Eine größere Liebe hat niemand, als daß er sein Leben hingibt für seine Freunde.
Matrose der Kaiserlichen Marine mit zerfetzter Reichskriegsflagge getröstet von Jesus Christus.
Originale, farbige Offset-Lithographie von 1917.
Auf hellbeigen Karton montiert.
Nach dem Originalgemälde von René Kuder.
In der Platte signiert: „René Kuder 1916“.
Größe 195 x 265 mm.
Mit minimalen Alterungs- und Gebrauchsspuren, sehr guter Zustand.
Hervorragende Bildqualität auf Kunstdruckpapier – extrem selten!!!
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Geboren am 23. November 1882 in Ville, gestorben am 23. September 1962 in Straßburg. René Kuder ist der Sohn von Aloyse Kuder und Stéphanie Disch. Sein Vater, Nachkomme einer alten Familie aus Ville, war Drechsler und Winzer. Das Haus der Familie Kuder befindet sich an der Place du Marché 5 in Villé. Aloyse Kuder kaufte das Haus in „Hintergass“, heute 24, rue du Général-Leclerc, um die 1860er Jahre. René Kuder wurde dort geboren. Er war so fasziniert von seinem Vater, einem Geschichtsinteressierten, glühenden Republikaner und Respekt vor den Prinzipien der Revolution, dass dieser sein erster Lehrer werden sollte. Er vermittelte ihm die Familienwerte Freiheit, Rechtschaffenheit und Liebe zum Land. René Kuders zweiter Lehrer war sein Dorfschullehrer Herr Bittinger, der die Begabung des Schülers erkannte, der sich die Unterrichtsgegenstände sehr schnell aneignete. Bittinger verstand es, das Kind zu ermutigen, seinen eigenen Weg, den der Malerei, zu wählen. Der Künstler, der später ein Meister der Aquarellmalerei werden sollte, war als Kind aufgrund einer Krankheit blind. Nach Abschluss der Schule wollte der Vater seinen Sohn zum Handwerker machen, René hingegen wollte Maler werden. In seiner Familie herrschte Aufruhr und Bestürzung. Mehr als drei Jahre blieb René Kuder bei seinen Eltern, erlernte das Drechslerhandwerk und widmete seine Freizeit dem Lesen und Malen. Schließlich gab sein Vater nach und im Alter von 18 Jahren ging René Kuder nach Straßburg und schrieb sich an der Kunstgewerbeschule, der heutigen École supérieure des arts decoratifs de Straßburg, ein; er war ein bemerkenswerter Schüler. 1905 gewann er für seine Komposition La Géante du Nideck den Preis der Stadt Straßburg . Mit dem Preis war ein Stipendium zur Fortsetzung seines Studiums an der Akademie der Bildenden Künste in München verbunden, die zu dieser Zeit eines der Zentren des künstlerischen Lebens in Europa war. Aquarell galt als untergeordnetes Genre und stellte eine Form der Initiation für junge Menschen dar. Das Verdienst von René Kuder besteht darin, daraus ein Genre zu machen, das mit anderen Techniken konkurrieren kann. 1908 verlieh ihm die Münchner Akademie die höchste Auszeichnung – das Große Silberne Ehrenzeichen – die ihn in Bayern berühmt machte. Im folgenden Jahr lernte er eine junge Bayerin kennen, Mathilde Vollmair, die seine Frau werden sollte. Im Jahr 1910 wurde Stéphanie geboren, und im folgenden Jahr, 1911, ließ sich das Paar in Villé nieder. Im Frühjahr 1912 ging das Paar für einige Monate nach Paris; Mehrere Aquarelle, darunter das von Pont-neuf, vervollständigten das Gepäck bei der Rückkehr nach Villé. Im selben Jahr wurde René Kuder in Berlin für seine Laveuses mit dem zweiten Preis der Woche ausgezeichnet ; Das Stück wurde in Villé aufgeführt, im Waschhaus Unter'em Schopff. Doch erst 1913 erhielt er seinen ersten Großauftrag: die Buntglasfenster für die Kirche von Maisonsgoutte. Erster Weltkrieg Als der Erste Weltkrieg ausbrach, wurde René Kuder nach Thorn in Ostpreußen transportiert und in ein Bataillon von Verdächtigen eingegliedert, ihm wurde die Rückkehr ins Elsass und schon gar nicht in das nahe der Front gelegene Villé verboten. Der Prinz von Sachsen erwirkte die Erlaubnis für René Kuder, der in München ein Gemälde fertigstellen konnte – Die Brotvermehrung –, um das der Prinz ihn vor dem Krieg gebeten hatte. Gegen Ende des Krieges erlaubte der Lagermajor dem Künstler, ein Zimmer in der Stadt zu bemalen, und lud ihn manchmal an seinen Tisch ein. Der Mitwirkung des Majors ist es zu verdanken, dass René Kuder sein Lieblingsthema weiter malen konnte: den Krieg und seinen Alltag. Auf Drängen des Prinzen von Sachsen wurde im Februar 1916 in München eine Ausstellung organisiert das ganz ihm gewidmet war. Der König von Bayern würdigte diese Veranstaltung mit seiner Anwesenheit. Deutsche Zeitungen der damaligen Zeit feierten Kuder als „den Virtuosen der Bildtechnik“, „einen der besten Maler der jungen Generation“, „einen Künstler, der alle Hindernisse überwinden konnte“. Am Ende des Krieges gelang es einem auf René Kuder eifersüchtigen Offizier, die Versetzung des Künstlers weiter östlich, nach Kalmar, zu erreichen. Kuder wurde vom Lagerschreiber gewarnt und ließ ihn das „a“ in „o“ ändern, wodurch das Ziel in „Kolmar“ umgewandelt wurde. Der Künstler lebte dort von Anfang Oktober 1918 heimlich. Als der Waffenstillstand verkündet wurde, kehrte er schließlich nach Villé zurück. Französische Karriere Der Sieg Frankreichs im Jahr 1918 erfüllte die Wünsche von René Kuder, ohne diese Freude jedoch mit seinem 1917 verstorbenen Vater teilen zu können. Der in Deutschland bekannte Kuder war in Frankreich völlig unbekannt. Also musste alles von vorne beginnen. René Kuder blieb in Villé. 1919 wurde eine zweite Tochter, Marie-France, geboren. Im Elsass etablierte sich sein Name immer mehr, insbesondere dank der um 1920 entstandenen Lithographien, die für Grundschulen im Elsass und in Lothringen zur Förderung der Kunst in Schulen bestimmt waren und Dorfszenen zum Thema hatten. Dann begann er mit Arbeiten für Kirchen: Buntglasfenster, Wand- oder Deckengemälde. Es waren glückliche Jahre, die er dem Studium seines Tals, seines Landes, seines Himmels, seines Volkes widmete. Er sucht sein Thema dort, wo andere nur Banalität sehen würden. Jenseits der Bewegung spürt René Kuder das Wesen, seine Wut, seine Frömmigkeit, seine Müdigkeit oder seine Gleichgültigkeit; Wir finden diese Merkmale in seinen Gerichtsskizzen am Villé-Hof. René Kuders einziger Lebensunterhalt war die Malerei. Seine Werke: Kirchentympanon, Decken oder Kreuzwegstationen, insbesondere im Villé-Tal , aber auch darüber hinaus. Er liebte es, große weiße Flächen unter seinem Pinsel zu haben, denen er Leben vermitteln konnte. Bestimmte Werke stellten wahre Übungen bildnerischer Virtuosität dar. Ab 1922 nahm er am Salon des artistes français in Paris teil, wo sein Gemälde Le Rémouleur einen Preis gewann. 1933 verließ René Kuder Villé und ließ sich in der Avenue de la Forêt-Noire 4 in Straßburg nieder. Sein ruhiger und diskreter Lebensrhythmus änderte sich nicht. Zweiter Weltkrieg Nach der Erklärung des Zweiten Weltkriegs im September 1939 zog sich René Kuder zunächst mit seiner Schwester nach Villé zurück, dann war er in Paris zu Gast bei seinem Freund Léon Muller. Kurz vor Weihnachten zog er schließlich zu seinen Töchtern Stéphanie und Marie-France, die die Universität Straßburg besucht hatten, nach Clermont-Ferrand . Durch die Kraft der Ereignisse kann René Kuder nun seine ganze Zeit dem Aquarell widmen, seiner Lieblingstechnik. Das Licht der Auvergne und ihres Himmels waren für ihn eine echte Entdeckung. Ab 1940 gehörten seine Töchter, damals Pharmaziestudenten bei Marie-France und Sekretärinnen der Philosophischen Fakultät von Straßburg bei Stéphanie, mit anderen Studenten der Universität Straßburg zur Gruppe der „ Gergovioten “. Sie werden auf dem Gergovie-Plateau von den Professoren Gaston Zeller und Jean Lassus zusammengeführt, die archäologische Ausgrabungen organisieren. Ein Wohnraum wurde gebaut – das Studentenhaus – und es war René Kuder, der den Gemeinschaftsraum dekorierte und ein großes, farbenfrohes Wandgemälde malte. Im Jahr 1941 bemalte er auf Einladung von General de Lattre de Tassigny , dem Kommandeur der Militärregion Clermont-Ferrand, die Wandtafeln der Opme Executive School am Fuße des Gergovie-Plateaus . Im folgenden Jahr wurde er von General de Bellefons eingeladen, mehrere Fresken an der nach Tarbes zurückgezogenen Saumur-Kavallerieschule zu schaffen . Nach der Verhaftung und Deportation seiner ältesten Tochter lebte er viele Monate lang in Notunterkünften. Er malt weiter. Einige Tage, die er im Winter 1941/42 in Nizza verbrachte, wo er elsässische Flüchtlingsfreunde beherbergte, waren die Quelle einiger Skizzen. René Kuder war schon immer in Paris verliebt. Seit der Besetzung im November 1942 im gesamten Gebiet hält sich Kuder häufig in Saint-Mandé auf. Während seiner Pariser Fluchten malte René Kuder die Brücken von Paris. Rückkehr ins Elsass Ende des Sommers 1945 kehrte René Kuder ins Elsass zurück, 1946 kehrte er nach Straßburg zurück. Der Aufenthalt in der Auvergne hatte seine Palette aufgehellt. Im Alter von 71 Jahren schuf er das größte seiner Fresken in der Basilika Sacré-Cœur in Lutterbach, deren Zugang aufgrund ihrer Ausmaße den Einbau von sechs übereinander angeordneten Gerüstebenen erforderte. Im August 1948, Marie-France heiratet Julien Freund. Nach dem Abendessen versammelte sich die Familie im Atelier von René Kuder; Wir weckten Erinnerungen an die Auvergne, wir hörten René Kuder zu, wie er farbenfroh vom Villé von damals, seinem Aufenthalt in München, dem Thorn-Lager erzählte, aber über Malerei sprach er selten. Seine Motive tragen dann die Namen Straßburg, Plätze, Brücken, Straßen, Illufer. René Kuder illustrierte weiterhin Kalender und Almanache, aber auch Werke von Sittler und René d'Alsace. Er schuf auch Werbeplakate, unter anderem für die Straßburger Messe. Einige Wochen vor seinem Tod wurde er nach Quebec eingeladen, um in Trois-Rivières Fresken zu malen. René Kuder verbrachte seine letzten Herbste mit seiner Frau in Villé. Trotz seines Alters hatte er sich seine Lebhaftigkeit bewahrt. Als hervorragender Wanderer schaffte er es dennoch, tagsüber 20 km ohne erkennbare Ermüdung zurückzulegen. 