Der Schmied der deutschen Einheit.
Otto von Bismarck als Schmied der deutschen Einheit, bekleidet mit einer ledernen Arbeitsschürze und hochgekrempelten Hemdsärmeln, steht in einer Schmiede hinter einem Amboß übergibt das Reichsschwert. In der rechten Hand hält er einen Hammer, mit der linken Hand übergibt er der Germania, als Personifikation des Deutschen Reiches, das soeben geschmiedete Schwert der Reichseinigung mit der Gravur "UNITAS". Die Germania trägt langes, blondes Haar unter ihrem Adlerhelm (Helm des Gardes du Corps). Sie trägt ein langes weißes Kleid mit Brustpanzer (Harnisch) und einen dunklen, bodenlangen Umhang. Neben Bismarck dem Schmied steht der Hund Bismarcks, eine deutsche Dogge. Auf dem Halsband steht der Name des Hundes "TYRAS". Am Boden vor dem Amboß liegt das Wappenschild Preußens mit dem einköpfigen Adler. Das Gemälde ist eine Allegorie auf Bismarcks wesentlichen Anteil an der Gründung des Deutschen Reiches im deutsch-französischen Krieg 1870/71. Als Vollender des Deutschen Reiches wurde Bismarck in zahlreichen allegorischen Bildern und Souvenirartikeln als Schmied oder Lotse verherrlicht. Das Schmied-Motiv als Rezeption des Nibelungenthemas. Das neu geschmiedete Schwert der Einheit (als Allegorie auf das Zeremonienschwert der Reichskleinodien) soll wie eine Fackel von einer Figur zur anderen weitergegeben werden.
Das Gemälde wurde meiner Ansicht nach zum 25. Jahrestag der Reichsgründung gemalt (vermutlich 1895 vollendet). Das Originalgemälde ist verschollen. Nach anderen Angaben wurde das Gemälde 1866 oder 1886 geschaffen (beides scheint keinen Sinn zu machen).
Original-Holzstich, um 1897.
Nach dem Originalgemälde von aus dem Jahre 1896.
In der Platte signiert: „Guido Schmitt, Heidelberg 18?? (unleserlich).
Auf rotbraunem Karton aufgezogen.
Karton auf der Rückseite mit goldfarbenem Aufdruck (Rahmen und mittig das Eiserne Kreuz, darunter Wappen der Familie von Hindenburg).
An der rechten unteren Ecke mit eingeprägtem Adelswappen.
Größe 242 x 327 mm.
Mit minimalen Alterungs- und Gebrauchsspuren, sehr guter Zustand.
Hervorragende Bildqualität auf Kunstdruckpapier – extrem selten!!!
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Februar 1834 in Heidelberg; † 8. August 1922 in Miltenberg) war ein berühmter deutscher Maler. Er entstammt der Heidelberger Malerdynastie Schmitt, die vier bedeutende Maler hervorbrachte. Leben Guido Philipp Schmitt wurde 1834 als erster Sohn des Malers Georg Philipp Schmitt und seiner Frau Eva Katharina, geb. Kaysser, einer Bäckerstochter, geboren. Nachdem er von seinem Vater unterrichtet worden war, begann er als 14-Jähriger, seine Familie bei verschiedenen Tätigkeiten zu porträtieren: die konzentriert-beschäftigte Mutter, den jüngsten Bruder schlafend auf einem prallen Kissen, die Schwestern strickend, lesend, träumend, in blauen, grünen oder violetten Kleidern, die dem der Mutter gleichen. 1852 malte Guido Schmitt schließlich ein Ölbild der Mutter. Zu sehen sind auf diesen Bildern nicht die berühmten Frauengestalten der Romantik, sondern Heidelberger Mädchen und Frauen – Katharina, Elise, Josephine, Amalie – die in ihrer „Anmuth als Krone der weiblichen Schönheit“ gezeigt werden. Es sind die zu ehrenden Frauen, die „flechten und weben himmlische Rosen ins irdische Leben“, sie sind die „Töchter mit schamhafter Sitte, treue Töchter der frommen Natur“. Diesen „liebenden Fleiß“ zeigt der jugendliche Maler, die „züchtige Hausfrau, die Mutter der Kinder“ (Friedrich Schiller). Der Vater Georg Philipp Schmitt unterrichtete seine beiden Söhne (über die Töchter ist nichts zu erfahren, außer dass sie ledig blieben) und förderte ihre künstlerischen Fähigkeiten. Er porträtierte Guido 1848, malend, die Zeichenmappe auf den Knien, mit Wasserglas und Pinsel, als jungen, angehenden Künstler, der genau die Farben auf seiner Palette hat, mit denen er im gleichen Jahr seine Mutter malt: blau, schwarz, gelb, rot. Guido ahmte nach, probierte, übte sich in verschiedenen Techniken. Das realitätsorientierte Porträtieren ermöglichte ihm 1859 eine Künstlerkarriere in England, wo er rasch zum gefragtesten Porträtmaler der Londoner Hocharistokratie aufstieg. Dort lebte und arbeitete er fast dreißig Jahre lang und kehrte erst 1885 nach Heidelberg in das Elternhaus am Klingenteich 6 zurück. Dort malte er diverse Bilder, wie z. B. die „Ruperto Carola“, eine Allegorie auf die Universität. 1920 wurde er Ehrenbürger von Heidelberg. Sehr berühmt wurde sein inzwischen verschollenes Gemälde „Bismarck als Schmied der deutschen Einheit“, das in zahllosen Versionen im Druck erschien. Im Haus der Blauen Sänger, Göttingen, ist es als Glasbild ausgeführt. In seine Zeichnung „Knecht Rupprecht beschenkt Kinder“, fügte er 1907 am rechten Bildrand das deutsche Kaiserpaar als „zufällige Passanten“ ein, wodurch auch dieses Bild deutschlandweite Bekanntheit erlangte und als Postkarte erschien. 1913 porträtierte Schmitt den Grafen Reinhard August zu Leiningen-Westerburg-Altleiningen als seinen Vorfahren, den Kreuzritter Emich II. von Leiningen. Jenes Gemälde erhielt die Stadt Grünstadt zum Geschenk. Nach ihm wurde noch im gleichen Jahr der dortige Emichbrunnen gestaltet, den bis heute ein Bronzerelief mit Guido Schmitts Ritterbild ziert. Fast neunzigjährig starb der Maler 1922, nach einem Spaziergang in Miltenberg. Guido Philipp Schmitts Bruder Nathanael Schmitt und sein Onkel Franz Schmitt (Bruder des Vaters) waren ebenfalls bekannte Maler. Sein Cousin Carl Leonhard, Direktor der Heidelberger Portland-Zement-Fabrik, förderte ihn und ließ öfter Bilder von ihm malen. Ehrungen Guido Philipp Schmitt wurde von der Stadt Heidelberg die Ehrenbürgerwürde verliehen. Er ruht auf dem Bergfriedhof (Heidelberg) in einem Ehrengrab in der Abteilung C. Germania ist eine Personifikation mit wechselndem Bedeutungsgehalt. In der Antike, als die Völker Germaniens nur aus dem Blickwinkel der römischen Eroberer als eine Einheit erschienen, stellten diese bereits eine „Germania“ als Numen bildlich dar und bezeichneten sie mit demselben Namen wie das Gebiet. Seit dem Mittelalter galt sie – unter Rückbezug auf das Germanien oder die Germania magna der Antike – als die nationale Personifikation Deutschlands im Sinne des Verbreitungsgebiets der deutschen Sprachen. Im 19. Jahrhundert diente sie der demokratischen Bewegung in Deutschland als nationalromantisches Sinnbild für den von ihr angestrebten deutschen Nationalstaat. In der Ikonografie des deutschen Kaiserreichs nahm Germania stärker nationalistische Züge an. Römische Antike Bildliche Darstellungen der römischen Götter waren bereits mehrere Jahrhunderte v. Chr. häufige Motive von Statuen, Reliefs und Münzen. Die geographischen Personifizierungen sind daraus hervorgegangen, und sie können durch Inschriften, für die Provinz oder Region typische Attribute, oder Kleidung und Haartracht der dargestellten Figuren identifiziert werden. Für viele Objekte ist eine sichere Identifizierung allerdings nicht möglich, da es an erhaltenen Inschriften mangelt. Bei der Feststellung, wann die Germania als Personifikation auftrat und in welcher Weise sie dargestellt wurde, spielen die durch Aufschriften und Herrscherporträts leicht zu datierenden Münzen eine herausragende Rolle. Statuen und Reliefs Die seit dem frühen 16. Jahrhundert in der Antikensammlung der Familie della Valle in Rom nachgewiesene und seit dem 18. Jahrhundert in Florenz in der Loggia dei Lanzi gezeigte Marmorstatue Die trauernde Barbarin wird seit Jahrhunderten als Darstellung der historischen Persönlichkeit Thusnelda angesehen. Darauf deutet nichts hin, aber die Kleidung entspricht der Beschreibung germanischer Frauen, die Tacitus in seinem Werk Germania hinterlassen hat. Darüber hinaus ähnelt die Statue den auf den Reliefs der Marcussäule und auf dem Konstantinsbogen in Rom dargestellten Germaninnen, wie auch den Münzprägungen Hadrians und Mark Aurels. Münzen Römischer Siege und Eroberungen auf Münzen zu gedenken war über Jahrhunderte üblich, und die Darstellungen waren vielfältig. Die ohnehin als Münzbild verwendete Abbildung des eigenen Herrschers, mit einer Beischrift die auf das Ereignis anspielte, war die einfachste Form, auch in Begleitung von Gottheiten wie der Siegesgöttin Victoria. Später kamen verschiedene Symbole hinzu, mit denen der unterlegene Gegner sinnbildlich dargestellt wurde. Dazu wurden typische Waffen oder andere Gegenstände des Gegners gezeigt, wie eine armenische Kopfbedeckung mit der Umschrift „ARMENIA DEVICTA“, exotische Tiere wie Elefanten (Afrika) oder Krokodile (Ägypten), oder auch Personifikationen der Besiegten. Schon unter Sulla wurde um 80 v. Chr. ein Frauenkopf mit einer Elefantenkappe als Personifikation Afrikas dargestellt, mit dieser Münze sollte des Sieges des Feldherrn Pompeius in Nordafrika gedacht werden.[2] Auf einem Denar Gaius Iulius Caesars (reg. 49–44 v. Chr.) sind zu beiden Seiten eines Tropäums gefangene Gallier mit der Gallia abgebildet. Eine Kupfermünze Vespasians (69–79) aus dem Jahr 71 oder 72 erinnerte an die Eroberung Judäas und die Zerstörung Jerusalems. Sie zeigt links unter einer Dattelpalme eine sitzende trauernde Judäa und rechts Vespasian mit erhobenem Speer, ebenso groß wie die Palme abgebildet, den Fuß auf einen am Boden liegenden Helm gestützt, mit der Inschrift „IUDAEA CAPTA“. Weitere Varianten des Themas zeigen die Judäa in gleicher Pose, aber anstelle des Kaisers gefangene Soldaten oder auf dem Boden liegende Speere und Schilde. Auf Golddenaren des Kaisers Domitian (81–96) wird eine Germania in entwürdigender Pose gezeigt, mit entblößtem Oberkörper, trauernd auf ihrem Schild sitzend und mit zerbrochenem Speer. Diese Prägung bezog sich auf die römischen Siege über die Chatten. Golddenare mit diesem Motiv wurden erstmals im Jahr 84 geprägt, als Domitian den Beinamen Germanicus annahm. Während dieser Zeit wurde auf Sesterzen als weiteres Motiv ein Tropäum mit der Aufschrift „GERMANIA CAPTA“ abgebildet, auf dessen rechter Seite ein stehender Gefangener, und links eine sitzende trauernde Germania gezeigt wurden. Der Schriftzug „GERMANIA CAPTA“ und die bildliche Darstellung sind hier als direkter Rückbezug auf die Münzen Vespasians anlässlich der Unterwerfung Judäas zu betrachten. Weitere Motive mit der Germania zeigten sie gemeinsam mit Domitian, dem sie als Zeichen der Unterwerfung ihren Schild überreichte, oder umgeben von auf dem Boden liegenden Speeren und Schilden als Sinnbild für die Heftigkeit der Kämpfe. Die Germania-Darstellungen auf Münzen des Kaisers Hadrians (117–138) haben sich gewandelt, die Germania seiner Münzen zeigt sich in der Art einer Minerva, aufrecht stehend mit Schild und Speer, nur mit der Inschrift „GERMANIA“ ohne abwertenden Zusatz. Es sind verschiedene Darstellungen bekannt, auch solche mit einer entblößten Brust. Nun ist dies nicht mehr als Zeichen der Demütigung zu verstehen, sondern als Attribut. Tacitus hat um 98 in seiner Germania die Kleidung der Germanen beschrieben, bei denen beide Geschlechter ärmellose Umhänge trugen, die die Brust nicht vollständig bedeckten. Diese Wandlung, auch in der positiven Darstellung anderer Personifikationen wie Hispania, Africa und Asia, war darin begründet, dass Hadrians Regierungszeit vom weitgehenden Verzicht auf militärische Aktionen und vom Rückzug aus einer Reihe von Gebieten geprägt war. In dieser Zeit des Friedens führte Hadrian eine Reihe von Reisen in die Provinzen, auch nach Germanien, durch. Er verstand das römische Reich als eine Gemeinschaft der Provinzen und Regionen, die Personifikationen der von ihm besuchten Gebiete wurden zum Motiv von Münzen, ohne dass dies zur Feier ruhmreicher Eroberungen geschah. Unter Mark Aurel (161–180) und Commodus (180–192) folgten in Würdigung der Markomannenkriege wieder Münzen mit Abbildungen der Germania, die sie mit der Inschrift „GERMANIA SVBACTA“ zeigten. Hier erschien erneut das fast einhundert Jahre zuvor unter Domitian verwendete Motiv der besiegten, gedemütigten und trauernden Germania, nun am Fuße eines Tropäums sitzend. Mittelalter Auch im Mittelalter findet sich die Personifikation Germania für Deutschland, so um das Jahr 1000 zusammen mit Roma, Gallia und Sclavinia im Evangeliar Ottos III. (München) oder zusammen mit Roma und Gallia im Perikopenbuch Heinrichs II. Napoleonische Kriege Im Gefolge der Napoleonischen Kriege wuchs die Bedeutung der Germania als Personifizierung Deutschlands, allerdings im Vergleich zur französischen Marianne weiter in einer in Bezug auf das Herrschaftssystem unpolitischen Bedeutung. Ein Beispiel ist die unten gezeigte Grafik von Karl Ruß, eine der ersten bildlichen Darstellungen der Germania im 19. Jahrhundert, mit der er unter Hinweis auf die Völkerschlacht bei Leipzig, die die napoleonische Vorherrschaft über Europa beendete, die Befreiung der Germania durch Arminius darstellt. Die von Arminius besiegten Römer stehen hier stellvertretend für die wenige Jahre zuvor aus Deutschland vertriebenen „französischen Feinde“. Romantik und Revolution Im Stil der romantischen Malerei der Nazarener schuf der Maler Friedrich Overbeck 1828 das Bild Italia und Germania, das Italien und Deutschland in Gestalt einander freundschaftlich zugeneigter Jungfrauen versinnbildlichte. In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts gingen die Bestrebungen, das in verschiedene Staaten aufgeteilte Deutschland zu vereinigen, mit einem Anwachsen des deutschen Nationalismus einher. Die im Zuge der Deutschen Revolution gewählte Frankfurter Nationalversammlung