsch nach einer funktionalen Ikonografie, welche die Gegenwart des „modernen, neuen Deutschlands" – wie es auf dem VII. Parteitag 1963 formuliert wurde – angemessen wiedergeben könne. Vom Medium Pressefotografie wurde von offizieller Stelle dabei viel erwartet, was auf der 4. Journalistenkonferenz Ende 1964 abermals bekräftigt wurde. Fast alle monografischen Publikationen zum Thema Bildjournalismus erschienen in diesen Jahren – und wurden bis 1989 auch nicht mehr wesentlich überarbeitet. Die Institution der staatlichen Bilderwelt Charakterisiert man die publizistische Bilderwelt der DDR, kann die Agentur ADN-Zentralbild, als eine Abteilung des staatlichen Nachrichtendienstes ADN, als Epizentrum der „staatstragenden Bilder in den linientreuen Massenmedien" bezeichnet werden. Die Geschichte dieser Agentur ist die einer dauerhaften Einbindung von Fotografie in die politische Agitation. Zentralbild versorgte die gesamte Publizistik der DDR mit aktuellen Inlands- und Auslandsbildern sowie das Ausland mit Bildern aus der DDR. Ihre Sichtweise war unmissverständlich definiert: „Die Bildagentur des sozialistischen Staates ist eine ideologische Institution, die bestimmte Erscheinungen der gegenständlichen Wirklichkeit vom Standpunkt der Arbeiterklasse auswertet." Hierbei verließ sich die SED-Führung in der Regel auf die bildjournalistische Arbeit vor Ort oder in den Agenturräumen. Angesichts drohender Konsequenzen für die berufliche Stellung oder Karriere im Falle der Beanstandung durch die Auswertungsabteilungen des ZK oder des Presseamts funktionierte bereits die eigene „Schere im Kopf" und machte eine (Vor-)Zensur weitestgehend überflüssig. Fotos nicht erwünschter „Erscheinungen" wurden gar nicht erst gemacht. Im Aktenbestand des Politbüros und der ZK-Abteilung Agitation und Propaganda finden sich fernschriftliche Presseanweisungen, die nahezu ausschließlich die Wortberichterstattung betrafen, kaum jedoch „optische Presseanweisungen", also Vorgaben für Fotografen. Tauchten dennoch einmal nicht „passende" Bilder in den Redaktionen auf, wie beispielsweise Aufnahmen von Funktionären, die aufgrund von Parteisäuberungen oder politischen Richtungswechseln in Ungnade gefallen waren, so verschwanden diese im Sperrarchiv. In besonders heiklen Fällen bediente man sich verschärfter Kontrollmaßnahmen, wie der Flugzeugabsturz einer Interflug-Maschine in Königs Wusterhausen 1972 illustriert: Mit Ausnahme der zur Veröffentlichung freigegebenen Bilder mussten alle Negative an das Presseamt beim Ministerpräsidenten übergeben werden. All dies geschah unter Kontrolle und Überwachung durch das Ministerium für Staatssicherheit, das von Anfang an methodisch gegen unliebsame Bilder arbeitete. Von ILLUS zu Zentralbild Die Wurzeln von ADN-Zentralbild gehen – wie die des ADN – auf die Arbeit der Sowjetischen Militäradministration (SMAD) und deren Gründung der „Berliner Zeitung" 1945 zurück. Nachdem die SMAD relativ schnell die Kontrolle der Zeitung dem Magistrat für Groß-Berlin übergab, gehörte die „Berliner Zeitung" zunächst zum Allgemeinen Deutschen Verlag. Diesem war auch eine kleine dreiköpfige Illustrationsabteilung, kurz ILLUS angeschlossen, die laut Statut für den Vertrieb von Bildern verantwortlich war und schlagartig wuchs, als ihr Ende Oktober 1945 die SMAD einen großen Teil des Bildarchivs vom ehemaligen Berliner Scherl-Verlag