1961 verlor er seine Frau; Er drückt seinen Schmerz aus, indem er Blumen und Stillleben malt. Der Tod seiner Frau verliert ihn und sie. Obwohl er immer noch mit seinen Kindern und Enkelkindern René und Jean-Noël seine Ferien in Villé verbringt, ist Villé nicht mehr dasselbe. René Kuder starb am 23. September 1962 in Straßburg, Rückkehr von einer Reise nach Bayern, nach einigen Wochen in Villé. Er litt unter einer Gehirnstauung . Er ruht neben seiner Frau auf dem Friedhof von Villé. Im Rathaus von Villé fand vom 21. Juni - 4. September 2011 eine große Retrospektivausstellung mit Aquarellen von René Kuder statt, dann im Hotel des Departements Bas-Rhin von 12. - 25. September 2011. Zu diesem Anlass wurde vom Generalrat des Bas-Rhin eine Broschüre mit dem Titel „ René Kuder, elsässischer Maler 1882-1962“ herausgegeben. Ehrungen In Straßburg trägt eine Straße im Stadtteil Robertsau seinen Namen. In Villé trägt eine Straße in der Nähe der Kirche seinen Namen. Auf dem dem Maler gewidmeten Platz in Villé wird ein mit einem Bronzemedaillon geschmücktes Denkmal errichtet, das das Profil von René Kuder darstellt. An der Fassade seines Geburtshauses in der Rue du Général Leclerc 24 in Villé ist eine Gedenktafel mit der Aufschrift angebracht: René Kuder / Künstler-Maler / wurde am 23. November 1882 in / diesem Haus / geboren. Die Kaiserliche Marine entstand nach der Reichsgründung 1871 aus der Marine des Norddeutschen Bundes. Die Reichsverfassung vom 16. April 1871 bezeichnet die Marine des Reichs meist als Kriegsmarine, an einer Stelle aber auch als Kaiserliche Marine. Für den Marinegebrauch wurde letztere Bezeichnung am 1. Februar 1872 eingeführt. Sie bestand bis zum Ende des Ersten Weltkriegs 1918. Den Schiffsnamen der Kaiserlichen Marine wurde – vergleichbar der Tradition in der britischen Marine (HMS = His/Her Majesty's Ship) – das Kürzel S.M.S. (für "Seiner Majestät Schiff") vorangestellt. 1871 bis 1890 1. Februar 1872 wurden deren bisherige Marinebehörden zur Kaiserlichen Admiralität zusammengefasst, deren erster Chef General der Infanterie Albrecht von Stosch wurde. Den Oberbefehl hatte der Kaiser inne. Anfangs bestand die Hauptaufgabe im Küstenschutz und im Schutz der deutschen Seehandelswege, obwohl schon bald erste Auslandsstationen gegründet wurden. In den 80er Jahren des 19. Jahrhunderts beteiligte sich die Kaiserliche Marine an der Gewinnung von Kolonien in Afrika, Asien und Ozeanien. Kiel an der Ostsee und Wilhelmshaven an der Nordsee waren gemäß der Reichsverfassung Reichskriegshäfen. Zu den Aufgaben der Marine gehörte auch die allgemeine Repräsentanz des Reichs im Ausland und vor allem in Übersee. Bereits die Preußische Marine hatte, wie in der damaligen Zeit üblich, Auslandskreuzer eingesetzt, die die diplomatische Interessenvertretung Preußens und später des Reichs insbesondere gegenüber kleineren Staaten zu unterstützen hatten. Ein besonderes Beispiel für diese Form der Zusammenarbeit von Diplomatie und Marine, der klassischen Kanonenbootdiplomatie, war die sogenannte Eisenstuck-Affäre in Nicaragua 1876-1878. 1890 bis 1914 Unter dem flottenbegeisterten Kaiser Wilhelm II. (1888 - 1918) gewann die Marine an Bedeutung, und eine große maritime Rüstungsindustrie entstand. Der Kaiser-Wilhelm-Kanal wurde 1895 fertiggestellt und erlaubte eine schnelle Verlegung der Seestreitkräfte zwischen Nord- und Ostsee. Ab 1889 änderte sich die Führungsstruktur. Marinekabinett, Oberkommando der Marine und Reichsmarineamt (von 1897-1916 war Großadmiral (seit 1911) Alfred von Tirpitz dessen Staatssekretär) entstanden. 1898 beschloss der Reichstag ein neues Flottengesetz, welches den weiteren Ausbau festlegte. Das Oberkommando wurde 1899 durch den Generalstab abgelöst, und der Kaiser übernahm erneut den Oberbefehl. Tirpitz gelang es mit Hilfe seines "Nachrichtenbüros" und des Deutschen Flottenvereins, durch geschickte Propaganda im Deutschen Reich eine große Begeisterung für die Flotte zu erzeugen. Die Flottenrüstung war, wie auch in den anderen Marinen der damaligen Zeit, von einer schnellen technischen Entwicklung gekennzeichnet. Nacheinander wurden neue Waffensysteme eingeführt, wie die Seemine, der Torpedo, das U-Boot und die Marineflieger mit Flugzeugen und Luftschiffen. Obwohl alle diese Entwicklungen bereits mit einfachen Modellen im amerikanischen Bürgerkrieg zum Einsatz gekommen waren, war ihre Bedeutung für künftige Seekriege zunächst kaum erkannt worden. Eine Veränderung der Doktrin zu Verteidigungskrieg und Seeschlacht mündete mit dem Aufbau der Hochseeflotte in einem Wettrüsten mit England. Die aus dem deutsch-englischen Gegensatz entstandene Isolierung des Deutschen Reichs hatte entscheidenden Einfluss auf den Ausbruch des Ersten Weltkriegs. Eines der wesentlichen Probleme der Kaiserlichen Marine war bis gegen Ende des Ersten Weltkriegs die mangelhafte interne Koordination. Da der Kaiser selber den Oberbefehl ausübte, fehlte es an der Koordination zwischen den diversen direkt unterstellten Marinedienststellen mit direktem Vorspracherecht beim Kaiser, den sogenannten Immediatstellen, von denen es zeitweise bis zu acht gab. Dazu gehörten der Staatssekretär des Reichsmarineamts, der Chef der Hochseeflotte, die Chefs der Marinestationen. Organisatorisch bildete die Hochseeflotte ab dem Beginn des 20. Jahrhunderts den Kern der Kaiserlichen Marine. Daneben gab es das Ostasiengeschwader, die Mittelmeer-Division und diverse Landdienststellen, wie etwa die Marinestationen der Nordsee und der Ostsee. Hochseeflotte Noch bis zum Ende des 19. Jahrhunderts war es allgemein üblich, Flotten nur in den Sommermonaten aktiv zu halten, während im Winter die meisten Schiffe aufgelegt wurden. Nach der Aktivierung im Frühjahr bedurfte es großer Übungen, um die Schiffe einsatzfähig zu machen. Zu diesem Zweck wurde in der Kaiserlichen Marine alljährlich die so genannte Übungsflotte zusammengezogen, an deren Spitze ein Admiral als Flottenchef stand. Um 1900 wurde die Übungsflotte zunächst in Schlachtflotte und 1906 in Hochseeflotte umbenannt. Ihr erster Chef war der Bruder des Kaisers, Prinz Heinrich. Die Hochseeflotte bildete den Kern der Kaiserlichen Marine. Bei Kriegsausbruch im August 1914 betrug ihre Stärke: 14 Schlachtschiffe 22 Linienschiffe 8 Küstenpanzerschiffe 5 Große Kreuzer (Schlachtkreuzer) 7 Große Kreuzer (Panzerkreuzer) 12 Kleine Kreuzer 89 Torpedoboote (im Flottendienst) 19 U-Boote Die Schlachtschiffe, Linienschiffe und Küstenpanzerschiffe bildeten zu dieser Zeit sechs Geschwader, die Kreuzer bildeten fünf Aufklärungsgruppen, die Flottentorpedoboote waren in acht, die U-Boote in zwei Flottillen eingeteilt. Zusätzlich zu den oben aufgeführten Einheiten gehörten zur Hochseeflotte vier Hafenflottillen mit Kleinen Kreuzern und Torpedobooten. Die Chefs der Hochseeflotte im Ersten Weltkrieg waren: 1914 - 1915 Admiral Friedrich von Ingenohl 1915 - 1916 Admiral Hugo von Pohl 1916 - 1917 Admiral Reinhard Scheer 1917 - 1918 Admiral Franz Ritter von Hipper Ostasiengeschwader Das Ostasiengeschwader ging 1897 aus dem vormaligen Kreuzergeschwader hervor. Es war ein selbständiger Verband, der die Aufgabe hatte, deutsche Interessen im asiatisch-pazifischen Raum zu unterstützen. Nach Ausbruch des Ersten Weltkriegs versuchte das Geschwader, unter Vizeadmiral Graf Spee, rund um Südamerika nach Deutschland durchzubrechen, wurde aber bei den Falklandinseln durch überlegene britische Kräfte gestellt und vernichtet. Der