Wotans Gesang.
Wotan auf seinem Pferd Sleipnir begleitet von den beiden Wölfen Geri und Freki, darüber seine beiden Raben Hugin und Munin.
Großformatiger, prächtiger Original-Holzstich von 1896.
Nach einer Originalzeichnung von Albert Richter.
Gedicht von A. Bessell.
Auf grauem Karton aufgezogen.
Größe 264 x 352 mm.
Mit minimalen Alterungs- und Gebrauchsspuren, sehr guter Zustand.
Hervorragende Bildqualität auf Kunstdruckpapier – extrem selten!!!
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1896, 19. 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Geboren am 29.07.1845 in Dresden; gestorben am 23.06.1898 in Langebrück. Richter gehörte 1863 bis 1865 der Dresdner Kunstakademie an. Er ging 1866 nach München, später nach Wien, wo er bei dem aus Zittau stammenden Albert Zimmermann studierte. Ab 1873 Studienreisen in bayerischen und österreichischen Alpen, der ungarischen Pußta. Er drang bis Tunis und Algier, sogar bis in die Sahara vor. 1877 reiste er nach Nordamerika. Nach 1878 zog der vermögende Mann nach Langebrück in die Villa Hubertus. 1881 erneut nach Amerika, wo er in der Prärie malte und jagte. Ab 1893 lebte er in Langebrück bei Dresden. Richter malte hauptsächlich Landschaften mit Tieren, viel in Wasserfarben. Von ihm stammt das Deckelbild für die drei "Old-Surehand-Bände" und die Illustration zu dem Text "Die Todeskaravane". Karl May im Juli 1894 an Friedrich Ernst Fehsenfeld: "Bitte, verhandeln Sie wegen "Firehand" mit keinem Zeichner. Ich habe einen ersten Ranges und werde Ihnen denselben vorschlagen. [...] Der Künstler ist Albert Richter, der deutsche "Doré", unstreitig der beste Illustrateur Deutschlands." Odin oder südgermanisch Wōdan, altisländisch Óðinn, altenglisch Wōden, altsächsisch Uuoden, althochdeutsch Wuotan, neuhochdeutsch meist Wotan. Aus diesen Formen erschließt sich der gemeingermanische Göttername *Wôðanaz. Odin ist der Hauptgott in der nordischen Mythologie der eddischen Dichtung. Dort fungiert er als Göttervater, Kriegs- und Totengott, als ein Gott der Dichtung und Runen, der Magie und Ekstase mit deutlich dämonisch-schamanistischen Zügen. Darstellung Bisher erfolgten Odin zugeschriebene Darstellungen meist in Form eines Reiters. 2009 wurde bei Ausgrabungen in Gammel Lejre in Dänemark eine 1,75 cm hohe und 1,98 cm breite vergoldete Figur aus Silber gefunden. Das Museum Roskilde datiert den einzigartigen Fund auf 900–1000 n. Chr. Es handelt sich dabei um eine Darstellung von Odin und seinem magischen Thron Hlidskialf mit den Raben Hugin und Munin. Der Thron befähigt Odin über alle neun Welten zu sehen. Dass das linke Auge auf manchen Abbildungen schlecht zu sehen ist, verweist jedoch nicht auf das Auge, das Odin opferte, um Weisheit zu erlangen. Die linke Gesichtshälfte wurde nur nachträglich etwas blanker geschliffen. Kleine Throne wurden auch bei anderen archäologischen Ausgrabungen gefunden, darunter auch in Haithabu. Jedoch fehlt auf diesen eine Person. Der Fund in Gammel Lejre ist die erste Darstellung von Odin und seinem magischen Thron Hlidskialf. Etymologie und Herkunft Etymologie Je nach Kontext sind im Deutschen sowohl die nordgermanische Namensform Odin als auch die südgermanische Form Wodan oder Wotan üblich. Der