zuwies. Ab Ende 1945 gehörte ILLUS offiziell dem Berliner Verlag an, der sich als GmbH Anfang Oktober 1945 aus der „Berliner Zeitung", dem Verlag Neuer Weg und der Gesellschaft zur Erforschung zeitgenössischer Dokumente mit Erlaubnis des Magistrats gegründet hatte. Zusammen mit den Bildern wechselten auch neun Mitarbeiter vom Scherl-Archiv zu ILLUS, darunter auch dessen Leiter Dr. Robert von Wahlert, der bei ILLUS diese Position weiter ausübte, und der erste ILLUS-Bildreporter Bruno Heinscher. Bis Ende 1946 ging es bei der Illustrationsabteilung weniger um die Produktion eigener Bilder als um die Sichtung des übergebenen Scherl-Archivs sowie um die Belieferung der „Berliner Zeitung" und der Presse in der SBZ mit Archivmaterial. Man arbeitete aus diesem Grund eng mit dem Sowjetischen Nachrichtenbüro und dessen Fotoabteilung zusammen. Erst ab dem Frühjahr 1947 wurden weitere Bildreporter fest angestellt, und es wurde mit dem Vertrieb aktueller Bilder begonnen. Mit dem zweiten Bildreporter, Walter Heilig, kam auch Helmut Rudolph zu ILLUS und – nur für kurze Zeit – Kurt Reimann, ebenfalls ein ehemaliger Angestellter des Scherl-Archivs. Parallel kaufte die kleine Agentur Bilder von frei arbeitenden Fotografen an. Aus einem vermutlich Anfang 1948 von Walter Heilig verfassten Personalplan für ILLUS geht hervor, dass Heinscher und Reimann nicht lange dort beschäftigt gewesen sein können. In dem Plan werden für den Aufbau eines festen Stamms von zehn Bildjournalisten neben den schon vorhandenen Fotografen Eva Kemlein, Walter Heilig und Helmut Rudolph weiterhin vorgeschlagen: Herbert Hensky, Albert Kolbe, Paul Iglarz, Herbert Blunck, das Duo Toby (vermutlich Günther Meyer) und Mady (Meyer) sowie Otto Donath. Eva Kemlein kam 1948 zu ILLUS, blieb aber nur bis 1950. Bis zu ihrem Wechsel zu ILLUS war sie Bildreporterin der „Berliner Zeitung". Es werden allerdings auch Fotografen genannt, die nach Ansicht Heiligs nicht in Betracht kommen würden. Bis zu Beginn der 1950er-Jahre wuchs ILLUS kontinuierlich. Nachdem das Sowjetische Nachrichtenbüro aufgelöst wurde, erhielt die Abteilung das Recht auf den Alleinvertrieb der Bilder der sowjetischen Agentur Fotochronik-TASS und damit das Monopol in der Auslandsberichterstattung. Die Illustrationsabteilung des Berliner Verlags war zu „ILLUS, Illustrations-Zentrale für Presse, Buch und Werbung, dem größten deutschen Pressearchiv" geworden, wie in der ersten Werbeanzeige in dem Verbandsorgan „Neue Deutsche Presse" im Februar 1948 zu lesen war. Die in der Folgezeit erscheinenden Anzeigen verdeutlichen, wie sich das politische System nach und nach in die Pressefotografie einschrieb. Mit der Gründung der DDR und der endgültigen Übernahme des stalinistischen Modells der „Presse neuen Typs" musste die SED-Führung feststellen, dass die Presse als „schärfste Waffe der Partei" bisher unterschätzt worden sei. Die Ansprüche stiegen – und ILLUS wuchs sowohl hinsichtlich der Auftragslage als auch personell. Anfang des Jahres 1950 wurde die Agentur weiter ausgebaut und neue Bildreporter eingestellt. So stieß insbesondere Horst Sturm dazu, der mit Walter Heilig und Erich Zühlsdorf zu den prägenden Fotografen der Aufbauphase gehören sollte. Es folgten Fotografen wie Hans-Günter Quaschinsky oder Peter Heinz Junge im Juni 1951, die ebenfalls zur ersten Generation der DDR-Bildreporter zu zählen