tagte 1848 bis 1849 unter dem programmatischen Bild der Germania des Malers Philipp Veit, die eine schwarz-rot-goldene Nationalfahne in ihrer Rechten sowie Schwert und Olivenzweig in ihrer Linken hält. Bereits um 1835 hatte Veit eine mit Eichenlaub bekrönte Germania am Fuße einer Eiche in einer romantischen Flusslandschaft mit Burgen, Reichskrone, Schwert und Doppeladlerschild gemalt. Gleiche und weitere Attribute fand der Düsseldorfer Maler Christian Köhler für seine Erwachende Germania, die er im Geist der entstehenden deutschen Nationalromantik 1849 schuf. Die Bildmotive des deutschen Nationalismus gewannen durch die in den Schützen-, Sänger- und Turnerfesten sich fortsetzenden Einigungsbestrebungen der 1850er und 1860er Jahre weitere – lyrische, musikalische, malerische und plastische – Erscheinungsformen. Eine durch die Rheinromantik beeinflusste, populäre Gestalt einer Germania hat der Düsseldorfer Maler Lorenz Clasen in seiner Germania auf der Wacht am Rhein geschaffen, in der eine mit Schwert und Reichsadlerschild bewaffnete, walkürenhafte Figur kampfesbereit über den Rhein in Richtung Westen blickt und erstmals den betont wehrhaften Typus der Germania darstellt. Das Motiv wurde in zahlreichen Stichen reproduziert. Kaiserreich und 20. Jahrhundert Die Verkörperung einer zum Krieg gerüsteten Germania gewann durch die Jahre 1870 und 1871 (Deutsch-Französischer Krieg) noch mehr an Verbreitung. Diese Entwicklung stand im Kontext der Historienmalerei und Monumentalmalerei der Wilhelminischen Ära, in der es Preußen darum ging, eine nationale Geschichte in seinen Provinzen, vornehmlich in Rathäusern, Schlössern, Universitäten und Ruhmeshallen, volkstümlich zu vermitteln. Die zahlreichen Sieges- und Kriegerdenkmäler haben ähnliche und weitere Typen geschaffen, von denen Johannes Schillings Niederwalddenkmal wohl am volkstümlichsten geworden ist. Diese Germania kann als eine Verbindung einer „Schlachtenjungfrau“ (Walküre) mit der das „Vaterland“ versinnbildlichenden „deutschen Mutter“ gedeutet werden. Friedrich August von Kaulbach erweiterte 1914 den Aspekt der Walküre um die Beschreibung einer angreifenden Jeanne d’Arc aus Friedrich Schillers Drama Die Jungfrau von Orleans, um im Duktus des Wilhelminismus die Wehrhaftigkeit Deutschlands zu Beginn des Ersten Weltkriegs darzustellen. Von 1900 bis 1922 wurde von der Reichspost eine Germania-Briefmarkenserie herausgegeben, die die gekrönte Germania im Profil zeigte. Anlässlich der Saarabstimmung erschien am 16. Januar 1935, wenige Tage nach der Abstimmung, eine weitere Reihe von Briefmarken mit dem Bildmotiv Die Saar kehrt zur Mutter Deutschland zurück. Diese Marken zeigten im Unterschied zur allegorischen Figur vom Anfang des Jahrhunderts eine realistisch dargestellte Mutter, die ihre Tochter in die Arme nimmt und bei der nur ein Eichenkranz auf dem Kopf ihre Rolle als Germania andeutet. Gegenwart Im Alltagsleben des 21. Jahrhunderts ist die Figur der Germania bedeutungslos. Ohne dass sie bewusst wahrgenommen wird, erscheint sie jedoch noch häufig in den Eigennamen von Vereinen, besonders studentischer Verbindungen und Sportvereinen, deren Gründung im 19. und frühen 20. Jahrhundert erfolgte. Das Zeremonienschwert ist ein Teil der Reichskleinodien der römisch-deutschen Könige und Kaiser des Heiligen Römischen Reiches. Mit dem Zeremonienschwert wurden nach der Krönung des Kaisers die Abgesandten der Stadt Nürnberg, in der die Reichskleinodien aufbewahrt wurden, rituell in den Ritterstand erhoben. Aussehen Das Schwert hat eine Länge von 108,5 cm. Der Griff und Parierstange bestehen aus Holz. Das Holz wurde mit Goldplatten verkleidet. Der Knauf aus vergoldetem Silber trägt auf der einen Seite einen einköpfigen Reichsadler und auf der anderen Seite einen böhmischen Löwen und ist eine Ergänzung Kaiser Karl IV. Die stark überschliffene Klinge trägt eine Schwertfegermarke in Form eines Kruckenkreuzes. Die Scheide, mit einer Länge von 92,5 cm, besteht aus einem starken Leinengewebe, das außen dicht mit vergoldeten Silberfäden umgeben ist. Darauf wurden Goldplatten, die mit Perlen und Rubinen geschmückt sind, angebracht. In die leinene Scheide wurde zur Versteifung eine weitere Scheide aus Holz eingeschoben. Siegfried (in nordischen Sagen auch Sigurd) ist eine Sagenfigur verschiedener germanischer Sagenkreise, insbesondere der Nibelungensage. Wesentliche Elemente der Siegfried-Gestalt sind übermenschliche Kräfte, die Tötung eines Drachen, mit der in einigen Sagenversionen die Gewinnung eines großen Schatzes verbunden ist (hauptsächlich in nordischen; aber z. B. nicht im Nibelungenlied, in dem Horterwerb und Drachenkampf verschiedene Abenteuer sind) und seine Ermordung (im Nibelungenlied durch Hagen von Tronje; in einigen nordischen Überlieferungen durch Gottorm). Seine Biographie wird in allen anderen Elementen von den einzelnen Dichtungen, in denen er auftritt, stark unterschiedlich gestaltet; also sowohl seine Herkunft als auch der weitere Verlauf seines Lebens, die Gründe für seine Ermordung und der Ort des Mordes ebenso wie die von ihm benutzten magischen Requisiten (z. B. benutzt er nur im Nibelungenlied einen Tarnmantel, die sogenannte ‚Tarnkappe‘). Er wird als sehr mutig und tapfer beschrieben. Otto Eduard Leopold von Bismarck-Schönhausen, genannt der Eiserne Kanzler, (* 1. April 1815 in Schönhausen (heute Sachsen-Anhalt); † 30. Juli 1898 in Friedrichsruh bei Hamburg), war ein deutscher Staatsmann. Er war der Gründer und erste Kanzler des Deutschen Reiches. Vormals war er Bundeskanzler des Norddeutschen Bundes sowie Ministerpräsident und Außenminister von Preußen. Er war seit 1865 Graf von Bismarck-Schönhausen, seit 1871 Fürst von Bismarck und seit 1890 Herzog zu Lauenburg. Den Herzogtitel, den er bei seiner Entlassung erhielt, führte er niemals. Er ließ auch Post zurückgehen, die so adressiert war. Ebenfalls seit seiner Entlassung war er ehrenhalber Generaloberst. Leben Otto von Bismarck wurde am 1. April 1815 in Schönhausen an der Elbe bei Stendal (heute Sachsen-Anhalt) geboren, seine Familie übersiedelte aber schon 1816 nach Kniephof in Pommern, wo er die ersten Jahre seiner Kindheit verbrachte. Nach dem Abschluss des humanistischen Berlinischen Gymnasiums zum Grauen Kloster studierte Otto von Bismarck zunächst ab Mai 1832 an der Universität Göttingen, wo er Mitglied des Corps Hannovera Göttingen war, dann ab November 1833 in Berlin Rechtswissenschaften und schloss sein Studium 1835 mit dem ersten Staatsexamen ab. Nach dem Studium war er am Kammergericht in Berlin und als Regierungsreferendar bei Behörden in Aachen und Potsdam tätig. Im Jahr 1838 leistete Bismarck als Einjährig-Freiwilliger seinen Militärdienst zunächst beim Garde-Jäger-Bataillon ab. Im Herbst wechselte er zum Jäger-Bataillon Nr. 2. nach Greifswald (Pommern) und begann dort das Studium der Landwirtschaft. Nach dem Tod seiner bürgerlichen Mutter am 1. Januar 1839 (Luise Wilhelmine von Bismarck, geb. Menken * 24. Februar 1790), mit der er in einem gewissen Spannungsverhältnis lebte, bezog er das pommersche Gut Kniephof und wurde Landwirt. Nach dem Tod seines Vaters (Karl Wilhelm Ferdinand von Bismarck *13. November 1771) am 22. November 1845 übernahm er die Bewirtschaftung des Bismarckschen Besitzes Schönhausen. Dass er auch darin allein nicht seinen Lebensinhalt finden konnte, zeigte sich in politischen Ambitionen, aber auch in ausgeprägter Beschäftigung mit Philosophie, Kunst, Religion und Literatur. Schon damals war er ein meisterlicher Redner und Briefschreiber. 1847 heiratete er in Reinfeld (Landkreis Rummelsburg i. Pommern) Johanna von Puttkamer (1824–1894). Dieser Ehe entstammen seine Kinder Marie (1847–1926), Herbert (1849–1904) und Wilhelm (1852–1901). Zu dem Zeitpunkt wurde er im preußischen Vereinigten Landtag auf Seiten der Konservativen politisch aktiv. 1849 und 1850 gehörte er der Zweiten Kammer des Landtages an und war Wortführer des äußersten rechten Flügels. Während der Märzrevolution von 1848/49 profilierte er sich als konsequenter Verteidiger des monarchischen Prinzips. Einen auf Volkssouveränität gegründeten deutschen Nationalstaat, wie ihn die Frankfurter Nationalversammlung proklamierte, lehnte er ab – Preußen sollte Preußen bleiben. Obwohl Bismarck keine diplomatische Ausbildung besaß, wurde er 1851 zum preußischen Gesandten beim Bundestag in Frankfurt ernannt. Dieses Mandat behielt er bis 1859. 1859–1862 war er Gesandter in St. Petersburg, 1862 kurzzeitig Botschafter in Paris. Am 23. September 1862 wurde Bismarck von König Wilhelm I. im Verfassungskonflikt zum preußischen Ministerpräsidenten, am 8. Oktober 1862 auch zum Außenminister berufen. Letzteres, weil Bismarck auf Grund des Kollegialprinzips im preußischen Kabinett nur so seine außenpolitischen Vorstellungen umsetzen konnte. Da Preußen auf die angestrebte Kleindeutsche Lösung (eine Vereinigung der deutschen Länder unter der Führung Preußens unter Ausschluss Österreichs) in der Olmützer Punktation 1850 verzichten musste, sollte dieses Ziel durch eine Niederlage Österreichs und seiner Anhänger im deutschen Bund auf militärischem Wege forciert werden. Auseinandersetzungen um die Verwaltung von Schleswig Holstein ließ man zum Deutschen Krieg eskalieren, der am 3. Juli 1866 in der Schlacht von Königgrätz zu Gunsten Preußens und seiner Verbündeten entschieden wurde. Um die Besiegten als potentiellen Partner zu erhalten, stellte man im Prager Frieden keine territorialen Forderungen an das Kaiserreich, hielt sich jedoch an Sachsen und anderen deutschen Staaten, die Österreich unterstützt hatten, schadlos. Bismarck, der seit seiner Jugend Pommern sehr verbunden war, erwarb 1867 von der ihm wegen des erfolgreichen Deutschen Krieges bewilligten Dotation von 400.000 Talern das Rittergut Varzin und ließ auf dessen Fluren die Hammermühle und weitere Papierfabriken errichten, die sich bald zum größten Unternehmen Ostpommerns entwickelten und legte somit den Grundstein für die Gemeinde Hammermühle, die heutige polnische Stadt Kępice. Infolge der Stärkung Preußens in den 1860er Jahren steigerten sich die deutsch-französischen Gegensätze.(Motto: Rache für Sadowa ! ( Königgrätz). In Spanien kandidierte der mit den in Deutschland regierenden Hohenzollern verwandte Prinz Leopold von Hohenzollern-Sigmaringen für den Thron, wodurch Frankreich Angst hatte von den Hohenzollern eingekesselt zu sein, was zum Deutsch-Französischen Krieg von 1870/71 führte (zu den Kriegsgründen vergleiche Emser Depesche). Vor dem Beginn dieses Krieges hatte Bismarck geheime Schutz- und Trutzbündnisse mit den süddeutschen Staaten geschlossen. Die Bemühungen Bismarcks um die nationale Einigung gipfelten nach dem Sieg der deutschen Truppen in der Kaiserproklamation des preußischen Königs Wilhelms I. am 18. Januar 1871 im Spiegelsaal des Schlosses von Versailles und der Gründung des 2. Deutschen Reiches. Der Reichsgründung waren zähe Verhandlungen mit den süddeutschen Fürsten vorangegangen, die sich dabei einige Sonderrechte erstritten. Die meisten Sonderrechte behielt Bayern, dessen Widerstand erst durch eine handfeste Bestechung aus dem Welfenfond überwunden wurde, woraufhin der bayrische König Ludwig II. im von Bismarck formulierten Kaiserbrief die Rangerhöhung Wilhelms I. vorschlug. Bismarck erreichte durch den Frieden von Frankfurt zudem den territorialen Zugewinn von Elsaß-Lothringen. Die Gründung des 2.Deutschen Reiches wurde maßgeblich von Bismarck initiiert, wobei sein enger Vertrauter Rudolf von Delbrück die Verhandlungen mit den süddeutschen Staaten führte. Bismarck wurde erster Reichskanzler, blieb aber wie vorgesehen preußischer Ministerpräsident. In dem Zeitraum zwischen dem 18. Januar und dem Inkrafttreten der Reichsverfassung am 16. April 1871 bestand allerdings der Norddeutsche Bund faktisch weiter, nur waren nun die süddeutschen Staaten beigetreten. Bismarck, der weiterhin Reichskanzler war, kann somit als erster gesamtdeutscher Reichskanzler bezeichnet werden. Innenpolitik Bismarck wurde 1862 durch den Konflikt um die Heeresreform zwischen dem preußischen Landtag und dem preußischen König Wilhelm I. trotz des heftigen Widerstands von dessen Gemahlin, der Königin Augusta, zum preußischen Ministerpräsidenten berufen. Um die Heeresreform, die Preußen militärisch stärken sollte, auch ohne die Zustimmung des Parlamentes durchsetzen zu können, berief er sich auf die so genannte Lückentheorie. Nach seiner Auffassung war der Fall des unauflöslichen Dissenses zwischen Monarch und Parlament in der Verfassung nicht geregelt. Demnach läge eine Lücke vor, die durch die Prärogative des Königs geschlossen werden müsse. Diese Verfassungsinterpretation ist zumindest stark angreifbar und nach Auffassung vieler ein schlichter Verfassungsbruch. Sie ermöglichte es Bismarck aber, nach der Ablehnung des Militärhaushalts durch den preußischen Landtag, ohne formell gebilligtes Budget die Heeresreform durchzuführen. Nach dem Sieg über Österreich brachte Bismarck 1866 die Indemnitätsvorlage in das Parlament ein, um seinen Verfassungsbruch nachträglich zu legitimieren. Die Abstimmung über diese Frage spaltete die liberale Partei (in demokratische Liberale und Nationalliberale). Und Bismarck hatte durch seinen Alleingang auch die demokratische von der nationalen Bewegung getrennt. Bismarck stand während und nach dem Erreichen seines Vorhabens, einen deutschen Einheitsstaat zu erschaffen, zwei neuen Feinden gegenüber: der Sozialdemokratie und der katholischen Kirche unter Papst Pius IX. Es kam zu großen Auseinandersetzungen mit der Kirche. Die Kirche begünstigte, ganz im Gegenteil von Bismarcks Willen, die Ausbreitung der polnischen Sprache. So sah Bismarck eine eventuell drohende polnische Nationalbewegung. 