älteste schriftliche Nachweis des Namens ist eine Runeninschrift auf einer Bügelfibel von Nordendorf aus dem 6. Jahrhundert n. Chr., die unter anderem wodan nennt. Die zweite Silbe wird schon im Nordseegermanischen zu -en oder -in umgebildet (angelsächsisch Wōden). In den nordgermanischen Sprachen fiel dazu noch das anlautende w- vor o und u aus. Der früheste Beleg für den Götternamen Odin aus der Zeit um 725 n. Chr. fand sich in der Form uþin auf einem mit Runen beritzten Schädelfragment. Beide Namensvarianten entstammen nach Ansicht mancher sprachwissenschaftlich geprägter Richtungen einem Wortgeschlecht, das eine westliche Dehnform zum indogermanischen *wat ‚anblasen, anfachen‘, im übertragenen Sinn „inspirieren“, darstellt, verwandt mit altindisch vátati. Die protogermanische Urform des Götternamens lautete demnach Wōdanaz. Das mittelhochdeutsche und althochdeutsche wuot, neuhochdeutsch Wut, entstammt ebenfalls diesem indogermanischen Wortgeschlecht, entsprechend altnordisch ódr, mit der Bedeutung von „Stimme, Gesang, Leidenschaft, Dichtung“, verwandt mit gemeingermanisch *wōda ‚besessen, erregt‘. Diese Bedeutungen sind charakteristische Darstellungen der Wesenhaftigkeit und der Handlungsmaximen Odins/Wodans. Die inspirierte, seelische Erregung kann sich auf die poetische Dichtung ebenso beziehen wie auf die Magie und deren Möglichkeiten im Krieg, indem die Gegner magisch verblendet wurden, oder auf die jähzornartige Berserkerwut. Dementsprechend schreibt Adam von Bremen bezüglich seiner Beschreibung des Tempels von Uppsala in seiner aus dem 11. Jahrhundert stammenden Gesta Hammaburgensis ecclesiae pontificum: „Wuodan id est furor“ („Wodan bezeichnet das Wüten“). Mit der Zweiten Lautverschiebung wurde aus dem südgermanischen Wodan althochdeutsch Wuotan und langobardisch Wotan bzw. in romanischer Schreibweise G(u)odan. In der Neuzeit, vor allem im Zuge der Romantik wurde der Name im Deutschen wieder aufgenommen. Richard Wagner verwendete zunächst die westgermanische Lautform Wodan, ab etwa 1860 entschied er sich jedoch für die zwischen Wodan und Wuotan vermittelnde Schreibweise Wotan. Diese Namensform, die im Frühmittelalter nur im Langobardischen einmal belegt ist, wurde durch den Einfluss seiner Opern die heute gebräuchlichste Schreibweise des Namens. Der Wochentag Mittwoch nimmt in anderen germanischen Sprachen nach der Interpretation (respektive Anlehnung) des römischen Vorbilds auf Wodan Bezug. Der „Wodanstag“ oder auch „Wodenstag“, Woensdag im Niederländischen, wurde im Neuenglischen zum Wednesday, im Friesischen Wernsdey, im Dänischen und Schwedischen vergleichbar onsdag, dem Odinstag. Die Entlehnung hängt mit der Übernahme der römischen 7-Tage-Woche durch die kontinentalen Germanen des 2.