sind. Ende 1951 war die kleine Illustrationsabteilung endgültig zu „eine[m] Helfer der demokratischen Presse im Kampf für den Frieden" geworden. Aus diesem Grund war es 1952 laut offizieller Sicht „zweckmäßig, notwendig und entsprechend der Perspektive der Agentur richtig", ILLUS aus dem Berliner Verlag herauszulösen und als Zentrale Bildstelle, kurz: Zentral-Bild GmbH, in die Eigenständigkeit zu überführen. Bereits 1951 erschien die erste Anzeige von Zentral-Bild. Doch nicht allein die „Perspektive der Agentur" war ausschlaggebend für die Herauslösung. Dahinter stand vielmehr das Amt für Information, das zu diesem Zeitpunkt wichtigste Instrument staatlicher Medienlenkung. Die endgültige Verstaatlichung Anfang 1955 wurde darüber nachgedacht, Zentralbild an den ADN anzuschließen. Der Doppelcharakter von Zentralbild als volkseigener Betrieb und als „Regierungsstelle" bereitete Probleme, sowohl in Fragen der Leistungsfähigkeit, der Rentabilität als auch der Leitung. Zu diesem Ergebnis kam eine interne Untersuchung durch die ZK-Abteilung Presse und Rundfunk, die zunächst nur eine enge Verbindung zwischen ADN und Zentralbild vorschlug. Dieses Ergebnis der Untersuchung wurde allerdings ignoriert. Schon wenige Monate später wurde Zentral-Bild vollständig in den ADN integriert. Die erhofften Synergieeffekte von Wort- und Bildberichterstattung blieben allerdings aus. In einer verbandsinternen Debatte stellte man fest, dass noch mehr zu tun sei, um „neue Formen der Bildpublizistik und Bildjournalistik" zu entwickeln. 1957 gewann diese Diskussion mit einem Artikel in der „Neuen Deutschen Presse" erneut an Bedeutung. In dieser Kritik wurde Zentralbild zwar nicht namentlich genannt, die Antwort der Agentur ließ trotzdem nicht lange auf sich warten. Dort wurde dem Verfasser zumindest teilweise Recht gegeben. Intern arbeitete man weiter an einer Lösung der Probleme. Im Frühjahr 1958 bat der ADN die ZK-Abteilung Agitation und Propaganda, für einen aktuellen Bilderdienst Verbindungen nach Westdeutschland sowie Westeuropa aufnehmen zu dürfen. Aber auch unmittelbar nach der 3. Pressekonferenz mit ihrer programmatischen Forderung nach einem neuen sozialistischen Pressebild und mit Blick auf die geplante Medienoffensive mahnte die ZK-Abteilung Agitation an, dass die „prinzipielle Rolle von ADN-Zentralbild" im Verhältnis zwischen sozialistischer Presse und ADN zu klären sei. Eine weitere, direkte Reaktion auf die Forderungen der Pressekonferenz war eine internationale Konferenz von Bildjournalisten, die 1960 unter gemeinsamer Federführung des ADN mit dem Verband Deutscher Journalisten (VDJ, ehemals VDP) und dem Internationalen Journalistenverband (IOJ) durchgeführt wurde. Parallel dazu fand die erste internationale Fotoausstellung „Interpress-Foto 1960" statt, auf der Bilder sowohl aus sozialistischen als auch kapitalistischen Ländern präsentiert wurden. Man wollte sich betont offen zeigen. Von Konferenz wie Ausstellung zeigte sich der Gastgeber Zentralbild zufrieden: Man hätte erreicht, Fotos mit einer politischen Aussage zu prämieren, „die der Zielsetzung der IOJ dienlich sind". Auf der anderen Seite wären die sozialistischen Bilder immer noch zu starr, um „unserem Inhalt noch stärker Ausdruck zu verleihen". An dieser Stelle bemängelte Walter Heilig erneut das zu geringe Engagement der eigenen Bildreporter, Bilder einzuschicken – ein Problem, das die Ausstellungen des Verbands auch in Zukunft stets begleiten sollte. So zeigte er sich unzufrieden mit der zeitgleich stattfindenden kleineren und bisher nicht beachteten Ausstellung, die unter dem Titel „Pressefotos aus der DDR – Bildjournalisten berichten" eine Art erste Leistungsschau darstellte. Einem zwangsläufigen Vergleich mit der „Interpress" könnten die Bilder nicht standhalten, so das deutliche Urteil. Das Jahr 1963 – Der Höhepunkt der Auseinandersetzung Im Jahr 1963 erreichte die Auseinandersetzung um die Qualität der Nachrichtenfotos von Zentralbild und die Suche nach einer sozialistischen Pressefotografie ihren ersten Höhepunkt. Konferenzen, Publikationen und Ausstellungen wie die 1. Pressefotoschau der DDR sollten endlich den anvisierten Bildjournalismus sichtbar werden lassen. ADN-Zentralbild wurde weiterhin offen für sein Bildangebot kritisiert.] Die Kritik umfasste aber zudem Fragen nach der Wirtschaftlichkeit und reichte bis zur Infragestellung der Konzeption der Agentur selbst. Andererseits wollte man auch die Redaktionen unter Druck setzen. Zentralbild wurde aufgefordert, eine „Aussprache mit dem zuständigen Genossen des ZK [anzustreben, um] über Möglichkeiten des Einwirkens auf die Presse hinsichtlich eines stärkeren Abdrucks guter ZB-Fotos [zu sprechen]". Die Qualität der Bilder, so wiederum die Kritik aus den Redaktionen, sei (ob Ost oder West) oft sehr schlecht, Bilder würden zu spät geliefert oder wichtige Ereignisse gänzlich fehlen. Die Auseinandersetzungen im Jahr 1963 mündeten in einem offenen Gespräch Anfang September und wenige Wochen darauf in einer Zentralvorstandssitzung des Journalistenverbands in Berlin. An dem Gespräch mit der „Neuen Deutschen Presse" beteiligte sich die gesamte Leitung des ADN-Zentralbilds. Hier wurden die Kritikpunkte gebündelt formuliert. Die Bilder Zentralbilds seien immer noch zu schablonenhaft und routiniert und ließen nach wie vor eine breite Motivauswahl vermissen, insbesondere vom Kulturleben. Als Ursachen wurden angeführt: Unzulänglichkeiten im Vertrieb, zu wenig Personal, die Raumnot sowie die räumliche Trennung zwischen der Leitung, der Redaktion ADN-Zentralbild und den Wortredaktionen des ADN. Aber auch die mangelnde systematische politische und fachliche Qualifizierung wurde für das schlechte Angebot verantwortlich gemacht. Erstmals befasste sich anschließend auch das höchste Gremium des VDJ ausschließlich mit „Stand und Perspektive der Bildjournalistik". Schon in der Konzeptionsphase der Sitzung vermerkte man den Rückstand in der bildjournalistischen Arbeit. Mit der obligatorisch gewordenen Erinnerung an die 3. Pressekonferenz 1959 stellte der Vorstand fest, dass gerade bei Tageszeitungen „Primitivität und der Schematismus" besonders stark in Erscheinung treten würden. Die großen Schwächen wären, so der Vorstand weiter, Bilder aus Politik und Alltag. Diese Worte bezogen sich auch auf die zu diesem Zeitpunkt laufende 1. Pressefotoschau der DDR. Hier hätte, so das Protokoll, „fast völlig die Darstellung unseres breiten demokratischen Lebens, an dem jeder Bürger irgendwie teilhat [gefehlt]. Gleichzeitig wird das Neue in den menschlichen Beziehungen und im gesellschaftlichen Leben noch zu wenig dargestellt." Eine Ausstellung wie diese sollte im Jahr des VI. Parteitags und der Verabschiedung des „Neuen Ökonomischen Systems