Erste Weltkrieg Der Erste Weltkrieg offenbarte schnell die konzeptionellen Fehler der deutschen Flottenrüstung. Großbritannien verhängte eine Fernblockade gegen das Deutsche Reich und hielt seine Schlachtflotte außerhalb der Reichweite der Hochseeflotte. Die Seeschlachten des Ersten Weltkriegs (u.a. Gefecht auf der Doggerbank, Skagerrakschlacht) hatten deshalb für den Gesamtverlauf keine entscheidende Bedeutung. Zum Kriegsende sollte die Kaiserliche Marine gemäß einem Flottenbefehl vom 24. Oktober 1918 zu einer letzten großen Schlacht ("ehrenvoller Untergang") gegen die Royal Navy antreten. Das wurde durch den Matrosenaufstand verhindert. Dieser mündete in die Novemberrevolution, die das Ende des Kaiserreichs bedeutete. Die Verluste an Menschenleben im Seekrieg werden für das Deutsche Reich mit 1.569 Offizieren, 8.067 Deck- und Unteroffizieren und 25.197 Mannschaften angegeben. An sie erinnert das 1936 am 20. Jahrestag der Skagerrakschlacht eingeweihte Marineehrenmal in Laboe bei Kiel. Selbstversenkung der Hochseeflotte Nach Ende der Kampfhandlungen wurde die Hochseeflotte gemäß den Waffenstillstandsbestimmungen im schottischen Scapa Flow interniert. Die Schiffe waren entwaffnet worden und nur mit Notbesatzungen besetzt. Als im Sommer 1919 die Bedingungen des Versailler Vertrages und die damit verbundene Ablieferung großer Teile der Flotte an die Siegermächte bekannt wurde, ließ Konteradmiral Ludwig von Reuter die unter seinem Kommando befindliche Hochseeflotte am 21. Juni 1919 versenken. Damit war der Kern der Kaiserlichen Marine zerstört. Mit der Selbstversenkung hatte die Marine zwar einen Teil des im Krieg und insbesondere während der Revolution verlorenen Ansehens zurückgewonnen, jedoch waren harte Konsequenzen zu tragen. Die Alliierten verlangten nicht nur die Übergabe anderer, zum Teil recht moderner Schiffe, die für die neue Reichsmarine hätten den Grundstock bilden sollen, sondern auch den größten Teil der noch bestehenden deutschen Handelsflotte. Die durch die Versenkung unbrauchbar gewordenen Schiffe hatten noch einen großen Schrottwert. Außerdem blockierten sie die besten Ankerplätze in der Bucht von Scapa Flow. Deshalb wurden sie bis zum Zweiten Weltkrieg zum größten Teil gehoben und verschrottet. Bis heute wird jedoch gelegentlich hochwertiger Stahl aus den Wracks für medizinische Geräte geborgen. Dieser Stahl ist deswegen wertvoll, weil er nicht atmosphärischer Strahlung während der Zeit der oberirdischen Nukleartests ausgesetzt war und sich deshalb gut zum Bau von derartigen Messgeräten eignet. Bilanz Hatte die Marine in den Einigungskriegen von 1866 und 1871 noch keine praktische Rolle gespielt, so wurde sie in den Folgejahren mit Augenmaß und den Bedürfnissen des Reichs entsprechend aufgebaut. Nach Bismarcks Entlassung 1890 begann unter Kaiser Wilhelm II. und Tirpitz das große Flottenwettrüsten, das eine der wesentlichen, jedoch nicht die einzige Ursache des Ersten Weltkriegs war. Es war ein Element einer verfehlten Bündnis- und Rüstungspolitik. Im Ersten Weltkrieg zeigte sich, dass die Hochseeflotte falsch konzipiert und schlecht geführt war. Sie konnte nicht entscheidend zum Kriegsausgang beitragen, und der Unmut ihrer Soldaten entlud sich in Meutereien, die wesentlich zum Ende der Monarchie beigetragen haben. Jesus Christus (von griechisch Ἰησοῦς Χριστός Iēsous Christos, iɛːˈsuːs kʰrisˈtos, Jesus, der Gesalbte) ist nach dem Neuen Testament (NT) der von Gott zur Erlösung aller Menschen gesandte Messias und Sohn Gottes. Mit seinem Namen drückten die Urchristen ihren Glauben aus und bezogen die Heilsverheißungen der Hebräischen Bibel (Altes Testament) auf die historische Person Jesus von Nazaret. Spätere kirchliche Lehren zu dieser Person behandelt der Artikel Christologie. Die urchristlichen Quellen Das NT überliefert die Botschaft von Jesus Christus in verschiedenen Literaturformen für verschiedene Zwecke: in 21 Briefen an bestimmte christliche Gemeinden oder einzelne Personen mit missionarischen, seelsorgerlichen, praktischen und lehrhaften Inhalten, in vier Evangelien, von denen zwei Jesu Geburt, alle vier sein Auftreten, Reden und Handeln, vor allem aber sein Leiden, Sterben und Auferstehen erzählend darstellen, in einer Apostelgeschichte, die den Verlauf der urchristlichen Mission unter Lenkung des Heiligen Geistes von Jesu Erscheinung nach seinem Tod bis zu der Überführung des Paulus von Tarsus nach Rom darstellt, in der Johannesoffenbarung, die Endzeitvisionen in der Tradition der jüdischen Apokalyptik präsentiert. Den historischen Jesus kannte nach heutiger Forschungsmeinung wahrscheinlich keiner der NT-Autoren. Die Paulusbriefe (entstanden 50–60) sind die ältesten urchristlichen Schriften. Ihr Autor erklärt sich zum Augenzeugen des auferstandenen Jesus, den er vorher nicht gekannt habe. Die Paulusbriefe enthalten einige Worte Jesu und biografische Details, aber keine Berichte von seinem irdischen Wirken. Die vier kanonischen Evangelien (entstanden zwischen 70 und 100) erzählen Jesu Wirken und Schicksal auf verschiedene, auf ihre Adressaten zugeschnittene Weise. Vor allem die drei „synoptischen“ Evangelien bieten gemeinsame Stoffe, die meist mit der Zwei-Quellen-Theorie erklärt werden. Ihre Reihenfolge, Auswahl und Darstellung unterscheiden sich aufgrund verschiedener redaktioneller Konzepte; ihre Glaubensaussagen über Jesus stimmen jedoch in den Grundzügen überein und ergänzen einander. Ihre ältesten Bestandteile stammen von Nachfolgern Jesu aus Galiläa, die die Jerusalemer Urgemeinde gründeten und Jesu Worte zuerst mündlich, dann schriftlich weitergaben. Von den urchristlichen Apokryphen, die nicht in den späteren Kanon des NT aufgenommen wurden, kann vor allem das Thomasevangelium einige authentische Jesusworte enthalten. Sie können aus einer gemeinsamen Überlieferung mit der Logienquelle stammen. Einige außerchristliche Schriften erwähnen Jesus beiläufig oder indirekt, heben ihn aber nicht als Retter der Menschen hervor. Alle NT-Schriften verkünden Jesus Christus, seine Geschichte, sein Verhältnis zu Gott und seine Bedeutung auf verschiedene, aber im Kern übereinstimmende Weise als „Evangelium“ (Frohbotschaft) für die ganze Welt. Denn ihre Autoren glaubten an die Auferstehung Jesu Christi, die ihnen keine unbeteiligte Mitteilung biografischer Daten ermöglichte. Jesus war für sie kein vergangener gescheiterter Wanderprediger, sondern der zur Rettung aller Menschen aus Sünde und Tod in die Welt gekommene Sohn Gottes, der den Gerichtstod auf sich genommen habe, von Gott auferweckt worden sei, nun für alle Zeiten lebe und sich selbst immer neu in Erinnerung rufe, bis er seine Botschaft am Ende der Zeit selbst wahr machen werde. Dieser Glaube veranlasste die Urchristen Gemeinden zu bilden und zu gründen, Jesu Worte zu sammeln, aufzuzeichnen und als jeden angehende Botschaft weiterzugeben. Ihre Schriften wollen alle Menschen zum Glauben an den menschgewordenen, für sie stellvertretend getöteten und auferstandenen Gottessohn einladen. So wurde das NT zur Grundlage für das Christentum, das seit etwa 100 als eigene Religion neben dem Judentum hervortrat. Der Name Jesus Christus (latinisiert vom Griechischen Ἰησοῦς Χριστός) ist das zum Namen konzentrierte Glaubensbekenntnis der Urchristen. Jesus (griech.: Ἰησοῦς, zu lesen als: Iäsūs) ist die griechische Form des hebräischen Vornamens Jeschua oder Jeschu, beides Kurzformen von Jehoschua. Messias (Μεσσίας) ist eine Übertragung des hebräischen Wortes maschiach (משיח) ins Griechische. Christós (Χριστός) ist ein Titel, der das hebräische Wort maschiach („Gesalbter“) übersetzt und später zu Christos gräzisiert und zu Christus latinisiert wurde. Dieser Titel wurde verschiedenen Personen verliehen: König David, Kyros II., Bar Kochba, Schabbtai Zvi und anderen mehr. Im NT bezeichnet „der Gesalbte“ (ὄ Χριστός, "ho Christós") den wiederkommenden christlichen Heilsbringer der Endzeit, den Gott-Messias Jesus. Hebräisch Griechische Übertragung Griechische Übersetzung Lateinisch Deutsch יהושוע Jehoschua Jeschua Jeschu Ἰησοῦς Jesus Jesus משיח Maschiach Μεσσίας Messias Χριστός Christos Christus Messias Gesalbter Jesus Christus verbindet Vorname und Titel: Indem der männliche Artikel des Titels entfällt, wird dieser anstelle eines Verbs zu einer Apposition des Vornamens und damit zum Eigennamen des Namensträgers. Somit ist Jesus Christus ein griechischer Nominalsatz, der aussagt: Jesus ist der Gesalbte, das heißt, der Messias. Damit identifizierten seine Anhänger den historischen Juden Jesus aus Nazaret mit dem erwarteten jüdischen Heilsbringer. Der Glaube behält diesem Menschen den Messiastitel vor, bestätigt also einerseits die Messiaserwartung des Judentums und weist andererseits auf andere Menschen bezogene Messiaserwartungen zurück. Der Name Jesus Christus ist die urchristliche Bekenntnisformel. Sie findet sich in allen NT-Schriften und stammt wohl aus der Missionspredigt (Kerygma) und Taufpraxis der Jerusalemer Urgemeinde, erkennbar in Apg 2,38 EU und 5,42 EU. Der Philipperhymnus, einer der ältesten Christushymnen des NT, verkündet: Gott hat Jesus diesen Namen verliehen. Darum würden sich zu ihm eines Tages „alle Zungen im Himmel und auf Erden bekennen“ (Phil 2,9-11 EU). Nach Mk 1,11 EU hat Gott sich bei der Taufe Jesu zu ihm bekannt und ihn als seinen geliebten Sohn erwählt. Auf dem Weg nach Jerusalem habe Jesus seine Jünger gefragt (Mk 8,27 EU): „Unterwegs fragte er die Jünger: Für wen halten mich die Menschen? Sie sagten zu ihm: Einige für Johannes den Täufer, andere für Elija, wieder andere für sonst einen von den Propheten. Da fragte er sie: Ihr aber, für wen haltet ihr mich?