–3. Jahrhunderts zusammen. Der „Mittwoch“ stammt aus einer Lehnübersetzung des lateinischen dies Mercurii ‚Tag des Mercurius‘, der als Äquivalent Wodans betrachtet wurde (siehe dazu Interpretatio Romana). Herkunft Als früheste Nachweise der Gottheit wurden Felsbilder in Skandinavien gedeutet, die übermannsgroße Figuren in phallischer Pose und mit einem Speer bewaffnet zeigen. Diese Deutungen sind aber umstritten und beruhen auf den spätheidnisch-skandinavischen schriftlichen sowie bildhaften Darstellungen Odins als einer mit einem Speer attributierten Gottheit neben Thor mit seinem Hammer und Tyr als Schwertgott. Tacitus benennt innerhalb seiner ethnographischen Abhandlung, der landläufig verkürzt betitelten Germania, im Kapitel 9 den ihm übermittelten Abriss zu den religiösen Verhältnissen der Germanen. In der Eröffnung zitiert er wörtlich Caesar aus dessen Gallischen Krieg. Tacitus führt als höchste verehrte Gottheit in römischer Interpretation den Mercurius an. Aus der weiteren Benennung der zwei weiteren Hauptgottheiten Hercules und Mars für Donar/Thor und Tiwas/Tyr wird für Mercurius Wodan/Odin erschlossen. Tacitus' Einführung ist jedoch wohl nicht ganz deckungsgleich mit den vermuteten tatsächlichen Verhältnissen. Auch die problembehaftete Identifizierung des Hercules mit Donar/Thor zeigt, dass eine differenzierte Wertung zwingend ist. In den ersten nachchristlichen Jahrhunderten wurde Wodan in der Germania inferior durch Weihesteine geehrt, die in der Regel von Germanen gestiftet wurden, die in römischen Militär- oder Staatsdiensten standen. Die Steine tragen Inschriften, die den Namen des Mercurius mit germanischen Begrifflichkeiten paaren, seien es Bezüge zu Örtlichkeiten, zu einzelnen Stämmen oder Namensformen mit anderen Bezügen. Beispielhafte Inschriften sind „Mercurius Cimbrianus“ – Wodan der Kimbern und „Mercurius Leudisius“ – als Wodan von Lüttich. Die Deutungen der Felsbilder führten neben anderen Aspekten in der Forschung zu einer ungeklärten Streitfrage. Auf der einen Seite steht die in Anlehnung an G. Dumézil und anderen vertretene These, dass Wodan/Odin eine gesamtgermanische Götterfigur aus indogermanischer Zeit sei. Auf der anderen Seite steht die These der allmählichen Wanderung des Wodan-Kults, der sich vor der Zeitenwende im niederrheinisch-nordwestdeutschen Raum entwickelt und von dort ausgebreitet habe und dabei den alten Hoch- und Himmelsgott Tiwaz aus dessen Stellung verdrängte. Dieser Prozess müsse dann im Kontext der Auseinandersetzungen mit Rom sowie der Veränderung innergermanischer Verhältnisse gesehen werden. Schriftzeugnisse im kontinental-germanischen Bereich sind spärlich, hauptsächlicher Nachweis sind hier spätere, zum Teil nach der Christianisierung verfasste Quellen (Edda), welche die im Brauchtum tief verwurzelten Erinnerungen an die heidnische vorchristliche Zeit und deren religiöse Riten und Mythologien reflektieren. Zudem ist in den isländisch-eddischen Schriften des Hochmittelalters der Einfluss der Christianisierung und sowohl christlicher als auch griechisch-römischer Vorstellungen auch und gerade bei der Darstellung Odins zu erkennen. Otto Höfler stellte auf Grundlage der disparaten Quellensituation zu Odin/Wodan fest, dass man diesen nicht zu einem einheitlichen anthropomorphen, menschengestaltigen Charakterbild zusammenfassen kann, jedoch lässt sich über die Epoche des germanischen Paganismus hinweg ein einheitlicher Kulttypus feststellen. Dieser manifestiert sich, wie in der etymologischen Deutung kurz umrissen, folgend: die Beziehung zur Ekstase der Bezug zu den Toten beziehungsweise Totenkult die Verwandlungsfähigkeit kriegerische, vegetative und dämonische Züge. Wodan