1870 kam es zur Gründung der Deutschen Zentrumspartei. Diese oppositionelle Partei stellte den politischen Arm der katholischen Kirche dar und forderte unter anderem die Restauration des weltlichen Besitzes des Papstes und nach Schutz des Rechtes der Religionsgemeinschaften vor Eingriffen durch den Staat. Dies konnte zu einer Herrschaft der Kirche neben dem Monarchen führen, vielleicht sogar zu einer indirekten Mitherrschaft des Papstes. Außerdem ging diese Partei enge Verbindungen mit diejenigen ein, die ebenfalls mit dem neuen Reich nicht einverstanden waren, wie z.B. den Welfen, Polen und Elsässern. Dieser Umstand erboste Bismarck so sehr, dass er sich zum Kampf bereiterklärte. Diese Auseinandersetzungen, welche bis 1887 andauerten, bezeichnet man als Kulturenkampf. Wichtigster Gegenspieler Bismarcks war Ludwig Windthorst (1812–1891). „Mein Leben erhalten und verschönen zwei Dinge: meine Frau und – Windthorst, die eine ist für die Liebe da, der andere für den Haß“, pflegte Bismarck zu sagen und verdeutlicht damit den Dualismus zwischen ihm und Windthorst. Grund für diesen Hass war die Tatsache, dass die Zentrumspartei als Quelle für reichsfeindliche Kräfte fungierte. Bismarck reagierte spätestens als das Zentrum in den ersten Reichstagswahlen (am 3.3.1871) als zweitstärkste Partei hervorging. Im Zuge dieser Auseinandersetzung wurden Rechte und Machtstellung der Kirche durch Reichs- und preußische Landesgesetze beschnitten (Kanzelparagraph, Brotkorbgesetz) und auch die Zivilehe eingeführt. In diesem Zusammenhang äußerte Bismarck in einer Reichstagsrede den bekannten Satz: „Seien Sie außer Sorge, nach Canossa gehen wir nicht – weder körperlich noch geistig.“ Da all dies nicht den gewünschten Erfolg hatte, sondern nur die öffentliche Meinung gegen sich aufbrachte und das politische Klima in Deutschland vergiftete, griff Bismarck zu einer anderen seiner Taktiken und machte sich den unbesiegbaren Feind zum Freund: Nach dem Tod Pius IX 1878 nutzte er die Gelegenheit, ein weniger angespanntes Verhältnis zu dem neu gewählten Papst Leo XIII zu beginnen. Der Papst half Bismarck unauffällig, einen Ausgleich mit dem Zentrum zu erlangen; im Gegenzug nahm dieser schrittweise die rabiatesten Erlasse zurück. Nach dem Misslingen des Kulturkampfes kümmert sich Bismarck nun um die Arbeiterbewegung, welche er als ersten Reichsfeind deklariert. Bismarcks zunehmend konservative Politik (Verstaatlichungen, Protektionismus, autoritäre Innenpolitik - siehe dazu auch Tendenzpolitik) führte ab 1876 zur Kanzlerkrise: nachdem bereits 1876 sein liberaler Amtsleiter Rudolf von Delbrück unter Protest zurückgetreten war, konnte sich Bismarck im März 1877 beim Kaiser nicht mit seiner Forderung durchsetzen, den preußischen Staatsminister Albrecht von Stosch zu entlassen. Jedoch herrschte nach der Gründung des Deutschen Kaiserreiches Hochkonjunktur und es entstanden viele große Firmen und Banken. Dennoch konnten zahlreiche Firmen der ausländischen Konkurrenz nicht standhalten. In dieser Lage verlangte das bisher so liberale Bürgertum den Schutz des Staates und man forderte staatliche Schutzzölle auf die Einfuhr ausländischer Waren, um so den Markt für eigene Erzeugnisse zu sichern. Bismarck geht 1878/79 auf diese Forderungen ein. Somit gewinnt er die beiden herrschenden Klassen - Adel und Großbürgertum - für seine Politik. Daraufhin wendet Bismarck sich der Sozialdemokratischen Partei zu, die für ihn und für die meisten Adligen „Reichsfeinde” sind, weil ihr Programm auch marxistische Ideen enthält. 1878 nahm er dann das zweite Attentat auf Kaiser Wilhelm I. zum Anlass, das Sozialistengesetz im Reichstag zu initiieren, das bis 1890 in Kraft blieb. Dieses Ausnahmegesetz, das seinen Zweck letztlich verfehlte, erlaubte es, die sozialistische Agitation zu verbieten, ließ jedoch die politische Arbeit der Sozialdemokratischen Partei in Wahlmandaten wie beispielsweise im Reichstag unangetastet. Nachdem das Gesetzeswerk den Zweck, die Sozialdemokratie zu schwächen, verfehlt hatte, verlor Bismarck das Interesse daran; in seinen Gedanken und Erinnerungen widmet er diesem Thema kein einziges Wort. Da Bismarck die Arbeiter von der Sozialdemokratischen Partei fernzuhalten versucht, wurden unter seine Ägide in den Jahren 1883 - 1889 die gesetzliche Unfallversicherung und die gesetzliche Krankenversicherung ins Leben gerufen. Diese Sozialpolitik verbessert auf deutliche Weise die Lage der Arbeiterschaft und heute gilt Bismarck deshalb als Vater der deutschen Sozialversicherung. Dennoch scheitert Bismarck daran, die Arbeiter den Sozialdemokraten zu entfremden. Außenpolitik Voraussetzung für Bismarcks erfolgreiche Außenpolitik war die „Saturiertheit“ des Reiches nach der Reichseinigung von 1871, das heißt der Verzicht auf weitere Expansion und weitere Annexionen nach der Krieg-in-Sicht-Krise von 1875. So konnte er durch eine geschickte Bündnispolitik das europäische Mächtegleichgewicht der „Großen Fünf“ (Pentarchie) erhalten, einer Isolierung Deutschlands vorbeugen und Kriege der Nachbarn gegen das Deutsche Reich, aber auch gegeneinander verhindern (Berliner Kongress 1878). Nach dem Aufstieg Deutschlands in die Gesellschaft der großen europäischen Nationalstaaten mehrten sich in den 1870er-Jahren die Stimmen, die den Erwerb von Kolonien, insbesondere in Afrika, für das deutsche Reich forderten. Bismarck stand diesen Plänen desinteressiert und ablehnend gegenüber, da er sich geringe wirtschaftliche Vorteile davon versprach, und den Konflikt mit anderen europäischen Kolonialmächten befürchtete. 1871 lehnte Bismarck das Angebot der Franzosen ab, Cochinchina – etwa das heutige Vietnam – als Kolonie im Rahmen der Reparationsleistungen übertragen zu bekommen: „O! O! Cochinchina! Das ist aber ein sehr fetter Brocken für uns; wir sind aber noch nicht reich genug, um uns den Luxus von Kolonien leisten zu können.“ Unter dem zunehmenden innenpolitischen Druck stellte das Deutsche Reich jedoch 1884 und 1885 nach englischem Vorbild mehrere Besitzungen deutscher Kaufleute in Afrika und in Neuguinea unter seinen Schutz (siehe Deutsche Kolonien). Etwa zur gleichen Zeit beschloss der Reichstag in der Dampfersubventionsvorlage – ebenfalls nach englischem Vorbild – die Bezuschussung von regelmäßig verkehrenden Linienschiffen nach Ostasien, den Reichspostdampferlinien. In der Folge wandte sich Bismarck von dieser Politik wieder ab und konzentrierte sich auf die europäische Sphäre, die ihm wichtiger war („Frankreich liegt links, Russland liegt rechts, in der Mitte liegen wir. Das ist meine Karte von Afrika.“). „Der Lotse geht von Bord“ Bismarcks Sturz im Jahr 1890 ist vor allem auf das Scheitern eines von ihm vorgelegten verschärften Sozialistengesetzes im Reichstag zurückzuführen, das er gegen die durch bedeutende Wahlerfolge im Januar erstarkten Sozialdemokraten einsetzen wollte. Zudem wünschte der junge Kaiser Wilhelm II. künftig eine eigene Politik, frei von Bismarcks Einfluss, zu gestalten. Nach seiner entwürdigenden Entlassung (Bismarck selbst: „...die ich ein Leichenbegängnis erster Klasse mit Recht nennen konnte.“) am 20. März 1890 durch Wilhelm II. setzte wenig später eine beispiellose Bismarck-Verehrung ein (Bismarck-Denkmal, Bismarckstraßen und Bismarckgesellschaften). Bismarck starb am 30. Juli 1898 in Friedrichsruh. Er wurde in einem Mausoleum auf Friedrichsruh neben seiner Frau begraben. Eine Büste wurde in der Walhalla aufgestellt und er ist außerdem Ehrenbürger der Städte Darmstadt, München, Hamburg, Wandsbek, Kassel, Köln, Moers, Detmold, Zwickau, Rathenow, Wermelskirchen (1895) sowie seit 1895 aller badischen Städte. Bismarck selbst wurde 1891 Mitglied des Kreistages von Stormarn. Er kandidierte auch für den Reichstag, wurde gewählt, nahm aber sein Mandat nie wahr. Eine Karikatur von Sir John Tenniel im englischen Satiremagazin Punch vom 29. März 1890 bei der Bismarck unter den Augen Wilhelms II. das (Staats)Schiff verlässt, wurde mit „Dropping the Pilot“ betitelt, was meist (nicht ganz korrekt) mit „Der Lotse geht von Bord“ übersetzt wird. Bismarcks Memoiren: Gedanken und Erinnerungen Bismarck diktierte nach seiner Entlassung seine Memoiren, die unter dem Titel „Gedanken und Erinnerungen“ veröffentlicht wurden. Der zweite Teil dieses Buches, in dem er sich sehr kritisch mit seiner Zeit als Kanzler unter Kaiser Wilhelm II. auseinandersetzte, sollte erst nach dessen Tod erscheinen. Mit der Revolution in Deutschland 1918 und dem Exil des Kaisers gingen die gesammelten Memoiren aber gegen den Protest der Familie Bismarck bereits 1919 in Druck. Als historische Quelle ist das Werk mit Vorsicht zu genießen, da es Bismarck – wie schon zu seinen Lebzeiten – mit der historischen Wahrheit nicht so genau nahm. Sein Hauptzweck war die eigene Rechtfertigung und damit die Herabsetzung von Kaiser Wilhelm II. Das Werk gilt trotzdem als lesenswert, da es Eindrücke über Bismarcks Gefühlswelt vermittelt und meisterhaft formuliert ist. Die Nachfolge Grundsätzlich wollte Bismarck das Kanzleramt erst aus zwingenden Altersgründen abgeben. 1889 erwog er kurz, sich auf das Außenministerium zu beschränken, gab den Gedanken aber bald darauf wieder auf. Aus der Förderung der politischen Karriere seines Sohnes ist zu entnehmen, dass er ihn gerne als Garant der Fortsetzung seiner Politik zumindest im Außenressort verankert sehen wollte. Er konnte dies allerdings nicht umsetzen. Als Nachfolger Bismarcks wählte der Kaiser den politisch unerfahrenen General Leo von Caprivi. Personenkult Bismarck wurden zahlreiche Ehrungen zuteil. Schon zu Lebzeiten errichtete man viele Denkmäler, meist Bronzestandbilder, aber auch architektonische Monumente widmete man ihm (→Bismarck-Denkmal). Der Bismarckturm zwischen Allmannshausen und Assenhausen am Starnberger See wurde zwischen 1896 und 1899 errichtet. Seine Studentenwohnung in Göttingen, das Bismarck-Häuschen, ist als kleines Museum zugänglich. In der bildenden Kunst wurde er vor allem von Franz von Lenbach und Christian Wilhelm Allers portraitiert. Häufig findet man auch Darstellungen Bismarcks als Schmied, wie z.B. in einem Gemälde von Guido Philipp Schmitt, das Bismarck dabei zeigt, wie er der Germania das von ihm geschmiedete Reichsschwert übergibt. Nach seinem Tode wurden ihm, finanziert in der Regel durch Spenden der Bevölkerung, zunehmend auch Groß-Monumente gewidmet. Vielerorts wurden Bismarcktürme und -säulen erbaut, teils herkömmliche Aussichtstürme, teils Feuersäulen mit Vorrichtungen, die es erlaubten, ein großes Gedenkfeuer zu entzünden. Viele dieser Bauwerke waren nach dem Entwurf des Architekten Wilhelm Kreis gestaltet, der bei einem Wettbewerb der „Deutschen Studentenschaft“ 1899 den ersten Preis erhalten hatte. Nahe der Rudelsburg wurde ihm ein Denkmal errichtet. Von den unzähligen Bismarck-Denkmälern Deutschlands war dies das einzige, das ihn als lässig dasitzenden jungen Mann mit dem Couleurband um die Brust und einem studentischen Korbschläger in der Hand zeigte. Das Konzept, Bismarck als Student in legerer Haltung darzustellen, erzeugte kontroverse Diskussionen, war aber von ihm selbst am 27. April 1895 genehmigt worden. In der DDR wurde dieses Denkmal 1951/1952 durch die FDJ zerstört. Auf Betreiben seines Corps Hannovera Göttingen wurde das Denkmal originalgetreu reproduziert und schließlich im April 2006 eingeweiht. Weiterhin wurde Bismarck die Skulptur des so genannten Adlers zugedacht, eine etwa 18 m hohe Aufschichtung von behauenen Steinquadern, die am Rand einer Aussichtsplattform am Hang des Hoyerbergs im gleichnamigen Stadtteil von Lindau (Bodensee) errichtet ist. Erkennbar ist diese Widmung durch Einarbeitung eines etwa 1,50 m großen Bismarck-Reliefs im Sockel. Das größte Bismarck-Monument in Deutschland ist das 1906 eingeweihte Bismarck-Denkmal in Hamburg-Sankt Pauli (Entwurf: Hugo Lederer), das den ehemaligen Reichskanzler als monumentale Roland-Figur darstellt, mit Rüstung und auf das Schwert gestützt. Der Plan, ein gigantisches Bismarck-Nationaldenkmal bei Bingerbrück zu erbauen, wurde durch den Ausbruch des Ersten Weltkriegs verhindert. Ein Schlachtschiff der Tirpitz-Klasse wurde im zweiten Weltkrieg nach Bismarck benannt, das Schlachtschiff Bismarck. An seinem Geburtsort Schönhausen wurde 1998 mit Mitteln des Landes Sachsen-Anhalt ein Bismarckmuseum eingerichtet. Am 1. November 2004 wurde in Jever ein weiteres Bismarckmuseum eröffnet. In der österreichischen Stadt Linz ist eine Straße nach Bismarck benannt. Die Bundesrepublik Deutschland errichtete ihm zu Ehren 1996 die Otto-von-Bismarck-Stiftung als bundesunmittelbare Stiftung in Friedrichsruh. Filme Die Entlassung (1942) von Wolfgang Liebeneiner. Die Nibelungensage ist ein im deutschen und skandinavischen Mittelalter weitverbreiteter heldenepischer Stoff, der über Jahrhunderte in zahlreichen voneinander abweichenden Fassungen überliefert ist. Seine bekannteste schriftliche Fixierung ist das mittelhochdeutsche Nibelungenlied (um 1200, wahrscheinlich aus dem Raum Passau). Die Sage schlägt sich in mittelalterlichen Quellen außer dem Nibelungenlied in der Saga von Dietrich von Bern (Thidrekssaga, altnordisch mit niederdeutschen Quellen, ca. 1250) und zahlreichen Liedern der Liederedda nieder. Darunter mehrere Sigurdlieder und das Ältere Atlilied (altnordisch, aufgezeichnet im 13. Jahrhundert nach teilweise