KDF - Kraft durch Freude
Wilhelm Gustloff

Hintere Halle/Wintergarten

Zustand siehe Bild!


 

Wilhelm Gustloff
von Thorsten Totzke


Bereits im Juli 1933, nur ein knappes halbes Jahr nach der Machtübernahme durch die NSDAP verkündete Dr. Robert Ley die Gründung einer Freizeitorganisation, die dem deutschen Arbeiter geruhsame Erholung ermöglichen sollte. 
Unter den Urlaubern sehr gefragt waren Seereisen. Also charterte die Organisation "Kraft durch Freude", kurz KDF genannt, einige Schiffe für diesen Zweck. 
Das Problem war, daß diese Mehrklassenschiffe nicht zu den Vorstellungen eines Einparteienstaates passten. Daher wurde der Bau von KDF-eigenen Schiffen beschlossen. 
Der Auftrag für das erste KDF-Schiff wurde am 22. Januar 1936 an die Hamburger Traditionswerft Blohm & Voss vergeben.
Am 04. August 1936 wird der Kiel des Schiffes bei Blohm & Voss gelegt und schon am 05 Mai 1937 ist alles für den Stapellauf bereit. 
Am Tage zuvor waren alle Schiffe der KDF-Flotte (Sierra Cordoba, St. Louis, Der Deutsche, Oceana, Monte Olivia und Stuttgart) in Hamburg eingetroffen und hatten an der Überseebrücke festgemacht. 
Pünktlich um 12 Uhr läßt Hedwig Gustloff, die Witwe Wilhelm Gustloffs die Champagnerflasche am Bug zerschellen und sagt "Ich taufe dich auf den Namen Wilhelm Gustloff". 
Nach dem Stapellauf begab sich der Führer an Bord der Aviso Grille und nahm dort die Parade der ausfahrenden KDF Schiffe ab.
Die Ausrüstung des Schiffes geht schnell voran und vom 15. - 16. März 1938 begibt sich die Gustloff auf Probefahrt und wird offiziell an die NS Gemeinschaft "Kraft durch Freude" übergeben. 
Vom 23. - 25. März 1938 unternimmt die Wilhelm Gustloff ihre erste Reise von Hamburg in die Nordsee. 
Am 29. März taufte der Führer in Hamburg den zweiten KDF-Neubau auf den Namen Robert Ley und besichtigt im Anschluss die Gustloff. 
Dabei schaut er sich auch die extra für ihn eingebaute Kabine an, die bis zum Ende des Schiffes unbenutzt blieb.
Vom 02. - 05. April 1938 unternimmt die Gustloff erneut eine Kreuzfahrt in die Nordsee. Dabei empfängt der Funker der Gustloff den Notruf des britischen Kohlefrachters Pegaway. 
Die Gustloff nimmt sofort Kurs auf das sinkende Schiff und kann alle 19 Besatzungsmitglieder retten. 
Wieder in Hamburg angekommen erhält Kapitän Lübbe einen Sonderauftrag.
Die Gustloff wurde zu einem schwimmenden Wahllokal umfunktioniert und nahm am 10. April in Tilbury bei London 2.000 Deutsche und Österreicher sowie eine große Zahl britischer Journalisten an Bord. 
Danach fuhr die Gustloff aus der Dreimeilenzone und an Bord durfte gewählt werden.
Am 20. April 1938, dem Geburtstag des Führers, begann dann die Einschiffung für die offizielle Jungfernreise der Wilhelm Gustloff. 
Am nächsten Tag legte das Schiff ab zu seiner ersten Madeira Kreuzfahrt. Mit an Bord unter anderem die Witwe von Gorch Fock. 
Am 22 April stirbt Kapitän Lübbe auf der Brücke der Gustloff an Herzschlag. Die Reiseleitung ordnete 48 Stunden Bordtrauer an. 
Am 25. April wurde die Leiche von Kapitän Lübbe im Hafen von Dover an den Hamburg-Süd Frachter Teneriffa übergeben. 
In Lissabon übernimmt Kapitän Friedrich Petersen vorübergehend das Kommando über die Gustloff. 
Am 26 April traf die Teneriffa mit den sterblichen Überresten von Kapitän Lübbe in Hamburg ein und bei der Beerdigung auf dem Friedhof Ohlsdorf legte Robert Ley einen Kranz nieder.
Die Gustloff kehrte am 03. Mai 1938 nach Hamburg zurück und am nächsten Tag übernahm Kapitän Heinrich Bertram das Kommando über das Schiff. 
In diesem Jahr macht die Gustloff noch zwei weitere Fahrten nach Madeira, gefolgt von elf Fahrten in die Norwegischen Fjorde.
Von Oktober 1938 bis März 1939 unternimmt die Gustloff insgesamt 10 "Rund um Italien" Reisen die immer von Genua nach Venedig gingen, dort wurden die Passagiere ausgetauscht und die Fahrt ging wieder zurück nach Genua. 
Von Weihnachten 1938 bis Neujahr 1939 macht auch die Gustloff Pause.