in der kontinentalen Überlieferung Wodan ist der bestbezeugte Gott bei den germanischen Stämmen und Völkern der Wanderungszeit. Berücksichtigt werden muss bei dieser Aussage die generell schlechte primäre Quellenlage: Alemannen: Die Bügelfibel von Nordendorf (Mitte 6. Jh.) nennt die Götter Wodan und Wigiþonar. Ein weiteres Zeugnis berichtet von den irischen Missionaren Columban und Gallus (um 600), die bei Bregenz eine Gruppe vom Stamm der Sueben antrafen, die dabei waren, dem Wodan ein Bieropfer darzubringen. Franken: Im zweiten Merseburger Zauberspruch erscheint Wodan als geschickter Magier, der das verletzte Pferd des Balder heilte. Langobarden: Der Gelehrte Paulus Diaconus erzählt eine Sage, wie Frea ihren Mann Wodan überlistete. Sachsen: Das sächsische Taufgelöbnis nennt in dieser Reihenfolge die Götter Donar, Wodan und Saxnot. Angelsachsen: Im Neunkräutersegen wird Woden namentlich angeführt und erscheint dort als möglicher Runenzauberer. Sein Name ist des Weiteren Bestandteil zahlreicher Ortsnamen. Odin in der nordischen Mythologie Odin ist eine der komplexesten Gestalten in der nordischen Mythologie. Kennzeichnend sind in den altnordisch-isländischen mythologischen Schriften die zahlreichen Beinamen, die ihn charakterisieren. Zusammenfassung aus der Lieder- und Prosa-Edda Aus den salzbereiften Steinen leckte die Kuh Audhumbla den Riesen Bure; dieser bekam einen Sohn, Bör, der sich mit der Riesentochter Bestla vermählte und mit ihr Odin, Vili und Vé zeugte. Die letzteren beiden verlieren sich aus der Asengeschichte, werden selten erwähnt und haben wenig getan; Odin aber waltet mächtig, schöpferisch, durch alle Zeiten hindurch, bis zum Weltenbrand – dem Götterschicksal Ragnarök. Die erste Tat der drei vereinten Brüder war, dass sie gegen den Joten Ymir auszogen, ihn erschlugen und aus seinem Leichnam die Welt bildeten. Die Welt war von Ymirs Blut überschwemmt, und es rettete sich nur ein Paar, der Riese Bergelmir und seine Frau. Nachdem die Erde gebildet war, bestand sie aus zwei Teilen: der eine nur aus Feuer (Muspellsheim) und der andere nur aus Eis (Niflheim); dazwischen befand sich die Schlucht, Ymirs Grab. Odin bevölkerte die Erde, indem er ein Menschenpaar, Ask und Embla, erschuf. Allein das Riesengeschlecht pflanzte sich gleichfalls fort, und so war von Anfang an der Streit zwischen dem Guten und dem Bösen gelegt, in dem auch Odin selbst untergeht, da er nur ein endlicher Gott ist. Odin ist überaus weise. Sein Wissen verdankt er zwei Raben, Hugin und Munin, die auf seinen Schultern sitzen und ihm alles erzählen, was auf der Welt geschieht, weshalb er auch der Rabengott heißt; ferner bezieht er sein Wissen aus einem Trunk von Mimirs Brunnen, wofür er ein Auge verlor; daher wird er auch der Einäugige genannt. Den köstlichen Skaldenmet wusste er sich durch seine List und männliche Schönheit von Gunnlöd zu verschaffen, ist daher auch Dichterkönig und führt den Beinamen Liodasmieder (Liedermacher, Verseschmieder). Odins Gattinnen und Geliebte sind: Jörd (Mutter des Thor), Rinda (Mutter des Wali), Frigga die Asenkönigin (Mutter des Balder, Bragi, Hermodr und Tyr), Grydur (Mutter des Vidar), neun reine Riesenjungfrauen von unendlicher Schönheit, die alle