Militaria / 33 Kupfertafeln / Marquis de Vauban /
Festungsbau / Ludwig XIV. / Architektur / Festung / Artillerie / Militärarchitektur / Krieg / Frankreich
/ Leder / Barock / Militärgeschichte -
angeboten wird der großformatige (21 x
13 cm), mit allen 33 Kupfertafeln vollständige und inhaltlich in sich
abgeschlossene erste Band (von drei) einer recht seltenen Gesamtausgabe
der militärischen Werke des Marquis de Vauban (1633-1707) aus
dem Jahr 1795. Sébastien
Le Prestre de Vauban stand lange als General, Festungsbaumeister und Marschall im Dienst des Königs Ludwig XIV. von Frankreich. Als Architekt entwarf er uneinnehmbare Festungen, die zum Vorbild in ganz Europa wurden. Nicht grundlos gilt er als der wichtigste
Militärarchitekt der Barockzeit.
Sébastien Le Prestre de Vauban: Oeuvres Militaires [Bd. 1 (Traité de l'attaque des
places) von 3]. Mit 33 mehrfach gefalteten Kupfertafeln. Paris, Magimel Libraire pour l'Art Militaire [1795].
XXVII, 352 (3) S. Goldgeprägtes Halbleder.
Sébastien Le
Prestre, Seigneur de Vauban [auch Marquis de Vauban]
(1. Mai, 4. Mai oder 15. Mai 1633 in Saint-Léger-de-Foucheret, heute Saint-Léger-Vauban, Département Yonne, Burgund - 30. März 1707 in Paris) war ein französischer General, Festungsbaumeister
Ludwigs XIV. und Marschall von Frankreich. Sébastien le Prestre stammte aus
bescheidenem burgundischem Landadel. Sein Urgroßvater Emery le Prestre hatte
das Dorf und die Herrschaft Vauban erworben (heute im Département Nièvre), nach
der sich Sébastien le Prestre später Marquis de Vauban nannte. Die Le Prestres
wirkten als Notare und waren in der Land- und Forstwirtschaft tätig. Sébastien
le Prestre wurde Anfang Mai 1633 in Saint-Léger-de-Foucheret bei Avallon
geboren, das Taufdatum war der 15. Mai. Seine Eltern waren Urbain le Prestre
(1602–1652) und Edmée (Aimée) Cormignolles (auch Carmignolles, 1610–1670).
Urbain le Prestre führte auf seinen Ländereien im nördlichen Morvan das dort
bis dahin unbekannte Veredeln von Obstbäumen durch Pfropfen ein. Schon als
Schüler im Kolleg der Karmeliter in Semur-en-Auxois zeigte Vauban eine große
Begabung für Mathematik. Im Alter von knapp 18 Jahren trat er als Kadett in das
Regiment des Prinzen Condé ein, der ein Vetter von Ludwig XIV. war und einer
der führenden Köpfe der Fronde genannten Opposition des französischen Adels
gegen die Krone. Hier machte Vauban erste Erfahrungen im Festungsbau. 1653
geriet er in Gefangenschaft. Kardinal Mazarin überzeugte den talentierten und
vielversprechenden jungen Ingenieur-Soldaten zum Übertritt in die königliche
Armee, in der er bis in die höchsten Positionen aufstieg. Er wurde 1654
Assistent des Marschalls Louis Nicolas de Clerville (1610–1677), der ab 1658
der Vorgänger von Vauban als Oberaufseher über die Befestigungen war. Im selben
Jahr (1654) wurde er bei der Belagerung von Stenay verwundet. 1655 wurde Vauban
– gerade 22 Jahre alt – zum Ingénieur ordinaire du roi ernannt. 1656 wurde er
nach Verteidigung der Festung Saint-Gillain bei Mons Capitaine und Kompaniechef
unter Marschall De la Ferté und 1657 leitete erstmals selbst eine Belagerung
(Montmédy). Die folgenden von ihm geleiteten Belagerungen von Gravelines
(1658), Ypern und Oudenaarde trugen zum für Frankreich vorteilhaften Abschluss
des Pyrenäenfriedens mit Spanien 1659 bei. In der folgenden Zeit war er mit
diplomatischen Missionen beauftragt und auf Empfehlung von Colbert mit der
Befestigung von Breisach am Rhein. In diesem Zusammenhang kam es zu Vorwürfen
der Bereicherung und Unterschlagung, von denen er aber 1671 freigesprochen
wurde. 1665 erhielt er eine eigene Kompanie im angesehenen Régiment de Picardie,
ein Posten der damals vor allem auch einen hohen finanziellen Gegenwert hatte,
sowohl durch jährliche Einkünfte, als auch durch den möglichen Verkauf des
Postens. Im Revolutionskrieg ab 1667 belagerte Vauban erfolgreich Tournai,
Douai und Lille, was zum für Frankreich vorteilhaften Abschluss des Friedens
von Aachen 1668 führte. Vauban wurde mit dem Ausbau von Lille als Festung
beauftragt und löste dank der Protektion von Louvois den Marschall de Clerville
faktisch als Oberaufseher über die Befestigungen ab (obwohl dieser den Titel
offiziell noch bis 1677 hatte). Die Festung von Lille wurde Vaubans erstes
großes eigenes Befestigungsprojekt und wird auf diesem Gebiet als sein erstes
Meisterwerk betrachtet. Er wählte einen geometrischen Aufbau in Form eines
regelmäßigen Fünfecks, und die Arbeiten erfolgten 1667 bis 1671. Vauban wurde
Gouverneur von Lille. Ab 1668 erfolgte auch der Ausbau von Dünkirchen zu einem
wichtigen Kriegshafen. Dazu wurde in mehrjähriger Arbeit bei Ebbe ein
befestigter Kanal durch die vorgelagerten Sandbänke gebaut. 1669 erfand er das
Tüllen- oder Dillenbajonett, das im aufgepflanzten Zustand das Abfeuern von
Musketenkugeln ermöglichte. Es fand ab 1689 Eingang in die französische Armee. Im
Holländischen Krieg (ab 1672) setzte er bei der Belagerung von Maastricht im
Jahr 1673 erstmals die Technik der Parallelen ein, die er vom Vorgehen der
Türken bei der Belagerung von Candia (1669) auf Kreta übernahm. Die Stadt fiel
nach 13 Tagen. 1676 wurde Vauban zum Maréchal de camp und 1678 offiziell zum
Generalkommissar aller französischen Festungen (Commissaire général des
fortifications). Im selben Jahr endete der Krieg mit dem Frieden von Nijmegen.