“ Darauf habe Simon Petrus als Erster geantwortet: „Du bist der Christus! Doch er verbot ihnen, mit jemand über ihn zu sprechen.“ Der Christustitel bezieht sich in den ältesten Bekenntnissätzen und Predigten der Urchristen immer auf Tod und Auferstehung Jesu, setzt also diese Ereignisse voraus und fasst ihre Heilsbedeutung zusammen. Von dieser nachösterlichen Perspektive aus zurückblickend erzählten die Urchristen die Geschichte des vorösterlichen Jesus. Mt 1,21 EU versteht daher schon seinen Vornamen als Hinweis auf seine Aufgabe: „Du sollst ihm den Namen Jesus geben; denn er wird sein Volk von seinen Sünden retten.“ Der Vers spielt auf die Eigenbedeutung des hebräischen männlichen Vornamens Jeschua an, der im Judentum damals verbreitet war. Er enthält seinerseits mit der Vorsilbe Je- eine Kurzform des Gottesnamens JHWH und eine Verbform von jaša („helfen, retten“). Er verweist also auf Gottes Handeln („Gott hilft/rettet“), etwa in Sir 46,2 EU, oder appelliert daran („Gott helfe“). Die Urchristen sahen Gottes Rettung durch Tod und Auferstehung Jesu Christi verwirklicht. Darum glaubten sie an die heilende Kraft seines Namens. Dieses Heilen war Bestandteil ihrer Anhängerschaft. So heilten sie laut Apg 3,6 EU auch unheilbar Kranke „im Namen Jesu Christi“. Simon Petrus verkündet in Apg 4,12 EU: „Denn es ist uns Menschen kein anderer Name unter dem Himmel gegeben, durch den wir gerettet werden sollen“. Die Auferstehung Die Auferstehung Jesu von den Toten ist Hauptinhalt der urchristlichen Heilsbotschaft, die im Kern lautete: Jesus wurde für uns gekreuzigt und auferweckt (1 Kor 15,3–5 EU). Diese Glaubensaussage beruhte auf bestimmten Erfahrungen mit Jesus nach seinem Tod. Er kündigt den Jüngern schon vor seinem Kreuzestod seine Auferstehung dreifach an (Mt 16,21–23 EU), (Mt 17,22–23 EU), (Mt 20,17–19 EU). Das älteste Evangelium berichtete anfangs wohl noch nicht von Jesu nachösterlichem Erscheinen, sondern kündigte es in Mk 16,5 nur an. Auch die NT-Briefe führen Jesu Auftreten nach seiner Auferstehung nicht aus. Lukas, Johannes und die Apostelgeschichte beschreiben die Auferstehung genauer. Die ersten Augenzeugen Paulus ist der früheste Autor einer NT-Schrift und erklärt, den Auferweckten selbst gesehen zu haben. Er übernahm von der Jerusalemer Urgemeinde um 36 n. Chr. ein frühes Credo, verbunden mit einer Zeugenliste (1 Kor 15,3–8 EU): „Christus ist gestorben für unsere Sünden nach der Schrift; er wurde begraben; er wurde auferweckt am dritten Tage nach der Schrift; er wurde gesehen von Kephas; danach von den Zwölf. Danach wurde er gesehen von mehr als 500 Brüdern auf einmal – von denen die meisten heute noch leben, während einige schon gestorben sind. Danach wurde er gesehen von Jakobus; danach von allen Aposteln.“ Paulus zitiert hier den Glauben aller Urchristen und stellte dazu fest, dass viele Augenzeugen noch leben und befragt werden können. Dann fügte er seine eigene Jesusvision hinzu: „Zuletzt von allen ist er auch von mir als einer missratenen Geburt gesehen worden...“ Mit dieser als Berufung erfahrenen Jesusvision (Gal 1,15 EU) begründete er wie der Prophet Jeremia seinen gleichberechtigten Auftrag zur Völkermission. Er beschrieb sein Damaskuserlebnis nicht näher (vgl. Apg 9,1–9 EU), sondern betonte nur: Er sah Jesus im Lichtglanz der Herrlichkeit Gottes (2 Kor 3,38 EU). Was genau diese ersten Zeugen „sahen“ war der „Auferweckte“: Dieser Ausdruck bezeichnet Gottes unsichtbares Handeln am getöteten Jesus. Das Bild des Weckens vom Schlaf meint die jenseitige Überwindung des Todes. Das Passivum Divinum drückt Respekt aus: Fromme Juden vermeiden es, Gott beim Namen zu nennen. Ihr Credo deutet aber diesseitige Erfahrungen: Es weist auf eine leibhafte Begegnung mit Jesus hin und zugleich auf seine unvergleichbare, der Sterblichkeit nicht mehr unterworfene Seinsweise. Er ist wahrhaftig auferstanden! (Lk 24,34 EU): Dieser frühe Bekenntnissatz bezog sich auf das aktive Erscheinen des Auferweckten vor seinen Jüngern. Beide Ausdrücke bezeichnen im NT wie in der jüdischen Apokalyptik exklusiv Gottes Handeln. Das „Sehen“ meint dort das Vorhersehen der Zukunft in einer von Gott geoffenbarten „Vision“ (Dan 7,1 EU). Es war demnach kein gewöhnliches Wahrnehmen, sondern ein Erkennen, von dem die Beteiligten nur sagen konnten, dass Gott (AT) bzw. Jesus (NT) es selbst bewirkt habe. Das leere Grab Der älteste Passionsbericht, den Markus übernahm, führt das urchristliche Credo erzählend aus und endet daher mit der Entdeckung des leeren Grabes Jesu am „dritten Tag“ von Jesu Tod an (Mk 16,1–8 EU). Der Passionsbericht liefert folgende Darstellung: Nur noch Frauen von Jesu Anhängern waren dabei (Mk 15,40f EU). Einige sahen, wo er begraben wurde (Mk 15,47 EU). Nach dem Sabbat wollten sie den Toten gemäß jüdischer Sitte einbalsamieren und so ehren (Mk 16,1). Dabei fanden sie sein Grab leer. Die Erklärung dafür gab ihnen ein junger Mann in weißem Gewand, also ein Engel (v. 6–7): „Fürchtet euch nicht! Ihr sucht Jesus von Nazaret, den Gekreuzigten. Er ist auferweckt worden, er ist nicht hier. Seht dort die Stelle, wo man ihn hingelegt hat. Geht aber und sagt seinen Jüngern und Petrus, dass er vor euch hergehen wird nach Galiläa: Dort werdet ihr ihn sehen, wie er es euch gesagt hat.“ Das verweist auf die frühe Zeugenliste. Ihr „Sehen“ wird demnach als Erkenntnis gedeutet: Gott hat diesen zuvor getöteten Galiläer auferweckt. Darum war sein Grab leer. Alle, die ihn nicht sahen, wurden auf einen Weg gesandt, auf dem er sich zu erkennen gab: Das rief sie erneut in die Nachfolge. Der betonte Hinweis auf „den Gekreuzigten“ stellt Gottes endgültiges Lebenschaffen gegen das unrechtmäßige Töten der Menschen und verweist auf die urchristliche Predigt in Jerusalem (Apg 4,10 EU): Ihr habt ihn gekreuzigt, Gott aber hat ihn auferweckt! Nur bei Markus endet der Bericht mit der Flucht der Frauen, die entgegen ihrem Auftrag nichts weitersagen (Mk 16,8). Das erinnert an die Flucht der Männer bei Jesu Festnahme (Mk 14,50 EU) und macht klar, dass die Frauen diese zunächst gar nicht antreffen konnten. Es spielt auch versteckt auf Jes 52,15 EU an, wo von der Erhöhung des verachteten, „für uns“ getöteten Gottesknechts die Rede ist (Jes 53,4f EU): „Denen nichts davon verkündet wurde, die werden es sehen, und die nichts davon hörten, werden es erfahren!“ Danach kann nur Jesu eigenes Erscheinen Entsetzen, Angst und Trauer überwinden, in Freude verwandeln (Mt 28,8 EU) und Glauben an ihn schaffen (Joh 20,20 EU). Damit legt der Text nahe, dass die Jesusvisionen schon bekannt waren und in oder unterwegs nach Galiläa (Emmaus, Lk 24,13 EU) erfolgten: also einige wenige Tage nach der Jüngerflucht und Jesu Tod. Der historische Gehalt der Grabüberlieferung ist stark umstritten. Einige NT-Forscher (z. B. Rudolf Bultmann, Hans Graß, Willi Marxsen, Gerd Lüdemann) halten den Text für eine späte apologetische Legende, die Jesu Auferstehung nachträglich „beweisen“ sollte. Auch Georg Strecker und Eugene Finegan sehen in dieser Erzählung „Merkmale sekundären legendarischen Ursprungs“.