neun am Meeresstrand schlafend, zugleich Mütter des Heimdall wurden; Skadi, früher Njörds Gattin (von O. Mutter des Semming und vieler anderer Söhne), Gritha (Mutter Skiolds); ferner erfreuten ihn mit ihrer Gunst die Riesentochter Gunlöda und Laga, die Göttin der Gewässer. Odin wohnt in Asgard, wo er zwei Paläste hat: Walaskialf und Gladsheim mit Walhall. Von dem ersten vermag er die ganze Welt zu überschauen; der zweite ist zu den Versammlungen des Götterrats bestimmt; darin befindet sich die Halle, in der sich um ihn alle Helden der Erde sammeln, um mit ihm gegen die den Weltuntergang herbeiführenden Mächte zu kämpfen. Diese Helden heißen Einherjer, werden auf dem Schlachtfeld (Walstatt) von den Walküren mit einem Kuss zum Festmahl Odins eingeladen und erwarten dort unter fortwährendem Festgelage und Kämpfen die Götterdämmerung (Ragnarök). Selbst ein Freund des Zechens und der Schlachten, lässt Odin sich stets von zwei Walküren, Rista und Mista, mit goldenen Pokalen bedienen und kämpft mit den Einherjern auf seinem achtfüßigen Ross mit einem nie das Ziel verfehlenden Speer Gungnir; doch helfen ihm weder seine Helden noch seine Waffen: Der Weltuntergang bringt auch ihm den Tod.[25] Odins Selbstopfer Odin ist beharrlich auf der Suche nach Weisheit. Er gibt ein Auge als Pfand gegen einen Schluck aus Mimirs Brunnen, um seherische Kräfte zu bekommen. Er raubt von der Riesin Gunnlöd den Skaldenmet Odrörir und bringt ihn in Adlergestalt zu den Göttern. Als Opfer für die Menschen hängt er im Weltenbaum Yggdrasil, verwundet von seinem eigenen Speer. Er hängt dort während neun Tagen und Nächten („Vom Speer verwundet, dem Odin geweiht, mir selber ich selbst, am Ast des Baums, dem man nicht ansehen kann, aus welcher Wurzel er spross“; aus Odins Runenlied 138), wobei er die Runen ersinnt (Odins Runenlied in der Hávamál der Lieder-Edda). Magische Artefakte und Begleiter Odin reitet jeden Morgen auf seinem achtbeinigen Ross Sleipnir und mit seinen beiden treuen Raben Hugin und Munin („Gedanke“ und „Erinnerung“) über den Morgenhimmel und erkundet die Welt. Seine Wölfe Geri und Freki („Gierig“ und „Gefräßig“) helfen ihm bei der Jagd. Er besitzt den goldenen Zwergen-Ring Draupnir und den Speer Gungnir, mit dem er den ersten Krieg in die Welt brachte, als er ihn ins Heer der Wanen warf. Weiterhin hat er den abgetrennten Kopf des Riesen Mimir, der die Zukunft vorhersagen kann. Von seinem Thron Hlidskialf aus (er steht in Valaskjalf; siehe auch: Sökkvabekk oder Gladsheim) kann Odin alles sehen, was sich in der Welt ereignet. Odin trägt einen Wunschmantel, der ihn an die Orte bringt, an denen er sich aufhalten will und mit dem er sich unsichtbar machen kann. Brauchtum Ausgehend von der Etymologie Wodans hat sich die Vorstellung im Volksglauben bis in die Neuzeit erhalten und tradiert, dass sich zur Zeit der Herbststürme Wodan in der wilden Jagd (dänisch Odins jagt, schwedisch Odensjakt) mit dem Heer der Verstorbenen durch den Himmel bewegt. Die wilde Jagd heißt im Nordischen auch Asgardareid. Odin und Frigg nehmen dort gemeinsam teil. Wodan als der Herr der Toten und Stürme (hier besonders die Herbststürme) kam bei den heidnischen Herbstfesten eine besondere Rolle zu. In den