Die Besatzung fährt mit Zügen nach Hause und wird am Jahresanfang zurückgebracht. 
Im Mai 1939 bekommt die Gustloff in Hamburg die Order, das gesamte weibliche Personal sowie Teile des Bedienungspersonals vorübergehend abzumustern. 
Am 22. Mai läuft die gesamte KDF-Flotte aus in Richtung Brunsbüttelkoog, wo Kapitän Bertram einen Umschlag öffnen soll, um sein Endziel zu erfahren.
Ziel ist der Hafen von Vigo, wo die KDF-Flotte die Soldaten der Legion Condor abholen soll. 
Am 29. Mai läuft die Flotte mit der Legion Condor wieder in Hamburg ein. 
An diesem Abend stattet Hermann Göring zusammen mit Robert Ley der Wilhelm Gustloff einen Besuch ab. 
In den nächsten Monaten unternimmt die Gustloff einige Reisen in die norwegischen Fjorde, bevor sie am 17. Juli 1939 deutsche Sportler zu einem Turnfest nach Stockholm bringt. 
In Stockholm dient die Gustloff den Sportlern als Wohnschiff. Danach werden die Reisen in die norwegischen Fjorde fortgesetzt. 
Während der letzten KDF Reise der Gustloff vom 22. - 26. August 1939 erhält Kapitän Bertram eine verschlüsselte Botschaft, die ihn anweist, sofort nach Hamburg zurückzukehren.
Am 01. September 1939 beginnt mit dem Einmarsch deutscher Truppen in Polen der Zweite Weltkrieg. Einen Tag nach Kriegsbeginn müssen fast alle weiblichen Besatzungsmitglieder abmustern und von Bord gehen.
Außerdem trafen die Gestellungsbefehle für die jüngeren Besatzungsmitglieder ein. 
Sie wurden zum Militärdienst einberufen und mußten die Gustloff ebenfalls verlassen. 
Am 05. September 1939 wurde die Gustloff offiziell der Kriegsmarinedienstelle Hamburg unterstellt. 
Am 09. September befiehlt diese den Umbau der Gustloff und der Robert Ley zu Lazarettschiffen.
Am 27. September fährt die Gustloff nach Danzig-Neufahrwasser und nimmt dort 685 verwundete Polen und 10 deutsche Verwundete an Bord. 
Am 04. Oktober läuft die Gustloff mit Ziel Rendsburg aus und liefert dort die Verwundeten ab. 
Am 10. Mai erhält die Gustloff den Befehl nach Oslo zu fahren, wo sie 736 Verwundete an Bord nimmt. 
Vom 10. Juli bis 25. August 1940 ist die Gustloff als schwimmendes Lazarett in Stettin im Einsatz. 
Danach folgte eine Überprüfung der defekten Minen-Eigenschutz-Anlage (MES) in Kiel. 
Ende Oktober werden in Oslo 414 Verwundete übernommen, die am 12. November in Swinemünde von Bord gebracht werden. 
Danach erhält die Wilhelm Gustloff Befehl, nach Gotenhafen zu fahren und dort im Oxhöfter Hafen festzumachen. 
Am 20. November kommt die Gustloff in Gotenhafen an und wird als Wohnschiff in Betrieb genommen. 
Das gesamte Sanitätspersonal und ein Teil der Handelsschiffsbesatzung muß das Schiff verlassen. Hier lag nun die Gustloff lange Zeit als Wohnschiff. 
Die Stromversorgung kam von Land, so daß die Maschinen nicht benutzt werden mußten. 
Im März 1943 besucht Großadmiral Dönitz die Wilhelm Gustloff und die auf ihr stationierte 2 Unterseeboot-Lehrdivision in Gotenhafen.
Am 09. Oktober 1943 wird die Gustloff bei einem Bombenangriff beschädigt als neben der Bordwand eine Bombe ins Wasser fiel. 
Am 20. Februar 1944 wird Kapitän Heinrich Bertram von Kapitän Friedrich Petersen abgelöst. 
Unter seinem Kommando wird die Gustloff im März eingedockt und der Bombenschaden wird provisorisch behoben. 
Am 20. Dezember 1944 erhält die Hälfte der Zivilbesatzung Weihnachtsurlaub.
Nach ihrer Rückkehr wird es hektisch. Die Wilhelm Gustloff erhält am 21. Januar 1945 den Befehl, Flüchtlinge an Bord zu nehmen. 
In den nächsten Tagen nimmt das Schiff Tausende von Flüchtlingen an Bord. 
Wie viele kann niemand mehr feststellen. 
Am 30. Januar 1945, dem 53 Geburtstag des ermordeten Namensgebers der Wilhelm Gustloff, läuft das Schiff aus Gotenhafen aus und wird am späten Abend vor Stolpmünde von dem sowjetischen U-Boot S-13 mit 3 Torpedos versenkt. 
Es ist nicht möglich festzustellen, wie viele Menschen bei dieser Katastrophe ihr Leben verloren. Die Zahlen schwanken zwischen fünf und zehntausend Menschen...
 


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