Vauban war nun stark in die Befestigung Frankreichs an allen Landesgrenzen
eingespannt. 1684 leitete er die Belagerung der Festung Luxemburg, und danach
war er auch noch mit dem umfangreichen Projekt einer neuen Wasserversorgung für
Schloss Versailles beauftragt, wofür gegen seinen Rat das 80 km lange Aquädukt
von Maintenon gebaut wurde, das aber aus finanziellen Gründen und Belastungen
durch neu ausbrechende Kriege nie fertig wurde. Weitere Projekte waren die
ersten Leuchttürme Frankreichs 1683 bis 1700 in der Bretagne wie der Phare du
Cap Fréhel und der Phare du Stiff sowie umfangreiche Kanalprojekte. 1688 wurde
er Generalleutnant. 1699 wurde er Ehrenmitglied der Académie royale des
sciences. Während des Pfälzischen Erbfolgekrieges leitete er unter anderem die
Belagerungen von Mons und Namur. Den höchstmöglichen Rang in der königlichen
Armee erreichte Vauban nach Beginn des Spanischen Erbfolgekrieges, als er nach
der Rückeroberung von Breisach – der letzten Belagerung, an der der 70-Jährige
aktiv teilnahm – 1703 zum Maréchal de France erhoben wurde. Das war in erster
Linie eine Anerkennung seiner Verdienste und wurde von Vauban, der lange darauf
gehofft hatte, auch so gesehen. Vauban litt zunehmend unter Krankheiten,
besonders einer starken Bronchitis, die ihn schon lange plagte und 1690 ein
ganzes Jahr lang zwang, eine Auszeit auf seinem Schloss zu nehmen. 1705 folgte
die Aufnahme als Ritter in den exklusiven königlichen Ordre du Saint-Esprit.
1705/06 bot er an, bei der Belagerung von Turin zu helfen, was man aber
ausschlug. 1706 zog er noch einmal auf Wunsch des Königs ins Feld nach
Nordfrankreich und Belgien, um den Zusammenbruch der Front nach der Niederlage
von Ramiliès aufzuhalten. Vauban publizierte zu Beginn des Jahres 1707 anonym
die Schrift Projet d’une dîme royale (Projekt eines königlichen Zehnten), in
welcher er eine Reform der Steuern vorschlug, welche besonders die
Landbevölkerung drückten, und verteilte sie an zahlreiche Freunde und politisch
interessierte Bekannte. Vauban trug das Projekt an drei Abenden dem König vor,
der es aber nicht weiterverfolgte, und es wurde auch durch die Minister
abgelehnt, da es mit seiner gleichmäßigen Besteuerung aller Abgaben in Höhe
eines Zehntels auch den bis dahin weitgehend steuerfreien Adel belastete. Die
Schrift wurde gleich nach Erscheinen verboten. Durch die Veröffentlichung fiel
Vauban am Ende seines Lebens beim König und dessen Ministern zunehmend in
Ungnade. Am 30. März 1707 starb er in seinem Pariser Stadtpalais an einer
Lungenentzündung und wurde am 16. April in der von ihm selbst als
Familiengrablege an die Pfarrkirche Saint-Hilaire von Bazoches angefügten
Sebastianskapelle begraben. Sein Herz wurde getrennt bestattet und ebenfalls in
dieser Kirche beigesetzt. 1793 brachen Revolutionäre die Gruft auf und raubten
die Bleisärge, um daraus Kugeln zu gießen. Bei Bauarbeiten in der Kirche fand
man 1804 die separat bestattete Bleiurne mit Vaubans Herz. Sie wurde auf
Veranlassung Napoleons I. nach Paris gebracht. Am 28. Mai 1808 wurde die Urne
feierlich in den Invalidendom überführt. Das eigens geschaffene mächtige
Grabdenkmal Vaubans in der östlichen Seitenkapelle bildet seither das Pendant
zu einem Monument für Turenne in der gegenüberliegenden Kapelle, das schon 1800
auf Befehl Napoleons aufgestellt worden war.
ZUSTAND:
Ordentliches bis noch gutes, festes und recht sauberes Exemplar. Der Einband
ist deutlich strapaziert mit etlichen Fehlstellen im Leder, insgesamt aber noch
annehmbar erhalten. Das Innenleben ist – abgesehen von jeweils einem Stempel
auf Vortitel und Titel - frei von Einträgen und auch ansonsten recht sauber erhalten.
Die Tafeln sind ganz überwiegend in einem sauberen und unversehrten Zustand, ganz
vereinzelt wurden sie aber nicht korrekt in den Falzen wieder zusammengelegt
und sind dort leicht knickspurig bzw. etwas angegraut. Seltenes Sammlerstück.