altsächsischen Siedlungs- und Sprachgebieten hielt sich bei Erntedankfeiern bis ins 16. Jahrhundert der Brauch, „Woden“ zu Ehren Bier als Trankopfer auszugießen und Tänze aufzuführen. Jacob Grimm zeigte, dass besonders Erntesprüche und damit verbundene Segenssprüche auf Wodan Bezug nahmen. Vor allem in den ehemaligen sächsischen Gebieten, dem heutigen Niedersachsen und Westfalen, aber auch den sächsischen Siedlungsgebieten in England, wo der Wodanskult tief in den Stammes-Sagen verwurzelt war und auf das tradierte Brauchtum bis in die Gegenwart abstrahlt. Grimm führte z.B. aus den mecklenburgischen und besonders aus dem schaumburg-lippischen Landen folgende Erntesprüche in den jeweiligen niederdeutschen Dialekten an: Mecklenburg: „Wode, Wode, hale dinnen Rosse nu voder, nu Diestel un Dorn, ächter jar beter Korn!“ „Wode, Wode, hole deinem Rosse nur Futter, nun Distel und Dorn, über' s Jahr besser Korn.“ Schaumburg: „Wold, Wold, Wold ! Hävenshüne wei wat schüt, jümm hei dal van Häven süt. Vulle Kruken un Sangen hät hei, upen Holte wässt manigerlei: hei is nig barn un wert nig old. Wold, Wold, Wold !“ „Wold, Wold, Wold ! Himmelshüne weiß was geschieht, vom Himmel er herunter sieht, Volle Krüge und Garben gibt er, im Walde wächst mancherlei: Er ist nicht geboren und wird nicht alt. Wold, Wold, Wold !“ Wahrscheinlich wurde Wodan, außer der Trankspende, auf dem abgeernteten Feld Getreide stehen gelassen (regional zum Beispiel in Ostwestfalen noch heute anzutreffen). Geistliche, die sich bis ins 19. Jahrhundert an solchen Riten beteiligten, erhielten als eigene Abgaben auch Getreideopfer zum Schutz der Feldfrucht. Auf einer Synode im Jahr 813 ließ der Frankenkönig Ludwig der Fromme, Sohn Karls, den Michaelstag in die Woche des Festes für Wodan legen. Die zahlreichen Michaelskapellen in Norddeutschland weisen auf vermutete vorherige Wodansheiligtümer oder andere Kultplätze hin.[28] Des Weiteren deuten Funde von Weihesteinen auf den Bezug zwischen Wodan und St. Michael hin. So wurden auf dem „Michelsberg“, der ein Vorberg des Heiligenbergs bei Heidelberg ist, Weihesteine gefunden, welche die Inschrift „Mercurius Cimbrianus“ und „Mercurius Cimbrius“ tragen, und somit auf alte Wodanskultstätten hinweisen, die zu christlichen Zwecken umgewandelt wurden. In der Regel wurde auch durch die Errichtung von Kapellen vor Ort die christliche Inanspruchnahme ausgedrückt. Im selben Zeitraum setzte eine deutliche Dämonisierung seitens der christlichen Missionare ein, wie es beispielsweise im Wortlaut des sächsischen Taufgelöbnisses nachzuvollziehen ist. Dies war im Falle Wodan/Odins insofern naheliegend, als der schamanistische Grundzug des Gottes in der religiösen Praxis der Germanen alltäglich gegenwärtig war. Zusätzlich wurde dem aus christlicher Sicht machtlosen Wodan der Heerführer Christus oder der heldenhafte Erzengel Michael, der den Drachen/Satan besiegt, gegenübergestellt. Die Liste der Beinamen Odins enthält die Namen, die in der Edda und anderen altnordischen Dichtungen für den germanischen Hauptgott verwendet werden. Name Bedeutung Fundstelle Anmerkung Alföðr Allvater Gylfaginning 14, Völuspá 1 Atriðr Angreifer Grímnismál 48 Báleygr der mit den flammenden Augen Grímnismál 47 