der Leitung und Planung" die passenden Bilder liefern. Über 185 Fotografen folgten dem im April 1963 veröffentlichten Aufruf des VDJ und der Zentralen Kommission Fotografie (ZKF) zur Teilnahme an einem Wettbewerb zum Thema: „Unsere Republik – Zukunft der Deutschen Nation". Erstmalig zeige eine Ausstellung, so die Organisatoren, gleichberechtigt die Bilder von Fotokorrespondenten, Amateuren und Bildreportern. Die Ausstellung sei in enger Verbindung mit der im Frühjahr 1963 gemeinsamen abgegebenen Erklärung des VDJ und der ZKF zu sehen. In der Eröffnungsrede am 25. September 1963 verwies Werner Eberlein, Mitglied der Agitationskommission beim Politbüro des ZK der SED, auf die in knapp einem Monat stattfindenden Volkswahlen. Als „Rechenschaftsbericht unseres Lebens", so Eberlein, würde die erste Ausstellung dieser Art das gesetzte Motto erreichen und die DDR als Zukunft der Deutschen Nation zeigen. Wie schon im Vorfeld der Ausstellung bedauerte man auch an dieser Stelle ausdrücklich das Fehlen von bekannten Profifotografen. Konrad von Billerbeck sprach in seiner Eröffnungsrede zur Sitzung offen von „Disziplinlosigkeit". Das wiederholt auftretende Desinteresse an Ausstellungen wie der 1. Pressefotoschau oder auch der III. Interpress in Warschau war gut anderthalb Jahre später der offizielle Auslöser zur Gründung der Fotogruppe „signum". Konkret war diese Gruppe das Ergebnis einer Beratung des Präsidiums und der Berliner Bezirksdelegiertenversammlung im März 1965. An dieser Stelle wurde über die Schaffung einer Journalisten-Akademie gesprochen als Ergänzung zur Deutschen Journalistenschule in Leipzig und den dort angesiedelten „journalistischen Meisterklassen". Als solche Meisterklasse wurde in einer der folgenden Sitzungen auch „signum" bezeichnet. Diese zunächst dreizehnköpfige Fotogruppe unter der Leitung Konrad von Billerbecks versammelte viele DDR-Fotografen der ersten Generation wie Herbert Fiebig, Horst Sturm, Herbert Hensky oder Alfred Paszkowiak. Auf der VDJ-Sitzung 1963 unterstrich man am Ende noch einmal deutlich den Propaganda- bzw. den Erziehungsauftrag des Bildjournalisten. Ziel müsse es sein, eine erzieherische Wirkung gegenüber dem Bildbetrachter zu erreichen. Ein sozialistischer Bildjournalismus könne sich nicht darin erschöpfen, „daß [...] der Leser kühl und sachlich ein Bild registriert, sondern daß er von einem Vorgang innerlich bewegt wird, daß er mitfühlt mit den abgebildeten Menschen, daß er an ihren Handlungen seine eigene Handlungsweise überprüft und, wenn nötig, auch korrigiert. Bildjournalismus ist – wir müssen es wiederholen – eine Form der ideologischen Arbeit." Ideologische Festigung des Mediums Diese Aussage als auch die skizzierten Einblicke in die Geschichte der Bildagentur und die Debatten über die Pressefotografie zeigen, dass es an politisch-normativen Vorgaben für das Pressebild nicht mangelte. Einen wichtigen Beitrag dazu lieferten die Theorien des sozialistischen Bildjournalismus. Der größte argumentative Aufwand galt dabei der Einheit von journalistischer Objektivität und Parteilichkeit: Erst der parteilich agierende, typisierend auswählende Bildreporter könne „objektive" und „wahrhaftige" Pressebilder herstellen. Die daraus entwickelten „Prinzipien sozialistischer Bildnachrichtenpolitik" blieben für den bildjournalistischen Alltag jedoch folgenlos. Ähnliches gilt für die