viel älteren Quellen oder Vorstufen) sowie eine Prosa-Nacherzählung der Eddalieder in der Edda des Snorri Sturluson (altnordisch, ca. 1220), Völsunga-Saga, (altnordisch, ca. 1250). Die Ursprünge der Sage reichen bis in das heroische Zeitalter der germanischen Völkerwanderung zurück. Ein historischer Kern der Sage wird in der Zerschlagung des Burgundenreiches im Raum von Worms in der Spätantike (um 436) durch den römischen Magister militum Aetius mit Hilfe hunnischer Hilfstruppen gesehen. Weitere Anknüpfungspunkte bieten die Schlacht auf den Katalaunischen Feldern 451, der Tod Attilas sowie die Geschehnisse im zweiten Burgunderreich an der Rhone und die Geschehnisse bei den Merowingern bis zum Tode Brunichildis 613. Der Privatgelehrte Heinz Ritter-Schaumburg vertrat die Auffassung, das "christlich geprägte" und sich auf die alten maeren berufende Nibelungenlied beruhe auf einer Frühform der "heidnisch geprägten", von historischen Ereignissen im norddeutschen Raum des 5./6. Jahrhunderts n. Chr berichtenden Thidrekssaga, die als Vorlage gedient habe. Diese These einer Historizität der Thidrekssaga wird von den meisten Fachgermanisten abgelehnt. Vielmehr seien sowohl das Nibelungenlied wie die Thidrekssaga schriftepische Bearbeitungen von schriftlichen und mündlichen Sagenfassungen, die im 12. Jahrhundert im ober- und niederdeutschen Sprachraum kursierten. Inhalt, poetische Form und Verwandtschaft dieser Fassungen werden sich nie genau bestimmen lassen. Jedoch wird heute mehrheitlich angenommen, dass die Thidrekssaga niederdeutsche, großteils schriftliche Quellen benutzt, die ihrerseits zu einem guten Teil Bearbeitungen schriftlicher oberdeutscher (bairischer) Vorlagen sind. Vor allem die Verlegung des Unterganges der Nibelungen nach Westfalen scheint sekundär zu sein. Inhalt des Nibelungenliedes Im Nibelungenlied ist die Kriemhild und die Hauptproblematik die der höfischen Kultur; es macht aus dem vermutlich viel älteren Sagenstoff beinahe einen Roman, der im Kleid einer Sage Probleme der damaligen Gegenwart von Autor und Publikum zu behandeln scheint. Hier werden nur die Elemente herausgegriffen, die für die Sagengeschichte relevant sind. Siegfried, Brünhild und die Herkunft der Nibelungen Siegfried ist Sohn des Königs Siegmund von Niederland (Hauptstadt: Xanten am Niederrhein), der stärkste aller Helden, hat außerdem einen märchenhaften Schatz, den Hort des verstorbenen Königs Nibelung von Nibelungenland (das in Norwegen gedacht wird), erworben und ist unverwundbar, weil er im Blut eines Drachen badete, den er erschlug, und dadurch eine Hornhaut bekam. Zugleich mit dem Hort erwarb er die Tarnkappe, einen unsichtbar machenden Tarnmantel ('kappe' heißt hier 'Mantel'), die er dem Zwergen Alberich abnahm, der den Hort bewachte. Siegfried zieht nach Worms, damit er um die schöne Kriemhild werben kann. Dort bringt er nicht gleich seine Werbung vor, sondern bleibt zunächst ein Jahr an ihrem Hof, um sich ihren Brüdern unentbehrlich zu machen. Das gelingt ihm auch. Gunther, der älteste Bruder Kriemhilds, verspricht, der Heirat zwischen seiner Schwester und Siegfried zuzustimmen, wenn Siegfried ihn nach Isenstein (auf Island) begleitet, denn Gunther möchte die dortige Königin Brünhild zur Frau nehmen. Die Hochzeiten Brünhild besitzt, so lange sie Jungfrau bleibt, übernatürliche, magische Kräfte und ist nicht bereit, sich einem Mann hinzugeben, der sie nicht in drei Kampfspielen besiegen kann: Steinwurf, Weitsprung und Speerwurf. Misslingt es ihm, ist sein Leben verwirkt. Gunther könnte das nie leisten. Siegfried ist sowohl ortskundig, denn er war schon an Brünhilds Hof und kennt sie persönlich, als auch kräftig genug, die Spiele zu bestehen, hat allerdings trotzdem nicht um sie geworben. Siegfried ist bereit, durch die Tarnkappe unsichtbar, Gunther zu helfen. Brünhild nimmt zunächst an, Siegfried wolle um sie werben. Siegfried muss eine Lüge erdenken, damit Brünhild nicht Verdacht schöpft, wieso er, ein selbständiger König, zusammen mit Gunther nach Island kommt, wenn er bei der Werbung keine Funktion hat. Siegfried erklärt ihr daher, er sei Gefolgsmann Gunthers und komme nicht freiwillig mit. Daraufhin akzeptiert Brünhild, dass Gunther werben will, und wird zu ihrer Überraschung von ihm, den sie für schwach einschätzte, besiegt (dass Gunther nur die Gebärden macht und Siegfried, unsichtbar, schießt und Gunther im Sprunge trägt, merkt sie nicht). In Worms angelangt, ist alles plötzlich anders: Siegfried leistet keine Dienste, sondern wird als mit Gunther gleichrangig behandelt; außerdem findet gleichzeitig mit der Heirat Gunthers und Brünhilds die Heirat Siegfrieds mit Kriemhild statt, als Doppelhochzeit, ohne Rangunterschiede. Kriemhild ist offensichtlich glücklich, obwohl doch eine Heirat mit einem Gefolgsmann des Bruders eine Mesalliance wäre. Brünhild weint an der Hochzeitstafel. Gunther ist aber nicht bereit, ihre Fragen zu beantworten. Da beschließt sie, den Vollzug der Ehe zu verweigern, bis er ihr die Wahrheit gesteht. Da Gunther das nicht tun kann, fesselt ihn Brünhild in der Hochzeitsnacht mit ihrem Gürtel und hängt ihn an einen Nagel an der Wand. Erst am Morgen nimmt sie ihn ab. Wieder muss Siegfried helfen: In der nächsten Nacht schleicht er, durch die Tarnkappe unsichtbar, in Gunthers Schlafzimmer und ringt Brünhild im Ehebett nieder, bis Brünhild sich freiwillig ergibt. Nun kann Gunther sie entjungfern. Erst daraufhin verliert sie ihre magischen Kräfte und ist so schwach wie eine normale Frau. Während des Kampfes nimmt Siegfried heimlich ihren Ring und ihren Gürtel mit und schenkt sie später seiner Frau Kriemhild als Beweisstücke, weil sie wissen will, wo er in der Nacht nach der Hochzeitsnacht war. Der Streit der Königinnen Brünhild erhält weiterhin keine Antwort, und kann sich auch nicht mehr wehren. Die Zeit lindert das nicht, und wenn sie hört, dass Kriemhild mit Siegfried in dessen Land glücklich ist, kann sie es sich nicht erklären. Auch verlangt Gunther nie von irgendjemandem aus Siegfrieds Land irgendwelche Dienste oder Zinszahlungen. Noch nach über neun Jahren bohren die Fragen in ihr. Falls Siegfried wirklich je Gunther untertan gewesen wäre, wäre das durch eine so lange Zeit der Nichtleistung von Diensten längst verjährt. Trotzdem verlangt Brünhild nun von Gunther, er solle Siegfried zum Hofdienst befehlen. Das kann Gunther natürlich nicht tun. Als Kompromiss lädt er Siegfried und dessen Frau Kriemhild zu einem Fest nach Worms ein. Auf diesem Fest geraten die beiden Königinnen in Streit: die Damen sehen bei einem Turnier zu, auf dem Siegfried sich so hervortut, dass Kriemhild schwärmt, er sei würdig, auch in Worms zu herrschen. Das ist Brünhild zu viel. Sie besteht darauf, dass Kriemhild ihr untergeordnet ist, weil Siegfried nur Gunthers Gefolgsmann ist. Der Streit wird öffentlich, als die beiden zanken, wer beim Kirchgang als erste das Münster betreten darf. Brünhild beschimpft Kriemhild, sie sei eine unfreie Dienstmagd und Frau eines Leibeigenen; Kriemhild kontert, ihr Mann Siegfried habe als erster mit Brünhild geschlafen. Als Beweis dafür präsentiert sie Ring und Gürtel. Hagen von Tronje, Gunthers Verwandter und wichtigster Ratgeber, will seine gedemütigte Herrin rächen, beziehungsweise nimmt das zum Vorwand; sein Interesse gilt nur dem Nibelungenhort, den er nur in seine Gewalt bekommen kann, wenn Siegfried tot ist. Er entlockt Kriemhild hinterlistig das Geheimnis der verwundbaren Stelle Siegfrieds, die beim Bad im Blut des erschlagenen Drachen durch ein Lindenblatt frei geblieben war. Auf einem Jagdausflug in die Vogesen ermordet Hagen mit Gunthers Zustimmung Siegfried, indem er ihm dessen Speer zwischen die Schulterblätter stößt, als er aus einer Quelle trinkt. Kriemhild ahnt, wer ihren Mann getötet hat, und bleibt als trauernde Witwe in Worms. Der Untergang Mit Hilfe des Nibelungenschatzes, den Siegfried ihr geschenkt hatte, lockt Kriemhild fremde Helden nach Worms, um ihre Position am Hofe zu stärken – eine Gefahr, die Hagen erkennt: Er entwendet Kriemhild den Schatz und versenkt ihn im Rhein. Die Gelegenheit zur Rache für Kriemhild bietet sich erst dreizehn Jahre später. Sie heiratet den mächtigen Hunnenkönig Etzel, der in Ungarn residiert, und bringt ihn dazu, ihre Brüder Gunther, Gernot und Giselher nach Ungarn einzuladen. Hagen und andere warnen vor der Rachsucht Kriemhilds – aber die Brüder nehmen an und ziehen mit großem Gefolge ins Hunnenland. Es gelingt Kriemhild, einen Kampf zwischen Nibelungen und Hunnen zu entfesseln. Einer nach dem anderen fällt – zuletzt sind nur noch Gunther und Hagen am Leben. Kriemhild verlangt von Hagen den Schatz. Er erklärt ihr, das Versteck nicht preiszugeben, solange einer seiner Herren noch lebt. Darauf lässt Kriemhild Gunther den Kopf abschlagen. Aber Hagen triumphiert: Jetzt kennt nur noch er das Versteck, das er niemals verraten würde. Kriemhild enthauptet den Gefesselten mit Siegfrieds Schwert. Dieses hatte Hagen durch Leichenraub an sich genommen und, um Kriemhild zu reizen, gleich nach der Ankunft in Ungarn ihr unter die Augen gehalten. Kriemhild wird daraufhin vom alten Waffenmeister Hildebrand erschlagen, weil sie als Frau wagte, einen Helden zu töten. Am Ende der Sage bleiben in Trauer König Etzel, Dietrich von Bern, Hildebrand und namenlose Umstehende übrig, die den Tod ihrer Angehörigen beweinen. Die Nibelungen in der Thidrekssaga Mehrere Abschnitte der Thidrekssaga (ThS) behandeln Teile der Nibelungensage. Man nimmt meist an, dass sie ihr deutsche Vorlagen zugrunde liegen. Dabei scheint sie für ihre einzelnen Abschnitte unterschiedliche Vorlagen zu benutzen, die sie aneinander reiht, ohne Widersprüche zwischen ihnen auszugleichen. Die Tatsache, dass es in Deutschland sehr unterschiedliche Versionen der Nibelungensage gab, könnte somit erklären, dass die einzelnen Abschnitte der ThS zu einander teilweise widersprüchlich sind (das trifft nicht nur auf die Nibelungensage zu; auch andere Erzählungen der ThS sind voll von Widersprüchen). Die vorherschende Lehrmeinung besagt, dass einige Nibelungen-Abschnitte Quellen benutzen, die ganz andere Sagenversionen als das Nibelungenlied bieten; während andere Quellen benutzen, die offenbar auch dem Nibelungenlied zugrunde liegen und wieder andere direkt auf die Fassung 'C' des Nibelungenliedes zurückgehen sollen. Die altschwedische Version ist dagegen frei von derartigen Widersprüchen und wurde von Heinz Ritter-Schaumburg für die ursprünglichste Version des Sagenstoffes gehalten. Er nahm statt dessen an, dass das Nibelungenlied auf einer Frühform der Thidrekssaga basiert. Siegfried und Brünhild Das erste Stück, das die Nibelungensage behandelt liegt etwa in der Mitte der ThS; vorher wird nur eine Figur der Nibelungensage einmal erwähnt, und zwar Brynhild (Brünhild), die auf der Burg Seegard in Schwaben herrscht und von deren Gestüt die berühmtesten Hengste der Helden der deutschen Heldensagen stammen. Die eigentlichen Nibelungenteile der ThS beginnen mit Siegfrieds (Sigurds) Jugend. Siegfrieds Mutter, die Gattin eines Königs Sigmund, wird zu Unrecht der Untreue verdächtigt; das neugeborene Kind wird ausgesetzt, treibt einen Fluss hinunter (ähnlich wie Moses) und wird von einer Hirschkuh aufgezogen (ähnlich wie Romulus und Remus von einer Wölfin). Ein im Wald Kohlen brennender Schmied, Mimir findet ihn dort und zieht ihn auf. Der Knabe wird so stark, dass er die Schmiedeknechte verprügelt und den Amboss mit dem Hammer zerschlägt. Mimir hat einen Bruder namens Regin, der zauberkundig ist und sich in einen Drachen verwandelt. Da Mimir die Kräfte des Knaben fürchtet, bittet er seinen Bruder, den Drachen, ihn umzubringen. Dazu schickt er ihn in den Wald, in dem der Drache haust, er solle Kohlen brennen. Der Knabe erschlägt jedoch den Drachen mit einem Baumstamm und seiner Holzaxt. Da er hungrig ist, kocht er sich vom Drachenfleisch zum Abendessen. Dabei verbrennt er sich den Finger, steckt ihn in den Mund, um ihn zu kühlen, und durch den Genuss des Drachenblutes versteht er die Vogelsprache. Zwei Vögel reden mit einander, dass Mimir ihn töten wolle. Wo seine Hände in Berührung mit dem Drachenblut kamen, wird die Haut hart wie Horn. Als er das merkt, bestreicht er sich mit dem Drachenblut am ganzen Körper. Nur zwischen die Schultern reicht er nicht. Dann geht er heim und erschlägt Mimir, obwohl ihm dieser voll Angst, um ihn freundlich zu stimmen, ein wunderbares Pferd von Brynhilds Gestüt verspricht und eine sehr gute Rüstung und das ausgezeichnete Schwert Gram überreicht. Dann zieht er zu Brynhilds Burg. Sie hat anscheinend ein 'mythisches Vorwissen' um Sigurd, denn sie weiß, als ein Ankömmling gemeldet wird, sofort, dass er es sein muss. Sie nennt ihm auch die Namen seiner Eltern und schenkt ihm den besten Hengst. Von ihr reitet Sigurd weiter zu König Isung von Bertanga-Land, dessen Bannerträger er wird. Die Herkunft der Nibelungen Nun folgt ein neuer Abschnitt: Die Herkunft der Niflungen ('Niflungen' ist in der gesamten nordischen Literatur der dem deutschen 'Nibelungen' entsprechende Name). Diesen Abschnitt bringt die altwestnordische Fassung (Membrane) der ThS zweimal hintereinander fast identisch, aber mit verschiedenen Namen: einmal heißt der Vater der Niflungen Aldrian, einmal Irung; auch die Zahl der Geschwister ist nicht gleich. Der Schreiber hatte offensichtlich zwei schriftliche Fassungen der selben Geschichte vor sich und wollte keine unterdrücken, sondern reihte sie aneinander. Die altschwedische Fassung zeigt hier