Bileygr der schlecht Sehende Grm 47 Biflindi der mit dem bemalten Schild Grm 49 Bifliði der die Heere zittern macht Gylfaginning 2 Bölverkr der Übelstifter Grm 47 Farmatýr Gott der Last Grm 48 Entspricht, interpretiert als "Gott der Lasten (Warenhandel)", der Gleichsetzung Odins mit Mercur in der Interpretatio Romana Fimbulþulr mächtiger Redner/mächtiger Weiser Hav. 80 und 142 Fimbultýr gewaltiger Gott Vsp 60 Fjölnir der viel Wissende Grm 47, Reginsmál 18, Gylf 2 und 19 Fjölsviðr der sehr Weise Grm 47 Gangleri der vom Gehen Müde Grm 46 Gagnráðr der Entgegen-Rater Vafdrudnismál 8ff Gautatýr Göten-Gott Hákonarmál 1 um 960 entstandenes Werk Eyvindr Finnsons Gautr Götländer Grm 54 Glapsviðr der geübte Verführer Grm 47 Grímnir der Maskierte Grm 47, 49 bezieht sich auf seine Verkleidung in der Grímnismál Grímr siehe oben Grm 46f Göndlir der Zauberer Grm 49 Hangatýr (Hangagud) Hänge-Gott Reflexion auf Háv 138, und bei den Skalden bezieht sich auf sein Selbstopfer in Odins Runenlied Hár der Hohe Háv 109, 111, 164 Hárbarðr Graubart Grm 49 von hárr = grauhaarig Hárr der Graue Grm 46 könnte auch der Große, der Ruhmreiche bedeuten Herblindi der das feindliche Heer Blendende Grm 46 „nicht Helblindi“ Herföðr Heervater Vsp 29 Vsp 43, Grm 19, 25, 26 Vm 2, Hyndluljóð 2 häufiger Herjaföðr Herjann Führer des wütenden Heeres bzw. Heerführer Vsp 30, Grm 46, Guðrúnarkviða 19 Herteitr der Heer-Frohe Grm 47 Hjálmberi Helmträger Grm 46; Odin mit dem Goldhelm: Gylf 51, Skaldsk 17 Hjarrandi von hjarri, was bewegen, springen, aufhängen bedeuten kann Bragi gamli Boddasons Ragnarrsdrápa 11 Bedeutung nicht klar und gesichert Hnikarr Aufhetzer Grm 47, Reginsmál 18 und 19 Hnikuðr siehe oben Grm 48 Hrafnaguð Rabengott nur Gylf 37 Hroptatýr evtl. von altnord. hróp (Verleumdung, Gerücht, Ruf, Schrei) bedeutet Grm 54, Háv 160 evtl. Anspielung auf Odin als Rabengott bedeuten kann, oder auf ihn als Kriegs- und Schlachtengott, also ein Schlachtruf, oder Anspielung auf seine Stimme Jafnhárr der ebenso Hohe Grm 48 Jalkr Wallach Grm 49 und 54 Kjalarr Schlittenfahrer Grm 49 Miðvitnis Konjunktion der Wörter mið (Mitte, mit) und viti (Verstand, Wissen) = der Mitwisser laut Grm 50 ein Name Odins, nicht eines Riesen Laut Simek alternativ Meerwolf oder Wolf der Mitte (Lexikon der germanischen Mythologie) Ófnir der Aufhetzer ? von ófa was Streitbarkeit ? bedeutet Grm 54 Ómi der Lärmer Grm 49 Óskí der Wunscherfüller Grm 49 Saðr der Wahre Grm 47 Sanngetall der die Wahrheit Erratende Grm 47 Síðskeggr Langbart Grm 47 Sidgrani „der mit langem Schnauzbart“ Alvíssmál Síðhöttr Langhut Grm 47 Sígtýr Kampf- oder Sieggott (Pl. von sigtívar) Grm 45, Vsp 44 und 49 Sigvaðir Kampfvater oder wahrscheinlicher Siegvater Vsp 55, Ls 58 Sigföðr siehe oben Grm 48 Skilfingr der auf einem Berg oder Felsen Wohnende Grm 54 Sváfnir der in den Schlaf (Tod?) versetzt Grm 54 Sviðrir von sviða (Speer) möglicherweise Speergott Grm 50, auch Gylf 2 und 19 sviða kann auch erhitzen oder sieden bedeuten, was wiederum auf eine schamanische Praxis hindeuten könnte Sviðr oder Sviðurr siehe oben Grm 50 Svipall veränderlich Grm 47 bezieht sich auf seine Vielgestalt, bzw. auch auf die häufig wechselnden Namen Þekkr der Beliebte Grm 46 Þriði der Dritte Grm 