[10] Andere (Hans von Campenhausen, Ulrich Wilckens, Wolfhart Pannenberg, Peter Stuhlmacher, J. Spencer Kennard) gehen davon aus, dass die Auffindung des leeren Grabes „am 3. Tag“ historisch war und erst Markus den Bericht davon mit der Engelsbotschaft und Jesu Erscheinungen verband. Für die Historizität spricht, dass die Zeugenliste keine Frauen, die Grabgeschichte keine Männer und nur Frauen nennt, die Zeugen der Grablegung Jesu waren. Diese hatten im patriarchalischen Judentum damals kein Zeugenrecht, so dass ihr anfängliches Schweigen plausibel wirkt. Nach Lk 24,11 EU hielten die Männer ihre Nachricht vom leeren Grab für ein „Gerücht“ (Martin Luther übersetzte: „Märchen“) und glaubten ihnen nicht, bis Jesus selbst sie überzeugte. Das legt nahe, dass die Erscheinungen Jesu unabhängig von, aber zeitnah zur Entdeckung des leeren Grabes erfolgten. Dass dieses in Jerusalem bekannt war, könnte Mt 28,13 EU zeigen: Seine Jünger kamen nachts und stahlen ihn! Solche Polemik gegen die Urchristen überliefert auch die Mischnah. Damals wurden jüdische Märtyrer durch den Ausbau ihrer Gräber geehrt, um ihr Anrecht auf künftige Auferstehung zu betonen (Eduard Schweizer). Das war den Urchristen verwehrt: Was sucht ihr den Lebendigen bei den Toten? (Lk 24,5). Darum fehlt Jesu Grab in den ersten Petruspredigten und in den Paulusbriefen. Doch wenn es nicht nachprüfbar leer war, dann hätte sich die Botschaft von seiner Auferweckung in Jerusalem (Apg 2,32 EU) kaum halten können (so u. a. Paul Althaus, Karl Barth, Klaus Berger, Martin Karrer). Die Emmausjünger Nach Lk 24,13–35 EU begegneten zwei seiner Jünger Jesus auf dem Weg von Jerusalem nach Emmaus. Sie erkennen ihn nicht, teilen ihm aber ihre maßlose Trauer und Enttäuschung mit: Wir dachten, er sei der (Messias), der Israel befreien werde. Darauf legt er ihnen die Schrift aus: Musste der Messias nicht so leiden, um in sein Reich einzugehen? Sie bitten ihn, zu bleiben. Er tut es, isst mit ihnen und bricht dabei wie beim Passahmahl vor seinem Tod das Brot. Da gingen ihre Augen auf, und sie erkannten ihn. Jesus verschwindet. Darauf tauschen sie ihr Erlebnis aus – Brannte nicht unser Herz...? –, kehren sofort nach Jerusalem um, treffen dort die versammelten Elf und hören deren Bestätigung: Der Kyrios ist wahrhaftig auferstanden und Simon (Petrus) erschienen! Der Text repräsentiert lukanische Theologie: Der Evangelist wollte zeigen, wie man auch ohne eigene Vision Christ werden kann. Bibelauslegung, Abendmahl, Austausch der Erfahrungen mit Jesus und gemeinsames Glaubensbekenntnis spiegeln wohl den Ablauf eines urchristlichen Gottesdienstes. Der Name „Kleophas“ (v. 18) für einen der Jünger – der zweite bleibt ungenannt – wurde sichtlich später eingefügt. Wäre der Zeuge historisch, hätte die Urgemeinde seinen Namen in ihre Liste aufgenommen. Der Credosatz, auf den der Text zielt, wird von NT-Historikern als sehr alt und der Geschichte vorgegeben eingeschätzt. Es erinnert daran, dass Petrus den Auferweckten als Erster sah und dies dann Anderen mitteilte. Auch Mk 16,7 nennt ihn neben den übrigen Jüngern. Das bestätigt den Anfang der Jerusalemer Zeugenliste. Die Elfervision Alle Evangelien berichten von einer Erscheinung Jesu vor dem Kreis der ersten Jünger. Dabei reden die Synoptiker ausdrücklich von elf Jüngern, da Judas Ischariot nicht mehr zu „den Zwölfen“ gerechnet wurde (nach Mt 27,5 EU hatte er sich erhängt). Das Johannesevangelium nennt keine Zahl, jedoch wird Judas auch dort nicht mehr erwähnt. Alle Evangelien begründen mit der Erscheinung Jesu die Beauftragung der Jünger zur Völkermission. Jedes Evangelium formuliert diese anders und zeigt so seine besondere theologische Sicht. Mt 28,1–20 übernahm und veränderte die Grabgeschichte: Die Frauen, die sich bei Markus noch fürchteten und nichts weitersagten, freuen und beeilen sich nun, ihren Auftrag auszuführen. Sie begegnen Jesus selbst, der durch sie die Jünger zu einem Berg in Galiläa bestellt. Dort erscheint er ihnen, offenbart seine ihm von Gott übergebene Macht, sagt ihnen seine Geistesgegenwart und Wiederkunft zu und beauftragt sie zur Völkermission. Dieser schließt die Taufe auf seinen Namen und das Halten all seiner Gebote (Bergpredigt Mt 5–7) ein. Lk 24,36–53 und Joh 20,19–23 teilen gemeinsame und verschiedene Motive der Jüngersendung: Jesus erschien am Abend des Sabbatfolgetags nach seinem Tod, trat zu den Versammelten (Jh: durch verschlossene Türen), grüßte sie mit dem Friedensgruß „Schalom“, überwand ihre Angst und ihren Unglauben (Lk: durch demonstratives Essen /Joh: durch Zeigen der Wundmale), legte ihnen die Schrift aus (Lk) bzw. gab ihnen den Heiligen Geist (Joh), sandte sie in die Welt zur Verkündigung der Sündenvergebung und Buße (Lk) bzw. zum Erlassen oder Behalten der Sünden (Joh). Mk 16, 9–20 ist ein späterer Anhang an das ursprüngliche Ende des Evangeliums: Er setzt die Jesusbegegnungen Marias (Jh 20) und der Emmausjünger (Lk 24) schon voraus, die Markus noch nicht kannte. Er bringt die verschiedenen Erscheinungsberichte in eine Abfolge, um Widersprüche auszugleichen. Dabei widerspricht er jedoch der Zeugenliste: Dort steht die Elfervision aller Erstberufenen am Anfang, hier am Ende. Der universale Missionsauftrag der Christen enthält nun auch die Vollmacht zum Austreiben von Dämonen, analog zu den bei Markus überlieferten Exorzismen Jesu. Alle Evangelien betonen die Identität der auferweckten mit der gekreuzigten Person, des neuen mit dem alten Leib: Damit wehren sie wohl die gnostische These vom „Scheintod“ des Erlösers ab. Dass der Auferstandene sich ernährte, hieße aber, dass er nur wiederbelebt, nicht unsterblich war. Doch die Texte verkünden auch, dass er den Naturgesetzen nicht mehr unterworfen war, sondern durch Wände ging (Jh 20,19) und an verschiedenen Orten zugleich erschien (Lk 24,33–36). – Nach 1 Kor 15,50f kann der alte den neuen Leib nicht „erben“, sondern der himmlische Leib verwandelt den irdischen völlig. Insofern bestätigte Paulus, der nichts vom leeren Grab Jesu zu wissen schien, die Evangelienberichte indirekt. Ob und wo Jesus sich den elf Jüngern zeigte – in Galiläa (Mk/Mt) oder in Jerusalem zwei Tage nach Jesu Tod (Lk/Joh) – ist nicht mehr zu ermitteln. Beides war bei einer Jüngerflucht drei Tage zuvor unmöglich. Darum erklärt jeder Evangelist das Jüngertreffen anders: Bei Matthäus erschien Jesus den Frauen am Grab zusätzlich zu den Engeln. Bei Lukas veranlasst das Emmauserlebnis die sofortige Rückkehr der Elf. Bei Johannes blieb Petrus in Jerusalem und betrat Jesu Grab, während Maria ihn zuerst sah. So verknüpften die Evangelisten die Grabgeschichte auf widersprüchliche Weise mit den Erscheinungen, um das Jüngertreffen zu erklären. Spätere Erscheinungstexte Mk 9,1–13 erinnert mit Jesu „Verklärung“ auf einem Berg in Galiläa an eine nachösterliche Jesusvision (v. 9) für Petrus, Jakobus und Johannes. Diese Namen nennt Gal 2,9 als „Säulen“ der Urgemeinde: Man kann also annehmen, dass sie ihr Führungsamt aufgrund einer solchen Jesusvision erhielten. Markus deutet diese als vorösterliche Offenbarung des erwählten Sohnes Gottes, der Moses (Judentum) und Elija (= Johannes der Täufer, Mandäismus) abgelöst habe. Joh 20,1–18 formt die überlieferte Grabgeschichte zu einer Selbstoffenbarung des Auferweckten um. Der Text widerspricht offenbar bewusst der synoptischen Tradition: Maria Magdalena, nicht Petrus sah Jesus zuerst. Dafür betrat Petrus als Erster das leere Grab. Die johannäische Endredaktion hat dem nochmals widersprochen und den „Jünger, den Jesus liebte“ eingefügt: Sie lässt ihn mit Petrus um die Wette laufen und das leere Grab zuerst betreten, um seine Autorität zu untermauern. Das bestätigt: Ohne Jesu eigenes Erscheinen konnte das leere Grab nur Furcht und Entsetzen, aber keinen Glauben an Jesu Auferstehung bewirken. Es bestätigt auch: Frauen waren – ob sie ihn selbst sahen oder nur sein Grab leer fanden – die ersten Osterzeugen. In Joh 21,1–14 erscheint Jesus sieben seiner ersten Jünger am Ufer des Sees Genezareth, wo er sie anfangs berief. Er hilft ihnen, einen großen Fischfang zu machen. Der Jünger, „den Jesus liebte“, erkennt als Erster: Es ist der Kyrios! Dieser lädt sie zum gemeinsamen Mahl ein, bereitet es vor und isst mit ihnen. – Auch dieser Text wurde an einen früheren Schluss des Evangeliums angehängt (Joh 20,31) und gehört zu seiner Endredaktion (v. 24). Er setzt die Episode vom wunderbaren Fischzug (Mt 4,18–22/Lk 5,1–11) voraus, erinnert an die ersten Jüngerberufungen Jesu (Mk 1,16–20), will die Adressaten so zur Mission ermutigen und neu Getaufte zum Abendmahl einladen. – Der Fisch wurde für verfolgte Christen in Rom zum geheimen Erkennungszeichen: griechisch Ichthys steht für das Credo Iesus Christus Theos ´Yios Soter („Jesus, der Messias, Gottes Sohn, ist der Retter“). Rekonstruktionsversuche des Ablaufs der Osterereignisse Was nach Jesu Tod geschah, erzählen die Evangelien teils übereinstimmend, teils voneinander abweichend. Daher lässt sich ein genauer Ereignisablauf kaum noch rekonstruieren. Das NT gibt nur einige Anhaltspunkte: Jesus wurde noch am Vorabend des Sabbat in ein frisches Felsengrab gelegt. Einige Frauen aus seiner Anhängerschar sahen, wo man ihn begrub. Am Tag nach dem Sabbat wollten sie den Toten einbalsamieren. Dabei fanden sie sein Grab leer vor. Die Jünger