wiederum keine Widerspüche. Gemeinsam ist allen Thidrekssaga Fassungen der 'Herkunft der Niflungen', dass Hogni (entspricht deutsch Hagen; in deutschen Übersetzungen nordischer Texte wird er oft Högni geschrieben) nur Halbbruder der Niflungen ist: die Königin Oda (entspricht deutsch Ute) wurde während der Abwesenheit ihres Gatten von einem bösen Geist beschlafen. Das Kind aus dieser Verbindung ist Hogni. Die Zweikämpfe Nun wird die Nibelungensage mit der Dietrichsage zusammengeführt: König Thidrek (entspricht deutsch Dietrich) lädt die Niflungen zu einem Fest und Gastmahl ein; von den Niflungen nehmen Gunnar (Gunter), Hogni (Hagen) und Gernoz (Gernot) teil. Auf dem Fest beschließen alle Anwesenden, König Isung von Britannien und seine Söhne zu Zweikämpfen herauszufordern. So kommt Sigurd in den Bereich der Niflungen: er kämpft den letzten, entscheidenden Kampf gegen Thidrek selbst. Thidrek kann nur durch eine nicht erlaubte List gewinnen, die Sigurd entdeckt, er erkennt aber freiwillig Thidrek als Sieger an und folgt ihm als sein Gefolgsmann. Die Hochzeiten Im folgenden Abschnitt zieht Thidrek, und mit ihm Sigurd, ins Land der Niflungen, und dort heiratet Sigurd Grimhild (entspricht deutsch Kriemhild), die Schwester Gunnars und Hognis. In diesem Abschnitt der ThS wird Hogni nicht Halbbruder, sondern Bruder Gunnars genannt. Auf seiner Hochzeit schwärmt Sigurd seinem Schwager Gunnar vor, er kenne die schönste Frau der Welt, Brynhild, und wolle sie Gunnar zur Ehe vermitteln. Dass ein Held anlässlich seiner Hochzeit eine andere Frau als 'schönste Frau der Welt' preist als die eigene Braut, lässt Verwicklungen ahnen. Thidrek, Gunnar, Hogni und Sigurd reiten nach Seegard, zu Brynhild. Dort wirbt Sigurd für Gunnar um Brynhild. Sie ist böse auf Sigurd, weil er ihre Verlobung brach und Grimhild heiratete. Brynhild fügt sich in das Geschehene und ist bereit, Gunnar zu heiraten. Einen 'Werbungstrug' wie im Nibelungenlied gibt es in der ThS nicht. Brynhild handelt jedoch in der Hochzeitsnacht wie im Nibelungenlied, indem sie Gunnar fesselt und an einen Nagel an der Wand hängt. In der ThS macht sie das sogar in drei aufeinander folgenden Nächten, bis Gunnar Sigurd sein Leid klagt und den starken Sigurd bittet, im Schutz der Finsternis in sein Schlafzimmer zu schleichen und Brynhild zu entjungfern. Eine Tarnkappe oder andere magische Requisiten kennt die ThS nicht. Jedoch verfügt Brynhild über magische Kräfte, die aber an ihre Jungfräulichkeit gebunden sind. Nach der Deflorierung durch Sigurd ist sie so schwach wie jede Frau und muss sich Gunnar fügen. Nun folgen in der ThS mehrere andere lange Sagen, die nichts mit Nibelungensagen zu tun haben. Viel später geht die Nibelungensage weiter, und zwar mit Sigurds Tod: Der Streit der Königinnen Lange Zeit war seit den beiden Hochzeiten vergangen, und das Reich der Nibelungen, mit der Hauptstadt Werniza (nach der Meinung der meisten Forscher entspricht das dem deutschen 'Worms'), floriert hauptsächlich deshalb, weil Sigurd, der Gatte Grimhilds, mit Stärke und auch Weisheit seinen Schwägern zu Hilfe kommt. Brynhild will eines Tages, als sie die Halle betritt, dass Grimhild vor ihr aufsteht und ihr allein den Hochsitz überlasse. Grimhild pocht auf Gleichrangigkeit. Da beschimpft Brynhild sie, dass Sigurd von einer Hirschkuh aufgezogen worden war. Daraufhin eröffnet Grimhild, dass sie um das Geheimnis der Brautnacht weiß, und zeigt zum Beweis einen Ring vor, den Sigurd Brynhild abzog, als er sie überwand. Brynhild ist nicht einmal sonderlich überrascht: sie ahnte, was geschehen war, und fordert Sigurds Ermordung nach dem Streit mit Grimhild nicht, weil Sigurd Gunnar in diesem Punkt geholfen hatte, sondern weil er es Grimhild verraten und damit ihre Schande publik gemacht hatte. Sie klagt Gunnar, Hogni und Gernoz ihr Leid und fordert Sigurds Tod und reizt die Niflungen dadurch gegen ihn auf, dass sie darauf aufmerksam macht, dass Sigurd immer mächtiger wird und ihnen die Herrschaft entreißen könnte. Der Mord braucht keine Requisiten (wie im Nibelungenlied ein auf Siegfrieds Gewand genähtes Kreuzchen): es genügt, dass Hogni Sigurd einen Speer zwischen die Schulterblätter stößt, als der sich auf der Jagd auf den Boden legt, um aus einem Bach zu trinken. Der Untergang Nach Sigurds Tod werden einige sehr kurze andere Sagen erzählt; bald ist die ThS wieder bei der Nibelungensage. Hier sind Nibelungenlied und Thidrekssaga sehr ähnlich. An einigen Stellen scheinen beide Werke die gleiche Quelle zu benutzen. Als Inhaltsangabe kann daher im Groben die für den Untergang der Niblungen des Nibelungenliedes gelten. Es gibt jedoch auch wesentliche Abweichungen zwischen beiden Sagenversionen. So liegt der Hof Attilas in Susat (= Soest) im heutigen Westfalen, nicht in Ungarn wie im Nibelungenlied. Gunnar (entspricht Gunther) wird nicht am Ende der Schlacht von Thidrek besiegt, sondern fällt im Verlauf der Schlacht durch Osid, einen Neffen Attilas, und wird dann, wie in anderen nordischen Versionen der Sage, von Attila in einen Schlangenturm geworfen. Thidrek erschlägt Grimhild auf Befehl Attilas, nicht Hildebrand im Alleingang, wie im Nibelungenlied. Grimhild handelt in der ThS objektiv teuflisch, auch in den Augen des Erzählers, sodass sogar ihr Gatte ihren Tod fordert, während das Nibelungenlied sie teilweise entschuldigt und Hildebrand nicht den Charakter eines 'objektiven' Rächers erhält. Attila (entspricht deutsch Etzel) ist goldgierig, wie auch in anderen skandinavischen Dichtungen. Hogni wurde von Thidrek schwer verwundet, lebt aber noch einen ganzen Tag lang, bis er stirbt. In dieser Nacht zeugt er noch einen Sohn und gibt der Frau den Schlüssel zum 'Siegfriedskeller', den sie dem Kind geben soll, wenn es herangewachsen ist. Dieser Sohn, Aldrian, rächt später den Tod Hognis an Attila, indem er den goldgierigen Attila in den Keller führt und von außen die Tür zuschlägt, sodass Attila bei den Schätzen verhungern muss. Auch kennt die ThS keinen "Koch" und daher auch nicht 'Rumolds Rat' des Nibelungenliedes. Der Hürnen Seyfrit Dieses Werk schildert Seyfrit/Siegfrieds Geschichte in zwei hintereinander gereihten Versionen, deren erste kurz die Kindheit des Helden dem Nibelungenlied ähnlich erzählt, während die zweite den Hauptteil bildet und Sigfrieds Jugend ähnlich der Thidrekssaga erzählt und dann mehrere Drachenkämpfe zur Befreiung der von einem Drachen entführten Kriemhild schildert. Der Hürnen Seyfrit ist nur in Fassungen ab dem 16. Jahrhundert erhalten, die aber auf Vorstufen zum Teil schon des 13. Jahrhunderts zurückgehen, die sich in der Thidrekssaga und in spätmittelalterlichen Bearbeitungen des Nibelungenliedes spiegeln. Wichtige Personen im Nibelungenlied und anderen Werken der Nibelungensage Die folgenden Personen finden sich zum Teil auch in anderen Werken wie der Edda und Richard Wagners Opernzyklus Der Ring des Nibelungen (in alphabetischer Ordnung). Alberich, Zwerg, im Nibelungenlied: von den ursprünglichen Besitzern, den Nibelungen, und dann auch vom nächsten Besitzer, Siegfried, zum Hüter des Nibelungenhortes eingesetzt. Bei Richard Wagner: Alberich ist einer der Nibelungen und der ursprüngliche Besitzer des Hortes. Brünhild, Gattin Gunthers. Im Nibelungenlied ist Brünhild Königin von Island und wird unter dem Schutz der Tarnkappe von Siegfried für Gunther geworben. Dabei braucht es einen zweifachen Betrug: Brünhild muss von Siegfried überwunden werden; zuerst bei den Kampfspielen, dann im Ehebett. Der Streit zwischen ihr und Kriemhild bricht beim Zusehen bei einem Turnier aus und erreicht beim darauf folgenden Kirchgang vor der Türe des Münsters seinen Höhepunkt. Brünhild erfährt viel Leid, überlebt aber alle Katastrophen. In der Liederedda ist Brynhild eine verzauberte Walküre, die von Sigurd erweckt wird; Sigurd und Brynhild verloben sich (Zusatz in der Edda von Snorri Sturluson: und zeugen eine Tochter, Aslaug). Sigurd heiratet aber Gudrun, die Schwester Gunnars. Daraus entstehen Verwicklungen, die zur Ermordung Sigurds und zum Selbstmord Brynhilds führen. Die Volsunga saga erzählt ähnlich wie die Snorra Edda, doch ist in ihr Brynhild Schwester Atlis, die übernatürliche Fähigkeiten besitzt und sich in eine Walküre verwandeln kann. Später wirbt Sigurd die verlassene Braut für seinen Schwager Gunnar. Der Werbungstrug erfolgt durch Gestaltentausch, nicht durch Unsichtbarmachen. Das Hindernis sind nicht Kampfspiele, sondern ein Flammenwall, vafrlogi (Richard Wagner: 'Waberlohe'). Auch die 'Bettszene' ist anders: Sigurd muss noch unter Gunnars Gestalt das Beilager mit Brynhild halten, aber, um dem Freund die Treue zu wahren, legt er sein Schwert zwischen sich und Brynhild. Dadurch hat Sigurd keine Eide gegenüber Gunnar gebrochen, wohl aber gegen Brynhild, mit der er ja schon eine Tochter, Aslaug, hat. Der Streit zwischen Brynhild und Gudrun bricht im Bad aus, welche der beiden im Fluss weiter in das sauberere Wasser hinauswaten darf. Auch hier begeht Brynhild nach Sigurds Tod Selbstmord. In der Thidreks saga ist Brynhild Herrin einer Burg in Schwaben; sie besitzt übernatürliches Wissen über Siegfried/Sigurd; er erhält von ihr einen besonderen Hengst. Bei diesem Anlass, berichtet die Saga später, verlobten sich die beiden. Doch bricht er die Verlobung und heiratet Grimhild, die Schwester Gunnars. Dafür vermittelt er die Ehe zwischen Gunnar und Brynhild, aber ohne Betrug: Brynhild ist Siegfried/Sigurd wegen des Bruches der Verlobung böse, doch ein Betrug ist erst nötig, als sie Gunnar in der Hochzeitsnacht an einen Nagel an der Wand hängt. Siegfried/Sigurd muss sie für Gunnar deflorieren - ohne magische Mittel; die Finsternis im Schlafraum genügt für den Betrug. Daraus resultieren die Verwicklungen, die zu Siegfried/Sigurds Tod und zu Grimhilds Rache führen; Brynhild überlebt den Untergang, wie im Nibelungenlied. Richard Wagner nennt sie Brünnhilde und folgt teils der Liederedda, teils der Völsunga saga; dem Nibelungenlied entnimmt er fast nichts. Es wurde manchmal vermutet, die Sagenfigur Brünhild könne einen historischen Kern haben, und zwar die westgotische Königstochter Brunichild, die u. a. in den zehn Büchern fränkischer Geschichte des Gregor von Tours erwähnt wird. Dankwart ist im Nibelungenlied der Bruder Hagens und Gunters Marschall. In anderen mittelalterlichen Nibelungendichtungen kommt er nicht vor. Dietrich von Bern wird mit dem Ostgotenkönig Theoderich dem Großen gleichgesetzt; altnordisch: Thidrek. Lautlich entspricht deutsch 'Dietrich' gotischem 'Thiudariks', und deutsch 'Bern' ist der alte Name der italienischen Stadt Verona, die zum Herrschaftsbereich Theoderichs gehörte. Die Sage hält sich jedoch nicht an historische Fakten. Insbesondere wurde Theoderich erst geboren, als Attila starb, während er in der Sage an Attilas Hof im Exil weilt. In der Thidrekssaga ist er es, der Grimhild erschlägt, nicht Hildebrand, wie im Nibelungenlied. Das ist sicher die ältere Version, die vom Nibelungenlied abgeändert wird. Etzel ist der deutsche Name für Attila, den Hunnenkönig. Wenn man die lautliche Entwicklung des Deutschen berücksichtigt, entsprechen 'Attila' und 'Etzel' einander genau ('i-Umlaut' von a zu e und 'Zweite Lautverschiebung' von tt zu tz). Attilas Hauptstadt war aber weder dort, wo das Nibelungenlied sie lokalisiert, noch wirkte er an der Zerstörung des Burgunderreiches mit. Forscher, die die Figuren der Sage mit den Ereignissen des 5. Jahrhunderts verbinden wollen, setzen daher den Etzel der Nibelungensage eher mit dem römischen Magister militum Aetius gleich, der in seiner Jugend als Geisel im Austausch für Attila bei den Hunnen lebte und hunnische Hilfstruppen bei der Zerschlagung des Burgunderreiches einsetzte. Das wird jedoch heute von der Mehrzahl der Forscher nicht angenommen, weil man annimmt, dass sich die Sagen in erster Linie um bedeutende historische Namen rankten, wie Attila, aber mit ihnen so frei umgingen, dass auch eine grobe Veränderung der Fakten kein Problem darstellt. Im Nibelungenlied ist Etzel ein toleranter Heide, der auch Christen an seinem Hof duldet, und respektiert die Gastfreundschaft. In mehreren Eddaliedern ist er goldgierig und lädt die Brüder seiner Frau ein, um sie zu ermorden und ihren Schatz an sich zu reißen; er wird von seiner eigenen Frau zur Rache für den Tod ihrer Brüder ermordet. Die Thidrekssaga mischt deutsche Berichte, in denen Attila gut, sogar vorbildlich handelt, und solche, in denen er schatzgierig ist und schließlich von einem Sohn Hagens zur Rache in Siegfrieds Schatzkeller eigesperrt wird, wo er bei den Schätzen verhungern muss. Fafnir ist in den Edden und in der Volsunga saga der Name des von Sigurd getöteten Drachen. Die Hypothese, dass die Tötung des Drachen eine Metapher für die Vernichtung eines römischen Heeres in der Varusschlacht durch den Cherusker Arminius sei, kann nicht aufrecht erhalten werden. Gernot ist im Nibelungenlied einer der Brüder (mit Gunther und Giselher), die gemeinsam über das Burgundenreich herrschen. Auch in der Thidreks saga erscheint er (dort: Gernoz). In den anderen nordischen Versionen der Nibelungensage heißen die Brüder anders; dort ist Högni (Hagen) meist Bruder Gunnars, oder zumindest Halbbruder, und als weiterer Bruder bzw. Halbbruder tritt dort Gottorm auf (der Name ist dem burgundischen Godomarus nachgebildet), der in einer Version der Eddalieder der Mörder Sigurds ist. König Gundobad († 516) ließ die Gesetze der Burgunder aufzeichnen und nennt sich im Prolog als Nachkommen der Burgunderkönige Gibica, Godomar (einige Handschriften bieten statt dessen Gundomar), Gislaharius und Gundaharius. Giselher trägt den Namen eines der oben genannten Burgunderkönige. Er kommt in mittelalterlichen Nibelungendichtungen nur im Nibelungenlied und in der Thidrekssaga (dort: Gislher) vor. Gunther trägt den Namen eines Burgunderkönigs (König Gundahar). Im Altnordischen lautet der Name Gunnar. Im Nibelungenlied stützt er sich meist auf die Ratschläge Hagens und zeigt erst im Endkampf seine Tapferkeit; Gunther wird nur durch Dietrich von Bern überwunden. In den meisten nordischen Quellen sind die Erzählungen von seinem Tod nur lose mit dem ersten Teil, in dem er Schwager Sigurds ist, verbunden: Der Hunnenkönig Atli (entspricht: Attila) ist gierig nach den Schätzen seines Schwagers Gunnar und lädt ihn und seinen Bruder Hogni ins Hunnenland ein. Trotz heldenhafter Gegenwehr werden die beiden von einer Übermacht überwunden; Atli lässt Gunnar in eine Schlangengrube werfen. Atlis Gattin Gudrun, Gunnars und Hognis Schwester, hält zu den Brüdern und tötet Atli zur Rache für deren Ermordung. Dass diese Gudrun die Witwe Sigurds und erst in zweiter Ehe mit Atli verheiratet ist, wird nicht erwähnt oder spielt keine wesentliche Rolle: Da sie nicht gegen, sondern mit ihren Brüdern kämpft, braucht es nicht die Motivierung durch Sigurds Tod. Hagen von Tronje (altnordisch: Hogni) ist im Nibelungenlied entfernter Verwandter und treuer Gefolgsmann und wichtigster Ratgeber Gunthers. In den nordischen Versionen der Nibelungensage ist er Bruder oder Halbbruder Gunnars. Im Nibelungenlied und in der Thidreks saga ist er der Mörder Siegfrieds. Hildebrand ist Waffenmeister Dietrichs von Bern. In der Nibelungensage tritt er nur im Nibelungenlied und in der Thidrekssaga auf. Kriemhild basiert wohl auf Ildikó (= Hildchen), der letzten Nebenfrau Attilas. So heißt sie im Nibelungenlied und in der Thidreks saga (dort: Grimilda). In den anderen nordischen Quellen heißt die Schwester Gunnars und Hognis Gudrun. Richard Wagner nennt sie Gutrune. Nibelunge heißen im Nibelungenlied die Söhne des verstorbenen Königs Nibelung, dessen Schatz erst Siegfried gewinnt, nach dessen Tod Kriemhild, der er von Hagen mit Zustimmung Gunthers geraubt wird; von da an bezeichnen sich die Burgunden auch als Nibelunge. In allen anderen Dichtungen ist Nibelunge (altnordisch: Niflunge) der Name der Familie Gunnars und Hognis von Anfang an, und er hat mit Sigfried/Sigurds Schatz nichts zu tun. Sie heißen schon Niflunge, bevor sie Sigurds Schatz an sich nehmen; in einem Eddalied bekommen sie Sigurds Schatz schon anlässlich der Brautwerbung Sigurds um Gudrun (Sigurd 'kauft' seine Braut mit dem Schatz). Ortwin von Metz, Truchsess Gunthers im Nibelungenlied, Verwandter Hagens von Tronje. In anderen mittelalterlichen Nibelungendichtungen kommt er nicht vor. Rüdiger (auch Rüdeger) von 'Bechelaren, wirbt 13 Jahre nach Siegfrieds Tod bei Gunther um die Hand Kriemhilds für Attila, den Hunnenkönig. Leistet Kriemhild einen Treueeid, der ihn später dazu zwingt, gegen die Burgunder (u.a. den mit seiner Tochter verlobten Giselher) zu kämpfen. Rüdiger und Gernot töten in diesem Kampf einander. Bechelaren ist Pöchlarn in Niederösterreich, an der Mündung der Erlauf in die Donau. Rumold ist im Nibelungenlied Küchenmeister Gunthers. Scherzhaft wird er einerseits als Koch, anderseits als hoher Träger eines Ehrenamtes, der den König in dessen Abwesenheit vertritt, gezeichnet. In anderen Nibelungendichtungen tritt kein Koch auf. Siegfried der Drachentöter bzw. Siegfried von Xanten; im Nibelungenlied; Sigurd in den nordischen Texten, außer in der Thidrekssaga, in der er manchmal Siegfried, manchmal Sigurd heißt. Eine historische Person, deren Taten Ausgangspunkt oder Kristallisationskern für die Sagenfigur 'Siegfried' abgegeben hätten, konnte nicht nachgewiesen werden. Die seit 1830 immer wieder behauptete Identität von Siegfried und Arminius lässt sich nicht aufrecht erhalten; siehe Varusschlacht. Auch eine entfernte Ähnlichkeit mit der historischen Person des Frankenkönigs Sigibert I. (u.a. über Austrasien, zuerst ansässig in Reims später in Metz) ist nicht so groß, dass es wahrscheinlich wäre, dass Siegfried auf ihn zurückgeht. Ute heißt die Mutter Kriemhilds im Nibelungenlied, auch in der Thidreks saga (dort: Oda). In der Volsunga saga heißt sie dagegen Grimhild (weil man diesen Namen der deutschen Sage irgendwie unterbringen wollte, aber der Name von Gunnars Schwester im Norden fest mit Gudrun besetzt war). Volker von Alzey ist im Nibelungenlied ein Spielmann und Ritter König Gunthers. Im ersten Teil wird er von Siegfried im Krieg gegen die Sachsen zum Fahnenträger gewählt; im zweiten Teil sticht er hervor, sowohl durch seine große musikalisch-künstlerische Begabung (Fidelspiel: die Fidel ist ein Saiteninstrument unterschiedlicher Größe, meist etwa wie eine Bratsche) als auch durch seine Tapferkeit und unbedingte Kriegerfreundschaft mit Hagen und die ironisch-bissigen Sprüche gegen die Feinde, in denen sich die beiden überbieten. In der Thidreks saga (dort: Folker) ist er ein tapferer adliger Kämpfer, ohne Verbindung zur Kunst oder zu Spielmännischem. Wolfhart ist Neffe Hildebrands und einer der jungen Heißsporne in Dietrichs Gefolgschaft. Durch seinen übersteigerten Ehrbegriff, der es ihm nicht erlaubt, die Schmähungen Volkers ungerächt zu lassen, werden Dietrichs Versuche, wenigstens die letzten Überlebenden zu retten, vereitelt. Wolfhart fällt im Zweikampf gegen Giselher, stolz, durch einen König den Tod zu finden und sich noch dafür rächen zu können, indem er sterbend Giselher erschlägt. Der Waffenschmied war ein Handwerker und Schmied, der Klingen, Helme, Harnische, Panzerhemden, Schilde und Feuerwaffen anfertigte. Neben der Meistersignatur oder Meistermarke kam im späten 14. Jahrhundert die behördliche Beschaumarke auf, die die materielle Güte der Waffe bezeugte. Bis in die 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts gab es den Meistertitel Huf- und Waffenschmied. Waffen durfte nicht jeder Schmied herstellen. Dieses Privileg war den Rittergutsschmieden vorbehalten. Der Waffenschmied gilt neben der Liëwerfrau als eine der beiden Symbolfiguren der „Klingenstadt“ Solingen. Schutzheilige der Waffenschmiede sind Mauritius und Wilhelm von Aquitanien. Als Schwertfeger (auch Schwerdtfeger) wird heute ein Schmied bezeichnet, der die Endmontage von Schwertern, Degen, Säbeln, Dolchen und ähnlichen Waffen vornimmt. Er setzt Klinge und Gefäß zusammen, schützt sie mit Fett gegen Korrosion und fügt sie in ihre Scheide. Teilweise wurden auch die Messerscheiden vom Schwertfeger gefertigt. Geschichte Die ursprüngliche Bedeutung des Begriffs Schwertfeger war jedoch eine andere. Nachdem Schmied und Härter ihre Arbeit getan hatten, war es die Aufgabe des Schwertfegers, das Schwert oder die Klinge blankzufegen, sie auf einem Schleifstein blank zu schleifen und ggfls. zu polieren. Zum Polieren setzte er Polierstähle, Polierachate, Schmirgelpulver und Polierhölzer ein. Vor dem Hochmittelalter schliffen die Schmiede die Klingen ihrer Schwerter selbst. Seit dem 12. Jahrhundert war dann das Handwerk der Schwertfeger zu finden. Die Schleifer saßen oder standen an einem rundumlaufenden Schleifstein. Kleinere wurden mit einem Fußbrett, größere durch Kurbeln angetrieben. Seit dem 14. Jahrhundert wurden Schleifsteine bis zwei Meter Durchmesser durch Wasserkraft angetrieben. Messerklingen wurden trocken geschliffen (Rauchschleifen). Beim Schleifen von Schwertklingen gab ein über dem Schleifstein angebrachter Behälter tropfenweise Wasser ab (Nassschleifen). Heutige Nachnamen Vom Beruf des Schwertfegers leiten sich die heute gebräuchlichen Nachnamen Schwerdtfeger und Schwertfeger ab. Das Regiment der Gardes du Corps war ein Kürassier-Regiment in der Garde Kavallerie der preußischen Armee. Es wurde 1740 von Friedrich II. von Preußen als 13. Kürassierregiment gegründet (spätere Nummerierung K 13). Errichtung 1740 Mit Allerhöchster-Kabinetts-Order (A.K.O.) vom 23. Juni 1740 wurde in Charlottenburg die Aufstellung einer Lehr-Eskadron Gardes du Corps mit Gardecharakter befohlen. Es war nicht nur die persönliche Leibwache für den König, sondern wurde auch eine Muster-Einheit für die preußische Kavallerie, die in der Schlacht bei Mollwitz am 10. April 1741 versagt hatte und umstrukturiert werden musste. Erst im Siebenjährigen Krieg traten Feld-Eskadrons hinzu, und die Einheit wurde aufgestockt. Dem so entstandenen Regiment wurde in der Armee-Liste der erste Rang zugewiesen. Somit waren die Gardes du Corps die vornehmste Einheit der königlich preußischen Kavallerie und blieben es bis zu ihrer Auflösung. Das Regiment führte in der Stammliste von 1806 zwar noch die Nummer 13 der Kürassier-Regimenter, nahm aber beim Exerzieren sowie bei Paraden stets den ersten Platz ein. Im Jahre 1753 wurde dem Regiment als neue Garnison Potsdam zugewiesen. 1914 bestand das Regiment aus fünf Eskadrons, jede zu zwei Kompanien; die 1. Kompanie hieß Leibkompanie, ihr Chef war der jeweilige König von Preußen, der auch immer der Chef des gesamten Regiments war. Die Pferde der Gardes du Corps waren allesamt von dunkelbrauner Farbe. Kommandeure Otto Friedrich von Blumenthal (1740) Georg Christoph von Jaschinsky (1744) Johann August von Blumenthal (1747) Wilhelm Dietrich von Wacknitz (1758) Karl Heinrich von Schätzell (1760) Johann Karl Friedrich von Mengden vom 23. Dezember 1773 bis 24. September 1785 Karl Wilhelm von Byern (1785) Verbandszugehörigkeit 1914 Garde-Korps in Berlin – Kommandierender General: General der Infanterie, General-Adjutant Karl von Plettenberg Garde-Kavallerie-Division in Berlin – Kommandeur: Generalleutnant Manfred von Richthofen 1. Garde-Kavallerie-Brigade Berlin – Kommandeur: Oberst von Baerensprung Regimentschef: Wilhelm II. Regimentskommandeur: Major Graf von der Schulenburg Garnison: Potsdam Teilnahme an Kampfhandlungen, sonstige Aktivitäten Österreichischer Erbfolgekrieg Im Österreichischen Erbfolgekrieg nahm das Regiment an den preußisch-österreichischen Kampfhandlungen in Schlesien teil, insbesondere an der Schlacht bei Hohenfriedberg am 4. Juni 1745. Siebenjähriger Krieg Im Siebenjährigen Krieg beteiligte sich das Regiment an folgenden Schlachten: Lobositz, Prag, Kolin (eine Eskadron),Roßbach, Leuthen, Zorndorf, Hochkirch, Liegnitz und Torgau. Koalitionskriege 14. Oktober 1806 Schlacht bei Auerstedt Nach der Niederlage konnte sich das Regiment als geschlossener Verband nach Königsberg absetzen. Befreiungskriege 1813/1815 Teilnahme an der Schlacht bei Großgörschen, bei Bautzen und bei Haynau. Teilnahme an der Völkerschlacht bei Leipzig (16. bis 18. Oktober 1813) Einmarsch in Paris am 31. März 1815. Nach der Niederlage Napoleons in der Schlacht bei La Belle Alliance (18. Juni 1815) zweiter Einmarsch in Paris am 22. Juli 1815. Vom 4. Oktober bis 2. Dezember 1815 Rückmarsch nach Berlin und Potsdam. Deutsch-Dänischer Krieg Im Feldzug gegen Dänemark von 1864 erfolgte für das Regiment keine Mobilmachung. Deutscher Krieg Im Krieg gegen den Deutschen Bund rückte das Regiment nach Böhmen aus. In der Schlacht bei Königgrätz war es der Reserve zugeteilt. Deutsch-Französischer Krieg Der Krieg gegen Frankreich sah die Kürassiere nur in geringfügige Kampfhandlungen bei St. Privat, Sedan und der Belagerung von Paris verwickelt. Nach dem Waffenstillstand im Februar 1871 wurde das Regiment der Besatzungstruppe zugeteilt. Hier blieb es bis Anfang Juni 1871 und kehrte dann in seine Heimatgarnison zurück, wo es 13. Juni eintraf. Am 16. Juni 1871 ritt das Regiment im Zuge der Siegesparade durch das Brandenburger Tor in Berlin ein. Erster Weltkrieg Nach der Mobilmachung Ausmarsch nach Belgien und Teilnahme an der Schlacht an der Marne. August 1914: Vormarsch bis zur Marne am 28. August 1914 befand sich die 1.und 3. Eskadron bei Fère-en-Tardenois/nördlich Chateau Thierry Anfang September 1914 Rückzug zur Aisne Danach bis Dezember 1914 Stellungskämpfe an der Aisne. Vom Dezember 1914 bis Juli 1915 Grenzschutz an der belgisch-holländischen Grenze. Ab August 1915 Verlegung an die Ostfront, Teilnahme an den offensiven Kämpfen in Russisch-Polen und Galizien. Von Oktober 1915 bis Mitte Juli 1917 Stellungskämpfe bei Pinsk und Kowel. Danach wieder beritten gemacht und bei den Angriffskämpfen in Galizien eingesetzt. Anschließend bis Februar 1918 Verlegung nach Kurland und Livland zur Aufrechterhaltung der Sicherheit und Ordnung. Dieses schloss auch die Bekämpfung von Zusammenschlüssen bewaffneter russischer Deserteure und sonstiger, nicht dem Kombattantenstatus angehörender bewaffneter Gruppierungen der ortsansässigen Bevölkerung ein. Im April 1918 Abtransport in die Ukraine, um dort die Ordnung wieder herzustellen. Am 9. November befand sich das Regiment in Jampol und erhielt dort am 12. November 1918 den Befehl zur Räumung der Ukraine. Am 13. und 14. Februar 1919 traf das Regiment wieder in Potsdam ein, wo am 16. Februar die Demobilisierung des Verbandes begann. Uniform Bis 1912 wurde auch im Felde ein weißer Koller und weiße Stiefelhosen und getragen. Offiziere waren mit Epauletten, Unteroffiziere und Mannschaften mit Schulterklappen ausgestattet. Dazu kamen schwarze Kürassierstiefel (sogenannte Kanonenstiefel), eine besonders lange Form der Stulpenstiefel und der Kürassierhelm aus Tombak mit neusilbernen Abzeichen, sowie ein weißes Bandelier mit schwarzer Kartusche. Bei Paraden wurde zusätzlich ein weißmetallener, zweiteiliger Kürass angelegt und auf dem Helm die Spitze durch einen