ebenfalls Anfang der 1960er-Jahre einsetzende Rezeption der Arbeiterfotografie der 1920er-Jahre. Die in der Debatte nach 1959 oft bemühte historische Kontinuitätslinie zur Fotografie der „Arbeiter-Illustrierten-Zeitung" (A.I.Z.), welche als Vorläufer der eigenen publizistischen Bilderwelt bemüht wurde, war mehr ein Postulat als eine Tatsache. Die Tradition der Arbeiterfotografie konnte in der DDR zu keinem Zeitpunkt ernsthaft wiederaufleben. Gleiches gilt für den Versuch, über die Zentrale Kommission für Fotografie Amateure als Fotokorrespondenten für die Arbeit in den Medien nachhaltig zu begeistern. Auf Seiten des Verbands wurde auch versucht, mit neuen Ausbildungsrichtlinien, mit der Arbeit in den Sektionen und pressefotografischen Ausstellungen Anschluss zu finden. Doch zufriedenstellend waren die Ergebnisse nur selten. Noch 1968 nahm der Verband sich vor, „mehr als bisher, Kenntnisse über die Arbeit mit dem Bild zu vermitteln". Selbst nach Meinung der maßgeblichen Akteure wie dem Journalistenverband oder ADN-Zentralbild wurde man den formulierten Zielen sozialistischer Bildpolitik nicht gerecht. Doch welche Pressefotografien den dargestellten Anforderungen hätten gerecht werden können, blieb trotz aller ideologischer Klärungsversuche, Verweise auf die Arbeiterfotografie oder neuerlicher Pressefotoschauen weitestgehend unklar. Trugbilder autoritärer Bildpolitik Die staatlich kontrollierte Bilderwelt sollte wie die Medien insgesamt die Bevölkerung mobilisieren und in das politische System integrieren, was eine hohe Akzeptanz seitens der Bevölkerung voraussetzte. Das war aber nicht der Fall. Der journalistischen Professionalisierung, die diese Akzeptanz hätte herstellen können, waren enge Grenzen gesetzt, vor allem durch die auf Machtsicherung fixierte autoritäre Grundstruktur der Medien, aber auch durch die stets knappen wirtschaftlichen Mittel. Diese Grenzen galten für ADN-Zentralbild im zweifachen Sinne, wie die Jahre 1962/63 deutlich zeigen. Erstens litt die Agentur organisatorisch permanent unter finanziellen, personellen und technischen Problemen. Dem Ziel einer „sozialistischen Weltagentur" näherte man sich allein aus diesen Gründen bis 1989 nicht. Zweitens wirkten diese ideologischen Grenzen auch auf die produzierten Bilder selbst: Die häufig beklagte „Schablone" war nichts anderes als die Schablone eines politischen Systems, das den nicht-starren, offenen Blick und dessen bildliche Dokumentation fürchtete. Indem die SED-Medienpolitik die Eigendynamiken journalistischer Professionalisierungen mit ideologischen Grenzen konfrontierte und überlagerte, schuf man – vor allem in der politischen Berichterstattung – eine auf Dauer ritualisierte, entleerte (und letztlich auch gescheiterte) Medienpropaganda. So wie sich ein Großteil der Bevölkerung immer mehr gegen die Bleiwüsten in der Zeitung immunisierte, so wirkungslos wurden auf Dauer die Bildlandschaften des Mitte der 1960er-Jahre ausgerufenen „neuen Antlitz des Sozialismus", der Protokollbilder des reisenden Staatsratsvorsitzenden oder der Bilder von überglücklichen Menschen am 1. Mai. Diese Fotografien reproduzierten über vierzig Jahre lang eine offizielle Ikonografie einer Gesellschaft, in der sich zweifach Ideologie einschreiben sollte – zum einen in die Realität und zum anderen in Zentralbildern, die vortäuschten, diese Realität wiederzugeben.