46 und der Gylfaginning Odin zusammen mit Hárr und Jafnhárr als Göttertrias Þror Angreifer, eher aber der Gedeihliche Grm 49 Þuðr der Mächtige? Grm 21, 46, 54 Deutet auf die Macht des Germanischen Volkes hin Þundr siehe oben Uðr der Gönner Grm 46 Vakr der Tüchtige Grm 54 Valföðr Vater der Erschlagenen = Walvater Grm 48 und Vsp 1 Váfuðr Wind Grm 54 Viður Töter? Grm 49 Bedeutung unklar Yggr oder Yggir der Schreckliche Háv 3, Grm 53 u. 54, Vm 5, Hym 2, Fm 43 Zusätzliche Namen in den Kenningar Name Bedeutung Dresvarpr ? Ennibrattr schroffe Stirn Fjallgeiguðr ? Fjall bedeutet Fels/Berg, oder auch Fell/Haut Gapþrosnir ? Geiguðr am Galgen Baumelnder Gollnir wie Gollor Gollor der Goldene, der Glänzende Hleifruðr ? Hléfreyr Herr des Schutzes Hrami Reißer Hrjóðr Vernichter Hvatmóðr der zur Aufhetzung strebt Jolfuðr Bär Lọndungr ? Rọgnir der Zänker, der Streiter Sigðir Schwert/Sense; Schwertträger oder Sensenmann Skollvaldr Mächtiger Sonnenwolf Viðrimnir der weit Umzäunte Yjungr, Yggjungr Nachkomme des Gottes Yggr, König oder Fürst Hugin und Munin sind in der nordischen Mythologie die beiden Raben Odins. Da Odin auch ein Gott des Krieges ist, sind Raben und Wölfe als Tiere des Schlachtfeldes passende Begleiter des Gottes, der auch den Beinamen Hrafnáss (Rabengott) trägt. Etymologie Hugin gehört zum altnordischen Verb huga (denken), das hierzu zu stellende Substantiv hugi (Gedanke, Sinn) ist seinerseits die Grundlage für den Namen Hugin, der mit dem altnordischen Schlussartikel –in gebildet wurde. Hugin bedeutet folglich „der Gedanke“. Munin gehört zum altnordischen Verb muna (denken an, sich erinnern), der Name Munin bedeutet folglich „die Erinnerung“. Im Grímnismál findet sich: Hugin und Munin müssen jeden Tag Über die Erde fliegen. Ich (Odin) fürchte, dass Hugin nicht nach Hause kehrt; Doch sorg ich mehr um Munin. Bedeutung für die Germanische Mythologie Wenn man die Darstellung des Reiters mit zwei Vögeln auf der Helmplatte von Vendel und die Darstellung von Reiterfiguren in Verbindung mit einem oder mehreren Vögeln auf skandinavischen Goldbrakteaten für eine Darstellung Odins mit seinen Raben halten darf, dann wäre die Verbindung des Gottes mit seinen Raben schon für die Völkerwanderungszeit nachgewiesen. Die Verbindung Odins mit Raben in literarischen Quellen ist erst in skaldischen Kenningar des 10. Jahrhunderts belegt. Die Namen Hugin und Munin tauchen erst in der Überlieferung der Lieder-Edda und der Snorra-Edda auf. Eine mit der Bedeutung ihres Namens übereinstimmende Funktion schreibt ihnen Snorri Sturluson zu: Zwei Raben sitzen auf seinen (Odins) Schultern und sagen ihm alles ins Ohr, was sie sehen und hören. Sie heißen Hugin und Munin. Bei Tagesanbruch entsendet er sie, um über die ganze Welt zu fliegen, und zur Frühstückszeit kehren sie zurück. Von ihnen erfährt er viele Neuigkeiten. Diese Funktion stimmt allerdings mit der Darstellung der beiden Vögel in der Lieder-Edda nicht überein. Hier erscheint vor allem Hugin als Vogel des Schlachtfeldes, der die Krieger erfreut und der Sigurds Blut trinkt. Die aus den Namen erschlossene Funktion der beiden Raben als Personifikation intellektueller Fähigkeiten Odins sind vor diesem Hintergrund kritisch zu hinterfragen.