silbernen Adler ersetzt. Die Musiker führten anstelle der Spitze einen roten Rosshaarbusch. Auf dem Helm befand sich vorn der Gardestern. Zum normalen Dienst trugen die Kürassiere einen dunkelblauen Waffenrock. Als Gesellschaftsuniform war dieser bei Offizieren mit Epauletten ausgestattet, allgemein wurde ein tombakfarbener Ringkragen mit silbernen Abzeichen getragen. Dazu gehörte eine weiße Schirmmütze mit rotem Besatzstreifen. Die Abzeichenfarbe auf den schwedischen Aufschlägen, dem Kragen und den Epaulettenfeldern war rot, die Knöpfe und Borten silbern. Zum Galawachtanzug wurde eine rote Supraweste über den Koller angezogen. Auf Front und Rücken der Weste befand sich, groß dimensioniert, je ein gestickter Stern des Schwarzen Adlerordens. Bereits mit A.K.O. vom 14. Februar 1907 befohlen und ab 1909/1910 schrittweise eingeführt, wurde anlässlich des Kaisermanövers 1913 die bunte Uniform erstmals durch die feldgraue Felddienstuniform (M 1910) ersetzt. Das Lederzeug und die Stiefel waren naturbraun, der Helm wurde durch einen schilffarbig genannten Stoffüberzug bedeckt. Das Bandelier und die Kartusche wurden zu dieser Uniform nicht mehr angelegt. Besonderheiten Das Regiment der Gardes du Corps verfügte als vornehmstes Kavallerieregiment der preußischen Armee und der ihr angeschlossenen Armeen über eine Vielzahl von Besonderheiten: In der Rangliste der preußischen Truppen nahm das GdC den zweiten Platz unmittelbar hinter dem Ersten Garde Regiment zu Fuß (EGR) ein. Das zeigte sich unter anderem darin, dass beim Neujahrsempfang des Kaisers und Königs die Offiziere des GdC unmittelbar nach denen des EGR und damit noch vor den Fürsten und Botschaftern vor den Thron geführt wurden. Die Offizierkorps der Kavallerieregimenter hatten allgemein einen höheren Anteil adliger Offiziere, als die anderer Truppengattungen. Im GdC gab es noch 1913 außer den 5 Ärzten und Tierärzten keinen einzigen bürgerlichen Offizier. Von den 34 Offizierstellen wurden 20 durch Fürsten und Grafen besetzt. Der Anteil des Hoch- und Uradels nahm damit im GdC einen Spitzenplatz im Vergleich aller Regimenter ein. Philipp zu Eulenburg, der im GdC gedient hatte, nannte sein Regiment „die eleganteste der eleganten Garden“. Bei Hofbällen musste sich ein besonders großer Offizier des GdC stets in der Nähe des Kaisers und Königs aufhalten. Als einziger Anwesender musste dieser Offizier auch während der gesamten Veranstaltung den Helm mit Adler auf dem Kopf tragen. Zweck dieser Bestimmung war die leichte und schnelle Auffindbarkeit des Kaisers und Königs in den Sälen im Fall eiliger Meldungen oder Depeschen. Als einziges Kürassierregment hatte das GdC zwei Sätze von Kürassen. Neben den blank polierten, hatte jeder Kürassier noch einen zweiteiligen (Brust- und Rückenstück) schwarzen Kürass. Die schwarzen Kürasse hatte der russische Zar dem Regiment 1814 als Zeichen der Freundschaft und Bündnistreue zum Geschenk gemacht. Der Kesselpauker des GdC musste einen besonders prächtigen und ansehnlichen Bart haben, der sogar in den einschlägigen Vorschriften genau beschrieben war. Der inoffizielle Wahlspruch des Regiments war Adelheit es ist soweit. Damit wurde auf einen Ausspruch des Rittmeisters Achatz von Wacknitz in der Schlacht von Roßbach angespielt. Adelheit steht dabei nicht als Frauenname, sondern für den Adel oder adlige oder ritterliche Gesinnung. Tradition Die Tradition übernahm in der Reichswehr die 1. Eskadron des 4. (Preußisches) Reiter-Regiments (Potsdam). Zuletzt führte das Panzerbataillon 24 in Braunschweig bis zu seiner Auflösung dessen Tradition fort. Die Regimentsstandarte der Gardes du Corps ist erhalten und befindet sich heute im Zeughaus (Deutsches Historisches Museum) zu Berlin, nachdem sie bis 1991 auf der Burg Hohenzollern am Sarg Friedrichs des Großen aufbewahrt worden war. Den Deutsch-Französischen Krieg von 1870–1871 (umgangssprachlich auch „Siebziger Krieg“; eigentlich französisch-preußischer Krieg) erklärte das Kaiserreich Frankreich gegen Preußen nach Streitigkeiten um die spanische Thronfolge. Die bewusst verkürzte (und dadurch verschärfte) Veröffentlichung der sog. Emser Depesche seines Königs an ihn (13. Juli) durch den preußischen Ministerpräsidenten Otto von Bismarck nahmen die Franzosen als Kriegsgrund (Kriegserklärung am 19. Juli 1870). Die Herrscher der süddeutschen Staaten, die noch 1866 im Deutschen Krieg gegen Preußen gekämpft hatten, stellten sich gemäß ihren Bündnisverträgen und der öffentlichen Meinung – jedoch vom französischen Kaiser Napoléon III. unerwartet – gegen Frankreich. Der Krieg endete in einer schnellen Niederlage des französischen Kaisers und gipfelte in der Reichsgründung von Versailles, wurde aber von republikanischen Kräften noch monatelang weitergeführt, u. a. mit Guerilla-Methoden. Erst Anfang 1871, nach der Gründung des zweiten Deutschen Kaiserreiches, gab Paris auf. In diesem Zusammenhang muss auch der Kommune-Aufstand erwähnt werden (s.u.), obwohl er erst zwei Monate nach der Kapitulation von Paris dort begann (28. März) und erst nach Abschluss des Friedensvertrages (10. Mai 1871) niedergeschlagen werden konnte (28. Mai 1871). Der Krieg wird in Frankreich und im englischen Sprachraum auch – nach der Gewohnheit, den Angreifer zuerst, den Angegriffenen als zweiten zu nennen – „Französisch-Deutscher Krieg“ („Guerre Franco-Allemande“) genannt. Vorgeschichte Der französische Kaiser Napoléon III. hatte bereits im Vorfeld des Deutschen Krieges (1866) versucht, Vorteile aus der Rivalität zwischen Österreich und den anderen süddeutschen Ländern gegenüber Preußen zu schlagen, indem er mit beiden Seiten über ein mögliches Eingreifen oder eine französische Neutralität verhandelte. In diesen Bruderkrieg konnte Frankreich aufgrund des schnellen Sieges von Preußen aber dann gar nicht eingreifen. Kaiser Napoleon sah dies indirekt als eine französische Niederlage an; der Ruf nach „Rache für Sadowa (Königgrätz)“ kam in Frankreich auf. Statt mit geschwächter Machtstruktur im deutschen Staaten-Konglomerat war Preußen 1866 gestärkt aus dem Konflikt mit Österreich hervorgegangen: Als Folge des sog. Deutschen Krieges wurde unmittelbar nach 1866 der Norddeutsche Bund gegründet, was in Frankreich als weitere Provokation angesehen wurde. Bismarck hatte Napoleon III. zwar zugesagt, das „norddeutsche Bündnis“ nicht über den Main hinaus zu erweitern, es wurden jedoch ergänzend zu den Friedensverträgen mit den süddeutschen Staaten (außer Österreich) geheime „Schutz- und Trutzbündnisse“ (gegenseitige Verteidigung im Falle eines Angriffskriegs, siehe auch die Textpassage im Deutschlandlied) eingegangen. Im weiteren Verlauf der 1860er wurden die französisch-preußischen Spannungen weiter verschärft, insbesondere durch Bündnisverhandlungen Frankreichs mit Österreich und Italien. 1867 kam es zur Luxemburgkrise. Vor dem Krieg 1866 hatte Napoleon mit Preußen über Gebietserwerbungen als Kompensation für seine Neutralität verhandelt. Dabei war auch Luxemburg erwähnt worden. Bismarck hatte keine Einwände offengelegt, aber angedeutet, dass Frankreich selbst aktiv werden müsse. Luxemburg war vormals Mitglied des Deutschen Bundes und hatte aus dieser Zeit noch eine preußische Garnison. Die Luxemburger hatten im Mittelalter mehrere Kaiser des Heiligen Römischen Reiches gestellt und waren durch den Großherzog von Luxemburg, der auch König der Niederlande war, mit den Niederlanden in Personalunion verbunden. 1867 wollte Frankreich Luxemburg vom finanziell angeschlagenen König erwerben. Als dies ruchbar wurde, kam es in den deutschen Fürstentümern zu heftigen Protesten, u.a. zu einer von Bismarck bestellten Anfrage im „Reichstag“ des Norddeutschen Bundes. Napoleon musste seine Pläne fallen lassen, und Luxemburg wurde im Zweiten Londoner Vertrag von 1867 für neutral erklärt. Für Napoleon war dies eine Niederlage, die sein ohnehin schon angekratztes politisches Ansehen weiter minderte. Innenpolitisch musste er sich gegen republikanische Bestrebungen wehren, ruhmreiche Schlachten in der Tradition seines Vorfahren hätten in dieser Situation hilfreich sein können. Ursache und Anlass 1868 hatten spanische Militärs die Königin Isabella II. abgesetzt. Seitdem suchten die Spanier in den europäischen Fürstenhäusern nach einem Kandidaten, den das Parlament zum König wählen könnte. Ein vielversprechender Kandidat war Prinz Leopold von Hohenzollern-Sigmaringen, Spross einer süddeutschen Nebenlinie der Hohenzollern. Er war gemäßigt katholisch, wenig ehrgeizig und zudem mit Napoleon verwandt. Der Prinz selbst hatte wenig Ambitionen auf den spanischen Thron, ließ sich aber 1870 von Bismarck überreden, die Kandidatur anzunehmen. Auch König Wilhelm I. gab, wenn auch widerstrebend, seine Zustimmung. Sowohl Bismarck als auch Napoleon spielten mit der Kandidatur, um die jeweils andere Seite zu provozieren und ihr eine diplomatische Niederlage beizubringen. Napoleon war mehr als jeder andere Monarch in Europa von der Unterstützung des Volks abhängig, und es galt gleichzeitig, gravierende innenpolitische Mängel zu überdecken. Deshalb suchte Napoleon sein Heil weiter in der Außenpolitik, von der er sich Erfolge erhoffte, seine Popularität weiterhin sichern zu können. Bismarck wiederum hoffte, nationale Begeisterung zu erzeugen. Beide Seiten wussten natürlich auch, dass sie mit der Kriegsgefahr spielten. Als die Kandidatur offiziell bekannt wurde, reagierte man in Frankreich überrascht und bereitwillig empört über das Ansinnen, Frankreich mit einem deutschen König in Spanien in den Rücken zu fallen. Der Außenminister, Herzog von Gramont, hielt eine leidenschaftliche Rede im Parlament, in der er mit Krieg drohte. Der preußische König Wilhelm I. und Prinz Leopold von Hohenzollern-Sigmaringen zogen daraufhin die Kandidatur zurück, zur Enttäuschung vieler Deutscher. Anstatt sich mit diesem diplomatischen Sieg zu begnügen, verlangte Gramont von König Wilhelm zusätzlich eine Entschuldigung und das Versprechen, nie wieder einer hohenzollernschen Thronkandidatur in Spanien zuzustimmen. Die Forderungen wurden nicht nur über normale diplomatische Kanäle gestellt, sondern auch direkt vom französischen Botschafter Graf Benedetti an Wilhelm selber, auf der Kurpromenade in Bad Ems. Der König reagierte auf die an ihn herangetragenen Forderungen höflich und reserviert, er habe noch keine neuen Nachrichten bekommen, weitere Audienzen seien unnötig; Heinrich Abeken berichtete darüber nach Berlin an Otto von Bismarck, den preußischen Ministerpräsidenten und Bundeskanzler des Norddeutschen Bundes. Dieser kürzte die telegrafische Nachricht seines Mitarbeiters über die Unterredung, und zwar so, dass sowohl das Auftreten Benedettis als auch die Ablehnung des Königs schroffer aufgefasst werden konnten. Die Veröffentlichung dieser Emser Depesche am 13. Juli in der „Norddeutschen Allgemeinen Zeitung" nahm die französische Öffentlichkeit, wie angesichts der gespannten Lage zu erwarten, als Provokation und Kriegsgrund auf. Damit hatte Bismarck die französischen Drohungen, das ungeduldige Vorgehen Benedettis und die Empfindsamkeiten der Franzosen geschickt ausgenutzt, indem er auch selber anstatt direkter diplomatischer Kanäle den Gang an die Öffentlichkeit vorzog. Am 19. Juli 1870, nachdem schon zuvor die Mobilisierung angelaufen war, beugte sich Napoleon III. dem Druck der Öffentlichkeit und nationaler Kreise und erklärte Preußen den Krieg. Damit erfüllte die Depesche den von Bismarck beabsichtigten Zweck: Frankreich betätigte sich als Aggressor, denn auch in den Augen der Weltöffentlichkeit war der Anlass nichtig, die Franzosen hatten sich durch überhöhte Forderungen selbst in Zugzwang gebracht. Bismarck hatte diese französische Antwort auf seine Veröffentlichung der geänderten Depesche richtig einkalkuliert, denn nur bei einem Angriff von außen konnte er die bestehenden militärischen Beistandsbündnisse der einzelnen süddeutschen Staaten einfordern und damit sein politisches Ziel erreichen: ein „kleindeutsches Reich“ unter Preußens Führung. Durch geschickte Diplomatie seitens Bismarcks und ebenso ungeschickte seitens Napoleons war Frankreich isoliert und galt als der Aggressor. Das 1866 geschlagene Österreich zog es u.a. wegen mangelnder Vorbereitung, drückender Schulden und Maßnahmen von Seiten des propreußischen Russlands vor, neutral zu bleiben, ebenso wie Dänemark. Die Beneluxländer und Großbritannien hielt Bismarck aus dem Krieg, indem er ein Papier hervorholte, in welchem Frankreich im Vorfeld des Krieges 1866 Pläne zur Annexion des frankophonen Teils Belgiens niedergelegt hatte. Russland war Frankreichs Gegner im Krimkrieg gewesen, der noch nicht vergessen war. Die jüngst teilweise geeinten Italiener hatten zwar erduldet, dass Savoyen von Frankreich annektiert wurde; sie beanspruchten aber den Kirchenstaat um Rom herum. Frankreich trat allerdings als Schutzmacht des Papstes auf; aber durch den Krieg 1870/71 ging diese Position verloren, so dass Preußen indirekt den Papst schwächte (siehe Kulturkampf). Frankreich, damals die wohl stärkste Großmacht auf dem europäischen Kontinent, mit einer sich massiv überschätzenden Berufsarmee, hielt sich in dem nun folgenden Krieg auch ohne Verbündete für überlegen. Die militärische Kraft des Norddeutschen Bundes wurde unterschätzt. Einer kompletten Fehleinschätzung erlag man auch hinsichtlich der Tatsache, dass die süddeutschen Staaten mit Preußen (und nicht gegen Preußen) auftraten. Auch der Zeitvorteil der eigenen stehenden Berufsarmee gegenüber den Wehrpflicht-Armeen in Deutschland