waren inzwischen getrennt nach Galiläa zurückgekehrt. Auf dem Weg dorthin hatten einige von ihnen eine Vision, die sie beschrieben: Jesus wurde auferweckt. Diese Visionen ähnelten sich, fanden aber unabhängig voneinander, zeitlich und räumlich gestreut statt (Lk 24,34). Daraufhin suchten die Jünger erneut Kontakt, tauschten ihre Erlebnisse aus und kehrten nach Jerusalem zurück: Dort erwarteten Juden gemäß biblischer Prophetie das Weltende. In der Stadt trafen sie die Frauen, die ihnen das leere Grab zeigten. Ihr Bericht davon wurde daraufhin zur Verheißung des „Sehens“ Jesu in Galiläa umgeformt. Die Rückkehr der Jünger nach Jerusalem erfolgte also wahrscheinlich unabhängig von einer Grabentdeckung der Frauen. Sie kehrten dann nicht unbedingt gleichzeitig, sondern aufgrund je eigener Erfahrungen und Nachrichten vom auferstandenen Jesus dorthin um. Deshalb nehmen eine Reihe von NT-Exegeten (H. v. Campenhausen, W. Pannenberg, M. Karrer) an, dass die ältesten Notizen von Jüngern, denen Jesus unterwegs nach Galiläa „erschien“, echte Erlebnisse widerspiegeln, da anders die Gemeindegründung in Jerusalem nach der Jüngerflucht kaum zu erklären sei. Andere NT-Forscher wie G. Lüdemann dagegen halten die Auferstehungsberichte für rein subjektive Projektion ohne äußeren Anlass. Wer von den Jüngern eine solche Vision des auferweckten Jesus hatte, wann und wo, bleibt im NT mehrdeutig. Die Evangelien bestätigen nur die Erstvision des Petrus und einiger anderer ungenannter Jünger, ohne diese näher zu beschreiben. Von einer Erscheinung Jesu vor „500 Brüdern“ und „allen Aposteln“, wie sie die älteste Zeugenliste aufführt, wissen sie nichts. Die „Himmelfahrt“ (Apg 1) galt nur dem Elferkreis; die Massenvision meint eventuell eine Massentaufe wie die nach der Pfingstpredigt (Apg 2,41). Die theologischen Deutungsmotive der Ostertexte Gott hat gehandelt Alle Ostertexte des NT verkünden: Nur Gott selbst konnte Jesus auferwecken. Niemand war dabei. Nur der Auferweckte selbst konnte sich dann seinen Jüngern offenbaren. Von sich aus erkannte ihn niemand. Nur einige der ersten Jünger und Paulus sahen den Auferstandenen. Dieser war nur eine befristete Zeit lang zu sehen (Apg 1,2–5): Darin stimmen Zeugenliste, Evangelien und Apostelgeschichte überein. Das betont den besonderen Charakter des Verkündeten als ein reales Ereignis, das aber außerhalb aller sonst bekannten Wirkungszusammenhänge steht („Wunder“). Es ist nicht „von außen“ einsehbar, sondern wurde nur einem kleinen Kreis von Zeugen offenbart. Wer dem NT glauben möchte, kann nur dem Glauben dieser ersten Zeugen glauben und ihrem Zeugnis trauen – oder aber nicht. Hier liegt der Grund für die Bandbreite der Deutungen: Während rationalistische Theologen und Religionskritiker von „Betrug“ (Hermann Samuel Reimarus), „Fiktion“ und „subjektiven Visionen“ (David Friedrich Strauß), „Projektion“ (Ludwig Feuerbach, Sigmund Freud), „mythologischem Selbstverständnis“ (Rudolf Bultmann), „apologetischen Legenden“ (Hans Graß) u. a. sprechen und diese aus einer „Verarbeitung von Schuldgefühlen“ erklären (Gerd Lüdemann), versuchen evangelikale, konservative und fundamentalkatholische Theologen (z. B. Walter Künneth, Wolfhart Pannenberg), Jesu Auferstehung als „historisches Ereignis“ auszuweisen. Eine Mittelposition vertrat Karl Barth: Er betont das objektive Geschehen hinter den Glaubenszeugnissen, das aber prinzipiell nicht historisch verifizierbar sei. Der Auferweckte schenkt Versöhnung und überwindet so den Unglauben Die Ostertexte betonen die Identität des nun Auferstandenen mit dem zuvor Gekreuzigten. Sie erinnern Jesu Jünger damit an ihr Versagen angesichts seines Todes: Sie hatten ihn verraten, verlassen und verleugnet. Nur er selbst konnte also ihren Unglauben überwinden. Er tat dies, indem er sich mit ihnen versöhnte. Erst das öffnete ihre Augen. Das gemeinsame Essen gab ihnen erneut – und diesmal unwiderruflich – Anteil am Heil. Diesen Aspekt betonen besonders die Evangelien: Das ist der Sinn der Mahlmotive in ihren Erscheinungstexten. Darum feierte die Urgemeinde in jedem Gottesdienst das Abendmahl. Der gekreuzigte Jude aus Galiläa ist der zu Gott erhöhte „Sohn“ Gottes Mit der Versöhnung zugleich schuf der Auferstandene die Erkenntnis, wer er in Wahrheit ist: der von Gott gesandte und zu Gott erhöhte Christus. Dieser Mensch ist also der endgültige Offenbarer dieses Gottes und sein einzigartiges Ebenbild. Als solchen haben ihn die Urchristen dann verkündet, während sie vor seinem Tod noch, wie er, das Reich Gottes verkündeten (Mt 10,7). Der „Sohn“-Titel beinhaltete dabei auch schon die Aspekte der ewigen Erwählung (Präexistenz Christi), Präsenz, Weltherrschaft und Wiederkunft. Der Sohn Gottes ist der kommende Weltrichter Alle Urchristen deuteten Jesu Erscheinen als „Auferweckung“. Das war von ihren jüdischen Glaubensvoraussetzungen her undenkbar: „Auferweckt“ werden sollten die Toten gemeinsam, und zwar erst am Ende der Welt, wenn Gott zum Gericht erscheint. Ein nach jüdischem Recht Verurteilter, der gekreuzigt wurde, galt als von Gott verflucht. Er wäre im jüdischen Glauben nicht auferweckt oder im Endgericht verworfen worden. Die Texte zeigen nach der verzweifelten Jüngerflucht unübersehbar ihre Freude über die überraschende Wende. Jesu Erscheinen war für sie völlig unerwartet und rief zuerst Furcht hervor: Denn damit kam der Richter, um sein Endgericht vorwegzunehmen und in Kraft zu setzen. Besonders Paulus, der Verfolger der Urgemeinde, erfuhr das: Ihm gegenüber zeigte sich der inthronisierte „Menschensohn“ im Lichtglanz der Herrlichkeit Gottes (Apg 9,3; 2 Kor 3, 18). Darauf konnte nur Verstummen, Erblinden und Kniefall folgen. In seiner Berufungsvision fehlen daher das Mahlmotiv, das Sendungsmotiv und der Schriftbeweis: Diesen führte Stefanus bereits, von dessen Missionspredigt (Apg 7) Paulus wohl gehört hatte. Erst nach seiner Taufe empfing er laut Apg 22,16ff den Auftrag zur Völkermission. Das Kommen des Richters wird die Welt vollkommen verwandeln Jesu Auferweckung bekräftigte für die Urchristen die Zukunftserwartung der jüdischen Prophetie (Jes 25,8; 35,10; Hes 37,12–14) und Apokalyptik (Dan 7,2–14) von einer endzeitlichen Verwandlung der Schöpfung und Überwindung des Todes (1 Kor 15; Off 21,3–5). Darum verkündeten sie ihn als „Ersten der Entschlafenen“ (1 Kor 15,20), sahen mit seiner Auferstehung also die Zukunft aller Toten und den Vorschein der neuen Schöpfung voraus und erwarteten sein Wiederkommen noch zu ihren Lebzeiten (1 Kor 15,51; Mk 13,30). Daher spielte das leere Grab in der urchristlichen Verkündigung keine primäre Rolle. Es war nur eine sekundäre Bestätigung für die eigentliche Osterbotschaft. Es betonte die Realität des neuen Lebens Jesu und wies die Angeredeten vom Vergangenen weg zur Zukunft: Was sucht ihr den Lebendigen bei den Toten? (Lk 24,5) Die Geistesgegenwart des Auferstandenen sendet die, die an ihn glauben, zur Völkermission Die Gabe des Heiligen Geistes im Pfingstereignis bekräftigte für die Urchristen die Überwindung des Fluchs der Sprachverwirrung (Gen 11), gab ihnen also Hoffnung auf Völkerverständigung und Frieden (Apg 2,1–11). Schon die ersten Petruspredigten verkündeten Jesu Auferweckung daher als Hinzurufen der Völker und Erfüllung des Völkersegens Abrahams (Apg 2,14ff; 3,12ff; 4,8ff). Diese Erfüllung begann wie zu Lebzeiten Jesu mit dem Heilen der geschädigten Kreatur (Apg 5,12ff). Diese Aspekte oder Dimensionen der Auferstehung Jesu sind im NT untrennbar, treten aber nicht überall zugleich auf. Die weitere Christologie und Soteriologie entfaltete sie dann je nach Situation der angeredeten Gemeinden. Leiden und Kreuzestod Der Tod Jesu Christi war für die Urchristen ebenso zentrales Glaubensthema wie seine Auferweckung. Frühe Credoformeln nennen beide Daten immer miteinander. Sie deuten den Tod sprachlich variabel, aber inhaltlich übereinstimmend als „Dahingabe“ Jesu bzw. Gottes „für“ seine Anhänger, sein Volk und alle Menschen. Schlüssel dazu waren die Abendmahlsworte (Mk 14,22-25 / 1 Kor 11,23-26). Bald wurden diese Bekenntnissätze erzählend entfaltet. Die Passionsberichte der Evangelien werden auf eine gemeinsame Grundform aus der Jerusalemer Urgemeinde zurückgeführt. Sie beantworten je auf ihre Weise die Frage der Jünger nach dem Sinn des Leidens und Sterbens Jesu mit Hilfe der Schrift (Lk 24,14–17). Spätere Gemeindebriefe haben Jesu Tod theologisch verschieden ausgedeutet. Der Passionsbericht bei Markus Das Markusevangelium ist als „Passionserzählung mit ausführlicher Einleitung“ (Martin Kähler) komponiert. Markus verknüpft Jesu Wirken in Galiläa mit Hilfe der Leidensankündigungen (Mk 8,31; 9,31; 10,33) eng mit seinem Ende in Jerusalem und stellt es als Vorwegnahme der in der biblischen Apokalyptik verheißenen Endzeit dar. Mit Hilfe des Konzepts vom Messiasgeheimnis erklärt er, dass Jesus seine Identität zuerst geheim hielt, um sich erst in seinem Sterben als Messias und Menschensohn zu offenbaren. Der markinische Passionsbericht beginnt mit Jesu Ankunft in Jerusalem, gefolgt vom letzten Mahl im Rahmen eines Pessach, Festnahme, Prozess, Übergabe, Kreuzigung und Grablegung Jesu. Der Kern dieses festgefügten Ablaufs kann durch das Urcredo (1 Kor 15,3-5) veranlasst worden sein. Jesus sagt hier am Vorabend seines Todes zu dem versammeltem Zwölferkreis, der für ganz Israel stand und Judas Iskariot einschloss (Mk 14,24 EU): „Das ist mein Blut des Bundes, das für viele vergossen wird.