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München während des Siebz'ger Krieges

Reprint – Faksimile – unveränderter Neudruck
Neuauflage aus dem Jahr 1994
neu im Archiv - Verlag in Braunschweig X

Als im Frühsommer 1870 ein möglicher Krieg zwischen Preußen und Frankreich auch an den Münchner Stammtischen zum Haupt­gesprächsthema avancierte, wurde von den Bürgern mehrheitlich die Meinung vertreten, daß sich das Königreich Bayern trotz aller Bünd­nisverpflichtungen aus dieser Sache heraushalten sollte, weil es im Endeffekt um die für jeden gestandenen Bayern völlig uninteressante Frage ging, ob Preußens Erbprinz Leopold dem lautstark geäußerten Wunsch des Franzosenkaisers, Napoleon III, entsprechend auf die vakant gewordene spanische Krone verzichten solle oder nicht. Mit Erleichterung wurde der Entschluß des Hohenzollern vom 12. Juli all­gemein zur Kenntnis genommen, auf eben diese Kandidatur nicht reflektieren zu wollen. Als aber Frankreich drei Tage später auch noch darauf bestand, diese Verzichtserklärung „für alle Zeiten und für alle Angehörigen des Hauses Hohenzollern bindend" festzuschreiben, riß auch bei den besonnensten Stammtischlern der Geduldsfaden. Sie fan­den es durchaus in Ordnung, daß der Preußenkönig die Forderung nicht nur ablehnte, Frankreichs Botschafter nicht einmal empfing, son­dern durch seinen Adjudanten „aus dem Haus weisen ließ", wie man sich grimmig schmunzelnd erzählte. Am Samstag, dem 16. Juli, mach­ten die Münchner „Neuesten Nachrichten" auf Seite eins mit der Mel­dung auf: „Der Krieg an Preußen ist erklärt! Sicherem Vernehmen nach hat der König von Bayern den Vorschlag der Ministerien, den Bünd­nisfall als für Bayern gegeben zu betrachten und die schon vorgestern verbreitete Mobilisierungs-Ordre zu publizieren, genehmigt. Drei preußische Armee-Corps haben die Mobilisierungsordre erhalten." Unter dem Eindruck der französischen Kriegserklärung stimmte der bayerische Landtag mit 104 gegen 47 Stimmen der Kriegskreditbewilli­gung von insgesamt 27 Millionen Gulden zu. Eine förmliche Kriegs­erklärung Bayerns an Frankreich erfolgte nicht. König Ludwig II. rea­gierte vielmehr am 20. Juli mit einem Telegramm an König Wilhelm: „Mit Begeisterung werden meine Truppen an der Seite ihrer ruhm­reichen Bundesgenossen für deutsches Recht und deutsche Ehre den Kampf aufnehmen!" Bereits drei Tage später stießen 55 000 bayerische Soldaten, unter ihnen 7000 junge Münchner, zur III. Bundesarmee unter Kronprinz Friedrich Wilhelm von Preußen. Der „Siebz'ger Krieg" hatte begonnen. Von einer Kriegsbegeisterung in München konnte freilich keine Rede sein. Das änderte sich erst nach den Siegen der Verbündeten bei Weißenburg und Wörth (4. und 6. August), vor allem aber nach der Entscheidungsschlacht von Sedan, bei der sich die Bayern vor den Orten Balan und Bazeilles besonders auszeichneten. Zur Zufriedenheit der Heeresleitung stellte sich nun auch bei den Soldaten aus Nord- und Süddeutschland ein Zusammengehörigkeitsgefühl ein, das anfänglich vermißt worden war. In ganz Bayern kam es zu einem radikalen Stim­mungsumschwung. Von einer Woche auf die andere hatte sich Mün­chen im Zug der Siegesmeldungen in ein südliches Hauptquartier der nationalen und auch liberalen Bewegung verwandelt, die nun Bis­marcks kleindeutsche Lösung einer Reichsgründung nicht mehr nur akzeptierte, sondern mit Verve vertrat. Entsprechend pompös geriet nach der Einnahme von Paris am 2. Februar 1871 die Sieges- und Reichsgründungsfeier. Trotz 2 Grad unter Null flanierten Hundert­tausende durch die festlich geschmückten Straßen. „Die Stadt glühte am Abend hell wie ein Frühlingstag im Lichtermeer unzähliger Ker­zen", berichtete hinterher die „Allgemeine Zeitung". Gleichzeitig aber betonte der Berichterstatter: „Dennoch war kein wilder Jubel in der Stadt, kein Triumphgeschrei, das sich am Schaden des Feindes weidet. Die Franzosen haben sicher mehr Lärm gemacht über die kurzfristige Einnahme von Saarbrücken zu Beginn des Feldzuges, als die Münch­ner über die Eroberung von Paris." Die ersten französischen Kriegsgefangenen trafen bereits Anfang Sep­tember 1870 in München ein. Für sie galt die „Anweisung für das Ver­halten eines Soldaten gegenüber einem besiegten