war geringer als erhofft. Am 16. Juli trat der Bundesrat zusammen und erklärt sich mit den Erklärungen Bismarcks einverstanden. Zum 19. wurde der Reichstag des Norddeutschen Bundes einberufen und von König Wilhelm, dem Bundespräsidenten, mit einer verhältnismäßig gemäßigten Thronrede eröffnet. Unmittelbar nach der Feierlichkeit empfing Bismarck die französische Kriegserklärung; die Mitteilung darüber wurde in der sogleich anschließenden Reichstagsitzung mit Jubel aufgenommen. Die süddeutschen Fürsten befahlen aufgrund dieser Kriegserklärung ebenfalls die Mobilmachung ihrer Truppen. Verlauf Durch die gut geplante Mobilisierung, die als Reaktion auf die turbulente Sitzung im französischen Senat vom 15. Juli in Bayern und in Preußen bereits am 16. Juli angelaufen war, wurden mit Hilfe der Eisenbahnen deutsche Truppen schnell ausgerüstet und in den Einsatzräumen zusammengezogen, während die Organisation in Frankreich schleppender verlief. Der König von Bayern befahl die Mobilmachung bereits am 16. Juli, ebenso der Großherzog von Baden, der König von Württemberg am 17. Juli. So war die gesamte deutsche Heereskraft unter der vereinigten Führung des Königs von Preußen vertragsmäßig zusammengefasst. Trotzdem ließ man sich planmäßig Zeit, Reserven und weitere Pferde auszuheben, so dass alle Truppenteile auf volle Kriegsstärke gebracht wurden. Erst nachdem dies vollendet war, marschierte man an der Grenze auf. Die Streitkräfte der verbündeten Deutschen betrugen: in erster Aufstellung zu den Operationen 447.000 Mann, in Deutschland als erste Reserve zum Nachrücken bereit 188.000 Mann, als zweite Reserve 160.000 Mann Landwehr und 226.000 Ersatztruppen, im ganzen 1.021.000 Mann. Die höchste Effektivstärke des deutschen Heeres betrug gegen Kriegsende (1. März 1871) unter Einschluss der Ärzte und Beamten 1.350.787 Mann, von denen auf französischem Boden 464.221 Mann Infanterie, 55.562 Reiter und 1.674 Geschütze an Feldtruppen sowie 105.072 Mann Infanterie, 5.681 Reiter und 68 Geschütze an Besatzungstruppen standen. Der ursprüngliche Plan des Franzosen Adolphe Niel, über Trier ins Rheinland vorzustoßen, wurde aufgegeben; stattdessen war man zunächst defensiv aufgestellt und sollte gemäß dem Plan von General Charles Frossard innerdeutsche Auseinandersetzungen abwarten, worauf man als Befreier einmarschieren könnte. Der Aufmarsch der deutschen Truppenteile erfolgte dagegen in einem sehr hohen Tempo und traf die französische Armee zum Teil unvorbereitet. Schon am 3. August standen 320.000 Deutsche an der Grenze, eine vom französischen Volk erhoffte Großoffensive wäre gescheitert. Saarbrücken jedoch, strategisch eher isoliert und nur mit einer Division geschützt, wurde zunächst eingenommen, dann aber wieder geräumt. Drei Armeen, geführt von Karl Friedrich von Steinmetz, Prinz Friedrich Karl von Preußen und Kronprinz Friedrich Wilhelm, marschierten durch Elsaß-Lothringen ein, das Ludwig XIV. knappe zwei Jahrhunderte zuvor annektiert hatte. Die Franzosen wurden durch die beweglichere deutsche Führung ausmanövriert, die koordiniert war vom preußischen Generalstab unter Helmuth von Moltke: Dadurch verlor Frankreich in kurzer Folge die Schlachten bei Weißenburg, Wörth und Spichern. Nach seiner Niederlage bei Wörth räumte das französische Feldheer das Elsass und überließ das Rheintal der deutschen III. Armee, die nach Süden vorrückte, das Elsass besetzte und schließlich die Festung Belfort belagerte. Während die preußischen Hinterlader-Zündnadelgewehre gegen Österreich noch überlegen waren, hatten die Franzosen nun Vorteile bei Reichweite und Schussfolge mit dem neuen Chassepot-Gewehr und dem Mitrailleuse-Maschinengewehr. Dafür waren die stählernen Hinterlader-Geschütze von Alfred Krupp die ausschlaggebende Artillerie, die mit mehr als 4 km über die doppelte Reichweite verfügte. Die französischen Armeen konnten meist umfasst und dann zu überstürzten Rückzügen oder zu Teil-Kapitulationen gezwungen werden. Die Preußen setzten sich aber auch gegen vierfache Überzahl durch, etwa als bei Mars-la-Tour der französischen „Rhein-Armee“ der Rückzug nach Verdun verwehrt wurde, so dass diese zunächst bei Gravelotte gestellt und dann in der Festung Metz ab 3. September belagert werden konnte. Kaiser Napoleon III. höchstpersönlich versuchte, mit der Armee aus Châlons zu Hilfe zu eilen, wurde aber dabei selbst eingekreist, so dass die Hauptmasse der französischen Truppen schon am 1. September 1870 in der Schlacht von Sedan die entscheidende Niederlage erlitt. Die Kapitulation erfolgte einen Tag später, am 2. September, dem späteren Feiertag Sedantag. Auch Napoleon III. geriet bei Sedan in preußische Kriegsgefangenschaft, er wurde zunächst in Kassel interniert und emigrierte später nach London. Mit der Kapitulation des Franzosen-Kaisers und seiner Armee sowie der noch Wochen andauernden Belagerung seiner Rhein-Armee in Metz war mehr als eine Vorentscheidung gefallen. Bismarck wollte den Krieg beenden, da ein Eingreifen eines der verfeindeten Nachbarländer nicht auszuschließen war, und bot moderate Friedensbedingungen an, mit geringen Grenzverschiebungen im Elsaß, auch weil man fürchtete, dass weitere Gebietszuwächse, insbesondere mit Katholiken, schwer zu verdauen sein würden. Die Bevölkerung von Paris revoltierte daraufhin, die Regierung von Kaiser Napoleon III. wurde abgesetzt und die Dritte Republik ausgerufen. Die neue „Regierung der nationalen Verteidigung“, unter anderen mit Léon Gambetta, war jedoch zu keinerlei Zugeständnissen bereit. Sie veröffentlichte am 4. September 1870 einen Aufruf an das französische Volk (Proclamation au peuple français), der eine Aufforderung enthielt, in „nationalem Widerstand“ weiterhin das Land zu verteidigen. Im Süden und Westen des Landes wurden neue Zivilisten für das Militär rekrutiert. Das führte ab dem 19. September zur Belagerung der französischen Hauptstadt und – noch vor Jahresende – zu deren systematischer Beschießung durch preußische und verbündete Streitkräfte. Dies und der völkerrechtswidrige Guerillakrieg der Franc-tireur (Freischützen/Freischärler) führte zu einer erheblichen Verbitterung auf beiden Seiten. Nach der Kapitulation von Metz im Oktober wurde ein Großteil der deutschen Truppen frei, und Prinz Karl konnte gegen die neu aufgestellten französischen Armeen in Flandern, an der Loire, im Lyonnais und in der Normandie vorgehen und sie an einem Entsatz des belagerten Paris hindern. Unter anderen wurden Franzosen bis auf Schweizer Gebiet getrieben und dort von Eidgenossen interniert. Am 28. Januar 1871 kapitulierte schließlich Paris. Aber die Stadt blieb ein Unruheherd: Der „Kommune-Aufstand", s.u., begann zwar erst am 28. März, aber bis zum Abschluss des Friedensvertrages (10. Mai) dauerte es noch sechs Wochen. In der Tat war dieser Aufstand erst am 28. Mai endgültig niedergeschlagen und schon dadurch auch für die deutsche Politik im damaligen Frankreich wichtig. Die Frage war, ob man es bei reiner Militärpolitik belassen und im Übrigen nach dem Prinzip der Nichteinmischung verfahren konnte. Reichsgründung und Kriegsende Nach dem erfolgreichen Kriegsverlauf konnte Bismarck die süddeutschen Staaten zum Eintritt in einen „kleindeutschen" Nationalstaat (d.h. einen deutschen Nationalstaat ohne Österreich) bewegen. Am 18. Januar 1871 ließ sich Wilhelm I. auf Betreiben Bismarcks im Spiegelsaal des französischen Schlosses zu Versailles zum Kaiser proklamieren. Die Proklamation Wilhelms zum deutschen Kaiser, noch dazu an diesem Ort, wurde in Frankreich als Demütigung empfunden. Sie war eine Demonstration der absoluten Überlegenheit und somit eine nicht unerhebliche politische Entscheidung, die die deutsch-französische Feindschaft anheizte. Am 10. Mai 1871 wurde im Frankfurter Hotel zum Schwan, nach langwierigen Verhandlungen in Brüssel und Frankfurt, ein Friedensvertrag mit Frankreich geschlossen. Diesem vorausgegangen war der Vorfrieden von Versailles, der am 26. Februar 1871 geschlossen wurde. Der Tag der Schlacht bei Sedan wurde als „Sedantag“ gefeiert. Bald wurde die Schlacht zum Symbol der Überlegenheit über den „Erbfeind“ hochstilisiert. Fälschlicherweise glaubten Militärs und Zivilisten fest daran, diesen Sieg jederzeit wiederholen zu können. Der Aufstand der Pariser Kommune Am 18. März 1871 versuchte der französische Premierminister Adolphe Thiers, die verteidigungsbereite Nationalgarde von Paris entwaffnen zu lassen. Dies führte zu einem Aufstand. Am 26. März 1871 übernahm in Paris eine Revolutionsregierung die Macht, die Commune de Paris. Die republikanische Übergangsregierung wurde als abgesetzt erklärt. Die bewaffneten Milizen der Pariser Kommune wurden erst im Mai 1871 von der neu geordneten konterrevolutionären französischen Armee im Straßenkampf in Paris besiegt. In der Blutigen Woche vom 21. bis 28. Mai gab es 25.000 Tote. Es folgten 38.000 Verhaftungen und 7500 Deportationen... Kriegsfolgen Das besiegte Frankreich musste im Frieden von Frankfurt die seit den mittelalterlichen „Straßburger Eiden“ zum Heiligen Römischen Reich gehörenden und überwiegend deutschsprachigen Gebiete Elsass und einen Teil von Lothringen abtreten, die es beginnend mit dem Westfälischen Frieden Mitte des 17. bis gegen Ende des 18. Jhd. annektiert hatte. Dabei spielten nicht nur die Sprachgrenzen eine Rolle, auch vorwiegend französischsprachige Teile Nordlothringens wurden wegen der dortigen Eisenerzminen von Deutschland verlangt. Außerdem musste Frankreich Kontributionszahlungen in Höhe von 5 Milliarden Francs an das Deutsche Reich leisten. Dieser „Reichskriegsschatz“ wurde zu einem kleinen Teil im Juliusturm der Zitadelle Spandau eingelagert. Dieser Teil fiel nach Ende des Ersten Weltkrieges zurück an Frankreich. Der größere Teil der hohen Kriegsentschädigungen war eine der Ursachen des Gründerzeitbooms. Unter anderem wurden mit ihnen Infrastrukturmaßnahmen im ganzen Deutschen Reich finanziert (Poststationen in Ostpreußen, Kirchen und Schulen in der Pfalz und im Elsaß sind heute noch sichtbare Zeichen). Im Gegenzug wurde die französische Wirtschaft durch die Aufbringung der Kriegsentschädigungen in ihrer Entwicklung behindert. Deutschland wurde in der Folge die größte Binnenvolkswirtschaft der Welt. Die Wirtschaftskraft Deutschlands ermöglichte dem Reich die Finanzierung einer hochmodernen und schlagkräftigen Hochseeflotte, die ebenso wie der deutsche Anspruch, neben Großbritannien und Frankreich als weitere Großmacht akzeptiert zu werden, das Misstrauen der bis zu diesem Zeitpunkt einzigen global agierenden Seemacht Großbritannien erregte. Bismarck zementierte mit der von ihm betriebenen Kaiserproklamation die Teilung des ehemaligen Territoriums des „Heiligen Römischen Reichs (deutscher Nation)“ in ein norddeutsches „Deutsches Reich“ und die - mittlerweile durch den Ausgleich von 1867 geschaffene - Doppelmonarchie Österreich-Ungarn, die aufgrund ihrer weit über das alte Reichsgebiet des „Heiligen Römischen Reiches" hinausgehenden Territorien als Vielvölkerstaat fortbestand. Die Reichsidee war gleichwohl ideelle Grundlage des späteren Beistandspaktes zwischen dem Deutschen Reich und Österreich-Ungarn (gemeinsam mit Italien als „Dreibund" vertraglich sanktioniert). Dieser Beistandspakt war es, der das Deutsche Reich 1914 ohne eigene, unmittelbare Bedrohung veranlasste, in „Nibelungentreue" an der Seite Österreich-Ungarns den Ersten Weltkrieg einzugehen. Die Abtretung Elsaß-Lothringens - und damit auch die Revision der französischen Expansionspolitik seit dem Dreißigjährigen Krieg am Rhein - manifestierte den politischen Gegensatz zwischen Frankreich und dem neu gegründeten Deutschen Reich. Léon Gambetta, Staatsmann der Dritten Republik, fasste die weitverbreiteten französischen Revanchegelüste mit dem Satz „Niemals davon sprechen, immer daran denken.“ (frz. Original: "Toujours y penser, jamais en parler.") zusammen.Während Bismarck außenpolitisch das Ziel verfolgte, Frankreichs Augenmerk auf die Erweiterung des kolonialen Überseebesitzes abzulenken, verstärkte Wilhelm II. bewusst den Gegensatz mit Frankreich, indem er Deutschland beispielsweise in Marokko (Panthersprung nach Agadir) offen gegen dessen Ziele positionierte. Innenpolitisch gelang es dem Deutschen Reich zu spät, die neu hinzu- bzw. zurückgewonnenen Territorien westlich des Rheins als gleichberechtigte Teile in das Deutsche Reich zu integrieren. Wenngleich festgestellt werden kann, dass auf den 1870/71-Krieg eine der längsten Friedensphasen (bis 1914) in Westeuropa folgte, konnte und sollte ein politischer Ausgleich zwischen Deutschland und Frankreich nicht erreicht werden. Der Ausbruch des Krieges 1914 emotionalisierte daher Deutsche und Franzosen gleichermaßen: die Deutschen in der Erwartung, den „Welschen" nachhaltig alle Ambitionen auf Ostexpansion auszutreiben, die Franzosen in dem Ziel, die Deutschen weit hinter den Rhein zurückzudrängen und die Schmach von 1870/71 wettzumachen. Nachdem der Krieg von 1914/18 erfolgreich für die Franzosen und ihre Verbündeten endete, legte der dem Zeitgeist entsprechende revanchistische Versailler Vertrag die Grundlagen für die tiefgreifende Staatskrise der jungen deutschen Republik und erleichterte es nunmehr revanchistischen Kreisen auf deutscher Seite, einen Ausgleich zwischen den Nachbarländern erfolgreich zu verhindern. Somit war historisch gesehen der vom Geist des französischen Revanchismus geprägte „Siegfrieden" von Versailles mit einer der Ursachen für den Aufstieg des Nationalsozialismus in Deutschland und damit für den 2. Weltkrieg.