ECKENBRECHER, Adolph von, Jurist und Musikliebhaber, der Maler Themistokles von Eckenbrecher war sein Neffe, 1809-1903.
5 eigenhändige Briefe mit Unterschrift, Stralsund 18.I.1870-19.I.1874, und Berlin 24.VII.1894 und 01.I.1895, zusammen ca. 16 Seiten in 8°, dazu zwei Postkarten (starke Knickfalte), mit "Notenkritzeleien" auf einer Postkarte. Alle an den Komponisten Ernst Rudorff.

Stralsund 18.I.1870
"In den letzten Tagen habe ich mich sehr lebhaft mit der Familie Rudorff beschäftigt, und wollte eigentlich schon am 14. Januar zum Geburtstage Deiner lieben Mutter ein Briefchen abgehen lassen den ich vor 30 Jahren als ganz neu gebackener Assessor im Kreise lieber Freunde mitfeierte. [...] Um den heutigen Tag aber würdig zu feiern werde ich diesen Abend mit meinem Kurt ein Symphonie-Conzert besuchen welches - ein schwacher Abglanz der Berliner - vom Musikmeister des 42ten Regiments veranstaltet ist der im Jahr verdienstlicher Weise 3 dergleichen zu Stande bringt welche sehr mäßigen Ansprüchen eine gewisse Befriedigung gewähren. Sonst ist hier leider wenig zu hören. [...] meine eigne musikalische Thätigkeit beschränkt sich im Wesentlichen auf den Unterricht den ich Kurt ertheile welcher eine hübsche Baritonstimme zeigt [...] Kannst Du mir einmal recht hübsche nicht so schwere 4 händige Sachen für uns beide in Vorschlag bringen, so werde ich Dir sehr dankbar sein."

Stralsund 19.I.1874
"Unendlich leid hat es mir gethan im vorigen Jahre alsm ich einen Abstecher zum Bahnhofe nach Lichterfelde machte Deine schöne Villa leer zu finden. [...] Fast wäre ich, von Düsseldorf zurückkehrend im August noch nach Lauenstein gekommen, wenn mich mein Bruder und Themistocles nicht so lange festgehalten hätten [...] kurz vorher [...] Constantinopel und Troja [...] Vor Kurzem hat mich ein junger Mann, ein Großneffe von Ernst Moritz Arndt, verlassen, dessen Vater sich, wie ich vermuthe unter Bezugnahme auf unsre Bekanntschaft, bereits brieflich an Dich gewandt hat wegen dieses Sohnes der sich dem Studium der Musik gewidmet hat und dies unter Deinem Schutze fortzusetzen [...] kenne die Familie schon von Bergen her [...]"

Sein Sohn Curt von Eckenbrecher wurde am 06.III.1853 zu Bergen auf Rügen geboren und besuchte das Gymnasium in Stralsund, wo er 1874 das Abitur ablegte. Vergl. hierzu die Angaben im Vorwort seiner 1880 veröffentlichten Dissertation "Untersuchungen über Wandlungsvorgänge in Nephelingesteinen".

In seiner Zeit als Direktor des Kreisgerichts auf Rügen, spielte Clara Schumann am 19. März 1855 ein Konzert bei Eckenbrecher zuhause [vergl. hierzu Piechocki, Beziehungszauber - Clara Schumann und Johannes Brahms auf Rügen, 2019] und schrieb dazu in ihrem Tagebuch „in einem wahren Holzkasten nach Bergen ging, wo wir um 6 Uhr ankamen; ich gänzlich zerschlagen, denn der Weg war furchtbar. Die Soiree (man hatte mich nicht mehr erwartet) war im Hause des Dr. Eckenbrecher, bei dem ich wohnte, und begann ½ 8 Uhr. Ich spielte fast allein, Dr. Eckenbrecher sang einige Lieder. Nach der Soiree waren noch viele bei meinem Wirt zusammen, ich war aber so angegriffen, dass mich ein förmlicher Weinkrampf überfiel und ich zu Bett musste.“ [ruegen-aktuell, Buchtipp].

Zusätzliche Angaben zum musikalischen Wirken findet man bei Ledebur, Tonkünstler-Lexicon Berlin's, 1861.