“ Der Ausdruck „für die Vielen“ bedeutet auf Aramäisch eine inklusive Vielzahl, also „für alle“, und zitiert aus (Jes 52,13 –53,12 EU): Dort wird der stellvertretend für das ganze Volk und seine Führer leidende „Knecht Gottes“ verheißen. Manche sehen hier im Anschluss an Joachim Jeremias eine historische Erinnerung an Jesu eigene Deutung in Mk 10,45. Die Kreuzigung Jesu nimmt das Endgericht über die ganze Erde vorweg: Darauf verweisen die Gerichtsfinsternis und das Stundenschema (Mk 15,33), die Gerichtsansagen in Israels Prophetie symbolisch erfüllen (u. a. Am 5,18; Joel 2,2) und aussagen: Hier vollzieht Gott seinen vorherbestimmten Plan. Hier läuft die Frist ab, die aller Gewaltherrschaft gesetzt ist (Dan 7,12). Der Text verkündet also: Das Endgericht über Israel und die Völkerwelt fand schon statt. Gott selbst habe seinen Sohn „dahingegeben“, um Israel und alle Menschen aus diesem Gericht zu erretten. Jesus betet am Kreuz für seine jüdischen Ankläger und römischen Henker mit Worten des 22. Psalms (Mk 15,34): „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ Dieser Psalm wurde seit dem Exil auf das ungerechte Leiden ganz Israels bezogen. Zu Unrecht zum Tod verurteilte Juden beteten so in Babylonien, Rom, Auschwitz, Bergen-Belsen und anderswo bis heute. Jesu Gottverlassenheit hat eine exklusive und eine inklusive Seite. Als der für die Menschheit Gerichtete erleidet er das Gericht stellvertretend für die Menschheit: Nur er kann das, nur er tut das. Niemand anderes kann und soll das noch tun. Als der mit und für alle ungerecht Leidenden schreit er nach Gottes Gerechtigkeit. Beide Seiten sind nicht von der Geschichte des jüdischen Volkes zu trennen. Denn der Beter von Psalm 22 appelliert an den Gott des Exodus und stellt sein Leiden in Israels Gesamtgeschichte hinein. Er betet und leidet mit seinem und für sein Volk (Claus Westermann). Markus überliefert einen Abschiedsschwur Jesu beim Passahmahl (Mk 14,25): „Von nun an werde ich nicht mehr trinken vom Gewächs des Weinstocks, bis ich es neu trinke im Reich Gottes.“ Demgemäß lehnt er am Kreuz den Betäubungstrank seiner Henker ab (Mk 15,23), nimmt aber nach seiner Gerichtsklage (Mk 15,34) den Weinessig aus der Hand von Juden an, die hofften, der Prophet Elija werde ihn retten. Das Gericht Gottes ist also für Markus nicht vom Eingehen (Kenosis) Jesu in die Leidens- und Hoffnungsgeschichte Israels zu trennen. Gerade im Sterben Jesu liege Hoffnung. Gott selbst sei darin präsent, leide und sterbe mit seinem Sohn. Gottes Reich werde kommen und alle Gewaltherrschaft überwinden. Jesus selber habe diese Zusage Gottes für alle hoffnungslos Versklavten und Gefolterten ultimativ bekräftigt, indem er sein Leben am Fest der Befreiung Israels für alle Völker hingab. So begründet die älteste narrative Deutung des Kreuzestodes Jesu eine unkündbare Solidarität von Christen mit Juden und allen zu Unrecht Verfolgten. Deutungsmotive im NT Die Urchristen deuteten Jesu Leiden und Tod großenteils mit biblischen Kategorien und Motiven: Motiv Vorkommen Bindung Mk, Paulus, Hebr Dahingabe Mt, Mk, Lk, Paulus, Eph, Kol, 1Petr für die Vielen (Jes 53) Mt, Mk, Lk, Paulus, Hebr, 1Petr für die Menschheit/die Freunde Joh Fluch Gal Kontrastschema: gestorben (durch Menschen) auferweckt (durch Gott) Apg Leiden für Mt, Mk, Lk, Paulus, Hebr, 1Petr Leiden des Gerechten 1Joh Loskauf Lösegeld Erlösung Mt, Mk, Paulus, Eph, Kol, Pastoralbriefe, 1Petr, Offb Löschung der Schuldurkunde Eph, Kol Muss Mt, Mk, Lk, Joh Pascha(lamm) Mt, Mk, Lk, Joh, Paulus, Offb Prophetenverfolgung Mt, Mk, Lk, 1Thess Sühne Mt, Mk, 1Joh, Paulus, Eph, Kol, Hebr, 1Petr, Offb Versöhnung Paulus, Eph, Kol Urchristliche Titel Die Hebräische Bibel war für die Jünger Jesu und das Urchristentum der Schlüssel, seinen Tod und seine Auferweckung als vorherbestimmten Willen Gottes und in diesem Sinn als Erfüllung der Messiaserwartung zu verstehen. Daraus erklären sich viele Jesu zugedachten Titel mit Bezug zum Tanach (Sohn Davids, Zweiter Adam, usw.) sowie Analogiebildung zu jüdischen Titeln (Adonai – Kyrios, Maschiach – Christos, usw.). Viele historisch-kritische Neutestamentler halten es für wahrscheinlich, dass Jesus sich selber mit keinem der von jüdischer Tradition vorgegebenen Hoheitstitel bezeichnete oder identifizierte. Sohn Davids Dieser Titel bezeichnet den Messias als Nachfahren von König David, der Großisrael gründete, seine Feinde besiegte und den Tempelbau einleitete. David erhielt die Zusage ewiger Thronfolge (2 Sam 7,13f), nachdem er die Bundeslade des alten 12-Stämmebundes nach Jerusalem überführt hatte. Daran knüpfte die Messiaserwartung der Exilsprophetie nach dem Untergang des Königtums an: Der Messias wurde als später „Spross“ der Davidsippe erhofft (Jes 11,1). Dieses Messiasbild war im Volk auch mit der gerechten Rechtsprechung für die Armen und Heilung der Kranken verbunden. Wo Jesus so genannt wird, stehen derartige Erwartungen im Vordergrund. Dem hat Jesus nicht widersprochen (Mk 10,46–52). Aber der neue David sollte Israel auch gewaltsam aus der Hand seiner Feinde befreien: Dem hat Jesus zeichenhaft widersprochen und stattdessen an den machtlosen Messias Sacharjas erinnert (Mk 11,1–10). Er soll auch betont haben, dass der Messias kein Nachfahre, sondern Vorfahre Davids und diesem übergeordnet sei (Mk 12,35f): Das spielte offenbar auf den präexistenten „Menschensohn“ an, der aus Gottes Bereich stamme (Dan 7,13f). Christus „Christos“ (griech.) übersetzt das hebräische Wort Maschiach („der Gesalbte“). Die Salbung des Hauptes mit kostbarem Öl durch einen Propheten zeigte in Israel die göttliche Berufung eines neuen Königs an (1 Sam 10). Der Hoheitstitel bezeichnete also Thronanwärter, die so zu Schutz und Hilfe für das Gottesvolk beauftragt und verpflichtet wurden. Nach dem Untergang des Königtums (586 v. Chr.) wurde der Titel auf den Hohenpriester übertragen. Erst in nachbiblischen Texten wie den Qumran-Schriftrollen bezeichnete er manchmal auch den seit Jesaja für die Endzeit erwarteten Heilsmittler. Die Evangelien verwenden den Titel für Jesus im letzten Sinn, jedoch nur selten und nie in Eigenaussagen Jesu. Die Messiaserwartung wurde demnach von außen an Jesus herangetragen. Dabei betonen die Texte, dass er sich von falschen Erwartungen seiner Zeitgenossen abgegrenzt habe. So folgt dem Messiasbekenntnis des Petrus Jesu Hinweis auf sein notwendiges Erlösungsleiden (die erste Leidensankündigung im Markusevangelium). Da biblische Tradition Könige, Priester und Propheten Israels als von Gott Gesalbte bezeichnet, besagt der Christustitel im NT, dass Jesus alle drei Funktionen für sein Volk und die Völker ausübte und übernahm. Im Erzählzusammenhang wird die Messiaswürde Jesu durch sein Lehren und Entscheiden (Bergpredigt), Heilen und Retten (Wunder Jesu), vor allem aber durch seine stellvertretende Schuldübernahme veranschaulicht. Diese Rolle war im Tanach nicht vom Messias, aber vom Gottesknecht (Jes 53) angekündigt worden. Sohn Gottes In der hebräischen Bibel bezeichnet dieser Titel zum einen jeden gottesfürchtigen Juden, zum anderen das ganze erwählte Gottesvolk (Hos 11,1), meist aber den König Israels (2 Sam 7,14; Ps 2,7; 89,27f u.ö.). Texte aus Qumran verwendeten den Titel einmal auch für den Messias. In dieser Form wird er von Kajaphas an Jesus herangetragen (Mk 14,61) und dann im hellenistisch beeinflussten Urchristentum verwendet. Die Paulusbriefe (z. B. Röm 1,3) und das Markusevangelium (z. B. Mk 15,39) verwenden vorzugsweise den Sohn-Gottes-Titel, um die Besonderheit dieses Messias gegenüber dem Judentum hervorzuheben. Die Adoptionsaussage Gottes im Zusammenhang der Taufe Jesu Du bist mein geliebter Sohn (Mk 1,11 par.) zitiert indirekt Ps 2 (Mein Sohn bist du), der auf ein Krönungsritual für israelitische Könige bezogen wird. Das Johannesevangelium (5,19ff; 8,35f) lässt Jesus von sich oft als „dem Sohn“ oder auch direkt als dem „Sohn Gottes“ reden (Joh 5,25; 9,35-37; 10,36). Gott Jesus selbst nannte sich nie „Gott“. Aber Thomas sprach ihn mit „Mein Herr und mein Gott!