Gegner laut Dienstvorschrift für die königlich-bayerischen Truppen aller Waffengattun­gen" aus dem Jahre 1842, in der es u.a. hieß: „Ist der Gefangene außer Stand gesetzt zu schaden, genießt er Schutz und Sicherheit gegen jede Mißhandlung und Beleidigung, denn Menschlichkeit und Völkersitte fordern, daß an dem Überwundenen keine unedle Rache geübt, son­dern daß der Krieger und sein Unglück geehrt werden." Die bayerische Heeresleitung verfuhr in der Regel mit den Kriegs­gefangenen nach den allgemein anerkannten Grundsätzen, die sich im Lauf der Zeit entwickelt hatten: Transport der eingebrachten Gefange­nen aller Dienstgrade, auch der Offiziere, in das eigene Territorium, Unterbringung auf Festungen und in leerstehenden Kasernen, im Krieg 1870/71 erstmals auch in besonders eingerichteten Barackenlagern, Arbeitseinsatz der Mannschaftsdienstgrade, Beendigung der Gefangen­schaft und Entlassung unmittelbar nach Kriegsende. Offiziere wurden häufig „auf Ehrenwort" entlassen, im gegenwärtigen Krieg nicht mehr gegen den Nehmestaat zu kämpfen. So erklärt sich auch eine Meldung im Lokalteil der „Neuesten Nachrichten", in der es hieß: „Gestern Abend kamen zwei gefangene französische Offiziere in die Restauration der Staatsbahn, bestellten eine Flasche Bordeaux, Essen, Kaffee etc. und entfernten sich, ohne zu bezahlen. Die Kellnerin ging ihnen nach und verlangte den Betrag von 2 Gulden 24 Kreuzer. Die Herren erklärten einfach, sie hätten kein Geld. Was wohl deutsche Gefangene im gleichen Fall in Frankreich, bei den Trägern der Civilisation, geschähe? Offiziere, die kein Geld haben, erhalten überall, was sie zum Leben brauchen und selbst mehr als das, zum Beispiel Cigarren. Ohne Geld in ein Restaurant gehen, sich nobel bedienen lassen und ohne zu bezahlen sich zu entfernen, ist eine Unverschämtheit, die Strafe verdient." Die ersten nach München gebrachten Kriegsgefangenen wurden, wie Kraus' Litho schildert, von dort in die bereits 1825 geplante Landes­festung Ingolstadt transportiert, deren Anlage Millionen verschlang und nach jahrzehntelanger Bauzeit erst kurz vor Kriegsausbruch, 1869, fertig wurde, als sie wegen der fortgeschrittenen Kriegstechnik bedeu­tungslos geworden war und nur noch als Gefangenenlager genutzt werden konnte. Ein halbes Jahrhundert später, 1918, hieß einer der dort untergebrachten Franzosen Charles de Gaulle. Über den Einmarsch der aus dem Krieg zurückkehrenden bayerischen Truppen am 22. Juli 1871 in München schrieb damals Karl Stieler: „Die Artilleristen, die auf dem Siegesthor die Wache hielten, gaben das erste Signal der Ankunft. Die Salve der Kanonen erdröhnte, in vollen Tönen läuteten die Glocken, tausend Herzen pochten vor Erwartung. Mann an Mann stand das dichte Spalier und die Menschenmenge dahinter. Alle hielten den Atem an. Dann sah man die ersten Bajonette unter dem Bogen blinken. Im Feldschritt zogen die Bataillone herein, den Helm mit Kränzen geziert, den Rock bestaubt und die Wangen gebräunt vom Dienste. Wer zählt den Jubelruf, der durch die Massen stürmte. Sie fielen den Pferden fast in die Zügel und den Soldaten fast um den Hals. An der Spitze des Zuges selbst ritt der König, dessen jugendschöne Gestalt zu Pferde noch glänzender ins Licht trat. Eine lange, prächtige Suite folgte, in der man den Kriegsminister und viele andere Würdenträger wahrnahm. Dann kam Prinz Luitpold mit seinem Stabe und dann erst in stattlicher Distanz erscheint die mobile baieri­sche Armee, geleitet von ihrem fürstlichen Führer, befehligt von Gene­ral v. d. Tann. Plötzlich ward es eine Weile still, alle Blicke hefteten sich auf einen Punkt und auf eine Gestalt, die in schlichter Würde dahinritt, den Marschallstab in der geschlossenen Hand, im Antlitz jene ernste Treue, die alle Schönheit überragt. Das ist der Kronprinz des Deutschen Reiches. Wie ein Gewitter brach nun der Jubel aus allen Herzen. An der Tribüne, die vor der Universität errichtet war, trat ihm der Bürgermeister der Stadt entgegen und nach einer vortrefflichen Ansprache überreichten ihm drei Ehrenjungfrauen, die hier auf der Estrade versammelt waren, den Lorbeerkranz."

Format ca. 84 x 64 cm (gefaltet auf 22 x 17 cm)

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