“ an (Joh 20,28). Auch in mehreren Briefen wird Jesus ausdrücklich als Gott bezeichnet: „… in seinem Sohn Jesus Christus. Dieser ist der wahrhaftige Gott …“ (1 Joh 5,20); „… Herrlichkeit unseres großen Gottes und Heilandes Jesus Christus“ (Tit 2,13). Weitere in diese Richtung zielende Aussagen finden sich in Joh 1,1; Röm 9,5; Kol 2,2; Hebr 1,8-10; 2.Petr 1,1. Daraus wird gefolgert: „Das NT bezeichnet Jesus als Gott ...“ Eine Gleichsetzung von Jesus mit Gott wird mehrmals auch indirekt ausgedrückt, indem Aussagen wie „Ich bin das Alpha und das Omega“ sowohl im Mund Gottes als auch im Mund Jesu erscheinen (Offb 1,8; Offb 22,13). Menschensohn Auch dieser Titel bezieht sich im Buch Daniel auf einen Heilsmittler der Endzeit. In der Vision vom Endgericht erscheint er nicht mehr als Nachkomme Davids und irdischer König, sondern als Himmelswesen. Er werde Gottes Reich verkörpern und durchsetzen, nachdem Gott selbst das Endgericht über alle irdische Gewaltherrschaft vollzogen habe. Daraufhin würden alle Menschen ihm dienen, und sein Reich werde ewig sein (Dan 7,2–14). Damit hielt die jüdische Apokalyptik in einer Situation der äußersten Existenzbedrohung des Judentums die früheren prophetischen Verheißungen fest, die vom Messias den Völkerfrieden erwartet hatten. Dieser wurde nun nicht mehr als innergeschichtliche Entwicklung, sondern erst vom Kommen Gottes zum Endgericht, also zugleich mit dem Ende der Weltgeschichte, erhofft. Der Menschensohn-Titel taucht im NT nur in wörtlicher Rede Jesu auf. In Texten, die der hypothetischen Logienquelle zugeordnet werden, redet er stets in der 3. Person vom „kommenden“ Menschensohn. Die Frage, ob er sich oder einen anderen gemeint hat, gehört zu den wichtigsten Streitthemen der NT-Forschung. Bei Markus nimmt Jesus schon in Galiläa die Vollmacht des Menschensohns in Anspruch, um Sünden zu vergeben (Mk 2,10 EU) und am Sabbat zu heilen (Mk 2,28 EU). Später kündigt er die Auslieferung des Menschensohns an seine Feinde an (Mk 8,31 EU). Nach Mk 10,35–45 EU sei der Menschensohn zum Dienen, nicht zum Herrschen, und zur Hingabe seines Lebens "für die Vielen" gekommen: Dieser Ausdruck spielt auf Jes 53 an, verbindet also die Menschensohnerwartung mit der Verheißung des leidenden Gottesknechts. Das Sterben des Menschensohns war in Daniels Vision nicht vorgesehen, weil er dort erst erscheint, nachdem Gott Israels Feinde besiegt hat. Die apokalyptische Umkehr der Machtverhältnisse nach dem Endgericht wird im NT also vom vorherigen stellvertretenden Leiden des Stellvertreters Gottes für Israel abhängig gemacht. Darum konnten die Urchristen Jesu Sterben später als der Menschheit dienenden Machtverzicht des Sohnes Gottes (Phil 2,7 EU) und stellvertretende Übernahme des Endgerichts (Mk 15,34 EU) deuten. In den Reden über das Endgericht (Mk 13 EU, Mt 25 EU, Lk 21 EU, Joh 3 EU Joh 5,19–30 EU) erscheint der Menschensohn als Weltrichter. Er vertritt also Gott selbst in dieser Funktion. Nach Ostern ersetzte die Jerusalemer Urgemeinde den Menschensohntitel durch den Kyrios-Titel, um Jesu Erhöhung an Gottes Seite auszudrücken. Nur Stefanus bekannte sich zum erhöhten Menschensohn (Apg 7,56 EU) und wurde dafür vom Sanhedrin zu Tode gesteinigt. Kyrios Kyrios (griechisch: Herr) übersetzt das hebräische Adonai („meine Herren“) ins Griechische. Diese Anrede ersetzte den Gottesnamen JHWH im nachexilischen Judentum; demgemäß verwendete die Septuaginta durchgängig Kyrios an dessen Stelle. Die Urchristen übertrugen diesen Titel auf Jesus: Er kommt für ihn in fast allen NT-Schriften außer den Johannesbriefen und dem Titusbrief vor und ist somit der zweithäufigste Titel Jesu im NT. Der Titel spielt bei Markus und Matthäus eine eher untergeordnete Rolle, wird aber von Lukas häufig verwandt (Lk 1,43 EU, Lk 2,11 EU, Lk 24,34 EU, Lk 1,76 EU). Wilhelm Bousset sah den Titelgebrauch bei hellenistischen Urchristen von griechischen Mysterienkulten her beeinflusst, deren Anhänger ihre Kultgötter als Kyrios anriefen. Die Jerusalemer Urgemeinde habe ihn nicht verwendet.[21] Oscar Cullmann dagegen verwies auf den religiösen Gebrauch des Titels auch im Judentum: Die Urgemeinde habe ihn daher ebenfalls verwendet. Das hebräische adonai und aramäische mar wurden im profanen und religiösen Kontext verwendet. So werden im Genesis-Apokryphon aus Qumran Menschen und Gott ohne sprachlichen Unterschied als Herr (mar) angesprochen. Die Formel Maranatha („Unser Herr, komm!“, z. B. in 1 Kor 16,22 EU) gilt als einer der frühesten Glaubenssätze aus der Urgemeinde neben Phil 2,11 EU (Jesus Christus ist der Herr!). Im NT bezieht sich der Kyrios-Titel auf die Heiligkeit, Machtfülle und Weltherrschaft Jesu Christi. Besonders Ps 110,1 EU wurde zur Übertragung des Titels von Gott auf Jesus herangezogen (vgl. Mt 22,44 EU): „So spricht der Herr zu meinem Herrn: Setze dich mir zur Rechten.“ Der Messias ist in der Bibel ein von Gott erwählter, aber sterblicher Mensch. Dass Juden, die an Jesus als Messias glaubten, ihn wie Gott als Kyrios anriefen, gilt auch als Indiz dafür, dass der historische Jesus den Titel des kommenden „Menschensohns“ von Daniel 7 verwendete. Weil man respektierte, dass Jesus sich vor Ostern so nannte und nun zu Gott erhöht worden war, habe der Kyriostitel den Menschensohntitel nach Ostern ersetzt. Lamm Gottes Der Titel Lamm Gottes (Joh 1,29 EU) steht nach verbreiteter Ansicht für die Sühnopfer-Deutung des Todes Jesu im Rahmen eines Passahfestes, die an die Weissagung vom „Gottesknecht“ Jes 53,7 EU anknüpft. Martin Hastischka bezweifelt jedoch einen auf das Passahlamm, die Opferung Isaaks, oder das Lamm der jüdischen Apokalyptik zurückgehenden Bezug, und hält den Titel für ein allgemein verbreitetes Symbol der Macht- und Wehrlosigkeit. Christus als das geschlachtete Passahlamm hat im Johannesevangelium auch in der Passion eine wesentliche Bedeutung, wo der Tod Jesu mit dem Zeitpunkt des Schlachtens der Pessachlämmer im Tempel synchronisiert wird (Joh 19,14.31-36 EU). Daneben verwenden 1 Kor 5,7 EU, 1 Petr 5,7 EU und die Offenbarung (Offb 5,6 EU) das Bild vom geopferten Lamm. Logos Der Titel Logos λόγος / Wort kennzeichnet im NT den Johannesprolog (Joh 1,1.14). Der Autor – wahrscheinlich der Evangelist – übersetzte hier zum einen das hebräische dabar für Gottes unmittelbar wirkende Rede im Tanach mit einem Zentralbegriff der griechischen Philosophie, zum anderen – und das ist einzigartig – identifizierte er ihn mit der Person des Heilsmittlers und bezog ihn auf dessen Präexistenz vor der Schöpfung. Diese Gleichsetzung unterscheidet den Begriff nach Hans Conzelmann auch von den Begriffen Ebenbild oder Bild Gottes εικων (2 Kor 4,4) und Weisheit (1Kor 1,30) für Jesus bei Paulus. Zweiter/letzter Adam Paulus nennt Jesus den „zweiten“ oder „letzten Adam“ und bezieht ihn damit auf den ersten Menschen in der Schöpfungsgeschichte. Er beschreibt ihn nicht als seinen Nachkommen, sondern als heilenden Gegensatz: Gegenüber dem aus Erde geschaffenen, durch seine Sünde den Tod für die Menschen auslösenden Adam (Röm 5,12 EU) komme Jesus „vom Himmel her“ (1 Kor 15,47) und habe den Tod für die Menschen überwunden (Röm 5,17f). Im Gegensatz zur irdischen (1 Kor 15,45) verkörpere Jesus die pneumatische Existenzform, die er selbst wirkend erschaffe (1 Kor 15,47). Wie Adam zum Stammvater der sündigen Menschheit geworden sei, so gehe aus Jesus die himmlische Gemeinde als „Leib Christi“ hervor (1 Kor 15,48; vgl. Kol 1,18). Weitere Titel und Attribute Zudem finden sich im NT über 40 weitere Titel und Attribute für Jesus: A und O (Anfang und Ende: Offb. 1,8) Arzt (Mt 9,12) Abglanz, Bild Bräutigam (Joh 3,29) Brot (des Lebens: Joh 6,35) Bruder (Hebr 2,11) Ebenbild Gottes (Kol 1,15) Eckstein (Eph 2,20) Erstgeborener (der Schöpfung: Kol 1,15; von den Toten: Offb 1,5) Freund (Joh 15,15) Fürst des Lebens (Apg 3,15) Gerechter (1.Petr 3,18) Gesandter Gesetzgeber Haupt (der Gemeinde: Eph 1,22; 5,23) Heiliger (Gottes: Joh 6,69) Hirte (Joh 10,11) Hoherpriester (Hebr 4,15) Immanuel (Gott-mit-uns, Mt 1,23) Knecht (Gottes: Apg 3,13) Kind König (Joh 18,37; 19,3; Lk 19,38) Leben/Lebendiger (Joh 11,25) Lehrer, Meister (Joh 13,13) Licht (Joh 8,12) Mittler (zwischen Gott und Mensch: 1Tim 2,5) Morgenstern, strahlender (Offb 22,16) Prophet (Joh 6,14) Rabbi (Joh 1,38) Retter/Rettender (der Welt: Joh 4,42) Richter Sündopfer (2Kor 5,21) Tür (Joh 10,7) Vorausgehender (ins ewige Heiligtum: Hebr 6,20) Wahrheit (Joh 14,6) Weg (zu Gott: Joh 14,6) Weinstock (Joh 15,1) Weisheit (1Kor 1,30) Widder (griech. arnion, Offb 5,6 u.ö.) Zeuge (Offb 1,5)